Ob man nun vom "grössten Kriminalroman" (Reich-Ranicki) der Weltliteratur spricht, seit seinem Erscheinen zählt die Geschichte des Rodion Raskolnikow, des verarmten Studenten, der zum Doppelmörder wird, zu den Werken, die man gelesen haben oder jetzt auch gehört haben muss. Raskolnikow, besessen von seiner Idee, dass es "großen Menschen" erlaubt sei "lebensunwertes Leben" mitleidlos zu vernichten, ist seiner mörderischen Tat seelisch nicht gewachsen. Der Nihilismus, der seiner Idee zugrunde liegt, lässt ihn physisch wie psychisch an seiner Tat verzweifeln und zu der Erkenntnis gelangen, dass nur ein Geständnis ihn retten kann. "Die traumwandlerisch klare Sprache verschmelzt psychologische Einsicht und philosophische Erörterung zu einem metaphysischen Thriller, wie er in der langen Geschichte unserer Bücher einzig geblieben ist."
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Diese ungekürzte Einlesung des Klassikers von Dostojewskij folgt der viel gerühmten Neuübersetzung des Romans durch Swetlana Geier. Zu deren Stärken gehörte es, erläutert Wolfgang Schneider, auch das manchmal "Ungeschliffene" des im Diktat entstandenen Buches nicht durch Glättung unter den Teppich zu kehren. Sehr klug, weil kontraintuitiv, findet der Rezensent nun das Konzept des Regisseurs Walter Adler, der nun gerade nicht die Hysterie und das Überbordende betont. Oder vielleicht doch betont - aber gerade, indem es konsequent unterspielt wird. Geradezu unheimlich und "ungut beruhigt" spreche Sylvester Groth die Figuren, das ganze Arsenal der "Verzweiflungsmenschen". Von höchster Qualität sei Groths Lesung, auch die "Studioarbeit". Kleine Mängel gibt es aber doch: Die Aufnahme ist so "leise ausgesteuert", dass man sie nur in stillen Räumen wirklich verfolgen könne. Und kürzere Track-Abstände hätten das Navigieren, klagt Schneider, auch leichter gemacht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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