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2 Kundenbewertungen

Schon auf dem Weg nach Birma kommen Edgar Drake abenteuerliche Gerüchte über den britischen Militärarzt zu Ohren: Anthony Carroll operiere und impfe die Birmanen, versuche aber zugleich, die marodierenden Warlords mit Musik und Poesie zu befrieden. Ein Rebell, der sich der britischen Krone durch seine Beziehungen zu den Einheimischen unentbehrlich gemacht hat. Nach seiner Ankunft im Fort gerät der Klavierstimmer so sehr in den Bann dieses charismatischen Arztes, dass er noch lange, nachdem er den Flügel gestimmt hat, in den Shan-Hochebenen bleibt. Er verliebt sich Khin Myo, eine schöne und…mehr

Produktbeschreibung
Schon auf dem Weg nach Birma kommen Edgar Drake abenteuerliche Gerüchte über den britischen Militärarzt zu Ohren: Anthony Carroll operiere und impfe die Birmanen, versuche aber zugleich, die marodierenden Warlords mit Musik und Poesie zu befrieden. Ein Rebell, der sich der britischen Krone durch seine Beziehungen zu den Einheimischen unentbehrlich gemacht hat. Nach seiner Ankunft im Fort gerät der Klavierstimmer so sehr in den Bann dieses charismatischen Arztes, dass er noch lange, nachdem er den Flügel gestimmt hat, in den Shan-Hochebenen bleibt. Er verliebt sich Khin Myo, eine schöne und gebildete Birmanin, die aber an Carroll gebunden zu sein scheint. Als einheimische Stämme das Fort des Militärarztes angreifen, muss Edgar Drake fliehen. Es ist eine Flucht ohne Hoffnung, denn inzwischen wird der Klavierstimmer von seinen eigenen Landsleuten als Verräter betrachtet, der einem Spion zugearbeitet hat.
Autorenporträt
Daniel Mason studierte Biologie und Medizin an der Harvard-Universität und forschte ein Jahr lang an der thailändisch-birmanischen Grenze über Malaria.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.10.1998

Ein Dakapo für das Verbotene
Kopfmusik: Pascal Merciers "Der Klavierstimmer"

Die heilende Wirkung des Erzählens ist keine Erfindung des nervenkranken Wiens. Was auf Freuds Couch eine "talking cure" hieß, versprach die Literatur früher und ebenso rezeptfrei. Pascal Merciers Roman "Der Klavierstimmer" gehört zu diesem Genre der Lebensbeichte, das die Absolution in die eigene Schreibhand nimmt. Der Leser steckt in der Rolle des Seelenvoyeurs. Er darf dem Sünder in die Seiten schauen. Für den Schreiber ist die Darstellung der Vergangenheit schon ihre Bewältigung. Erfüllt er das selbstauferlegte Gebot der Ehrlichkeit, winkt ihm zum Lohn ein neues Leben. In dem Maße, wie er die Seiten füllt, wird sein Vorleben zu einem unbefleckten weißen Blatt. Die Niederschrift ist der Befreiungsschlag aufs Papier, das Versprechen einer sentimentalisch mißverstandenen Hermeneutik, daß Verstehen und Verzeihen eins seien.

Auch die Geschwister Patrice und Patricia Délacroix, einander ähnlich über ihre Zwillingsnatur hinaus, schließen einen "Pakt des Erzählens". Vierzehn Hefte werden es am Ende sein, nach denen sich ihre Geburt wiederholt, weil sie endlich frei voneinander sind. Abwechselnd liest man ihre Konfessionen, die auf den Ton stiller Verzweiflung festgelegt sind. Langsam ersteht aus diesen Tiefenbohrungen in die Zeit das Panorama einer Familie, in der die Krankheit zum Tode erblich war.

Den Vater verfolgt der Alptraum einer Waisenhausjugend bis in die unbewußte Geste. Obwohl mit Disziplin der Armut entronnen und nun ein angesehener Klavierstimmer, kann er die Last der traurigen Herkunft nicht abschütteln. Er komponiert Opern, um die Anerkennung der ihm gleichgültigen Mitmenschen zu erzwingen; keine wird aufgeführt. Jeder verlorenen Wettbewerb treibt ihn tiefer in die Erfolglosigkeit seines Lebens hinein.

Seine Frau ist eine Balletteuse, der ein Unfall die Hüfte zerschmetterte. Seitdem lebt sie von Morphium und mit einer Vergangenheit, die noch weniger heil als ihre Knochen ist. Wie ihr Mann um das Lebensglück betrogen, hat der Schuldige bei ihr ein konkretes Gesicht, und seiner wird täglich gedacht, weil nur die Wollust des Hasses den Schmerz in Körper und Seele beruhigt. Die Flucht der Zwillinge vor den elterlichen Hysterien gebiert das Ungeheuer einer Intimität, mit der sie das Unglück ihrer Geburtstrennung rückgängig machen möchten. Sie pflegen ihre Verschmelzungsphantasien, bis das Begehren sie über die Tabugrenze in den Inzest zieht. Seit dieser Vereinigung ist die Welt nicht groß genug, um Abstand zwischen sie zu legen. Das Exil wählen sie als Selbstbestrafung, ohne den Erinnerungen zu entkommen. Erst in der Katastrophe des Berliner Elternhauses und im Wiedersehen nach sechs Jahren entdecken sie die Schreibtherapie. Sie wird zu einem zweiten Abschied voneinander, nach dem sie mit den Eltern auch ihre Schuld beerdigen können. Es ist der Stift, der Familienbande endgültig durchtrennt. "Der Klavierstimmer" wählt die Oper nicht nur als Ort der Handlung, sondern bereitet den Leidensarien der Figuren auch ihre Bühne. Dieser Roman macht sich der Oper gleich, weil er sein Gattungsmerkmal: die individuelle Beobachtung des Psychischen, durch das mythologische Ritual ersetzt. Die Figuren leiden nicht an ihrer Seele, sondern an der Wiederkehr des Gleichen. Der Inzest stößt den Kindern nicht zu, sondern vollzieht sich an ihnen als genealogischer Fluch. Schon die Mutter hatte sich des eigenen Vaters vergeblich erwehrt. Das Erlittene gibt sie an den Sohn wie einen Auftrag weiter. Die bürgerliche Familie wiederholt das Schicksal eines griechischen Geschlechts. Der Bürger bannt die Gefahr, indem er sie mit den Namen des Mythos beschwört. Entlastet von der Einmaligkeit, erlaubt sich das Verbotene ein mythisches Dakapo.

Das Buch ist klug, denn es weiß um seine Selbstbedienung an der Weltliteratur; Bildungsbürgerlichkeit teilen die Figuren mit ihrem Autor. Zu trotzig fordert der Vater dem Leben Gerechtigkeit ab, als daß er die Wahl seines letzten Opernstoffes, Kleists "Michael Kohlhaas", dem Zufall zuschieben könnte. Zu theatralisch ist das mörderische Finale mit dem Schuß von der Loge, als daß der Leser sich nicht auf dem philosophischen Trampelpfad durch Schein und Sein wähnte. Wie die Figuren sich im Opernstoff bewußt entlasten, so erleichtert sich der Autor im versteckten Zitat. Den Inzest aus Wagners "Walküre" parodierte schon Thomas Mann in den Wallungen des "Wälsungenblut". Wenn Merciers Zwillinge einander an den Händen halten, ist das nicht die kleinste Ähnlichkeit mit dem Vorgänger. Die Literatur produziert ihre eigenen Verwandtschaften. Den Fluch aber muß nicht länger teilen, wer gut von ihm erzählen kann.

Seitdem Pascal Mercier sein Maskenpseudonym abnahm und unter dem eigenen Namen des Philosophieprofessors Peter Bieri auf der Literaturbühne spielt, mutet die Vielschichtigkeit seiner Romane zwangsläufig an. Wer im Alltag vom Denken nicht lassen kann, wird beim Schreiben sich nicht davon erholen wollen. Deshalb fiel schon bei seinem ersten Roman "Perlmanns Schweigen" die Versessenheit auf, mit der die Sätze sich selbst auf den Sprachleib rückten.

"Der Klavierstimmer" macht diese Beharrlichkeit des Erstlings zur kleinen Tradition. Zur Kunst wird er, weil er das Verschmelzungssyndrom seiner Figuren im suggestiven Satzfluß wiederholt. Deshalb ist die Länge des Romans Teil seiner Artistik. Deshalb weiß er auch um die mögliche Schuld, dem Leser die Regression: die Identifikation mit den Beichtstimmen, angeboten zu haben. Mehrfach fällt im Text das Wort vom "melodramatischen Kitsch", wenn das Leben sich verantwortungsmüde der Oper unterwirft. Mercier-Bieri wagt diesen ernüchternden Hieb nur, um der Schönheit seiner Sätze nicht selbst zu verfallen. Kitsch ist das Menetekel, welches auf der Kulissenwand allzu großer Gefühle aufleuchtet. Der Autor hat es gleich seinen Figuren dort lesen können. Indem er davon erzählen kann, entledigt er sich seiner. Zur Souveränität dieses Buches gehört, die latente Unterstellung von Kitsch vorweggenommen zu haben. THOMAS WIRTZ

Pascal Mercier: "Der Klavierstimmer". Roman. Albrecht Knaus Verlag, München 1998, 509 S., geb., 46,90 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Einen ebenso anspruchsvollen wie beachtlichen Erstlingsroman stellt Irene Binal vor, der ihr trotz einiger dramaturgischer wie erzählerischer Schwächen sehr gefallen hat. "Der Klavierstimmer Ihrer Majestät" erinnert Binal nicht von ungefähr an Jane Campions Film "Piano", und auch Joseph Conrad habe seine Spuren hinterlassen, verrät die Rezensentin, geht es Mason doch zum einen darum, die britische Kolonialherrschaft in Burma im 19. Jahrhundert drastisch zu schildern. Zugleich aber sei das Buch auch ein Entwicklungsroman, der die Fahrt des Klavierstimmers nach Burma als Reise in sein "eigenes verklemmt-viktorianisches Ich" einfängt, so Binal. Der Klavierstimmer Edgar Drake stößt im burmesischen Dschungel auf den Stabsarzt Anthony Carrol, der eine Art Mittlerrolle zwischen den Einheimischen und dem britischen Militär spielt - und aus Selbstüberschätzung verspielt, analysiert Binal. Das Scheitern idealistischer Ideale werde von Mason nicht etwa desavouiert, sondern auf seine tatsächlichen Gründe zurückgeführt - Selbstüberschätzung hier, militärische Borniertheit dort -, erläutert Binal und findet Masons kritisches Plädoyer für den Idealismus durchaus sympathisch.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Daniel Mason hat einen ungewöhnlich eleganten und spannenden Roman geschrieben, der den Leser in eine vergangene Welt versetzt. Ein außerordentlich gelungenes literarisches Debüt: vielfältig, atmosphärisch dicht und reich an sinnlichen Details." (Arhtur Golden, "Die Geisha")

"Dieser Roman schreit nach einer großen Verfilmung, und für Jeremy Irons wäre der Klavierstimmer eine Paraderolle. Unwiderstehlich wie die besten Romane von Kipling, Haggard und Conrad. Ein Meisterwerk!" (Kirkus Review)

"Dieser Roman bietet eine Mischung aus Zeitgeist und Geschichte, die überall in der Welt Leser fasziniert." (Variety)

"Ein bestrickender poetischer Roman, der der gewaltsamen Kolonialpolitik auf den Grund geht und zugleich die Macht der Musik und der Phantasie feiert." (The New York Times)

"Eine tief schürfende Abenteuergeschichte mit einem überraschenden Finale." (The New Yorker)
"Ein bildreicher, poetisch schöner Abenteuerroman über exotische Eindrücke, die Macht der Musik und die Gewalt des Kolonialismus."
Kronen Zeitung

"Auf seiner Reise lernt er eine ihm ganz fremde Welt kennen - und erliegt ihrem Zauber. Nachdenklich und einfühlsam erzählt."
Freundin

"Daniel Masons gut recherchierter historischer Abenteuerroman lässt das Birma der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebendig werden. Er schreibt spannend, kraftvoll und beleuchtet die Problematik des Kolonialismus."
BR Klassik, Dorothea Hußlein

"Mason nimmt uns durch seine bild- und farbenreichen Schilderungen mit auf eine faszinierende Reise aus dem grauen viktorianischen London, über die orientalische Welt Nordafrikas bis hin in die exotischen Gefilde Birmas. (...) poetisch und kraftvoll, mitreißend erzählt."
SWR2, Dorothea Hußlein

"Ein Blick in die wechselvolle Geschichte Birmas, lange bevor das Land Myanmar hieß. Und nicht zuletzt ein Roman, der dem Beruf des Klavierstimmers und der menschenvereinenden Kraft der Musik ein Denkmal setzt."
Buch-Haltung.com

"Daniel Mason ist ein blendender Erzähler."
Kurier

"Ein fesselnder poetischer Roman, der der gewaltsamen Kolonialpolitik auf den Grund geht und zugleich die Macht der Musik und der Phantasie feiert."
The New York Times

"Starke Bilder von schwülen Monsuntagen, exotischen Landschaften und fremden Bräuchen wirken lange nach. Eine erstklassige Abenteuergeschichte."
Brigitte
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