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"Man möchte Rammstedt ständig zitieren." Frankfurter Rundschau
Felix, Konrad und Katharina sind Freunde gewesen. Aber sie haben sich aus den Augen verloren, wie man mit den Jahren vieles ungewollt aus den Augen verliert. Man zweifelt immer öfter, ob man sich für das Leben, das man führt, wirklich entschieden hat. Da bekommen Felix und Konrad einen Brief: Katharina lädt sie zur Hochzeit ein. Sie heiratet einen Tobias, von dem die beiden noch nie gehört haben. Jetzt kommt es darauf an: Überstürzt brechen sie auf, um Katharina davor zu bewahren, sich in einem Leben zu verlaufen, das womöglich…mehr

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Produktbeschreibung
"Man möchte Rammstedt ständig zitieren." Frankfurter Rundschau

Felix, Konrad und Katharina sind Freunde gewesen. Aber sie haben sich aus den Augen verloren, wie man mit den Jahren vieles ungewollt aus den Augen verliert. Man zweifelt immer öfter, ob man sich für das Leben, das man führt, wirklich entschieden hat. Da bekommen Felix und Konrad einen Brief: Katharina lädt sie zur Hochzeit ein. Sie heiratet einen Tobias, von dem die beiden noch nie gehört haben. Jetzt kommt es darauf an: Überstürzt brechen sie auf, um Katharina davor zu bewahren, sich in einem Leben zu verlaufen, das womöglich nicht ihr eigenes ist. Und sich selbst hoffen sie am besten gleich mit zu retten. In einer kuriosen Verfolgung lauern sie Katharina auf und entführen sie in ein Haus am Meer. Nach ein paar Tagen hat die klarsichtige Katharina genug von dem Spiel und stellt ein Ultimatum. In einer schlaflosen Nacht muss Felix das Ziel finden, für das sich ein Neuanfang lohnt.

Der Spiegel lobte Tilman Rammstedt als "präzisen, scharfsinnigen und höchst amüsanten" Erzähler - mit dieser Mischung aus Genauigkeit und Witz stellt sein Roman ganz einfache Fragen: Worum geht es eigentlich im Leben? Welche Entscheidungen müssen getroffen werden? - Und was geschieht, wenn man trotz aller Zweifel seine Wünsche ans Leben ausprobiert?

"Tilman Rammstedts Sätze kommen oft ganz einfach daher. Wenn sie komisch sind, erinnern sie mich an Peter Bichsel, wenn sie ernst sind, erinnern sie mich an das Beste von Thomas Bernhard ... aber man findet vor allem den ganz eigenen Ton." Elke Heidenreich
Autorenporträt
Tilman Rammstedt wurde 1975 in Bielefeld geboren und lebt in Berlin. Bei DuMont erschienen sein Debüt 'Erledigungen vor der Feier' (2003) sowie die Romane 'Wir bleiben in der Nähe' (2005) und 'Der Kaiser von China' (2008). Neben vielen anderen Auszeichnungen (u.a. dem Förderpreis für grotesken literarischen Humor der Stadt Kassel) wurde Tilman Rammstedt mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis geehrt. Auszeichnungen 2009 Literaturpreis der Wirtschaft 2008
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Rezensent Helmut Böttiger ist gehörig genervt von diesem Roman, den er auf keinen Fall als Generationenporträt der heute 30-jährigen verstanden haben will, eher als ganz "kleinen Ausschnitt der Welt". In seinen Augen sind die Geschichte und die "pseudophilosophischen Anwandlungen" seiner Protagonisten im schlimmsten Fall "banal" und im besten Fall "diffus": "Es geht also um irgendeine Sehnsucht" und " ein bisschen Melancholie ist dabei, das ist gut für den Teint". Aber gewisse Metaphern und Bilder, derer sich Rammstedt bedient, kennt man nach Meinung des Rezensenten eben auch schon von "Freddy Quinn oder Nana Mouskouri." Böttiger stört sich auch daran, dass die verwöhnt wirkenden Protagonisten nie sozial verortet werden.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2005

Generation Zufall nimmt ein Bad
Aber was kommt nach dem trocken rubbeln? Tilman Rammstedts Ratschläge für Ratlose

Was wollen wir eigentlich mit unserem Leben? Diese Frage stellen sich Romanfiguren von jeher, ganz besonders jene, die gerade erwachsen werden. Tilman Rammstedt, ein Autor in seinem einunddreißigsten Jahr, hat die Literatur um einige Postpubertanden bereichert, ungefähr in seinem Alter, aber heute dauert die Adoleszenz ja bekanntlich auch gern etwas länger. In einem Haus am Meer sitzen zwei Männer und eine Frau. Sie spielen "Fang den Hut", bereiten Muscheln zu und denken über ihre Zukunft nach: "Wir könnten eine Talkshow moderieren. Wir könnten uns als Trickbetrüger durchschlagen. Wir könnten für einen Posten in der Kommunalpolitik kandidieren." Sie brauchen ein Konzept. Denn die beiden Männer haben die Frau entführt, um sie vor einer Hochzeit und einem eintönigen Leben zu bewahren.

Es regnet ohne Unterlaß an dieser bretonischen Küste, und bei so schlechtem Wetter fällt die Handlung aus. Es geht höchstens ein paar Schritte an den Strand, wo das Meer rauscht und die Nässe und die Kälte von oben in die Kragen kriechen. Sonst hängt das Trio mit der Teetasse in der Hand existentiell ab: "Wir könnten den deutschen Mischwald aufforsten, wir könnten unser Leben der Forschung verschreiben, wir könnten uns in der Jugendarbeit engagieren, wir könnten ein Weltkulturerbe bewahren." Es ist nicht so, daß sie keine Ideen hätten. Im Gegenteil: Die Alternativen prasseln wie der Regen gegen das Fenster. Aber jede Lebensentscheidung scheint zufällig, keine ist zwingend: "Wir könnten Warenhausketten erpressen. Wir könnten Vermögen umverteilen." Im Haus am Meer sitzt die Generation Zufall. Sie ist gelähmt von zuviel Freiheit und weiß nichts mit sich anzufangen.

Tilman Rammstedts Roman lebt von dieser Diagnose und ihren Folgen für Felix, Katharina und Konrad. Die Fülle der Möglichkeiten läßt sie verzweifelt an die Decke oder auf den Frühstückstisch starren. Man hört trockene Schluckgeräusche. Der Autor schildert Phänomene wie das "Verkleben von Zeit", von Leere und Müdigkeit zäh und überzeugend. Manchmal steigert er sie ins Komische. Darüber hinaus füllt der erzählende Felix die klamme Gegenwart mit Rückblicken in die gemeinsame Vergangenheit der Freunde. Sie waren einst als Dreieck miteinander verbunden: von Montag bis Mittwoch Katharina und Konrad, am Donnerstag Katharina und Felix. Auch in dieses Verhältnis sind sie hineingestolpert, aus Versehen, unter Vorbehalt, wie alles, wozu sich die Figuren Rammstedts in der Lage sehen - ebenso wie in "Erledigungen vor der Feier", seinem vielgepriesenen Debüt vor zwei Jahren.

Diese Spätjugendlichen haben es nicht gelernt, sich festzulegen. "Vielleicht", sagen sie, und "schwierig". Wohl fühlen sie sich dabei nicht, aber sie sehen einen entscheidenden Vorteil. So müssen sie ihre Arzt- und Beraterberufe, ihre Doktorarbeiten und Bräutigame nicht wirklich ernst nehmen und können sich dem Übertritt in eine stabile Erwachsenenwelt entziehen. "Wir könnten ein Komplott aufdecken. Wir könnten ein Attentat verhindern. Wir könnten schlechte Menschen mit Torten bewerfen." Das einzige, wozu sie sich nach all diesen Erwägungen entschließen können, ist ein Bad im kalten Meer. Danach rubbeln sie sich gegenseitig trocken. Und dann? Sobald sie trocken sind? Dann bleibt nur der erneute Aufbruch, das Unterwegssein, die Passion aller Adoleszenten auf Europas Plätzen und in den Regionalzügen der Welt. Die drei knacken einen Wagen und fahren los. "Wir könnten ein Museum eröffnen. Wir könnten als Jazz-Trio durch Kellerbars tingeln. Wir könnten Furore machen. Wir könnten unter Gorillas oder Wölfen leben." Oder musizieren, wie es der Autor Tilman Rammstedt macht. Sein Quartett "Fön" spricht und singt und reibt manchmal zur Begleitung Brötchen aneinander.

Tilman Rammstedt: "Wir bleiben in der Nähe". Roman. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2005. 237 S., geb., 19,90 [Euro]

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.01.2006

Pop-Biedermeier
Tilman Rammstedts Fast-Roman „Wir bleiben in der Nähe”
In diesem Buch, das ohne mit irgendwelchen Wimpern zu zucken als „Roman” daherkommt, sind die handlungstragenden Personen so um die dreißig, verhalten sich aber, wie wenn sie siebzehn wären. Okay, sie dürfen schon Auto fahren. Sie fahren auch nachts von Hamburg bis in den letzten Zipfel der Bretagne, Finisterre, an das Ende der Welt, und da ist es dann ganz finster. Wenn sie da sind, reißen sie an den erstbesten Kabeln im Motor herum, damit das Auto nicht mehr anspringt und ihnen auch ihr Führerschein nichts mehr nützt. Das ist der Plot. Aber natürlich dreht sich alles um Männlein und Weiblein.
Es ist nämlich so: Felix, Konrad und Katharina waren in einer unbeschwerten Zeit während des Studiums ein Dreiergespann. Sie gehörten zusammen, wie genau, wird nicht weiter verraten. Außer, dass Konrad dann mit Katharina zusammengezogen ist und sie donnerstags bei Felix schläft. So toll, wie das erst mal klingt, ist es mit der Zeit aber auch wieder nicht. Irgendwann hat Katharina Schluss gemacht und ist nach Hamburg gezogen (die Szene spielt selbstverständlich in Berlin, wo sonst). Drei Jahre gehen ins Land, und dann kommt’s: Katharina kündigt ihre Heirat mit einem Tobias an. Das wollen Felix, der Ich-Erzähler, und Konrad sich dann doch nicht bieten lassen. Da wären ihre Knabenmorgenblütenträume ja wirklich zu Ende. Also fahren sie kurzerhand nach Hamburg, flößen Katharina ein Schlafmittel ein und entführen sie. In die Bretagne eben.
Spielen wir „Fang den Hut”
Es geht also um irgendeine Sehnsucht. Irgendetwas, was offen schien und leicht, soll nicht aufhören, auch wenn man weiß, dass es eh schon vorbei ist. Und ein bisschen Melancholie ist dabei, das ist gut für den Teint. In dem Ferienhaus in der Bretagne, das Konrads Bruder gehört, passiert allerdings nicht viel, Katharina ist sauer und die beiden Jungs wissen nicht so recht, wie sie’s ihr erklären sollen. Sie spielen die ganze Zeit „Fang den Hut”. Die Erzählerstimme garniert das Ganze mit Volkshochschulkursweisheiten und pseudophilosophischen Anwandlungen, die in ihrer Komplexität dem „Fang den Hut”-Spiel gleichkommen. Und es gibt poetische Sentenzen wie die, dass sich auch das Meer nicht entscheiden kann und immer zwischen Ebbe und Flut hin und herwechselt - so etwas hat schon bei Freddy Quinn oder Nana Mouskouri Früchte getragen.
Auf der Kassette, die sie während der Nachtfahrt hören, sind aber andere Sachen drauf, sie heißt „Auto-Mix 02”. Wir sind ja jetzt im Pop-Biedermeier. Deswegen ist alles auch ein bisschen komisch. Wer die Gags, auf die diese Prosa mitunter zusteuert, witzig findet, muss jedoch schon durch etliche Vorabendserien abgehärtet sein. Leitmotivisch kehren Sätze wieder, die alle mit „Wir könnten” anfangen und Möglichkeiten äußern, mit denen durch diese Entführung das Leben wieder so richtig neu anfangen würde. Zum Beispiel: „Wir könnten vom Fischfang leben. Wir könnten eine politische Heimat finden.” Merkwürdigerweise spielt Geld nie eine Rolle. Und es fällt auf, dass die Personen sozial gar nicht verortet werden müssen. Es handelt sich um eine Spezies, deren Studium so dahinflutscht und mit einer wohligen hedonistischen Müdigkeit einhergeht. Felix hat Medizin studiert und ist Arzt in einem Krankenhaus, Konrad macht Managerseminare, und wenn’s eng wird, zieht er Folgendes zu Rate: „Dispokredite und in letzter Zeit auch wieder meine Eltern.” Fang den Hut!
Es wäre völlig verfehlt, dieses Buch für ein Generationenporträt der heute 30-Jährigen zu halten. Es ist ein äußerst kleiner Ausschnitt der Welt, an dem hier herumgeschnippelt wird und der irgendwie von Belang sein soll. Ach, ginge doch nur ein Ruck durch dieses Land! HELMUT BÖTTIGER
TILMAN RAMMSTEDT: Wir bleiben in der Nähe. Roman. Verlag DuMont, Köln 2005. 237 Seiten, 19,90 Euro.
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