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»Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß eine große Sache.« Archilochos Wer kennt sie nicht, die schmatzend-schnaufenden Laute im Laub - und die so wundersame wie wehrhafte Kugel, die sie verursacht? Und wer kennt nicht den Wunsch, es dem Igel gleichzutun und sich zur Not Tausende von Stacheln wie eine Kapuze über den Kopf zu ziehen? Der Igel ist ein scheuer, doch überzeugender Held, der Hasen überlistet, die griechische Philosophie inspirierte und schon seit Jahrmillionen mit kurzen Beinen auf diesem Planeten trippelt. Verena Auffermann folgt der Spur des zweigesichtigen, mitunter…mehr

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Produktbeschreibung
»Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß eine große Sache.« Archilochos
Wer kennt sie nicht, die schmatzend-schnaufenden Laute im Laub - und die so wundersame wie wehrhafte Kugel, die sie verursacht? Und wer kennt nicht den Wunsch, es dem Igel gleichzutun und sich zur Not Tausende von Stacheln wie eine Kapuze über den Kopf zu ziehen? Der Igel ist ein scheuer, doch überzeugender Held, der Hasen überlistet, die griechische Philosophie inspirierte und schon seit Jahrmillionen mit kurzen Beinen auf diesem Planeten trippelt.
Verena Auffermann folgt der Spur des zweigesichtigen, mitunter agressiven Eigenbrötlers mit flauschigem Bauch und stacheligem Rücken: von den Höhlenmalereien in Lascaux über Tolstoi, Dostojewski und die Meckifrisur bis zu japanischen Igelkraulcafés - und entdeckt die verwundbare Stelle des kleinen Achill - es sind die immer wärmeren Winter und die zunehmend trockene Erde, die das Fortleben des so beliebten wie scheuen Stacheltiers bedrohen.
Autorenporträt
Verena Auffermann, geboren in Höxter, wurde nach einer Buchhandelslehre und dem Studium der Kunstgeschichte neben ihrer Tätigkeit als Dozentin und Herausgeberin vor allem als Kritikerin u. a. für DIE ZEIT und Süddeutsche Zeitung bekannt. Darüberhinaus ist sie als Jurorin, Moderatorin und Dozentin tätig. Zahlreichen Veröffentlichungen folgten zuletzt 2009 ein literaturwissenschaftlicher Sammelband, der unter dem Titel 100 Autorinnen in Portraits. Von Atwood biss Sappho, von Adichie bis Zeh im Herbst 2021 in einer erweiterten Neuedition im Verlag Piper erscheint.2016 veröffentlichte Verena Auffermann eine Bildbiografie über Henry James.    
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Kai Spanke schüttelt den Kopf über Verena Auffermanns "imaginierten Igel". Das Buch der Publizistin wolle zwar mit Fehlinformationen über das Tier, etwa von Alfred Brehm oder Aristoteles, aufräumen, mache dabei aber selbst allerlei Fehler. So sei der Igel etwa nicht das einzige Tier, dass giftige Schlangen essen könne, ohne selbst zu sterben - der Weißstorch, der Uhu und der Dachs können das ebenfalls, weiß Spanke. Auch, dass das Herz des Igels über Monate völlig aussetze, sei Unsinn. Ebenfalls wenig anfangen kann der Kritiker mit der "philosophischen Mission" von Auffermanns Igel, der Selbstgenügsamkeit und Disziplin vorlebe, und noch quälender findet er scheinbar die weit hergeholten Igel-Analogien: Bei Terroranschlägen "igelt" der Mensch sich ein, das Coronavirus habe Stacheln wie ein Igel, stöhnt Spanke. Igel-Liebhabern rät er von dieser Lektüre beherzt ab.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.02.2022

Tierischer Eremit
Verena Auffermann porträtiert den Igel

Schon mal zwei Igel in Kuschelstimmung gesehen? Ein Forscher will beobachtet haben, dass sich verpaarte Tiere "in der warmen Jahreszeit in ein Nest legen; ja, zärtliche Igel vermögen es gar nicht, sich von ihrer Schönen zu trennen, und teilen regelmäßig das Lager mit ihr". Hätten sie nicht vier Beine und sechstausend Stacheln, man müsste sie für Menschen halten, denn sie spielen "allerliebst miteinander, necken und jagen sich gegenseitig, kurz, kosen zusammen, wie Verliebte überhaupt zu tun pflegen". Droht keine Gefahr durch Fressfeinde, "sieht man die beiden Gatten wohl auch bei Tage ihre Liebesspiele und Scherze treiben". So jedenfalls sah das der Zoologe Alfred Brehm. Seine Schilderungen sind goldig, aber nicht haltbar.

Deswegen hebt die Publizistin Verena Auffermann in ihrem Buch hervor, Igel seien echte Einzelgänger. Sie wälzen sich übrigens auch nicht, wie von Plinius dem Älteren in seiner "Naturalis historia" behauptet, in Obst, um anschließend die aufgespießten Früchte in hohle Bäume zu schleppen. Der von Aristoteles notierte Verdacht, die Tiere würden sich im Stehen paaren, hielt sich bis in die Neuzeit - obwohl er nicht stimmt.

Auffermann hat den Trugschlüssen rund um den Igel ein eigenes Kapitel gewidmet. Über den Naturforscher Georges-Louis Leclerc de Buffon heißt es dort: "Seine ausführlichen Beschreibungen waren jedoch keineswegs frei von Fehlern und Irrtümern, was zunehmend Zweifel an seinen Kenntnissen aufkommen ließ. Buffon unterteilte zum Beispiel die Spezies der Igel in zwei Gruppen."

Diese Einlassung wiederum weckt Zweifel an den Kenntnissen Auffermanns, denn bei den Igeln handelt es sich nicht um eine Spezies, sondern um eine Familie. An anderer Stelle ist zu lesen: "Igel gehören zur großen zoologischen Familie der Säugetiere und Insektenfresser." Tatsächlich gehören sie zur Ordnung der Insektenfresser und zur Klasse der Säugetiere. Über den Winterschlaf postuliert die Autorin: "Manchmal schlägt das Igelherz nur noch 8 bis 20 Mal in der Minute und nicht 200 bis 250 Mal wie in den wärmeren Monaten. Es kann sogar vorkommen, dass der Herzschlag in seinem abgemagerten Körper von Oktober/November bis März/April völlig aussetzt." Stellt das Herz seine Tätigkeit "völlig" ein, ist der Igel tot - Auferstehung ausgeschlossen.

Da Auffermann ihren Protagonisten also mit den Fähigkeiten eines Superhelden ausstattet, erscheint ihre Behauptung nur konsequent, dass "der Igel als einziges Tier giftige Schlangen fressen kann, ohne sich dabei selbst zu vernichten". Man würde ihm dieses Alleinstellungsmerkmal ja gönnen, aber Weißstorch, Uhu, Dachs und Europäischer Iltis sind dazu ebenfalls in der Lage. Der Schlangenadler trägt seine Lieblingsmahlzeit gleich im Namen. Zwar favorisiert er ungiftige Beute, aber auch vor Kreuzottern und Aspisvipern macht er nicht halt.

Insgesamt erzeugt der von Auffermann imaginierte Igel - wir gehen davon aus, dass es sich um den bei uns heimischen Braunbrustigel handelt - den Eindruck, in philosophischer Mission unterwegs zu sein. Ein im Wortsinn fabelhafter Botschafter höherer Weisheit: "Der Igel ist der Eremit unter den Säugetieren. Er genügt sich selbst, lebt diszipliniert und hält sich an seine eigenen Regeln."

Das klingt vorbildlich für jeden zur Selbsthilfe entschlossenen Leser, der sich vor weit hergeholten Analogien und Assoziationen nicht fürchten sollte. So lässt der Umstand, dass der Igel sich zu einer Stachelkugel einrollen kann, Auffermann zufolge an Joris-Karl Huysmans' Roman "Gegen den Strich" denken, denn darin gehe es um den Rückzug aus der Gesellschaft. Zudem habe sich nach den Terroranschlägen vom elften September gezeigt: "Der verunsicherte Mensch suchte Abstand, blieb zu Hause in seiner Wohnung, schloss Vorhänge und Türen, igelte sich ein."

Und heute? Wütet das Coronavirus, das "aussieht wie eine stachelige Kugel". Die allenthalben geforderte soziale Distanz sei ein großes Problem, denn was "der Igel von Natur aus beherrscht, ist dem Menschen eine Qual". So geht's dahin in diesem Buch, von dessen Lektüre man jedem, der etwas für Igel übrighat, nur warnen kann. KAI SPANKE

Verena Auffermann: "Igel". Ein Portrait.

Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2021. 127 S., Abb., geb., 20,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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