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Azyria Sun

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Insgesamt 700 Bewertungen
Bewertung vom 29.09.2025
Izquierdo, Andreas

Über die Toten nur Gutes / Ein Trauerredner ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Letzte Worte, dunkle Wahrheit – Mads Madsen ermittelt

Worum geht’s?
Mads Madsen ist Trauerredner – einer, der es wagt, mehr zu sagen als die üblichen Floskeln. Er will die Wahrheit erzählen, auch wenn das unbequem sein kann. Als sein Kindheitsfreund Patrick stirbt und er die Rede halten soll, steht er vor einer Frage, die alles verändert: Wer war Patrick wirklich?

Meine Meinung:
Andreas Izquierdo hat diese seltene Gabe, mit Sprache ganze Welten entstehen zu lassen. Seine Worte sind nie zufällig, sie sind wie Pinselstriche, die Bilder malen, Gefühle auslösen und mitten ins Herz treffen. Auch in „Über die Toten nur Gutes – ein Trauerredner ermittelt“ gelingt ihm ein Auftakt, der unter die Haut geht und dabei so viel mehr ist als ein Krimi.

Mads ist eine Figur, die man nicht nur liest, sondern kennenlernt. Ein junger Mann, kaum dreißig, aber mit einer Aura, als sei er aus einer anderen Zeit herübergeschlendert. Intelligent, empathisch, mit einem ganz eigenen Charme. Um ihn herum versammelt Izquierdo ein Figuren-Ensemble, das man sofort ins Herz schließt: sein verschrobener Vater Fridtjof, der mit seinen Eigenheiten Szenen voller Humor und Wärme schenkt, aber auch im richtigen Moment ernst sein kann; seine Geschwister und Famkes Ehemann Robert, die zusammen einen chaotisch-liebenswerten Familienhaufen bilden; Fietje vom Beerdigungsinstitut, Mads’ unverzichtbarer Begleiter im Alltag; und der stille Herr Barnardy, dessen Präsenz so unscheinbar wie unverrückbar ist. Jeder von ihnen trägt dazu bei, dass diese Geschichte lebendig wirkt, voller Farben und voller Herz.

Das Buch selbst ist ein Wechselbad der Gefühle: Es gibt Szenen, die Tränen in die Augen treiben, so ehrlich und feinfühlig sind sie geschrieben. Dann wieder Momente voller Spannung, packende Ermittlungen, lebensgefährliche Wendungen. Und mittendrin Humor, der wie kleine Sonnenstrahlen zwischen die Wolken fällt. Es geht um Drogen, verlorene Freundschaften, Abhängigkeiten, mafiöse Strukturen und um die stille, wichtige Arbeit eines Trauerredners, der zwischen den Toten und den Lebenden Brücken baut. Izquierdo verknüpft all das so kunstvoll, dass die Seiten im Flug vergehen. Dazu dieses Finale! Ein Showdown, der einen förmlich durchrüttelt: klug aufgebaut, emotional aufgeladen und so fesselnd, dass man das Buch am Ende mit Herzklopfen zuklappt – und gleichzeitig sofort nach mehr lechzt. Denn Mads und seine Welt fühlen sich nicht wie Romanfiguren an, sondern wie Menschen, die man ins Herz geschlossen hat. Man will wissen, wie es mit Mills weitergeht, welche Geheimnisse Laura noch birgt, die unscheinbare Frau mit dem spitzbübischen Kern, und welche neuen Facetten dieser wundervollen Figuren Izquierdo uns noch zeigen wird.

Fazit:
Andreas Izquierdos Krimi „Über die Toten nur Gutes – ein Trauerredner ermittelt“ ist ein Auftakt, der alles hat: Spannung, Gefühl, Humor und eine Sprache, die selbst die dunkelsten Themen in leuchtende Geschichten verwandelt. Für mich ein Lese-Highlight, das lachen lässt, bewegt, mitreißt und nachklingt.

Glasklare 5 Sterne – und die ungeduldige Vorfreude auf Band zwei!

Bewertung vom 29.09.2025
Lüftner, Kai

Das krasseste Tier der Erde


sehr gut

Wimmelspaß im Wurmreich

Worum geht’s?
Regenwürmer, klar kennt die jeder. Aber was treiben diese kleinen Bodenhelden eigentlich, die man meistens nur bei Regen sieht? Dieses Kinderbuch zeigt’s: Wir begleiten einen Wurm, dann zwei, dann ganz viele und schauen ihnen beim Graben, Zählen, Küssen und Quer-durchs-Erdreich-Flitzen zu. In fröhlichen Reimen erfahren wir, was die Würmchen den ganzen Tag so machen.

Meine Meinung:
„Das krasseste Tier der Erde“ ist Kai Lüftners liebevolle Liebeserklärung an den Regenwurm. Die Reime sind locker-leicht und sprechen Kinder sofort an: Sie gehen flott von der Zunge, klingen lustig und sorgen beim Vorlesen für Tempo und Grinsen. Inhaltlich bleiben sie allerdings eher an der Oberfläche. Der reine Reim-Teil unterhält wunderbar, vermittelt aber wenig Wissen darüber, wie Regenwürmer wirklich ticken. Genau das holt das Nachwort nach: Dort gibt’s kurze, klare Mini-Texte, die wie ein kleines „Who is Who“ der Regenwürmer funktionieren. Kindgerecht, knackig und tatsächlich lehrreich. Dieser Teil ist richtig stark und macht das Buch runder.

Das große Highlight sind die Illustrationen von Friederike Ablang. Jede Doppelseite ist ein Wimmelspaß mit wiederkehrenden Wurm-Figuren: der Zähl-Wurm, Opa-Wurm mit Bart, die zwei Verliebten beim Küssen und viele weitere Charaktere, die man immer wiederentdeckt. Mein Kleiner (2 ½) hatte schon mächtig Spaß daran, die Würmchen zu suchen und die Reime mitzusprechen, obwohl das Buch offiziell erst ab 4 Jahren empfohlen ist. Gerade die vielen lustigen Details machen es auch für jüngere Kinder spannend und sorgen dafür, dass man beim Vorlesen ständig ins Schmunzeln kommt. Für uns sind die Bilder der eigentliche Hit des Buchs: witzig, verspielt, kurios, manchmal herrlich verrückt und immer liebevoll gestaltet.

Unterm Strich: Text = sehr lustig, aber etwas dünn inhaltlich; Fakten-Nachwort = top; Bilder = absoluter Knaller. Deshalb ziehen wir für den Reim-Teil einen Stern ab, fühlen uns aber insgesamt bestens unterhalten und schlauer.

Fazit
Das Kinderbuch „Das krasseste Tier der Erde“ von Kai Lüftner ist bunt, witzig und voller Details: ein Vorlese-Spaß, der Regenwürmer ins Rampenlicht holt. Weniger Wissensvermittlung in den Reimen, dafür starke Fakten hinten und grandiose Illustrationen von Friederike Ablang vorn. Kinder lachen, Eltern staunen.

4 Sterne von uns!

Bewertung vom 28.09.2025
Dahl, Arne

Kaltes Fieber / Eva Nyman ermittelt Bd.2


sehr gut

Sieben Weltwunder – acht Gräber

Worum geht’s?
Auf dem Skinnarviksberg erhebt sich die schneeweiße Zeus-Statue, eines der sieben Weltwunder. Doch als der Regen einsetzt, zeigt sich ihr grausamer Kern: Im Inneren ist ein Toter, qualvoll erstickt. Mit einer Botschaft – „Du weißt, was du getan hast.“

Meine Meinung:
Mit „Kaltes Fieber“ begleitet man Eva Nyman und ihr NOVA-Team in ihren zweiten Fall – und Arne Dahl hat dafür ein außergewöhnliches Setting gewählt: die sieben Weltwunder. Ein kreativer Plot, der von seinem markanten, präzisen Schreibstil eindrucksvoll in Szene gesetzt wird.

Besonders gefällt mir, dass die Serie nicht nur auf Eva zugeschnitten ist. Ihr Team arbeitet gleichberechtigt, niemand zieht einsam los. Frisell, der ehemalige Waldbewohner, Sarwani, der IT-Spezialist, Ankan und Sonya – alle Figuren bekommen Raum und Bedeutung, was die Dynamik lebendig und authentisch macht.

Der Fall selbst deckt eine beeindruckende Bandbreite ab: die Einführung von Fentanyl und die gezielte Abhängigmachung von Jugendlichen, die extreme Kunstszene à la Banksy, die geheimnisvollen sieben Weltwunder – und immer wieder die Vergangenheit, die unbarmherzig in die Gegenwart hineinwirkt. Die Tatorte sind grandios inszeniert, voller Spannung und Atmosphäre. Gerade hier hätte ich mir noch einen Blick in den Kopf des Täters gewünscht, um das Psychogramm abzurunden.

Und trotzdem: So fesselnd die Handlung von Beginn an ist, hatte ich das Gefühl, dass eine Kleinigkeit fehlt. Schon im ersten Band ging es mir ähnlich – alles passt, alles ist packend, und doch wartet man auf dieses gewisse Etwas, das nicht kommt. Versteht ihr, was ich meine?

Fazit:
Im Thriller „Kaltes Fieber“ schickt Arne Dahl die NOVA in einen spektakulären zweiten Fall, der kreativ um die sieben Weltwunder kreist. Rasantes Tempo, ein starkes Team und jede Menge Spannung sorgen für Hochspannung – auch wenn mir ein letzter Funke gefehlt hat, um es perfekt zu machen.

Von mir gibt es 4 Sterne – und ich bin gespannt auf den nächsten Fall.

Bewertung vom 28.09.2025
McFadden, Freida

Der Lehrer - Will er dir helfen oder will er deinen Tod?


ausgezeichnet

Gefährliche Lektionen – zwischen Schuld und Schweigen

Worum geht’s?
Eve und ihr Mann Nate sind beide Lehrer an der Caseham High. Eves Mentor Mr. Tuttle, ein allseits beliebter Lehrer, musste dort im vergangenen Jahr seinen Posten räumen – angeblich, weil er eine Affäre mit einer Schülerin hatte. Und genau diese Schülerin sitzt nun ausgerechnet in Eves Klasse. Doch kann man ihr wirklich trauen?

Meine Meinung
Schon „Die Kollegin“ hat mir gut gefallen, aber mit „Der Lehrer“ konnte mich Freida McFadden noch mehr überzeugen. Ihr Schreibstil wirkt hier noch intensiver, die verschiedenen Perspektiven sind tiefer ausgearbeitet und haben mich vollkommen in ihren Bann gezogen.

Gerade diese unterschiedlichen Sichtweisen machen den Reiz aus: Mal lassen sie uns tief eintauchen, mal führen sie uns gnadenlos in die Irre. Eve ist mir irgendwie sympathisch und dann auch wieder nicht, aber mit ihrem Schuhtick herrlich menschlich. Addie, das graue Mäuschen, das plötzlich ihre große Liebe findet. Ist es die große Liebe? Nate, der gutaussehende Held – oder doch nicht? Und dann Hudson, Addies Sandkastenfreund, der mich am meisten überrascht hat. Charaktere, die sich gut in die Geschichte einfügen.

Diese entfaltet sich auf spannende Weise: schnell und langsam zugleich. Der Prolog sorgt sofort für Gänsehaut, danach wird alles komplexer und verwirrender – im besten Sinne. Im Mittelpunkt steht die Misshandlung Schutzbefohlener, ein Thema, das unter die Haut geht. Besonders eindrucksvoll fand ich die Opferperspektive. Eve bringt es später selbst auf den Punkt: Jugendliche in diesem Alter sind leicht beeinflussbar und manipulierbar. Ein Gedanke, der mich wirklich erschreckt hat. Blutig ist der Thriller nicht, doch gerade die Twists gegen Ende geben ihm Tempo und Wucht. Vielleicht war es stellenweise fast ein wenig zu viel – aber gleichzeitig auch genau richtig. Was bleibt, sind offene Fragen, die mich nicht loslassen: Jay und Hudson – was steckt wirklich dahinter? Was ist damals mit Eve passiert? Und wie geht es mit Abbie weiter? Vermutlich werden wir nie Antworten darauf bekommen, und genau das macht den Reiz dieses Cliffhangers aus.

Fazit
Freida McFaddens Thriller „Der Lehrer“ hat mich vollkommen überzeugt: facettenreiche Figuren, ein bedrückendes Thema, viele überraschende Wendungen und eine durchgehend beklemmende Atmosphäre. Ein Thriller, der ohne Blut Gänsehaut erzeugt – und große Vorfreude auf den nächsten Teil weckt.

5 Sterne von mir!

Bewertung vom 26.09.2025
Mullen, Kelly

Die Einladung - Mord nur für geladene Gäste


ausgezeichnet

Wohlfühlkrimi mit Escape-Charme

Worum geht’s?
Mimi ist 76, ihr Leben sollte eigentlich still ausklingen. Doch dann erreicht sie eine Einladung ihrer wohlhabenden Nachbarin – begleitet von einem Erpresserbrief, der ihr dunkelstes Geheimnis offenlegt. Eine Absage? Unmöglich. Also nimmt sie ihre Enkelin Addie mit, nicht nur als Beistand, sondern auch, um die zerbrochene Beziehung zwischen den beiden zu kitten. Kaum betreten sie die prunkvolle Villa, geschieht das Unfassbare: Die Gastgeberin wird ermordet, und der Mörder sitzt mit ihnen unter einem Dach.

Meine Meinung:
Mit Kelly Mullens Kriminalroman „Die Einladung – Mord nur für geladene Gäste“ habe ich mich sofort wohlgefühlt. Der Schreibstil hat diese besondere Mischung aus Wärme und unterschwelliger Spannung, die einen direkt in die Geschichte hineinzieht – fast so, als würde man mit einer Decke am Kamin sitzen und gleichzeitig darauf warten, dass gleich ein geheimnisvolles Klopfen an der Tür erklingt.

Mimi und Addie sind als Protagonistinnen ein starkes Duo, das mich sehr begeistert hat. Mimi wirkt zunächst unscheinbar, aber unter der Oberfläche ist sie messerscharf, wachsam und clever. Mit ihrer Beuteltasche, in der sich ein Sammelsurium an kuriosen Dingen findet, sorgt sie immer wieder für Überraschungen. Addie bringt dagegen die moderne, jugendliche Note hinein – frisch getrennt, aber voller Energie und mit ihrem ganz eigenen kriminalistischen Gespür. Dass sie Spieleentwicklerin ist, die virtuell Verbrechen löst, passt wunderbar in diese Geschichte und macht die Zusammenarbeit mit ihrer Großmutter noch reizvoller.

Die Kulisse hat mich regelrecht gefesselt: eine prunkvolle Villa mit verborgenen Gängen, abgeschottet von der Außenwelt durch eine hochgezogene Zugbrücke, dazu ein Schneesturm, der die Insel in eisiger Stille gefangen hält. Natürlich fällt auch noch der Strom aus – ein klassisches Locked-In-Szenario, aber so atmosphärisch und detailreich umgesetzt, dass ich mich selbst wie in einem Escape Room gefühlt habe. Dazu kommt das bunt zusammengewürfelte Ensemble an Gästen: schrill, außergewöhnlich, teils klischeehaft, aber mit so viel Eigenart und Charakter, dass sie zu einem echten Vergnügen werden. Jeder einzelne wirkt verdächtig, jeder trägt ein Geheimnis mit sich – genau die richtige Würze für einen Krimi dieser Art.

Was mich am meisten überzeugt hat, war die Kombination aus Spannung und Humor. Mimis trockene Kommentare sind kleine Glanzpunkte, die immer wieder für ein Schmunzeln sorgen, ohne die düstere Grundstimmung zu verwässern. Und die Auflösung? Clever, raffiniert und für mich absolut gelungen – ein Finale, das alle Fäden zusammenführt und trotzdem noch einen Überraschungseffekt parat hält.

Fazit
„Die Einladung – Mord nur für geladene Gäste“ von Kelly Mullen ist ein Krimi, der mit Wärme beginnt, sich dann aber wie ein Labyrinth aus Schatten und Rätseln entfaltet. Cosy Crime, britischer Humor und mystische Locked-In-Atmosphäre verbinden sich hier zu einem echten Pageturner. Für mich ein rundum gelungenes Leseerlebnis – und es wäre so schön, wenn Mimi und Addie auf in Zukunft wieder gemeinsam ermitteln dürften!

5 Sterne von mir!

Bewertung vom 14.09.2025
Moyes, Jojo

Ein ganz besonderer Ort


sehr gut

Hollywood zum Umblättern

Worum geht’s?
Aus London in ein kleines Städtchen gezogen, versucht Suzanna, sich selbst wiederzufinden. Seit zehn Jahren ist sie mit Neil verheiratet, der unbedingt ein Kind möchte. Doch will sie das überhaupt? Und will sie die Ehe? Mit dem Peacock Emporium eröffnet sich Suzanna einen neuen Weg – und findet dabei weit mehr, als sie erwartet hätte.

Meine Meinung:
Mit „Ein ganz besonderer Ort“ hat Jojo Moyes einem ihrer älteren Werke („Suzannas Coffeeshop“) neues Leben eingehaucht. Wie gewohnt schreibt sie lebendig, bildhaft, emotional – und lässt uns eine Vielzahl von Menschen kennenlernen, die man sofort ins Herz schließt.

Besonders strahlt Jessie, die wahre Seele des Cafés. Sie ist bunt, schillernd, lebenslustig, warmherzig und trägt ihr Herz offen zur Schau. Erst nach und nach traut sich auch Suzanna aus ihrem Schatten und bekommt die Tiefe, die man sich wünscht. Dazu kommen spannende Einblicke in Alejandros Leben und die Geschichten rund um die Gäste, die das Buch bunt und lebendig machen. Auch Suzannas Familiengeschichte birgt jede Menge Potenzial, selbst wenn gerade die ersten Kapitel stellenweise verwirrend wirken. Sie fühlten sich eher wie eine Vorgeschichte an – interessant, aber nicht so recht mit dem roten Faden verbunden. Ähnlich das letzte Kapitel rund um Suzannas Mutter: stark erzählt, nur an dieser Stelle etwas fehl am Platz.

Dafür glänzt der Hauptteil der Geschichte in voller Pracht: Wir bekommen alles, was ein richtig gutes Moyes-Buch braucht – große Gefühle, kleine Dramen, häusliche Abgründe, eine Prise Mord und obendrein dieses einzigartige Kribbeln, das einen die Seiten verschlingen lässt. Jede Emotion sitzt, jede Wendung überrascht und jede Figur trägt dazu bei, dass man sich mittendrin statt nur dabei fühlt. Es ist ein Roman, der einen packt, durchschüttelt, tröstet und zum Lächeln bringt – und dabei nie die Leichtigkeit verliert, die Jojo Moyes ausmacht. Ganz ehrlich: Das Buch liest sich wie ein fertiges Drehbuch. Kino im Kopf, Hollywood zum Umblättern.

Fazit:
Lässt man den verwirrenden Einstieg und das etwas unpassende letzte Kapitel beiseite, bleibt mit „Ein ganz besonderer Ort“ ein Roman voller Gefühl, getragen von facettenreichen Figuren, der sich tief ins Herz schreibt. Jojo Moyes beweist einmal mehr ihr Talent, Herzen zu erreichen.

4 Sternen von mir!

Bewertung vom 12.09.2025
Strobel, Arno

Welcome Home - Du liebst dein neues Zuhause. Hier bist du sicher. Oder?


sehr gut

Welcome Home im Heim des Grauens

Worum geht’s?
Ines und Marco haben es endlich geschafft: ein eigenes Heim, ein Ort für Sicherheit und Geborgenheit. Gemeinsam mit ihrer Tochter Emilia ziehen sie in ihr Traumhaus ein. Doch schon bald wird klar – hinter den Wänden lauert mehr als nur Stille. Was wie ein Neuanfang aussieht, verwandelt sich in einen Albtraum.

Meine Meinung:
Arno Strobel ist bekannt dafür, unsere dunkelsten Ängste wachzurufen – und „Welcome Home – Du liebst dein neues Zuhause. Hier bist du sicher. Oder?“ liefert genau das. Schon das Hörbuch selbst war ein Erlebnis. Sascha Rotermund liest mit solcher Intensität, dass jede Szene zu vibrieren scheint. Ich habe selten einen Sprecher erlebt, der so packend jede Nuance transportiert.

Die Handlung spielt in einem Neubaugebiet, das auf den ersten Blick harmlos wirkt – aber Strobel lässt hier ein Netz aus Verdächtigungen, Misstrauen und Bedrohung entstehen. Besonders Nachbarin Johanna bleibt im Gedächtnis, eigenwillig und unangenehm faszinierend. Auch wenn die Figuren insgesamt nicht tief ans Herz gehen, passen sie perfekt in die Atmosphäre des kleinen Horror-Idylls.

Die Handlung selbst steigert die Spannung mit jedem Kapitel. Meist begleiten wir Marco hautnah und erleben mit ihm, wie sich die bedrohliche Stimmung in der Wohnsiedlung immer weiter verdichtet. Nur vereinzelt wechseln wir die Perspektive zu Emilia oder dem Täter – für mich der einzige Schwachpunkt. Diese Einblicke waren zwar interessant, aber so spärlich gesetzt, dass sie etwas deplatziert wirkten. Hier hätte ich mir entweder deutlich mehr gewünscht oder den kompletten Verzicht. Abgesehen davon spielt Arno Strobel wieder meisterhaft mit unseren Ängsten: nächtliche Geräusche, Schatten, ein plötzlicher Stromausfall – das Ungewisse, das uns im eigenen Zuhause zur Gänsehaut treibt. Handlungen und Reaktionen der Figuren wirken dabei realistisch, die Arbeit der Polizei glaubwürdig, und die Tatorte sind gnadenlos eindringlich beschrieben. So entsteht ein Gefühl alptraumhafter Bedrohung, das einem noch lange im Nacken sitzt. Das Ende überzeugt mit einem runden, fesselnden Finale – für mich eine klare Lese- bzw. Hörempfehlung.

Fazit:
„Welcome Home“ ist ein Thriller, der das wohl vertrauteste Gefühl – Sicherheit im eigenen Zuhause – in pure Angst verwandelt. Mit schaurigen Schauplätzen, nervenzerrender Atmosphäre und einem grandiosen Sprecher, der die Spannung noch potenziert, wird daraus ein Hörbuch, das einfach fesselt und begeistert. Kleine Abstriche bei den Täter- und Emilia-Kapiteln, aber insgesamt Nervenkitzel pur bis zur letzten Minute.

4 Sterne von mir – eine klare Empfehlung für alle, die Lust auf schlaflose Nächte haben.

Bewertung vom 12.09.2025
Hennig, Markus

Waschbär Willi Wunderquatsch - Die Erfindung der Trompetenwurst und weitere verrückte Abenteuer


ausgezeichnet

Terminbanane und Lachalarm

Worum geht’s?
Gemeinsam mit Willi und seinen Freunden erleben wir jede Menge Abenteuer im Stadtpark. Ob Einkaufsbummel, Geburtstag oder Alice und Tick-Tack – hier gibt es wirklich immer was zu erleben.

Meine Meinung:
„Waschbär Willi Wunderquatsch“ ist ein zauberhaftes Kinderbuch von Markus Hennig, wundervoll illustriert von Sabine Büchner. Der Schreibstil ist locker und leicht, genau richtig für die Kleinen – und gleichzeitig so augenzwinkernd, dass auch wir Großen beim Vorlesen unseren Spaß haben. Die Illustrationen sind ein echtes Highlight: bunt, detailverliebt und wimmelnd vor lauter kleinen Gags, die man immer wieder neu entdecken kann.

Zu Beginn lernen wir alle Charaktere kennen – samt Eigenheiten, Stärken und kleinen Schwächen. Das macht es leicht, in Willis Welt einzutauchen und sofort eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen.

Die Geschichten wechseln sich ab zwischen Willis Lieblingsorten und tierischen Abenteuern – eine tolle Mischung! Gerade die kurzen Lieblingsort-Kapitel sind perfekt, wenn die Konzentration am Ende eines langen Tages nicht mehr für eine längere Geschichte reicht. Humor wird hier großgeschrieben: von Wortschöpfungen wie der „Popelsammelstation“ oder die „Terminbanane“ bis zu den italienischen Einsprengseln von Sergio. Da lacht nicht nur der Nachwuchs, da lachen auch wir Erwachsenen mit. Eine tolle Idee auch das Rezept für Mangojoghurt am Ende – wir probieren es definitiv aus, wenn auch nicht in Badewannen-Größe.

Die Altersempfehlung ab 3 Jahren ist vielleicht ein wenig optimistisch, da manche Seiten textlastiger sind. Für die ganz Kleinen sind die Bilder dann manchmal zu spärlich, um die Aufmerksamkeit zu halten. Aber ab Kindergartenalter ist das Buch ein echtes Vorlese-Vergnügen – charmant, abwechslungsreich und voller Herz.

Fazit:
„Waschbär Willi Wunderquatsch“ ist ein rundum goldiges Vorlesebuch, das mit Humor, Herz und herrlichen Illustrationen Groß und Klein begeistert. Eine Mischung, die einfach Spaß macht – und für viele bunte Lesestunden sorgt.

Von uns gibt’s ganz klar 5 Sterne!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.09.2025
Sigurdardóttir, Yrsa

BLUT


ausgezeichnet

Blutige Schatten

Worum geht’s?
Gunndís heuert kurzfristig als Köchin auf einem Fischtrawler an. Dort stößt sie auf ein Kochbuch, das eigentlich vor Jahrzehnten zusammen mit ihrem Vater auf den Meeresgrund gesunken sein sollte. Seit damals gilt er als Schuldiger für den Untergang des Schiffs. Doch war er es wirklich?

Meine Meinung:
Mit „Blut“ setzt Yrsa Sigurdardóttir ihre Reihe um Tyr, Karó und Idunn fort. Offiziell ein Einzelband, fühlt er sich für mich wie ein direkter Bestandteil der Serie an – und reiht sich nahtlos ein. Wieder einmal überzeugt die Autorin mit einem Schreibstil, der von Anfang an eine düstere, packende Atmosphäre entfaltet und den Leser bis zur letzten Seite nicht loslässt.

Im Zentrum stehen diesmal vor allem Tyr und Karó. Idunn dagegen bleibt eher am Rand, wirkt distanziert und kurz angebunden. Genau das sorgt bei mir für Irritation, weil die Figuren in der Reihe nicht konstant gleich präsent sind. Gerade Idunn hätte es verdient, genauso viel Raum zu bekommen wie die anderen beiden. Serienleser können sich die Gründe für ihre Verschlossenheit zwar erschließen, doch Neueinsteiger bleiben an dieser Stelle auf Distanz.

Der Fall selbst – oder besser gesagt die miteinander verflochtenen Fälle – ist wieder einmal ein Paradebeispiel für Sigurdardóttirs erzählerisches Können. Kaum jemand versteht es so wie sie, verschiedene Handlungsstränge nebeneinanderlaufen zu lassen, Verwirrung zu stiften und am Ende alles schlüssig zusammenzuführen. Genau das macht die Faszination aus: Man irrt durch Sackgassen, wird immer tiefer in die Abgründe der Figuren hineingezogen – und merkt erst am Schluss, wie perfekt sich die Puzzleteile ineinanderfügen.

Besonders stark fand ich die beiden Ebenen, die hier nebeneinanderlaufen: Zum einen auf dem Trawler, wo Gunndís mit ihrer Vergangenheit und dem Schatten ihres Vaters konfrontiert wird. Zum anderen die Handlung in der Siedlung, wo ein scheinbar kleiner Nachbarschaftsstreit außer Kontrolle gerät und zum Albtraum eskaliert. Beide Stränge sind beklemmend, beide voller Abgründe – und doch wirken sie nie wie zwei getrennte Geschichten, sondern wachsen langsam, unheilvoll aufeinander zu. Und dann sind da noch die Cliffhanger – das heimliche Markenzeichen der Reihe. In jedem Band bekommen wir kleine Bruchstücke zur Ermordung von Tyrs Mutter, diesmal allerdings keinen Splitter, sondern einen Brocken so schwer wie ein Fels. Dazu kommen zwei weitere Cliffhanger, die wie dunkle Schatten über dem Geschehen liegen und Fragen aufwerfen, von denen ich nicht sicher bin, ob wir jemals Antworten erhalten. Doch genau dieses Spiel mit Andeutungen und offenen Fäden hält die Spannung am Kochen und macht süchtig nach dem nächsten Band.

Fazit:
„Blut“ von Yrsa Sigurdardóttir ist düster, clever konstruiert und durchgehend spannungsgeladen. Die Autorin verwebt Fälle, Abgründe und Geheimnisse zu einem packenden Thriller, der einen nicht mehr loslässt. Besonders die neuen Puzzleteile rund um Tyr und Idunn sind elektrisierend – und die Cliffhanger am Ende treiben den Puls hoch und die Vorfreude auf den nächsten Band ins Unermessliche.

5 Sterne von mir!

Bewertung vom 08.09.2025
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der Tote in der Themse / Mord ist Potts' Hobby Bd.4


ausgezeichnet

Dieser Fall sollte für die Darwin-Awards nominiert werden

Worum geht’s?
Veritys Mann verschwindet – und kaum bittet sie Judith um Hilfe, wird seine Leiche auch schon am Ufer der Themse gefunden. Erschossen. Während einer Party auf einem Ausflugsschiff. Nur hat angeblich keiner der Passagiere etwas davon mitbekommen.

Meine Meinung:
Mit Mrs. Potts’ Mordclub und der Tote in der Themse begleiten wir Judith, Becks und Suzie bereits zum vierten Mal bei ihren Ermittlungen. Robert Thorogood bleibt seinem charmant-britischen Stil treu: spannend genug, dass man weiterlesen muss, aber immer mit einem Augenzwinkern erzählt. Was ich allerdings vermisse, sind die köstlich-skurrilen Badeszenen aus Band 1 und 2, über die ich Tränen gelacht habe.

Judith selbst ist einfach eine Wucht: 79 Jahre, lebenslustige Witwe, scharfzüngig, clever und absolut unvergleichlich. Diesmal darf auch Suzie, Hundeausführerin und Radiostimme, mehr glänzen – schließlich könnte ihr Ex in den Fall verwickelt sein. Becks wiederum ermittelt nicht nur an der Seite ihrer Freundinnen, sondern auch gegen den Freund ihrer Tochter. Ist er wirklich so perfekt, wie er wirkt?

Der Fall ist wieder herrlich inszeniert: solide, geheime Ermittlungen – schließlich darf DI Tanika nicht auffliegen, die ohnehin schon Ärger mit einem Kollegen hat, der aufgrund ihrer Zusammenarbeit mit unseren drei Freundinnen eine interne Ermittlung gegen sie angestoßen hat. Doch wir kennen unsere Judith: ermittelt wird trotzdem. Dieses Mal führt es die drei Freundinnen nicht nur auf ein Boot, sondern auch ins Theater. So viel unterwegs waren sie wohl noch nie. Die Auflösung selbst? Definitiv preiswürdig – ein Fall für die Darwin Awards: absurd, traurig, genial und trotzdem zum Schmunzeln. Und das Setting war die Kirsche auf der Torte: Mitten im Theaterstück, bei Judiths Premiere als Schauspielerin, kommt ihr die entscheidende Erkenntnis. Sie unterbricht die Aufführung – sehr zur Freude des Publikums und zum blanken Entsetzen der Theater-Diva.

Das eigentlich Spannendste: der Abspann! Eine geheimnisvolle große Frau tritt auf, angeblich ihre Stieftochter, und Judiths eigene Vergangenheit wird angedeutet. Was steckt dahinter? Ich will es sofort wissen.

Fazit:
Spannung, Humor, eine Auflösung wie aus dem Lehrbuch und ein Cliffhanger, der einem den Schlaf raubt: Mrs. Potts’ Mordclub und der Tote in der Themse ist beste britische Krimiunterhaltung. Wer Judith und ihre Freundinnen einmal begleitet hat, bleibt dieser Reihe treu.

Von mir klare 5 Sterne – und bitte, bitte schnell den nächsten Band!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.