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MaWiOr
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Bewertung vom 27.09.2025
Kessler, Judith

Kann denn Liebe Sünde sein?


ausgezeichnet

Einst waren es Gassenhauer – Schlager wie „Kann denn Liebe sein?“ oder „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“. Für unsere Großeltern waren es Ohrwürmer, von der heutigen Generation kaum noch gekannt. Noch weniger bekannt ist jedoch, dass sie alle einen einzigen Textdichter hatten: Bruno Balz, der vor allem Texte für zahlreiche bekannte Hits des deutschen Films schrieb.

Die Sozialwissenschaftlerin und Journalistin Judith Kessler, die sich schon zahlreich mit jüdischen Lebensläufen beschäftigt hat, begibt sich in ihrer neuen Publikation auf die Spuren von Bruno Balz. 1902 in Berlin geboren, ist über seine frühen Jahre wenig bekannt. Bereits 1923 veröffentlichte er erste Liedtexte. Seine Karriere begann mit der Filmvertonung Ende der 1920er Jahre. In den nächsten vier Jahrzehnten lieferte er für ca. 200 Filme die passenden Liedtexte. Zarah Leander, Heinz Rühmann und Johannes Heesters wurden mit seinen Liedern zu unvergesslichen Stars.

Als homosexueller Hitschreiber während der Nazizeit stand Balz jedoch immer mit einem Bein im KZ, denn er setzte sich auch öffentlich für die Rechte der Homosexuellen ein. Außerdem schrieb er Opern, Operetten und musikalische Komödien. Nach 1945 wurde er zunächst als „Durchhaltetexter“ des NS-Regimes angeklagt, war dann aber bis Anfang der 60er Jahre noch weiter aktiv und erfolgreich. Danach zog er sich ins Privatleben zurück und starb 1988.

Die biografische Spurensuche wird ergänzt durch historische Aufnahmen und Dokumente. Eine umfangreiche (22 Seiten) Liste der Liedveröffentlichungen von Bruno Balz dokumentiert noch einmal die ungeheure Produktivität des Liedtexters Bruno Balz. Fazit: Eine interessierte Neuerscheinung zur deutschen Musik- und Filmgeschichte.

Bewertung vom 27.09.2025
Grüne, Hardy;Zeitspiel

Kult-Stadien


ausgezeichnet

Für den wunderbaren und informativen Bild-Text-Band ist die Redaktion von „Zeitspiel – Magazin für Fußball-Zeitgeschichte“ in ganz Deutschland ausgeschwärmt und hat zahlreiche Fußballstadien und –plätze aufgesucht. Darüber hinaus hat man in Archiven alte Artikel und Fotoaufnahmen aufgestöbert. In der Neuerscheinung stellen sie über achtzig Fußballsportstätten vor – von der Fußballarena bis zum historischen Regionalplatz.

So reicht das Spektrum vom Münchner Olympiastadion, dem Bremer Weserstadion, dem Hamburger Millerntorstadion oder dem Dortmunder Westfalenstadion bis zu den zugewachsenen Zuschauerrängen im rheinländischen Herdorf oder dem Tiefenorter „Kaffeetälchen“. Alle sind Kultstätten des Fußballs. Lobenswert ist auch, dass zahlreiche ostdeutsche Fußballstadien in die Auswahl aufgenommen wurden, nicht nur das Leipziger Zentralstadion oder die Alte Försterei in Berlin, sondern z.B. auch das Stadion am Fellberg im thüringischen Steinach.

Jedes Fußballstadion wird auf zwei oder vier Seiten vorgestellt, mit meist einer ganzseitigen Farbaufnahme und historischen Informationen. Hier erfährt man z.B. wie die Bielefelder „Alm“ zu ihrem Namen kam oder warum das Kölner Müngersdorfer Stadion manchmal zur Schunkel- und Gesangsmeile wird. Fazit: Ein bemerkenswerter Bild-Text-Band nicht nur Fußballfreunde.

Bewertung vom 27.09.2025
Semff, Michael

ART


ausgezeichnet

Es gibt zahlreiche Kunstkalender; hier ist nun ein immerwährender Kalender, der jeden Tag eine Künstlerin oder einen Künstler vorstellt, die an diesem Tag geboren sind. Zusammengetragen hat diese Auswahl der Kunsthistoriker Michael Semff, der schon einige Publikationen und Kunstkataloge veröffentlicht hat. In seinem Vorwort betont er, dass die Neuerscheinung keine akademische Perfektion beansprucht, vielmehr soll sie als Nachschlagewerk dienen. Die Bandbreite erstreckt sich dabei von der Malerei über Bildhauerei und Architektur bis zur Fotografie sowie von den klassischen Meistern der älteren Kunst bis zur zeitgenössischen Kunst. Die Kunstrichtungen aller Kontinente finden dabei Berücksichtigung.

Den Anfang am 1. Januar macht der amerikanische Fotograf, Galerist und Mäzen Alfred Stieglitz (1864-1946), der ein Wegbereiter der Moderne war. Es folgen der amerikanische Maler Robert Smithson (1938-1973) und der Expressionist August Macke (1887-1914). Am Jahresende wird dann an die kanadische Malerin Elizabeth Armstrong Forbes (1859-1912), den französischen Maler Francois André Vincent (1746-1816) und schließlich am 31. Dezember an den französischen Maler und Grafiker Henri Matisse (1869-1954) erinnert.

Jede Künstlerin und jeder Künstler werden auf einer Seite vorgestellt, mit einer Abbildung eines ihrer Werke und mit einigen biografischen Informationen. Darüber hinaus gibt es noch vier Leerzeilen für eigene Notizen. Fazit: ein bemerkenswerter Kunstkalender, der mit vielen bekannten, aber auch bisher wenig bekannten Künstlern vertraut macht. Die Neuerscheinung punktet außerdem mit einer gediegenen Aufmachung. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 11.09.2025
Schwabach, Erik-Ernst

Bilderbuch einer Nacht


ausgezeichnet

Erik-Ernst Schwabach (1891-1938) ist einer der vielen Verkannten und Vergessenen der deutschen Literaturgeschichte. Um 1912 tauchte er wie aus dem Nichts im Leipziger Literaturmilieu auf. Bekannt wurde er vor allem als Verleger und Mäzen in der Zeit des literarischen Expressionismus. Dem literarischen Werk von Schwabach blieb dagegen zu Lebzeiten des Autors eine positive Aufnahme oft verwehrt.

Jetzt wurde in seinem Nachlass mit „Bilderbuch einer Nacht“ ein Großstadtroman entdeckt. Erstmals wurde der Roman in polnischer Übersetzung 1938 in Polen veröffentlicht. Eine weitere Übersetzung gab es bisher nicht. Handlungsort des Episodenromans ist Berlin Anfang der 1930er Jahre. Schwabach erzählt in knapp vierzig Episoden das Leben und die Gefühle von rund einem Dutzend unterschiedlichen Protagonisten in einer Herbstnacht. Er schildert ihre Sehnsüchte und Wünsche, ihre Nöte und wirtschaftlichen Sorgen. Da ist ein frisch verheirateter Arzt, der beinahe zu einem Seitensprung verführt wird, während seine Frau durch die Geschäfte und Kaufhäuser schlendert, oder der mittellose Arbeiter, der zur Mitwirkung an einem Einbruch überredet wird. Der Erzählstil, der auch das Sittenbild einer Nacht voller Leuchtreklamen, Kinos und Kaufhäuser darstellt, ist der Neuen Sachlichkeit verpflichtet.

Ein großer Dank an den Wallstein Verlag, dass dieser Roman nun erstmals im deutschen Original zugänglich ist. Vielleicht trägt diese Erstausgabe dazu bei, dass Schwabachs Werke wieder in den Fokus rücken. Gleichfalls interessant und informativ das umfangreiche Nachwort des Herausgebers Peter Widlok, der einen Überblick zur Biografie von Erik-Ernst Schwabach gibt.

Bewertung vom 11.09.2025
Wisard, François

Harald Feller. Retter von Verfolgten, Gefangener von Stalin


ausgezeichnet

Der ehemalige Schweizer Diplomat Harald Feller (1913-2003) rettete über 30 Juden das Leben. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges war der junge Feller Legationssekretär in der Schweizer Gesandtschaft in Budapest. Mit der deutschen Besatzung des bisherigen Bündnispartners kam es auch in Ungarn zu der von den Deutschen seit langem geforderten schnellen Durchführung der „Endlösung". Die Verhaftungen von politischen Gegnern und Juden begannen,

Unter persönlichem Risiko repatriierte Feller verfolgte Personen in die Schweiz und beherbergte heimlich schwedische Diplomaten und Juden. Während der fast dreimonatigen Belagerung der ungarischen Hauptstadt durch die Rote Armee leitete er die Botschaft. Anschließend wurde er vom sowjetischen Geheimdienst gefangen genommen und nach Moskau verschleppt, wo er ein knappes Jahr in Stalins Gefängnissen verbrachte. Nach seiner Rückkehr wird er in der Schweiz der Kollaboration mit den deutschen und ungarischen Nationalsozialisten beschuldigt. Diese Anschuldigungen konnte er allerdings widerlegen und er wurde von allen Vorwürfen freigesprochen, was aber kaum wahrgenommen wurde.

Dennoch verließ Feller danach den diplomatischen Dienst, wurde Staatsanwalt in Bern, Regisseur und Theaterschauspieler. Erst in den 1990er Jahren wurden seine Verdienste anerkannt. 1999 erhielt er die Medaille der Gerechten unter den Völkern von Yad Vashem für seine Rettungsaktion von Juden in den Jahren 1944 und 1945 in Budapest. Feller selbst sah sich jedoch nie als Held, sondern als ein Mensch, der nur seine Pflicht getan hat.

Der Schweizer Historiker Francois Wisard hat nun eine erste deutschsprachige Biografie über Harald Feller vorgelegt. Die bewegende Geschichte zwischen diplomatischem Auftrag, persönlicher Überzeugung und politischer Zwangslage basiert auf umfangreichen Recherchen. Wisard versucht, authentisch die Zustände und Begebenheiten im damals besetzten Budapest zu schildern. Anhand zahlreicher, teils unveröffentlichter Quellen und Zeugenaussagen beleuchtet er ausführlich Fellers Verdienste, Berufslaufbahn und dessen Lebensstationen (Budapest, Moskau und Bern). Dabei entsteht neben der vergessenen Biografie von Feller auch ein Überblick über die Schweizer Geschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Bewertung vom 04.09.2025

Sudetenland gestern 2026


ausgezeichnet

Das ehemalige Sudetenland, westlich des Erzgebirges, heute Grenzregion zwischen Tschechien und Polen, ist ein altes Kulturland, das vor allem von deutschen Touristen gern aufgesucht wird. Vor allem das Bäderdreieck mit den drei Kurorten Karlsbad (Karlovy Vary), Franzensbad (Františkovy Lázně) und Marienbad (Mariánské Lázně) und das Riesengebirge sind ein Besuchermagnet.

Beliebt sind auch die Wandkalender mit historischen Ansichten. Das Titelbild der 2026-Ausgabe zeigt eine Ansicht von Karlsbad aus dem Jahre 1907. Die meisten Monatsblätter präsentieren interessante Stadtansichten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, z.B. Ober Politz, Reichenberg, Eger, Krummau, Brünn, Leitme-ritz, Marienbad oder Rumburg. Während das Augustbild den beliebten Winters-portort Spindlermühle um 1920 zeigt, gewährt das Junibild einen Blick auf Herrnskretschen an der Elbe in der Böhmischen Schweiz (1921).

Fazit: Wieder ein interessanter Kalender mit monatlichen historischen Ansichten.

Bewertung vom 04.09.2025

Schlesien gestern 2026


ausgezeichnet

Das ehemalige Schlesien – der heutige Südwesten Polens – kann auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurückblicken, von der heute noch Sehenswürdigkeiten, Bauwerke und interessante Orte künden. Daher zieht es alljährlich viele Besucher hierher, vor allem deutsche Touristen, die das Land ihrer Vorfahren erkunden wollen.

Der „gestern“-Wandkalender 2026 präsentiert wieder historische Schlesien-Ansichten – meist aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Gleich auf dem Titel grüßt das Alte Rathaus (um 1930), das Wahrzeichen der ehemaligen Landeshauptstadt Breslau.

Weitere historische Ansichten von Oppeln, Schweidnitz, Albendorf, Löwenberg, Goldberg, Wünschelburg, Glatz oder Hirschberg bereichern das Motivspektrum. Während zwei Monatsblätter Markttage in Neisse (um 1930) und Waldenburg (1899) zeigen, bringt das Oktoberbild eine Ansicht von der Bober-Talsperre nahe Mauer im Riesengebirge (um 1928). Zum Abschluss präsentiert das Dezemberbild einen Blick auf den Großen Ring der Kreisstadt Liegnitz mit der Evangelischen Oberkirche St. Peter und Paul um 1911.

Fazit: Jeden Monat eine interessante historische Schlesien-Ansicht.

Bewertung vom 04.09.2025

Pommern gestern 2026


ausgezeichnet

Das ehemalige Pommern ist heute ein Großteil der polnischen Ostseeküste. Neben der Hafenstadt Stettin und den Kurorten an der Küste war Pommern vorrangig ein Agrarland. In den letzten Jahren hat sich der Nordwesten Polens jedoch zu einem touristischen Eldorado entwickelt, das vor allem von Tages- und Kurgästen aufgesucht wird.

Wie immer präsentiert die 2026-Ausgabe des „gestern“-Wandkalenders alte Pommern-Ansichten, vor allem aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bereits das Titelbild zeigt einen Blick auf den Stettiner Hafen mit der Hansabrücke und dem Zollamt. Weitere historische Stadtansichten präsentieren Treptow, Arnswalde, Wollin, Falkenburg, Kolberg, Rügenwalde oder Naugard. Während der Februar Fischerhütten in Kamp (um 1936) zeigt, kann man im Juni und Juli das Ostseebad Deep bzw. Sonntagsausflügler in Neustettin bestaunen. Den Abschluss im Dezember bildet dann eine historische Ansicht der ehemaligen Kreisstadt Pyritz mit dem Bahner Tor und St. Mauritius.

Fazit: Eine interessante Reise durch die Vergangenheit von Pommern.

Bewertung vom 04.09.2025

Danzig gestern 2026


ausgezeichnet

Das ehemalige Danzig (das heutige polnische Gdansk) ist mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten und seiner wechselvollen Geschichte ein beliebtes Reiseziel – nicht umsonst wird es häufig auch die „Goldene Stadt“ genannt. Vor allem deutsche Touristen besuchen die Ostsee-Hafenstadt, nicht nur, um die Heimat ihrer Vorfahren sondern auch das moderne Gdansk kennenzulernen. Zusammen mit den benachbarten Städten Gdynia und Sopot bildet Danzig außerdem eine interessante Dreistadt.

Wie in den zurückliegenden Jahren zeigt die 2026-Ausgabe des „gestern“-Danzig-Wandkalenders alte Ansichten, meist zu Beginn des 20. Jahrhunderts. So präsentiert das Titelblatt die Prunkfassade der Rückfront des Zeughauses am Kohlenmarkt um 1930. Während der Januar den Dominikwall (um 1901) zeigt, kann man einen Monat später das Hohe Tor mit dem Stockturm bewundern. Weitere Straßenansichten zeigen die Röpergasse, die Große Krämergasse, die Frauengasse oder die Langgasse. Interessante Motive sind auch der Blick über die Mottlau, auf den malerischen Fischmarkt oder auf das Seebad Zoppot. Das Dezemberblatt zeigt dann abschließend die Markthalle um 1903.

Fazit: Ein abwechslungsreicher Kalender mit interessanten historischen Ansichten.

Bewertung vom 04.09.2025

Ostpreußen gestern 2026


ausgezeichnet

Die 2026-Ausgabe des Wandkalenders„Ostpreußen in alten Ansichten“ will – wie in den zurückliegenden Jahren - mit seinen historischen Ansichten ein Stück Heimatgeschichte in Erinnerung rufen und lebendig halten. Auch wenn das in der momentanen Situation schwierig ist, doch er verfolgt keinerlei politischen Absichten. Vielmehr zeigen die dreizehn Monatsblätter (einschl. Titelbild) Ansichten aus dem ehemaligen Ostpreußen – zumeist aus den 1920er und 1930er Jahren.

So zeigt bereits das Titelbild das ehemalige Königsberg mit der Dominsel mit der Alten Universität und dem Dom. Auf den weiteren Monatsblättern sind ehemalige ostpreußische Stadtansichten zu sehen, z.B. das Fischerdorf Nidden, Ragnit mit der ehemaligen Ordensburg, Nikolaiken, die Kreisstadt Tilsit oder Rastennburg. Auch eher ländliche Motive wie Rößel oder Rhein am Talter Gewässer sind vertreten. Natürlich fehlt auch nicht die Hafenstadt Pillau am Frischen Haff. Den Abschluss im Dezember bildet eine interessante Luftbildaufnahme aus dem LZ 127 von Königsberg aus dem Jahr 1931, in deren Zentrum das Stadtzentrum mit dem Schloss und der Pregel zu sehen ist.

Fazit: Ein interessanter Kalender für Ahnenforscher oder historisch Interessierte.