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PMelittaM
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Köln

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Insgesamt 558 Bewertungen
Bewertung vom 04.10.2025
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschworen / Mörderisches Island Bd.5


sehr gut

Elmas kleine Tochter Adda ist nun sieben Monate alt, und so gibt Elma den Staffelstab der Elternzeit an Sævar weiter, und tritt ihren Dienst auf dem Polizeirevier in Akranes wieder an. Direkt der erste Fall ist herausfordernd. Ein Mann wird in seinem Bett erstochen, an die Wand wurde ein Satz aus einem Kirchenlied geschrieben. Relativ schnell ergeben die Ermittlungen eine Verdächtige, doch diese ist spurlos verschwunden. Wurde sie vielleicht doch auch ein Opfer?

Wie von der Reihe gewohnt, gibt es auch hier neben dem aktuellen Geschehen Rückblicke in die Vergangenheit, allerdings dieses Mal größtenteils nur wenige Wochen zurück. Interessanterweise werden diese zunächst aus der Perspektive des Toten, später aus der Perspektive einer anderen Person erzählt.

Auch die Geschehnisse der Gegenwart werden aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, aus Sicht der Ermittlerin Elma und deren Vorgesetzten Hörður, aber auch aus Sicht verschiedener Personen, die in einem engeren Verhältnis zu Þorgeir, dem Ermordeten, standen. So lernt man einige Charaktere gut kennen, und fängt an, sich selbst Gedanken zu machen, was geschehen sein könnte..

Parallel zu den offiziellen Ermittlungen stellt Sævar eigene Untersuchungen an. Er und Elma haben sich erst kürzlich ein Haus gekauft, die vorherigen Eigentümer hatten mehrere Kisten zurückgelassen, in einer davon findet Sævar Unterlagen, in denen auch der Tote erwähnt wird. Sævar kann sich vorstellen, dass diese Licht in das Motiv der Tat bringen könnten.

So ergibt sich nach und nach ein Blick auf die Ereignisse, die letztlich zum Mord führten. Auch in diesem Fall gibt es wieder Wendungen, die zunächst nicht offensichtlich sind, manches davon hatte ich aber schon erwartet. Am Ende wird der Fall natürlich aufgelöst, es gibt aber dennoch eine Art Cliffhanger, der Elma und Sævar persönlich betrifft. Darauf wird hoffentlich im nächsten Band zurückgegriffen werden.

Ich bin ein Fan der Reihe, doch dieser fünfte Band hat mich nicht ganz erreichen können. Hin und wieder fand ich das Ganze etwas unrealistisch. Nach wie vor punktet der Roman mit seiner Atmosphäre und dem Islandfeeling, sowie mit den Charaktern. Neben einer Karte Islands und einem näheren Ausschnitt um Akranes, gibt es noch ein Personenregister. Beides habe ich nicht unbedingt benötigt, ist aber ein netter Bonus.

Der fünfte Band der Reihe punktet wieder mit seiner Atmosphäre und den Charakteren, hat mir aber nicht ganz so gefallen wie die Vorgänger, manches erschien mir etwas unrealistisch. Ich vergebe dieses Mal 3,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 29.09.2025
Gwynne, John

Frostnacht / Die Blutgeschworenen Bd.2


ausgezeichnet

Die komplexe Geschichte der Trilogie wird mit diesem Band noch komplexer. Zu den bisherigen drei Protagonist:innen kommen zwei weitere hinzu.

Orka gehörte früher zu den Blutgeschworenen, hat diese aber mit ihrem Mann verlassen, um mit dem gemeinsamen Kind sicherer leben zu können. Die Blutgeschworenen sind alles sogenannte Besessene, das heißt, in ihnen fließt Götterblut, in Orkas Fall ist dies das Blut des Wolfsgottes. Nachdem ihr Mann ermordet und ihr Sohn entführt wurde, geht Orka auf die Jagd nach dem Entführer und Mörder, und gleichzeitig auf die Suche nach ihrem Sohn.

Die Götter hatten in früheren Zeiten gegeneinander gekämpft, und werden mittlerweile größtenteils für tot gehalten. Einige ihrer Gebeine wurden von den Menschen in ihre Städte eingebaut.

Elvar ist die Tochter eines Jarl, doch sie wollte ein anderes Leben als das ihr vorbestimmte und schloss sich den Schlachtgrimmen, einer Söldnergruppe, an.

Varg hat ebenfalls das Blut des Wolfsgottes in sich, und war lange ein Sklave, ein Schicksal, das er vielen sogenannten Besessenen teilte. Doch er konnte sich befreien und hat sich den Blutgeschworenen angeschlossen.

Biórr kennt man bereits aus dem Vorgänger, nun wird er zum Protagonisten. In seinen Adern fließt das Blut des Rattengottes. Er hatte sich bei den Schlachtgrimmen eingeschlichen, und ist nun wieder bei seiner eigentlichen Gruppe, den Rabenfütterer. Diese haben es sich zu Aufgabe gemacht, die Drachengöttin Lik-Rifa zu befreien, viele in ihren Reihen sind Drachengeborenen, in denen das Blut Lik-Rifas fließt.

Guðvarr ist der Neffe einer Jarl und vertritt die Seite derjenigen, die die Herrschaft über das Land haben. Er ist hinterlistig und eher feige, und tut wirklich alles dafür, am Leben zu bleiben.

Ich liebe solche Geschichten, in denen es mehrere Hauptcharaktere gibt, aus deren Perspektiven das Geschehen erzählt wird. Jedes Kapitel wird mit dem entsprechenden Namen betitelt, so dass man immer weiß, bei wem man gerade ist. Es gibt einige Überschneidungen, was ich besonders spannend finde, da sich das auch in der Erzählung wiederspiegelt, nicht nur darin, dass sich verschiedene Charaktere treffen, man sieht auch aufeinanderbauendes Geschehen, und somit auch die jeweils anderen Charaktere aus verschiedenen Blickwinkeln.

Die Welt in der die Protagonist:innen leben, ist der nordischen Mythologie angelehnt. In diesem Band wird erstmals auch der südliche Teil bereist, den man allerdings nicht genauer kennenlernt.

Ansonsten ist die Geschichte wieder äußerst spannend, ich habe viel mitgelitten und meinen Favoriten die Daumen gedrückt. Es gibt einige Kämpfe und einige Verluste, aber auch interessante neue Charaktere. Die wichtigsten Charaktere, auch über die Protagonist:innen hinaus, sind im übrigen alle gut gezeichnet und bleiben in Erinnerung. Der Band endet mit einem Cliffhanger, zum Glück ist der Abschlussband bereits erschienen.

Auch der Mittelband der Trilogie konnte mich wieder sofort packen, er hat alles, was für mich eine gelungene Fantasygeschichte braucht, Charaktere, die einen emotional ansprechen, im negativen wie im positiven, eine gut gebaute Welt und eine sehr spannende Geschichte.

Bewertung vom 23.09.2025
Gerstberger, Beatrix

Die Hummerfrauen


ausgezeichnet

Mina fährt mit ihren Eltern und ihrem großen Bruder Christopher jeden Sommer in Urlaub auf die kleine Insel Eagle Island in Maine. Ihr bester Freund dort ist Sam, der Sohn eines Hummerfischers. 1982 soll allerdings das letzte Jahr gewesen sein, irgendetwas scheint passiert, doch niemand spricht darüber.

Im Frühjahr 2000 entschließt Mina sich nach dem Tod ihres Bruders, doch noch einmal nach Eagle Island zu reisen, schafft es aber zunächst nur in das nahegelegene Stone Harbor, wo Ann, eine über 70jährige Hummerfischerin, sie aufnimmt.

Ann ist vor Jahren in Stone Harbor gestrandet, hat dort zunächst mit ihrer Freundin Carolyn einen Gemüseladen aufgemacht, und sich nach der Trennung als eine der wenigen Frauen, die auf Hummerfang gehen, etabliert. Einer ihrer Fänge wurde zu einem Haustier, der blaue Hummer Mr. Darcy.

Auch Anns Freundin Julie ist Hummerfischerin. Nach einem schweren Unfall musste sie ihre Karriere aufgeben, und hat sich nach Maine zurückgezogen.

Der Roman wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, die Hauptstory, die Geschehnisse in 2000 und 2001 aus Sicht der oben genannten drei Protagonistinnen, deren Leben sich immer mehr verbinden. Es gibt aber auch eine Reihe Rückblenden ins Jahr 1982, die überwiegend aus Sicht Judiths, Minas Mutter, erzählt werden. Prolog und Epilog dagegen spielen ungefähr 2018, hier erfährt man auch, was aus vielen Charakteren geworden ist.

Die drei Protagonistinnen, Ann, Julie und Mina lernt man sehr gut kennen. Ich mochte sie sehr schnell, konnte mit ihnen mitfühlen und habe sie gerne begleitet. Auch andere Charaktere werden wiedererkennbar dargestellt, in der Regel subjektiv gebrochen durch die jeweilige Perspektive. Nicht jede:r ist sympathisch, manche:n lernt man auch erst nach und nach besser kennen. Minas Mutter ist aus ihrer eigenen Perspektive schon nicht sehr sympathisch, liest man von ihr aus Sicht ihrer Tochter, erkennt man erst, wie kalt sie tatsächlich ist. Mina tat mir hier oft sehr leid. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen ganz klar Frauen.

Sehr gut gefallen hat mir das Setting. Der Hummerfang steht in dieser Gegend im Mittelpunkt, dazu kommt noch der Tourismus in den Sommermonaten. Dies alles wird sehr gut dargestellt, ich fühlte mich schnell mittendrin. Auch der Hummerfang selbst wird recht ausführlich aufgezeigt, ebenso wird klar, wie gefährlich er sein kann. Die Autorin lebte selbst eine Zeit lang in Maine, hat einige Hummerfrauen kennengelernt, und ist selbst mit hinausgefahren. Das Ganze hat sie so beeindruckt, dass es zum Thema ihres Debütromans wurde. Sie weiß also, wovon sie erzählt.

Mit dem Ende war ich erst nicht so ganz glücklich, mir persönlich bleibt es etwas zu offen, aber letztlich kann ich damit doch leben, eine eigene Vorstellung habe ich auf jeden Fall.

Wer gerne berührende Lebenswege durchdachter Charaktere begleitet, ist hier genau richtig, dazu gibt es ein interessantes, gut ausgearbeitetes Setting. Nur das Ende hätte ich mir ein bisschen anders gewünscht. Ich vergebe daher 4,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 20.09.2025
Morosinotto, Davide

Greta Grimaldi und der Junge aus dem Schatten


sehr gut

1829: Dr. Giuseppe Grimaldi, Arzt und Detektiv, erhält einen Auftrag aus Nürnberg. Dort ist vor einiger Zeit Kaspar Hauser aufgetaucht, ein Junge, der viele Rätsel aufgibt. Nun hat Kaspar Drohbriefe erhalten, und Dr. Grimaldi soll deren Herkunft feststellen. Mit Grimaldi reist dessen 14jährige Tochter Greta, die ihm bei seinen Ermittlungen hilft.

Vor ein, zwei Jahren las ich „Shi Yu“ von Davide Morosinotto, einen sehr spannenden Roman, der mir sehr gut gefallen hat. Ich hatte mir daher einen ähnlich packenden Roman erhofft, bin aber eher enttäuscht worden. Nicht, dass der Roman um Kaspar Hauser gänzlich bei mir durchgefallen ist, möglicherweise waren auch einfach meine Erwartungen zu hoch.

Kaspar Hauser ist mir schon seit meiner Kindheit ein Begriff, allerdings wusste ich nur relativ oberflächlich über ihn Bescheid. Hier nun erfahren ich einiges mehr aus seinem Leben, , der Autor hat gut recherchiert. Ich habe parallel auch ausführlich gegoogelt. Bis heute ist Kaspar ein Rätsel, in diesem Roman werden einige Theorien über ihn angesprochen und auch eine neue über sein Ende entwickelt.

Optisch hat mir der Roman sehr gut gefallen, schon das Cover spricht mich auf gewisse Weise an, innen wird aber noch einiges mehr geboten. Es gibt sehr viele passende schwarz-weiße Illustrationen, sowie eine farbige Karte des historischen Nürnberg, in der die wichtigsten Schauplätze markiert wurden.

Der Roman basiert auf historischen Gegebenheiten, und so sind außer Kaspar Hauser noch einige weitere Charaktere historische Persönlichkeiten. Die fiktiven Geschehnisse harmonieren gut mit den tatsächlichen, und bringen den Leser:innen Kaspar Hauser näher, der unbestreitbar auch heute noch interessant ist. Man lernt ihn hier allerdings nur am Rande kennen, sieht ihn eher durch andere Charaktere, aber ich denke, das passt gut zu diesem rätselhaften jungen Mann. Leider fehlt dem Roman Spannung, diese kommt nur hin und wieder kurz auf.

Erzählt wird aus Gretas Perspektive, sie stromert durch Nürnberg, lernt früh Kaspar und viele der anderen Charaktere kennen, während ihr Vater zunächst nur im Hotel bleibt, und vor allem aus Zeitungensberichten das Rätsel beleuchtet. Für mich störend ist, dass Greta sich verliebt, das wirkt auf mich sehr aufgesetzt. Ich denke, dass der Roman auch ohne das funktioniert hätte. Insgesamt ist mir leider kener der Charaktere wirklich nahe gekommen.

Am Ende gibt es eine, natürlich fiktive, Erklärung für die Bedrohungen. Diese ist okay für mich.

Kaspar Hauser ist bis heute ein Rätsel geblieben, wahrscheinlich wird er das auch in Zukunft sein. Mit diesem Roman erfährt man viel über ihn, lernt Theorien kennen. Der Autor hat in meinen Augen diesen rätselhaften Menschen den Leser:innen gut nahe gebracht. Man wird angeregt, sich mit dem Fall Kaspar Hauser zu beschäftigen, die Theorien zu bewerten, und sich zu überlegen, was man selbst für möglich hält. Leider sind mir die Charaktere nicht nahe gekommen. und leider ist der Roman weniger spannend, als ich gehofft hatte. Ich vergebe 3,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 12.09.2025
Peinkofer, Michael

Das Gesetz der Orks / Orks Bd.3


ausgezeichnet

Die Orkbrüder Balbok und Rammar konnten ihre Gier nicht beherrschen und sind von jetzt auf gleich auf einer fremden Insel gelandet. Schnell stellen sie fest, dass es kein guter Ort ist, hier werden Orks versklavt und Elfen sind böse und grausame Herrscher. Das geht natürlich gar nicht, das müssen Balbok und Rammar wieder in die richtigen Bahnen lenken

An dem Ort, von dem die beiden Orks verschwanden, tauchen dafür wie aus dem Nichts mehrere Elfen auf, Elfen, die so gar nicht den Elfen, die man bisher auf Erdwelt kannte, gleichen. Das müssen auch Alannah und Corwyn bald feststellen. Und diese Elfen, die schnell als Dunkelelfen erkannt werden, sind nicht die einzige Überraschung für die beiden Herrscher, denn es tritt auch ein Zauberer in ihr Leben, der Alannah offenbar von früher kennt, auch wenn sie sich nicht an erinnern kann.

Der Abschlussband der Trilogie bringt eine ganze Reihe Überraschungen mit, und leitet zudem zur nächsten Trilogie des Autors über, in der es um Zauberer geht, und die Jahrhunderte vorher spielt. In diesem Band erhält man schon eine gewisse Ahnung davon, um was es dort gehen könnte. Diese Trilogie ist bereits komplett erschienen. Und auch Rammar und Balbok haben bereits weitere Romane erhalten, es gibt also noch einiges zu lesen.

Wenn Balbok und Rammar mit im Spiel sind, geht es nicht ohne Humor, die beiden, vor allem Rammar, sind einfach zu durchgeknallt. Das heißt aber nicht, dass es nicht auch sehr spannend werden kann. Denn die beiden, und nicht nur sie, kommen immer wieder in gefährliche Situationen, im Falle der beiden Orks sind diese oft sogar regelrecht wahnwitzig. Ich mag es, auf welche skurrilen Ideen Michael Peinkofer manchmal kommt.

Die Kapitelüberschriften sind, ich mag diese Idee, alle auf Orkisch. Damit man sie, und auch die Wörter, die Balbok und Rammar mitunter benutzen, verstehen kann, findet man im Anhang die Übersetzungen, sowie einiges Wissenswerte über die Sprache der Orks. Man kann aber auch einfach weiterlesen und den Lesefluss ungestört lassen. Balbok und Rammar versteht man in der Regel auch aus dem Kontext. Ebenfalls im Anhang findet man ein Orkisches Rezept, die Zutaten dürften aber eine Herausforderung sein.

Der Abschlussband dieser Trilogie ist noch nicht das Ende der Geschichte der beiden Orks. Mittlerweile sind weitere Bände erschienen. Die Trilogie hat trotzdem einen guten Abschluss erhalten, es werden Geheimnisse gelüftet, Gefahren bestanden, und die Bruderliebe der beiden ist weiterhin besonders … Wer Fantasy mit Humor mag, sollte es einmal mit diesen Orks versuchen.

Bewertung vom 10.09.2025
Piper, CJ

The Deer and the Dragon / No Other Gods Bd.1


ausgezeichnet

Marlow kommt aus armen Verhältnissen, hat als Escort gearbeitet und damit viel Geld verdient, ist nun Bestsellerautorin – und hat seit ihrer Kindheit einen imaginären Freund. Letzteres wird nun in Frage gestellt, und nicht nur das, Marlows gesamtes Weltbild wird erschüttert.

Ich hatte nur die erste Seite der Leseprobe gelesen, und mir das Ebook direkt gekauft. Nach etwa einem Viertel des Romans habe ich mich dann gefragt, warum ich ihn mir eigentlich geholt habe, denn er schien so gar nicht meinem Beuteschema zu entsprechen. Klappentexte vergesse ich, gerade bei Ebooks, meistens schnell. Nicht, dass mir der Roman bis dahin nicht gefallen hat, im Gegenteil, Piper Cjs Schreibstil spricht mich sehr an. Kurz danach wusste ich es dann wieder, denn natürlich fällt er in mein Beuteschema, warum hätte ich sonst die Leseprobe gelesen.

Etwa bei 30 % nämlich wurde klar, dass Marlow in einer Welt lebt, die neben den Menschen auch von anderen Wesen bevölkert wird, Götter, Dämonen, Engel, ganze Pantheons. Und so lernen wir hier auch zum Beispiel Fauna kennen, das ist natürlich nicht ihr echter Name, den behält man in so einer Welt nämlich besser für sich, die der nordischen Mythologie entsprungen ist. Fauna ist ein Charakter, wie ich ihn mag, ein bisschen durchgeknallt, aber sehr sympathisch. Sie bleibt natürlich nicht das einzige Wesen, das wir näher kennenlernen, und natürlich sind nicht alle so nett wie sie.

Marlow erzählt ihre Geschichte selbst in Ich-Form, es gibt auch Rückblenden, zum Beispiel in ihre unglückliche Kindheit. Auch Marlow mag ich, auch wenn sie sich nicht immer sehr geschickt anstellt, aber wer würde das wohl, an ihrer Stelle.

Der Roman bringt auch einiges an Spice mit, etwas war ich nicht unbedingt in meiner Lektüre brauche, aber hier passt es gut zur Geschichte, und wirkt auch nicht übertrieben oder aufgesetzt. Natürlich sind die männlichen Protagonisten besonders gut gebaut, aber was erwartet man von Engeln, Göttern und Dämonen auch anderes. Naja, eigentlich sollten sie es nicht unbedingt nötig haben, aber immerhin ist das ein Roman mit Spice!

Ihr merkt es wahrscheinlich schon: Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Ich mag die Mischung aus Humor, Spannung und Pantheons sehr gerne. Und ich mag auch die Protagonist:innen, finde die Antagonist:innen interessant und bin gespannt, als was sich die Wesen, die man noch nicht richtig einordnen kann, entpuppen werden. Der Roman ist ein erster Band, und er endet mit einem Cliffhanger. Der zweite Band ist bereits auf Deutsch erschienen, im Original ist bereits ein dritter Band angekündigt und laut Homepage Piper Cjs wird es auch einen vierten geben.

Der Roman hat mich sehr gut unterhalten, Humor, Spice und Spannung sind perfekt gemixt, die Welt und die Charaktere sind interessant, der Einbezug vieler verschiedener Religionen, Mythologien und Legenden gefällt mir gut. Ich bin gespannt auf die weiteren Bände und spreche gerne eine Leseempfehlung für erwachsene Genrefans aus.

Bewertung vom 06.09.2025
Qingsong

Die Schlacht der Berge und Meere 1


sehr gut

Die Menschen sind am Ende der Nahrungskette, haben keinen Fressfeind zu fürchten, was sich leider auch in ihrem Handeln anderen Lebewesen gegenüber ausdrückt. Doch eines Tages erscheinen die scharlachroten Nebel, die alle Menschen, die sich in ihnen befinden, tötetn Die wenigen Überlebenden fliehen nach oben auf die Berge, wo sie ihre neue Heimat etablieren. Dreihundert Jahre später gibt es drei Reiche:Tieliu, Danzhu und Qingpiu.

Zwischen den Herrscherhäusern der Tieliu und Qingpiu wird eine Heirat vereinbart, zu diesem Zweck ist ein Treffen der zukünftigen Brautleute geplant. Dabei passieren schlimme Dinge, der Nebel erscheint, Feinde greifen an, es gibt Tote.

Die Geschichte basiert auf der chinesischen Folklore. Sie ist nicht immer leicht zu lesen, ich brauchte etwas, um die Zusammenhänge zu verstehen, manche Szenenwechsel machten es mir schwer, auch neue Personen konnte ich nicht immer gleich zuordnen. Doch davon sollte man sich nicht abhalten lassen, insgesamt hat mich die Geschichte gefesselt.

Zeichnungen, Erzählweise und Geschichte passen sehr gut zusammen. Neben dem ernsten Thema gibt es auch humorvolle Szenen, oft ist es aber eher brutal und blutig. Im Anhang findet man einige Konzeptzeichnungen, die noch einmal die Qualität der Zeichnungen zeigen.

Ich brauchte ein bisschen um in die Geschichte zu finden, habe nach dem Lesen noch länger darüber nachgedacht. Insgesamt hat mich der Band gefesselt, ich bin gespannt, wie es weitergehen wird. Wegen der doch oft blutigen Szenen empfehle ich den Band für erwachsene Leser:innen.

Bewertung vom 05.09.2025
Williamson, S. F.

Die Sprache der Drachen


gut

Britannia, 1923: Die 17jährige Vivien Featherswallow möchte nichts lieber, als an der Akademie für Drachenlinguistik aufgenommen zu werden, dafür tut sie wirklich alles. Als die Kanzlerin der Akademie, Rita Hollingsworth, zu ihrer Familie zu Besuch kommt, hofft sie, diese von sich überzeugen zu können, doch dann kommt alles ganz anders, denn ihre Eltern werden als Rebellen verhaftet, und Vivien und ihrer kleinen Schwester Ursa droht der Absturz in die unterste Gesellschaftsklasse.

Der Roman spielt in einer Parallelwelt zu unserer, neben Menschen bevölkern Drachen die Erde, erst vor nicht allzu langer Zeit endete in Britannia, unserem Großbritannien, ein Krieg zwischen diesen beiden Völkern, nun gibt es ein Friedensabkommen, das allerdings für beide Seiten auch Nachteile mit sich bringt, weswegen sich Rebellen etabliert haben.

Menschen und Drachen sprechen zwar unterschiedliche Sprachen, doch es gibt in beiden Völkern welche, die die jeweils andere Sprache sprechen. Vivien ist darin besonders begabt. Sie bekommt daher noch eine Chance. Mit mehreren anderen jungen Menschen soll sie bestimmte Drachenfähigkeiten näher erforschen, sie selbst soll eine besondere Drachensprache nutzbar machen.

Der Plot klingt sehr interessant, Drachen und die Besonderheiten von Sprachen finde ich interessant, ich mag auch Welten, die nah an unserer eigenen sind. Und in diesen Bereichen konnte der Roman mich auch abholen. Die Drachen sind so unterschiedlich wie Menschen, jedes Individuum ist anders. Es gibt ein paar, die man ein bisschen näher, aber leider nur eine Drachin, die man relativ gut kennenlernt. Die Autorin ist selbst Dolmetscherin, sie weiß, dass es nicht damit getan ist, Sprachen wörtlich zu übersetzen, das fließt auch sehr gelungen in die Geschichte ein. Die besondere Sprache der Drachen, wird nach und nach aufgedeckt, ihre Besonderheiten gefallen mir gut. Auch die Welt ist der Autorin gut gelungen, selbst wollte ich aber nicht in ihr leben, vor allem nicht in diesem Britannia.

Weniger abholen konnte mich der Roman mit seiner Protagonistin. Diese ist in meinen Augen sehr unsympathisch, unglaublich, was sie aus Selbstbezogenheit bereit ist, zu tun. Die Autorin lässt sie selbst in Ich-Form erzählen, dadurch war es für noch schwieriger, ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen zu können. Durch und durch indoktriniert konnte sie sich kaum anderen Meinungen und Gedankengängen öffnen, und wenn doch, war das Warum für mich wenig nachvollziehbar, wirkte zu aufgesetzt. Leider kamen mir auch die anderen Charaktere nicht nahe, nur bei ein, zwei gelang das ein Stück weit. Das sorgte leider dafür, dass ich emotional kaum angesprochen wurde. Die Liebesgeschichte zwischen Vivien und einem der anderen Jugendlichen konnte ich weder nachvollziehen noch nachfühlen. Schwierig finde ich auch die doch sehr explizite Gewalt, auf die man hier in vielfacher Form trifft. Schon das Gesellschaftssystem an sich mit seinem ungerechten Klassensystem gehört dazu, es wird aber noch deutlich unangenehmer.

Im Anschluss an den Roman enthält das Buch noch ein Bonuskapitel, in dem die erste Begegnung mit Vivien aus Sicht des anderen Parts der Liebesgeschichte berichtet wird. Das Ende des Romans ist leider noch nicht das Ende der Geschichte. Ob ich weiterlesen möchte, weiß ich noch.

„Die Sprache der Drachen“ lässt mich zwiegespalten zurück. Der Plot ist interessant, ebenso die Welt sowie die Drachen und ihre Sprachen. Mit der Protagonistin wurde ich dagegen gar nicht warm, und auch die anderen Charaktere blieben mir zu oberflächlich und berührten mich bis auf wenige Ausnahmen kaum. Es fällt mir schwer, den Roman abschließend zu beurteilen, aber ich fürchte mehr als gute 3 Sterne bleiben nicht übrig. Das Potential der Geschichte wurde nicht ausgeschöpft.

Bewertung vom 04.09.2025
Gaiman, Neil

Traumland / Sandman Bd.3


ausgezeichnet

Der dritte Band der Reihe ist schmaler als die bisherigen und enthält vier Kurzgeschichten, die inhaltlich nicht miteinander verbunden sind.

Sie handeln von einer gefangengehaltenen Muse, die eine besondere Beziehung zu Dream hat, von Katzen, die nicht mehr schwächer als Menschen sein wollen, von einer Schauspielgruppe, die besondere Zuschauer hat und von einer Frau mit außerordentlichen Kräften, die ihr mehr schaden als nutzen.

Wie gewohnt, sind die Geschichten nicht nur gut erzählt, sondern auch wunderbar in Szene gesetzt. Und so kann ich auch diesem Band wieder volle Punktzahl geben und freue mich auf den nächsten.

Bewertung vom 29.08.2025
Corland, Mai

Four Ruined Realms / The Broken Blades Bd.2


ausgezeichnet

Aeri, Euyn, Mikail, Sora und Royo sind unterwegs nach Khitan um den Auftrag König Joons zu erledigen. beziehungsweise, ihn womöglich nach ihren eigenen Bedürfnissen zu beugen. Tiyung schmachtet derweil im Stillen Kerker.

Bereits der erste Band der Trilogie hat mich sehr schnell gepackt. Mai Corland hat ein sehr gutes Händchen dafür, eine gut ausgebaute Welt mit interessanten Charakteren und einer spannenden Geschichte zu entwickeln, und zudem noch Platz für unerwartete Ereignisse zu lassen.

Vor allem die Charaktere haben es mir angetan. Abwechselnd wird aus den Perspektiven der Protagonist:innen in Ich-Form erzählt, oft geht dies ineinander über. So kommt man jedem einzelnen der Charaktere sehr nahe, erfährt auch die Gedanken und Emotionen, so dass man schnell selbst emotional beteiligt ist, und das, obwohl jeder der Sechs seine eigenen Dämonen und einiges auf dem Kerbholz hat. Auch Tiyung, der zum Ende des letzten Bandes gefangen genommen wurde, erhält seinen eigenen Erzählstrang.

Erzählt wird dadurch auch sehr eindringlich, ich hatte ständig das Gefühl mittendrin zu sein. Die Geschichte ist zudem sehr spannend, nie weiß man, wie etwas ausgehen wird, immer wieder gibt es Todesgefahren für die Gruppe, die sich hin und wieder auch aufteilt. In der Regel sind sie aber am besten, wenn sie zusammen sind. Mittlerweile haben sie auch mehr oder weniger Vertrauen zueinander gefasst, obwohl das oft auch hart auf die Probe gestellt wird, und sie nach den Ereignissen im letzten Band nie sicher sein können, ob die anderen nicht wichtige Dinge verheimlichen.

Und das tun sie durchaus, aber nicht immer aus Böswilligkeit, sondern oft auch, weil sie der Meinung sind, sich oder den anderen sonst Schaden zuzufügen. Vor allem über Mikails Hintergrund erfährt man dieses Mal mehr. In diesem Band wird auch die Welt weiter ausgebaut.

Insgesamt gibt es manche Überraschungen, auch für uns Leser:innen, vor allem das Ende hat es in sich, und hat mich in mehrfacher Hinsicht verblüfft. Zum Glück wird Band 3 noch in diesem Jahr veröffentlicht, ich bin sehr gespannt.

Der mittlere Band der Trilogie steht dem ersten in nichts nach und hat mich genauso gefesselt wie dieser. Ich kann die Trilogie nur jedem ans Herz legen, der gerne gute Phantastik liest.