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Azyria Sun

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Insgesamt 704 Bewertungen
Bewertung vom 11.10.2025
Herrmann, Elisabeth

Der Teegarten / Der Teepalast Bd.2


ausgezeichnet

Zwischen Tee und Träumen

Worum geht’s?
Bettina Vosskamp will ihrer Familie entfliehen, die sie aus finanziellen Gründen mit dem unangenehmen Freiherrn von Püsken verheiraten will. Als ihre Familie alles zu verlieren droht, flüchtet sie nach Indien, zu Brenny’s Garden, dem Vermächtnis ihrer Großmutter. Doch auch dort ist es nicht einfach, Fuß zu fassen.

Meine Meinung:
Mit „Der Teegarten“ setzt Elisabeth Herrmann ihre historische Erzählung um die Familie Vosskamp fort. Auch hier hat mich ihr Schreibstil wieder sofort hineingezogen in das bunte, laute, fremde Land, zu den Menschen, Irrungen und Wirrungen – und die Seiten flogen nur so dahin.

Was im ersten Band Lene war, ist in diesem Band Bettina. Sie ist das Herz des Buches, eine junge Frau, die wie einst ihre Großmutter gegen die gesellschaftlichen Zwänge aufbegehrt. Schritt für Schritt dürfen wir sie beim Erwachsenwerden begleiten, auf ihrem Weg hin zu Mut, Selbstbestimmung und Verantwortung. Neben ihr treten viele schillernde und liebenswerte Charaktere ins Rampenlicht: alte Bekannte wie Paula und Herr Groth, die bereits Lene zur Seite standen, und neue Figuren wie Sabine, Pauls Frau. Und natürlich die Männer, die ihr Herz berühren, allen voran Jacob und Finn. Sie alle verleihen der Geschichte Wärme und Tiefe, aber auch Spannung.

Besonders gelungen fand ich den feinen Mix aus historischer Faktentreue und mitreißender Fiktion. Gesellschaftliche Zwänge, das Kastensystem, die Bedingungen der Arbeiter auf den Plantagen, die ersten Aufstände gegen die britische Kolonialmacht – all das rahmt Bettinas Kampf um das Vermächtnis ihrer Familie. Herrmann schafft es, Geschichte lebendig werden zu lassen, ohne je belehrend zu wirken. Dazu kleine Highlights wie den Hurenball, die Vorgeschichte, die sich am Ende schließt. Und überhaupt dieses Ende! Offene Fragen, kleine Cliffhanger und die Hoffnung auf einen weiteren Band. Was wird aus dem Teepalast? Welche Wege gehen Paula, Sabine und Groth? Was verbirgt sich hinter Pauls Erlebnissen? Und natürlich die zwei Henrys – ihre Zukunft schreit förmlich nach einer Fortsetzung.

Fazit:
„Der Teegarten“ ist ein Roman, der Geschichte greifbar macht und zugleich das Herz berührt. Elisabeth Herrmann entführt uns nicht nur nach Indien, sie lässt uns förmlich den Duft des Tees in der Luft riechen, den Staub der Wege spüren und das Ringen einer jungen Frau um Freiheit und Würde miterleben. Ein Buch voller Farben, Emotionen und Fragen, die neugierig auf mehr machen.

Für mich ganz klare 5 Sterne und eine definitive Leseempfehlung.

Bewertung vom 11.10.2025
Adler-Olsen, Jussi;Bolther, Stine;Holm, Line

Tote Seelen singen nicht / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.11


ausgezeichnet

Same same, but different

Worum geht’s?
Seit Carl sich aus der Ermittlerarbeit verabschiedet hat, ist es dem Sonderdezernat Q nicht gelungen, einen würdigen Nachfolger zu finden. Mit Helena Henry soll das nun anders werden. Als erst ein Schiff explodiert und kurz darauf ein Wohnwagen, steht Helena mitten in ihrem ersten großen Fall. Doch während sie ihre neue Rolle behauptet, wird klar: Sie trägt selbst ein Geheimnis mit sich herum, das sie schneller einholt, als ihr lieb ist.

Meine Meinung:
Betrübt habe ich damals mit dem 10. Fall den vermeintlichen Abschluss der Reihe gelesen. Umso begeisterter war ich, als nun ganz unerwartet ein 11. Fall erschien – und umso gespannter, was mich erwartet, denn nicht Jussi Adler-Olsen, sondern das Autorinnenduo Line Holm und Stine Bolther führt die Ermittlungen fort. Außerdem hieß es, Carl sei nicht mehr dabei. Doch keine Angst: „Tote Seelen singen nicht“ muss nicht ohne Carl auskommen, und auch der typische Olsen-Charme ist zwischen den Zeilen noch spürbar. Es ist eben „same same, but different“, wie man in Tinglish sagen würde.

Was heißt das konkret? Rose ist ganz die Alte: eigen, launisch, mit einem kleinen Geheimnis im Gepäck. Assad bleibt der Assad, den wir lieben – vorsichtig im Umgang mit den Launen der Frauen und immer für einen Kamelspruch gut. Gordon huscht eher am Rand vorbei, doch auch Carl hat weiterhin seine Daseinsberechtigung. Und neu im Spiel: Helena Henry, frisch aus Lyon. Ein Hauch Tomb Raider, aber mit dunklem Geheimnis, das nur stückweise offenbart wird. Ich mag ihre Art, auch wenn ich sie noch nicht ganz greifen kann: ein wenig berechnend, klar im Kopf und potenziell ein starker Teil von Q, sobald sie den Keller als Einsatzgebiet akzeptiert.

Und der Fall? Vergangenheit prallt auf Gegenwart, und die Lunte brennt heiß: gewachsener Hass, zerstörte Zukunft, alte Jungsstreiche, Mobbing, dazu Fentanyl – das in nordischen Thrillern gerade oft auftaucht. Wir springen durch verschiedene Perspektiven, blicken Ermittlern und Täter in die Köpfe. Grausam, erschreckend, psychotisch – und durchweg packend. Die Story zieht mit der gewohnten Brisanz und Schnelligkeit, die Seiten fliegen nur so. Vertraut wie ein echter Q-Fall, zugleich ein wenig kühler und strategischer mit Helena, ohne an Sog zu verlieren. Zwischendurch gibt es die typischen humorigen Momente, die das Dunkel kurz auflockern. Ich freue mich auf das neue Team, hoffe, dass wir erfahren, was etwa mit Hardy und Morton ist, und bin gespannt auf viele weitere Fälle.

Fazit:
Ein würdiger Neustart, der Fans abholt und zugleich neue Wege geht. „Tote Seelen singen nicht“ beweist, dass das Sonderdezernat Q auch ohne Adler-Olsen nichts von seiner Intensität verliert – im Gegenteil: Mit frischer Energie, neuen Perspektiven und einem Fall, der tief in menschliche Abgründe blickt, gelingt dem Duo Holm & Bolther ein Auftakt, der sich sehen (und spüren) lassen kann. Wer nordische Spannung mit Tiefgang, bissigem Humor und psychologischer Finesse liebt, wird auch dieses Kapitel der Sonderdezernat Q-Reihe verschlingen.

Vertraut, düster, anders – und absolut fesselnd. 5 Sterne!

Bewertung vom 11.10.2025
Tack, Stella

Die letzte Stunde / Ever & After Bd.3


ausgezeichnet

Die Unendlichkeit zwischen Anfang und Ende

Worum geht’s?
Rains Wunsch nach Rettung katapultiert sie zurück zum Punkt null – dorthin, wo alles begann. Eine letzte Chance, den endlosen Kreis der Zeit zu durchbrechen. Doch wie soll man ein Schicksal verändern, das von den Göttern selbst geschrieben wurde? Wie den Zauber lösen, der alles gefangen hält?

Meine Meinung:
Schon die ersten beiden Bände der Ever & After-Reihe haben mich völlig in ihren Bann gezogen – und „Ever & After - Die letzte Stunde“ ist das magische, schillernde Finale, auf das ich gehofft hatte. Stella Tack schreibt mit so viel Fantasie, Gefühl und Witz, dass man gar nicht anders kann, als mitzufiebern. Ihre Welt pulsiert – sie glitzert, flackert, lebt. Jeder Satz ist wie ein Zauberspruch, der einen tiefer hineinzieht in dieses märchenhaft-verrückte Universum aus Licht und Schatten.

Rain ist eine Heldin, die man einfach lieben muss: mutig, stur, verletzlich und mit einer Zunge, die manchmal schneller ist als ihr Verstand. Ihre Gedanken und Kommentare bringen einen immer wieder zum Lachen, selbst in Momenten, in denen alles auf Messers Schneide steht. Und dann sind da Coalblack/Smugaid, Avery, die Götter und all die fantastischen Wesen, die Stella Tack so liebevoll und detailreich erschafft, dass man sie direkt vor sich sieht. Jeder Charakter ist ein kleines Kunstwerk – eigenwillig, unvollkommen und doch perfekt im Gesamtbild dieser Geschichte.

Besonders faszinierend ist, wie gekonnt die Autorin mit Zeit und Erinnerung spielt. Die Handlung setzt dort an, wo Band zwei endete, und führt uns gleichzeitig zurück zum Anfang. Dieses Spiel mit der Zeitschleife, mit den kleinen Veränderungen, die alles ins Wanken bringen können, ist einfach grandios. Der goldene Palast mit seinen lebenden Türen, die mal da sind und mal verschwinden, die Wälder voller flüsternder Geheimnisse, die drohenden Gefahren hinter jeder Ecke – das alles ist bildgewaltig und wunderbar schräg zugleich. Und ja, es ist romantisch. Und ja, es ist spannend, unvorhersehbar und manchmal herzzerreißend. Aber vor allem ist es eins: magisch. Ein Buch, das Funken schlägt und uns daran erinnert, warum wir Geschichten lieben – weil sie uns glauben lassen, dass alles möglich ist. Ich habe jede Seite genossen, mit Rain gekämpft, gezweifelt und gehofft. Keine Seite war überflüssig, keine Sekunde langweilig. Am Ende bleibt dieser bittersüße Moment – die Traurigkeit, dass es vorbei ist, und gleichzeitig die leise Hoffnung, dass da noch mehr sein könnte.

Oder?
Das Haar am Ende – ist es wieder der Anfang?

Fazit:
Ein würdiges Finale voller Magie, Gefühl und göttlicher Rätsel, das mit Humor, Herz und einer Prise Wahnsinn begeistert.

5 Sterne – ein krönender Abschluss, der Märchenträume wahr und die Zeit selbst zum Staunen bringt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2025
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschworen / Mörderisches Island Bd.5


ausgezeichnet

Blutiges Echo der Vergangenheit

Worum geht’s?
Elma kehrt nach ihrer Elternzeit zurück in den Polizeidienst und hofft auf einen sanften Wiedereinstieg. Doch diese Hoffnung erstickt im Nebel der isländischen Küste, als im Sommerhaus der grausam zugerichtete Leichnam von Porgeir entdeckt wird. An der Wand: eine mysteriöse Botschaft, die wie ein Echo aus alten Zeiten wirkt. Bald wird klar – dies ist nur der Auftakt einer Mordserie, in der die Vergangenheit mit blutigen Fingern nach der Gegenwart greift.

Meine Meinung:
Mit „Verschworen“ spinnt Eva Björg Ægisdóttir bereits den fünften Faden ihres tödlichen Teppichs in der Mörderisches-Island-Reihe. Und wieder packt sie ihre Leser mit einer Mischung aus frostiger Atmosphäre, düsteren Geheimnissen und einem Erzählstil, der sich wie eiskalter Wind durch die Seiten zieht.

Elma, frisch zurück im Job, während ihr Mann und Kollege Saevar noch Elternzeit genießt, wird sofort in den Strudel hineingezogen. Neben ihr ist auch Hördur wieder mit dabei, und selbst der ehemalige Polizeichef Otto tritt ins Spiel – in Akranes kennt eben jeder jeden, und jeder hütet ein Geheimnis. Doch als Saevar beim Einräumen des neuen Hauses auf dem Dachboden auf alte Dokumente stößt, öffnet sich eine Tür zu Abgründen, die besser verschlossen geblieben wären.

Der Fall selbst hat es wieder in sich: Fentanyl als tödliche Droge, Kindesmisshandlungen, blutige Aufnahmerituale, mafiöse Geldwäsche und Scheinfirmen – doch das Grauen liegt nicht nur im Verbrechen selbst, sondern in der Frage, wie tief die Vergangenheit in die Haut der Gegenwart schneidet. Ægisdóttir jongliert meisterhaft mit Perspektiven: Wir blicken in die Köpfe der Ermittler, begleiten Nebenfiguren in ihren dunklen Momenten und tauchen in Rückblenden ab, die Schicht für Schicht ein Bild enthüllen, das mit jedem Kapitel unheilvoller wird. Dieses Spiel aus Vergangenem und Gegenwärtigem steigert sich wie ein pochender Herzschlag – bis alle Fäden zusammenlaufen, explodieren und in einer erschütternden Klarheit enden. Doch auch dann bleibt ein Nachhall zurück, Fragen, die weiter unter der Erde brodeln: Kristjana und die Knochen. Alte, unentdeckte Tote. Uralte Schuld. Was wird ans Licht gezerrt, wenn Elma im nächsten Band die Schatten wieder aufscheucht?

Fazit:
Mit „Verschworen“ beweist Eva Björg Ægisdóttir erneut, dass sie die Meisterin des isländischen Schauerkrimis ist. Sie schreibt Geschichten, die nicht nur spannend sind, sondern in die Knochen kriechen und noch lange nachhallen. Ein eiskalter Pageturner, der mit jeder Seite tiefer ins Dunkel zieht – und Lust auf noch mehr Abgründe macht.

5 Sterne von mir – und ein blutiges Versprechen: Ich bin bereit für Fall 6!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.09.2025
Izquierdo, Andreas

Über die Toten nur Gutes / Ein Trauerredner ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Letzte Worte, dunkle Wahrheit – Mads Madsen ermittelt

Worum geht’s?
Mads Madsen ist Trauerredner – einer, der es wagt, mehr zu sagen als die üblichen Floskeln. Er will die Wahrheit erzählen, auch wenn das unbequem sein kann. Als sein Kindheitsfreund Patrick stirbt und er die Rede halten soll, steht er vor einer Frage, die alles verändert: Wer war Patrick wirklich?

Meine Meinung:
Andreas Izquierdo hat diese seltene Gabe, mit Sprache ganze Welten entstehen zu lassen. Seine Worte sind nie zufällig, sie sind wie Pinselstriche, die Bilder malen, Gefühle auslösen und mitten ins Herz treffen. Auch in „Über die Toten nur Gutes – ein Trauerredner ermittelt“ gelingt ihm ein Auftakt, der unter die Haut geht und dabei so viel mehr ist als ein Krimi.

Mads ist eine Figur, die man nicht nur liest, sondern kennenlernt. Ein junger Mann, kaum dreißig, aber mit einer Aura, als sei er aus einer anderen Zeit herübergeschlendert. Intelligent, empathisch, mit einem ganz eigenen Charme. Um ihn herum versammelt Izquierdo ein Figuren-Ensemble, das man sofort ins Herz schließt: sein verschrobener Vater Fridtjof, der mit seinen Eigenheiten Szenen voller Humor und Wärme schenkt, aber auch im richtigen Moment ernst sein kann; seine Geschwister und Famkes Ehemann Robert, die zusammen einen chaotisch-liebenswerten Familienhaufen bilden; Fietje vom Beerdigungsinstitut, Mads’ unverzichtbarer Begleiter im Alltag; und der stille Herr Barnardy, dessen Präsenz so unscheinbar wie unverrückbar ist. Jeder von ihnen trägt dazu bei, dass diese Geschichte lebendig wirkt, voller Farben und voller Herz.

Das Buch selbst ist ein Wechselbad der Gefühle: Es gibt Szenen, die Tränen in die Augen treiben, so ehrlich und feinfühlig sind sie geschrieben. Dann wieder Momente voller Spannung, packende Ermittlungen, lebensgefährliche Wendungen. Und mittendrin Humor, der wie kleine Sonnenstrahlen zwischen die Wolken fällt. Es geht um Drogen, verlorene Freundschaften, Abhängigkeiten, mafiöse Strukturen und um die stille, wichtige Arbeit eines Trauerredners, der zwischen den Toten und den Lebenden Brücken baut. Izquierdo verknüpft all das so kunstvoll, dass die Seiten im Flug vergehen. Dazu dieses Finale! Ein Showdown, der einen förmlich durchrüttelt: klug aufgebaut, emotional aufgeladen und so fesselnd, dass man das Buch am Ende mit Herzklopfen zuklappt – und gleichzeitig sofort nach mehr lechzt. Denn Mads und seine Welt fühlen sich nicht wie Romanfiguren an, sondern wie Menschen, die man ins Herz geschlossen hat. Man will wissen, wie es mit Mills weitergeht, welche Geheimnisse Laura noch birgt, die unscheinbare Frau mit dem spitzbübischen Kern, und welche neuen Facetten dieser wundervollen Figuren Izquierdo uns noch zeigen wird.

Fazit:
Andreas Izquierdos Krimi „Über die Toten nur Gutes – ein Trauerredner ermittelt“ ist ein Auftakt, der alles hat: Spannung, Gefühl, Humor und eine Sprache, die selbst die dunkelsten Themen in leuchtende Geschichten verwandelt. Für mich ein Lese-Highlight, das lachen lässt, bewegt, mitreißt und nachklingt.

Glasklare 5 Sterne – und die ungeduldige Vorfreude auf Band zwei!

Bewertung vom 29.09.2025
Lüftner, Kai

Das krasseste Tier der Erde


sehr gut

Wimmelspaß im Wurmreich

Worum geht’s?
Regenwürmer, klar kennt die jeder. Aber was treiben diese kleinen Bodenhelden eigentlich, die man meistens nur bei Regen sieht? Dieses Kinderbuch zeigt’s: Wir begleiten einen Wurm, dann zwei, dann ganz viele und schauen ihnen beim Graben, Zählen, Küssen und Quer-durchs-Erdreich-Flitzen zu. In fröhlichen Reimen erfahren wir, was die Würmchen den ganzen Tag so machen.

Meine Meinung:
„Das krasseste Tier der Erde“ ist Kai Lüftners liebevolle Liebeserklärung an den Regenwurm. Die Reime sind locker-leicht und sprechen Kinder sofort an: Sie gehen flott von der Zunge, klingen lustig und sorgen beim Vorlesen für Tempo und Grinsen. Inhaltlich bleiben sie allerdings eher an der Oberfläche. Der reine Reim-Teil unterhält wunderbar, vermittelt aber wenig Wissen darüber, wie Regenwürmer wirklich ticken. Genau das holt das Nachwort nach: Dort gibt’s kurze, klare Mini-Texte, die wie ein kleines „Who is Who“ der Regenwürmer funktionieren. Kindgerecht, knackig und tatsächlich lehrreich. Dieser Teil ist richtig stark und macht das Buch runder.

Das große Highlight sind die Illustrationen von Friederike Ablang. Jede Doppelseite ist ein Wimmelspaß mit wiederkehrenden Wurm-Figuren: der Zähl-Wurm, Opa-Wurm mit Bart, die zwei Verliebten beim Küssen und viele weitere Charaktere, die man immer wiederentdeckt. Mein Kleiner (2 ½) hatte schon mächtig Spaß daran, die Würmchen zu suchen und die Reime mitzusprechen, obwohl das Buch offiziell erst ab 4 Jahren empfohlen ist. Gerade die vielen lustigen Details machen es auch für jüngere Kinder spannend und sorgen dafür, dass man beim Vorlesen ständig ins Schmunzeln kommt. Für uns sind die Bilder der eigentliche Hit des Buchs: witzig, verspielt, kurios, manchmal herrlich verrückt und immer liebevoll gestaltet.

Unterm Strich: Text = sehr lustig, aber etwas dünn inhaltlich; Fakten-Nachwort = top; Bilder = absoluter Knaller. Deshalb ziehen wir für den Reim-Teil einen Stern ab, fühlen uns aber insgesamt bestens unterhalten und schlauer.

Fazit
Das Kinderbuch „Das krasseste Tier der Erde“ von Kai Lüftner ist bunt, witzig und voller Details: ein Vorlese-Spaß, der Regenwürmer ins Rampenlicht holt. Weniger Wissensvermittlung in den Reimen, dafür starke Fakten hinten und grandiose Illustrationen von Friederike Ablang vorn. Kinder lachen, Eltern staunen.

4 Sterne von uns!

Bewertung vom 28.09.2025
Dahl, Arne

Kaltes Fieber / Eva Nyman ermittelt Bd.2


sehr gut

Sieben Weltwunder – acht Gräber

Worum geht’s?
Auf dem Skinnarviksberg erhebt sich die schneeweiße Zeus-Statue, eines der sieben Weltwunder. Doch als der Regen einsetzt, zeigt sich ihr grausamer Kern: Im Inneren ist ein Toter, qualvoll erstickt. Mit einer Botschaft – „Du weißt, was du getan hast.“

Meine Meinung:
Mit „Kaltes Fieber“ begleitet man Eva Nyman und ihr NOVA-Team in ihren zweiten Fall – und Arne Dahl hat dafür ein außergewöhnliches Setting gewählt: die sieben Weltwunder. Ein kreativer Plot, der von seinem markanten, präzisen Schreibstil eindrucksvoll in Szene gesetzt wird.

Besonders gefällt mir, dass die Serie nicht nur auf Eva zugeschnitten ist. Ihr Team arbeitet gleichberechtigt, niemand zieht einsam los. Frisell, der ehemalige Waldbewohner, Sarwani, der IT-Spezialist, Ankan und Sonya – alle Figuren bekommen Raum und Bedeutung, was die Dynamik lebendig und authentisch macht.

Der Fall selbst deckt eine beeindruckende Bandbreite ab: die Einführung von Fentanyl und die gezielte Abhängigmachung von Jugendlichen, die extreme Kunstszene à la Banksy, die geheimnisvollen sieben Weltwunder – und immer wieder die Vergangenheit, die unbarmherzig in die Gegenwart hineinwirkt. Die Tatorte sind grandios inszeniert, voller Spannung und Atmosphäre. Gerade hier hätte ich mir noch einen Blick in den Kopf des Täters gewünscht, um das Psychogramm abzurunden.

Und trotzdem: So fesselnd die Handlung von Beginn an ist, hatte ich das Gefühl, dass eine Kleinigkeit fehlt. Schon im ersten Band ging es mir ähnlich – alles passt, alles ist packend, und doch wartet man auf dieses gewisse Etwas, das nicht kommt. Versteht ihr, was ich meine?

Fazit:
Im Thriller „Kaltes Fieber“ schickt Arne Dahl die NOVA in einen spektakulären zweiten Fall, der kreativ um die sieben Weltwunder kreist. Rasantes Tempo, ein starkes Team und jede Menge Spannung sorgen für Hochspannung – auch wenn mir ein letzter Funke gefehlt hat, um es perfekt zu machen.

Von mir gibt es 4 Sterne – und ich bin gespannt auf den nächsten Fall.

Bewertung vom 28.09.2025
McFadden, Freida

Der Lehrer - Will er dir helfen oder will er deinen Tod?


ausgezeichnet

Gefährliche Lektionen – zwischen Schuld und Schweigen

Worum geht’s?
Eve und ihr Mann Nate sind beide Lehrer an der Caseham High. Eves Mentor Mr. Tuttle, ein allseits beliebter Lehrer, musste dort im vergangenen Jahr seinen Posten räumen – angeblich, weil er eine Affäre mit einer Schülerin hatte. Und genau diese Schülerin sitzt nun ausgerechnet in Eves Klasse. Doch kann man ihr wirklich trauen?

Meine Meinung
Schon „Die Kollegin“ hat mir gut gefallen, aber mit „Der Lehrer“ konnte mich Freida McFadden noch mehr überzeugen. Ihr Schreibstil wirkt hier noch intensiver, die verschiedenen Perspektiven sind tiefer ausgearbeitet und haben mich vollkommen in ihren Bann gezogen.

Gerade diese unterschiedlichen Sichtweisen machen den Reiz aus: Mal lassen sie uns tief eintauchen, mal führen sie uns gnadenlos in die Irre. Eve ist mir irgendwie sympathisch und dann auch wieder nicht, aber mit ihrem Schuhtick herrlich menschlich. Addie, das graue Mäuschen, das plötzlich ihre große Liebe findet. Ist es die große Liebe? Nate, der gutaussehende Held – oder doch nicht? Und dann Hudson, Addies Sandkastenfreund, der mich am meisten überrascht hat. Charaktere, die sich gut in die Geschichte einfügen.

Diese entfaltet sich auf spannende Weise: schnell und langsam zugleich. Der Prolog sorgt sofort für Gänsehaut, danach wird alles komplexer und verwirrender – im besten Sinne. Im Mittelpunkt steht die Misshandlung Schutzbefohlener, ein Thema, das unter die Haut geht. Besonders eindrucksvoll fand ich die Opferperspektive. Eve bringt es später selbst auf den Punkt: Jugendliche in diesem Alter sind leicht beeinflussbar und manipulierbar. Ein Gedanke, der mich wirklich erschreckt hat. Blutig ist der Thriller nicht, doch gerade die Twists gegen Ende geben ihm Tempo und Wucht. Vielleicht war es stellenweise fast ein wenig zu viel – aber gleichzeitig auch genau richtig. Was bleibt, sind offene Fragen, die mich nicht loslassen: Jay und Hudson – was steckt wirklich dahinter? Was ist damals mit Eve passiert? Und wie geht es mit Abbie weiter? Vermutlich werden wir nie Antworten darauf bekommen, und genau das macht den Reiz dieses Cliffhangers aus.

Fazit
Freida McFaddens Thriller „Der Lehrer“ hat mich vollkommen überzeugt: facettenreiche Figuren, ein bedrückendes Thema, viele überraschende Wendungen und eine durchgehend beklemmende Atmosphäre. Ein Thriller, der ohne Blut Gänsehaut erzeugt – und große Vorfreude auf den nächsten Teil weckt.

5 Sterne von mir!

Bewertung vom 26.09.2025
Mullen, Kelly

Die Einladung - Mord nur für geladene Gäste


ausgezeichnet

Wohlfühlkrimi mit Escape-Charme

Worum geht’s?
Mimi ist 76, ihr Leben sollte eigentlich still ausklingen. Doch dann erreicht sie eine Einladung ihrer wohlhabenden Nachbarin – begleitet von einem Erpresserbrief, der ihr dunkelstes Geheimnis offenlegt. Eine Absage? Unmöglich. Also nimmt sie ihre Enkelin Addie mit, nicht nur als Beistand, sondern auch, um die zerbrochene Beziehung zwischen den beiden zu kitten. Kaum betreten sie die prunkvolle Villa, geschieht das Unfassbare: Die Gastgeberin wird ermordet, und der Mörder sitzt mit ihnen unter einem Dach.

Meine Meinung:
Mit Kelly Mullens Kriminalroman „Die Einladung – Mord nur für geladene Gäste“ habe ich mich sofort wohlgefühlt. Der Schreibstil hat diese besondere Mischung aus Wärme und unterschwelliger Spannung, die einen direkt in die Geschichte hineinzieht – fast so, als würde man mit einer Decke am Kamin sitzen und gleichzeitig darauf warten, dass gleich ein geheimnisvolles Klopfen an der Tür erklingt.

Mimi und Addie sind als Protagonistinnen ein starkes Duo, das mich sehr begeistert hat. Mimi wirkt zunächst unscheinbar, aber unter der Oberfläche ist sie messerscharf, wachsam und clever. Mit ihrer Beuteltasche, in der sich ein Sammelsurium an kuriosen Dingen findet, sorgt sie immer wieder für Überraschungen. Addie bringt dagegen die moderne, jugendliche Note hinein – frisch getrennt, aber voller Energie und mit ihrem ganz eigenen kriminalistischen Gespür. Dass sie Spieleentwicklerin ist, die virtuell Verbrechen löst, passt wunderbar in diese Geschichte und macht die Zusammenarbeit mit ihrer Großmutter noch reizvoller.

Die Kulisse hat mich regelrecht gefesselt: eine prunkvolle Villa mit verborgenen Gängen, abgeschottet von der Außenwelt durch eine hochgezogene Zugbrücke, dazu ein Schneesturm, der die Insel in eisiger Stille gefangen hält. Natürlich fällt auch noch der Strom aus – ein klassisches Locked-In-Szenario, aber so atmosphärisch und detailreich umgesetzt, dass ich mich selbst wie in einem Escape Room gefühlt habe. Dazu kommt das bunt zusammengewürfelte Ensemble an Gästen: schrill, außergewöhnlich, teils klischeehaft, aber mit so viel Eigenart und Charakter, dass sie zu einem echten Vergnügen werden. Jeder einzelne wirkt verdächtig, jeder trägt ein Geheimnis mit sich – genau die richtige Würze für einen Krimi dieser Art.

Was mich am meisten überzeugt hat, war die Kombination aus Spannung und Humor. Mimis trockene Kommentare sind kleine Glanzpunkte, die immer wieder für ein Schmunzeln sorgen, ohne die düstere Grundstimmung zu verwässern. Und die Auflösung? Clever, raffiniert und für mich absolut gelungen – ein Finale, das alle Fäden zusammenführt und trotzdem noch einen Überraschungseffekt parat hält.

Fazit
„Die Einladung – Mord nur für geladene Gäste“ von Kelly Mullen ist ein Krimi, der mit Wärme beginnt, sich dann aber wie ein Labyrinth aus Schatten und Rätseln entfaltet. Cosy Crime, britischer Humor und mystische Locked-In-Atmosphäre verbinden sich hier zu einem echten Pageturner. Für mich ein rundum gelungenes Leseerlebnis – und es wäre so schön, wenn Mimi und Addie auf in Zukunft wieder gemeinsam ermitteln dürften!

5 Sterne von mir!

Bewertung vom 14.09.2025
Moyes, Jojo

Ein ganz besonderer Ort


sehr gut

Hollywood zum Umblättern

Worum geht’s?
Aus London in ein kleines Städtchen gezogen, versucht Suzanna, sich selbst wiederzufinden. Seit zehn Jahren ist sie mit Neil verheiratet, der unbedingt ein Kind möchte. Doch will sie das überhaupt? Und will sie die Ehe? Mit dem Peacock Emporium eröffnet sich Suzanna einen neuen Weg – und findet dabei weit mehr, als sie erwartet hätte.

Meine Meinung:
Mit „Ein ganz besonderer Ort“ hat Jojo Moyes einem ihrer älteren Werke („Suzannas Coffeeshop“) neues Leben eingehaucht. Wie gewohnt schreibt sie lebendig, bildhaft, emotional – und lässt uns eine Vielzahl von Menschen kennenlernen, die man sofort ins Herz schließt.

Besonders strahlt Jessie, die wahre Seele des Cafés. Sie ist bunt, schillernd, lebenslustig, warmherzig und trägt ihr Herz offen zur Schau. Erst nach und nach traut sich auch Suzanna aus ihrem Schatten und bekommt die Tiefe, die man sich wünscht. Dazu kommen spannende Einblicke in Alejandros Leben und die Geschichten rund um die Gäste, die das Buch bunt und lebendig machen. Auch Suzannas Familiengeschichte birgt jede Menge Potenzial, selbst wenn gerade die ersten Kapitel stellenweise verwirrend wirken. Sie fühlten sich eher wie eine Vorgeschichte an – interessant, aber nicht so recht mit dem roten Faden verbunden. Ähnlich das letzte Kapitel rund um Suzannas Mutter: stark erzählt, nur an dieser Stelle etwas fehl am Platz.

Dafür glänzt der Hauptteil der Geschichte in voller Pracht: Wir bekommen alles, was ein richtig gutes Moyes-Buch braucht – große Gefühle, kleine Dramen, häusliche Abgründe, eine Prise Mord und obendrein dieses einzigartige Kribbeln, das einen die Seiten verschlingen lässt. Jede Emotion sitzt, jede Wendung überrascht und jede Figur trägt dazu bei, dass man sich mittendrin statt nur dabei fühlt. Es ist ein Roman, der einen packt, durchschüttelt, tröstet und zum Lächeln bringt – und dabei nie die Leichtigkeit verliert, die Jojo Moyes ausmacht. Ganz ehrlich: Das Buch liest sich wie ein fertiges Drehbuch. Kino im Kopf, Hollywood zum Umblättern.

Fazit:
Lässt man den verwirrenden Einstieg und das etwas unpassende letzte Kapitel beiseite, bleibt mit „Ein ganz besonderer Ort“ ein Roman voller Gefühl, getragen von facettenreichen Figuren, der sich tief ins Herz schreibt. Jojo Moyes beweist einmal mehr ihr Talent, Herzen zu erreichen.

4 Sternen von mir!