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Insel

Bewertungen

Insgesamt 224 Bewertungen
Bewertung vom 15.03.2022
Für diesen Sommer
Klönne, Gisa

Für diesen Sommer


ausgezeichnet

Franziska betritt nach Jahrzehnten wieder ihr Elternhaus, aus dem sie damals kurz vor dem Abitur abgehauen ist. Ihre Mutter ist mittlerweile verstorben und ihr Vater kann laut ihrer Schwester sich nicht mehr alleine versorgen. Monika, die sich die ganze Zeit um den Vater gekümmert hat, ist in den Urlaub gefahren und da der Vater, die von ihr für ihn gebuchte Kur abgesagt hat, soll nun Franziska für die nächsten drei Wochen die Versorgung des Vaters übernehmen. Außerdem soll sie das Elternhaus ausmisten, da es behindertengerecht umgebaut werden soll. Dies klingt schon nach einer schweren Aufgabe, doch sie ist noch schwerer als gedacht, denn Franziska deckt nach und nach Ereignisse aus der Vergangenheit auf, die immer wie ein "Fluch" über dem Familienleben gelegen haben.
Dieser Roman hat mich, nachdem ich mit dem Lesen begonnen hatte, nicht mehr losgelassen und ich habe ihn zwischendurch immer nur kurz zur Seite gelegt, weil ich unbedingt erfahren musste, was alles damals und jetzt in der Gegenwart passiert.
Der Roman erzählt in quasi eingeworfenen Rückblenden aus dem Leben der Eltern als Kind und wie bzw. was sie im Krieg erlebt haben. Mir lief es kalt den Rücken hinunter. Zwischenzeitlich schien es so, als könnten sie ein Stück Leichtigkeit an Leben und Fröhlichkeit zurückgewinnen, denn sie bekommen ihre Tochter Monika, doch dann passiert etwas, als Franziska noch nicht auf der Welt ist, was die Familie erneut traumatisiert. Während Franziska ein häufig schreiendes Baby ist, die sich zum "rebellischen" Teenager - eigentlich völlig normal - entwickelt, womit ihre Familie nicht umgehen kann, stößt die gesamte Familie an ihre Grenzen. Während Franziska in der Gegenwart ihr ziemlich ruheloses Leben gedanklich Revue passieren lässt, tauchen gleichzeitig neue Herausforderungen mit ihrem Vater und der restlichen Familie auf.
Ich fand es super klasse, wie die Autorin es schafft, quasi nebenbei immer noch ein Stück Zeitgeschichte zu transportieren - u. a. Musik, Mode, Politik, Ernährung, Einrichtungsstil - denn sie hat damit das Lebensgefühl in all seinen Facetten gezeigt.
Ein Roman, der mich zu tiefst bewegt hat. Während ich diese Zeilen schreibe, herrscht seit ein paar Tagen Krieg in der Ukraine und manche Ereignisse im Buch gewinnen erschreckend an Aktualität.
Fünf Sterne

Bewertung vom 27.02.2022
Im Schatten der Wende
Goldammer, Frank

Im Schatten der Wende


sehr gut

Toller Einblick in die Welt eines Polizisten zur Wendezeit in der DDR

Tobias Falck ist ein junger Obermeister bei der Volkspolizei der DDR, der seinen Job gerne macht, aber das Gefühl hat, das Dinge passieren, die man ihm von oberer Stelle nicht mitteilen wird. Kurz vor der Wende darf er plötzlich undercover ermitteln und genauso unvermittel endet sein Einsatz, denn seine Ermittlungsergebnisse werden vorher verraten. Dann kommt der Mauerfall und plötzlich sieht sich Tobias Falck in der Gruppe des Kriminaldauerdienstes mit ehemaligen "Ostlern" sowie einer Kommissarin aus dem Westen konfrontiert und einer verzwickten Ermitllung nach einem Killer.
ich fand es sehr spannend zu lesen wie das Leben vor der Wende und danach war und wie es um den Alltag bestellt war. Ich fand es höchst interessant zu lesen, wie wenig weit die technische Ausstattung der Polizei, aber auch unter welchen schlechten Bedingungen die Menschen dort gewohnt haben. Gruselig die Vorstellung in so einer verschimmelten und gammeligen Behausung zu wohnen, in der Tobias während seiner Undercovertätigkeit einquartiert wurde.
Ich hoffe sehr, dass es noch neue Teile mit Tobias Falck und seinen Kollegen gibt.

Bewertung vom 25.01.2022
Ziemlich sicher Liebe
Adams, Katie Jay

Ziemlich sicher Liebe


ausgezeichnet

Schöne Liebesgeschichte, die unerwarteten Tiefgang hat

Milas Existenz in München, Wohnung und Laden, sind abgebrannt und ob die Versicherung für den Schaden aufkommen wird, ist unklar. Ihr Vater, ein vermögender Geschäftsmann, denn sie erst vor ein paar Jahren kennengelernt hat, und der in Amerika lebt, will ihr ein Haus schenken, falls sie das Haus in Hamburg selbstständig renoviert und dies in 28 Tagen.

Als ich dies las, dachte ich noch,was für eine utopische Idee und doch lebensfern, aber ich mag Liebesgeschichten. Der Roman hat sich als wundervolles "Überraschungpaket" entpuppt, denn nicht nur der Schreibstil ist super, durch den gewissermaßen mein Kopfkino anspringt, sondern die Geschichte verfügt über mehr Tiefgang als ich zunächst ahnen konnte. Gelungen finde ich das aus mehrern Perspektiven erzählt wird und ich somit quasi in die Köpfe der Protagonisten schaue. Der Roman beschäftigt sich neben den Liebesgeschichten der Protagonisten auch mit einem korrupten Immobilienhai , wobei der 17jähirge Tix mein Liebling der Geschichte ist. Er hat das Downsyndrom und hat neben einem grünen Daumen ein wahnsinnig gutes Gespür für Menschen. Seine Offenheit ist einfach herrlich und steht im krassen Gegensatz zu Mila, undHennig (Tix' Bruder).

Wer einen Roman über Liebe, Freundschaft, leckerem Gebäck sowie einer spannenden Geschichte über die Macht von Immobilienhaien sucht, der ist hier genau richtig.

Bewertung vom 19.01.2022
Stürmische Zeiten / Palais Heiligendamm Bd.2
Grünig, Michaela

Stürmische Zeiten / Palais Heiligendamm Bd.2


ausgezeichnet

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Hoteldirektorin Elisabeth, der das Palais Heiligendamm gemeinsam mit ihrer Familie gehört. Die Erzählung beginnt in diesem zweiten Teil im Jahr 1922 und endet 1933.

Ich gehe auf eine Zeitreise und erlebe wie sich das Leben durch die angespannte wirtschaftliche Lage verändert und die antisemitischen Stimmen lauter werden. Ich erlebe wie sich die Besucher des Hotels verändern, denn durch den Wirtschaftszusammenbruch können sich viele das nicht mehr leisten bzw. kämpfen ums Überleben. Der Einfluss der Nazis macht sich im Hotel durch die Mitwirkung von Elisabeths Bruder Paul und seinem Lover, sehr bemerkbar. Wie stark das Leben der jüdischen Bevölkerung eingeschränkt und gefährdet wird, erfahre ich durch die Schwester von Elisabeth, die einen jüdischen Mann geheiratet hat. Hier wird der Arbeitsplatzverlust und körperliche Übergriffe sowie die Hetze hautnah erlebbar.

Der Autorin ist es gelungen einerseits ein Stück Zeitgeschichte allgemein mit vielen Informationen zu erzählen sowie andererseits die fiktive Geschichte rund um das Hotel dort einzubetten. Fünf Sterne für diesen gelungenen Geniestreich.

Bewertung vom 12.01.2022
Bei den Tannen / Commissario Grauner Bd.7
Koppelstätter, Lenz

Bei den Tannen / Commissario Grauner Bd.7


ausgezeichnet

Krimi, dessen Story viele spezielle Seiten hat

In einem Restaurant am Berg des Sarntals , was in der Nähe von Bozen liegt, kommt, stirbt die gefürchtete Restaurantkritikerin Carla Manfredi. Was ist passiert? Bevor Grauner, Commissario und nebenberuflich Bergbauer mit eigenem Hof, der Sache näher auf den Grund gehen kann, werden Gerüchte laut. Jahrelange Feindschaften treten zu Tage, denn die Köchin des Restaurants ist bei den Einheimischen als Hexe verschrien. Während Grauner noch privat über die Zukunft seines Hofes nachdenkt und den Tod eines Kollegen zu verarbeiten hat, wird es für ihn und seine Kollegin gefährlich.

Mich bezaubert der leise und eindringliche sowie gemächliche Schreibstil des Autors und die Figur des Commissario Grauner, für den die Zeit gewissermaßen stehengeblieben zu scheint, wird daduch unterstrichen. Ich kann die Welt der Berge und ihre Bewohner spüren bzw. mit allen Sinnen wahrnehmen. Ich fahre sehr viel historisches über Hexen, was ich äußerst faszinierend finde. Die Auflösung des Falles ist wesentlich komplexer als ich erwartet hätte und gerne würde ich erfahren, wie das Leben für Grauner und die Mitmenschen in seiner Umgebung weitergeht.

Fünf Sterne für einen sehr speziellen und eigenwilligen Krimi

Bewertung vom 27.12.2021
Abgetrennt / Paul Herzfeld Bd.3
Tsokos, Michael

Abgetrennt / Paul Herzfeld Bd.3


gut

Das Cover gefällt mir in seiner klaren Farbgebung und Motivwahl sehr gut. Es hat mich in der Buchhandlung sofort angesprochen. Ich habe mich sehr auf den dritten Teil mit Paul Herzfeld gefreut, aber ich bin ein wenig enttäuscht worden und es handelt sich für mich um den schwächsten Teil der Reihe. Ich mag die Figur des Pauls sehr, aber ganz schnell war abzusehen, worum es in der Story geht und ich habe mich auch über Pauls Naivität ein wenig geärgert. Ich konnte kaum glauben, dass er sich auf die Aktion, die dann folgt, einlässt. Der Schreibstil des Autor ist, wie auch bei den Vorgängern anschaulich und packend, doch hätte ich mir mehr spannende Wendungen erhofft. Für mich war alles sehr vorhersehbar. Am Ende hatte das Buch "JamesBond" ähnliche Züge, ich meine damit Verfolgungsjagden und zuviel Zufälle, sowie mir das Ende zu abrupt war Schade! Drei Sterne***

Bewertung vom 05.12.2021
Mord am Watzmann
Leibrock, Felix

Mord am Watzmann


ausgezeichnet

Sehr spannender Krimi mit vielen, sehr unterschiedlichen, Figuren
Simon Perlinger ist ein junger Polizeibergführer in Berchtesgaden, der in seiner Jugend Traumatisches erlebt hat. Am Watzmann ist es zu einem Unglück gekommen, da ein Ehepaar dort in den Tod gestürzt ist. Was ist passiert? Mord?

Jedoch mal von Anfang an, das Buch ist von außen betrachtet schon ein absoluter Hingucker in Farbe und Bild, so wie auch von innen es liebevoll mit einer Umgebungskarte für die Watzmannüberschreitung augestattet ist. Jedes Kapitel enthält vor der fettgedrückten Überschrift auch noch einen zeichnerisch dargestellen Umriss des Watzmanns sowie eine Ort- und Zeitangabe.

Durch die kurzen Kapitel, in dem immer wieder jemand anderes im Mittelpunkt steht bzw. eine neue Situation geschildert wird, ist der Autbau der Story sehr kurzweilig, interessant und spannend. Die vielen verschiedenen Figuren, werden im vorangestellten Personenverzeichnis kurz vorgestellt, so dass ich den Überblick nie verloren habe. Viele Spuren taten sich auf und immer wieder hatte ich neue Vermutungen über das, was gerade geschehen ist..Einige Szenen, die unmittelbar gar nichts mit dem verunglückten Ehepaar zu tun hatten, berührten mich jedoch emotional sehr, so dass ich eine Verbindung zu den Menschen spürte. Die Auflösung war sehr gelungen und schlüssig.

Der Autor Felix Leibrock hat es geschafft, dass ich mir die Bergwelt vorstellen kann bzw. ich sehe, höre, spüre diese besondere Atmosphäre, die am Watzmann herrscht - insbesondere das Unwetter ließ mich erschaudern, aber auch der Blick nach unten ließ mein Herz fast still stehen. Dieser "Ausflug" in die Bergwelt war ein Abenteuer - ein toller Krimi - und gleichzeitig schaltete ich zwischendurch kurzfistig ab, um in diese besondere Welt "einzutauchen" bzw. einzusteigen.

Sehr gerne würde ich erfahren, wie es mit Simons Leben privat und beruflich weitergeht, wieder in die Welt der Berge eintauchen und hoffentlich einige der anderen "Figuren" wiedertreffen bzw. noch einige Antworten bekommen.

Fünf Sterne

Bewertung vom 27.11.2021
Opferlamm / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.11
Ludwig, Stephan

Opferlamm / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.11


gut

n ihrem 11. Fall bekommen die Polizeikommissare Zorn und Schröder es mit einem Toten zu tun, der kurz zuvor noch eigenständig die Polizeiwache aufgesucht hat, dabei war er schon nackt und trug ein Holzkreuz auf dem Rücken. Den Polizisten hinterließ er einen Timer und am nächsten Morgen wird er gekreuzigt aufgefunden.

Die Ermitltler dieses Thrillers, den ich eher in die Kategorie Krimi einordnen würde, sind sehr speziell. Ich musste mich erst einmal an ihren Umgangston gewöhnen, denn er ist flapsig und ironisch. Warum Zorn nur eine Hand hat und ständig darüber spöttelt, wurde nicht erklärt, aber außer Zorns eigenen Sprüchen, blieb dies auch ohne Belang für die Story. Sympathiepunkte sammelte der fast arbeitsscheu wirkende Zorn bei mir durch seinen Sohn, den er sehr liebt.

Der Fall selber gefiel mir in den Rückblenden sehr gut, doch die aktuellen Ermittlungsarbeiten fand ich ein wenig dürftig. Zu Beginn fand ich die Story sehr spannend und interessant, wobei sich das Blatt dann nach ca. 2/3 des Buches für mich wendete und ich sie als langweiliger bzw. unglaubwürdiger empfand.

Drei Sterne

Bewertung vom 22.11.2021
Die Vergeltung
Roberts, M. P.

Die Vergeltung


ausgezeichnet

Der Kriminalroman "Die Vergeltung" von M.P. Roberts handelt dem Fall um Sam Palmer, dem ein Doppelmord zu Last gelegt wird. Die Ermittlungen werden von DI Henry Taylor und seinen Mitarbeitern aufgenommen und spielt in Großbritannien. Als das Team den Fall untersucht, führen Spuren auch nach Schweden, wo es den Cold Case eines verschwundenen Polizisten gibt.

Mich hat der Kriminalroman in vielerlei Hinsicht begeistert. Ich mochte die Aufmachung bezüglich der Schriftgröße und die relativ kurzen Kapitel, die manchmal Rückblicke geben, dann wiederherum in der Gegenwart spielen und zu dem an unterschiedlichen Orten in Schweden sowie Großbritannien. Der Fall entpuppte sich als sehr vielschichtig und äußerst spannend. Ich fand es klasse den Vernhehmungen und der Spurensuche so nah beizuwohnen. Ich mochte die Dialoge, die intelligent daherkamen und den Humor, der an geeigneten Stellen durchkam.

Sehr gelungen fand ich auch die Einbindung des Privatlebens der Ermittler.

Der Kriminalroman war durchgehend interessant und spannend, sowie er mich am Ende dann noch mit einem Showdown überraschte.

Bewertung vom 08.11.2021
Wenn ich wiederkomme
Balzano, Marco

Wenn ich wiederkomme


ausgezeichnet

Der Roman erzählt die Geschichte von Daniela und ihrer Familie, die eines Tages still und heimlich ihre Koffer packt, und von Rumänien nach Italien reist, um sich als Pflegekraft zu verdingen.Der Autor Marco Balzano lässt die Familienmitglieder den 12 jährigen Manuel, seine Schwester und die Mutter selber zu Wort kommen. Sie alle schildern ihren Alltag und ihre Gefühle. Von Seite zu Seite lese ich, wie sich die Situation zuspitzt und ich ahne, das die Familie auf eine Katastrophe zusteuert, jedoch war ich mir über dessen Ausmaß nicht im Klaren. Trotz der Wut, Frust und Trauer, die in den Hauptfiguren aufkommen, gibt es immer wieder Szenen, die mich Hoffnung schöpfen lassen, insbesondere für Manuel, der zu Beginn des Romans noch Kind ist, was auf der Stufe zum Teenager steht. Sein Opa ist seine wichtigste Bezugsperson, der ihm Liebe und Halt gibt. Der Autor beschreibt einfühlsam und zugleich eindringlich in welcher seelischen Not sich alle befinden.


Daniela und ihre Familie stehen stellvertretend für viele andere Familien, die in einer ähnlichen Situation sind. Jeder kennt sicherlich Familien, die eine Pflegekraft für Verwandte aus dem Ausland haben. Die Pflegekräfte, Frauen wie Daniela, kümmern sich die gesamte Woche um alles. Sie kochen, putzen, waschen und pflegen. Wie schrecklich das für die Frauen sein muss ihre eigenen Familien zu verlassen und wie furchtbar für die Familien selber, das ist mir durch diesen Roman vor Augen geführt worden.

Ein Roman, der mich noch lange beschäftigen wird.

Fünf Sterne und ich würde mehr geben, wenn es möglich wäre.