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Christina P.
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Hamburg

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Insgesamt 1119 Bewertungen
Bewertung vom 07.08.2019
Herzog, Katharina

Faye - Herz aus Licht und Lava


ausgezeichnet

Ein Buch über Glühwürmchen, Elfen und Magie
In diesem wunderschönen Jugendbuch geht es nach Island, das Land der nordischen Mythen und Sagen, in dem viele Bewohner noch an Elfen und andere magische Gestalten glauben. Die 17-jährige Faye wird von ihrer Mutter dazu verdonnert, in den Ferien mit nach Island zu kommen, um dort für die Schule zu pauken. Natürlich ist alles andere interessanter als das im Koffer liegende Mathebuch. Vor allem die Bedeutung eines uralten Holunders, der als Tor in die Elfenwelt gilt und nun einem Wellnesshotel weichen soll. Denn angeblich wurde das Herz des Baumes gestohlen und der Baum liegt nun im Sterben, was fatale Folgen nicht nur für die Elfenwelt hätte. Doch ist das nicht das einzig Magische, was Faye auf Island erlebt…
Ich gestehe, als ich das Buch las, wäre ich am liebsten auch auf Island gewesen und hätte mir so gern die Orte angesehen, welche Faye dort erlebt. Die Beschreibungen sind einfach zu schön. Faye habe ich auch gleich von der ersten Seite an in mein Herz geschlossen. Sie ist eine herzliche Person, die manchmal vielleicht noch etwas naiv auf andere hereinfällt, aber das Herz am rechten Fleck hat und mit einer magischen Seite Islands konfrontiert wird, die bezaubernd, spannend und teilweise sogar gefährlich ist. Besonders hat mir gefallen, dass sie als Tier- und Pflanzenliebhaberin sich spontan mit für den Erhalt des Baumes einsetzen will. Dabei gerät sie an verschiedene Personen, bei denen nicht unbedingt von vornherein klar ist, ob sie ihnen trauen kann oder nicht. Allen voran Aron, der Neffe des Auftraggebers ihrer Mutter, der mit seinem wechselnden Verhalten nicht nur Faye, sondern selbst mich mehrfach verwirrte. Und auch andere Personen tragen Geheimnisse mit sich herum, selbst ihre Mutter.
Das Buch lebt von der Atmosphäre und Fayes Erlebnissen und Entdeckungen. Als Leser ist man ihr einen Schritt voraus, weiß mehr als die Protagonistin und kann sich das ein oder andere zusammen reimen. Da aber nicht jeder Charakter durchschaubar ist, allen voran Aron, ist das Buch dennoch auf seine ganz eigene, magische Art spannend und unterhaltsam.

Bewertung vom 05.08.2019
Lodge, Gytha

Bis ihr sie findet / DCI Jonah Sheens Bd.1


ausgezeichnet

Ein Cold Case wird neu aufgerollt
In einem Waldstück Südenglands wird eine verschüttete Leiche entdeckt, größtenteils verrottet. Detective Chief Inspector Jonah Sheens ist sich sicher: Das Skelett ist Aurora, eine 14-jährige, welche vor dreißig Jahren spurlos verschwand. Damals zeltete eine Gruppe Jugendlicher im Wald, eine der einflussreichsten Cliquen an der Schule. Und Aurora durfte als jüngere Schwester dabei sein. DCI Jonah Sheens kam damals frisch von der Polizeischule und war an der erfolglosen Suchaktion beteiligt. Jetzt rollt er den Fall erneut auf und vermutet den Mörder unter einem der sechs aus der damaligen Clique.
Das Krimidebut der Autorin liest sich sehr gut. Im Wechsel erlebt man den Fund der Leiche und die anschließenden Ermittlungen sowie Szenen aus 1983, als die Jugendlichen mit jeder Menge Alkohol und Drogen ausgestattet zum Zeltplatz fuhren bis hin zum nächsten Morgen, als Aurora verschwunden war. Das Team des Ermittler-Team besteht aus recht unterschiedlichen Charakteren, welche authentisch dargestellt sind und sehr gut zusammen arbeiten. Auf Ermittler-Klischees hat die Autorin zum Glück verzichtet.
Der Roman bietet sich hervorragend zum Miträtseln an, wie Aurora einst ums Leben kam und wer der Täter gewesen sein könnte. Die Ermittler beleuchten sowohl die damaligen Mitlieder der Clique, welche heute meist erfolgreich im Leben stehen, als auch Personen in Auroras damaligem Umfeld. Da sich nach und nach Aussagen widersprechen bzw. nicht so recht zu den Rückblicken ins Jahr 1983 passen wird irgendwann deutlich, dass es einen Täter geben muss, Auroras Tod kein Unfall war. Die Ergebnisse der pathologischen Untersuchungen unterstützen diesen Verdacht. Die Auflösung hat mir am Schluss gefallen, der Täter war die meiste Zeit nicht vorhersehbar, sondern nur zu erahnen.
Ein gut aufgebauter, komplexer Krimi, der den Leser zur Mitsuche nach dem Mörder einlädt.

Bewertung vom 02.08.2019
Colfer, Chris

Die Suche nach dem Wunschzauber / Land of Stories Bd.1 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Einfach magisch!
Das alte Märchenbuch, welches die Zwillinge Alex und Connor Bailey zu ihrem 12. Geburtstag von ihrer Oma geschenkt bekommen, hat es buchstäblich in sich: Mehr oder weniger durch Zufall gelangen sie durch ein Portal ins Magische Land. Ein Land, in dem die Märchen wahr sind und Figuren wie Schneewittchen und Rotkäppchen Wirklichkeit. Auf ihrer Suche nach den Zutaten für den Wunschzauber, der sie wieder zurück in unsere Welt bringen soll, sehen sie nicht nur viel Interessantes dieser Welt, sondern müssen erfahren, dass auch der große böse Wolf und die böse Königin durchaus existieren…
Land of Stories macht unglaublich viel Spaß. Die Zwillinge könnten unterschiedlicher kaum sein: Alex steckt ihre Nase am liebsten in Bücher und glänzt in Märchenkunde regelrecht mit ihrem Wissen, während Conner regelmäßig im Unterricht einschläft, dafür aber mit seinen lockeren Sprüchen einer der Coolen ist. Und trotzdem halten die beiden zusammen wie Pech und Schwefel.
Der Anfang war ein wenig zu zäh für meinen Geschmack. Schneewittchen wirkte im ersten Kapitel recht naiv, obwohl die Anspielungen zur bösen Königin durchaus interessant waren. Anschließend kam ein ziemlich langer Teil über die Zwillinge in der realen Welt, bevor es endlich losging und die beiden ihre Abenteuer im magischen Land antreten konnten. Nach dieser anfänglichen Durststrecke wird man belohnt mit Zwergen, Ogern, bösen Wölfen, Prinzessinnen, Türmen und Schlössern, Feen und Meerjungfrauen und einigem mehr. Natürlich läuft bei den beiden Zwillingen nicht immer alles glatt, das wäre ja auch langweilig. Lustig fand ich vor allem, was der Autor aus Rotkäppchen gemacht hat, die nun auch über ein eigenes Königreich regiert. Überhaupt ist die Erzählung sehr fantasievoll und auf ihre Art einzigartig.
Die verschiedenen Königreiche sind auf einer wunderschönen Karte abgebildet, welche im Buch und selbst im Hörbuchcover abgebildet ist. Das ungekürzte Hörbuch wird von Rufus Beck gesprochen, der hervorragend die verschiedenen Charaktere interpretiert, jedem seine ganz eigene Stimme verleiht und das Hörbuch somit zu einem fantastischen Hörerlebnis macht. Wenn ich es nicht besser wüsste würd ich sagen: Da ist bestimmt Magie im Spiel.

Bewertung vom 01.08.2019
Carter, Chris

Jagd auf die Bestie / Detective Robert Hunter Bd.10


ausgezeichnet

Nervenzerreissender Thriller auf hohem kriminalpsychologischen Niveau
Der zehnte Hunter-und-Garcia-Thriller hat es in sich. Lucien Folter, Hunters einstiger Studienkollege und psychopatischer Serienmörder aus dem sechsten Band „Die stille Bestie“, ist die Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis geglückt. Der Meister der Manipulation und Verkleidung ist nicht nur bereit, seine tödlichen Studien fortzuführen, sondern er will vor allem eines: Rache! Rache an Robert Hunter, seinem früheren Freund, der ihn hinter Gitter brachte. Doch zuvor genießt er sein perfides Katz- und Mausspiel mit den Ermittlern.
Auch wenn Autor Chris Carter empfiehlt, zuvor „Die stille Bestie“ zu lesen, ist dieser Band problemlos ohne Vorkenntnisse verständlich. Viele Informationen, wer Lucien Folter ist und in welchem Bezug er zu Profiler Robert Hunter steht, sind in den Roman eingebaut. Vor allem bei den Psychospielchen zwischen Lucien und Robert war sehr gut die kriminalpsychologische Ausbildung des Autors erkennbar, beide Charaktere sind hochintelligent und bewegen sich auf entsprechendem Niveau. Auch die Tötungsarten, welche Lucien im Roman anwendet, sind aussergewöhnlich und teilweise erschreckend schonungslos bis nervenzerfetzend.
Ein bis zum Schluss nervenzerreissender Thriller auf hohem kriminalpsychologischen Niveau!

Bewertung vom 30.07.2019
Handel, Christian

Becoming Elektra


ausgezeichnet

Mord und Ethik in naher Zukunft
Um den Tod der 17-jährigen Elektra zu vertuschen, heuert ihr Vater Isabel an, in die Rolle seiner Tochter zu schlüpfen, da Isabel seiner Tochter zum Verwechseln ähnlich sieht. Der Hintergrund ist, dass die Verlobung Elektras bevorsteht, eine Verbindung, welche den Vätern des Paares starke wirtschaftliche sowie politische Vorteile bringen wird. Was er Isabel jedoch zunächst verschweigt: Elektra starb nicht bei einem Unfall, sondern wurde ermordet. Und der Täter könnte es jetzt auf Isabel abgesehen haben, die sich als Elektra ausgibt…
Der Coming-of-Age-Thriller spielt rund 60 Jahre in der Zukunft. Entsprechend kommen im Roman ein paar technische Fortschritte und Erfindungen vor, welche ich ganz interessant fand, wie z. B. die IntelliLenses oder die Magnetaxen. Ansonsten sind die Personen aber relativ ähnlich denen unserer Zeit. Es gibt jedoch noch weitere technische Entwicklungen, welche eine ethisch vielleicht nicht ganz so korrekte Richtung eingeschlagen haben. Da möchte ich jetzt nicht allzu viel verraten, um niemanden zu spoilern und den Aha-Effekt vorwegzunehmen, den ich selbst beim Lesen hatte. Doch es hat seinen Grund, warum Isabel Elektra so ähnlich sieht.
Vom Aussehen abgesehen sind die beiden Frauen jedoch sehr verschieden. Elektra kam aus reichem Haus, während Isabel und ihre Schwester in eher bescheidenen Verhältnissen aufwuchsen. Dadurch sieht sich Isabel genötigt, innerhalb kürzester Zeit sowohl technisch viel nachzuholen als auch die ganzen Personen in Elektras Umfeld und deren Eigenarten möglichst schnell auswendig zu lernen, da niemand den Rollentausch merken soll. Einzig Elektras engste Verwandte sind eingeweiht, und nicht jeder von ihnen ist begeistert, dass nun eine Fremde Elektras Platz einnimmt. Entsprechend wenig Unterstützung bekommt sie zunächst. Und zwischen all diesen Anforderungen, sich Dinge, Personen und Ereignisse zu merken, sich nicht zu verraten und die vorwurfsvollen und ablehnenden Blicke anderer Familienmitglieder zu ertragen, lastet auf Isabel das Wissen, dass sie vielleicht jemand umbringen will. Deswegen versucht sie herauszufinden, wer das wohl sein könnte und warum.
Mir hat das Buch sehr gefallen. Die Schwerpunkte liegen darauf, wie Isabel möglichst schnell Elektras Part einnehmen soll, ohne sich zu verraten und in den ethischen Überlegungen bezüglich dessen, was Elektras Vater plant und was er beruflich macht. Etwas, was auch das Leben von Isabel und ihren Freunden stark betrifft. Isabels Versuche, Elektras Mörder herauszufinden bzw. wer nun ihr nach dem Leben trachten könnte fielen für meinen Geschmack leider etwas gering aus. Da hätte ich mir etwas mehr Eifer gewünscht sowie mehr Misstrauen bei dem Wissen, dass ein Mörder auf sie lauert. Zumal der Roman als Thriller beworben wird. Stattdessen ließ sie diesen Punkt sehr schleifen.
Das Buch ist aus Isabels Sicht geschrieben. Der Schreibstil des Autors ist wie gewohnt sehr angenehm und er hat ein Händchen dafür, sich in die weibliche Rolle hinein zu versetzen. Der Roman endet mit ein paar offenen Fragen und Andeutungen, was weiterhin geschehen könnte und regt dadurch zu Überlegungen an. Mir persönlich gefällt sowas, da ein Roman dadurch länger in Erinnerung bleibt, wenn mich das Thema über das Ende hinaus beschäftigt. Das macht den fehlenden Eifer Isabels, nach dem Mörder zu suchen, wieder etwas wett, so dass ich dem Buch verdiente 4,5 von 5 Lesesternen gebe.

Bewertung vom 29.07.2019
Suchanek, Andreas

Blutzeit / Das Erbe der Macht Bd.19 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Was einst geschah… Erinnerungen eines Magiers
Nachdem in Band 18 offenbart wurde, wer hinter der Person von Bran steckt, erzählen in „Blutzeit“ er sowie andere Personen seiner Zeit von den längst vergessenen Geschehnissen nach Errichtung des ersten Walls, als die Menschen vergaßen, welche Götter und Wesen von Anbeginn der Zeit über die Erde herrschten. Diese Folge ist ein spannender Rückblick in frühere Abenteuer und Intrigen, vieles ergibt endlich einen Sinn, auch Brans Ziele werden offenbar. Zugleich geht natürlich der Kampf der Rebellen weiter, Bündnisse werden geschlossen, der mysteriöse Pakt, welcher Jen und Alex betrifft, wird erklärt und noch vieles mehr.
Es ist nicht einfach, eine Rezension zu schreiben, ohne über die geballte Flut an Informationen, welche in Blutzeit über den Leser hereinbrandet, zu spoilern. Ich fand es sehr informativ, spannend und emotional, es sind neue mächtige Charaktere hinzu gekommen, ebenso wurde leider jemand vom Spielfeld entfernt. Eine super Folge, in der man beim Lesen aufpassen muss, vor Aufregung das Atmen nicht zu vergessen.

Bewertung vom 23.07.2019
Garcia Saenz, Eva

Die Stille des Todes / Inspector Ayala ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Mysteriöse Serienmorde im Baskenland
Der Fund von zwei Toten weckt böse Erinnerungen in Inspector Unai López de Ayala. Die Opfer, Mann und Frau, liegen nackt in einer liebevollen Umarmung inmiten einer Kirche im spanischen Vitoria. Bereits vor 20 Jahren arrangierte ein Serienmörder seine Opfer auf genau dieselbe Art. Doch für diese Taten sitzt der Archäologe Tasio de Ortiz seit bereits 20 Jahren im Gefängnis und erwartet erst in Kürze seinen ersten Freigang. Ist ein Nachahmungstäter am Werk? Zieht Tasio aus dem Gefängnis heraus die Fäden? Oder war damals vielleicht jemand anderes der Täter, wie der Verurteilte seit 20 Jahren behauptet? Etwa sein Zwillingsbruder? Während die Ermittler noch im Dunkeln tappen, wird die Mordserie nach altem Schema fortgeführt…
Mit „Die Stille des Todes“ startet die Trilogie um den spanischen Ermittler Ayala, genannt „Kraken“. Bereits den Beginn fand ich schon sehr interessant: Inspector Ayala hat eine Kugel im Kopf und erzählt anschließend rückblickend, wie es dazu kam. Normalerweise bin ich bei Romanen aus der Ich-Perspektive skeptisch, oftmals sind mir diese zu subjektiv oder enthalten viele langweilige Gedankengänge. Durch den taktischen Kniff, alles rückblickend zu erzählen, kann der Inspector allerdings Unwichtiges auslassen und verschont den Leser mit irrelevanten Gedankenkarussells.
Inhaltlich ist der Fall recht anspruchsvoll, Inspector Ayala und seine Kollegin Inspectora Estíbaliz Ruiz de Gauna ermitteln in viele Richtungen, tragen nach und nach Fakten zusammen – aber der entscheidende Hinweis offenbart sich erst ziemlich spät. Zudem bietet der damalige Verurteilte seine Hilfe bei der Suche nach dem Täter an. Da weiß man auch nicht, ob es ein Trick ist, seine Weste reinzuwaschen, oder ob im Gegenzug jemand ihm oder seinem Zwillingsbruder die Morde unterschieben will. Zusätzliche Rückblicke in die 1970er Jahre erzählen ergänzend von der Vergangenheit der Mutter der Zwillinge, welche sich nach und nach in das Gesamtbild einfügt und Hinweise auf den wahren Täter der Mordserie liefert.
Die Spannung des Thrillers hält bis zum Ende an und geht über den Punkt des Kopfschusses auf den Inspector hinaus. Der Lokalkolorit ist wunderbar in die Handlung eingewoben mit diversen historischen Bauten, Volksfesten und Spezialitäten, ebenso das Private der Ermittler, was jedoch nur einen angenehm geringen Anteil im Vergleich zu den Ermittlungen ausmacht.
Mir hat dieser doch recht komplex aufgebaute Thriller sehr gut gefallen, die Folgebände werden hoffentlich ebenso spannend.

Bewertung vom 22.07.2019
Christie, Agatha

N oder M? / Ein Fall für Tommy und Tuppence Bd.3


ausgezeichnet

Ehepaar Beresford liebt die Gefahr
Mit "N oder M" habe ich ein mir bisher unbekanntes Ermittlerduo aus Agatha Christies Feder kennenlernen dürfen. Das britische Ehepaar Tuppence und Tommy Beresford hat bereits während des Ersten Weltkriegs Spionagearbeiten für ihr Land erledigt. Nun ist der Zweite Weltkrieg ausgebrochen, die Kinder sind bereits aus dem Haus, aber niemand hat Verwendung für die beiden. Da bekommt Tommy offiziell einen harmlosen Bürojob angeboten, der sich als heimlicher Geheimdienst-Einsatz entpuppt. Als Privatperson ist er als unbekanntes Gesicht ideal, um einen Maulwurf zu enttarnen. Die pfiffige Tuppence bekommt natürlich Wind davon und reist ebenfalls getarnt an, um in dem gemütlichen Seebad nach dem Landesverräter Ausschau zu halten. Doch es stellt sich die Frage, ob Mann oder Frau, N oder M?
Das Ehepaar Beresford sieht einfach nicht ein, als altes Eisen abgestempelt zu werden, statt im Krieg dem Vaterland zu dienen. Da sie keine echten Spione sind, gehen sie teilweise recht unkonventionell an die Sache heran. Dabei war es amüsant zu lesen, wie sich nach und nach alle möglichen Leute unter Verdacht hatten und sich ihre Begründungen immer entsprechend zurecht bogen, ohne jedoch passende Beweise zu haben.
Wie von der Autorin gewohnt, werden immer mal wieder Hinweise eingestreut, welche auf den oder die Verräter/in hinweisen, man als Leser aber vielleicht nicht immer als solche erkennt. Ebenso haben sowohl der Verräter als auch das Ehepaar ein paar Spionagetricks auf Lager, die selbst nach rund 80 Jahren noch für die ein oder andere Überraschung sorgen. Und am Ende gerät das Paar sogar in Lebensgefahr.
Ein in sich stimmiger und unterhaltsamer Spionage-Krimi mit einem vom Geheimdienst beauftragten Ehepaar.

Bewertung vom 22.07.2019
Funke, Cornelia;Del Toro, Guillermo

Das Labyrinth des Fauns


ausgezeichnet

Ofelias Flucht vor dem Horror des spanischen Militärs
"Das Labyrinth des Fauns" ist das Buch zum Film "Pans Labyrinth" (El Laberinto del Fauno) von Guillermo del Toro aus dem Jahr 2006, welches Cornelia Funke auf dessen Bitte hin verfasste. Entsprechend nah hält sich dieses Buch an das Original. Neu sind die von der Autorin erdachten Kapitel einer Legende, auf der Ofelias Geschichte basiert und die geschickt mit der Realität kombiniert werden.
Ofelia ist eine 13-jährige Schneiderstochter, deren verwitwete Mutter neu geheiratet hat und nun hochschwanger mit ihrer Tochter zu ihrem Gatten Capitan Vidal zu dessen aktuellen Einsatzort im Wald fährt. Dort hat es sich der Militäroffizier im franco-faschistischen Spanien des Jahres 1944 zum Ziel gemacht, die Gegner des Regimes auszurotten. Schnell erkennt Ofelia die Brutalität, welche ihrem neuen Stiefvater innewohnt. Vor dem Schrecken flüchtet Ofelia in eine Fantasiewelt, welche ihr völlig real scheint: Sie begegnet einem Faun, welcher ihr eröffnet, die lang verschollene Prinzessin der Unterwelt zu sein.

"Doch bevor Euch erlaubt wird, in sein Königreich zurückzukehren, müssen wir sicherstellen, dass Euer Wesen unverändert ist und Ihr nicht zu einer Sterblichen geworden seid." (Zitat S. 62/63)

Wie bereits erwähnt, hält sich das Buch sehr ans Original. Der Film ist ab 16, düster und brutal. Das Buch ist ab 14 und macht die Schrecken der Erwachsenen deutlich, ohne allzu übermäßig ins Detail zu gehen. Der meiste Horror geschieht im Kopf, vieles wird eher angedeutet, wobei das bekannte augenlose Monster im Buch sogar relativ harmlos wirkte.
Geschrieben ist das Buch aus der Sicht eines allwissenden Erzählers. Dadurch erhält man z. B. beim Lesen ein wenig Einblick in Vidals Charakter. Sehr schön ist auch die Legende des dortigen Ortes rund um das Labyrinth, welche auf mehrere Kaiptel verteilt im Buch vorkommt und durch einige Details die Erzählung wunderbar ergänzt.

"Wir alle erschaffen uns unsere eigenen Märchen." (Zitat S. 73)

Ofelias Abenteuer sind so geschickt in die Realität eingebettet, dass man nicht immer eindeutig sicher sein kann, wann sie vor dem Horror der Realität in ihre Fantasiewelt flüchtet und welche ihrer Erlebnisse real sind. Mehrere Male verschwimmen die Grenzen, um anschließend mit der gnadenlosen Brutalität der Wirklichkeit über einen hereinzufallen. Sehr schön haben mir auch die Erlebnisse der Erwachsenen gefallen, allen voran die der Widerstandkämpfer, welche in den Wäldern ums Überleben kämpfen und unter Vidals Augen verborgen heimlich Hilfe erhalten.

"Doch die Menschen hören nicht, was die Bäume sagen. Sie haben vergessen, wie man den Dingen der Wildnis lauscht" (Zitat S. 118)

Ihren Schreibstil hat die Autorin wunderbar der Erzählung angepasst. Mal ein wenig märchenhaft, mal auf eventuell drohende Ereignisse anspielend. Hin und wieder Andeutungen, dass Gegenstände magische Eigenschaften aus der Legende besitzen könnten. Die Wortwahl ist angemessen gewählt, auf lange Beschreibungen hat sie verzichtet, um nicht allzu lange auf der Stelle zu treten. Auf diese Weise geht es im Roman zügig voran. Und das Ende ist entsprechend gestaltet, dass jeder Leser für sich entscheiden kann, wo für ihn die Wahrheit von Ofelias Erlebnissen liegt.