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Benutzername: 
meldsebjon
Wohnort: 
Hattingen

Bewertungen

Insgesamt 131 Bewertungen
Bewertung vom 27.02.2021
Das Flüstern der Bienen
Segovia, Sofía

Das Flüstern der Bienen


ausgezeichnet

Kojote und Löwe, eine magische Geschichte
Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht Simonopio, ein Findelkind, das wegen seiner Hasenscharte und seiner ungewöhnlichen Beziehung zu Bienen zu einem Außenseiter in Mexiko im beginnenden 20sten Jahrhundert wird. Nur in der Familie Morales, die ihn aufnimmt, sieht man über seine Eigenheiten hinweg und nimmt ihn liebevoll auf. Auch wenn er nie lernt verständlich zu sprechen, versteht er alles und ist durchaus in der Lage, sich verständlich zu machen. Keine Verständigungsprobleme hat er mit seinen Bienen, die ihn umschwirren und ihm flüsternd vieles mitteilen, ihm besondere Fähigkeiten lehren.
Man erfährt einiges aus der Geschichte der Familie Morales, einiges über Politik und Geschichte Mexikos, alles aus der Sicht der Menschen, die Krieg, Epidemien, Bankenpleite und ungerechter Politik ertragen müssen. Mit der Hilfe Simonopios überlebt die Familie die spanische Grippe und ist in der Lage, den größten Teil des Grundbesitzes vor der anstehenden Enteignung zu bewahren. Aber nicht vor allem kann er seine Familie und den kleinen Nachkömmling Francisco schützen.
Lange habe ich kein Buch mehr gelesen, dass auf eine so unglaublich dichte und sprachlich hervorragende Art erzählt wurde. Die Autorin hat ein Erzähltalent, wie man es nur sehr selten findet.

Bewertung vom 18.02.2021
Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

Spannende Ermittlungen in einem Cold Case
Im Moment sind die Ermittlungen in Cold Cases ja ziemlich populär. sowohl in der Literatur als auch im wirklichen Leben. Das ist aber auch alles, was diesen Krimi mit ähnlichen Fällen verbindet. Die Art, wie die beiden Fälle miteinander verbunden und natürlich am Ende gelöst werden ist wirklich hervorragend!
Zunächst ist kaum verständlich, wie der Fall der verschwundenen Mädchens 2009 in Schweden und die Undercoverermittlung in den USA 2019 zusammenhängen. Parallel erfährt der Leser Bruchstücke. Einmal aus der Sicht des Vaters der verschwundenen jungen Frau, einmal aus der Sicht des amerikanischen Polizisten, der so amerikanisch gar nicht ist. 2009 hatte man einen Verdächtigen, dem man aber nichts nachweisen konnte. Die Ermittlungen waren aber sehr einseitig, gingen absolut nicht in andere Richtungen. John, der Amerikaner, muss in das Zeugenschutzprogramm, setzt gegen alle Widerstände durch, dass seine neue Identität ein schwedischer Polizist sein wird. Er ermittelt gleich im Fall von 2009 und hat eine völlig andere Sichtweise, auch weil er persönlich involviert ist. Und schon fördert er vieles zu Tage.
Ein Schwedenkrimi der allerbesten Sorte! Super spannend aufgebaut, durchaus nicht ohne Humor und mit einigen überraschenden Wendungen. Von der Sorte bitte mehr!

Bewertung vom 06.02.2021
Wo wir Kinder waren
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren


ausgezeichnet

Spielzeug: Eine deutsch-deutsche Geschichte
Eva, Jan und Iris sind Kinder der drei Geschwister Langbein, im gleichen Jahr geboren und zumindest teilweise, gemeinsam aufgewachsen. Nach langer Zeit treffen sie sich im thüringischen Sonneberg, um sich um das gemeinsame Erbe zu kümmern. Es besteht aus einem alten Wohnhaus und einer Fabrik, in der seit über 100 Jahren mit wechselndem Erfolg Spielzeug produziert wurde. Nach der Wende musste die Fabrik Insolvenz anmelden und eigentlich soll alles verkauft werden. Nach und nach räumen die drei die einzelnen Zimmer aus und setzen Erinnerungen frei. Parallel wird die Geschichte der Familie erzählt, beginnend im Jahr 110, mit der Gründung der Fabrik. Inflation, zwei Weltkriege und das Dasein als volkseigener Betrieb in der Sperrzone der DDR hat man erlebt und irgendwie immer überlebt und weitergemacht. Die drei Cousins und Cousinen der heutigen Zeit erleben gerade privat einen Umbruch, sind mit ihrem Leben unzufrieden und haben sich ziemlich auseinandergelebt. Aber die gemeinsame Arbeit bringt sie einander wieder näher und am Ende ist mehr als das Entrümpeln ein gemeinsames Ziel.
Im Laufe der vergangenen 100 Jahre erlebt der Leser eine Familie, die zusammenhält, immer das Herz der Familie, die Fabrik, im Mittelpunkt. Sehr akribisch recherchiert und sehr einfühlsam beschrieben: Ein wirklich gutes Buch!

Bewertung vom 23.01.2021
Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


ausgezeichnet

Zum Schmunzeln, aber trotzdem ein Krimi
Jeder Mensch hat eine Vorstellung von der Queen, mag das so richtig sein oder nicht. Auf sehr sympathische Weise werden die meisten Klischees bedient. Ja, genauso könnte das Privatleben in Windsor aussehen: Immer die Form wahrend, trotzdem aber den eigenen Willen durchsetzen, auch wenn das nicht immer übereinstimmt mit dem Bild, das der Öffentlichkeit vermittelt wird.
Trotz allen Humors geht es aber tatsächlich um einen Krimi. Ein Mord ist passiert in Windsor. Ein junger Mann, der auf einer kleinen Feier aufgetreten ist wird tot in seinem Schrank aufgefunden. Bei einem ersten, nicht sehr sorgfältigen Blick scheint es sich um einen versehentlichen Selbstmord im Zuge eines aus dem Ruder gelaufenen Sexspiels gehandelt zu haben. Diese Ursache hält aber keinem zweiten Blick stand, zu schlampig ist das gemacht. Da der Tote Russe ist, wird sofort ein Komplott Putins vermutet, was der Queen so gar nicht einleuchten will. Gleich schickt sie ihre neue Sekretärin Rozie aus, um Nachforschungen anzustellen. Das macht sie sehr geschickt und erfährt bei der Gelegenheit, dass diese Ermittlung der Queen keineswegs die erste in ihrer langen Amtszeit ist. Es gibt viele Fährten, auch viele falsche, aber am Ende wird der Täter tatsächlich ermittelt und natürlich kann die Queen die ihr zustehenden Lorbeeren nicht ernten.
Natürlich ist das Fiktion, aber so könnte es sein. Mit jeder Zeile spürt man die Hochachtung, die die Autorin ihrem Staatsoberhaupt gegenüber empfindet. Einfach köstlich, bitte mehr davon!

Bewertung vom 16.01.2021
Die Kannenbäckerin
Spratte, Annette

Die Kannenbäckerin


ausgezeichnet

Johann/Johanna
Die Charaktere dieses Buches könnten auch heute leben: Da gibt es die Reichen, die noch mehr Reichtum an sich reißen wollen, die Missgünstigen, die mit Vorurteilen. Aber es gibt auch die, die einander helfen und die alles tun um sich und die Ihren durch schlechte Zeiten zu bringe.
Allerdings sind die Nöte, mit denen die Menschen im 17 Jahrhundert zu kämpfen hatten, ganz andere als heute. Die Pocken, der dreißigjährige Krieg mit den marodierenden Soldaten, Hexenverfolgung und die Unwägbarkeiten des Wetters verursachen Existenzängste, man kämpft praktisch jeden Tag um das blanke Überleben. Welche Chancen hat also ein 13-jähriges Mädchen, die die ganze Familie durch die Pocken verloren hat? Die einzige Hoffnung ist ein Onkel, den sie nicht kennt, und der einige Tagemärsche entfernt wohnt. Aber wie dahin kommen? Die Nachbarin verkleidet sie als Junge und sie kommt tatsächlich heil an. Die Rolle spielt sie weiter und findet Gefallen an den Möglichkeiten, die Jungen haben, besonders, die Möglichkeit, ein Handwerk, die Töpferei, zu erlernen. Sie gewinnt den Respekt des Onkels, kann die Rolle aber nicht ewig weiterspielen.
Ein richtig gutes Buch für Leser, die wie ich historische Romane lieben. Gut und spannend geschrieben, mit viel Hintergrundinformationen und mit überraschenden Wendungen!

Bewertung vom 18.12.2020
Erinnerungen aus Glas
Dobson, Melanie

Erinnerungen aus Glas


ausgezeichnet

Zwei Freundinnen
Zwei junge Mädchen befreunden sich in Holland in einer Zeit, als der Glaube oder Herkunft noch keine Rolle spielten. Die eine verliebt sich in den Bruder der Freundin und alles scheint gut. Aber dann ist die Liebe nicht stark genug, sie geht eine Beziehung zu einem reichen Amerikaner ein und die Freundschaft der beiden Mädchen zerbricht. Erst als Eliese mit einem Sohn und ohne Mann wieder zurück nach Holland kommt, trifft sie wieder auf Josie. Inzwischen sind die Nazis in Holland einmarschiert und jetzt spielt es doch eine Rolle, ob man "Arier" oder Jude ist, egal, wie viel Geld man hat. Genau diese Widerstände bringen die beiden wieder zusammen. Gemeinsam entwickeln sie einen gefährlichen Plan.
Parallel zu dieser Geschichte, die 1944 erst einmal offen endet, lernt man Ava kennen, eine junge Frau, die von den sehr reichen Verwandten ihrer verstorbenen Mutter adoptiert wurde und die sich jetzt um eine Stiftung kümmern soll. Die ersten Jahre ihres Lebens ist sie bei ihrer Mutter aufgewachsen und das hat sie geprägt. Ihr liegt wenig an Besitz und viel an der Wahrheit. Das kommt bei ihren beiden Onkeln gar nicht gut an. Als sie per Zufall tatsächlich auf eine Spur in die Vergangenheit stößt, wird es richtig gefährlich für sie.
Dieses Buch hat alles, was ich mir nur wünschen kann: Ein Rückblick in die Geschichte, sehr spannend erzählt, einen großen Bogen in die Gegenwart, Freundschaft und Liebe. Toll!

Bewertung vom 02.12.2020
Silberstreif / Gut Greifenau Bd.5 (eBook, ePUB)
Caspian, Hanna

Silberstreif / Gut Greifenau Bd.5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Im Umbruch
Der große Kosmos der mit Gut Greifenau verbundenen Menschen lebt weiter das Leben in Pommern und Berlin. Vielfältig sind die Entwicklungen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, persönlich und auch politisch. Ein leichter Aufschwung ist im ganzen Land zu verspüren, als die Inflation gestoppt wird. Die lastenden Schulden können getilgt werden, es gibt wieder Arbeit und man erhält einen Lohn, für den man sich auch etwas kaufen kann. Aber nur heile Welt gibt es auch nicht. Weiterhin ist es schwierig, als Frau ein Medizinstudium durchzustehen, manche Berufe sind durch die fortschreitende Technik vom Aussterben bedroht und trotz der scheinbaren Weltoffenheit besonders in Berlin haben Angehörige von Randgruppen wie Homosexuelle und Juden mit immer größer werdenden Schwierigkeiten zu kämpfen. Als Frau unverheiratet schwanger zu sein ist auch nicht leicht. Neue politische Gruppierungen sind auf dem Weg, vieles zu verändern.
Dieses ganze Spektrum und noch viel mehr wird auf eindrucksvolle Weise in diesem Buch verarbeitet, mit ganz persönlichen Erlebnissen der einzelnen Protagonisten unterfüttert. Wer Geschichte besser empfindet, wenn sie an menschlichen Beispielen gezeigt wird, muss Freude an diesem Buch haben, auch wenn er die vorherigen Teile der Reihe nicht kennt!

Bewertung vom 14.11.2020
Das schwarze Gold des Südens
Haigh, Tara

Das schwarze Gold des Südens


ausgezeichnet

Geschichte einmal anders
Ein Imperium rund um die Herstellung von Produkten aus Lakritz und der Bau des Eiffelturms. Das sind die Eckpfeiler des historischen Hintergrundes dieses Buches. Natürlich geht es auch um die allgemein zum Ende des 19ten Jahrhunderts geltenden gesellschaftlichen Regeln, besonders die, die die Frauen betrafen.
Zum Inhalt: Zwei Schwestern, Töchter einer zunächst gut situierten Fabrikantenfamilie, sind sehr unterschiedlich. Amalie passt sich an, glaubt ihr Verhalten den gängigen Regeln und dem Wohl der Familie unterordnen zu müssen. Elise dagegen ist eine Rebellin, ist sich ihres Wertes durchaus bewusst, was durch ihre Ausbildung zur Lehrerin mit entsprechend höherer Bildung noch verstärkt wird.
Als einige Krisen, sowohl finanzieller als auch persönlicher Natur entstehen, wird sich zeigen, welche Werte zu welchen Ergebnissen führen können. Lange verborgene Geheimnisse kommen ans Licht und erschweren das Happy End, das man sich eigentlich bei der spannenden Lektüre wünschen würde. Sehr ausführlich werden die Umstände und die Gedanken der Personen beschrieben, manchmal ein wenig langatmig, aber es lohnt sich, sich darauf einzulassen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2020
Marigolds Töchter
Woolf, Julia

Marigolds Töchter


ausgezeichnet

Was ist schlecht am Jetzt?
Marigold lebt in einem kleinen englischen Dörfchen, das so ganz dem Klischee entspricht, das man seit Agatha Christie von einem solchen Dorf hat. Im Dorf ist alles vertreten, von der Klatschbase, über den Sonderling bis zum Gutsbesitzer und nicht zuletzt auch der Dorfladen. Dort trifft man sich und tauscht sich aus, nichts bleibt verborgen. Mittelpunkt des Ganzen ist Marigold selbst. gehört ihr doch der Laden und ist sie doch in jedem Komitee vertreten. Auch in ihrer Familie ist sie der ruhende Pol, um den sich alles dreht. Sie wohnt zusammen mit ihrer etwas zänkischen Mutter, ihrem stets hilfsbereiten und liebevollen Mann und mit ihrer etwas unselbstständigen Tochter. Nach sechs Jahren in Italien und einer zerbrochenen Beziehung gesellt sich auch noch die zweite Tochter dazu. Alles harmonisch und liebevoll.
So ganz langsam zeichnet sich ein Problem ab, dass Marigold zunächst alleine bekämpft und verheimlicht: Sie vergisst Dinge. Zunächst nur mal eine Bestellung, dann aber auch Termine, Namen, Gesichter. Gelegentlich spürt sie Nebel im Kopf, die sich aber immer wieder lichten. Sie verspürt Angst, macht sich Sorgen um die Zukunft, denkt dann aber immer wieder an den Lieblingsspruch ihres verstorbenen Vaters: "Was ist schlecht am Jetzt?" Dann wird es schlimmer und es muss sich zeigen, ob die kleine Gemeinschaft auch bei Problemen füreinander da ist.
Eine eigentlich sehr traurige Geschichte, die aber auch etwas Hoffnung macht.

Bewertung vom 26.09.2020
Funkenmord / Kommissar Kluftinger Bd.11 (eBook, ePUB)
Klüpfel, Volker; Kobr, Michael

Funkenmord / Kommissar Kluftinger Bd.11 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ermittlungen Nebensache
Ein spannender Thriller ist das nicht, aber einfach herrlich zu lesen. Kluftinger ist wieder voll in seinem Element, gilt es doch auf verschiedenen Baustellen alles in den Griff zu bekommen. Beruflich wird er zum Interims-Chef, muss mit einer neuen Mitarbeiterin klarkommen, hat mit dem Verlust des Kollegen zu kämpfen und mit den Teambuildingsmaßnahmen eines anderen Kollegen. Erstaunlich, dass man am Ende trotzdem als Team zusammen agiert.
Privat gilt es, eine Taufe zu organisieren und der Ehefrau zu helfen, die gerade depressiv zu werden scheint. Kämpfe mit dem ungeliebten Arzt sind natürlich auch auszufechten. All das versucht Kluftinger in seiner unnachahmlichen Art zu steuern, wobei er sich mit all seinen Vorurteilen häufig selbst im Weg steht.
Trotz all dieser Schwierigkeiten gibt es da doch einen Fall, der aufgeklärt werden muss. Aktuell geht es um den Überfall auf sich selbst, bei dem ihm die Dienstwaffe entwendet wurde, dann aber auch um einen Fall, der bereits vor 35 Jahren scheinbar aufgeklärt wurde. Oder doch nicht?
Ein Krimi zum Schmunzeln, durchaus logisch aufgebaut, mit vielen Nebenschauplätzen. Kann man nur genießen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.