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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2021
Mein Helgoland
Bogdan, Isabel

Mein Helgoland


sehr gut

Wenn die Schriftstellerin und Übersetzerin Isabella Bogdan Ruhe und gleichzeitig Inspiration sucht, ist Helgoland ihr Sehnsuchts- und Fluchtort geworden. Sie widmet dieser Insel eine kleine Hommage und erzählt von ihrer Geschichte, ihrer Menschen und natürlich auch über den berühmtesten Sohn der Insel.

Immer wieder kommt James Krüss zu Wort. Sie tritt in einen Dialog mit ihm, zitiert aus den „Urgroßvater“-Büchern, in denen es um das Erzählen und das Schreiben geht.

Als Leser kann ich an ihrem Schreibprozess teilnehmen, erfahre viel über Ideen, leere Blätter und fehlende Inspiration. Aber ein windumtoster Spaziergang im Oberland bläst nicht nur den Kopf frei, er macht Platz für neue Gedanken. Sie trifft Helgoländer und Touristen, manche Begegnungen haben urkomisches Potential, andere sind ernster und erzählen von Problemen der Inselbewohner.

Es ist nur eine kurze Geschichte über Isabella Bogdans besondere Beziehung zu Helgoland, aber sie lässt mich auf der Insel verweilen. Ich lese über Ornithologen und begeisterte Birdwatcher, über Tierschützer und Touristen und die Neugierde auf die Insel wächst.

Ein liebenswerter und sehr persönlicher Blick auf Helgoland.

Bewertung vom 26.07.2021
Wir für uns
Kunrath, Barbara

Wir für uns


ausgezeichnet

Josie ist die Geliebte von Bengt, schon seit 9 Jahren. Sie weiß, dass er nie seine Familie verlassen wird und ist mit dem wöchentlichen Besuch zufrieden. Nie eine gemeinsame Nacht, nie eine gemeinsame Reise. Josie hofft auf später. Doch dann wird sie schwanger, 41 ist sie nun, und sie weiß, dass das die letzte Chance für sie ist. Doch Bengt will kein Kind.

Zufällig lernt sie Kathi kennen. Die hat grade kurz vor der Goldenen Hochzeit ihren Mann Werner begraben. Die beiden freunden sich an. Mit Kathi kann Josie reden, so wie sie mit ihrer distanzierten Mutter nie reden konnte. Doch Kathi hat auch ihr ganzes Leben auf später gehofft. Ihr Sohn Max ist ihr entfremdet.

Die Geschichte zweier Frauen, die Nähe finden, wo sie sie nicht gesucht haben, die einander vertrauen und endlich reden können. Über Nähe, über Entfremdung und unerfüllte Wünsche. Die Autorin erzählt das sehr feinfühlig, lässt ihre Protagonisten in die Vergangenheit reisen und alte Verletzungen spüren. Auch wenn die Frauen eine Generation trennt, gibt es Gemeinsamkeiten, die Barbara Kunrath gut in Szene setzen kann. Wie sich eine Freundschaft entwickelt, die beide Frauen trägt, wie sie Probleme gemeinsam angehen und Ängste zu zweit tragen und sie damit leichter machen, ist wunderschön und empathisch erzählt.

Durch ihre feinfühlige und lebensechte Charakterisierung der Protagonistinnen konnte ich mich sehr gut in die Frauen einfühlen. Ich habe ihre Traurigkeit, ihre Enttäuschung, aber auch ihre Freuden geteilt. Barbara Kunraths Sprachstil hat mich sehr angesprochen und die Geschichte dieser beiden Frauen fand ich schön und lebensbejahend.

Eine uneingeschränkte Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 21.07.2021
Zuagroast
Parker, Martina

Zuagroast


ausgezeichnet

In Buchschachen im südlichen Burgenland will der erfolgreiche Stararchitekt Paul – allerdings teilt kaum jemand seine eigene Einschätzung – einen Neuanfang machen. Pläne für ein Ferienhausprojekt hat er schon und mit finanziellen Anreizen sind die Lokalpolitiker immer gern dabei, egal ob der Grund Naturschutzgebiet ist oder nicht. Jedenfalls hat Paul für sich und seine Frau schon eine entsprechende Villa mit viel Glas und Beton in den Ort gesetzt. Nur Eva fühlt sich dort überhaupt nicht wohl. Aber mit Paul, der sie gern „Würmchen“ nennt und auch so behandelt, gäbe es wohl kaum einen Wohlfühlort.

Vera ist freischaffende Journalistin mit sehr kleinem Einkommen und da ist sie froh, dass sie das Haus der Uroma geerbt hat, wo sie und ihre Tochter wenigstens günstig wohnen. Probleme macht nur der Garten, denn die Schnecken fressen die Gemüsesetzlinge schneller ab, als sie sie pflanzen kann.

Aber es gibt ja den Gartenclub in Buchschachen und Johanna hat für jedes Problem das passende Kraut. Das spürt auch Paul, denn seit Eva dort Freunde und Hobby gefunden hat, spurt sie nicht mehr so, wie der Obermacho das erwartet.

Das Krimidebüt von Martina Parker hat mich begeistert. Witzig, hintergründig und bitterböse war das Buch das reinste Lesevergnügen. Die Autorin hat sich eine Frauenriege ausgedacht, die sich gewaschen hat, da ist keine ganz so harmlos, wie es auf den ersten Blick scheint. Diese Charaktere haben mir viel Spaß gemacht und dass die männlichen Protagonisten dagegen kaum ankommen, noch mehr.

Nicht nur mit dem schönen Cover fällt dieser Burgenland-Krimi aus dem Rahmen, die Verbindung Gartenglück und Krimi und der ewige Kampf einheimisch gegen „zuagroast“ bietet jede Menge spannender und witziger Szenen, sondern auch frische und lebendige Dialoge.

Ja, das ist ein Buch, das man nicht aus der Hand legen möchte. Die Spannung wird durch einen geheimnisvollen Prolog und „Trauerarbeit“ genannte Gedanken einer unbekannten Person verstärkt.

Und dann gibt es noch einen ganz besonderen Bonus: Jedes Kapitel beginnt mit einem Wissenshäppchen aus der Tier- oder Pflanzenwelt. Manchmal so skurril, dass ich sogar mit dem Lexikon das nachgelesen und vertieft habe.

Chapeau Martina Parker!

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Bewertung vom 20.07.2021
Tod an der Alster / Svea Kopetzki Bd.2
Küpper, Anke

Tod an der Alster / Svea Kopetzki Bd.2


sehr gut

Kommissarin Svea Kopetzki wird mit einem Mordfall konfrontiert, der sie in die Welt der Hamburger Schickeria führt. Die Schönheitschirurgin Helena Pahde wurde ermordet. Es ist die Nacht des Alster Feuerwerks und viele Schaulustige tummeln sich mit ihren Handys auf der Straße. Es gibt also viele Bilder und Zeugen der letzten Lebensminuten von Helena, aber keine Aussage, keine Aufnahme ist so richtig brauchbar.

Auch die Vielzahl der Spuren verwirren Svea und ihr Team eher. Es stellt sich heraus, dass Helena viele Feinde hatte. Es gibt unzufriedene Patienten, abgelegte Liebhaber und einen gehörnten Ehemann. Doch alle Verdächtige warten mit einem Alibi auf. Während sich Svea in ihren Fall verbeißt, bemerkt sie auch atmosphärische Störungen im Team.

Ein klassischer Krimi, der viel Wert auf realistische Polizeiarbeit legt und damit die Handlung spannend vorantreibt. Dazu kommen kleine Einschübe aus der Sicht des Täters und der Leser hat damit das Gefühl, dass er immer schon ein wenig mehr weiß, als die Beamten.

Die Autorin gestaltet ihre Figuren gut. Ihre Ermittlerin ist eine gestandene Frau mit Ecken und Kanten und viel Lebenserfahrung. Im Umfeld in der teuren Schönheitsklinik gibt witzige Szenen und bei manchem Patienten hat man fast einen entsprechenden C-Promi vor Augen.

Das ist der zweite Band um Kommissarin Svea, den man auch sehr gut separat lesen kann. Auch dieses Buch hat mich wieder überzeugt.

Bewertung vom 16.07.2021
Fälschung à la Provence
Heineke, Andreas

Fälschung à la Provence


sehr gut

Die Provence ist nicht nur für kulinarische Genüsse bekannt, auch der Kunstkenner kommt seine Kosten. Picassos letzte Wohnstätte, das Schloss Vauvenargues, öffnete für einige Woche seine Türe für Besucher und hat Leihgaben aus aller Welt für eine Ausstellung versammelt. Am letzten Tag wird die ausgewiesene Picasso-Kennerin und Kunsthistorikerin Donia erstochen aufgefunden. Über ihr ein leerer Nagel und das Bild „Femmes au chat assise dans un fauteuil“ liegt neben der Toten. Ein versuchter Kunstdiebstahl?

Pascal Chevrier lebt und arbeitet in der Provence als einfacher Gendarm, ein Rückschritt nach seiner Tätigkeit bei der Pariser Police nationale. Aber das wird durch die neu gewonnene Lebensqualität mehr als aufgewogen. Außerdem arbeitet er mit seiner Erfahrung sehr gut mit den sonst eher konkurrierenden Beamten zusammen. Dieser Fall fordert ihn heraus, nicht nur weil seine Gefühle für die Kollegin Audrey von der Police nationale mehr als kollegial sind.

Dieser Krimi entführt seine Leser in die Welt der Künstler, Museen und Galeristen. Dabei trifft Pascal auf jede Menge sehr exzentrischer Personen, die ihm alle ein verdächtig erscheinen. Donia selbst verbarg eine ganze Menge Geheimnisse, die sich dem Polizisten er sehr langsam erschließen. Er muss sich in die Kunstszene einfühlen, erfährt viel über den erhitzten Markt, Auktionen und Fälschungen.

Aber trotzdem lässt der Autor Pascal Zeit für sein Hobby, der guten provenzalischen Küche. Kulinarik und Wein spielt eine große Rolle und das fließt eben auch in das Buch ein. Ich finde, das gehört dazu und würde wohl viel von der Atmosphäre vermissen, würde das fehlen.

Es geht bei mir immer das Kopfkino an, wenn sich Pascal mit einem Glas Wein an einem Bistrotisch niederlässt oder die Menükarte mit besonderen Spezialitäten studiert.

Ich fand die Exkursionen in die Kunstwelt sehr interessant und wissenswert, bei den Protagonisten, besonders den Frauenfiguren, war mir manchmal zu viel Exzentrik im Spiel. Ich konnte sie mir nicht unbedingt aus Fleisch und Blut vorstellen.

Die Lösung des Falls war für Pascal eine Herausforderung und er wird sein Büro in der Mairie in Zukunft immer mit einem Blick auf den Wandschmuck betreten.

Ein schöner Provence-Krimi mit viel Atmosphäre.

Bewertung vom 14.07.2021
Drei Morde für die MörderMitzi
Archan, Isabella

Drei Morde für die MörderMitzi


ausgezeichnet

Maria Schlager, von allen nur Mitzi genannt, hat ein geringes Selbstwertgefühl und ein großes Herz. Das bringt sie immer wieder in Schwierigkeiten, aber so schlimm wie diesmal war so nie. Mitzi wird beschuldigt Kasimir Wollatschek erschlagen zu haben. Auf dem Stein sind ihre Fingerabdrücke. Wie soll sie den Revierinspektoren, die da streng und lauernd vor sitzen, erklären, wie es dazu kam, dass der Kasi ein Freund war, der auf die schiefe Bahn geraten ist und dem sie doch nur helfen wollte auf den rechten Weg zurückzufinden.

Gut, dass sie Inspektorin Agnes Kirschnagel benachrichtigen kann, die glaubt Mitzi und versucht ihr zu helfen.

Schon zum dritten Mal gerät Mitzi in eine gefährliche Lage. Man kann schon sagen, dass sie ein Gespür für Mord hat und ihre Naivität verleitet sie immer wieder dazu, sich einzumischen. Die Alpenkrimis von Isabella Archan stellen keine taffe Ermittlerin in den Vordergrund, sondern eine junge naive Frau mit kompliziertem Innenleben, die nie ein Fettnäpfchen auslässt. Das macht die Krimis nicht nur sehr sympathisch, sondern auch schräg und witzig. Dabei sind es keine lustigen Fälle, es sind handfeste Verbrechen und unsere Protagonistin gerät dabei selbst in Lebensgefahr.

Ich mag Archans Schreibstil unglaublich gern. Sie verbindet Krimispannung mit viel österreichischen Schmäh und Charme. Wenn Mitzi zur Erholung eine Melange und Mehlspeis braucht, möchte ich mich gleich zu ihr an den Tisch setzen. Die Inspektorin Agnes Kirschnagel ist ebenso gut charakterisiert, mit Leib und Seele Polizistin, aber nicht festgefahren und so versteht sich, dass sie auch immer auf eigene Faust ermittelt, wenn es gilt Mitzi zu entlasten.

Mit Pflichtverteidiger Jakob Sparroder kommt noch eine sehr gelungene Figur ins Spiel. Die Charakterzeichnung ist eine der Stärken der Autorin. Sie schafft einen Figurenkosmos, der farbig und lebendig wirkt. Der neue Fall ist raffiniert komponiert und schafft mit einigen überraschenden Wendungen einen hohen Spannungsbogen.

Alpenkrimi, der Untertitel ist nicht von ungefähr gewählt. Die Landschaft, die Menschen spielen eine große Rolle und auch das verbindet die Autorin sehr gekonnt mit ihrem Plot.

Mördermitzi war für mich der beste und spannendste Band bisher.

Bewertung vom 12.07.2021
Familie ist, wenn man trotzdem lacht
Busch, Wiebke

Familie ist, wenn man trotzdem lacht


sehr gut

Vier Personen in einer 3-Zimmer-Wohnung, das ist ein bisschen eng, vor allem wenn die Kinder größer werden. Aber in Hamburg eine größere und noch bezahlbare Wohnung zu finden, stellt Steffi vor ungeahnte Probleme. Als sie ihrer Freundin Helen von ihren Erfahrungen mit dubiosen Maklern erzählt, wittert Helen sofort eine interessante Story. Als Journalistin hat sie ein Gespür für aktuelle Themen. Ihre Geschichte schlägt ein, der Leserzuspruch ist enorm. So meldet sich auch Flora, die nun als Witwe in einem viel zu großen Haus mit riesigem Renovierungsstau lebt. Wäre es nicht ideal, die Zwei zusammenzubringen?

Wiebke Busch hat sich für ihren heiteren Familienroman ein aktuelles Thema ausgesucht. Wer kennt nicht die Wohnungssituation in den Städten, besonders in angesagten Vierteln. Neben der Wohnungssuche gibt es noch jede Menge Irrungen und Wirrungen im Beziehungssektor. Helen ist alleinerziehend, aber freundschaftlich mit dem Vater ihrer Tochter verbunden. Steffi wünscht sich mehr Familiengemeinsamkeit mit ihrem Mann, der leider seinen Beruf über die Familie stellt. Flora dagegen spürt immer mehr das Alter und die Einsamkeit. Dazu gibt es noch ein Geheimnis aus der Vergangenheit. Ein bunter Strauß aus Themen – und für mich gleichzeitig auch die Schwäche des Romans.

Ich hatte einige Male das Gefühl, dass die Autorin alles in einer Geschichte unterbringen wollte und so nehmen Helens Suche nach einem neuen Traummann und Floras Sehnsucht nach Enkeln auch bald einen Hauptteil der Geschichte ein. Weil aber alles so leicht und humorvoll, auch mit Situationswitz erzählt wird, bleibt der Roman immer kurzweilig und unterhaltsam.

Sympathische Protagonisten und lebendige, bildhafte Dialoge machen das Lesen zu einem harmlosen Vergnügen.

Bewertung vom 12.07.2021
Wildtriebe
Mank, Ute

Wildtriebe


sehr gut

Der Bethcheshof ist der Lebensmittelpunkt der Altbäuerin Lisbeth. Um ihn hat sie gekämpft, als die Brüder im Krieg geblieben sind. Hier hat sie ihr Leben verbracht, ihre ganze Energie gebraucht. Doch nun bringt Sohn Konrad eine junge Frau auf den Hof. Marlies, die sich nicht unterordnen will, die in der Stadt arbeitet, keine Bauerntochter ist und einen anderen Lebensentwurf hat. Dekaden der Kämpfe gegen nicht spurlos an den Frauen vorüber, doch mit Joanna, der Enkelin kommen noch einmal ganz andere Vorstellungen auf den Hof.

Drei Frauen, ihre Gedanken, Erinnerungen und Wünsche bestimmen die Geschichte, wobei mir Marlies als mittlere Generation am nächsten ist. Das setzt die Autorin sehr gut in Szene, man spürt die zunehmende Frustration von Marlies, ihre Gedanken, ihre Wünsche und auch ihre Enttäuschungen in fast jedem Satz.
Rückhalt von Konrad bekommt Marlies kaum, er lässt sie zwar gewähren, hält sich aber raus. Sprachlos scheint er und blass bleibt er die ganze Geschichte über. Wie auch Karl, Lisbeths Mann, der in den Hof einheiratete und für Marlies Verständnis zeigt. Erst Joanna kann den Graben zu Lisbeth überschreiten.

Der Roman hat mich nicht kalt gelassen, obwohl kaum Emotionen zu spüren sind. So wie es früher eben war, man hat alles mit sich selbst ausgemacht. Ich hätte gern mehr Sympathien für die Protagonisten entwickelt, das ist mir aber kaum gelungen. Vielleicht noch am ehesten Mitleid , obwohl ich mir oft wünschte, Konrad und Marlies hätten mehr Durchsetzungsvermögen. Es bleibt ein Eindruck der Sprachlosigkeit, der Unfähigkeit mit einander zu kommunizieren als Fazit der Geschichte.

Ein Blickfang ist das Cover mit einem klassischen Blumenbild, üppig und sommerlich. Aber der Inhalt ist anders.

Bewertung vom 07.07.2021
Madame le Commissaire und die panische Diva / Kommissarin Isabelle Bonnet Bd.8
Martin, Pierre

Madame le Commissaire und die panische Diva / Kommissarin Isabelle Bonnet Bd.8


gut

In der Reihe der Provence-Krimis hat Kommissarin Isabelle Bonnet eine Sonderstellung, genau wie in ihrer Dienststelle. Einst war sie hochdekorierte Leiterin eines Sonderkommandos, nach einem Einsatz, den sie schwerverletzt überlebte, aber zu einem guten Ende brachte, lässt sie sich als einfache Kommissarin in ihren Heimatort Fragolin zurückversetzen. Ihr väterlicher Freund Balancourt aus dem Innenministerium schuf eine Dienststelle für sie. Sie ist niemandem verpflichtet und übernimmt nur die Fälle, die sie auch interessieren.

So auch dieses Mal. Colette Gaspard ist d i e französische Diva, geschildert wie aus dem Bilderbuch und nie ohne ein Glas Champagner anzutreffen. Kaum jemand weiß, dass sie aus Fragolin stammt, ihre Zwillingsschwester Yvonne lebt immer noch hier. Doch Colette wird von einem Stalker bedroht, das hat solche Ausmaße angenommen, dass ihr Auftritt im Pariser Olympia gefährdet wird. So übernimmt es Isabelle den Stalker ausfindig zu machen, schließlich hat ja Monsieur Balancourt bereits Karten für den Auftritt.

Die Titelfigur des Krimis ist wohl die einzige Kommissarin Frankreichs in deren Wagen eine stets gepackte Strandtasche zu finden ist. Denn die Zeiten zwischen den Fällen geht sie sehr entspannt an. Ihr Privatleben ist nicht minder interessant, wie ihre Fälle. Sie lebt polyamor, beide Liebhaber wissen voneinander und gehen offen damit um. Beruflich ist sie schlagkräftig, auch wenn die Verletzung einige Einschränkungen mit sich brachten. Sie weiß exzellentes Essen und Champagner ebenso zu schätzen, wie ein einfaches Picknick am Strand.

Dieses Mal fehlte mir ein wenig die Leichtigkeit im Schreibstil des Autors. Seine Fälle sind immer mit französischem Charme erzählt und ein Augenzwinkern ist dabei immer zu spüren. Ich fand es auch dieses Mal unterhaltend, aber nicht so spritzig, wie in den früheren Bänden. Pierre Martin bringt viel provenzalisches Flair in seine Geschichten, das gemütliche Glas Rosé im Bistro am Abend, die schönen Strände, die kulinarischen Genüsse, das weckt auch Lust auf Südfrankreich.

Das ist bereits der achte Band dieser Reihe. Nicht immer finde die die Fälle gleich spannend, hier wäre in diesem Punkt sicher noch Luft nach oben. Den Stalker verdächtigt der Leser wohl schon viel eher als Isabelle. Für einige skurrile Szenen darf wieder der verschrobene Assistent Apollinaire sorgen, den ich als Auflockerung immer sehr schätze.

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Bewertung vom 06.07.2021
Kaiserjagd / Materna & Konarek ermitteln Bd.3
Theiss, Jenna

Kaiserjagd / Materna & Konarek ermitteln Bd.3


sehr gut

In Bad Ischl, der ehemaligen Sommerfrische von Kaiser Franz Joseph und seiner Gattin Sissi dreht sich wieder einmal alles um das Kaiserpaar. Ein Film über Sissis Lieblingstochter Marie Valerie soll gedreht werden. Doch dann findet eine Joggerin den Kaiserdarsteller tot unter dem Kaiserdenkmal. Wolfgang Jarisch war ein, vor allem bei Frauen sehr beliebter Schauspieler und Chefinspektor Materna merkt sehr bald, dass es im Filmteam eine Menge Verdächtiger gibt.

Gleich zu Beginn gibt es ein ausführliches Personenregister, das ich sehr hilfreich fand, so konnte ich schnell die Namen den unterschiedlichen Milieus zuordnen. Auch wenn es viele Mitwirkende gibt, so hat die Autorin ein Händchen dafür, ihre Protagonisten sehr gut zu beschreiben und mit besonderen Charakteristika auszustatten. So finde ich die Nebenfigur, den Rechtsanwalt Ronacher, in seiner Adelsleidenschaft – er hält sich für einen illegitimen Nachfahren der Habsburger – einfach nur witzig.

Materna hat eine ruhige Art zu ermitteln, auch wenn es wieder passiert: seine Freundin Josie wird zufällig in den Fall verwickelt und als Psychologin kann sie mitunter entscheidende Schlüsse ziehen. Aber für Materna sind diese Einmischungen nicht immer eine Freude, schließlich hat sie sich schon einmal in Gefahr gebracht.

Überhaupt spielt das Private durchaus eine Rolle in diesem spannenden Krimi, aber auf eine gut ausgewogene und zum Fall passende Weise. Das macht die Geschichte sehr unterhaltsam und der Hintergrund, Bad Ischl, trägt ebenso dazu bei. Da fließt viel Wissenswertes aus der Geschichte dieses klassischen Kurorts mit ein und die Atmosphäre fand ich sehr stimmig und anregend.

Der Plot ist recht raffiniert aufgebaut, es gibt viele Verdächtige und entsprechend viele Spuren, aber das macht mir beim Miträtseln auch großen Spaß. Hier hatte ich schon bald eine vage Ahnung, aber die Autorin weiß ihre Leser sehr zu fesseln und findet immer wieder einen spannenden Twist. So blieb der Spannungsbogen bis zum Ende sehr hoch.

Ich mag es sehr, wenn bei einem in Österreich angesiedelten Krimi das auch in der Sprache spürbar ist. Die Austriazismen tragen viel zu Authentizität bei und wer mit dem einen oder anderen Wort nichts anzufangen weiß, kann im angehängten Glossar nachschlagen.