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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sophie H.
Wohnort: 
Rastede

Bewertungen

Insgesamt 121 Bewertungen
Bewertung vom 12.10.2021
Die andere Tochter
Golch, Dinah Marte

Die andere Tochter


sehr gut

Zu viel des Guten

Antonia Petzold löst Haushalte von Verstorbenen auf. Bei einem Arbeitseinsatz hat sie einen Arbeitsunfall, verätzt sich dabei beide Augen und verliert ihr Augenlicht. Doch sie hat Glück im Unglück: Sie erhält eine Gewebespende und erlernt wieder das Sehen. Dann kommt es dazu, dass sie Flash backs hat. Will die tote Spenderin ihr irgendetwas mitteilen? Als sie verbotenerweise die Familie die Spenderin kennenlernt, verdichtet sich der Verdacht, dass mit ihrer Spenderin irgendetwas nicht gestimmt hat.
Das Buch ist ein echter Pageturner und ich konnte es kaum beiseitelegen. Trotzdem hat es mich mit einem unguten Gefühl zurückgelassen. Die Spannung war von der ersten Seite an da und es hat viele sehr überraschende Wendungen in der Geschichte gegeben. Die Geschichte wird wechselweise einmal aus der Sicht von heute und einmal aus der Sicht von vor wenigen Wochen geschrieben, wobei beide Stränge sich zum Ende des Buches hin vereinen. Der eine Strang ist in der Ich-Form erzählt, der andere in der dritten Person. Dadurch blieb mir Toni seltsam fremd. Mir ist es nicht gelungen, mich in ihr hineinzuversetzen.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und lässt sich so weglesen. Als ein wenig überflüssig habe ich einige langatmige Beschreibungen von Orten empfunden, deren geschichtlicher Kontext breit und lang erörtert wird. Wer ein wenig Allgemeinwissen hat, weiß das auch so. Und wenn man es nicht weiß, stört das nicht das Verständnis der Geschichte.
Dieses Buch wollte zu viel. So gibt es auch einen Handlungsstrang (der in Frankfurt spielt), der meines Erachtens vollkommen überflüssig ist. Mir hat sich der Zusammenhang mit dem Rest der Geschichte nicht erschlossen. Dieser Strang hätte genügend Stoff für eine eigene Erzählung geliefert.
Trotz der großen Spannung und der überraschenden Wendungen bekommt das Buch daher von mir nur vier Sterne.

Bewertung vom 12.10.2021
Die Enkelin
Schlink, Bernhard

Die Enkelin


ausgezeichnet

Ein echtes Leseerlebnis!

Dies war mein erstes Buch von Bernhard Schlink und ich frage mich, warum? Warum habe ich diesen grandiosen Autor nicht eher entdeckt?
Zum Buch: Kaspar ist Buchhändler und kommt wie jeden Abend nach Hause. Wie jeden Abend findet er die Wohnung in einem katastrophalen Zustand vor, denn seine Frau Birgit ist Alkoholikerin. Kaspar vermutet sie im Bett und beginnt, die Wohnung aufzuräumen. Doch Birgit schläft nicht, sie ist in der Badewanne ertrunken. Als Kaspar ihren Nachlass regelt, entdeckt er ein Manuskript, an dem Birgit seit Jahren gearbeitet hat. Es ist eine Autobiographie, in der Birgit schildert, wie ihr einst mit Kaspars Hilfe die Flucht aus der DDR gelang. Beim Lesen muss Kaspar entdecken, dass seine Frau ein großes Geheimnis hatte und er Birgit in Wahrheit gar nicht richtig kannte. Kaspar macht sich auf den Weg in die ehemalige DDR, um das in die Tat umzusetzen, was Birgit sich nicht getraut hat. Kaspar findet nicht nur Birgits Tochter, sondern auch ihre Enkelin, doch die ist so ganz anders, als man sich eine Enkelin wünscht.
Für mich hat sich beim Lesen des Buches eine ganz neue Welt aufgetan, von deren Existenz ich zwar wusste, aber mehr auch nicht. Der Einblick hat mich tief nachdenklich gemacht. Dieses Buch wird mich gedanklich sicherlich noch eine ganze Zeit begleiten.
An den etwas holprigen Schreibstil von Schlink musste ich mich erst gewöhnen, aber dann konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Schlink erzählt unaufdringlich, aber mit mächtigem Sog. Obwohl der Mann ein Protagonist ist, konnte ich mich sofort in ihn hineinversetzen. Eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe, deswegen eine ganz glasklare Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 02.10.2021
Das verbotene Turnier / Pferdeflüsterer-Mädchen Bd.3
Mayer, Gina

Das verbotene Turnier / Pferdeflüsterer-Mädchen Bd.3


sehr gut

Rubys Chance

Bei diesem Buch handelt es sich um den dritten Band der Reihe „Pferdeflüsterer Mädchen“ von Gina Mayer. Das Buch lässt sich gut lesen, auch ohne die beiden Vorgängerbände zu kennen. Allerdings hätte ich mir gewünscht, doch ein paar mehr Informationen zu bekommen, was damals passiert ist.
Ruby ist vor ein paar Monaten mit ihrer Mutter von Berlin nach England gezogen. Nachdem sie dort erst einige Monate auf einem Pferdehof geritten ist, auf dem die Tiere gedrillt und misshandelt wurden, reitet sie nun ihr Lieblingspony Fantasie auf der Ocean Ranch, einem Reiterhof, dessen Besitzer Patrice Pferdeflüsterer ist. Auf diesem Hof leben hauptsächlich traumatisierte Pferde und außerdem wird dort therapeutisches Reiten für behinderte Kinder angeboten. Alles könnte so schön sein, wenn die Ocean Ranch nicht akut bedroht werden würde. Auf dem Nachbargrundstück soll ein privater Flughafen gebaut werden. Den Lärm könnten die Pferde nicht ertragen. Doch Ruby schließt mit dem Besitzer des Grundstücks einen Deal ab: Wenn sie es schafft, das anstehende Turnier zu gewinnen, geht das Grundstück an die Ocean Ranch. Dumm nur, dass Patrice Turniere verabscheut, weil er sie für schädlich für die Tieren hält! Wird es Ruby trotzdem gelingen, den Bau des Flughafens zu verhindern?
Der Autorin gelingt es, nicht nur eine spannende Story zu erzählen, sondern auch Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt, Behinderung, die erste Liebe und Umgang mit uns anvertrauten Tieren zu besprechen. Das gelingt ihr ganz altersgerecht. Das Buch richtet sich an Mädchen ab 8 Jahren. Die dürften sich auch von dem verspielten Cover angesprochen fühlen. Sehr gut gefallen haben mir auch die Tipps für Pferdeflüsterer-Mädchen am Ende des Buches gefallen. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass noch ein paar Fachbegriffe, die im Buch erwähnt werden, erklärt werden. Nicht jedes Mädchen reitet und kennt sich damit so gut aus. Deshalb nur 4 Sterne von mir.

Bewertung vom 01.09.2021
Fanzi
Schmidauer, Elisabeth

Fanzi


ausgezeichnet

Schwere Schuld bis heute

Fanzi, so nennt Elfi ihren großen Bruder, der eigentlich Franz heißt. Franz ist der drittgeborene Sohn und damit ist von Geburt an klar, dass er nicht den Hof erben wird. Deswegen will Franz Tischler werden. Doch dann kommt doch alles ganz anders als gedacht. Seine beiden älteren Brüder werden in den Krieg eingezogen und kehren nicht mehr zurück. Damit muss Franz doch den Hof übernehmen. Abgöttisch kümmert er sich um seine kleine Schwester Elfi. Sie ist sein Ein und Alles. Eines Tages erkrankt Elfi schwer an einer Hirnhautentzündung. Danach ist auch Elfi nicht mehr die, die sie einmal war. Zuerst wird sie Zuhause gepflegt, dann knicken die Eltern ein und geben sie in ein sogenanntes Pflegeheim. In der Zeit des Nationalsozialismus gilt Elfi nun als lebensunwertes Leben. Sie wird nach kurzer Zeit im Pflegeheim ermordet. An der Schuld, sich nicht für Elfi eingesetzt zu haben, dass sie nicht in dieses Heim kommt, trägt Franz sein ganzes Leben lang schwer. Und was noch schlimmer ist: Er macht diese Schuld mit sich selber aus. Nur seine Frau Bärbi weiß davon. Nach und nach gelingt es Fanzi nun aber, sich seinem Sohn und seiner Enkeltochter zu öffnen.
Ich habe ein wenig gebraucht, um mich in die Geschichte einzulesen, doch dann hat sie mich gepackt. Die Geschichte fängt ganz leise und langsam an und plötzlich hat man einen dicken Stein auf dem Herzen. Wortgewaltig zeichnet die Autorin die Geschichte und schafft so tolle Bilder. Sprachlich kann man in die Geschichte, in ihre Zeit und in ihren Raum völlig eintauchen. Die Schuld wiegt schwer. Auch heute noch. Fazit: Ich kann dieses Buch jedem nur wärmstens empfehlen und vergeben fünf Sterne!

Bewertung vom 30.08.2021
Florance Bell und die Melodie der Maschinen
Steenbergen, Carsten

Florance Bell und die Melodie der Maschinen


gut

Das Cover von „Florance Bell und die Melodie der Maschinen“ fand ich sehr ansprechend. Es untermalte das, was der Klappentext versprach: Ein Mädchen, das sich zur Zeit Napoleons für Maschinen interessiert und nichts sehnlicher wünscht, als eine technische Universität besuchen zu dürfen. Aber genau dieses ist ihr als britisches Mädchen verwehrt. Zum Glück gibt es da Monsieur Pignon, ein Franzose, der ihr alles beibringt, was man nur über Technik und Maschinen wissen kann. Eigentlich ein spannendes Thema: Wie schlagen sich Mädchen damals in Männerberufen durch? Aber darum geht es in diesem Buch gar nicht. Florance fällt in die Hände von Rebellen und muss sich entscheiden, auf welcher Seite sie kämpfen will. Und die Kämpfe haben wahrhaft die Überhand in diesem Buch. Ein Kampf reiht sich an den anderen. Ich habe beim Lesen teilweise den Überblick verloren.
Auch die Figuren im Buch fand ich nur mäßig gut gezeichnet. Während Florance als taffes Mädchen gezeichnet wird und ihr Ziehvater Monsieur Pignon durch seinen französischen Akzent überzeugt, sind alle anderen Charakter sehr blass, erfüllen ein Klischee nach dem anderen (verzogene Tochter des Earl) und sind in ihren Handlungen auch vorhersehbar.
Auch der Schreibstil konnte mich nicht überzeugen. Zum Ende hin häufen sich Sätze, in den die Protagonisten ganze Sätze lachen oder nicken. Das geht gar nicht und hätte spätestens im Lektorat auffallen müssen.
Nicht klar ist mir auch, welcher Zielgruppe ich dieses Buch empfehlen sollte. Eine weibliche Hauptfigur – so ein Buch rührt kein Junge an. Und Mädchen für Bücher, in denen sich ein Kampf an den anderen reiht, zu begeistern, finde ich schwierig. Fazit: Von mir nur 2,5 Punkte, die ich auf 3 Punkte aufrunde.

Bewertung vom 22.08.2021
Instagrammatik
Schröder, Johannes

Instagrammatik


ausgezeichnet

Digitaler Wahnsinn

Dies war meine erste Begegnung mit Herrn Schröder und sie hat mich so gefesselt, dass ich das Buch in einem Rutsch durchlesen musste.
An der Schule von Herrn Schröder hat die Digitalisierung Einzug gehalten. In Zeiten von Corona kam keine Schule daran vorbei. An der Helene-Fischer-Gesamtschule hält noch dazu eine neue Schulleiterin Einzug, die fest gewillt ist, dass ihre neue Schule den Wettbewerb um die Goldene Webcam gewinnt. So wird die Schule kurzerhand von Grund auf digitalisiert. Die Türen sind nur noch mit einem Chip zu öffnen, die Kaffeeküche wird zur Aromaecke und die Türen zum Lehrerzimmer verschwinden gänzlich. Doch die Schulleiterin hat die Rechnung ohne die Schüler gemacht, die sich blitzschnell in das System einhacken und z.B. den Stundenplan nach ihren Wünschen umgestalten. Doch dann deckt ein Schüler merkwürdige Machenschaften auf, soll daraufhin von der Schule suspendiert werden und findet sich kurz darauf zusammen mit Schrödi in einem Krimi wieder.
Obwohl der Inhalt des Buches herrlich absurd ist (hoffe ich doch!), hat er doch einen gewissen Kern der Wahrheit. Wer kennt sie nicht, die Kinder und Jugendlichen, die sich im digitalen Wahnsinn besser zurechtfinden als im Supermarkt? Diejenigen Leser, die sich auf der gleichen Altersstufe wie Schrödi befinden, werden mit Sicherheit seine Probleme teilen. Für mich gab es da auf jeden Fall ein hohes Identifikationspotential!
Das Buch lässt sich sehr gut lesen. Der Schreibstil ist locker, flockig und sehr humorvoll. Auch die Jugendsprache darf natürlich nicht fehlen. Zwischendurch gab es immer wieder den Chatverlauf der chattenden Jugendlichen, der das Ganze zusätzlich gewürzt hat. Und da geht es wie im wahren Leben: entweder googelt man den Ausdruck heimlich oder man hört/ liest drüber hinweg. Wer einfach mal abschalten will und sich köstlich amüsieren will, dem kann ich dieses Buch wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 22.08.2021
Die letzten Romantiker
Conklin, Tara

Die letzten Romantiker


gut

Von Romantik keine Spur

Das Buch „Die letzten Romantiker“ von Tara Conklin lässt sich nur schwer einordnen. Ist es eine Familiengeschichte oder doch eher eine Liebesgeschichte?
Das Buch beginnt im Jahre 2079, als die hochbetagte (sie ist bereits über 100 Jahre al) Fiona Skinner ihre letzte Lesung hält. Bei dem anschließenden Gespräch wird sie von einer jungen Frau mit Namen Luna auf ein Gedicht angesprochen, das Fiona vor vielen Jahre geschrieben hat, und das ebenfalls von einer Luna handelt. Die junge Frau möchte nun gerne wissen, wer die Luna im Gedicht war. Und hier beginnt die eigentliche Geschichte.
Im Fortlaufenden erzählt Fiona Skinner nun ihre Lebensgeschichte, die eng verflochten war mit den Lebensgeschichten ihrer drei Geschwister. Prägend war, dass der Vater 34jährig plötzlich von einem Tag auf den anderen verstorben ist. Die Mutter Noni stand unter Schock und verfiel in eine tiefe Depression, in der sie sich nicht um ihre vier Kinder Renee (11), Caroline (8), Joe (7) und Fiona (4) kümmern konnte. Die Kinder waren komplett auf sich allein gestellt. Renee kümmerte sich um den Haushalt und um die Erziehung ihrer Geschwister. Die „große Pause“, wie sie die Depression ihrer Mutter nennen, dauert drei Jahre. Als sie beendet ist, startet die Mutter neu durch und hat sich zwischenzeitlich stark verändert. Nicht nur die Mutter macht einen Neustart, auch ihre vier Kinder. Wie sehr sie doch durch die große Pause geprägt wurden, merken sie erst, als noch ein schrecklicher Unglücksfall passiert, der in Zusammenhang mit einer gewissen Luna steht.
Ich fand das Cover sehr ansprechend. Ein wenig geheimnisvoll und auch die Farben passen gut zum Thema „Depression“. Ebenso hat mir der Schreibstil der Autorin sehr gut gefallen. Sie zeichnet Bilder, ohne schon abgelutschte Begriffe zu verwenden. Etwas irritiert hat mich die Erzählperspektive. Gut gefallen hat mir dabei die Ich-Erzählerin Fiona, nicht gefallen hat mir, wenn Fiona aus der Sicht ihrer Geschwister erzählt. Da passt etwas nicht. Einerseits hatten sie jahrelang keinen Kontakt, andererseits weiß Fiona genau, was sie gedacht und gefühlt haben? Und auch die Rahmenhandlung finde ich leider nicht ganz stimmig. Mit 102 Jahren noch eine Lesung zu halten, erscheint mir gerade eben noch möglich. Aber dann die gesamte Familiengeschichte zu erzählen, die 400 Seiten füllt? Wer schafft das? Und wer soll sich das anhören? Schade eigentlich, denn „die große Pause“ hat mir sehr gut gefallen.
Fazit: Ein Buch mit Längen und inhaltlich nicht ganz stimmig, deswegen leider nur 3 Sterne.

Bewertung vom 13.08.2021
Wie du die Welt verändern kannst
Welk, Sarah

Wie du die Welt verändern kannst


ausgezeichnet

Demokratie kinderleicht

Dieses Sachbuch von Sarah Welk erscheint pünktlich zur Bundestagswahl im September. Obwohl Kinder noch nicht wählen dürfen, sollten sie dennoch schon wissen, was Demokratie eigentlich ist.
Das Buch beginnt damit, Demokratie und Diktaturen zu erklären und zieht seine Kreise vom Kleinen hin zum Großen. Kinder lernen, wie sie es schaffen, mit ihren Eltern demokratisch um mehr Taschengeld oder um das Länger-Aufbleiben zu verhandeln. Dabei bekommen sie Tricks geliefert, die man sich bei den Großen in der Politik abgucken kann. Doch das Buch macht nicht in der Familie halt, sondern geht noch weiter. Wie kann man in der Schule mitbestimmen und wie kann ich sogar meine Stadt, Deutschland oder die ganze Welt verändern?
Obwohl das Buch randvoll mit Wissen ist, werden die jungen Leser nicht überfordert. Dazu trägt schon die Gestaltung der einzelnen Seiten bei. Viele, teils plakative Zeichnungen lockern das Ganze auf und zaubern oftmals ein Schmunzeln ins Gesicht. Stichwörter sind wie mit einem Textmarker markiert, einzelne Abschnitte stehen auf einem Notizblatt. Nicht zu vergessen, die Rätselfragen, die durch das ganze Buch führen.
Fazit: So fröhlich und bunt sollten alle Sachbücher sein! Dieses Buch gehört eigentlich in jedes Kinderzimmer, auf jeden Fall in jedes Klassenzimmer. Vollste Empfehlung! Besser geht es nicht!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.08.2021
Löwenherzen
Neitzel, Gesa

Löwenherzen


ausgezeichnet

Große Afrikaliebe

In dem Buch „Löwenherzen“ von Gesa Neitzel spürt man in jeder Zeile die große Liebe der Autorin zu diesem Kontinent. Gesa Neitzel hat sich zum Safari-Guide ausbilden lassen und dabei auch ihre große Liebe, den Ranger Frank, kennengelernt. Zusammen machen beide einen Roadtrip durch Afrika und träumen davon, selber Safaris anbieten zu können. Bevor sie ihre Pläne in die Tat umsetzen können, durchkreuzt Corona ihr Leben und es heißt abwarten und ein Buch über das bisher schon Erlebte zu schreiben.
Das Buch will keine chronologische Abhandlung sein, sondern Gesa Neitzel hat Erlebtes zu einer Geschichte kombiniert. Dabei gelingt es ihr ganz vortrefflich, ihre Liebe zu dem Kontinent zu beschreiben. Man hat fast das Gefühl, dabei gewesen zu sein. Mit ihr zusammen beobachtet man wilde Tiere, überlebt ein Feuer im Camp, übt sich im Spurenlesen und erlebt so manchen Streik des schon etwas älteren Land Rover. Untermalt wird das ganze durch mehrere, wunderschöne Farbfotos in der Mitte des Buches.
Sehr gerne würde ich mir diesen Kontinent auch einmal ansehen und erleben. Bisher hat mich der Gedanke davon abgehalten, dass man selbst auf einer Foto-Safari der Natur dort schadet. Gesa Neitzel hat es mit ihrem Buch geschafft, dass ich darüber nun komplett anders denke. Wenn die Menschen dort ihr Geld mit der Durchführung von Safaris verdienen, dann müssen sie nicht wildern. Und sind sehr viele Touristen dort unterwegs, laufen die Wilderer Gefahr, dass man sie bei ihrem Tun entdeckt.
Das Einzige, was mich an dem Buch gestört hat, war die gendergerechte Sprache. Das Sternchen hat ganz erheblich meinen Lesefluss gestört.
Fazit: Ich kann jedem, der sich für Afrika und seine Natur interessiert, das Buch nur wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 29.07.2021
Dreieinhalb Stunden
Krause, Robert

Dreieinhalb Stunden


ausgezeichnet

Die Zeit läuft davon

Schon beim Lesen des Klappentextes hat mich das Thema des Buches sehr angesprochen: Es ist der 13. August 1961. Du sitzt im letzten Interzonenzug D-151 auf dem Weg von München in Richtung Ost-Berlin. Noch 3,5 Stunden bis zur Grenze. Wie entscheidest du dich? Steigst du vorher aus und entscheidest dich damit für die Freiheit? Oder kehrst du zurück in die Heimat und zur Familie und zu Freunden? Eine schwere Entscheidung! Diese Entscheidung fällt auch den Protagonisten in dem Buch sehr schwer und sie fällt sehr unterschiedlich aus.
Die Figuren in dem Buch sind alle sehr unterschiedlich. Anfangs hatte ich ein klein wenig Probleme, mir die Namen zu merken, aber so nach und nach lernte man sie immer besser kennen und dann war es auch kein Problem mehr. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Figuren anfangs im Zug auch Fremde sind, sich dann aber Interaktionen zwischen ihnen ergeben. Dadurch hat die Geschichte sehr an Tiefe gewonnen und die Spannung gesteigert. Die Kapitel sind alle recht kurz und erzählen jeweils aus der Sicht einer der Figuren.
Der Schreibstil von Robert Krause ist sehr flüssig und lässt sich gut lesen. Wer selber schon einmal durch die „Zone“ mit dem Zug gefahren ist, fühlt sich in die damalige Zeit zurückversetzt. Ich spürte plötzlich wieder das Ruckeln der Wagons und roch den so typischen DDR-Geruch. Sehr gut aufgegriffen auch durch das tolle Cover. Fazit: Von mir eine ganz glasklare Leseempfehlung!