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Lenasbuecherlounge
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Köln

Bewertungen

Insgesamt 597 Bewertungen
Bewertung vom 25.10.2023
Was auf das Ende folgt
Whitaker, Chris

Was auf das Ende folgt


gut

Trotz der Sicherheitsmaßnahme eines Babyphones mit Kamera wird der dreijährige Harry Monroe eines Nachts aus seinem Kinderzimmer in Tall Oaks entführt. Die Mutter Jess sieht den als Clown maskierten Entführer, weitere Spuren gibt es nicht. Auch Wochen später hört sich der Sheriff der Stadt die Tonbänder der Befragungen an und Jess hängt weiterhin Vermisstenplakate auf. Ihre Verzweiflung ertränkt sie in Alkohol und wechselnden Liebschaften.
Während sich der ein oder andere Bewohner der Stadt Gedanken um Harry macht und ob man hier noch sicher sein kann, hat jeder von ihnen mit persönlichen Problemen zu kämpfen.

Sehr lange habe ich gebraucht, um in den Roman hineinzufinden, denn die Vielzahl an Charakteren ist überfordernd. Die Perspektiven wechseln wahllos innerhalb der Kapitel, eine Kennzeichnung gibt es nicht. Zudem scheinen die einzelnen Episoden von den Menschen, die in der Kleinstadt leben, kaum einen Zusammenhang zu haben.
Da ist einerseits die Mutter Jess, die von ihrem Ehemann Michael getrennt lebt und den Verlust ihres Kindes nicht verkraftet. Sheriff Jim bemitleidet sie und macht sich gleichzeitig Vorwürfe, dass er mit den Ermittlungen bisher nichts erreicht hat.
Teenager Manny läuft im Dandy-Look durch die Stadt, gibt sich als Gangster aus und möchte Schutzgeld erpressen. Mannys Mutter datet einen Autohändler, was Manny nicht geheuer ist. Der übergewichtige Jerry leidet unter seiner herrischen, todkranken Mutter, die er pflegt. Heimlich ist er in die Verlobte seines Chefs verliebt.

"Was auf das Ende folgt" ist das Porträt einer Kleinstadt, in der ein Verbrechen geschieht, was die Einwohner zumindest temporär erschüttert, bis das Medieninteresse nachlässt. Dann sind es nur noch die nahen Angehörigen und Betroffenen, die sich mit dem unerklärlichen Entführungsfall beschäftigen.
Die polizeilichen Ermittlungen spielen in dem Roman eine eher untergeordnete Rolle. Die Schicksale jedes einzelnen Charakters treten dagegen in den Vordergrund. Die überwiegende Mehrzahl von ihnen ist skurril und hat seine Eigenarten.
Die Geschichte ist vielschichtig und abwechslungsreich, jedoch lange verwirrend und zusammenhanglos, was ermüdend ist. Erst nach der Hälfte des Romans konnte mich die Geschichte mehr packen, hatte ich eine tiefere Vorstellung von den Protagonisten und wie sie miteinander zusammenhängen. Aufgrund der einzelnen leidvollen Erzählungen mutet der Roman etwas deprimierend und bitter an, für Schmunzeln sorgen jedoch Mannys Aktionen und markige Sprüche.
Spannend bleibt bis zum Schluss, was es mit der Entführung von Harry auf sich hat, ob dieser noch lebt und zurück zu seiner Mutter kommt. Die sehr kurzen Abschnitte je Perspektive stören jedoch durchgehend den Lesefluss.

Bewertung vom 22.10.2023
Engelsmädchen / Nils Trojan Bd.11
Bentow, Max

Engelsmädchen / Nils Trojan Bd.11


gut

Eine Jugendliche stürzt sich von einem Berliner Hochhaus und nennt vor ihrem Tod Kriminalpsychologin Carlotta Weiss den Namen eines seit fünf Jahren vermissten anderen Mädchens. Kriminalkommissar Nils Trojan vom Berliner LKA bittet Carlotta Weiss um Mithilfe bei der Aufklärung des Suizids, obwohl er von ihrem fragwürdigen Ruf als eigenartige, aber genialische Einzelgängerin weiß. Als ein Täter in Berlin und Umgebung bestialische Doppelmorde begeht, erkennen sie eine Verbindung zu dem suizidalen Mädchen, aber auch zu Carlotta selbst, die eines abends eine Begegnung mit einem Mann hatte, sich aber nicht an alle Einzelheiten erinnern kann.

"Engelsmädchen" ist der 11. Band aus der Thrillerreihe um den Berliner Kriminalkommissar Nils Trojan, von der ich bisher nur Band 4 "Das Hexenmädchen" gelesen habe. Auch ohne die genauen Hintergründe zu Nils Trojan privat zu kennen, ist das Lesen der Einzelbände unabhängig von einander möglich.
"Engelsmädchen" ist der erste Band, in dem Trojan mit Kriminalpsychologin Carlotta Weiss an seiner Seite ermittelt. Diese nimmt in dem Roman einen großen Anteil ein, so dass es sich vermutlich um die Einführung einer neuen, dauerhaften Figur handeln könnte.

Der Kriminalfall ist undurchsichtig und spannend aufgebaut. Lange ist nicht zu erahnen, wie der Suizid des unbekannten Mädchens, der Fall des vermissten Mädchens und die Doppelmorde zusammenhängen könnten. Fraglich ist auch, inwieweit die Kriminalpsychologin selbst verwickelt ist und den Täter kennen könnte.

Die Ermittlungen sind zurückhaltend beschrieben, Nils Trojan bleibt eher im Hintergrund. Die Aufklärung des Falls stützt sich fast ausschließlich auf die Intuition und die fragwürdigen Ermittlungsmethoden von Carlotta Weiss, die nicht teamfähig ist und im Alleingang handelt. Dabei wirkt sie nicht nur sozial gehemmt, sondern wie ein Medium, das annähernd hellseherische Fähigkeiten hat. Statt klassischem Profiling wird bei den Ermittlungen viel spekuliert und (richtiges) Raten ohne die Auswertung konkreter Spuren zur Aufklärung der Herangehensweise des Täters verwendet. Zudem geht Carlotta Weiss' Vorgehensweise weit über Polizeiarbeit hinaus, agiert sie doch mehr als hemdsärmelig und wenig regelkonform.

"Engelsmädchen" ist ein spannender Thriller mit blutigen und grausam inszenierten Morden, der in die Abgründe menschlicher Seelen blicken lässt und mit Kriminalpsychologien Carlotta Weiss eine interessante, aber auch umstrittene Figur als handelnden Akteur einführt. Die Aufklärung des Falls hätte ich mir etwas realitätsnäher und weniger spekulativ und gewaltexzessiv durch die Polizei gewünscht. Des Weiteren wird nicht deutlich, aus welchem Grund der Täter zu diesem Zeitpunkt so gewalttätig in Erscheinung tritt, auch wenn das Motiv der Person zumindest schlüssig ist.

Bewertung vom 22.10.2023
Dieses schöne Leben
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben


ausgezeichnet

Clover kam schon als junges Mädchen mit dem Tod in Berührung. Im Alter von sechs Jahren sterben ihre Eltern bei einem Unfall, weshalb sie sodann bei ihrem Großvater in New York aufgewachsen ist. Zu ihm hatte sie als einzigen Angehörigen ein inniges Verhältnis. Dieser stirbt allein, als Clover auf Reisen ist, was sie so bedrückend empfindet, dass sie sich entscheidet, Sterbe-Doula zu werden. In New York gibt es so viele Menschen, die einsam sind und nicht auch noch allein und ohne Trost sterben sollen.
Selbst ist Clover aufgrund ihrer zurückhaltenden Art einsam. Sie vermeidet Kontakte zu anderen Menschen aus Angst für ihren Beruf verurteilt zu werden, schließlich möchte niemand gerne mit dem Tod konfrontiert werden. Ihr Leben ändert sich, als sie Sebastian bei einem Treffen des Death Café kennenlernt und er sie zur Betreuung seiner sterbenden Großmutter engagiert.

Clover ist mit 36 Jahren so sehr mit dem Tod vertraut, dass sie das Leben aus den Augen verloren hat. Sie selbst bemerkt dies erst, als sie Kontakt zu ihrer neuen Nachbarin Sylvie, zu Sebastian aus dem Death Café und zu ihrer Klientin Claudia schließt, der über ihren Beruf hinausgeht. Auch wenn Clover schon immer eine Einzelgängerin war und ihr bewusst ist, dass sie anders ist, beginnt sie ihr Leben zu hinterfragen, dass ihr wie eine leere Hülle vorkommt.
Clover ist ein vielschichtiger und authentischer Charakter, deren Lebensweg nachvollziehbar erzählt ist. Über Rückblenden und Erinnerungen erfährt man mehr über ihre Vergangenheit und was sie geprägt hat.
Die Mischung aus Vergangenheit, Gegenwart und eine vertiefte Befassung mit der Lebensgeschichte der älteren Dame Claudia macht die Geschichte abwechslungsreich und gibt ihr eine interessante Wendung.

Der Tod, das Sterben, Verlust, Bedauern und Reue sind zentrale Themen des Romans, der aber dennoch nicht deprimierend, sondern erwartungs- und hoffnungsvoll ist. In Clovers Leben beginnt sich etwas zu bewegen, das sie zugänglicher macht und das ihr die Chance gibt, Freundschaft und Liebe zu erfahren. Sie stellt sich selbst und ihre Bedürfnisse mehr in den Mittelpunkt statt sich zurückzuziehen und ausschließlich um die Geständnisse und Reue ihrer Klienten zu kümmern.

Es ist eine feinfühlig erzählte Geschichte, die zeigt, wie einfach es ist, in Gewohnheiten zu verharren, wie schwierig es ist, die eigene Komfortzone zu verlassen und dass es Impulse von außen und Mut braucht, um Fehler einzugestehen und Dinge zu ändern.
"Ein schönes Leben" zeigt auf lebendige und warmherzige Art und Weise, dass der Tod zum Leben gehört, dass es man jedoch nutzen und nicht einfach nur existieren sollte, um am Ende nicht über verpasste Chancen zu verzweifeln und den Blick für die Dinge verliert, die das Leben erst lebenswert machen.

Bewertung vom 20.10.2023
Das kleine Schloss in Schottland / Romantic Escapes Bd.9
Caplin, Julie

Das kleine Schloss in Schottland / Romantic Escapes Bd.9


gut

Izzy McBride hat von ihrem Großonkel Bill ein Schloss in den schottischen Highlands geerbt, das sie zu einem Boutique-Hotel umfunktionieren möchte. Als sie vor Ort ist, hat sich bereits ihre exzentrische Mutter Xanthe dem alten Gemäuer angenommen, versucht es mit geringen Mitteln aufzuhübschen und zur Finanzierung ein Zimmer an den schmallippigen Geschichtsprofessor Ross Strathallan vermietet, der dort in Ruhe ein Buch schreiben möchte. Auch für die Weihnachtszeit haben sich unerwartet zahlende Gäste angekündigt. Izzy ist überrumpelt, aber auch froh über die Finanzspritze, die sie dringend gebrauchen kann, denn das Schloss ist renovierungsbedürftiger als gedacht.
Gemeinsam mit Verwalter, helfenden Händen aus dem Dorf und gestrandeten Campern packen alle mit an, um das Schloss für Weihnachten angemessen zu präsentieren.

"Das kleine Schloss in Schottland" ist Band 9 der Buchreihe "Romantic Escapes", deren Teile unabhängig von einander gelesen werden können, wobei es wiederkehrende Charaktere gibt, die die Bücher miteinander verbinden. So ist Izzy ein Nebencharakter der irischen Kochschule aus Band 7 "Das kleine Cottage in Irland".

Band 9 ist eine RomCom, in der Weihnachten allmählich Einzug hält. Izzy steht vor der Herausforderung das in die Jahre gekommene Schloss für die Weihnachtszeit zu renovieren und herauszuputzen, um Gäste zu beherbergen. Ihre resolute Mutter reißt dabei das Konzept an sich, weshalb die Zahl der Gäste stetig steigt. Izzy, die zunächst gedacht hatte, das Projekt allein mit ihrer Mutter zu stemmen, kann sich auf ein zusammengewürfeltes Team an Menschen verlassen, die in dem Schloss ein Zuhause gefunden haben.

Passend für eine weihnachtliche Lektüre ist es warmherzig zu lesen, wie die unterschiedlichen Charaktere zu einer Familie zusammenwachsen. Für die Romantik sorgt Izzys Love Interest Ross, der Geheimnisse birgt und durchgehend unnahbar und distanziert wirkt.

Neben Renovierung und Kochen ereignet sich in der Geschichte nicht viel. Ohne Höhen und Tiefen oder größere Schwierigkeiten steuert man auf Weihnachten zu. Für etwas Unterhaltung sorgt Izzys überdrehte Mutter, sonst wäre die Geschichte arg belanglos.

Weihnachtliche und romantische Stimmung wird durch das Schloss in den verschneiten Highlands vermittelt. Die Liebesgeschichte ist sehr zurückhaltend und wird durch das rätselhafte Verhalten des Autors ausgebremst, der sich weiter zurückzieht je näher Izzy ihm kommt.
Als Ferienlektüre ist "Das kleine Schloss in Schottland" ganz nett, aber ohne Dramatik und Emotionen auch völlig anspruchslos und banal.

Bewertung vom 20.10.2023
Jedes Jahr im Winter
Stone, Emily

Jedes Jahr im Winter


ausgezeichnet

Cassie und Tom waren noch Kinder, als ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen sind. Der Verlust hat die beiden nur noch mehr zusammengeschweißt. Als großer Bruder hat Tom Cassie stets beschützt, für sie ist er ihr Fels in der Brandung. Jedes Jahr zu Weihnachten veranstaltet er eine Schnitzeljagd für sie, mit der er sie aus ihrer Komfortzone locken möchte.
Sam ist Toms bester Freund und seit Jahren an der Seite der beiden Geschwister. Eines Winters kommt es zu einem Kuss, der alles verändert. Sam weist Cassie zurück, doch wegen Tom kommen sie nicht umhin, sich immer wieder zu treffen.
Ein schreckliches Ereignis zerbricht endgültig das Band, das zwischen Cassie und Sam war, denn Cassie kann Sam nicht verzeihen und er sich selbst auch nicht.
Als sich Cassie ein letztes Mal auf Schatzsuche begibt, ist es für sie eine besonders emotionale Reise, die am Ende eine zweite Chance für Liebe bedeuten könnte.

Der Originaltitel "One last Gift" ist wesentlich treffender als "Jedes Jahr im Winter", denn die Geschichte handelt nicht nur im Winter, sondern erstreckt sich über mehrere Jahre zu allen Jahreszeiten und Toms letztes Geschenk hat für die Handlung und Cassies weitere Entwicklung eine ganz besondere Bedeutung.

Es ist eine emotionale Geschichte über Trauer und Verlust, über Geschwisterliebe, Freundschaft und Liebe. Vordergründig sind die traurigen Motive, weshalb stets ein Hauch von Melancholie in der Geschichte mitschwingt. Jedoch ist von Anbeginn zu spüren, dass Cassie eine Entwicklung durchmachen wird, dass sie durch und für Tom Risiken eingehen und über sich selbst hinauswachsen wird.
Abwechselnd aus den Perspektiven von Cassie und Sam geschildert, kommt man auch der männlichen Hauptfigur näher, die verletzlich ist und selbst mit einem Verlust zurecht kommen muss.

Es ist eine wunderschön rührselige Geschichte, die zu Herzen geht und die mit den Protagonisten und ihren Schicksalen mitfühlen lässt. Die Botschaft, mutig zu sein und sich von seiner Angst nicht ausbremsen zu lassen, wird anschaulich auf Cassies Weg dargelegt.
Während die Liebesgeschichte zunächst hintergründig ist und man sie fast sehnsuchtsvoll erwartet, ist es vor allem ein Roman über Trauerbewältigung, Selbstfindung und Freundschaft. Dieser erhält durch Cassies Schatzsuche, die sie auf unterschiedliche Wege und an verschiedenste Orte führen wird, abseits aller Emotionalität eine unbeschwertere und abwechslungsreiche Komponente, die für einen originellen Rahmen sorgt.

Bewertung vom 11.10.2023
Lichterglanz / Lovelight Farms Bd.1
Borison, B. K.

Lichterglanz / Lovelight Farms Bd.1


gut

Stella ist Inhaberin einer Christbaumfarm, die sie sich aus einer romantischen Vorstellung gekauft hat. Als sie die Ausschreibung zu einem Wettbewerb einer Influencerin sieht, bewirbt sie sich, um mit mehr Werbung die Farm aus den roten Zahlen zu holen. Um sich nicht als alleinige traurige Inhaberin zu präsentieren, hatte sie angegeben, die Farm gemeinsam mit ihrem Lebenspartner zu führen - doch den gibt es nicht. Nachdem ihr Geschäftspartner Beckett sich weigert, öffentlich eine Beziehung vorzugaukeln, bittet sie ihren besten Freund Luka um Hilfe, für den Stella seit Längerem mehr als nur Freundschaft empfindet. Bereits in den Tagen und Wochen vor Eintreffen der Influencerin kommen sich Stella und Luka näher, während Unbekannte Stellas Farm sabotieren.

"Lichterglanz" ist Band 1 der Buchreihe "Lovelight Farms", in der Stella und Luka zur Rettung der Farm ein Liebespaar mimen.
Dabei ist in Bezug auf Stella, aus deren Perspektive der Roman geschrieben ist, von Anbeginn klar, dass sie mehr als nur Freundschaft für ihren besten Freund Luka empfindet und auch Luka scheint nur darauf gewartet zu haben, Stella näher zu kommen.

Stella ist eine sympathische Hauptfigur, die sich mit dem Kauf der Farm einen nostalgischen und romantischen Traum verwirklicht hat. Dass die Farm von einem Unbekannten sabotiert wird, sorgt für ein Quäntchen Spannung in der letztlich vorhersehbaren (Liebes-)geschichte. Dabei verhält sich Stella jedoch arg naiv und überzeugt nicht gerade als verantwortliche Geschäftsfrau, indem sie Mitleid für den Täter empfindet und eine Bestrafung in Frage stellt.

Die Geschichte entwickelt sich sehr langsam. Bis die Influencerin endlich auf der Farm erscheint und ein wenig weihnachtliche Stimmung Einzug hält, dauert es zwei Drittel des Romans, das einem ausdauernden Vorspiel gleicht. Bis Stella und Luka ihrem Verlangen nachgeben, wird gebrummt, geknurrt, gequiekt, gestöhnt, gesaugt. Die Liebessequenzen werden reichlich ermüdend über mehrere Seiten beschrieben.
Im Vergleich dazu nehmen Farm und Wettbewerb vergleichsweise wenig Raum ein und insbesondere der Besuch der Influencerin verläuft am Ende im Sande. Erst spät erhält man eine plastischere Vorstellung von der Farm, der Wettbewerb bleibt jedoch vage und planlos. Gegen wen sich Stella durchsetzen muss oder was das Ziel ist, um die stattliche Summe von 100.000 Dollar zu gewinnen, ist rätselhaft und lässt die Geschichte oberflächlich erscheinen.

Der Rahmen der Geschichte mit Weihnachtsbaumfarm und Kleinstadtfeeling, in der jeder jeden kennt, hat mir gut gefallen, auch wenn das Potential nicht ganz ausgeschöpft wurde. Die Friends-to-Lovers-Story ist statt Weihnachtsstimmung, Sorgen um die Existenz der Farm und Fakebeziehung vordergründig, aber wenig originell oder überraschend. Das ewige Hin und Her der Hauptfiguren ist am Ende genauso enervierend wie die pikanten Sexszenen, für ausgerechnet die es auch noch ein Bonuskapitel gibt.
Die liebenswerten Nebencharaktere, die in weiteren Bänden in den Vordergrund rücken, machen neugierig auf weitere Liebesgeschichten im Umfeld der Farm in Inglewild.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.10.2023
Das Wunder der kleinen Dinge
Burges, Audrey

Das Wunder der kleinen Dinge


sehr gut

Myra Malone ist eine Einsiedlerin, die ihr Haus nie verlässt und sich stattdessen zurückgezogen auf ihrem Dachboden ihrer Miniatur-Villa widmet, die sie von ihrer verstorbenen Stiefoma geerbt hat. Liebevoll bastelt und näht sie Möbel und Accessoires und gestaltet die Zimmer der Villa Liliput regelmäßig um. Auf Anraten ihrer Freundin Gwen bloggt sie darüber und stößt damit online auf großes Interesse.
Alex ist zu seinem kranken Vater zurückgekehrt, um ihn in seiner Möbelhandlung Rakes and Son zu unterstützen. Durch eine Kundin wird er auf Myras Blog aufmerksam und stellt fest, dass ihr Puppenhaus - wie sie es selbst nie bezeichnen würde - ein Muster seines Elternhauses ist. Er möchte wissen, was es damit auf sich hat und ob er eine Klärung für das mysteriöse Verschwinden seiner Großmutter finden kann und kontaktiert Myra, die jede Verbindung zu anderen Menschen scheut.

"Das Wunder der kleinen Dinge" ist eine einzigartige, kreative Geschichte, die im Jahr 2015 in Arizona bei Myra und Virginia bei Alex handelt. Wie die beiden über ihre Häuser - Myras geliebte Miniaturvilla und Alex von seinem Vater verhasste Elternhaus - zusammenhängen wird durch Rückblenden in die Vergangenheit deutlich.

Es ist eine magische, mysteriöse Geschichte über ein liebevoll gestaltetes Miniaturhaus, das ein Eigenleben führt. Myra, die sich seit sie fünf Jahre alt ist, an die Villa Liliput gebunden hat, wirkt dabei ein bisschen aus der Zeit gefallen und zutiefst verängstigt, um ein eigenständiges, freies Leben zu führen, das die Gesellschaft anderer Menschen einschließt. Doch auch in Bezug auf Alex' Familie ist es eine Geschichte voller Einsamkeit und Schmerz, voller Gräuel und belasteter Eltern-Kind-Beziehungen, die nicht einfach zu durchdringen ist. Man blickt nur schwer hinter die Fassade der Charaktere und möchte das fantastische Rätsel um die Bedeutung und Verbindung von Spiel- und Wohnhaus lüften.

Es ist ein bittersüßer Roman, der bildhaft Myras Villa zum Leben erweckt und ihr Verlorensein greifbar macht. Es ist kein Fantasyroman, aber man sollte offen für ein wenig Magie sein, um ganz in die Geschichte und die jeweiligen Familiendramen eintauchen zu können. Nach einer liebevoll detailreichen Schilderung geht es am Ende recht schnell und lässt nach meinem Empfinden auch noch die ein oder andere Frage offen.

Bewertung vom 06.10.2023
Die Witwe
Macmillan, Gilly

Die Witwe


gut

Nach einem Lottogewinn in Millionenhöhe kaufen das Ehepaar Nicole und Tom Booth ein Grundstück auf einem großen Anwesen eines Herrenhauses und bauen die Scheune zu einem modernen, smarthome-gesteuerten Glashaus um. Wenige Monate später findet Nicole Tom leblos im Pool vor. Während sie von einem tragischen Unfall ausgeht, ermittelt die Polizei wegen mutmaßlicher Fremdeinwirkung in alle Richtungen. Nicole ist verunsichert und fühlt sich in dem Glashaus, in dem die Technik nicht immer funktioniert, beobachtet. Ein Freund von Tom zieht bei ihr ein und steht ihr in den Tagen nach seinem Tod bei und auch die Nachbarn von nebenan bieten ihre Unterstützung an.
Die ermittelnden Polizeibeamten trauen keinem der befragten Zeugen auf dem Anwesen, die alle keine soliden Alibis haben und sich überhaupt eigenartig verhalten.

"Die Witwe" wird aus der Perspektiver fast aller handelnder Akteure geschildert, so dass man als Leser nicht nur einen Überblick über die Geschehnisse sondern auch über die Denkweisen der Charaktere erhält. Die Kapitel sind jeweils kurz und wechseln auch zwischen Gegenwart und Vergangenheit.
Während Nicole als trauernde Witwe ehrlich wirkt, scheinen alle anderen Figuren etwas zu verbergen zu haben.
Die erste Hälfte des Romans ist sehr gemächlich, fast schon langatmig. Dem Leser werden dabei die Hauptfiguren vorgestellt, die entweder einfältig und naiv oder manipulativ und raffgierig sind.
Im zweiten Teil, als mehr Details über die Charaktere und den Morgen von Toms Tod rückblickend bekannt wird, und auch die Polizei mehreren Spuren folgen kann, wird die Handlung dynamischer und mehr Spannung aufgebaut.

Die Geschichte ist wendungsreich und entwickelt sich in eine andere Richtung, als eingangs zu vermuten ist. Es werden zahlreiche falsche Spuren gelegt, die nach ihrer Aufdeckung weniger raffiniert als vielmehr komisch wirken. Insbesondere eine entscheidende Figur verhält sich nicht nachvollziehbar unglaubwürdig, indem sie nach jahrelanger Passivität plötzlich kämpferisch für sich einsteht und zur Wehr setzt.

Insgesamt zieht sich die Geschichte arg in die Länge, entwickelt sich zwar unvorhergesehen, aber dabei auch arg konstruiert. Das realitätsferne Verhalten nahezu aller Figuren lassen den Plot am Ende beinahe absurd erscheinen.

Bewertung vom 04.10.2023
Apfelherbst
Bramley, Cathy

Apfelherbst


ausgezeichnet

Gina hat sich nach ihrer Scheidung in einem Cottage auf dem Anwesen von Evergreen Manor niedergelassen, wo sie als Tagesmutter arbeitet. Sie liebt ihren Beruf und die Kinder, die sie betreut und hat sich auch mit den drei älteren Herrschaften in dem Herrenhaus angefreundet. Diese mögen das Leben, das durch die Kinder auf dem Anwesen herrscht und zusammen ist man inzwischen wie eine große Familie.
Als die Besitzerin von Evergreen Manor stirbt und die Erben das gesamte Anwesen veräußern möchten, sollen Gina und ihre älteren Freunde, ihren Lebensraum räumen. Gina, die ohnehin darüber nachgedacht hat, sich zu vergrößern, gibt sich kämpferisch und möchte das Anwesen kaufen und zu einem Mehrgenerationenhaus mit Kinderbetreuung und Aktivitäten für Jung und Alt umbauen. Während sie ihre weiteren Schritte plant und auch zu unkonventionellen Mitteln greift, um den Plan der Erben zu torpedieren, kommt dem "Feind", der ein Herz für Kinder hat, näher und entwickelt Gefühle für ihn.

"Apfelherbst" ist eine warmherzige Geschichte über Neuanfänge, über Freundschaft und Liebe sowie über Selbstwert, den Mut, Risiken einzugehen, an sich selbst zu glauben und seine Träume umzusetzen. Das Buch handelt auch von Trauer und dem Älterwerden, ohne jedoch zu bedrückend zu werden.
Neben Gina ist es eine Vielzahl der Charaktere, die liebenswert und glaubwürdig sind und zu einer großen Gemeinschaft voller Fürsorge für einander und Solidarität um den Kampf um ein gemeinsames Ziel zusammenwachsen. Die Stimmung, wenn die Blätter fallen, Äpfel aufgesammelt und Brombeeren geerntet werden, Laternen gebastelt und Halloween gefeiert wird, ist passend zur Jahreszeit herbstlich. Es herrscht zudem eine Stimmung von Aufbruch und Geschäftigkeit.
Der Roman ist ungeahnt vielseitig und abwechslungsreich und schildert authentisch all die großen und kleinen Hürden, die Gina überwinden muss, um an ihr Ziel zu gelangen. Dabei kann sie sich auf die Unterstützung einer ganzen Dorfgemeinschaft verlassen und selbst ein jahrelanges Missverständnis mit ihren Eltern klären, das ihr zusätzlichen Aufwind gibt. So verfolgt man gebannt nicht ob, sondern wie Evergreen Manor gerettet wird und spürt am Ende den Weihnachtszauber, der die ohnehin schon von so viel Gutherzigkeit geprägte Geschichte fast ein wenig zu kitschig werden lässt.

Es ist eine Wohlfühlgeschichte über Zusammenhalt und eine generationenübergreifende Freundschaft, die zeigt, dass man gemeinsam Großes schaffen kann. Die sich schon zu Beginn abzeichnende Liebesgeschichte fügt sich in den Hauptstrang der Erzählung ein und sorgt vor allem am Ende für Romantik. Es ist eine Geschichte, die sich in Grundzügen nicht überraschend entwickelt, aber voller Hoffnung und Empathie steckt und damit das Herz erwärmt.

Bewertung vom 03.10.2023
Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse
McFarlane, Mhairi

Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse


gut

Roisin und ihre Clique treffen sich anlässlich der Verlobung von Dev und Anita sowie Ginas Geburtstag zu einem gemeinsamen Wochenende in einem luxuriösen Herrenhaus. An dem Samstag wird auch die erste Folge der neuen Serie "Hunter" ausgestrahlt, deren Drehbuchautor Roisins langjähriger Lebensgefährte Joe ist. Das Wochenende entwickelt sich zu einem einzigen Desaster voller Streitigkeiten, die Roisin an der Zukunft ihrer Freundschaft zweifeln lassen. Zudem hinterfragt sie schon seit längerem ihre Beziehung, da Joe seine Karriere offenbar wichtiger ist und taumelt zwischen Wut und Enttäuschung, als ihr bewusst wird, dass Joe für seine Serie intime Details aus Roisins Leben verwendet hat, die sie ihm anvertraut hatte.
Zusammen mit Matt, der sich aus der Clique zurückgezogen hat, versucht Roisin herauszufinden, wie viel aus Joes Leben tatsächlich in der Serie und insbesondere der untreuen Hauptfigur steckt.

"Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse" ist eine Geschichte über Liebe und Freundschaft, die jedoch über weite Teile die negativen, schmerzhaften Seiten der zwischenmenschlichen Beziehungen in den Fokus rückt.

Roisin ist die Hauptfigur, die sich einerseits mit der Brüchigkeit von Freundschaft und andererseits mit der Enttäuschung über ihren Freund, mit dem sie seit neun Jahren zusammen ist, auseinandersetzen muss. Die Clique, die sich seit ihrer Studienzeit kennt, hat sich nicht mehr viel zu sagen, Missverständnisse, Streits und Eifersüchteleien stehen an der Tagesordnung. Von ihrem Freund fühlt sich Roisin gedemütigt, verraten und ungeliebt. Seit seinem Erfolg in der TV-Welt zeigt er nur noch wenig Interesse an Roisin. Seine Serie, in der er Erlebnisse aus Roisins Vergangenheit verwendet, ruft zudem unschöne Erinnerungen bei Roisin hervor. Das Sexualleben ihrer Eltern hat sie als Jugendliche verstört und beschämt.
Joes Verrat hat jegliches Vertrauen zerstört, weshalb Roisin ihre Beziehung hinterfragt und für sich klären möchte, inwieweit Joe sie belogen und betrogen hat.

Die Themen des Romans sind bedrückend, was jedoch durch den gewohnt spritzigen Schreibstil und die humorvollen Dialoge ausgeglichen wird und für ein wenig Leichtigkeit sorgt. Durch die Vielzahl an ernsten Themen wie Gaslighting, Lügen, Verrat, Vertrauensbruch, Suche nach Anerkennung, Ende von Freundschaften und Beziehungen sowie problematischen Eltern-Kind-Beziehungen kann keines in der nötigen Tiefe dargestellt werden und lässt den Roman, der zudem als RomCom tituliert wird, etwas überladen negativ erscheinen.
Die Liebesgeschichte entwickelt sich langsam, was nach all den Enttäuschungen nur natürlich ist. Allerdings mag der Funke zwischen den beiden Hauptfiguren nicht wirklich überspringen, so dass die Friends-to-Lovers-Geschichte nicht wirklich zündet und berührt.
Insgesamt empfand ich die Geschichte, in der Joe schon von Anbeginn als Lügner entlarvt wird und Roisin sich lange nur halbherzig um Aufklärung bemüht, zu langatmig.