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Frankfurt

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Insgesamt 778 Bewertungen
Bewertung vom 24.06.2019
Gran, Sara

Das Ende der Lügen


ausgezeichnet

Anarchischen Charakter mit Durchsetzungsfähigkeit

„Die Gesellschaft von Leuten, die ich irgendwie kannte, aber keinesfalls näher kennenlernen wollte, hätte mich noch einsamer gemacht als das Alleinsein.“ (S. 58)

Bei weitem ist „Das Ende der Lügen“ kein klassischer Kriminalroman, wie auch die Vorgängerbücher um die Privatdetektivin Claire DeWitt. Auch wenn es das Label auf dem Cover trägt.
Es gibt sogar nicht nur einen Fall den man mit Claire DeWitt verfolgt, aber löst sich am Ende auch nicht alles auf. Und das mag einen durchschnittlichen Krimileser enttäuschen. Wer allerdings eher zum Lesen guter Literatur neigt und ab und an einen Krimi einschiebt, der wird mit dieser Claire-DeWitt-Reihe und ganz besonders mit diesem Krimi seine Freude haben.
Es hat etwas dunkles, eine poetische Erzählweise, die einen in ein schwarzes Loch zieht in dem es nach kaltem Rauch stinkt und mehr Nacht als Tag herrscht. Großartig wie die Autorin Sara Gran ihrem eigensinnigen Stil treu bleibt und damit die bekannten Roman-Schubladen sprengt.

In diesem Claire DeWitt-Roman folgt man drei Zeitsträngen in denen wir mit Claire in ihrer eigenen Vergangenheit abtauchen. Wir durchleben Jahre ihrer Jugend in Brooklyn, anfängliche Jahre in Kalifornien in den 90er Jahren und der Startstrang um 2011. Wie sollte es anders sein – alles hängt zusammen!

Ach und ein Buch das sich lohn in die Hände zu nehmen, denn die Haptik ist grandios. Erst denkt man es lag im Zucker oder Salz, dann merkt man es ist Teil des Covers. Abgefahren gut – wie das Buch selbst.

Schwierig finde ich nur die Marke „Heyne Hardcore“, die mich oft abschreckt, aber in diesem Fall ignorierte. Denn Sara Gran war mir bereits ein Begriff. Hardcore klingt gleich nach Gemetzel und Splatter. Ja, es ist kein klassischer Krimi und eine Abgrenzung ist sinnvoll, aber Hardcore trifft es nicht. Assoziativ fallen mir eher Begriffe ein wie „Speziell“, „Unusal“, „Herausfordernd“…aber ist halt kein griffiges Brandlabel. Nun gut, weil es das einzige ist was stört, sehe gerne darüber hinweg.

„Wir alle sind befleckt und verseuchen einander. […] Es gibt kein Entkommen vor dem Schmerz, den die anderen uns zufügen. Sie machen uns kaputt, und wir sie.“
(S. 204)

Fazit: Gerne folge ich diesem anarchischen Charakter, der mich in seinen Bann zieht und mich aus meiner doch sehr geordneten Welt entführt.

Bewertung vom 24.06.2019
Haas, Meike

Ein verspukter Geburtstag / Das kleine Stallgespenst Bd.3


ausgezeichnet

Leni feiert ihren Geburtstag – natürlich mit Trubel!
Wir haben das kleine Gespenst Hatschihu, das auf einem Reiterhof lebt mit dem Band 4 („„Trubel im Reitstall“) kennen und vor allem lieben gelernt. Daher folgte – mit großer Begeisterung der beiden Lauschermäuse - sogleich Band 3 mit „Ein verspukter Geburtstag“.
Auch dieser Band ist von Meike Haas wieder einfach, aber sehr nett formuliert um den Erstlesern ein wunderbares Leseerlebnis mit Erfolg zu bescheren. Die Kapitel sind kurz, der Text pro Seite sehr limitiert und die Schrift ist groß. Die Wortwahl ist auch sehr angenehm, nicht zu komplizierte und auch mit wiederkehrenden Wörtern.
Wer das kleine Gespenst Hatschihu noch nicht kennt, sollte wissen, dass es eine beste Freundin hat: Leni. Diesmal hat Leni Geburtstag und es wird, wie nicht anders zu erwarten auf dem Reiterhof gefeiert. Hatschihu ist natürlich eingeladen und sorgt hier natürlich wieder für den nötigen Wirbel!
Was mir bei dieser Reihe wichtig ist, es geht hier zwar um eine Pferdewelt mit einer weiblichen Protagonistin, aber auch mein Sohn fand es spannend und gut! Es spricht eher Mädchen an, aber ich würde dies Reihe auch Jungs empfehlen, weil es spannend ist und auch Jungs Pferdefreunde sein können! Seid offen für die nächste Generation!
Klar, möchte ich auch die tollen Illustrationen auf jeder Seite von Eleni Livanios lobend erwähnen. Vor allem geben diese reichlich vorhandenen Bilder super Impulse um weiterlesen zu wollen, denn sie ergänzen die Geschichte ganz wunderbar.
Fazit: Pferde, Gespenster, Freundschaft und noch spannend oben drauf – genau die richtige Mischung für Leseanfänger und die, die es noch werden wollen!
PS: Gut zu wissen, wenn man die Reihe noch nicht kennt und gerne in der richtigen Reihenfolge lesen mag: #1 Der nächtliche Ausritt, #2 Wirbel in der Reitstunde, #3 Ein verspukter Geburtstag und #4 Trubel im Reitstall (Stand Juni 2019).

Bewertung vom 12.06.2019
Pollmer, Cornelius

Heut ist irgendwie ein komischer Tag


sehr gut

Dieses Buch passt in unsere Zeit den eigenen Carbon footprint zu verringern und sich mal in nächster Nähe umzusehen und das „schneller, höher, weiter“ sein zu lassen.
Nur finde ich den Untertitel suboptimal, denn ums Wandern geht es nicht. Statt der „Wanderung durch die Mark Brandenburg“ hätte es eher wie auf der Rückseite heißen sollen, denn es trifft die Sache um einiges besser: Fontane Reloaded! Fontane ist der seidene rote Faden, der immer mal wieder aufgenommen und weitergesponnen wird.

Bald hat das Mäkeln ein Ende, nur noch eines, da es auch sehr schade ist, dass es keine Karte Brandenburgs gibt wo all die Geschichten ihrer örtlichen Verhaftung bekommen. Sei es im inneren Buchumschlag noch zu Beginn der einzelnen Geschichten.

Cornelius Pollmer schreibt diese Texte mit einer beeindruckenden sprachlichen Vielfalt. Mich hat er überzeugt! Alleine sprachlich macht dieses Buch schon Spaß ohne überheblich daherzukommen. Fast schon ein Sprachschöpfer der „Bonmot-Bömbchen“ (S. 33).

Fazit: Glück ist überall zu finden - lasst uns mit offenen Augen in der Nähe flanieren statt nur von der Ferne zu träumen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.05.2019
Haas, Meike

Trubel im Reitstall / Das kleine Stallgespenst Bd.4


ausgezeichnet

Teil 4 der Reihe „Das kleine Stallgespenst“ – Spannung für alle Erstleser-Pferdefreunde!

Das kleine Gespenst Hatschihu lebt auf dem Reiterhof, den Leni jede Woche zum Reiten besucht. Beide kennen sich schon eine Weile (es ist der 4. Band der Reihe) und treffen sich heimlich. Nun kommt Leni einmal nicht und Hatschihu wundert sich, aber es gibt einen Grund!

„Trubel im Reitstall“ ist der 4. Band der Reihe „Das kleine Stallgespenst“, die immer von dem Gespann Leni und dem Gespenst Hatschihu handeln. Es geht hier zwar um eine Pferdewelt, aber auch mein Sohn fand es spannend und gut! Daher ja, verständlich, dass es eher Mädchen anspricht, aber ich würde diese netten Bücher auch Jungs empfehlen, weil es spannend ist und auch Jungs Pferdefreunde sein können!

Sprachlich einfach, aber schön formuliert von Meike Haas. Wunderbar für Erstleser, da der Text pro Seite sehr limitiert und groß ist. Die Wortwahl ist auch sehr angenehm, nicht zu komplizierte und auch wiederkehrende Wörter. Durch die tollen Illustrationen auf jeder Seite von Eleni Livanios werden weitere Anreize gesetzt, weiterzulesen. Dritter überzeugender Faktor ist die Länge der Geschichte, kurze Kapitel und in der Summe ein kurzes Buch. Aus meiner Sicht eine runde Sache, die das Frustrationspotential sehr gering hält.
Nicht zu vergessen die spannende Geschichte! Da eben auch spannend, lässt sich die Geschichte auch gut vorlesen im Vorschulalter.

Wir haben zu unserer Freude wieder eine Reihe gefunden für Erstleser und Vorlestoff für Vorschüler, die uns SEHR gefällt!
Gut zu wissen, wenn man die Reihe noch nicht kennt und gerne in der richtigen Reihenfolge lesen mag: #1 Der nächtliche Ausritt, #2 Wirbel in der Reitstunde, #3 Ein verspuckter Geburtstag und #4 Trubel im Reitstall (Stand Mai 2019).

Fazit: Spannend und liebevoll sorgt das Buch für ein erstes tolles Leseabenteuer!

Bewertung vom 08.05.2019
Moström, Jonas

Mitternachtsmädchen / Nathalie Svensson Bd.3


gut

Zu viel Persönliches - zu wenig Raffinesse beim Fall
Der Krimimarkt ist voll von nordischen Krimis und ich finde viele gut und unterhaltam, daher auch der Griff zu „Mitternachtsmädchen“. Es ist eine Reihe um eine psychatrische Oberärztin als Hauptfigur, Nathalie Svensson, die als Profilerin die schwedische Kriminalpolizei unterstützt. „Mitternachtsmädchen“ ist der dritte Teil der Reihe nach #1 „So tödlich nah“ und #2 „Dominotod“. Sehr oft stört es mich nicht mitten in einer Reihe einzusteigen, da die Fälle im Vordergrund stehen. Mit Jonas Moströms Reihe ist dies anders. Hier stehen die Fälle, hier der Serienmörder, zwar im Fokus, aber das Ganze drumherum hat fast die gleiche Gewichtung. Schon das gefällt mir persönlich weniger, aber dadurch war es erst recht nicht ideal mit Fall 3 einzusteigen. Ich kenne zwar Teil 1 & 2 nicht, aber ich würde jedem der an der Reihe als solches interessiert ist, raten mit „So tödlich nah“ Zu beginnen.
Der Fall selbst ist nicht besonders raffiniert, aber unterhaltsam. Da der ganze Fall des Serienvergewaltigers mit dem Tod der Tochter einer Freundin der Profilerin beginnt, war es mir auch etwas zu persönlich. Ihr seht mir steht das persönliche Leben der Profilerin zu sehr im Fokus.
Geschrieben ist das ganze leicht und spannend – ein klassischer Thriller aus Schweden, der zum Glück nicht zu blutig ist, man kann mit raten und wird unterhalten. Perfekt für den Strand.

Bewertung vom 07.05.2019
Krien, Daniela

Die Liebe im Ernstfall


ausgezeichnet

Daniela Krien hat es einfach drauf! Ich möchte mich hineinlegen in die wohlgeformte Sprache, obwohl der Inhalt so stachelig ist. Eine phänomenale Kombination! „Die Liebe im Ernstfall“ ist ein wahrlich toller Roman. Es werden Ausschnitte aus dem Leben von fünf verschiedenen Frauen nacheinander erzählt. Sie werden einzeln beleuchtet und sind jede auf ihre Weise miteinander verzahnt. Der Fokus ganz klar liegt auf der Liebe, mal die zwischen Mann und Frau, dann die Liebe zu den Kindern, die kindliche Liebe selbst. Wie so treffend auf Seite 129 steht: „Die Liebe [...] kommt, wie sie kommen muss - grundlos, schuldlos und zwingend. Sie ist nicht steuerbar und nicht aufzuhalten. Jede Auflehnung gegen sie ist sinnlose Kraftverschwendung.“
Die Seiten strotzen nur so vor zitatreifen Sätzen wie man merkt. Ich würde sie gerne alle auswendig lernen und weitertragen! Da steht gewaltig auf Seite 145 „Das bittere Fazit ist, dass das Glück vor der Erkenntnis liegt.“ Kurz und einschneidend.
Der Roman profitiert vor allem von dem feinen Blick der Autorin wie sie die zwischenmenschlichen Reibungen zu Papier bringt.
Fazit: Lesenswert! Und ich hoffe auf viele weitere produktive Jahre der Autorin.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.04.2019
Tramitz, Christiane

Die Schwestern von Marzahn


ausgezeichnet

Ihr zugezogenen Hipster aus Mitte – lest bitte dieses Buch!
Dieser Roman ist wie ein Schlag in die Magengrube, keine Wohlfühllektüre, das tut richtig weh. Es öffnet einem die Augen wie es sein kann, wenn man wirklich ganz unten angekommen ist. Solch ein soziales Elend mitten in einem reichen Land wie dem unseren!
„…woher sollten sie also wissen, wie sich das Leben am Bodensatz des Landes anfühlt?“ (Seite 168)
Die promovierte Verhaltensforscherin Christiane Tramitz hat aus dem vorurteilsbeladenen Marzahn und seinem Figurenkabinett einen Roman entwickelt, der uns in ihre Mitte katapultiert. Es gibt zwei Handlungsstränge. Da ist zum einen der arbeitslose Fabian Krüger, verlassen und arbeitslos – ständig betrunken von dem bisschen Geld was er hat. Auch gibt es zwei verwahrloste Schwester in seiner Platte 13, die Hilfe brauchen. Der zweite Handlungsstrang wird aus der Sicht zweier Ordensschwestern erzählt, die kurz nach der Wende nach Marzahn zogen um zu Helfen. Ihre Sicht auf das Viertel eröffnet dem Leser auch die Chance das Verhalten der Anwohner historisch einzuordnen und besser zu verstehen. Eine sehr gelungene Kombination. Daher auch der doppelsinnige Titel „Die Schwestern von Marzahn – Vom Leben ganz unten“, es gibt die verschiedenen Schwestern-Paare.
Der Roman hat viel mehr Tiefe als ich erwartet habe. In der Tat erschütternd und traurig ist dieser Zustand von Marzahn. Auch habe ich viel über die Hintergründe gelernt, warum manche Verhaltensweisen noch so viele Jahre nach der Wende bestehen, die Psyche eines DDR Bürger war eben anders geprägt und es lässt sich nicht einfach wegwischen.

Der Satz: „Wenn du ganz unten ankommst, wartet nur noch der Tod auf dich.“ (S. 74) durchzieht dieses Buch wie ein roter Faden und es zog mir regelmäßig die Füße weg.
Fazit: Ein beklemmendes und trauriges Buch, aber so wichtig für alle die im idyllischen Reihenhaus leben um zu verstehen, dass unsere Gesellschaft einer großen Aufgabe gegenüber steht!

Bewertung vom 26.04.2019
Lanchester, John

Die Mauer


ausgezeichnet

Mahnung an die Gesellschaft

Dieses Buch zeigt uns wie stark Literatur helfen kann unsere Gesellschaft und die Richtung die wir einschlagen zu verstehen. Vor allem führt es uns durch die Absurdität des Extremen vor Augen was schief läuft.

John Lanchester tut genau dies in seinem Roman „Die Mauer“. Wir befinden uns in der Zukunft und begleiten Joseph Kavanagh zu seinem 2jährigen Einsatz auf die Mauer.
In diesem dystopischen Zukunftsszenario umgibt England eine Mauer die 10.000km lang ist, 3m hoch und alle 3km einen Wachposten hat als Schutz vor den Anderen draußen.
England schützt sich so nach dem großen Wandel vor Eindringlinge. Der Einsatz als Verteidiger auf der Mauer zerrt an den Kräften und Nerven, denn ein Fehler und man wird selbst zum Opfer und dem Meer übergeben.

Auf sehr beklemmende Weise schafft es John Lanchester im ruhigen Ton diese absurde und so fatale Welt zu erschaffen. Erstklassig verarbeitet er die Themen der Zeit wie den BREXIT, die wachsende Angst gegenüber Unbekanntem, die Sorge um die Flüchtlingsströme.
Gut geschrieben und auch hervorragend übersetzt von Dorothee Merkel, rüttelt es den Leser wach und fordert ihn geradezu zum Handeln auf. In so einer Welt will keiner Leben! Hoffen wir inständig, dass dieses literarische Wachrütteln eine Hilfestellung gibt!

FAZIT: Ein Roman für mehr Menschlichkeit im Umgang miteinander. Ein Hoch auf die gemeinschaftliche Gesellschaft und gegen die Abschottung!

Bewertung vom 05.04.2019
Sauer, Beate

Der Hunger der Lebenden / Friederike Matthée Bd.2


ausgezeichnet

Es geschieht ein grausamer Mord an einer Frau im Bergischen Land außerhalb von Köln im Sommer 1947. Da es eine Tatverdächtige gibt, schickt man Friederike Matthée von der Weiblichen Kriminalpolizei zur Vernehmung dorthin. Die junge Friederike hat ein besonderes Gespür und traut ihrem Gefühl einigen Spuren nachzugehen und stößt auf Unglaubliches.
Dieser Nachkriegs-Krimi ist spannend und liest sich locker weg. Ich fand mich schnell in die Geschichte ein und auch in die äußeren Umstände der Zeit. Beate Sauer hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Das historische Setting wird passend beschrieben und hier im Sommer 1947 herrscht noch immer große Not und vor allem Hunger. Daher der Titel der das immer wiederkehrende Motiv des Hungers im Namen trägt: „Der Hunger der Lebenden“. Mir gefiel vor allem das ausgewogene Verhältnis von historischen Elementen und dem Kriminalfall. So erkundet man Köln im britischen Sektor der Nachkriegszeit auf eine spannende Weise.
Wer Fan ist von Frank Goldammer mit seiner Reihe um den Kommissar Max Heller im Nachkriegs-Dresden ist (Der Angstmann bis Roter Rabe), wird auch die Reihe um Friederike Mattée in Köln mögen! Eine weitere Nachkriegs-Krimireihe, die aber einen anderen Blickwinkel auf diese Zeit hat durch die weibliche Perspektive und den britischen Sektor.
Ich kannte den ersten Fall „Echo der Toten“ nicht und ich konnte der Handlung trotzdem folgen was beispielweise die Beziehung zu einem britischen Royal Military Police Officer Richard Davies angeht. Aber natürlich werde ich Band 1 auch noch lesen, da mich „Der Hunger der Lebenden“ überzeugt hat.
Beate Sauer hat es auf meine Liste der Autor*innen geschafft, die ich gerne im Auge behalte und gerne weiteres von ihr lesen werde. Lucky me, dass „Der Hunger der Lebenden“ nicht ihr erstes Buch war!
Fazit: Spannender Nachkriegs-Krimi aus Köln im Sommer 1947 im britischen Sektor. Nicht nur ein unterhaltsamer Krimi sondern auch erhellend über die Nachkriegszeit zu lesen.

Bewertung vom 03.04.2019
Mirza, Fatima Farheen

Worauf wir hoffen


ausgezeichnet

„Worauf wir hoffen“ ist ein Roman aus der Feder einer Frau die zwischen den Welten aufgewachsen ist. Fatima Farheen Mirza ist in den USA groß geworden und hat das Glück mehr als eine Kultur im Haus zu haben in ihrer Kindheit. Der Vater ist in Hyderabad aufgewachsen und ihre Mutter stammt aus einer britisch-indischen Familie. Und genau in dieses Kulturen-Konglomerat taucht man mit ihr ab. Es ist ein emotionsgeladener Roman, der uns eine muslimische Familie in den USA näher bringt. Sicher ist der große Erfolg in den USA auch diesem Umstand zu danken, denn diese Sichtweise ist sicher noch unterrepräsentiert in der Gegenwartsliteratur. Die Autorin merkte in einem Interview mit dem Guardian an, dass das nicht mal die Intension war sondern ihren Erfahrungen entsprach. Und genau das macht es so lesenswert und gut aus meiner Sicht. Eine echte Innenansicht, von jemanden der weiß worüber er/sie schreibt! Wobei es auch ein Schrei nach Veränderung für eine bessere Gesellschaft ist was die rückständigen Ansichten von traditionell verhafteten Familienmitgliedern angeht. Die wichtige Stellung der Familie über dem individuellen Glück. Die patriarchalischen Strukturen, die Frauen bei der Entfaltung behindern, damit ist das „worauf wir hoffen“ gemeint.
Sprachlich ist auch hervorzuheben, dass Fatima Farheen Mirza Begriffe im Original nutzt und nicht übersetzt wird. Damit verschafft sie mir als Leser einen intimeren Einblick, aber zeigt mir zumindest auch was ich alles nicht kenne. Es ist immer eine Frage des Blickwinkels was das „Andere“ ist. Eine der Stärken dieses Buches.
Die Geschichte nimmt ihren Lauf auf einer Hochzeit. Wir lernen zunächst alle relevanten Familienmitglieder kennen und mehr als das spürt man beim Lesen förmlich die unausgesprochenen Anschuldigungen, die Vorwürfe, die Sorgen und zugleich auch die Freude.
Wunderbar übersetzt ist das Ganze von Sabine Hübner. Auch hier ist es interessant zu wissen, dass der Titel des Originals „A place for us“ heißt, so ganz anders als der deutsche Titel, beides passt.

Fazit: Lesen und bereichern lassen!