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JotJot

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Insgesamt 68 Bewertungen
Bewertung vom 20.04.2015
Der Prinzessinnenmörder / Kreuthner und Wallner Bd.1
Föhr, Andreas

Der Prinzessinnenmörder / Kreuthner und Wallner Bd.1


gut

Das passiert: Im tiefen Bayern treibt ein Serienmörder, nachdem ein Polizeiobermeister zunächst nach einer Zechtour völlig überraschend eine Leiche findet, ist die nächste Leiche auf dem Dach des zuständigen Kommissars deponiert. Spätestens nach diesem Fund ist allen klar, dass es sich um einen Serientäter handelt und nach der Sicherung der Spuren ist auch klar, dass der Mörder erneut zuschlagen wird. Eine fieberhafte Suche nach dem Täter beginnt.

So gefällt mir das Buch: Der Prinzessinnenmörder ist der Auftakt einer Krimireihe um Kommissar Wallner und Polizeiobermeister Kreuthner, beide aus dem Tegernseer Raum und trotzdem sehr gegensätzlich. Kreuthner, der gern im Mittelpunkt steht entdeckt eher zufällig eine Leiche. Während die Ermittlungen anlaufen, wird Wallner schon mit der zweiten Leiche konfrontiert. Ein furioser Auftakt, sodass man schnell von der Handlung gefangen ist. Dazu tragen auch die eingestreuten Erinnerungen eines Mannes bei.

Schon ab der Mitte des Romans beginnt man zu ahnen, wer der Mörder sein könnte und was sein Motiv ist. Das nimmt ein wenig die Spannung aus dem Roman. Allerdings hat Föhr noch einige Überraschungen auf Lager. Denn wer nun das weitere Opfer sein könnte und wie Täter und Angehörige der Opfer aufeinandertrafen, das erfährt man erst zum Schluss. So ist der Leser zwar dem Täter, ähnlich wie die Polizei, auf der Spur, er hat aber keinen Grund das Buch aus der Hand zu legen.

Leider hat der Roman auch seine Schwächen. Da ist Kreuthner: mal als Indiana Jones, mal als Witzfigur geschildert, weiß ich nicht so recht, was ich von ihm halten soll. Auch der nicht nachvollziehbare Wechsel von Dialekt und Hochdeutsch, und das über den gesamten Roman, gefällt mir nicht so gut. Und nicht zuletzt wäre eine tiefere Beschäftigung mit dem Täter für mich hoch interessant gewesen.

Fazit: Ein Krimi, der absolut spannend ist und bei dem der Leser dem Täter bis zum Schluss nur nahe kommt. Leider sind einige Personen weniger tief charakterisiert als ich es mir gewünscht hätte.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.04.2015
ZERO - Sie wissen, was du tust
Elsberg, Marc

ZERO - Sie wissen, was du tust


gut

Das passiert: Es könnte heute sein oder vielleicht doch erst morgen, der amerikanische Präsident wird von Drohnen angegriffen, die zwar nicht seinen Tod aber seine Überwachung wollen. Ein Junge mit einer Datenbrille wird bei der Verfolgung eines Kriminellen in London erschossen. Was auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun hat, führt bald zu einem erfolgreichen Start-Up: Freemee. Ein Datensammler und -analysierer, der Nutzern ein besser Leben verspricht und zusätzlich die Möglichkeit die eigenen Daten selbst zu verwerten.

Doch es gibt auch Gegenspieler: ZERO ist eine Gruppe von Internetaktivisten, die vor der Macht von Unternehmen wie Freemee warnen will. All das entdeckt die britische Journailistin Cynthia Bonsant, wohl weniger aus Interesse am Thema, sondern eher weil sie dazu gezwungen wird. Doch sie beginnt zu recherchieren und wird selbst bald zur Gejagten.

So gefällt mir der Roman: Die Auszeichnung Wissensbuch des Jahres wurde diesem Buch vollkommen zu Recht verliehen. Marc Elsberg greift auch in diesem Roman wieder ein aktuelles Thema auf und vermittelt auch dem weniger technik-interessierten Laien anschaulich, welche Möglichkeiten heute schon existieren und welche Folgen diese Technologien haben könnten.

Auch wer sich bisher noch nie mit dem Thema Daten und was man damit anfangen kann, beschäftigt hat, der wird hier eine interessante Einführung finden und erfahren, dass wir alle schon involviert sind, Daten von uns schon längst in fast unvorstellbarem Ausmaß gesammelt werden. Es stellt sich lediglich die Frage, wie diese Daten genutzt werden. Das sollte jeden Leser zum Nachdenken anregen und vielleicht auch zu Diskussionen im Freundes- und Bekanntenkreis führen.

Auch wenn das Thema sehr interessant ist, so lässt die literarische Umsetzung in diesem Roman leider zu wünschen übrig. Ich habe auf einen ähnlich spannenden Roman wie Blackout gehofft. Zero jedoch könnte ich mir gut als TV-Dokudrama vorstellen. Zu schnell wechseln die Schauplätze werden die Charaktere eingeführt. Letztere bleiben sehr flach, sodass man zu keinem so recht eine Beziehung aufbauen kann.

Fazit: Mit Zero hat Elsberg erneut ein Wissensbuch geschrieben, dass aktuelle Themen zum Inhalt hat. Leider ist die literarische Umsetzung weniger gelungen als bei seinem Erstling. Trotzdem eine Empfehlung, da der Roman zum Nachdenken anregt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.04.2015
BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
Elsberg, Marc

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät


ausgezeichnet

Das passiert: Es passiert mitten im europäischen Winter, im Februar. Erst bricht in den Ländern Schweden und Italien das Stromnetz zusammen, von da aus bricht auch das Stromnetz in den restlichen europäischen Ländern zusammen. Dies hat Folgen, die wohl kaum jemand vorhersehen konnte: denn kein Strom heißt keine Heizung und kein fließendes Wasser. Aber auch keine Verkäufe von Lebensmitteln sowie Benzin und Diesel. Aus anfänglich beängstigenden Zuständen entstehen nach und nach katastrophale Zustände.

Die Rettung könnte ein Italiener mit Hackervergangenheit sein, der in einigen intelligenten italienischen Stromzählern Codes entdeckt, die dafür gesorgt haben, Haushalte vom Stromnetz abschalten und so den Zusammenbruch der Stromnetze verursachten. Doch die Entdeckung wird zunächst nur belächelt. Erst viel später zeigt sich, dass der Italiener nicht nur recht hatte...

So gefällt mir der Roman: Elsberg beginnt es in diesem Roman Spannung in einem realistisch gezeichneten Europa. Während es am Anfang nur ein paar Unfälle gibt, weil der Strom urplötzlich verschwindet, ist die Solidarität aller Betroffenen anfänglich groß. Doch Elsberg gelingt es schnell, die Spannung aufzubauen. Dazu schildert er in den unterschiedlichen Handlungssträngen wie die Menschen unter den zunehmend schlimmeren Bedingungen leiden. Ein absolut realistisches Bild, dass mich beispielsweise dazu bewogen hat, meine Vorratshaltung zu ändern.

Neben diesen sehr dramatischen Schilderungen wird auch die intensive Suche nach den Verursachern der Stromausfälle sehr realistisch geschildert. Während diese den Verfolgern zunächst immer einen Schritt voraus sind, werden sie aber irgendwann doch gefasst. Und das kurz vor dem vermutlich endgültigen Zusammenbruch unserer modernen Zivilisation.

Natürlich ist die Spannung schon während des Romans groß, doch das Leseerlebnis wirkt nach. Sind neue Technologien wirklich ein Fortschritt oder eher ein Rückschritt, da wir uns immer angreifbarer machen? Wie würde mich, wie würde uns ein solcher Ausfall treffen, wären wir vorbereitet?

Fazit: Blackout ist ein Roman, der durchgehend Spannung bietet. Absolut realistisch geschildert, bleibt nach dem Lesen Nachdenken über die Verletzlichkeit unserer Gesellschaft.

Bewertung vom 01.02.2015
Wie ich mit meiner Oma Onlinedating machte - ... und die große Liebe fand
Stollak, Kayli

Wie ich mit meiner Oma Onlinedating machte - ... und die große Liebe fand


gut

Das passiert: Kaylis hat mit ihrem Freund Schluss gemacht und kommt lange nicht darüber hinweg. Als auch noch ihre jüngere Schwester einen Mann heiratet, den sie auf einer Online-Dating-Plattform kennengelernt hat, schließen Kayli und deren ebenfalls alleinstehende Oma einen Plan: Sie versuchen sich selbst im Online-Dating.

Kayli erzählt in der Folge, was sie und ihre Oma während des Experiments Online-Dating so alles erleben. Kaum eine Person ist wirklich so, wie sie sich im Netz darstellt und die Dates entwickeln sich meist sehr eigenwillig.

So gefällt mir der Roman: Kayli erzählt in der Ich-Form aus ihrem Leben nach der Trennung von ihrer großen Liebe, dem Liebeskummer und dem Versuch darüber hinwegzukommen. Und dazu gehört auch der, gemeinsam mit der Großmutter geschmiedete Plan, es einmal mit der Partnersuche online zu probieren.

Die Erlebnisse, die die beiden Frauen mit dem Online-Dating machen, werden mit Erlebnissen aus Omas Vergangenheit gewürzt. Das macht aus diesem Roman einen recht unterhaltsamen Familienroman, der die Geschichte zweier Frauen aus unterschiedlichen Generationen erzählt. Dabei kommt es zu der Erkenntnis: Auch wenn die beiden Damen über 50 Lebensjahre trennen, so unterscheidet sich die Suche der Beiden nach der einen großen Liebe kaum.

Doch liest man den Klappentext, so hat man andere Erwartungen. Eine unterhaltsame Odyssee durch den Dschungel der modernen Partnersuche habe ich mir anders vorgestellt. Durch eine Auswahl besonders witziger oder sehr skurriler Storys wollte ich schmökern. Zu lesen bekam ich dagegen Erlebnisse wie sie wohl jeder schon erlebt hat, der sich einmal im Online-Dating probiert hat: Die Erwartung möglichst schnell jemanden zu finden, die Enttäuschung darüber, dass sich andere so darstellen, wie sie gern wären und eben auch die Erkenntnis, dass man viele Frösche küssen muss.

Fazit: Eine Odyssee durch die Welt des Online-Datings ist der vorliegende Roman in der Tat. Allerdings kann man sich über den Unterhaltungswert des Romans streiten. Aus meiner Sicht handelt es sich hierbei eher um einen unterhaltsamen Ratgeber in Romanform.

Bewertung vom 28.01.2015
Oma packt aus (eBook, ePUB)
Kanitz, Brigitte

Oma packt aus (eBook, ePUB)


sehr gut

Das passiert: Nele ist in vor zwei Monaten in den Schoß ihrer Sippe zurückgekehrt. Dabei hat sie so einige Geheimnisse erfahren. Im Detail erfährt der interessierte Leser mehr im Vorgänger-Roman Immer Ärger mit Opa. Nun taucht auch noch Neles leibliche Mutter Irene auf, im Schlepptau der riesige Hund namens Rüdiger. Irene enthüllt Nele endlich, wer ihr leiblicher Vater ist. Ganz klar, Nele will ihn kennenlernen, was natürlich nicht ohne Neles Familie geht. In Süditalien trifft Neles norddeutsche Familie auf ihre italienische, was natürlich nicht ohne Chaos abgeht.

So gefällt mir der Roman: Nele tritt wieder als Ich-Erzählerin auf und erzählt damit nicht nur einfach eine Geschichte. Dass Nele den Leser an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben lässt, ohne dabei zu viel im Geschehen vorzugreifen sorgt für Spannung und führt dazu, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Chaotisch wie Nele ist, wird temporeich erzählt, was ebenso dafür sorgt, dass man nach jeder Unterbrechung schnell weiterlesen mag.

Im Gegensatz zum ersten Roman Immer Ärger mit Opa sind die Überraschungen gut gewählt und halten die Spannung aufrecht. So ist nachvollziehbar, wieso Irene gerade zu dem von ihr gewählten Zeitpunkt auf der Bildfläche erscheint und auch das Verhalten von Neles Freund Paul klärt sich nachvollziehbar auf, auch wenn andere Männer vielleicht anders gehandelt hätten.

Wer, ebenso wie ich, vom ersten Roman über Nele & Co. enttäuscht war, sollte Brigitte Kanitz mit dem vorliegenden Roman eine zweite Chance geben. Wer den Roman um Opa nicht lesen möchte, der wird auch ohne dessen Lektüre die Handlung nachvollziehen können.

Zum Schluss bleiben nur zwei Fragen: Woher kommt der Titel - sollte es nicht vielleicht heißen Mama packt aus? Und wann erzählt Nele endlich vom Gegenbesuch der italienischen Abordnung in der Lüneburger Heide?

Fazit: Auch wenn der Titel einen anderen Inhalt suggeriert ist dieser Roman besser als sein Vorgänger. Die eher schweigsamen Niedersachsen treffen auf Neles italienischen Teil der Familie, die alle gängigen Klischees erfüllt. Ein hohes Erzähltempo und Spannung bis zum Ende macht diese Geschichte einfach Spaß.

Bewertung vom 23.01.2015
Immer Ärger mit Opa
Kanitz, Brigitte

Immer Ärger mit Opa


gut

Das passiert: Nele, geboren und aufgewachsen in Norddeutschland, wird in München völlig überraschend von ihrem Opa besucht. Der stirbt im Treppenhaus und Nele überführt seine Urne zurück in die Lüneburger Heide. Schon hier kommt es zu Komplikationen, Nele verliert Opas Asche.

Doch als wäre das nicht schon schlimm genug und die Wiederbeschaffung ein Abenteuer für sich, hat der Opa noch einige weitere Überraschungen für Nele in petto. Eigentlich sollte Nele die Fakten von Opa erfahren, denn sie wirbeln die das Bild, das Nele bisher von ihrer Familie hatte, gehörig durcheinander.

Und wie das Leben so spielt, macht auch die Liebe Nele ganz schön zu schaffen

So gefällt mir der Roman: Nele ist eigentlich eine erfolgreiche, junge Frau, die sich auf einmal mit ihrer Vergangenheit beschäftigen muss. Dafür sorgt Opa, der ehemalige Patriarch der Familie, der bislang gut gehütete Geheimnisse enthüllt.

Das hohe Tempo, in dem Nele als Ich-Erzählerin ihre Geschichte darbietet, sorgt zusammen mit den wenig vorhersehbaren Wendungen über lange Zeit für Lesespaß. Zudem ist Neles Familie mitnichten normal. Sie besteht aus sehr verschiedenen Charakteren, von denen jeder einen mehr oder minder kleinen Spleen hat. Mitzuerleben, wie sich die Familienmitglieder gegenseitig provozieren, aber dennoch ihre Zuneigung immer wieder mit kleinen Gesten zeigen, ist vergnüglich.

Dennoch hat dieser Roman seine Schwächen: Wieso der Opa bis zum Alter von 94 Jahren damit wartet, bleibt sein Geheimnis, ebenso wieso er diese Geheimnisse nur Nele anvertrauen will . Denn bis zu dem von ihm gewählten Zeitpunkt, hat Opa selbst alle Familienangehörigen darauf eingeschworen, die Geheimnisse für sich zu behalten.

Während die Reaktionen auf die ersten beiden Enthüllungen noch absolut nachvollziehbar sind, sorgt die letzte Überraschung dann eher für müdes Gähnen beim Leser und Neles Reaktion ist nicht wirklich nachvollziehbar.

Neles Liebesleben ist ähnlich geschildert. Was zu Anfang noch sehr interessant erscheint, wird zum Ende hin eher langweilig. Zunächst recht kompliziert, findet Nele dann relativ unspektakulär zu ihrem Traummann. Da hätte ich mehr erwartet.

Fazit: Witzig und spritzig geschrieben eignet sich der Roman als leichte Lektüre für den Urlaub oder den täglichen Weg zur Arbeit. Die schrulligen Charaktere sorgen für den Spaß, das hohe Erzähltempo lässt keine Langeweile aufkommen. Leider lässt die Spannung zum Ende nach.

Bewertung vom 18.01.2015
Hummeln im Herzen
Hülsmann, Petra

Hummeln im Herzen


ausgezeichnet

Das passiert: Lena erlebt den Alptraum vieler künftiger Bräute – kurz vor der Hochzeit wird sie von ihrem Verlobten sitzen gelassen. Verzweifelt kriecht sie in der WG ihres Bruders und dessen Freundin unter, in der auch noch Ben, chaotischer Frauenheld par excellende, lebt. Wer meint es könnte nicht schlimmer kommen, der erlebt auch noch, wie Lena durch eine Schusseligkeit auch noch fristlos gekündigt wird.

Zeit etwas zu ändern, sie möchte so werden, wie es Bens Freundinnen sind: Sexy, selbstbewusst und erfolgreich. Doch aller Anfang ist schwer, Rückschläge inbegriffen. Dennoch erreicht Lena nach und nach ihre Ziele und erlebt ein Happy End.

So gefällt es mir: Lena erzählt selbst, was sie erlebt oder eben was ihr widerfährt. Ein Schreibstil, der in diesem Fall sehr gelungen ist. Denn so erfährt man als Leser nicht nur wie Lena wirkt, sondern auch, was sie denkt und wie sie sich fühlt. Und das ist sehr oft unheimlich komisch und ab und an möchte man Lena einfach nur trösten, vor allem aber nimmt es den Leser schnell für Lena ein.

Ein Liebesroman muss nicht unbedingt spannend sein, so ist es auch nicht weiter dramatisch, dass man schon am Anfang des Romanes ahnt, wie er denn endet. Doch der Weg zum erahnten Happy End ist eher selten klar zu sehen. Immer wieder kommt es zu überraschenden Wendungen. So gelingt es der Autorin in dem vom Grundton eher komischen Roman auch ernste, nachdenkliche und sogar traurige Töne unterzubringen. So wirkt der Roman sehr authentisch und ist etwas fürs Herz.

Fazit: Wer Spannung bis zum Ende mag, dem sei dieses Buch nicht empfohlen. Wer dagegen einen Liebesroman mit viel Herz und irrwitzigen Verwicklungen mag, der wird mit Hummeln im Herzen tolles Lesefutter finden. Und wer selbst eine solche Hummel sein eigen nennen möchte, der findet im Buch sogar einen Link zur Anleitung für die Häkelhummel.

Bewertung vom 18.01.2015
Ich will es doch auch!
Berg, Ellen

Ich will es doch auch!


ausgezeichnet

Das passiert: Charlotte, 39 und Single, ist eine erfolgreiche Kardiologin, strukturiert und perfekt durchgeplant. Eigenschaften, die ihrem privaten Glück leider im Wege stehen. Doch als ob sie an dieser Bürde nicht schon schwer genug zu tragen hätte: Charlotte muss auch noch ihre Helikopter-Eltern ertragen, die sich immer noch, ungefragt, in ihr Leben einmischen.

Kurz nach einem weiteren Tiefschlag in Charlottes Leben, der Hochzeit ihres Ex-Lovers und ihrer besten Freundin (oder besten Feindin), lernt Charlotte den Klempner Uwe kennen. Zunächst fühlt sie sich von dessen unkonventioneller Art abgestoßen, doch führt das Schicksal dazu, dass Charlotte Uwe besser kennenlernt und seine Art zu leben nicht nur faszinierend findet, sondern sich auch in ihn verliebt. Das ist der Beginn einer spannenden Liebesgeschichte voller Verwicklungen.

So gefällt mir der Roman: Temporeich werden in diesem Roman zwei kontrovers diskutierte Themen karikiert: Downdating aus Frauensicht und die Anforderungen an die moderne Frau. Denn wer kennt sie nicht, eine erfolgreiche Frau, die verzweifelt nach dem passenden Mann findet, der ihr mindestens ebenbürtig ist. Und der erwartet schon mal, dass sie perfekte Hausfrau, vorzeigbare Ehefrau, liebevolle Mutter und natürlich auch weiterhin erfolgreich im Beruf ist. Letzteres erwarten in diesem Fall zwar nur die Eltern, aber auch das sorgt für Spannungen.

Mit Uwe bringt die Autorin einen Mann ins Spiel, der zunächst alle Klischees des prolligen Handwerkers zu erfüllen scheint. Schnell stellt man aber fest, dass der Mann doch nicht so unkultiviert ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Trotzdem hat er es in der feinen Gesellschaft sehr schwer, er gehört eben als Klempner einfach nicht dazu. Leider ist auch das heute nicht selten. Mit Uwe beweist Ellen Berg, dass die Vorurteile nicht selten völlig unbegründet sind.

Schade an der Darstellung der beiden Hauptfiguren finde ich, dass sich hauptsächlich Charlotte an Uwe anpasst. Muss es denn immer die Frau aus besserem Hause sein, die sich anpasst? Können nicht beide einige Schritte aufeinander zugehen? Hier hätte ich mir gewünscht, dass sich auch Uwe etwas mehr an Charlie anpasst, beispielsweise seine Shirts mit Sprüchen öfter mal im Schrank lässt. Außerdem scheint Uwe mit schlafwandlerischer Sicherheit von einem Extrem zum anderen umschalten zu können. In einem Moment unkultiviert, im nächsten schon Salonlöwe.

Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass einige Figuren sich anders verhielten, so sind doch alle Figuren mit viel Liebe zum Detail dargestellt. So macht es Spaß, dass die Geschichte um ein ungleiches Paar zu verfolgen. Dazu trägt auch der Schreibstil bei, denn der Roman ist nur selten vorhersehbar. Viel zu oft tragen schnelle Wendungen dazu bei, dass die Spannung erhalten bleibt.

Fazit: Mit viel Humor schildert Ellen Berg die Annäherung eines ziemlich ungleichen Paares, das vom Umfeld nicht nur wohlwollend betrachtet wird. Dabei werden die Rollen umgedreht: Sie aus gutem Haus, aber absolut unperfekt. Er aus eher einfachen Verhältnissen, dafür aber jeder Situation perfekt gewachsen. Absolut lesenswert, wenn auch nicht immer völlig realistisch.