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Tsubame

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Insgesamt 63 Bewertungen
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Bewertung vom 25.02.2020
Butler, Nickolas

Ein wenig Glaube


sehr gut

Mit "Ein wenig Glaube" rührt Nickolas Butler an ein Thema, bei dem man sich in heutiger Zeit leicht in die Nesseln setzen kann. Ich hatte zunächst die Befürchtung, dass die Geschichte ins Schwülstige abrutschen könnte, doch Nickolas Butler ist ein guter Erzähler, der all seinen Figuren ihr Recht auf Glaubensfreiheit lässt, sich aber dennoch nicht scheut, Religion und Glauben in Frage zu stellen und wenn nötig auch zu kritisieren.
Der Roman beginnt mit einer Szene auf dem Friedhof. Lyle Hovde, Hauptprotagonist der Geschichte, ist mit seinem Enkel Isaac unterwegs, um sich um das Grab seines Sohnes zu kümmern, den er in jungen Jahren verloren hat. Enkel und Großvater haben eine harmonische und innige Beziehung, nichts kann den Frieden trüben, so scheint es. Allmählich erfährt man, dass Isaac der Sohn von Lyles und dessen Frau Pegs Adoptivtochter Shiloh ist, die übergangsweise wieder bei ihnen eingezogen ist. Shiloh hat sich einer religiösen Sekte angeschlossen und verliebt sich schon bald in deren charismatischen Führer. Sie überredet ihre Adoptiveltern, ebenfalls mit in das Gebetshaus, ein ehemaliges Kino, zu kommen, und obwohl Lyle und seine Frau eigentlich viel lieber in ihre eigene Kirche gehen würden, stimmen sie dem Vorschalg ihrer Tochter zu.
Lyle jedoch bleibt der skeptische Beobachter und Zweifler und bekommt schon bald die Sanktionen seiner Tochter zu spüren, die ihm schließlich den Umgang mit seinem Enkel verbietet.
Nickolas Butlers Kunst besteht darin, nicht nur die fortschreitende Entfremdung zwischen Eltern und Tochter darzustellen, sondern auch die Liebe und Ohnmacht zu vermitteln, mit der Lyle und Peg auf ihre eigene Art versuchen, diesen Prozess aufzuhalten. Im Gegensatz zu der Sekte, die Liebe predigt, sind sie es, die Liebe praktizieren – nicht nur im Umgang mit ihrer Tochter und ihrem Enkel, sondern auch im Umgang mit den Menschen, die sie ihr Leben lang begleitet haben wie der an Krebs erkrankte Hoot oder das Ehepaar Otis und Mabel. Und am Ende ist es Lyle, der Skeptiker, der die Entscheidung trifft, seinen Enkel aus den Fängen der Sekte herauszuholen ...
Fazit: Die Geschichte entfaltet sich gemächlich und lässt Gläubige und Nicht-Gläubige aufeinandertreffen. Das führt zu interessanten Fragestellungen, die einem jedoch nicht das Gefühl geben, der Autor wolle einem etwas "überstülpen". Da die Geschichte zudem an eine wahre Begebenheit angelehnt ist, behandelt sie ein Thema, über da es sich definitiv nachzudenken lohnt.

Bewertung vom 28.01.2020
Page, Kathy

All unsere Jahre


ausgezeichnet

Ich hätte nie gedacht, dass ein "Eheroman" mich so begeistern könnte. Berührend, spannend, gut geschrieben - 6 Sterne, wenn es sie gäbe

Bewertung vom 28.01.2020
Moore, Liz

Long Bright River


ausgezeichnet

Streets of Philadelphia

1994 erschien das Lied 'Streets of Philadelphia' von Bruce Springsteen zu dem HIV-Film “Philadelphia” mit Tom Hanks und Denzel Washington. Schon damals ahnte man, dass unter der Oberfläche der amerikanischen Millionenstadt, in der am 4. Juli 1776 die Unabhängigkeitserklärung beschlossen und verkündet wurde, wohl längst nicht alles so strahlt, wie es der äußere Anschein vielleicht glauben machen will.
Nun hat die Amerikanerin Liz Moore Philadelphia in ihrem Roman 'Long Bright River' erneut zum Schauplatz gemacht und führt den Leser mitten hinein in die Opioid-Krise der Stadt. Millionen Amerikaner sind süchtig, der Stadtteil Kensington steht in Philadelphia für das ganze Elend derer, die nur noch dafür leben, den nächsten Schuss aufzutreiben.
Die beiden Hauptpersonen des Romans sind Mickey und Kacey, die bei ihrer harschen Großmutter aufwachsen mussten, da sie schon früh ihre Eltern verloren haben. Mickey, die Ältere, bekommt schon in jungen Jahren die Aufgabe übertragen, auf ihre kleine Schwester aufzupassen, die die Fähigkeit hat, sich jede Menge Schwierigkeiten einzuhandeln. Sie selbst ist eine Einzelgängerin, die lieber liest und nur schwer Anschluss findet. Doch trotz ihrer Unterschiede halten die beiden Schwestern zusammen, bis es mit einem Male zum Bruch kommt.
Als Leser(in) erfährt man bereits sehr früh, dass die beiden seit 5 Jahren nicht mehr mit einander gesprochen haben. Mickey ist inzwischen Streifenpolizistin, hat einen Sohn und schlägt sich mit den Problemen einer alleinerziehenden Mutter und berufstätigen Frau in einer Männerdomäne herum. Kacey ist abgerutscht, drogensüchtig und geht auf der Kensington Avenue anschaffen. Doch obwohl zwischen den beiden Schwestern Funkstille herrscht, hat Mickey nie aufgehört, heimlich über ihre Schwester zu wachen. Als sich die Morde an jungen Prostituierten häufen und Kacey mit einem Male verschwunden ist, muss Mickey ihr Schneckenhaus verlassen und begibt sich auf die Suche nach ihrer Schwester.
Meine Meinung: Nein, das Buch ist kein Thriller, auch wenn ein Serienmörder darin vorkommt. Aber es gibt sich ja auch gar nicht als solcher aus, sondern als Roman und dieser ist so spannend geschrieben, dass mich die Geschichte sofort in ihren Bann gezogen hat. Die Kapitel springen zwischen 'damals' und 'jetzt' hin und her und so taucht man immer tiefer ein in die Geschichte der Geschwister, verschüttete Familiengeheimnisse, die Stadt Philadelphia mit ihrem Drogenproblem und - ganz nebenbei - den Kriminalfall um einen Prostituiertenmörder.
Besonders berührt haben mich die Schilderungen der Säuglinge von heroinabhängigen Müttern und deren schmerzhaften Entzugserscheinungen. Ich kenne sonst kein Buch, das diesen kleinen und so hilflosen Opfern bisher eine Stimme gegeben hätte.
Für mich war der Roman "Long Bright River" ein ganz großes Leseerlebnis, das mich nicht nur gefesselt, sondern auch zum Nachdenken gebracht hat.

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