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Bewertungen
Insgesamt 612 BewertungenBewertung vom 02.05.2017 | ||
Als der Kinder-Herzchirurg René Prêtre 2009 zum Schweizer des Jahres gewählt wird, jubelt sein Team und seine Eltern sind stolz auf ihn. In Prêtres Arbeitsplan passt das Aufsehen um ihn als Medienstar weniger; denn er operiert gerade in Maputu/Mozambique. So nimmt ein südafrikanisches Fernsehteam einen Beitrag über den Schweizer Chirurgen auf. Prêtre kam als Bauernsohn im Schweizer Jura zur Welt und träumte als Kind von einer Karriere als Berufsfußballer. Prägend für Prêtres Berufsweg und entscheidend für seine Spezialisierung war seine Tätigkeit im New Yorker Bellevue Hospital. Das Bellevue ist berühmt dafür, dass Chirurgen dort an zahlreichen Schussverletzten aus Bandenkriegen Berufserfahrungen sammeln können wie sonst nur im Feldlazarett. Im Bellevue tat sich der junge Schweizer schon bald als begabter Operateur hervor. Weitere Meilensteine in Prêtres Biografie waren ehrenamtliche Tätigkeiten in Kambodscha und in Mozambik. Hier muss der Europäer erst lernen, seine Maßstäbe den Möglichkeiten anzupassen. Als Ausbilder der Chirurgen vor Ort legt Prêtre in beiden Ländern den Grundstein für den Aufbau einer Kinderherzchirurgie. In einem Alter, in dem ein Chirurg nicht zum ersten Mal darüber nachdenkt, wie ruhig seine Hände noch sind, zieht der Autor hier die Bilanz eines Chirurgenlebens. Selbstzweifel und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Scheitern spielen eine erstaunlich große Rolle in seiner Rückschau, handelt es sich bei tausenden von Operationen doch um nur wenige misslungene Fälle. 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 02.05.2017 | ||
Der Berlin-Flaneur und Sachbuchautor Bernd I. Gutberlet führt zu Beginn seines Reiseführers zurück in die Zeit vor 1989, als West-Berlin von einer Mauer umgeben war und die Berliner Ausflüge nur in Parks, Schrebergärten oder auf Friedhöfe unternehmen konnten. Das üppige Grün der Stadt habe damals als Mittel gegen Lagerkoller gedient. Großzügige Wasserflächen haben einen kühlenden Einfluss auf das Stadtklima. Dem Besucher von außerhalb zeigt sich eine Stadt mit ehemals riesigen Industriebrachen und einem einzigartigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere (weltweit hat Berlin die größte Mauersegler-Population), der durch das Bevölkerungswachstum leider bedroht ist. Listen-Fans können sich bei Gutberlet amüsieren mit den 13 hässlichsten Dingen zum Wegsehen, den wichtigen 10 Straßen, die bisher unterschätzt werden, oder den 7 bekanntesten Serien, die in Berlin spielen. Themen sind u. a., wie der Berliner so tickt, wie sich der Dialekt entwickelt hat, Berlin als Garnisonsstadt, Berlin als Ziel von Menschen aus 185 Nationen, die ehemalige Industriemetropole, die Zeit des Kalten Krieges, jüdisches Leben nach 1989. Beim Thema Arbeitslosigkeit, typisch Berliner Ineffektivität, maroder Infrastruktur, jüngster Gentrifizierung oder der berühmten Kodderschnauze nimmt der Autor kein Blatt vor den Mund. |
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Bewertung vom 02.05.2017 | ||
Der 11-jährige Liam fühlt sich, als hätte man ihn 1000 Meilen von seinen Freunden weg verpflanzt. Weil seine Großmutter nicht mehr allein leben kann und ins Heim kommt, zieht Liams Mutter mit ihm und seiner Schwester nach Swanbury/England ins Haus der Großmutter. Der Vater hat die Familie schon vor Jahren verlassen. Verständlich, dass Liam seinen Vater vermisst und sich in der belastenden Familiensituation von der Mutter vernachlässigt fühlt. Als einziger Mann im Haus spürt er den Druck, sich in seinem Alter nicht mehr zu fürchten. In der Schule wird er Ziel von Mobbing, weil er sich zu gut mit seiner Lehrerin versteht. Für einen Elfjährigen mit so vielen eigenen Problemen wirkt Liams Einfühlung in die Sorgen seiner Mutter da beinahe übermenschlich. Als im Umkreis einer baufälligen, mit Brettern vernagelten Kirche Liam ein riesiger Gargoyle entgegen schwebt, ist das der Beginn eines spannenden, unheimlichen Abenteuers. Während die zunehmende Demenz der Oma deutlich als Last zu spüren ist, kommt Liam im Tagebuch seiner Großmutter einem Geheimnis aus dem Jahr 1941 auf die Spur. Der Gargoyle als traditionelle Beschützerfigur stellt eine Verbindung her zwischen Enkel Liam und Großmutter Margaret Williams, die als Kind in Paris lebte. Die Zeit des Zweiten Weltkriegs und des Nationalismus ist gerade Unterrichtsstoff in Liams Klasse. Als Hausaufgabe seine demente Großmutter zu interviewen, kann der Junge sich nicht vorstellen. Glücklicherweise gibt es im Ort ehemalige Schülerinnen von Margaret, die sich an sie erinnern. Auch Liams Lehrerin, Mrs Culpepper, war Schülerin von Margaret Williams. Leider macht Liam sich bei den Jungen seiner Klasse mit seinen Unterrichtsbeiträgen keine Freunde. Dass Steinvogel früher seiner Großmutter Halt und Trost vermittelte und auch ihm besondere Fähigkeiten verleiht, wird immer deutlicher. |
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Bewertung vom 22.04.2017 | ||
Die anderen Kinder im Kindergarten nennen Ayda „Knirps“, weil sie sehr klein ist. Sie selbst findet das mehr als ungerecht; denn sie kann Radfahren, sich allein anziehen und ist dreisprachig – Deutsch, Persisch und Kölsch. Da sie ihre Cousins und Cousinen nur in den Ferien treffen kann und in ihrem Alter noch nicht allein durch ihr Stadtviertel streifen darf, wünscht sie sich nichts mehr als gleichaltrige Freunde. Aydas Eltern stammen aus dem Iran und leben schon lange in Köln. Jeden Abend bringt Aydas Vater sie mit einem festen Einschlafritual ins Bett und erzählt ihr eine Geschichte. Tief philosophische Fragen lösen Vater und Tochter gemeinsam, wie das Unglück in die Welt kommt, warum es arme Kinder gibt und wie man sich glücklich und traurig zugleich fühlen kann. Als Ayda sich eines Tages allein mit ihrem Kinderrad auf den Weg macht und dabei verunglückt, lernt sie Bär und Hase kennen und freundet sich mit ihnen an. Dass der große Bär besonders ängstlich ist, lehrt die drei, dass Alter und Körpergröße nichts über die Fähigkeiten eines Lebewesens aussagen. Im gemeinsamen Familienurlaub vertraut der Hase Ayda an, dass er sich vor Wasser fürchtet und darum nicht gern mit an den Strand kommt. Ayda nimmt die Gefühle des Hasen sehr ernst, bewahrt das Geheimnis und gibt ihm gemeinsam mit dem Bären Schwimmunterricht. 0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 22.04.2017 | ||
Armin Täubners Klassiker von 2006 liegt mittlerweile in einer großformatigen 11. Auflage von 2016 vor. Das Buch ordnet die gezeigten Projekte in drei Schwierigkeitsstufen. Faltschachteln und Aufblasfiguren entsprechen Stufe 3, einfache Umschläge Stufe 1. Geordnet wird nicht nach Grundformen (z. B. alle Arbeiten, die sich aus „Himmel und Hölle“ entwickeln lassen), sondern thematisch (Vögel, Tiere) oder zweckgebunden. Die abstrakten Begriffe Nützliches und Schmückendes finde ich für Kinder, die sich evtl. allein mit dem Buch beschäftigen, weniger passend. Methodisch ist das Buch nicht perfekt. Für Anfänger sollte z. B. eindeutig ersichtlich sein, auf welcher Seite eines zweifarbigen Papiers eine Arbeit begonnen wird. Volkstümliche einprägsame Bezeichnungen (Drachenform, Windmühlenform, zusammengeschobenes Quadrat) werden nicht benutzt, obwohl sie meiner Ansicht nach das Denken in geometrischen Grundformen fördern würden. 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 22.04.2017 | ||
Jeremy O’Keefe hat kurz nach dem Anschlag auf die Twin-Towers in New York eine Professorenstelle in Oxford angenommen und kehrt nun nach 10 Jahren wieder in seine Heimatstadt zurück. Sein Wechsel an eine New Yorker Universität bedeutet einen beruflichen Aufstieg; denn sein College in England hatte nur einen mittelmäßigen Ruf. Während längerer Abwesenheit von der Heimat konserviert man gern ein idealistisches Bild, das der Realität nur schwer standhalten wird. Auch während Jeremys Abwesenheit haben sich die Menschen und die Stadt verändert. Kurz nach seinem Weggang aus den USA hatte er sich von seiner Frau getrennt; so dass er außer zu seiner Tochter und seiner Mutter kaum noch Kontakte hat. Jeremy verstrickt sich zunehmend in harschem Ton in Diskussionen darüber, ob er einen britischen Akzent angenommen hätte oder sich inzwischen wie ein Brite verhalten würde. Da es sich hier um subjektive Eindrücke handelt, über die man schwer streiten kann, fällt Jeremys Beharrlichkeit bei diesem Thema deutlich aus dem Rahmen. Köstlich dagegen wirkt die Szene, als seine Mutter ihm vorwirft: „Sei nicht so pedantisch!“ Jeremy war schon früher ein schwieriger, hypochondrischer, negativ eingestellter Mensch. Aus seiner Sicht nimmt die Qualifikation seiner Studenten beständig ab, „alles“ verschlimmert sich. Er denkt in Stereotypen und handelt wie ein Altersstarrsinniger aus dem Lehrbuch. Schließlich bekommt Jeremy verdächtige Pakete, die ihn eine gezielte Verfolgung vermuten lassen und die Frage nach Privatsphäre im Zeitalter des Internets aufwerfen. Für einen Historiker, der über die Stasi zu DDR-Zeiten geforscht hat, sind Jeremys Ängste nicht unrealistisch. Im Vergleich zu seiner Tochter und der New Yorker Kultur-Schickeria wirkt Jeremy nicht besonders paranoid. Psychologisch finde ich die Frage höchst interessant, was für einen Mann von Mitte 50 gerade noch als normales Verhalten gelten kann. - Als Jeremy bei einem Termin vergeblich auf eine Studentin wartet und sich das nicht erklären kann, lässt er seine geistige Leistungsfähigkeit durch eine Neurologin untersuchen. Die Ärztin nennt ihm mögliche Ursachen für seine Ausfälle. Jeremy könnte in der Folge von 9/11 psychisch erkrankt sein, akut belastet und deshalb dünnhäutiger, an beginnender Demenz leiden oder tatsächlich verfolgt werden. Dass andere Jeremys Verhalten besorgniserregender finden als er selbst, könnte Hinweis auf eine hirnorganische Erkrankung sein, die der Patient als letzter wahrnimmt. Die Einordnung seines starrsinnigen Verhaltens ist kulturabhängig – und wird durch Jeremys jüngsten Ortswechsel nicht einfacher. - Anfangs habe ich den Roman stilistisch als holperig empfunden und wurde im Lesefluss immer wieder von der Frage nach dem Sinn unterbrochen. (z. B. ob ein Gegenstand kompetent sein kann, S. 10). Dass der vielfach preisgekrönte Patrick Flanery sich nach erstklassigen Vorgänger-Romanen nun ungeschickt ausdrücken sollte, leuchtete mir nicht ein. Erst als ich mir bewusst machte, dass ich von einem Icherzähler nur seine Sicht der Dinge erfahren werde, konnte ich die sprachlichen Marotten als Teil von Jeremys Verunsicherung sehen. Vielleicht mussten Jeremys Satzungetüme stehen bleiben, weil ein Mann wie er Texte nicht gegenlesen und korrigieren lässt. Da schreibt ein verstörter Mann mit berechtigten Zweifeln an seiner geistigen Leistungsfähigkeit und ich werde als Leser zum Zuschauer seines – möglichen – geistigen Verfalls. Auch wenn die Person eines älteren Geschichtsprofessors in seinem Elfenbeinturm wenig spektakulär wirkt, sollte man dem Roman ungefähr bis zur Mitte eine Chance geben … |
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Bewertung vom 22.04.2017 | ||
Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten Joe Gidner, der Icherzähler dieses Fußball-Märchens, ist von Beruf Glückwunschkarten-Texter und nach Ansicht seiner Nachbarn die Idealbesetzung, um eine offizielle Chronik vom märchenhaften Aufstieg einer Amateur-Fußballmannschaft zu verfassen. Der Text soll in jeder Hinsicht hervorragend werden. Die Kombination eines Vorworts aus Fußballersicht von Saša Stanišić mit der Ankündigung eines wirklich unerhörten Ereignisses weckten bei mir prompt Erwartungen, als würde ich nach einem Tusch der Kapelle auf den Zauberkünstler warten. |
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Bewertung vom 22.04.2017 | ||
Die junge australische Polizistin Samantha Willis will nach einem Streit mit ihrem Freund ihren Frust austoben und verabredet sich mit ihrer alten Freundin in Brisbane. Spätestens zum Dienstbeginn am nächsten Mittag muss Sammi wieder fit sein. Als sie morgens noch nicht wieder zurück ist, meldet ihr Freund Gavin Sammi als vermisst. Sammi befindet sich derweil in den Händen eines Mannes, der sie in einem abgelegenen Landstrich um ihr Leben rennen sehen will. Sammi wird schnell klar, dass Don sein Spiel nicht zum ersten Mal spielt. Ihr Trumpf im Rennen um Leben und Tod: Don weiß nicht, dass er eine Polizistin entführt hat, die den Spieß umdrehen könnte, wenn sie mental die Kontrolle über die Situation behalten kann. Für die Leser stellt sich die Frage, ob der Busch Sammis Feind ist oder ihr Schutz bieten könnte. Während sie buchstäblich um ihr Leben läuft, zieht sich unter Leitung einer erfahrenen Kriminalbeamtin das Netz um den Täter zusammen, gegen den bereits in einem früheren Fall ermittelt wurde – damals leider erfolglos. |
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