Benutzer
Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 533 Bewertungen
Bewertung vom 20.01.2025
Schier, Petra

Die Wächterin von Köln (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Köln, 1423: Elsbeth Biremaker ist nicht nur die Wirtin des Dirnenhauses „Schöne Frau“ in Köln, sondern auch die illegitime Schwester eines mächtigen Mannes. Niemand weiß davon, doch Elsbeth sieht es als ihre Pflicht, dessen Familie zu schützen. Damit hat sie viel zu tun, doch sie hat auch einiges an Macht.

Ich bin ein großer Fan der historischen Romane Petra Schiers, und auch dieses Mal hat sie mich wieder überzeugt. Vor allem, weil dieser Roman besonders ist, und nicht nur lose mit anderen Romanen der Autorin verknüpft ist, sondern viel tiefer damit verwurzelt ist. Im Grunde werden die Geschehnisse einer ihrer Reihen hier noch einmal aus einer anderen Perspektive, nämlich Elsbeths erzählt. Aber das ist natürlich nicht alles, darüberhinaus lernen wir Elsbeth nicht nur näher kennen, sondern erfahren wir auch viel über ihr Leben, begleiten sie in Rückblicken, beginnend mit Elsbeths Eintritt in das Dirnenhaus als junge Frau.

Elsbeth ist eine interessante und liebenswerte Frau, die schon in anderen Werken der Autorin aufgetreten ist, hier lernen wir sie nun näher kennen. Wir erleben ihre Entwicklung mit, erfahren von ihren Ideen und Träumen und davon, wie sie das Leben der Hübschlerinnen, wie die Dirnen auch genannt werden, verbessern möchte. Das alles basiert durchaus auf historischen Gegebenheiten, wie wir aus dem interessanten Nachwort der Autorin erfahren, ebenso wie andere Dinge, die hier eine Rolle spielen, wie etwa die Abbitte.

Elsbeth zur Seite stellt Petra Schier den Henker Johannes Leyendecker, mit dem Elsbeth mehr verbindet als eine Geschäftsbeziehung, denn dem Henker sind unter anderem die Dirnenhäuser unterstellt. Ebenso eine größere Rolle spielt der Gewaltrichter Vinzenz van Cleve, den man ebenfalls schon aus anderen Romanen der Autorin kennt. Und dann gibt es natürlich noch die Hübschlerinnen und anderen Charaktere, die Elsbeth unterstellt sind. Die Autorin hat mit ihnen allen wieder einzigartige Personen geschaffen, die man sich gut vorstellen kann.

Da viele Szenen in einem Dirnenhaus spielen, gibt es auch welche, die das Leben der Frauen dort recht explizit zeigen. Für mich gehört das zu dieser Geschichte einfach dazu, man erfährt dadurch unter anderem auch viel über Elsbeths Charakter.

Als Extras gibt es ein Personenverzeichnis und eine Karte Kölns des Jahres 1423, auf der man die Wege der Charaktere nachvollziehen kann.

Der Roman war für mich eine Überraschung, ich hätte nicht gedacht, dass eine andere Geschichte, die Petra Schier bereits erzählt hat, eine so große Rolle darin spielt. Da wir hier aber eine andere Perspektive erfahren, und darüber hinaus noch viel mehr erzählt wird, hat es mir gut gefallen, man konnte Charaktere wiedertreffen und neue kennenlernen. Zudem wird etwas aufgelöst, was bisher noch offen war. Am Ende habe ich den Roman zufrieden zugeklappt, und hoffe auf eine Wiedersehen mit Elsbeth und Johannes in weiteren Romanen.

Bewertung vom 16.01.2025
Qunaj, Sabrina

Die Tochter der Drachenkrone


ausgezeichnet

Der Roman erzählt ein Stück walisischer Geschichte aus Sicht Gwenllians, einer Tochter Rhys ap Gryffydds, des Fürsten von Südwales. Die Erzählung setzt ein im Jahr 1196, Gwenllian ist zwölf Jahre alt, und endet 1219.

Sabrina Qunaj nimmt einen vom ersten Satz an gefangen, sie erzählt bild- und lebhaft und lässt die damalige Zeit lebendig werden. Gwenlillan macht sich ihre eigenen Gedanken über ihr Volk, dessen Probleme mit den Freinc, den Fremden, die im Rest der Insel sesshaft geworden sind, diese beherrschen und sich auch Wales einverleiben möchten. Im Laufe der Geschichte wird sich diese Meinung wandeln, Gwenllian wird erwachsener, blickt tiefer, bleibt aber ihrem Volk eng verbunden. Als Frau muss sie damit rechnen „gewinnbringend“ eingesetzt zu werden, und so muss sie sich auch mit Heiratskandidaten auseinandersetzen.

Immer wieder gibt es Zeitsprünge, jedoch jeweils nur von wenigen Jahren. Der Roman ist insgesamt ein umfangreiches Werk, das aber nie langweilig ist und mich oft zum googeln anregte. Gwenllian, aber auch andere Charaktere sind mir nahe gekommen, der Autorin ist es sehr gut gelungen, mich in die damalige Zeit zu entführen. Lediglich das Ende ist etwas kitschig, aber irgendwie auch passend.

Zu Beginn des Romans befindet sich ein Personenverzeichnis, in dem historische Personen gekennzeichnet sind, und das einem auch die Aussprache der walisischen Namen näher bringt. Ebenso gibt es Stambäume sowie eine Karte, die ich selbst aber kaum zu Rate gezogen habe. Das Nachwort der Autorin ist lesenswert und sollte nicht überblättert werden.

Der Roman hat mir nicht nur das Leben im Wales jener Zeit, sondern auch einige der damals lebenden historischen Persönlichkeiten nahe gebracht, und ich habe viel über den Kampf der Waliser gegen die für sie Fremden, die normannischen Herrscher über England, erfahren. Zudem hat mich der Roman gut unterhalten. Wer historische Romane mag, sollte hier zugreifen.

Bewertung vom 12.01.2025
Müller, Jessica

Tod am Traitors' Gate


sehr gut

Eine Frauenleiche wird nahe des Traitor Gate‘, des Verrätertors, gefunden, brutal geschlagen und erwürgt. Es stellt sich heraus, dass die Tote aus einer guten Familie kam und sich gegen den Willen ihrer Familie für die Armen eingesetzt hat. Wer könnte ein Motiv gehabt haben, sie zu töten oder war sie vielleicht ein Zufallsopfer? Ist der Fundort Zufall oder hielt sie jemand für eine Verräterin?

Ich habe es wieder einmal getan, und bin mit einem späteren Band in eine Reihe eingestiegen, dieses Mal ist es ein vierter Band. Normalerweise macht mir das wenig aus, doch dieses Mal hatte ich öfter das Gefühl, dass mir Vorwissen fehlt. Das liegt auch daran, dass der Roman nicht nur einen aktuellen Fall behandelt, sondern offenbar auch einem roten Faden nachgeht, der sich seit dem ersten Band durch die Reihe zieht.

Im Mittelpunkt steht Inspektor Basil Stockworth und seine Ehefrau Charlotte, deren Geschichte es ist, die sich durch die Bände zieht, und die anscheinend hier ihre Auflösung findet. Da bisher kein weiterer Band der Reihe erschienen ist, handelt es sich womöglich um den letzten Band der Reihe. Neben diesen beiden gibt es eine ganze Reihe weiterer Charaktere, die wohl auch schon länger eine Rolle spielen und Stockworth bei der Lösung seiner Fälle behilflich sind, darunter ein Arzt, ein Anwalt und eine ehemalige Konkubine. Alle diese Personen haben mir gut gefallen, so dass ich auf jeden Fall auch die drei Vorgängerbände lesen möchte.

Der Roman spielt im London der viktorianischen Zeit, wobei ich zunächst eher das Gefühl hatte, dass der historische Hintergrund weniger eine Rolle spiele, im Laufe des Romans erhielt er aber mehr Raum, so erfährt man unter anderem Hintergründe zum berüchtigten Gefängnis Newgate. Der Kriminalfall um die Tote am Traitors Gate wird am Ende nachvollziehbar aufgelöst.

Der Roman hat mir gut gefallen, ich habe die Ermittlungen gespannt verfolgt und mochte die Charaktere. Ich empfehle allerdings die Reihe chronologisch zu lesen, da die einzelnen Bände miteinander verknüpft zu sein scheinen und es offenbar einen durchgehend roten Faden gibt.

Bewertung vom 09.01.2025
Winter, Thilo

Der Stich


sehr gut

Die Firma DNArtists entlässt genmanipulierte Mücken in die freie Wildbahn der Florida Keys, sie sollen helfen, das Gelbfieber einzudämmen. Der Biologiestudent Quito Mantezza versucht alles, das zu verhindern, denn er ist überzeugt, dass damit viel Schaden angerichtet werden könnte. Am Ende kostet es ihn sein Stipendium, und die Mücken sind trotzdem draußen unterwegs. Als sich eine tödliche Seuche auf den Keys ausbreitet, ist Quito sicher, dass die Mücken daran schuld sind, doch niemand glaubt ihm, und Beweise zu finden gestaltet sich sehr gefährlich.

Mücken können schon eine richtige Plage sein, wenn sie keine Krankheiten übertragen, die, die hier ihr Unwesen treiben, haben es aber so richtig in sich. Innerhalb kurzer Zeit töten sie Menschen, alleine durch ihren Stich. Wie soll man sich davor schützen? Was kann man gegen sie tun? Ist wirklich der Freilandversuch daran schuld oder steckt etwas anderes dahinter?

Der Roman liest sich sehr spannend, auch wenn die Entwicklung des Geschehens manchmal etwas übertrieben wirkt. Man entkommt aber der Atmosphäre, die sich entwickelt nicht, denn zum Beispiel das Sirren einer Mücke kennt jeder, jeder wurde schon einmal gestochen, und es gibt ja tatsächlich Mücken, die Krankheiten übertragen, die tödlich sein können. Das Setting passt gut dazu, auch, weil die Bedrohung zunächst gut eingegrenzt erscheint.

Quito mochte ich von Anfang an, er ist jemand, der sich Gedanken macht, der sich für Tiere interessiert, und der hartnäckig bleibt, wenn er von etwas überzeugt ist. Andere Charaktere sind nicht ganz so gut gezeichnet wie er, dennoch kann man sie sich gut vorstellen. Ein paar davon sind sehr unangenehme Vertreter, und erscheinen mir manchmal etwas überzeichnet. Mir ist aber auch klar, dass es tatsächlich Menschen gibt, die über Leichen gehen, um ihr Ziel zu erreichen.

Ich fürchte, ich sehe Mücken ab sofort mit anderen Augen, auch wenn ich sie schon bisher ziemlich unangenehm fand. Interessant zu lesen ist das Nachwort, und auch ein bisschen erschreckend, vor allem nach diesem Roman.

„Der Stich“ ist ein spannender Thriller, den man kaum aus der Hand legen mag. Manches schien mir allerdings ein bisschen überzogen, vor allem gegen Ende. Dennoch hat mich der Roman gut unterhalten und ich bin gespannt auf weitere Werke des Autors.

Bewertung vom 05.01.2025
Castillo, Linda

Blinde Furcht / Kate Burkholder Bd.13


sehr gut

Rachael Schwartz wurde als Amishe geboren, konnte sich aber nur schlecht an die Regeln halten. Schließlich wurde sie von der Gemeinschaft gebannt, verließ ihre Heimat und hatte kaum noch Kontakt zu ihrer Familie. Nun wird sie brutal erschlagen in einem Motel in ihrem Heimatort Painters Mill aufgefunden.

Kate Burkholder, selbst als Amishe aufgewachsen und nun Polizeichefin in Painters Mill, kannte Rachael als Kind und muss wieder einmal bei den Amishen ermitteln. Steckt vielleicht sogar ein:e Amishe:r hinter der Tat? Jedenfalls scheint niemand mit Rachaels Erscheinen gerechnet zu haben, was wollte sie also in ihrer Heimat?

Ich mag die Reihe um Kate Burkholder, auch, weil ich die Gesellschaft der Amishen interessant finde. Heutzutage noch so zu leben erfordert sicher auch einen gut Teil Willenskraft und einen tiefen Glauben. Meines Wissens gehen nur wenige junge Amishe den Weg, den Kate gegangen ist, nämlich die Gemeinschaft zu verlassen, obwohl sie die Möglichkeit erhalten, die andere Lebensweise kennenzulernen. Rachael wäre vielleicht auch irgendwann selbst gegangen, doch sie hatte die Wahl nicht.

Die Autorin lässt Kate selbst in Ich-Form erzählen, so dass man alles aus ihrer Sicht erlebt, ich finde, dass passt ganz gut. Lediglich die unten erwähnten Rückblenden sind davon ausgenommen, denn hier war Kate schließlich meist nicht mit dabei. Gut gefallen mir auch die eingestreuten Sätze in Pennsylvaniadeutsch, der Sprache, die die Amishen sprechen, sie verleihen eine gewisse Authetizität, auch wenn sie jeweils direkt im Anschluss übersetzt werden, was die Atmosphäre wieder ein bisschen zerstört.

Neben Kates Ermittlungen gibt es immer wieder Rückblenden in Rachaels Vergangenheit, nach und nach erhalten so auch wir Leser:innen eine Vorstellung von ihrem Charakter, rebellisch und lebenslustig. Ein möglicher Täter kristallisiert sich schon relativ früh heraus, doch auch hier erfährt man erst nach und nach Hintergründe, und so ergibt sich erst am Ende die Wahrheit. Die Auflösung empfand ich als nachvollziehbar, der Showdown erscheint mir aber zu überzogen.

Der dreizehnte Band der Reihe ist wieder spannend, nur gegen Ende fand ich ihn zu überzogen. Ich mag das Setting und bin gespannt auf weitere Romane der Reihe.

Bewertung vom 31.12.2024
Conrath, Martin

Das 13. Opfer / Kohle, Stahl und Mord Bd.1


sehr gut

1988 wurden zwölf Bergleute durch eine Explosion verschüttet und konnten nicht mehr gerettet werden. Ihre Leichen wurden vor Ort nicht gefunden, weswegen man sie das Wandernde Dutzend nannte. Doch nun, 34 Jahre später, werden sie durch einen Wassereinbruch an ganz anderer Stelle entdeckt, und mit ihnen ein dreizehnter Toter, der eine Kugel im Schädel hat. Kriminalhauptkommissarin Elin Akay und ihr Partner Holger Siebing ermitteln. Zur einberufenen Soko gehört auch die forensische Psychiaterin Jana Fäller, deren Vater damals gerettet werden konnte.

Die Ermittlung nehmen lediglich vier Tage ein, der Fund am Freitag, die Auflösung am Montag, doch in dieser Zeit passiert unglaublich viel. Parallel zum aktuellen Geschehen gibt es zudem immer wieder Rückblenden in die Jahre 1988 und 1989, auch zum Unglückstag. Man kann als Leser:in gut mitraten, es gibt einige Wendungen, die Auflösung fand ich persönlich dann allerdings überraschend.

Während ich mit Jana so meine Schwierigkeiten hatte, war mir Elin direkt sympathisch. Meine Lieblingscharaktere waren aber eher die Bergleute. Mehrere von ihnen lernt man kennen, die meisten Überlebende des Unglücks. Sehr beeindruckend ist der Zusammenhalt der Kumpels, nicht nur unter Tage, sondern auch im Privatleben.

Überhaupt ist die Atmosphäre des Romans sehr gelungen, man fühlt sich mittendrin im Pott, in den Bergmannhaushalten, unter Tage, in der Stammkneipe. Besonders sind natürlich die Szenen im Berg, wo man Regeln einhalten muss, um nicht in Lebensgefahr zu kommen, und wo man auf das Wohlwollen des Berges angewiesen ist, der hin und wieder einmal bebt. Die durchaus klaustrophobische Stimmung kommt hier gut rüber. Sehr gut hat mir auch gefallen, wie viel ich über Bergbau gelernt habe, zusätzliche Hintergründe hatte ich mir vom Nachwort erhofft, aber leider nicht bekommen.

Natürlich gibt es auch den einen oder anderen, der den Ermittlern das Leben schwer macht. Nicht immer kann man das nachvollziehen, und am Ende hätte ich mir das mehr thematisiert gewünscht.

Überhaupt das Ende. Wer schon Krimirezensionen von mir kennt, weiß, dass ich es gar nicht mag, wenn gegen Ende ein:e Protagonist:in in Lebensgefahr gerät, außer es passt gut zur Story und wirkt nicht aufgesetzt. Vor allem wenn es aus Dummheit geschieht, kann ich das so gar nicht leiden. Leider ist das hier der Fall und hätte mir den Roman im Zieleinlauf fast noch gründlich verdorben. Geärgert habe ich mich, aber der Roman ist in meinen Augen einfach zu gut, als dass er mir stark verdorben wurde. Volle Punktzahl zu vergeben, ist mir aber nicht mehr möglich.

Das Setting und die Atmosphäre des Romans sind gelungen, ebenso der Kriminalfall und die Charaktere. Leider gab es gegen Ende eine Enttäuschung für mich, so dass ich dem Roman leider nicht mehr volle Punktzahl geben kann. Dennoch hat er mich gut unterhalten, so dass ich ihn auf jeden Fall gerne weiterempfehle und gespannt bin auf andere Werke des Autors.

Bewertung vom 28.12.2024
Liang, Ann

A Song to Drown Rivers


gut

Xishi ist überirdisch schön, weswegen sie dazu ausersehen wird, den König der Wu für sich zu gewinnen, um ihrer Heimat, dem Königreich der Yue zu ermöglichen, sich an diesem zu rächen.

Die Geschichte basiert auf einer chinesischen Legende, und klang für mich daher sehr viel versprechend. Die Autorin lässt Xishi selbst in Ich-Form erzählen, wodurch man als Leser:in nah dabei ist und alles aus Sicht der Protagonistin erlebt, man also an ihren Gedanken und Emotionen teilhaben kann. Man kann auch schnell verstehen warum sie sich auf so einen Deal einlässt der sie in extreme Gefahr bringen könnte. Hin und wieder konnte ich ihre Gedanken jedoch nicht nachvollziehen.Begleitet wird sie von ihrer Freundin Zhengdan, die als Palastdame eingeführt wird und ihre eigene Agenda hat.

Neben diesen beiden Frauen gibt es vor allem männliche Charaktere, die das Geschehen leiten, die beiden Könige und deren Berater, wobei vor allem Fanli, der Berater des Yue-Königs heraussticht. Nicht nur, dass er Xishi ausgesucht hat und sie vorbereitet, beide entwickeln auch Gefühle füreinander. Auch Fuchai, der König der Wu, steht im Mittelpunkt, er ist nicht ganz so wie Xishi erwartet hat, und so entwickelt sie ambivalente Gefühle für ihn.

Ambivalent stehe ich auch der Geschichte gegenüber, die leider einige Längen hat. Dennoch habe ich immer wieder gespannt gelesen. Wie wird Xishi aufgenommen werden am Hof der Wu? Kann sie den König für sich gewinnen? Und was wird passieren, wenn sie ihren Auftrag erfüllt hat?

Letzteres fand ich sehr gelungen gelöst, aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Was dann kommt, hat mich überrascht, auch wenn es am Ende schlüssig ist. Ich bin trotzdem nicht ganz sicher, ob ich es mag. Genauso wenig, ob ich die Geschichte mag die mich manchmal fesseln konnte, von der ich mir aber mehr versprochen hatte. Ich bin auch nicht ganz sicher, in welches Genre man den Roman einordnen könnte. Historisch passt nicht, dafür gibt es zu wenig echten historischen Hintergrund. Fantasy passt ebensowenig, sieht man von einer relativ kurzen Passage ab, die man dort einordnen könnte.

Mich hat vor allem das Setting und dass der Geschichte eine Legende zu Grunde liegt, angesprochen. Die Liebesgeschichten, sind hier passend und fühlen sich auch richtig an. Natürlich ist hier einiges vorgegeben, die Autorin hatte aber auch genug Freiheit, um ihre eigene Geschichte zu schreiben, ohne die Legende zu verwässern. Leider hat der Roman immer wieder Längen und hat mich daher nicht durchgehend packen können.

Bewertung vom 26.12.2024
Kutscher, Volker

Rath / Kommissar Gereon Rath Bd.10


sehr gut

1938: Gereon Rath ist, allerdings incognito, wieder in Deutschland, da sein Vater im Sterben liegt. In Berlin ist Fritz Thormann derweil immer noch bei den Rademanns und soll zu einem strammen HJ-Kameraden ausgebildet werden, um später in die SS einzutreten. Als es aber schlechte Nachrichten von seiner Freundin Hannah gibt, hält ihn nichts mehr. Dann werden zwei HJ-Mitglieder ermordet, und Charlie setzt alles daran, zu ermitteln, was genau mit Hannah passiert ist, und Fritz zu entlasten, der der Morde verdächtigt wird.

Der zehnte Band der Reihe ist auch der letzte. Ich war sehr gespannt darauf, hatte aber schnell ein ungutes Gefühl, bereits der Prolog ließ mich befürchten, dass die Geschichte nicht gut ausgehen könnte. Ob ich damit recht hatte, verrate ich natürlich nicht, muss aber sagen, dass ich mir mehr vom Abschlussband erhofft hatte, am Ende habe ich den Roman eher enttäuscht zugeklappt.

Natürlich sind alle wichtigen Charaktere wieder mit dabei, wir treffen auf Ernst Gennat, Wilhelm Böhm und Reinhold Gräf, um nur einige zu nennen. Gereon aus den USA begleitet haben sein Bruder Severin und Marion Goldstein, die von Gereon etwas unmögliches verlangt. Auch die historischen Hintergründe spielen wieder eine große Rolle, was man Hannah antun will, haben zum Beispiel viele Mädchen und Frauen erleben müssen, und gegen Ende erleben wir auch die Reichsprogromnacht mit. Da Gereon unter anderem bei Konrad Adenauer unterschlüpft, bekommt auch der Alte ein paar interessante Szenen.

Erzählt wird wieder aus mehreren Perspektiven, so dass wir einen guten Überblick über das Geschehen erhalten. Die Auflösungen der Fälle bergen Überraschungen, sind aber nachvollziehbar.

Ich bin nicht ganz sicher, woran es liegt, vielleicht nur an den Umständen, in denen sie jetzt leben müssen, aber ich hatte beim Lesen öfter das Gefühl, als wären Gereon und Charlie im zehnten Band nicht die Menschen, die ich vorher neun Romane und mehrere Kurzgeschichten lang begleitet habe. Insgesamt hat mich der Roman nicht ganz so abgeholt wie die meisten der vorherigen, auch, wenn ich ihn durchaus gespannt gelesen habe.

Irgendwie hoffe ich ja, dass Volker Kutscher doch noch einmal zu den Raths zurückkehrt, vielleicht einen Nachkriegsroman schreibt.

Band 10 der Reihe konnte mich nicht so abholen wie erhofft und hat mich etwas enttäuscht. Vor allem hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht. Ich empfehle dennoch die ganze Reihe weiterhin, Band 10 erhält von mir 3,5 Sterne, die ich, wo nötig, wie gewohnt aufrunde.

Bewertung vom 23.12.2024
Chambers, Becky

Ein Gebet für die achtsam Schreitenden


ausgezeichnet

Helmling und Dex verlassen die Wildnis und machen sich auf zu den Menschen, denn Helmling hat noch eine Aufgabe zu erledigen.

Im zweiten Band der Dilogie lernen wir weitere Menschen kennen, darunter auch Dexs Familie. Dex und Helmling sind sich bereits sehr nahe gekommen, das vertieft sich hier noch, da sie sich nun auch im Umgang mit anderen erleben. Auch wir Leser:innen bekommen weitere Einblicke in das Wesen der beiden.

Es gibt in diesem Band noch mehr philosophische Überlegungen als im ersten, So steht zum Beispiel, als etwas in Helmling kaputt geht, die Frage im Raum, ob man es reparieren sollte, und wenn ja wie. Natürlich wird diese Frage, wie könnte es bei Becky Chambers auch anders sein, gut gelöst, hinterlässt aber auch etwas zum Nachdenken.

So ist auch der zweite Band der Dilogie ein wunderbarer Wohlfühlroman, den ich bestimmt noch einmal lesen werde, und der mich nicht so schnell loslassen wird. Ich empfehle beide Bände uneingeschränkt.

Bewertung vom 22.12.2024
Durst, Sarah Beth

Spellshop


sehr gut

In der Stadt Alysium wütet die Rebellion, viele Häuser gehen in Flammen auf, auch die Bibliothek, in der die Zauberbücher aufbewahrt werden. Die Bibliothekarin Kiela weiß sich nicht anders zu helfen, als mehrere Kisten mit Büchern vollzuladen und dann mit diesen zu fliehen. Gemeinsam mit Caz, einer Pflanze mit Bewusstsein versucht sie über das Meer zu entkommen und landet schließlich auf ihrer Heimatinsel Caltrey. Dort hat sie vor unter dem Radar zu bleiben, doch die Insel braucht ihre Hilfe und die Magie der Zauberbücher.

Der Roman ist eindeutig ein Wohlfühlroman. Kiela mag eigentlich keine Menschen um sich, aber die Inselbewohner, zumindest die meisten, sind so liebenswürdig und ihr zugewandt, dass sie gar nicht anders kann, als sich ihnen ebenfalls zuzuwenden, das geht natürlich nicht von jetzt auf gleich. Mir hat gut gefallen, wie alles ineinandergreift und im Grunde hätte es für mich bis zum Ende so weitergehen können. Ich hätte gar nicht die Gefahrenmomente gebraucht, die sich nach einiger Zeit ergeben haben, sie haben mich sogar eher gestört.

Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte, und obwohl ich auf diese meist verzichten könnte, hat mir diese gut gefallen, sie passt einfach in die Wohlfühlatmosphäre. Gut gefallen haben mir auch die Charaktere, die Bewohner:innen dieser Welt sind größtenteils keine Menschen, wenn auch oft menschenähnlich, manchmal sind es nur Nuancen, die sie von Menschen unterscheiden, so hat Kiela zum Beispiel blaue Haut. Es gibt aber auch unter anderem Zentauren und Wesen mit Schuppen oder Fell und Hörnern. Im Meer schwimmen Meermenschen und Seepferde, die aber ganz anders sind als die uns bekannten Seepferdchen. Und, natürlich, gibt es auch Magie, die allerdings vom Kaiser beherrscht wurde, der nun aber gestürzt ist.

Spellshop ist ein schöner Roman, der gut in die Cosy Fantasy passt und angenehme Lesestunden verspricht. Gerne empfehle ich ihn weiter und bin nun gespannt auf andere Romane Sarah Beth Dursts.