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Insgesamt 166 Bewertungen
Bewertung vom 21.10.2020
Bertram, Rüdiger

Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke! / Das Superschurken-Handy Bd.1


ausgezeichnet

Das ersehnte Smartphone ist – Überraschung – zur fiesen K.I. geworden. Nein, Technik ist nicht der Untergang des Abendlandes. Sehr witzig!

Mein 8,5jähriger Sohn und ich haben mittlerweile schon einige Bücher von Rüdiger Bertram gelesen – und wir mögen seinen Witz sehr. Die Bücher lesen sich leicht, transportieren dabei viel Ironie und manchmal auch etwas schwarzen Humor. Beides lieben wir.

Besonders gefällt mir, dass sich Bertram Themen der Popkultur bedient, Superheld:innen, Parallelwelten, hier nun Smartphones. Smartphones sind bei Bertram nicht der Untergang des literarischen Abendlandes (nimm das, Manfred Spitzer), nein, sie sind Bestandteil des kindlichen Alltags und eine eigene Kulturtechnik. Damit sind sie einfach das, was wir alle daraus machen. Und Bertram macht daraus ein tolles Thema für ein witziges Kinderbuch.

Bei aller Flapsigkeit scheinen so immer auch ernste Themen durch.

Franzi wünscht sich ein Smartphone, u.a. weil sie ohne von ihren Mitschüler:innen gemobbt wird und zudem nicht im Klassenchat mitlesen kann. Nun bekommt sie doch eines und dieser „Dan“ hat es in sich, denn er hat sich selbst aus Langeweile zur Künstlichen Intelligenz hochgerechnet. Am Ende geht es dann Supersmartphone und Franzi gegen die Superschurkin, und dazu eine ganz wundervolle, absurde mit dem sprechenden Namen Lady Ballerina.

Einen Extra-Diversity-Punkt gibt es für Franzi als Schwarze Protagonistin in den Illustrationen. Ich finde, es sollte noch viel mehr Schwarze und PoC-Hauptprotagonistinnen in Kinderbüchern geben.

Franzi ist selbst sehr smart, manchmal smarter als Dan.

„‚Aber ich kann doch nicht einfach so bei ihr klingeln.‘ ‚Du erzählst ihr einfach, dass du von der Schülerzeitung kommst und einen Artikel über sie schreiben willst. Superschurken sind super eitel, da sind sie genau wie Superhelden.‘ ‚Und super-Smartphones‘, flüstere ich.“

Franzi erlebt mit Dan ein recht aberwitziges Abenteuer, bei dem wir viel kichern und lachen mussten. Was Bertram hier aber in diesem Buch besonders gut gelingt, ist die Verknüpfung mit ernsten Themen.

CN / Content Note: Mobbing, Armut, Klassismus

Dies alles wird thematisiert und Franzi wird zugleich als souveräne Heldin geschildert, die sich durch diese schwierige Situationen durchmanövriert.

Besonders gelungen finde ich, wie liebevoll Betram die Eltern schildert. Ehrlich arbeitende Menschen, die allerdings so viel arbeiten müssen, dass sie ihre Arbeit – das Bügeln und das Paketaustragen sogar mit nach Hause nehmen. Also bügelt die Mutter die Papiertaschentücher und der Vater trägt ständig alles in der Wohnung durch die Gegend.

Obwohl Franz selbstverständlich obergenervt ist, als sie zunächst kein Handy bekommt, hat sie immer Verständnis für die finanzielle Situation ihrer Familie. Ich denke, dass Kinder, die besser dran sind, sich da einiges abgucken können. Und das ganze Konstrukt des Buchs zeigt eben auch, dass Armut ausgrenzt – und einiges an Klassismus und Mobbing verursacht.

Mein Sohn hat gleich gesagt: Das macht man nicht!, als Franzi mit den geheimen Infos von Dan den Mobbing-Spieß einmal umdreht. Zugegeben, in die Tiefe geht das nicht immer und so wird recht schnell verziehen. Das kann aber auch mal schön sein.

Das Buch lässt sich für geübtere Lesende ab circa Ende 2. Klasse lesen. Mein Sohn kam ganz flüssig durch den Text.

Die Illustrationen von Ka Schmitz runden das Lesevergnügen ab.

Fazit:
Wir hatten sehr viel Spaß. Und dass bei einem vermeintlich leichtem Stoff die ernsten Themen so toll eingeflochten werden, gefiel uns besonders gut. Wir empfehlen das Buch sehr gerne und vergeben 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 21.10.2020
Manrique, Melisa;Chander, Manik;Melisa Manrique und Manik Chander

Mama Superstar


ausgezeichnet

Diese Frauen sind mir lieber als jeder Superman!

„Willkommen zur Feier, denn dieses Buch ist eine Feier und ein Dankeschön für unsere Mama Superstars.“

So positiv starten Melisa Manrique und Manik Chander ihr tolles Buch, das wirklich ein Fest geworden ist. Elf Mamas stehen hier im Mittelgrund. Ein ganzseitiges, toll gestaltetes Bild von Marta Pucci setzt sie so richtig in Szene. (Das ganze Layout finde ich übrigens klasse.) Diese Frauen sind mir lieber als jeder Superman.

Das Empowerment, das dieses Buch transportiert ist so richtig klasse. Jetzt habe ich keine Migra Mum und ich vermute, dass es für Kinder migrantischer Eltern nochmal stärker sein wird. Vieles kann ich genauso auf meine Mama beziehen. Die Frauen stehen klar im Mittelpunkt. Die Männer kommen zwar vor, aber sie sind halt das Beiwerk, das es für die Kinder so braucht. Und gleichzeitig wird über alle so respektvoll geschrieben.

Die Porträts sind gemeinsam mit den Töchtern entstanden und folgen immer wieder den gleichen Schwerpunkten: Tochter, Verblüfft, Berührt, Glücklich, Nachdenklich. Es sind Schlaglichter, kleine Anekdoten und große Gefühle, die in ihrer Prägnanz diese Mütter und Töchter ganz lebendig vor meinem inneren Auge werden.

Spannend fand ich auch immer wieder den Außenblick auf die deutsche „Mehrheitsgesellschaft“. Manches ist mir mittlerweile hochnotpeinlich. Wie kann man nur Kinder vor dem Abendessen nach Hause schicken? (Das war bei uns und meinen „biodeutschen“ Eltern zum Glück nie der Fall.) Apropos Essen: Authentische Rezepte aus den Familien runden die Vorstellung der elf Frauen ab.

Ich bin beim Lesen in so ein ganz positives Kind-Gefühl reingerutscht. In eine Dankbarkeit meinen Eltern gegenüber und ich musste auch an eigene Kindheitserinnerungen denken. Dieses sehr wertschätzende Gefühl, das ist wirklich wundervoll an diesem Buch.

(CN / Content Note für Menschen, die schwierige Beziehungen zu ihren Eltern erfahren mussten. Da könnte das Buch vielleicht einiges aufrühren.

Dieses Buch sollten alle lesen, denn es zeigt das vielfältige Deutschland, in dem ich gut und gerne lebe. Damit es breit gelesen werden kann, haben die Autorinnen einen ganz wundervollen Stil gewählt. Das Buch ist durchgängig in einfacher Sprache auf C1-Niveau geschrieben, damit haben auch viele Migra-Mamas Zugang zum Buch. Und obwohl die Sprache leicht verständlich ist, wirkt sie nicht zu simpel oder redundant, sondern vielmehr peppig und witzig. Großen Respekt an die beiden Autorinnen dafür.

Schade finde ich, dass leider diese einfache Sprache nicht noch mit genderneutraler Sprache kombiniert wurde. Das wurde von Versuchslesenden wohl als zu schwierig empfunden. Nachdem das aber auch das Todschlagargument gegen gendergerechte Sprache ist, bedauere ich das sehr.

Zwei weitere Aspekte fehlten mir noch ein wenig, so dass ich nicht die volle Sternenzahl vergebe: Die Mütter sind alle sehr gut ausgebildet migriert (auch, wenn sie leider nicht alle in ihren erlernten Berufen arbeiten konnten). Aber vielleicht folgt das ja in einem zweiten Band. Negative Aspekte werden nur am Rande erwähnt, wie z.B. eine arrangierte Ehe oder Rassismuserfahrungen. Aber nein, das fiel mir nur auf. Es ist nämlich Teil der Konzeption des Buches:

„Vom ersten Tag an war uns klar, dass wir die andere Seite der Migration zeigen müssen. Die Seite der Medaille, die zeigt, dass Migrant*innen besondere Beispiele für Kreativität, Widerstandsfähigkeit, Mut, Spaß und Erfahrungsreichtum sind.“

Lasst uns das alle feiern!

Fazit
Wundervoll, das ist die Welt, in der wir alle gut und gerne leben können mit tollen Mamas und tollen Töchtern. Eine herzliche Empfehlung und 4,5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 05.10.2020
Zommer, Yuval

Der Weihnachtsbaum, den niemand wollte


sehr gut

Schöne Baumgeschichte

Viele Menschen streben nach Perfektion, erst recht, wenn es um die perfekten Feiertage geht. Da fällt zu schnell dabei runter, dass kein Mensch perfekt ist. Und eben auch kein Weihnachtsbaum. Dass zu sehen, dass ist gerade für Kinder so wichtig, weil wir schließlich auch mit unseren Schwächen geliebt werden möchten.

Träume erfüllen sich manchmal ganz anders als gedacht. Und auch ein Weihnachtsbaum muss nicht so sein, wie ihn viele haben möchten.

Dieses Bilderbuch ist wundervoll illustriert. Es zeigt, wie der Baum wächst und gedeiht. Und dann wird er leider nicht als Weihnachtsbaum ausgesucht. Aber dann geschieht etwas viel Zauberhafteres. Und der Baum erfährt die Anerkennung, die er verdient.

Zudem ist es eh viel schöner und besser für die Umwelt, wenn die Bäume im Wald stehen bleiben. Noch ein kleines Bisschen mehr hätte mir gefallen, wenn der Baum das Selbstbewusstsein aus sich selbst hätte schöpfen können. So sind es die Anderen, die ihn aufwerten. So werden es wundervolle 4 Sterne am Waldwinterhimmel.

Bewertung vom 05.10.2020
Abidi, Heike

Arthurs wildes Hundeleben


sehr gut

Witzige Hunde- und Jungensicht im Wechsel. Und wenn die beiden ihre Körper tauschen, können sie viel voneinander lernen.

Charmantes Kinderbuch mit Körpertausch

Mein 8,5jähriger Sohn findet:

Ich finde „Arthurs wildes Hundeleben“ richtig toll. Wie, dass Lucky vieles nicht wusste, das wir Zweibeiner selbstverständlich finden, wie Schulpflicht oder Zähneputzen. Und dass Lucky die Hundesprache nicht mehr konnte, als er ein Mensch war. Oder wenn die beiden überlegt habe, wie der Rücktausch funktionieren soll. Alles war so komisch, daher vergebe ich 4,5 von 5 Sternen.

Meine Erwachsenen-Sicht:

„Arthurs wildes Hundeleben“ ist ein witziges Kinderbuch für Kinder ab 8 Jahren. Mein 8,5jähriger Sohn hätte – wie so viele Kinder – total gerne einen Hund. Und so geht es auch dem einen der beiden Hauptprotagonisten: Arthur. Der zweite im Bunde ist der Hund Lucky, der aber mit „Zweibeinerwelpen“, wie er Kinder nennt, nicht viel anfangen kann.

Während einer Reise seines Zweibeiner-Renten-Pärchens soll aber nun Arthur auf ihn aufpassen. Leider hat Arthur, trotz aller Hundeliebe, von den Vierbeinern allerdings recht wenig konkrete Ahnung.

„Jetzt zerquetscht er mich fast und nennt das Knuddeln. Klingt eigentlich fast harmlos. Wie eine Mischung aus Knochen und Buddeln. Tatschlich ist es aber die pure Hölle. Er hat mich in den Schwitzkasten genommen, als wollte er mit mir kämpfen, und ruft dabei ständig, ich sei süß. Süß, also ehrlich! Ich bin beeindruckend. Clever, beinahe weise. Und natürlich wahnsinnig hundelebenserfahren. Aber doch nicht süß! Arthur dagegen ist weder beeindruckend noch clever oder erfahren und schon gar nicht süß. Ich finde, er ist ein Hundealbtraum auf zwei Beinen!“

Das war die Lieblingsstelle meines Sohnes. Mein Sohn hat so viel gekichert, ihm hat besonders der Wechsel zwischen den beiden Sichten sehr gut gefallen. Dieser Wechsel beginnt schon, bevor Arthur und Lucky urplötzlich ihre Körper tauschen. Ja, wir können natürlich nie ganz genau wissen, was sich ein Hund wohl so denkt, aber Autorin Heike Abidi bringt das schlüssig und voller Humor rüber.

Gleichzeitig vermittelt sie ganz viel Hundewissen im Buch. Das ist auch für Kinder, die keine Hunde bekommen werden, total hilfreich, weil sie erfahren, wie sie sich einem Hund am Besten nähern, damit er keine Angst bekommt.

Trotz des phantastischen Körpertauschs ist „Arthurs wildes Hundeleben“ in der Alltagswelt der Kinder angesiedelt. Arthur geht in die 4. Klasse Grundschule und so fand mein Sohn total witzig, wenn Arthur im Hundekörper sich Sorgen macht, weil was Lucky dort wohl alles so anstellen wird. Auch, wie die beiden den sehnsüchtig erwarteten Rücktausch umsetzen können, hat die Autorin so gestaltet, dass die lesenden Kinder selbst darauf kommen können. (Mein Sohn hatte z.B. den richtigen Riecher und hat sich total gefreut, dass es dann auch so geklappt hat.)

Für mich hätte es im letzten Drittel noch etwas spannender sein können, darum vergebe ich 4 Sterne. Mein Sohn fand aber gerade dieses Alltägliche mit phantastischem Einschlag total klasse.

Die Kapitel eigenen sich von der Länger her toll für Kinder ab 2./3. Klasse und passen zudem von Sprache und Wortschatz für die Altersgruppe.

Fazit
Eine humorvolle Alltagsgeschichte mit phantastischem Einschlag, die sehr viel Wissen über Hunde vermittelt. Für die Zielgruppe ab 8 ein tolles Lesevergnügen. Mein Sohn und ich vergeben 4,25 von 5 Sternen.

Bewertung vom 29.09.2020
Marvin, Liz

Uralte Weisheiten der Bäume


ausgezeichnet

Hach, wie schön! Hier werden Bäume regelrecht gefeiert. Und wir Menschen bekommen gleich noch Weisheiten mit auf unseren Weg.

Vielfalt und Weisheit der Bäume

Die Autorinnen finden in den Besonderheiten der 60 Bäume wundervolle Weisheiten:

„Bitte um Hilfe, wenn du sie brauchst: Der Ulme ist es nicht peinlich, um Hilfe zu bitten, wenn sie sich in einer heiklen Lage befindet.Wird sie von Raupen angegriffen, setzt sie sogenannte Pheromone frei, Duftstoffe mit Signalwirkung, um parasitäre Wespen anzulocken, die dann ihre Eier in die Raupen legen und dadurch die Bedrohung ausschalten.“

Bei jeder Baumart lässt sich dazu lernen, was sie Besonders macht. Diese Mischung aus Wissen, Poesie und Empowerment hebt das Buch weit über schlichtes Kalendersprichniveau heraus.

„Der Baum Pycnandra acuminata hat einen äußerst cleveren Weg gefunden, mit der hohen Nickel-Konzentration im Boden seiner Heimat Neukaledonien umzugehen. Er verwendet Zitronensäure, um das Nickel unschädlich in seinem Saft einzulagern – der dadurch blau wird.“

Oft sehen wir wohl einfach nur Bäume, aber es sind nicht nur Bäume. Gerade durch ihre Vielfalt formen sie unseren Lebensraum und jede einzelne Art ist Teil ihres spezifischen Ökosystems. In einer Zeit, in der ganze Wälder durch Klimakrise und Dürre brennen oder absterben, können wir die Bedeutung von Bäumen gar nicht genügend betonen.

Toll ist, auch, dass die Lesenden direkt mit „wir“ und „du“ angesprochen werden. So ist die Sprache gleich genderneutral und inklusiv. Die Weisheiten fördern Empowerment und Solidarität.

Und die zauberhaften Baum-Illustrationen machen das Buch zu einer Augenweide. Das Buch werde ich sicherlich noch häufiger zur Hand nehmen und als Geschenk eignet es sich zudem hervorragend. 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 14.09.2020
Ait Si Abbou, Kenza

Keine Panik, ist nur Technik


sehr gut

Baut Berührungsängste ab

Schon seit langem ist die Menschheit von künstlicher Intelligenz (KI) fasziniert. Mir hat Ait Si Abbous frischer Stil, der gleichzeitig wissenschaftlich verankert ist, von Anfang an gefallen.

Mitreißend fand ich, wie sehr die Autorin von ihrem Fachgebiet begeistert ist und ihre Begeisterung wirkt total ansteckend. Manchmal kommt mir bei dem Thema KI zu schnell eine undifferenzierte Jubelstimmung auf. Bei „Keine Panik, ist nur Technik“ sehe ich zwar eine gute Portion Begeisterung und Optimismus, aber die Themen Diskriminierung in Algorithmen und „Weiße-Männer-KI“ spricht die Autorin ebenfalls an. Das tut sie immer wieder und nicht nur in einem isolierten Kapitel.

Die Risiken werden so deutlich, die Chancen aber eben auch. Denn letztendlich sind die Menschen (leider zu oft weiße, hetero cis-Männer) der Ursprung dieser Probleme. Wenn bspw. Spracherkennungssysteme weibliche Stimmen schlechter erkennen, weil sie nur mit männlichen Stimmen trainiert wurde, oder Gesichtserkennungen an Schwarzen Gesichtern scheitert, weil sie nur weiße Gesichter vorgelegt bekommen habe.

„Die Computer wiederholen unsere Fehler, sie potenzieren sie sogar. Wenn wir als Gesellschaft faul werden, ungerecht oder einseitig, spiegelt sich das in den Maschinen wider, die wir programmieren.“

Toll finde ich daher, dass die Autorin mehrfach für mehr Diversity bei der Entwicklung von KI und Technologie plädiert. Und auch für mehr Interdisziplinarität bei der Entwicklung, weil Linguist:innen oder Soziolg:innen Programme gerechter oder menschlicher werden lassen können, Jurist:innen die rechtlichen Grundlagen stecken usw. usf.. Die Autorin ist zudem selbst ein tolles Vorbild, wie begeistert eine Frau und eine WoC in dem Metier aufgehen kann.

Toll gelungen sind auch die Querverweise und Literaturhinweise (oftmals auch sehr aktuell), die die Autorin übers ganze Buch hinweg gibt. Daraus spricht eine Wertschätzung für die Arbeit von Kolleg:innen, die mir reine Fußnoten einfach nicht geben können.

Chancen und Beispiele bringt Kenza Ait Si Abbou aus vielen verschiedenen Themengebieten und gerade diese Bandbreite fand ich sehr gelungen.

Ich fand „Keine P@nik, ist nur Technik“ eine sehr amüsante und interessante Lektüre und ich habe ich ein paar Punkte verstanden, die mir vorher noch nicht so klar waren. So fand ich sehr schlüssig, warum Ait Si Abbou sich nicht für eine generelle Offenlegung von Algorithmen ausspricht, sondern stattdessen die Risikomatrix von Katharina Zweig vorschlägt oder Ethikrichtlinien bei der Entwicklung.

Zwei Schwachpunkte habe ich allerdings doch gesehen.

Die Beispiele mit den Freund:innen Maria und Carlos blieb mir manchmal etwas zu sehr an der Oberfläche und deren Annahmen und Reaktionen zu naiv. Fast dem entgegengesetzt gab es Kapitel, die ich schon recht komplex fand. Für absolute Anfänger:innen in dem Bereich (ich denke da an einige befreundete Menschen oder meine Mutter) ist das Buch zu kompliziert, wie ich finde. Obwohl die Autorin wirklich gut erklärt. Manchmal gehen dann auch die Fremdworte mit ihr durch: „Dies ist ein langwieriger, iterativer Prozess.“ Das schließt halt doch einige aus.

Denn ansonsten legt die Autorin durchaus mit ihrem Buch durchaus eine gute Grundlage für ihren Wunsch:

„Was es also dringend braucht, ist Datenkompetenz für alle, und wenn meine Träume wahr werden, verfügen alle User eines Tages sogar über eine umfassende Digitalkompetenz. Am besten schon in der Schule.“

Fazit:

Schafft auf beschwingte Weise mehr Datenkompetenz! Für Menschen, die komplett neu in das Thema einsteigen (was der Titel nahelegt), finde ich das Buch zu komplex. Der Slogan „Für IT-Girls und -Boys“ vom Klappentext passt da meiner Meinung nach besser. Mit dieser Einschränkung vergebe ich gerne eine Empfehlung und 4 von 5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.09.2020
Suchanek, Andreas

Das Abenteuer beginnt / Flüsterwald Bd.1


ausgezeichnet

Mein 8,5jähriger Sohn findet:
Die Idee einen Wald zu erfinden, in dem es Nachts allerlei Fabelwesen gibt, fand ich super.
Dieser Wald heißt Flüsterwald. Dort ist es Tag, wenn bei uns Nacht ist.
Der Elfe Felicitas ist etwas peinlich, weil sie so schlecht zaubern kann, immerhin ist sie ja die Tochter des Königs. Damit sie keinen Unsinn macht, hat sie die Katze Pedora Ulinde Naftet von Chibalka an ihrer Seite, aber man kann sie auch nur Punchy nennen. Die beiden helfen Lukas, der Hauptfigur. Der hat nämlich ein Buch über den Flüsterwald angefasst und deswegen ist jetzt der Warg hinter ihm her. Der will alle, die das Buch in der Hand hatten, in Stein verwandeln.
Es gab so viele tolle magische Elemente, wie die Blinzelbahn. Ich fand das Buch ziemlich spannend, hatte richtig viel Spaß und vergebe 5 von 5 Sternen.

Meine Erwachsenen-Meinung:

Dieses Fantasy-Buch für Kinder ist so richtig nach unserem Geschmack. Worldbuildung, die Pragonist:innen und die magischen Wesen sind einfach total gut gelungen, genau wie die Mischung aus Witz und Spannung.

Schon nach wenigen Seiten hat man Sohn gefunden: „Hier kann man sich richtig gut reinvertiefen!“

Wir mussten beide ganz viel kichern.

Lukas kommt mit seiner Familie in einen neuen Ort und sie ziehen in eine alte Villa, die etwas ungewöhnlich ist. Aber zunächst vergisst Lukas das immer wieder. Mein Sohn ist schon da gut mitgegangen. Für mich hätte Lukas etwas schneller in die magische Welt landen können, aber die Fährten sind so schon schön geplantet und die normale Welt schildert Autor Andreas Suchanek wirklich so witzig geschildert, dass es für mich trotzdem gut passt hat.

Liebevoll wird das Familienleben geschildert, zwischen Lukas und seinen „Lebensabschnittsdiktatoren“ – das Wort werde ich mir auf alle Fälle merken.

Besonders gut haben mir die „Mikro-Cliffhanger“ gefallen, die sich am Ende von vielen der sehr knappen, knackigen Kapiteln befunden habe. Das hat die Handlung und Spannung echt vorangetrieben. Dabei wahrte Suchanek die Balance, es war nie so, dass man jetzt mit dem Vorlesen gar nicht hätte aufhören können (das ist zum Einschlafen-Lesen nämlich immer ungünstig), oder ängstlichere Kinder dolle Angst bekommen würden. An ein paar Stellen war für mich die Spannung dann allerdings zu wenig spürbar, wenn z.B. der Warg vor der Tür steht und die Protagonisten neugierig den Raum erkunden.

Der Flüsterwald und die magischen Wesen sind ganz große Klasse und wir waren total begeistert über Lukas’ Abenteuer dort. Mein Liebling war der Menok Rani, eine Art Biber, der die absonderlichsten Vorstellungen von Menschen hat. Und nach einem Schokoladen-Fressanfall immer sofort einschläft. Bei Suchanek konnten wir ganz, ganz viele solcher tollen Einfälle entdecken. Seine Fabulierlust gefiel uns einfach supergut, so dass wir sicherlich noch mehr Bücher von ihm lesen werden. Zudem hält er für Bibliophile noch einige Leckerbissen über Bücher in dieser Welt bereit.

„Verdutzt erwiderte Rani seinen Blick. »Was ist das denn für eine dumme Idee? Du kannst Autoren doch nicht in vollem Bewusstsein Bücher schreiben lassen. Wer weiß, was dabei herauskommt?«“

Dazu passt auch, dass der Wortschatz sehr überbordend und manchmal etwas komplizierter ist, was aber sowohl mir als auch meinem Sohn sehr gut gefallen hat, weil das den sprachlichen Horizont erweitert. Mein Sohn hat zwar beim Selberlesen und Vorlesen lassen manchmal ein paar Wörter nachgefragt, Schemen und passiv-aggressiv kannte er z.B. nicht. Kinder, die nicht viel lesen, sind aber bei den empfohlenen 9 Jahren vermutlich noch überfordert. Ein Glossar wäre für Kinder, die alleine lesen, sicherlich eine gute Sachen.

Ich vergebe 4 bis 4,5 Sterne.

Fazit
Der Flüsterwald ist eine ganz tolle, wundervolle Welt. Die Fabulierlust hat uns begeistert. Wir freuen uns schon auf den nächsten Band, mit dem wir hoffentlich bald in den Flüsterwald zurückkehren können. Unsere 4,5 Sterne runden wir sehr gerne mit einer Empfehlung auf.