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Bewertungen
Insgesamt 377 BewertungenBewertung vom 21.01.2023 | ||
REZENSION – Jeder Versuch, die seit fast 15 Jahren veröffentlichten Werke des deutschen Bestseller-Autors und Juristen Ferdinand von Schirach (58) einem bestimmten Genre zuzuordnen, muss scheitern. Ob Erzählungen, Romane, Essays, Theaterstücke, philosophische Gespräche oder ganz persönliche Ansichten und Einsichten – mit fast jedem neuen Band dieses Autors wird man aufs Neue überrascht. Dies gilt auch für Schirachs aktuelles Buch „Nachmittage“, im August 2022 beim Luchterhand Verlag erschienen. Dieser schmale Band, den man zum Titel passend, an zwei ruhigen Nachmittagen genießen sollte, gleicht mit seinen kurzen, nur selten längeren Erzählungen, Erinnerungen und Gedanken einem Querschnitt aus allem. |
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Bewertung vom 16.01.2023 | ||
REZENSION – War es vielleicht doch der literarische Erfolg, der Arno Geiger (54) letztlich zwang, mit seiner im Januar bei Hanser Literaturverlage veröffentlichten autobiografischen Erzählung „Das glückliche Geheimnis“ sein über 25 Jahre geheimnisvolles „Doppelleben“ als unbeachteter Altpapiersammler in den Straßen Wiens und inzwischen mehrfach ausgezeichneter Autor preiszugeben? Freimütig und voller Selbstironie erzählt der österreichische Schriftsteller auf knapp 240 Seiten über seine schwierigen Anfangsjahre als schreibender Student und unbekannter Literat in Wien, über die damit einhergehenden Enttäuschungen und gelegentliche Hoffnungslosigkeit. „Diese Offenheit passiert mir nicht einfach, ich entscheide mich bewusst für sie, weil ich glaube, das sie das Leben sichtbar macht. Das ist es, worum es mir in der Literatur geht: das Leben sichtbar und dadurch verständlicher machen.“ |
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Bewertung vom 15.01.2023 | ||
REZENSION – Es sind keineswegs nur „Erinnerungen eines Journalisten“, wie der bescheiden zurückhaltend klingende Untertitel der im November im Propyläen Verlag postum veröffentlichten Autobiografie „Zeit meines Lebens“ vorgibt. Schließlich war deren erst drei Monate zuvor 92-jährig verstorbene Autor Theo Sommer nicht irgendein Journalist. Als politischer Chefreporter, Chefredakteur und schließlich langjähriger Herausgeber der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ war er eine herausragende Institution im bundesdeutschen Nachkriegsjournalismus. So ist sein intellektuell ansprechendes Buch eine politische Zeitreise durch vier deutsche Staaten von der Diktatur des Nazi-Regimes über zwei deutsche Staaten bis zur Wiedervereinigung und deren Folgen. |
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Bewertung vom 03.01.2023 | ||
Die Bücher, der Junge und die Nacht REZENSION – Schon in seinen eher für junge Leser verfassten Romanen vergangener Jahre hatte sich der vielfach prämierte Schriftsteller Kai Meyer (53) dem Thema der Bibliomanie, also der übersteigerten bis krankhaften Leidenschaft zum Sammeln von Büchern, sowie der Bibliomantik, mit Hilfe von Büchern magische Kräfte ausüben zu wollen, zugewandt. Doch während sich die Figuren des „Meisters der deutschen Phantastik“ in dessen Trilogie „Die Seiten der Welt“ (2014-2016) sowie im zweibändigen Roman „Die Spur der Bücher (2017/2018) noch in reinen Fantasy-Welten bewegten, ist Kai Meyers neuester Roman „Die Bücher, der Junge und die Nacht“, im November 2022 beim Knaur Verlag erschienen, ganz anders konzipiert und allein schon deshalb lesenswert. |
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Bewertung vom 19.12.2022 | ||
Das Monster und andere Geschichten REZENSION – Der amerikanische Schriftsteller Stephen Crane (1871-1900), der während seiner Kur in Badenweiler an Tuberkulose starb, schuf in seinen nur 28 Lebensjahren ein beachtliches Werk aus Lyrik, Romanen und vielen Erzählungen. Während der 1895 erstveröffentlichte und seit 1954 mehrfach auf Deutsch übersetzte Bürgerkriegsroman „Die rote Tapferkeitsmedaille“ auch durch seine Verfilmung mit Audie Murphy (1951) vielleicht noch manchem Leser ein Begriff sein mag, hat es sich der Pendragon Verlag zur Aufgabe gemacht, auch die Erzählungen des über Jahrzehnte vergessen Schriftstellers der heutigen Leserschaft bekannt zu machen. Im September erschien mit dem Erzählband „Das Monster und andere Geschichten“ mit überwiegend erstmals auf Deutsch übersetzten Erzählungen im Bielefelder Verlag schon die vierte Ausgabe mit Werken Cranes. |
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Bewertung vom 17.12.2022 | ||
REZENSION – Obwohl Jacqueline Montemurri (53) als Diplom-Ingenieurin für Raumfahrttechnik prädestiniert wäre für typische Science Fiction im engeren Sinn, üblicherweise mit technischen Phantasien gespickte Abenteuergeschichten, ist davon in ihrem neuen Roman „Der verbotene Planet“, im September beim Plan 9 Verlag, kaum etwas zu lesen. In ihrem zweiten Zukunftsroman eröffnet die für ihre Kurzgeschichten schon mehrfach ausgezeichnete und nominierte deutschen Schriftstellerin stattdessen eine ethisch-moralische Diskussion um Auswirkungen des Klimawandels auf die gesamte Menschheit und um die Freiheitsgrenzen des Einzelnen zum Schutz des Gemeinwohls. Hierzu wagt die Autorin einen Blick in die zweite Hälfte des 22. Jahrhunderts: Die Menschheit wurde in den 2 130er Jahren auf den Mars umgesiedelt. Der verwüstete Planet Erde wurde unter Naturschutz gestellt und jede Neubesiedlung verboten. |
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Bewertung vom 10.12.2022 | ||
REZENSION – Einerseits von der ungewöhnlichen Handlung fasziniert, andererseits auch irgendwie ratlos bleibt man nach Lektüre des 190-seitigen Kurzromans „Eine Liebe“ der spanischen Schriftstellerin Sara Mesa (46) zurück, der im August beim Verlag Klaus Wagenbach erschien. Handelt es sich bei diesem spanischen Bestseller, dessen Original zum besten Buch des Jahres gekürt und mit dem Preis des unabhängigen Buchhandels ausgezeichnet wurde, nun um eine Liebesgeschichte, wie der Titel vermuten lässt, oder doch nicht? Nach der Lektüre bleibt man mit einem unsicheren Gefühl zurück. |
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Bewertung vom 04.12.2022 | ||
Labyrinth der Freiheit / Wege der Zeit Bd.3 REZENSION - Nach „Schatten der Welt“ (2020) und „Revolution der Träume“ (2021) erschien nun mit „Labyrinth der Freiheit“ im November beim Dumont Buchverlag der letzte Band der historischen Trilogie „Wege der Zeit“. Darin begleitet der Schriftsteller und Drehbuch-Autor Andreas Izquierdo (54) drei junge Menschen – den schüchternen Carl, den draufgängerischen Artur und die eigensinnige Isi – auf ihrem Lebensweg während der Wirren des frühen 20. Jahrhunderts, beginnend 1910 in der westpreußischen Kreisstadt Thorn bis zum Inflationsjahr 1923 in Berlin. |
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Bewertung vom 02.12.2022 | ||
Der Friedhof der vergessenen Bücher REZENSION – Fünf Jahre nach Abschluss seiner zwischen 2003 und 2017 veröffentlichten Tetralogie um die Bibliothek der vergessenen Bücher, die den spanischen Schriftsteller Carlos Ruiz Zafón (1964-2020) weltweit berühmt gemacht haben, dürfen seine Fans nun erneut in die mystisch-düstere Atmosphäre Barcelonas in der doch nur fiktiven Welt des Autors eintauchen: Nach der deutschen Hardcover-Ausgabe (2021) erschien Ende November beim S. Fischer Verlag nun auch die preiswertere Taschenbuchausgabe des Erzählbandes „Der Friedhof der vergessenen Bücher“. Mit seinen elf Erzählungen, von denen sieben bisher unveröffentlicht waren, setzt Zafón seiner Heimatstadt, die er allerdings schon 1994 als 30-Jähriger in Richtung Los Angeles verließ, erneut ein Denkmal. 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 15.11.2022 | ||
REZENSION – Den Prix Goncourt, der seit 1903 als ältester und bedeutendster Literaturpreis Frankreichs alljährlich im November von der Académie Goncourt für den besten französischsprachigen Roman des Jahres vergeben wird, kennt wohl fast jeder, der gern Bücher liest. Fragt man aber den Literaturfreund nach dem Leben der namensgebenden Schriftsteller-Brüder Edmond (1822-1896) und Jules Goncourt (1830-1870), spürt man oft Unwissen. Diese Wissenslücken lassen sich jedoch seit August mit der im Verlag Galiani veröffentlichten Romanbiografie „Doppelleben“ des Schweizer Schriftstellers Alain Claude Sulzer (69) auf wunderbare Weise schließen. |
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