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mimitatis_buecherkiste
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Krefeld

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Insgesamt 724 Bewertungen
Bewertung vom 30.11.2021
Hammer, Chris

Gold Coast - Ein Ort voller Lügen. Maßlose Gier. Mehr als nur Rache


gut

Als Mandalay (Mandy) Blonde, die Freundin von Journalist Martin Scarsden, mit ihrem Baby nach Port Silver ziehen möchte, verrät Martin ihr nicht, dass es sein Heimatort ist, aus dem er mit achtzehn Jahren geflüchtet und nie wieder zurückgekommen ist. Beide können einen Neuanfang gut gebrauchen. Als Martin kurz nach Mandy in Port Silver eintrifft, findet er im Flur des Hauses, das Mandy gemietet hat, einen Toten vor, seine Freundin sitzt mit blutverschmierten Händen im Nebenraum und steht sichtlich unter Schock. Nun muss Martin beweisen, dass Mandy unschuldig ist und sich dabei mit seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzen.

Der erste Teil erschien mit dem Titel „Outback“ vor über zwei Jahren und war ein großes Highlight für mich, da war klar, dass ich die Fortsetzung lesen möchte. Der Autor nimmt auch immer wieder Bezug auf das erste Buch, das sehr zeitnah anschließt, und hierin liegt das größte Problem; nach so langer Zeit erinnere ich mich nicht mehr an alle Einzelheiten, aber statt die Ereignisse in ein paar Sätzen zusammenzufassen, lässt er mich vollkommen im Dunkeln tappen. Hier eine Anmerkung, da eine Andeutung, die Fragezeichen in meinem Kopf wurden immer größer. Nun hat dies zwar wenig Einfluss auf den aktuellen Fall, ist aber trotzdem störend und ärgerlich für mich.

Der Fall selbst, nun ja, in der ersten Hälfte des Buches passiert tatsächlich nichts. Ja, es gibt einen Toten und es wird ermittelt, Martin läuft wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend und mischt sich überall ein. Die Kommunikation mit Mandy geht gegen Null und statt ein Gespräch mit ihr zu suchen, durch das sich wahrscheinlich die meisten seiner Nachforschungen erledigt hätten, folgen seitenlange Beschreibungen der Natur, Ausflüge und Gedankengänge in die Vergangenheit. Das fand ich so ermüdend, dass ich oft mit meinen eigenen Gedanken abgeschweift bin und fast den Faden verloren hätte. Wo war ich? Ach, Australien. Von Thriller ist das Buch sehr weit entfernt, in den ersten zwei Dritteln kann man nicht mal von Spannungsroman sprechen. Im letzten Drittel dann überschlagen sich die Ereignisse, die Leichen stapeln sich plötzlich und das im wahrsten Sinne des Wortes. Es kommt Bewegung in den Fall und tatsächlich auch endlich etwas Spannung auf. Für mich persönlich leider zu spät.

Der Ausflug in die Vergangenheit des Protagonisten war interessant und für die Entwicklung der Figur sicherlich wichtig und richtig, leider hat dies aber zu viel Raum eingenommen und kaum Spannung erzeugt. Das letzte Drittel führt dazu, dass meine Wertung nicht vollends abrutscht, aber mehr als mittelmäßig kommt hierbei bedauerlicherweise nicht raus. Von mir gibt es drei Sterne und die Hoffnung, dass der nächste Teil wieder zur Hochspannung des Vorgängers findet.

Bewertung vom 28.11.2021
Doerr, Anthony

Wolkenkuckucksland


ausgezeichnet

Dieses Buch hat es mir nicht leicht gemacht, ganz und gar nicht. Angelockt vom Cover, das wunderschön ist, und neugierig gemacht durch den Klappentext, wollte ich das Buch unbedingt lesen. Die ersten Seiten bereits haben mir gezeigt, dass es ein Buch ist, das meine volle Konzentration fordert und keine Unaufmerksamkeit verzeiht. Im ersten Drittel habe ich befürchtet, dass wir keine Freunde werden, dieses Buch und ich. Wellenförmig änderte sich meine Meinung von toll zu schlecht, von oh zu ach, von mag ich nicht, zu mehr davon.

Da ist Anna, Christin, Griechin und ein Waisenkind, die in Konstantinopel mit ihrer Schwester für einen Ausbeuter schuftet, aber so wenigstens nicht auf der Straße leben muss. Daneben Omeir, ein osmanischer Junge, dessen offene Gaumenspalte dazu führt, dass die Menschen ihn fürchten und hassen. Er und seine Familie müssen das Dorf verlassen und am Rande der Gemeinschaft leben. Diese Kinder leben um 1439, was anfangs ihre einzige Gemeinsamkeit zu sein scheint. Da ist Konstance, deren Missionsjahre ich erleben darf und die mit ihren Eltern und anderen Besatzungsmitgliedern auf der Argos lebt. Dieses Forschungsschiff versucht, Beta Oph2 zu erreichen, weil die Erde unbewohnbar wird. Da sind aber auch Zeno und Seymour, deren Kindheit und Jugend ich verfolge, angefangen im Jahr 1941. Dazwischen gibt es immer wieder eine Erzählung über den Schafhirten Aethon, der das Wolkenkuckucksland zu erreichen versucht. Könnt ihr mir noch folgen?

Das klingt im ersten Moment so wirr, dass es Angst machen kann. Das wäre verständlich, denn mir zumindest ging es so. Ich habe den roten Faden gesucht, diesen aber einfach nicht gefunden. Die Erzählung springt zwischen den Zeiten, mal Jahre, mal Jahrhunderte, mal vor, mal zurück, dann wieder ganz woanders hin. Dies geschieht nicht chronologisch, sondern scheinbar willkürlich, aber in Wirklichkeit steht eine Genialität dahinter, die ihresgleichen sucht. Im zweiten Drittel plötzlich verstehe ich die Zusammenhänge, erfasse allmählich die Situation, begreife die ein oder andere Anmerkung und bringe die Erzählung gedanklich in die richtige Reihenfolge. Ab da ist es um mich geschehen und es entfaltet sich eine Geschichte vor mir, die so unglaublich komplex, phantastisch und genial ist, dass mir fast die Worte fehlen, um mein Gefühl beim lesen zu beschreiben. Es geht um Kindheit, Jugend, die Natur, die Welt, es geht aber auch um die Macht von Büchern, Geschichten und Träumen. Dieses Buch hat mich bezaubert, mich gefühlsmäßig überwältigt, mich begeistert und betört. Die wunderbare Sprache hat Bilder vor meine Augen gezeichnet, wie es kein Film der Welt vermag. Ich wollte wissen, wie es ausgeht, aber ich wollte nicht, dass es endet. Dieses Buch ist ein Meisterwerk und mehr gibt es darüber nicht zu sagen. Lest es und lasst euch entführen in die magische Welt von Wolkenkuckungsland. Ich vergebe zehn von fünf Sternen und präsentiere mein Jahreshighlight. Voilà!

Bewertung vom 26.11.2021
Camilleri, Andrea

Rendezvous mit Tieren


ausgezeichnet

Durch einen glücklichen Zufall kam das Buch des italienischen Schriftstellers, Drehbuchautors und Regisseurs Andrea Camilleri bei mir an. Das Cover sprang mir ins Auge und der Klappentext machte mich sehr neugierig. In diesem Buch schildert Camilleri sein Leben neben und mit Tieren; ob Hund, Katze, Schlange oder Tiger, der Autor hat zu allen eine Anekdote auf Lager, die mal mehr, mal weniger glaubhaft klingt. Da ist das Kaninchen, das durch seine schauspielerische Leistung dem Tod entkommt, die Schlange, die sich täglich zur Arbeit schlängelt, aber auch ein Hund, der seine Freiheit braucht. Leicht, humorvoll und mit spürbarer Liebe zu den Tieren erzählt Camilleri seine Begegnungen und Erlebnisse, die mich staunen, schmunzeln und auch lachen ließen. Liebevoll illustriert durch Paolo Canevari ist so ein schönes Werk entstanden, das mir eine vergnügliche Lesezeit bescherte. Zum selbst lesen oder verschenken kann ich das Buch sehr empfehlen. Von mir gibt es 4,5 Sterne.

Bewertung vom 24.11.2021
Alam, Rumaan

Inmitten der Nacht


ausgezeichnet

Amanda und Clay, ein Ehepaar mittleren Alters, haben über Airbnb ein Haus gemietet, um mit ihren minderjährigen Kindern eine unbeschwerte Ferienwoche auf Long Island zu verbringen. Das Haus verfügt über allerlei Finessen wie eine Klimaanlage, eine vollausgestattete moderne Küche, Whirlpool, Swimmingpool und vieles mehr. Mitten in der Nacht steht ein älteres Paar vor der Tür und behauptet nicht nur, dass sie die Besitzer seien, sondern auch, dass es einen Katastrophenfall gab und die beiden die Sicherheit ihres Hauses der Großstadt vorziehen würden. Amanda und Clay sind verständlicherweise skeptisch und trauen den beiden nicht über den Weg.

Bereits das erste Kapitel hielt, was mir die Inhaltsangabe versprach; eine unglaubliche Lesereise und ein ungewöhnliches Vergnügen. Ein Buch, von dem ich wollte, dass es immer weitergeht, das gut und gerne doppelt so dick hätte sein dürfen, und auch dann wäre ich nicht gesättigt gewesen von diesem feinen Humor, der manchmal ins Derbe abrutschte, aber nie ins Lächerliche. Ich hätte nicht genug bekommen von dieser mal mehr, mal weniger andauernden unterschwelligen Gefahr, die sich durch das Buch zog und trotzdem nie gänzlich erklärt wurde, was der Spannung keinen Abbruch tat und zur Story passte. Die Dynamik der Familie untereinander war bereits unterhaltsam, diese wurde dann aber mehr als skurril, als die Fremden hinzukamen, um als zusätzliche Gäste im eigenen luxuriösen Ferienhaus bleiben zu wollen.

Ob Sexismuss, Rassismus, Eheprobleme, Pubertät oder einfach körpereigene Reaktionen des menschlichen Körpers; alles wird angesprochen und thematisiert. Der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund, empfindlich sollte man da nicht sein. Dafür bekommt man eine unterhaltsame, witzige, kluge, aber auch beängstigende Story, die für mich in kein Schema passt; ob Roman, Humor, Thriller oder Dystopie, es gibt von allem etwas. Nach Aussage des Verlages wird das Buch von Netflix verfilmt mit Julia Roberts und Mahershala Ali in den Hauptrollen. Für mich eines der besten Bücher dieses Jahres. Von mir gibt es 5 Sterne mit Sternchen und eine unbedingte Leseempfehlung. Grandios!

Bewertung vom 22.11.2021
Billingham, Mark

Was dich nicht umbringt


ausgezeichnet

Josh und Kieron sind mit ihren Müttern am Rande eines Waldes auf dem Spielplatz. Als die Mütter kurz abgelenkt sind, laufen beide in den Wald, um miteinander Verstecken zu spielen. Nur Josh kommt wieder heraus, ist verstört und verrät nicht, was passiert ist. Detective Tom Thorne, der privat gerade mitten in einer schwierigen Trennung steckt, wird mit dem Fall betraut. Schnell findet sich ein Verdächtiger, allerdings hat Tom Thorne ein komisches Gefühl bei der Sache.

Wer die Reihe um Tom Thorne kennt und wie ich liebt, den wird dieses Buch begeistern. Nicht nur, dass hier die ein oder andere bekannte Person erstmalig ins Leben von Thorne tritt, der Umstand, dass er zum Zeitpunkt der Story erst Anfang Dreißig ist, katapultiert mich in das Jahr 1996. Es ist Sommer, England bereitet sich auf die Fußballeuropameisterschaft vor, Telefonzellen sind weit verbreitet, Handys noch selten, ein Empfang Glückssache und die flächendeckende Überwachung mittels Videokameras steckt noch in den Kinderschuhen und so weiter und so fort. Herrlich!

Der Fall allerdings ist tragisch; ein kleiner Junge verschwindet und Hinweise gibt es kaum welche. Thorne ist voller Zweifel und traut seinem Bauchgefühl nicht über den Weg. Man erahnt aber schon den Mann, der er einmal werden wird, und ihm hierbei zuzuschauen macht mir unglaublich viel Freude. Schon damals war Thorne ein Mann mit Prinzipien, geradeheraus und wunderbar menschlich, ein Mann, der aneckt und sich durch nichts beirren lässt, wenn er sich einmal festgebissen hat. Mir gefällt sehr gut, dass ich nicht nur seine, sondern auch die Sicht der Mütter erfahre, was stellenweise wirklich schwer zu ertragen ist. Hinweise, Vermutungen, falsche Fährten, dieses Buch bietet von allem etwas. Erst sehr spät ahne ich, worauf es hinausläuft und finde das Ende stimmig und passend. Für mich ein Highlight, ich vergebe 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.11.2021
Ringelnatz, Joachim

Mein richtiges Herz. Das ist anderwärts!


ausgezeichnet

Joachim Ringelnatz war mir bisher nur vom Namen her ein Begriff, seine Reime und Gedichte waren mir vollkommen unbekannt. Als ich die Gelegenheit bekommen habe, das kleine Büchlein, das so passend mit dem Zusatz „Gedichte für die Hosentasche“ beworben wird, zu lesen, griff ich sehr gerne zu. Diesen Gedichten wird ein komprimierter Lebenslauf vorangestellt, der mir zuerst verrät, dass Joachim Ringelnatz am 07. August 1883 als Hans Bötticher geboren wurde, sein Pseudonym „Ringelnatz“ benutzte er erst im Jahr 1919. Anscheinend hatte er ein bewegtes Leben, berühmt geworden ist er aber, wie so viele Künstler vor und nach ihm, erst nach seinem Tod im Jahre 1934.

Das Büchlein ist eine schöne Zusammenfassung seiner Gedichte, die das Herz erfreuen und dazu noch lustig sind. Eindeutig zweideutig nimmt Ringelnatz sich viele Themen vor; Kinder, der eigene Körper, die Liebe und vieles mehr, alles wird liebevoll geneckt und in Reime gepackt. Für sich selbst oder als kleines Mitbringsel ist dieses kleine Buch, das in jede Tasche passt, geeignet. Mir hat das Lesen viel Spaß gemacht und ich werde das Buch sicherlich der ein oder anderen Person in meinem Umfeld schenken. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Schenk- bzw. Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.11.2021
Sievers, Liv

Lagerraum 113 / Vanessa Lux Bd.1


sehr gut

Kriminalkommissarin Vanessa Lux wird nach längerer Auszeit wieder einer Kriminalfachinspektion zugeteilt, die unter anderem Mord- und Totschlagfälle bearbeitet. Trotz des Umstandes, dass es sich um das alte Team ihres Vaters handelt, der im Dienst ermordet wurde, ist Vanessa entschlossen, sich davon nicht beirren zu lassen. Der Fall, den sie zusammen mit ihrem neuen Team aufklären soll, fängt skurril an, denn es handelt sich um keine Leiche, wie anfangs vermutet, sondern um die lebensechte Nachbildung eines Mordopfers. Der Fall ist längst abgeschlossen, der Täter gefasst. Einer der damals ermittelnden Beamten war Vanessas Vater, der andere der jetzige Teamleiter. Als eine weitere Attrappe auftaucht und kurz danach die passende Leiche, ist klar, dass hier ein perfides Spiel im Gange ist.

Der Prolog wirft mich in die Vergangenheit, um mit dem ersten Kapitel sofort ins jetzige Geschehen einzusteigen. Vanessa ist eine sympathische Protagonistin, es wird abwechselnd ihre sowie die Sicht eines ihrer neuen Kollegen geschildert. Beide, Vanessa und Falk, bleiben mir bis zuletzt etwas fremd, obwohl ich einiges über Vanessas Situation erfahre. Hierbei achtet die Autorin einerseits darauf, alles sehr aktuell und realistisch zu schildern, andererseits agieren die beiden stellenweise fahrlässig und beinahe kriminell, was mich etwas verwundert hat. Der Fall ist interessant, aber schon früh wird mein Augenmerk auf eine bestimmte Person gelenkt, was mich irgendwie sehr stört. Hier hätte ich mir ein anderes Vorgehen gewünscht. Alles in allem ist es aber ein solider Kriminalroman; zwar ohne nennenswerte Überraschungen oder Wendungen, aber sehr angenehm und flüssig zu lesen. Das Ende ist nicht überraschend, aber passend. Ich bin auf die Fortsetzung gespannt, da großes Potenzial vorhanden ist und ich gespannt bin, welche Entwicklung die Charaktere noch durchmachen werden. Von mir gibt es dreieinhalb Sterne.

Bewertung vom 15.11.2021
Fitzek, Sebastian

Playlist


sehr gut

Als die 15-jährige Feline verschwindet, wendet sich ihre Mutter an den Privatermittler Alexander Zorbach. Als dieser auf eine Playlist stößt, die Feline anscheinend während ihrer Gefangenschaft verändert hat, ist klar, dass diese noch lebt. Zusammen mit Alina Gregoriev versucht Zorbach, das Rätsel um die Playlist zu entschlüsseln.

Alexander Zorbach dürfte allen eingefleischten Fitzek-Fans bekannt sein aus den Büchern „Der Augensammler“ und „Der Augenjäger“, gleiches gilt für Alina Gregoriev. Man muss diese Bücher nicht gelesen haben, um Playlist lesen zu können. Bei mir ist es zehn Jahre her und trotzdem konnte ich der Story gut folgen, zumal es immer wieder Hinweise und Erklärungen gab, was damals passiert ist. Wer die oben erwähnten Bücher aber noch lesen möchte, sollte nicht mit Playlist anfangen, eben weil der Inhalt der ersten Teile verraten wird.

Der Aufbau der Geschichte ist wie immer gleich, hier bleibt der Autor sich selbst treu. Entweder man mag es, oder man liest es nicht. Auch wenn ich anfangs etwas Probleme damit hatte, dass es Schlag auf Schlag ging, die Kapitel kurz und sehr viele Personen involviert waren, kam ich trotzdem schnell in die Story rein. Diese ist fast durchgehend rasant und es war faszinierend, wie die Songs der Playlist in die Geschichte eingebaut worden sind. Bemängeln möchte ich hierbei aber, dass oft englische Texte ohne eine deutsche Übersetzung abgedruckt waren. Ja, man kann diese schnell selbst übersetzen; genauso leicht hätte man aber die deutsche Übersetzung dahinter schreiben können.

Wie immer gab es unerwartete Wendungen, die ich nicht habe kommen sehen. Der Hinweis auf einen möglichen Verdächtigen führte mich in die Irre, obwohl ich so sicher war, schlauer als der Autor zu sein. Tja, falsch gedacht. Die Rätsel waren gut, die Story spannend. Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und ich vergebe 4 Sterne.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.11.2021
Nesbø, Jo

Eifersucht


ausgezeichnet

Wie der Titel schon verrät, geht es in diesem Buch um Eifersucht. Der Duden spricht von einer starken, übersteigerten Furcht, jemandes Liebe oder einen Vorteil mit einem anderen teilen zu müssen oder an einen anderen zu verlieren. Man kann auch von Neid, Missgunst, Zweifel oder Argwohn sprechen. Keine schönen Emotionen, allerdings sind diese menschlich und nicht jeder hat diese Sucht im Griff.

In diesen sieben Storys ist die Eifersucht fast immer das Motiv für unterschiedliche Verbrechen. Die Geschichten sind mal kurz, mal länger und haben mir bis auf eine unglaublich gut gefallen. Diese eine passte nicht ganz in diese Sammlung, mir fehlten da gänzlich die Emotionen, vor allem aber die hier im Mittelpunkt stehende Eifersucht. Es sind allesamt keine sehr spannenden Storys, es geht eher darum, wie unterschiedlich Menschen mit diesem Gefühl umgehen, was dieses Gefühl mit ihnen macht und welche Konsequenzen sie bereit sind zu tragen, wenn sie ihm nachgeben und etwas Unüberlegtes tun. Mir hat die Sammlung viel Spaß gemacht, ich vergebe 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 10.11.2021
Wage, Sylvia

Grund


ausgezeichnet

Die Erzählfigur, deren Geschlecht nicht eindeutig verraten wird, erzählt, dass sie im Alter von elf Jahren ihren Vater in einen Brunnen gestoßen und danach Jahrzehnte lang bis zu seinem Tod gefangen gehalten hat. Die Stimme erzählt ihre und die Geschichte ihrer Familie, deutet an und führt aus, vor allem aber lügt sie oft.

„Und das war natürlich wieder eine Lüge. Ich lüge andauernd, aber das brauchen gute Geschichten: Lügen und Hoffnungslosigkeit.“ (Seite 10)

Schon der erste Satz verrät, dass der Vater tot ist. Darauf baut die Story auf, die die Gegenwart und die Vergangenheit beleuchtet. Die Stimme ist ein listiger Erzähler; obwohl sie mich immer wieder darauf hinweist, dass sie oft lügt, falle ich wenige Seiten später darauf rein, wenn sie das Gegenteil behauptet. Oft vergesse ich die Warnung auch und gehe völlig in der Erzählung auf. Die Autorin spielt mit mir, wiegt mich in Sicherheit, um dann Wahres gegen Lügen und kurz darauf die Lügen erneut gegen die Wahrheit auszutauschen. Ich habe versucht, das Geschlecht der Erzählfigur herauszufinden und war mir oft ziemlich sicher, es richtig geraten zu haben. Trotzdem ergab rückblickend einiges keinen Sinn und mir blieben bis zuletzt Zweifel, ob ich richtig liege.

Ein wunderbares Verwirrspiel, eingebettet in eine dramatische Geschichte, die wie nebenbei erzählt und nicht unnötig aufgebauscht wird, was aber umso mehr zur Spannung beiträgt. Bücher, die mich total im Dunklen tappen lassen, mich an der Nase rumführen und trotzdem so begeistern, sind selten, aber umso schöner ist es, wenn ich ein solches Exemplar finde. Ich wurde bestens unterhalten, vergebe 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.