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TanyBee

Bewertungen

Insgesamt 60 Bewertungen
Bewertung vom 02.09.2016
Am Ende aller Zeiten
Walker, Adrian J.

Am Ende aller Zeiten


gut

Großbritannien wurde durch Asteroideneinschläge weitgehend zerstört. Ed war vor dem Einschlag ein unsportlicher, demotivierter Familienvater, der zu viel trank und ungern Zeit mit seiner Familie verbrachte. Nun wird er von ihnen getrennt und seine einzige Chance sie wiederzusehen ist es nach Cornwall zu laufen. Von Edinburgh aus. 500 Meilen.

Ich lese gerne apokalyptische Romane und habe mich deshalb auf diesen gefreut. Allerdings war er dann doch nicht so mein Ding. Insgesamt kam er mir vor wie ein Drehbuch zu einem Film, den ich nicht sehen will: ein Actionfilm mit viel Effekthascherei und wenig Substanz. Besonders gestört hat mich die „Läuferromantik“, die einen großen Teil des Buches ausmacht. Ed, vorher unsportlich, muss nun bis Weihnachten die 500 Meilen überwinden, zusammen mit seinem „Laufclub“. Wenn sie gehen, werden sie es nicht schaffen, also joggen sie. Sehr ausgiebig wird beschrieben was er dabei empfindet und wie er praktisch innerlich geläutert wird.

Einige der Charaktere blieben leider auch sehr blass. Zu Laura Grimes hatte ich nie wirklich ein Bild vor Augen, obwohl sie eine wichtige Rolle spielt. Bei anderen Protagonisten, wie Bryce oder Harvey ist das aber besser gelungen.

Viele Teile des Buches haben auf mich sehr konstruiert gewirkt und waren nicht immer logisch nachzuvollziehen. Nachrichten verbreiten sich durchs ganze Land, obwohl es keine Kommunikationsmöglichkeiten mehr gibt. Frauen mutieren zu wilden Killerbräuten und unterdrücken ganze Städte. Es gibt Rettungsschiffe, aber diese fahren nur an einem einzigen Tag. Warum das alles? Weil die Story es so brauchte.

Das soll aber nicht heißen, dass das Buch total schlecht ist. Einige Szenen fand ich sehr gelungen. Vor allem am Anfang (als noch nicht gelaufen wurde ;). Aber auch das Ende war überraschend gut, nachdem ich schon das Schlimmste befürchtet hatte. Deswegen wird das Buch bestimmt auch begeisterte Leser finden! Nur mein Ding war es nicht so.

Bewertung vom 31.08.2016
Die unsterbliche Familie Salz
Kloeble, Christopher

Die unsterbliche Familie Salz


sehr gut

„Die unsterbliche Familie Salz“ erzählt die Familiengeschichte eben jener Familie Salz vom Jahr 1914 bis zum Jahr 2027. Nach einem kurzen Prolog macht Lola Rosa den Anfang und berichtet vom Jahr 1914. Sie ist damals gerade 9 Jahre alt und mit ihr Familie von München nach Leipzig gezogen um das Hotel Fürstenhof zu übernehmen. Sie erzählt aber aus der Sicht der alten Lola Rosa, die schon seit etlichen Jahren im Koma liegt. Die Familie Salz ist zerrüttet, es herrscht eine große emotionale Kälte. Es ist eine Art Lebensbeichte, sie möchte berichten, wie es dazu kommen konnte: „Sie hören mir noch zu? Ich hoffe - um ehrlich zu sein: erwarte es! Alles, alles müssen Sie sich merken. Keine Ausflüchte! Machen Sie sich meinetwegen Notizen. Für Wiederholungen bleibt keine Zeit. Wenn meine Kinder verstehen sollen wer ich bin, müssen sie erfahren, wie alles begann.“ (S. 36)

Auch wenn später andere Familienmitglieder zu Wort kommen und die Rolle der Protagonisten übernehmen: Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sind immer Lola Rosa und der Fürstenhof.

Der Aufbau des Romans ist sehr interessant. Jeder Abschnitt ist eine Art Lebensbericht, der meist an die Nachkommen gerichtet ist. Dabei wechselt nicht nur der Erzähler, sondern mit ihm auch der Erzählstil. Jeder Erzähler hat ganz deutlich seine eigene Stimme und Art zu erzählen. Und natürlich ist seine Sichtweise nicht objektiv. Das macht den Roman äußerst interessant zu lesen! Allerdings bringt es auch Schwierigkeiten mit sich. Nach jedem Abschnitt muss man sich erst auf den neuen Erzähler einstellen und nicht alle haben mir gleich gut gefallen. Durch den Abschnitt von Aveline Salz musste ich mich ein wenig durchkämpfen und ich war froh, als er vorbei war.

Der Abschnitt, in dem Lola Rosa erzählt (gleich zu Beginn), hat mir am Besten gefallen. Ich war ganz verzaubert und habe Lola Rosa als Erzählerin das ganze Buch über ein bisschen nachgetrauert. Hier ein Beispielsatz: „In der Ferne stieg schwarzer Rauch aus Schornsteinen und vermischte sich mit dem Nachthimmel. Als würde in den Fabriken Dunkelheit hergestellt.“ (S. 51)

Das große Thema des Romans habe ich noch gar nicht erwähnt: es sind die Schatten der Menschen. Aber darauf möchte ich gar nicht weiter eingehen, dass soll sich jeder selbst erlesen! Ich finde diesen „roten Faden“ der sich durch das Buch zieht, sehr gelungen.
Ein richtig toller Roman, der mich sehr gefesselt hat! Genial konstruiert bis zum Schluss. Gerade die letzten paar Seiten haben einen tollen und berührenden Schlusspunkt gesetzt. Da kann ich über den etwas schwächeren Part im Mittelteil hinwegsehen und gebe trotzdem 5 Sterne. Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2016
Nach einer wahren Geschichte
Vigan, Delphine

Nach einer wahren Geschichte


sehr gut

Die Autorin Delphine de Vigan erzählt in „Nach einer wahren Geschichte“ aus er Sicht von Delphine de Vigan. Ein autobiographischer Text also? Genau dieser Frage widmet sich der Roman.
Delphine lernt auf einer Party eine Frau kennen, im Text wird sie L. genannt. Diese Frau schleicht sich immer mehr in ihr Leben und vertreibt langsam aber sicher alles andere daraus. Und das schlimmste: sie verunsichert Delphine so sehr, dass sie nicht mehr schreiben kann.

„Nach einer wahren Geschichte“ ist eines dieser Bücher, die es mir schwer machen eine Rezension zu schreiben. Einerseits passiert unglaublich wenig. Die Autorin beschreibt, wie L. in ihr Leben tritt und sich immer unverzichtbarer für sie macht. Sie beschreibt ihre Gefühle und wie das alles passieren konnte. Überraschenderweise ist das aber meistens nicht langweilig! Gut, an manchen Stellen dachte ich tatsächlich: so, jetzt würde ein bisschen mehr Handlung dem Buch guttun. Aber trotzdem war das Buch angenehm zu lesen und hatte fast eine hypnotische Wirkung.

Im Buch wird immer wieder über die Frage diskutiert: was soll ein Autor schreiben? Fiktion? Oder ist der Leser nur an wahren Geschichten interessiert? Und wie „wahr“ kann eine Geschichte überhaupt sein, wenn sie doch aus der Sicht des Autors geschildert wird. In diesem Zusammenhang geht es sehr oft um die früheren Werke der Autorin. Da ich noch nichts von ihr gelesen habe, hat mich das mit der Zeit etwas genervt. Ich dachte, ich muss jetzt noch schnell die anderen Bücher lesen, um dieses richtig zu verstehen. Deswegen würde ich das Buch nicht unbedingt an Leute weiterempfehlen, die die Autorin noch nicht kennen.

Besonders gefallen haben mir die letzten Seiten des Buches, hier wird es nochmal richtig spannend und das Spiel der Vermischung von Wahrheit und Fiktion wird auf die Spitze getrieben. Ein Tipp: keinesfalls vorher Besprechungen des Buches lesen! Mir hat ein Spiegel online Artikel die Überraschung am Ende gründlich verdorben. Sehr ärgerlich!

Also: 4 Sterne von mir für dieses gelungene Verwirrspiel.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.08.2016
Die verrückte Stadt / Der fabelhafte Regenschirm Bd.1
Storm, Sarah

Die verrückte Stadt / Der fabelhafte Regenschirm Bd.1


ausgezeichnet

Ella und ihr Bruder Paul finden bei ihrem Opa einen alten Regenschirm in einer Kammer. Als sie ihn im Regen ausprobieren befinden sie sich plötzlich in einer ganz anderen Stadt! Und diese Stadt ist ganz schön verrückt: Die Leute gehen mit Schafen und Kühen an der Leine spazieren und statt Eis kann man Brokkoli in der Waffel kaufen. Sie treffen auf Patrick, der in der Stadt wohnt, und der auch das Gefühl hat, dass irgendwas nicht stimmt. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach der Ursache für das Durcheinander. Achja, Cirrus, der Hund von Opa ist übrigens auch mit in die verrückte Stadt gereist und sorgt auch noch für einigen Wirbel.
„Der fabelhafte Regenschirm“ richtet sich eigentlich an Kinder, die schon selbst lesen können, ich würde sagen 2. oder 3. Klasse. Ich habe es meinen beiden Kindern (5 und 7) vorgelesen und die beiden hatten auch viel Spaß. Vor allem die verrückte Stadt hat ihnen gefallen. Die Leute dort sagen zum Beispiel auch „Tschüß“ wenn sie jemanden begrüßen, es ist ja alles verdreht. Da sind die Lachanfälle vorprogrammiert. Sie haben sich dann gleich noch viele andere Sachen ausgedacht, die verdreht sein könnten.
Schön finde ich die Kombination Große Schwester – kleiner Bruder die zusammen das Abenteuer meistern. Am Ende des Buches treffen Ella und Paul auf zwei weitere Kinder, die die beiden wohl bei ihren nächsten Abenteuern begleiten. Wir werden den zweiten Band auf jeden Fall auch noch lesen!
Die Bilder (schwarz-weiß) sind sehr passend und unterstützen die Geschichte gut. Es gibt auf jeder Seite mindestens ein Bild, so dass Leseanfänger nicht von einer Buchstabenwüste erschlagen werden. Es ist auch nicht zu spannend oder gar gruselig, sondern sehr passend für die Zielgruppe.
Unschlagbar ist natürlich der Einführungspreis. Für 3,99 € so ein schönes Buch! Das kann man dem Kind mal zwischen durch mitbringen, auch ohne Geburtstag oder Weihnachten.
Fazit: Kauf- und Verschenkempfehlung! Wir sind gespannt auf den zweiten Band.

Bewertung vom 08.08.2016
The Girls
Cline, Emma

The Girls


sehr gut

Evie ist 14 und ihre Eltern haben sich gerade getrennt. Ihr Vater ist mit seiner jungen Assistentin in einen anderen Ort gezogen und ihre Mutter ist zu sehr mit ihrem Kummer und ihrer Suche nach Trost beschäftigt um sich richtig um Evie zu kümmern. Sogar ihre beste Freundin wendet sich von ihr ab. Sie fühlt sich von allen verlassen und ist deswegen wohl besonders empfänglich für die „Girls“: eine Gruppe verwahrloster Mädchen, die auf einer Farm leben und Evie bei sich willkommen heißen. Bald verbringt sie fast ihre gesamte Zeit dort.

Bevor ich dieses Buch begann hatte ich nur den Klappentext gelesen, ich wusste sonst nichts darüber. Irgendwie hatte ich etwas anderes erwartet, eher eine Geschichte über Teenager und einen Sommer mit düsteren Geheimissen. Was dann kam, hat mich etwas schockiert. Die Mädchen auf der Farm leben in einer Art Harem und ihr Mann und Anführer heißt Russell. Erst spät habe ich gemerkt, um was es hier wirklich geht: es geht um die Geschichte von Charles Manson und seiner „Family“. Viele Details sind zwar abgeändert, aber das Buch basiert ganz eindeutig auf der wahren Geschichte.

Emma Cline hat einen tollen Erzählstil und hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Allerdings gab es einige Details, die ich in dieser Geschichte schwer ertragen konnte und deswegen war es kein reines Vergnügen dass Buch zu lesen. Das betrifft einerseits die Kinder, die vollkommen verwahrlost auf der Farm aufwachsen. Und dann natürlich das große Finale (wer die Geschichte von Charles Manson kennt dürfte wissen worauf das Buch hinausläuft). Hier war die Geschichte im Buch sogar noch grausamer als in Wirklichkeit, da habe ich mich gefragt, ob das jetzt wirklich nötig war.

Das Buch kommt mir vor wie ein Erklärungsversuch: was waren das für Mädchen, die sich Charles Manson anschlossen? Warum konnte er sie dermaßen beeinflussen? Bei Evie ist diese Darstellung sehr gelungen.

Auch die Erzählperspektive aus Evies Sicht finde ich einen genialen Kniff, ich kann das hier aber leider nicht begründen ohne zu viel zu verraten.

Ich hoffe sehr, dass Emma Cline weitere Bücher schreibt. Ihr Stil hat mir sehr gefallen und ist vielsprechend, auch wenn mir bei „The Girls“ das Thema nicht so gelegen hat.

Das Buch ist übrigens ein richtiger Hingucker, in echt sieht es noch viel beeindruckender aus als die Coverabbildung im Internet.

Bewertung vom 08.08.2016
Die Nussknacker-Bande
Perkins, Lynne Rae

Die Nussknacker-Bande


sehr gut

Das Eichhörnchen Jed wurde von einem Habicht geschnappt! Doch seine Freundin Tschk Tschk glaubt, dass er entkommen konnte. Sie überredet Chai, nach Jed zu suchen. Sie müssen einfach nur entlang der Summpfade laufen, bis zum dritten gefrorenen Spinnweb. Klingt doch ganz einfach oder?

Und, wer errät was das ist? Summpfade und gefrorene Spinnweben? Es handelt sich um Stromleitungen und Strommasten! In diesem Buch erleben wir den Wald ganz aus der Perspektive von Eichhörnchen. Und das ist äußerst amüsant. Meine Kinder hatten viel Spaß dabei zu raten, was wohl gemeint ist. Wir haben übrigens nicht alles raus gekriegt, vielleicht beim zweiten Lesen dann.

Es ist eine Geschichte über Freundschaft, aber auch über Toleranz gegenüber Fremden. Also ein sehr passendes Buch für unsere Zeit. Außerdem ist es auch noch eine große Abenteuergeschichte, die sehr spannend ist. Und lustig!

Ich denke das Buch ist eigentlich gedacht für Kinder zum Selbstlesen ab 8 oder 9 Jahren. Ich habe es meinen beiden Kindern vorgelesen (5 und 7) und wir hatten alle viel Spaß! Alleine die Eichhörnchennamen sind schon so lustig: Tschk Tschk ist übrigens ein sehr häufiger Name für Eichhörnchenmädchen. Manche von den Namen muss man erstmal über die Lippen bringen. Wenn mehrere Namen hintereinander genannt werden ist die Zungenverknotung garantiert. Was wieder zu mehr Vergnügen bei den Kindern führt.

Die Zeichnungen sind ganz bezaubernd. Wir kennen Philip Waechters Stil schon aus anderen Büchern und ich mag ihn total gerne.

Meine einzigen Kritikpunkte: an einigen Stellen holpert die Übersetzung etwas (manchmal kommen Ausdrücke vor, die man so im Deutschen nicht verwendet und die Sprache der roten Eichhörnchen ist nur so mittel gelungen). Und bei den Zeichnungen hätte ich mir noch etwas mehr Persönlichkeit für die verschiedenen Eichhörnchen gewünscht.

Das ist aber nur die Erwachsenensicht. Meine Kinder hatten viel Spaß beim Zuhören und hatten nichts auszusetzen. Also: Lese- und Vorleseempfehlung!

Bewertung vom 04.07.2016
Der kalte Saphir
Düblin, Michael

Der kalte Saphir


gut

Jule ist Sommer ist Musikjournalistin und hat sich viel vorgenommen: Sie will Sebastian Winter interviewen, der seit Jahrzehnten zurückgezogen in Griechenland lebt und keine Interviews gibt. Er war Tontechniker der Band „Klarstein“, die Anfang der Achtziger sehr erfolgreich war. Doch die Bandgeschichte endete mit einer Katastrophe: Der Sänger Jerome wurde ermordet. Verdächtigt wurde die Drummerin Zed, die seitdem auf der Flucht ist. Oder könnte auch Winter der Täter sein?

Sebastian erklärt sich bereit, Jule die Geschichte zu erzählen. Aber er will alles erzählen, von Anfang an.

Die Handlung spielt auf drei Zeitebnen: Jule und Sebastian Winter im Jahr 2015 in Griechenland, dann erzählt Winter von den Ereignissen Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger und er erzählt auch davon, wie er Anfang des Jahres plötzlich Briefe von Zed bekam., die eine Art Schnitzeljagd quer durch Europa auslösten.

Am Besten haben mit die Rückblenden gefallen, die Geschichte der Band Klarstein. Die Band wohnt zusammen in einem großen alten Haus und die Charaktere müssen sich zusammenraufen, was natürlich nicht immer ohne Reibungen abläuft. Vor allem Jerome ist anspruchsvoll und kompromisslos.

Auch die Spurensuche quer durch Europa war ganz interessant. Allerdings fand ich den Handlungsstrang, der in der Gegenwart spielt, ein bisschen erzwungen und nicht ganz rund. Das Verhalten von Jule und Winter kam mir nicht glaubwürdig vor. Ein Beispiel: Jule fühlt sich eigentlich nicht wohl in ihrer Situation, fast ganz allein mit Winter in dem einsamen Haus, sie hat Angst, dass er vielleicht mehr von ihr will und zwischendurch überlegt sie auch einfach zu gehen. Kurz danach, als Winter kurz weg ist, geht sie im Pool baden und zieht dabei ihr Bikinioberteil aus, ohne jeden Grund und obwohl Winter jederzeit wiederkommen kann. So schwanken die beiden die ganze Zeit: in einem Moment ist Jule angewidert, im anderen will sie von ihm in den Arm genommen werden. Das war für mich nicht nachvollziehbar und nervig.

Zwischendurch habe ich mich etwas gelangweilt beim Lesen. Gerade die Stellen in Griechenland sind mir zu langatmig und un-spannend. Im letzten Drittel nimmt die Geschichte aber noch einmal richtig Fahrt auf und es gibt einige unvorhersehbare Wendungen, das hat mich wieder versöhnt mit dem Buch.

Was mich besonders begeistert hat: Im Internet kann man sich die Songs der Band Klarstein anhören! Das ist doch etwas ganz anderes, als nur die abgedruckten Liedtexte zu lesen.

Ich kenne mich nicht gut mit Musik und Musiktechnik aus, aber Liebhaber von Tontechnik könnten bei diesem Buch vielleicht auf ihre Kosten kommen, es gibt viele Beschreibungen dazu, auch das Cover deutet ja schon darauf hin.
Fazit: Das Buch hat viele gute Stellen, aber ist leider insgesamt nicht ganz rund.

Bewertung vom 03.06.2016
Mit Schlafsack in die Schule / Die Tintenkleckser Bd.1
Geisler, Dagmar

Mit Schlafsack in die Schule / Die Tintenkleckser Bd.1


ausgezeichnet

Die Tintenkleckser - das ist der Spitzname der Klasse 3a. Alle Tintenkleckser sind ganz aufgeregt, denn die Lesenacht steht an – sie übernachten mit Ihrer Lehrerin Frau Fauser in der Bibliothek der Schule. Ausgerechnet an diesem Tag verschwindet in der Klasse ein weißer Spielzeugtiger. Und die Umstände sind äußerst mysteriös, denn Jana – Ina sagt, es wäre ihr Tiger gewesen, aber eigentlich gehörte er doch Zilly? Während der Lesenacht machen sich einige Schüler auf eigene Faust auf den Weg um die Sache zu klären. Allerdings kann so eine Schule bei Nacht ganz schön unheimlich sein.
Die Tintenkleckser ist eigentlich ein Buch zum Selberlesen, wahrscheinlich ab der 2. Klasse. Ich habe es meiner Tochter vorgelesen, die noch in der ersten Klasse ist und noch nicht so viel Durchhaltevermögen beim Lesen hat. Da dieser ganze Schulalltag noch relativ neu für sie ist, findet sie dieses Thema besonders spannend.
Das Buch ist toll illustriert. Es gibt viele comicartige Bilder, oft mit Sprechblasen oder kleinen witzigen Bemerkungen. Auf den ersten Seiten werden die Tintenkleckser auch in diesem Stil vorgestellt. Dorthin kann man immer wieder zurück blättern, wenn man mal nicht genau weiß, wer wer ist. Es gibt sogar eine Karte des Schulgeländes und der Umgebung, das fand meine Tochter auch super!
Besonders gut gefallen hat mir die Klassendynamik. Obwohl es an diesem Tag Streit gibt halten die Tintenkleckser eigentlich fest zusammen – und tun es dann schließlich auch in dieser Nacht. Frau Fauser mag ihre Klasse, das merkt man. Die Kinder haben alle unterschiedliche Charaktere, wie es eben im wirklichen Leben auch ist.
Zwischendurch, wenn die Kinder durch die dunkle Schule tapsen, wird es übrigens richtig spannend! Schön fand ich, dass diese unheimliche Situation im Nachhinein noch aufgelöst wird – aber ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Das Ende ist richtig gelungen.
Meine Tochter hat gleich entdeckt, dass es noch weitere Bände gibt und möchte noch mehr von den Tintenklecksern lesen.

Bewertung vom 28.09.2015
Das Licht der letzten Tage
Mandel, Emily St. John

Das Licht der letzten Tage


sehr gut

It’s the end of he world as we know it: dieser REM Song passt bestens zur Situation auf der Erde in diesem Buch: Die georgische Grippe ist ausgebrochen und die Menschen sterben nach der Ansteckung innerhalb weniger Stunden. Einige Menschen überleben, doch mit so wenigen Menschen lässt sich die Zivilisation, wie wir sie kennen, nicht aufrechterhalten. Bald gibt es keinen Strom mehr, kein Benzin und natürlich kein Internet.

Eigentlich dreht sich in diesem Roman alles um Arthur Leander, einen Schauspieler, obwohl dieser bereits vor dem Ausbruch der Grippe gestorben ist. In Rückblenden erfahren wir viel aus seinem Leben. Das Buch spielt also nicht komplett in der Zeit nach dem Zusammenbruch, wir erfahren auch viel aus dem Leben der Hauptpersonen vorher.

Es handelt sich hier im einen sehr realistischen Endzeit-Roman, ohne Fantasy- oder Science-Fiction-Elemente und (fast) ohne Kämpfe. Doch genau das hat es für mich so spannend gemacht. Denn: So wie es hier beschrieben wird, so könnte es wirklich kommen. Ein sehr spannendes Gedankenexperiment!

Besonders interessant fand ich, dass die Menschen im Jahr 20 (nach dem Zusammenbruch) fast leben wie im Mittelalter, aber die Produkte der alten Welt sind ja noch da und erinnern jeden Tag daran, wie es einmal gewesen ist. So werden alte Flugzeuge als Häuser genutzt oder Pickups werden entkernt und zu Wohnwagen umgebaut, die von Pferden gezogen werden. Inzwischen gibt es auch junge Erwachsene, die die alte Welt gar nicht kennen. Manche, die zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs Kinder waren, können sich nur noch schemenhaft an die alte Zeit erinnern. Ein tolles Setting, das viele philosophische Fragen aufwirft!
Die Autorin hat ein Talent dafür Atmosphäre auf zu bauen und liefert dem Leser wunderbare Bilder fürs Kopfkino. Für mich hat das Buch einen großen Sog entwickelt und ich wollte es kaum aus der Hand legen. Die Geschichte ist so aufgebaut, dass der Leser erst einmal viele Fragezeichen im Kopf hat, aber nach und nach fällt jedes Puzzleteil an seinen Platz und es ist herrlich, wie einfach die Lösung manchmal ist. Einige der Zusammenhänge wirkten etwas konstruiert und ein paar Handlungsstränge hätte man vielleicht noch vertiefen können, deswegen ziehe ich einen Stern ab. Aber es ist trotzdem ein großartiges Buch, über das ich noch lange Nachdenken werde.