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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2021
Die Kuh gräbt nicht nach Gold
Gunthers, Bernd

Die Kuh gräbt nicht nach Gold


sehr gut

Mit „Die Kuh gräbt nicht nach Gold“ geht es für mich zum dritten Mal ins Hohenlohische. Milka Mayr, die taffe Hof-und Landwirtschaftsmanagerin genießt die wenige Freizeit mit ihrem Freund, dem Polizeikommissar Paul Eichert. Eine Kanufahrt auf der Jagst ist idyllisch. Wenn da nicht Milka einen Toten erspäht hätte, der sich im Geäst des Flüsschens verfangen hätte. Das ist das Ende des romantischen Ausflugs aber der Beginn für interessante Ermittlungen, in die sich Milka wie gewohnt einbringt. Dieses Mal sogar mit fast offiziellen Anstrich, denn einige ihrer Beobachtungen sind bedeutsam.

Besonders als sie bemerkt, dass der Chef des Toten mit seinem Aston Martin genau wie sie an der Oldtimer-Rallye teilnimmt. Endlich ist ihr Käfer eigenhändig fertig restauriert und sie will auf der Rundfahrt punkten, doch dann explodiert vor ihren Augen der Aston Martin.

Die Hohenlohe-Krimis von Bernd Gunthers kommen im gemütlichen schwäbischen Tempo daher. Das heißt nicht, dass es an der Spannung fehlt, aber der Autor nimmt sich Zeit seine Figuren zu entwickeln und mit kleinen, immer wissenswerten Einsprengseln, Land und Leute vorzustellen.

Zwei anfangs sehr verschiedene Handlungsstränge halten die Spannung die ganze Handlung über sehr hoch und allmählich enthüllen sich dem Leser die Zusammenhänge.

Milka ist der Prototyp der modernen Landfrau. Firm in allen geschäftlichen Belangen, modernem Marketing inklusive, aber auch nie zu abgehoben um nicht auch im Kuhstall auszuhelfen. Dieser geballten Frauenpower steht Paul manchmal ein wenig hilflos gegenüber, aber eigentlich ist er ganz froh, dass er sich bei seinen Ermittlungen auch auf Milkas Hilfe und ihren scharfen Blick verlassen kann. Paul Eichert, erst vor einigen Jahren aus Hamburg in den Süden gekommen, muss sich in manchem immer noch an die Lebensart gewöhnen, aber auch da leistet Milka Hilfe.

Da die Fälle alle in sich geschlossen sind, kann man jederzeit in die Reihe einsteigen.

Bewertung vom 31.08.2021
Aus der Puste / Rosa Fink Bd.2
Sanne, Manuela

Aus der Puste / Rosa Fink Bd.2


weniger gut

Rosa und Sebi wollen heiraten – zum zweiten Mal und es soll nun für immer sein. Die Hochzeit soll in Dangast an der Nordseeküste stattfinden und dieses Mal ohne Familie. Angekommen in der Stammpension staunt Rosa Fink nicht schlecht, aus der üppigen, dauergewellten Wiebke Janssen ist eine sportlich-schlanke Frau mit flotter Kurzhaarfrisur geworden. Alles wegen der Watt-Walkies und ihrem charismatischen Trainer Oli.

Rosa hadert ja selbst mit ihren Rundungen, aber Walken mit Oli muss es nun nicht sein. Aber die Gelegenheit ergibt sich gar nicht mehr, denn bei einem Küstenlauf bricht Oli mit Kreislaufversagen zusammen und stirbt noch am Unfallort. Rosa detektivischer Spürsinn ist geweckt, ihr sind Ungereimtheiten aufgefallen und Olis Verführungskünste sind einigen Ehemänner ein Dorn im Auge. Tatverdächtige hätten Rosa und Sebi genug.

So gibt es statt vorgezogener Flitterwochen erstmal Ermittlungen, was für Sebi gut passt, denn nach seinem freiwilligen Abschied von der Polizei hat er ein Detektivbüro in Wuppertal eröffnet.

Das ist ein typischer Cosy Crime, aber trotzdem hätte er für meinen Geschmack außer den Plänkeleien zwischen Rosa und Sebi noch ein bisschen mehr Pep haben können. Die Ermittlungen ziehen sich zwischen Friesenkeksen und Tee und ein wenig Nordseefeeling.

Das ist ganz nett zu lesen, bleibt aber nicht im Gedächtnis. Mir fehlte die Spannung und auch der Humor war wenig subtil.

Ach, eh ich es vergesse – Katzen kommen auch drin vor und ein Plätzchen-Rezept darf auch nicht fehlen.

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Bewertung vom 30.08.2021
Das geheime Leben des Albert Entwistle
Cain, Matt

Das geheime Leben des Albert Entwistle


ausgezeichnet

Wenn man sich sein halbes Leben lang verstecken muss, kann das nicht ohne Auswirkungen auf die Seele bleiben. Der Postbote Albert spürt das in den Monaten vor seiner Pensionierung immer stärker. Andere Menschen hat er immer gemieden, er ist ein Einzelgänger, unnahbar und wortkarg.

Aber das war nicht immer so. Als junger Mann begegnete Albert seiner großen Liebe. Aber das war zu einer Zeit, als Homosexualität als abartig und schmutzig galt. Alberts Vater machte in seinen Beruf als Polizist besonders gern Jagd auf Schwule und als er seinen Sohn mit George ertappte, stellte er ihn vor eine grausame Wahl. Albert bleibt nur die Erinnerung an George.

Als Alberts Katze Gracie stirbt und damit das einzige Wesen, das ihm nahe steht, beginnt er seine Situation mit anderen Augen zu sehen und er macht zum ersten Mal einen Schritt aus seiner Isolation. Er merkt erstaunt, dass er seinen Mitmenschen nicht gleichgültig ist und wie einfach es sein kann, am Leben teilzunehmen.

Die englische Kleinstadt-Atmosphäre fand ich sehr gut getroffen, überhaupt hatte ich bei vielen Beschreibungen gleich das Kopfkino parat, weil mich der Roman von Matt Caine an die britischen Sozialkomödien erinnert. Warmherzig wird die Welt der kleinen Leute dargestellt, die sich nicht unterkriegen lassen. Der Ton ist leise und anrührend und natürlich wächst Albert dem Leser ans Herz. Wenn es gar zu märchenhaft wird – im realen Leben geht es natürlich rauer zu – findet der Autor immer wieder eine Wendung, die verhindert, dass es kitschig wird.
Alberts schüchtern verhaltenes Coming Out hat mich sehr berührt und als er erkennt, dass er kein Außenseiter mehr ist, dass sich die Welt in den letzten 50 Jahren doch verändert hat, musste ich tatsächlich ein-zweimal schniefen.

Eine sehr schöne Geschichte, die viel Warmherzigkeit ausstrahlt.

Bewertung vom 27.08.2021
Bis ans Ende aller Fragen
Hertz, Anne

Bis ans Ende aller Fragen


gut

Als Maxi mit Anfang Vierzig ihr Teenager Tagebuch findet, wird ihr klar, wie wenig von ihren Jugendträumen sich erfüllt hat. Sie hat weder Mann noch Familie und statt Ärztin ist sie die Besitzerin eines hübschen Cafés geworden.

Ihre letzte Beziehung ist gescheitert, ihr Freund wollte nie Kinder und es ist für sie ein Schlag ins Gesicht, als sie ihn mit seiner neuen, viel jüngeren Frau trifft und er stolz den Nachwuchs präsentiert.

Da lernt sie im Café den Witwer Gerold mit seinen zwei bezaubernden Kindern kennen. Da kommt ihre Nichte, die bei ihr jobbt, auf die skurrile Idee Maxi als frischgebackene Witwe zu Besuchen bei Trauertreffs der Kirchengemeinde zu schicken. Dort soll sie den perfekten Mann mit Anhang finden. Und tatsächlich, es gibt schon Kandidaten, bei denen Maxi ein gewisses Kribbeln verspürt.

Aber, wie jeder weiß, Lügen haben kurze Beine. Maxi schlittert immer tiefer in das Lügengespinst und ihr Leben wächst ihr bald über den Kopf.

Eine komische, manchmal absurde Geschichte, die temporeich und turbulent erzählt wird. Das ist recht unterhaltsam, wenn man ausblendet, dass Maxi eine gestandene Frau ist. Ich konnte das nicht immer und fand deshalb die Protagonistin einfach albern und nicht viel reifer als zu ihren Tagebuchzeiten. Auch die Ideen ihrer verpeilten Nichte Summer sind vom gleichen Kaliber.

Aber mit vielen kleinen und großen Katastrophen, die durchaus Situationskomik haben, stolpert Maxi in ein Happy End.

Anne Hertz – das sind die Schwestern Frauke Scheunemann und Wiebke Lorenz – ist prädestiniert für leichte und lockere Unterhaltung mit Tempo und Turbulenzen und deshalb ist das Buch genau richtig für ein verregnetes Wochenende.

Bewertung vom 26.08.2021
Unter Freunden
Sweeney, Cynthia D'Aprix

Unter Freunden


gut

Margot und Flora sind Freundinnen seit sie als junge Schauspielerin in New York Fuß fassen wollten. Über Margot lernt Flora auch Julian kennen, einen aufstrebenden Theatermacher und Schauspieler. Sie werden ein Paar, während Julian hochgelobte Stücke inszeniert, die leider nie finanziellen Erfolg haben und die „Good Company“ ein Theaterensemble gründet, bleibt Flora im Hintergrund die gute Fee. Sie ist überall zur Stelle, wo sie gebraucht wird, so symbiotisch mit Julians Arbeit verbunden, dass sie sogar den Namen Florian erhält. Mit Werbespots und Synchronsprechen trägt sie ihre Familie, die mit der kleinen Tochter Ruby komplett wird.

Margot heiratet einen Chirurgen und geht mit ihm nach Kalifornien und wird als Serienstar bekannt, auch Julian und Flora folgen einige Jahre später nach Los Angeles. Alles wäre nun friedlich, wenn nicht Flora in einer Kiste Julians Ehering finden würde, den er angeblich vor Jahren beim Schwimmen verloren hatte.

Der Betrug springt Flora buchstäblich an und ihre Sicherheit, ihr Vertrauen geht in die Brüche.

Der Roman erzählt aus den wechselnden Perspektiven von Margot und Flora und es entwickelt sich ein Rückblick auf Liebe und Freundschaft. Das gelingt der Autorin mit stilistischer Leichtigkeit. Die frühen Jahre in Manhattans Theaterszene erinnerten mich an die frühen Woody Allen-Filme. Manhattan als Nabel der Kunstwelt. Aber auch die späteren Jahre in Kalifornien bieten interessante Einblicke in die Filmwelt, mitunter auch mit bösen Seitenhieben.

Die Figuren sind sehr interessant gezeichnet, ihr Leben und ihr Charakter wird aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und sind dadurch sehr vielschichtig und nie flach. Besonders die Beziehung zwischen Flora und Margot hatte ein großes Spannungspotential.

Der Roman um Ehe, Freundschaft und Betrag ließ sich leicht und unterhaltsam lesen. Ich war durch die vielen euphorischen Besprechungen des Erstlings der Autorin neugierig geworden. Ich wurde nicht enttäuscht, hatte mir allerdings noch etwas mehr literarischen Tiefgang und Charakter erwartet.

Ausgezeichnet fand ich das Ende des Romans, der offen lässt, wie sich die Protagonisten entscheiden werden.

Bewertung vom 23.08.2021
Mord im Wendland
Kroon, Klaas

Mord im Wendland


ausgezeichnet

Zwei Gelegenheitsgauner wollen mit dem illegalen Abschuss eines Wolfs sich ein Zubrot verdienen, das geht aber gründlich schief und als sie sich verlaufen und verstecktes Auto nicht wiederfinden, stoßen sie auf ein kleines, heruntergekommenes Gehöft mitten im Wald. Ein Licht lockt sie an und als sie durch die offen stehende Tür sehen, finden sie zwei Tote. Schockiert wollen sie sich aus dem Staub machen und werden unterwegs von der Polizistin Sabine Langkafel aufgegriffen. Als sie von ihrem Fund erzählen, ahnt Sabine noch nicht, was das für Auswirkungen auf sie und ihren Vater haben wird.

Sabine Langkafel bekommt natürlich bei der Dimension des Verbrechens Beamte von LKA vorgesetzt, Melanie Gierke lässt sie jeden Moment spüren, dass eine Landpolizistin für sie keine gleichwertige Kollegin darstellt, so geht Sabine eben eigenmächtig einigen Spuren nach.

Seit Jahrzehnten ist das Wendland geprägt vom Widerstand gegen die Atomenergie. Die Freie Republik Wendland hat in der kurzen Zeit ihres Bestehens viele Aussteiger angelockt. Einige sind wohl geblieben. Ein Gruppe Bhagwan Anhänger hat sich auf dem Hof eingerichtet, über Jahrzehnte fast vollkommen vergessen von den Bewohnern der kleinen Gemeinde Gartow.

Der Krimi von Klaas Kroon war wie eine Zeitreise für mich. Das fand ich besonders stimmungsvoll und hatte viele Erinnerungen geweckt. Manches kommt mir heute fast lachhaft vor, so ich erinnere mich noch gut an die orange gekleideten Sannyasins in den Städten.

Sabine Langkafel ist als Hauptfigur eine echte Sympathieträgerin. Unbeirrt in ihren Ermittlungen, dabei immer empathisch, authentisch und kollegial. Sie hat in diesem Buch ihren ersten Auftritt und ich finde, sie hat Potential für weitere Folgen.

Der Plot ist nicht nur spannend, er ist auch vielschichtig und gesellschaftskritisch. Das alles ergibt einen Kriminalroman, der mich von der ersten Seite an begeistert und r mich noch lange beschäftigt hat. Das erlebe ich bei einem Krimi nicht so oft.

Meine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 19.08.2021
Trüffelgold / Périgord-Krimi Bd.1 (eBook, ePUB)
Dubois, Julie

Trüffelgold / Périgord-Krimi Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Zurück ins Perigord heißt es für Marie Mercier, die Pariser Kommissarin mit deutschen Wurzeln. Sie hat das Haus der geliebten Großmutter geerbt und ein Sabbatical soll ihr Klarheit über ihre Zukunft bringen.

Beinahe wird Marie Zeugin, wie ein ihr flüchtig bekannter Radfahrer erschossen wird und natürlich interessiert sie der Mordfall in ihrem neuen Heimatort, dem beschaulichen Saint-André-du-Perigord.

Zwar möchte der ermittelnde Kommissar, Michel Leblanc keine Einmischung, aber Marie kann ihren Reflexen nicht immer Einhalt gebieten. Vor allem, da ihre Jugendfreundin Hélène mit dem Toten liiert war und sie sich damit auch persönlich betroffen fühlt und sie der Meinung ist, dass Leblanc in die falsche Richtung ermittelt.

Julie Dubois hat hier ihren Krimi-Erstling vorgelegt. Sie folgt damit dem Muster der beliebten und erfolgreichen Urlaubskrimis. Die Handlung wird sehr schön und farbig in die zauberhafte Landschaft des Perigord eingebettet. Kulinarische Besonderheiten, den Stellenwert der guten regionalen Küche, die Marie von ihrer Großtante erlernen will, geben dem Krimi einen gemütlichen Anstrich.

Die Figur der Marie Mercier hat mir gut gefallen, eine Großstädterin, die sich auf ihre Wurzeln besinnen will und nach hektischen Jahren im Pariser Kommissariat mit der Ruhe noch nicht so ganz zurechtkommt, das hat sicher noch viel Potential für weitere Fälle.

Die Autorin schreibt unterhaltsam und flüssig, der Fall stellt sich als verzwickt dar und bezieht daraus auch seine Spannung. Aber in erster Linie habe ich es als schönen Ausflug nach Frankreich gelesen.

Das pittoreske Titelbild hat dazu sicher beigetragen.

Bewertung vom 18.08.2021
Der Brand
Krien, Daniela

Der Brand


sehr gut

Rahel und Peter sind 30 Jahre verheiratet, als Psychotherapeutin und Uni-Professor wohlsituiert, aber die Beziehung ist in die Jahre gekommen. Eigentlich haben sie sich nicht mehr viel zu sagen, die Gespräche sind kurz, immer freundlich, aber distanziert. Rahel vermisst zudem die körperliche Nähe, der sich Peter seit Jahren immer deutlicher entzieht. Ein Urlaub soll eine Veränderung anstoßen.

Die gewählte einsame Berghütte steht wegen des titelgebenden Brandes nicht mehr zur Verfügung, so reisen sie in die Uckermark in das Haus einer mütterlichen Freundin Rahels. Die bat um Hilfe für Haus und Garten, da sie ihren Mann, einen bekannten Künstler, zur Reha begleiten will. Dann taucht auch noch Tochter Selma mit den Kindern auf, die ihre Probleme mitbringt.

Daniela Krien, über die ich schon sehr viel Positives gehört und gelesen habe, erzählt die Geschichte einer Ehe und zweier Menschen, die sich im Lauf der Jahre unterschiedlich entwickelt haben. Obwohl ihre Protagonisten im besten Alter sind (49 und 55), wirken sie viel älter und eingefahrener auf mich. Beide scheinen von den gesellschaftlichen Entwicklungen überfordert. Rahel als Psychotherapeutin sieht alle ihre Patienten nur noch negativ und ihre Probleme rechnet sie dem Zeitgeist und überzogenen Ansprüchen zu. Peter zieht sich nach einem Vorfall bei einer seiner Vorlesungen ganz zurück.

Von der Charakterzeichnung konnten mich weder Peter noch Rahel überzeugen. Besonders Rahel fand ich unsympathisch und oberflächlich. Allerdings ist Kriens Sprachstil sehr schön zu lesen und sie erzählt in nur scheinbar einfachen Worten, man muss schon sehr genau lesen um die Zwischentöne zu erfassen.

Es ist mein erstes Buch der Autorin und nach all den positiven Besprechungen ihres früheren Schaffens, war ich sehr gespannt auf das Buch. Der Roman hat mir insgesamt gut gefallen, aber auch nicht mehr. Da kommt ein bisschen Gesellschaftskritik, ein bisschen Ossi-Wessi-Gefühl, ein bisschen Ehekrise. So bleibt auch zum Ende der Fortbestand der Beziehung unentschieden.

3,5 Sterne

Bewertung vom 15.08.2021
Das letzte Bild
Jonuleit, Anja

Das letzte Bild


ausgezeichnet

Als die Schriftstellerin Eva in der Zeitung auf einen Artikel über einen nie gelösten Kriminalfall von 1970 in Norwegen stößt und das Phantombild des Opfers sieht, ist sie geschockt. Die Ähnlichkeit mit ihr und auch ihrer Mutter als junger Frau ist zu deutlich. Allerdings reagiert ihre Mutter auf diesen Artikel ganz anders, als erwartet. Das lässt Eva nicht ruhen und ein DNA Abgleich beweist, die nahe Verwandtschaft von Eva und der geheimnisvollen Toten. Natürlich reist sie nach Norwegen um diesem Familiengeheimnis auf die Spur zu kommen.
Rückblenden führen in die Kriegs- und Nachkriegszeit. Hauptfigur ist hier die junge Marguerite, die in einem Waisenhaus aufwuchs und sich nichts sehnlicher wünscht, als ihre Familie – die in den Kriegswirren getrennt wurde – wiederzufinden.
Ein packendes Stück Geschichte und gleichzeitig Familiendrama entfaltet die Autorin. Es bewahrheitet sich wieder, dass selbst die dritte Generation noch unter Ereignissen leidet, über die zwar nie gesprochen wurde und dennoch einen Schatten werfen.
Außerdem werden immer wieder kurze Abschnitte aus einem Artikel der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ abgedruckt, die dokumentieren, dass sich Anja Jonuleit einen realen, nie geklärten Mordfall zum Hintergrund für ihren Roman genommen hat. Gerade das verleiht diesem Buch eine besondere Intensität. Sie baut auf dem Gerüst der damaligen Ermittlungen auf, entfaltet mit ihren erdachten Personen und ihrer Geschichte aber einen ganz eigenständigen Roman, bei dem man aber immer wieder denkt: so könnte es gewesen sein.
Das liegt sicher an der intensiven, aber empfindsamen Art zu erzählen, die Anja Jonuleit schon mehrfach unter Beweis stellte. Mich hat diese Geschichte von der ersten Seite an gefesselt, der Wechsel der Erzählperspektiven macht das Buch sehr spannend. Auch die Figurenzeichnung ist der Autorin außerordentlich gelungen.
Evas Spurensuche und wie sie Stück für Stück ein uraltes Puzzle versucht zusammenzusetzen ist spannend wie ein Krimi.
Eine wirklich bewegende Geschichte, die mich in Bann zog.

Bewertung vom 15.08.2021
Ein Männlein liegt im Walde
Minck, Lotte

Ein Männlein liegt im Walde


ausgezeichnet

Loretta Luchs hat ein Gespür für Mord! Aber dieses Mal hätte sie gern darauf verzichtet, denn ihr Partner Dennis soll der Täter sein. Die Beweislage ist eindeutig und Dennis‘ Erklärungen wirken unwahrscheinlich.
Alles begann an dem Tag, als plötzlich die kesse Miri vor der Türe stand und Dennis verkündete, dass sie seine Tochter ist. Tatsächlich hatte er in seinen wilden Zeiten auf Ibiza ein Verhältnis mit Angie, der Mutter. Aber er war nicht der Einzige, es war die Zeit der späten Hippies und der freien Liebe.
Aber nun muss Loretta all ihre Fähigkeiten und die Hilfe ihrer Freunde in Anspruch nehmen um Dennis Unschuld zu beweisen.
Auch der 14. Fall des Ruhrpott-Girls Loretta ist wieder überraschend. Der Ideenreichtum der Autorin Lotte Minck scheint unerschöpflich. Ihre Krimis überzeugen durch ihren Wortwitz und die liebevoll ausgedachten Figuren, die den Stammlesern schon lange ans Herz gewachsen sind. Aber auch Neueinsteiger werden sicher sofort begeistert sein, denn alle Fälle sind in sich geschlossen und erfordern kein Vorwissen. Höchstens wird die Lust auf weitere Abenteuer von Loretta geweckt.
Besonders gefiel mir, dass in diesem Band die guten Freunde Okko und Doris wieder einen längeren Auftritt hatten. Ich hatte sie in den letzten Folgen schon ein wenig vermisst.
Frau Minck schafft es mit ihrer Mischung und dem Tempo der Ereignisse die Spannung ihrer „Krimödie“ bis zum Schluss zu halten.
Ein besonderes Augenmerk sollte man auf das Cover legen. Der Künstler Ommo Wille hat es wieder mit einem Blick auf die Details gezeichnet und es gehört bei mir schon zur Tradition zuerst lange das Bild zu betrachten um vielleicht einen kleinen versteckten Hinweis zu finden.
Nach einem Band mit Loretta beginnt schon das Warten auf das neue Buch.