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Pharo72
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Zittau
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Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 461 Bewertungen
Bewertung vom 11.10.2022
Der Diamanten-Coup
Burow, Patrick

Der Diamanten-Coup


sehr gut

Einer der spektakulärsten Raubzüge der Kunstgeschichte – der Juwelenraub im Grünen Gewölbe im November 2019. Dauer lediglich fünf Minuten, die Diamanten spurlos verschwunden. Verdächtigt wird schnell Kunstdetektiv Adrian Falke, dabei ist dieser nur daran interessiert, den Kunstschatz wieder aufzutreiben. An seiner Seite Museumsdirektorin Julia Graf, beide sind den wahren Dieben dicht auf den Fersen und folgen der Spur der Diamanten quer durch Europa und bis nach Dubai.

Meine Meinung:

Auch bei diesem Buch hat sich der Benevento Verlag bei der Gestaltung wieder ordentlich ins Zeug gelegt. Der hervorgehobene Diamant auf dem Deckcover sowie der farbige Buchschnitt machen auf jeden Fall etwas her.

Das Thema – True-Crime-Abenteuer inspiriert vom Juwelenraub in Dresden – hat mich als Sächsin natürlich sofort angesprochen. Allerdings entsprechen nur die ersten Seiten und damit der tatsächlich stattgefundene Raub der Realität und schon bald danach geht die Geschichte ihren eigenen abenteuerlichen Weg. Daran ist auch nichts falsch, da das Verbrechen ja auch aktuell noch nicht aufgeklärt ist.

Ganz großes Plus ist für mich der rasante Schreibstil, der durch kurze Kapitel und ständig wechselnde Perspektiven noch befeuert wird. Hier kommt wirklich keine Minute Langeweile auf, und das mag ich bei einem Thriller sehr. Auch der Informationsmehrwert zum Thema Diamanten und ihre besonders berühmten Exemplare fand mein Gefallen. Die Raubzüge waren clever geplant und ausgeführt.

Manko dagegen sind die doch etwas stereotypen bis zu klischeehaften Charaktere. Allen voran die von Dresden aus ermittelnden Beamten, bei denen man sich fragt, ob sie bisher wirklich nur nach gestohlenen Gartenzwergen gesucht haben. Der Kunstdetektiv dann ein wahrer Indiana Jones, der Kampfkunst fähig, mit offenbar unerschöpflichen finanziellen Mitteln, ohne je zur Bank zu müssen, zu dem die junge und natürlich attraktive Museumsdirektorin bewundernd aufschaut. Die Romanze zwischen den beiden hätte es nun wirklich nicht gebraucht, und die letzten Sätze hätten jeder Pilcher-Schmonzette Ehre gemacht. Die Action-Szenen dann auch noch in Slow Motion beschrieben und teilweise arg an der Realität vorbei – James Bond lässt grüßen.

Auch wenn man als geübter Thrillerleser den wahren Täter recht bald erahnen konnte, hat mir die Auflösung doch recht gut gefallen. Insgesamt wurde ich sehr gut unterhalten, was für mich den Ausschlag für die Bewertung gibt. Fans von actiongeladenen Romanen mit einer Prise Dan Brown kann ich das Buch sehr ans Herz legen.

Bewertung vom 24.09.2022
Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1
Jager, Jennifer Alice

Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1


ausgezeichnet

Emily Seymour hat es nicht leicht in ihrer berühmten Nekromantenfamilie, denn sie fühlt sich selbst magisch völlig unbegabt und wird deshalb meist nur für Handlangerdienste herangezogen. Aufgrund ihrer Tollpatschigkeit schafft sie es dennoch, den Sohn einer verfeindeten Magierfamilie während eines Rituals um die Ecke zu bringen. Nicht nur, weil sie sich zuvor in ihn verguckt hatte, will sie ihn unbedingt wiederbeleben. Ein verbotener Zauber muss her, der für beide ungeahnte Folgen hat. Denn der wiedererweckte Ashton entspricht so gar nicht mehr Emilys Traumtypen und hinter seinem Tod steckte viel mehr, als ihnen bewusst war.

Meine Meinung:

Ich kannte die Autorin bisher tatsächlich überhaupt nicht, weshalb ich völlig unvoreingenommen an die Geschichte heranging. Die Leseprobe hatte mir bereits enormen Spaß bereitet, sodass ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Besondere Erwähnung sollte die Aufmachung der limitierten Erstauflage finden mit dem hübsch gestalteten Schutzumschlag (Glitzersternchen) und vor allem dem farbigen seitlichen Buchschnitt.

Titelfigur Emily habe ich direkt nach den ersten Zeilen ins Herz geschlossen. Sie ist so erfrischend direkt in der Einschätzung ihrer selbst und macht im Laufe des Buches, während sie entdeckt, dass sie doch magisches Talent besitzt, eine tolle Entwicklung durch. Auch mit Ashton kann man durchaus warmwerden. Der Grund für seine grummlige Art ist schließlich nachvollziehbar und er hat das Herz auf dem rechten Fleck. An den Wortgefechten der beiden teilzuhaben, macht einfach nur unheimlich Spaß.

Nach einem eher ruhigen Einstieg nimmt das Buch später ungemein Fahrt auf, während beide von Stadt zu Stadt springen, meistens in der Zwischenwelt, wo sich allerlei magische Wesen tummeln. Dieser Weltenaufbau ist der Autorin toll gelungen und ich war jedes Mal gespannt, was mich nun wieder erwartet. Ob New York, Venedig, Marseille – überall ticken die Uhren anders und die beiden erleben aufregende Abenteuer. Da sie einer großen Verschwörung auf der Spur sind, wird es richtiggehend brenzlig und spannend, bis Rettung naht.

Die folgenreiche Wendung am Ende und der damit verbundene Cliffhanger kann schon ein wenig als gemein bezeichnet werden. Immerhin muss auf die Fortsetzung noch bis April 2023 gewartet werden. Ich werde auf jeden Fall dranbleiben und kann das Buch vor allem jugendlichen Fans von romantischer Fantasy wärmstens ans Herz legen.

Bewertung vom 15.09.2022
Der Bunker / Frank Bosman Bd.2
Murath, Clemens

Der Bunker / Frank Bosman Bd.2


ausgezeichnet

Zwischenzeitlich haben die Kosovo-Albaner das Drogengeschäft in Berlin fest im Griff. Deren Oberboss und ehemaliger Warlord Remi Ekrem zieht von Albanien aus die Fäden. LKA-Ermittler Frank Bosman will ihn endlich zur Strecke bringen und tut sich mit UN-Sonderermittlerin Elaine Szolnay zusammen, die eben diesen wegen Kriegsverbrechen im Kosovo-Krieg vor den Internationalen Strafgerichtshof bringen will. Sie stellen ihm eine Falle und … scheitern. Je tiefer die Ermittler in Ekrems Geschäfte eintauchen, umso gefährlicher wird es für sie persönlich. Und für Erfolge muss man auch schon mal mit den Wölfen heulen.

Meine Meinung:

Ich muss gestehen, der zweite Band um den knallharten Ermittler Frank Bosman von Heyne Hardcore hat mir sogar noch besser gefallen. Es kommt definitiv keine Minute Langeweile auf und die Spannung ist durchweg auf hohem Niveau.

Anders als beim Vorgänger „Der Libanese“ beschränkt sich das Setting dieses Mal nicht auf Berlin, sondern führt auch zu einer Zelle Rechtsradikaler in Sachsen, die den Umsturz planen und nebenbei unfassbare Verbrechen begehen, und nach Albanien in der heutigen sowie weit vergangenen Zeit während des Kosovo-Krieges.

Wirklich Gute gibt es in diesem Krimi nicht. Aufseiten der Polizei sind Korruption, Unterschlagung, Selbstjustiz und kompromisslose Härte sowie Gewalt an der Tagesordnung. Auch wenn man einiges menschlich vielleicht nachvollziehen kann, ist es doch starker Tobak.

Die Handlung ist komplex, werden doch verschiedenste Themen aufgegriffen: Drogenhandel, Rechtsradikale, Organhandel, Flüchtlinge, Reichsbürger, Kriegsverbrechen und die Glamourwelt von Film und Fernsehen. Das Ganze untermalt mit einem schwarzen Humor, der zwischen deutschen Buchdeckeln selten so zum Tragen kommt.

Der Autor peitscht den Leser gnadenlos durch die Handlung, man ist hin- und hergerissen zwischen Mitleid mit Frank Bosman und den Seinen und Abscheu gegenüber seinen Handlungen. Nichts für empfindliche Gemüter, aber sehr zu empfehlen, wenn man auf knallharte Action steht.

Bewertung vom 18.08.2022
A Place to Love / Cherry Hill Bd.1
Lucas, Lilly

A Place to Love / Cherry Hill Bd.1


ausgezeichnet

Bereits mit 25 Jahren muss Juniper McCarthy die Verantwortung für die Obstfarm ihrer Familie übernehmen, nachdem ihr Vater plötzlich verstorben war und ihre Mutter erkrankt. Deshalb und weil sie seinen eigenen Träumen nicht im Weg stehen wollte, hat June ihrer großen Liebe Henry, den sie beim Studium in Portland kennenlernte, den Laufpass gegeben. Was keiner in ihrer Familie weiß, sie haben sogar geheiratet. Was zum Problem wird, als Henry plötzlich mitten in der heißesten Erntephase vor ihr steht und die Scheidung will.

Meine Meinung:

Ich kannte bisher von Lilly Lucas nur Romane, die sie als Julia Hanel veröffentlicht hat. Diese und das persönliche Kennenlernen auf einer Convention veranlassten mich, alles von ihr zu kaufen. Endlich fand ich nun auch die Zeit, mich ihrer Young Adult-Romane zu widmen, denn bereits die Leseprobe von „A place to love“ hatte mich voll begeistert.

Das Buch hat es nach langer Zeit wieder mal geschafft, dass ich alles um mich herum vergesse und sich meine Gesamtstimmung von Tag zu Tag ins Positive kehrte. Zum einen ist da das zauberhafte Setting. Eine verträumte Kleinstadt mit außergewöhnlichen Charakteren und natürlich die Obstfarm Cherry Hill, die von der vaterlosen Familie so aufopferungsvoll am Leben gehalten wird, allen voran natürlich von Juniper.

Ich kann ihre damalige Entscheidung durchaus nachvollziehen, denn der Charakterzug ist mir persönlich nicht fremd. Nicht zu vergessen, wie jung sie damals war und dass es auf den ersten Blick keinen anderen Ausweg zu geben schien. Auch dass nach vier vergangenen Jahren die Gefühle, die ja schließlich nur mit viel Arbeit und Ablenkung unterdrückt waren, direkt wieder aufflammen, war vorauszusehen. Henry ist ein toller Mann und beweist wahre Größe, June all ihre falschen Entscheidungen zu verzeihen. Aber schließlich liebt er sie so tief, dass es gar nicht anders geht.

Ich habe es geliebt, den beiden bei ihrem wachsenden Glück zuzusehen, aber auch bei den dramatischen Momenten mitgelitten. Der wunderbare Familienzusammenhalt und auch die Einführung der so unterschiedlichen Schwestern machen unbändige Lust auf deren Geschichten und ich freue mich schon sehr, wie es bald mit Lilac weitergeht.

Die feine Prise Humor, die ich an der Autorin schon immer geliebt habe, rundet das perfekte Lesevergnügen aufs Beste ab. Dazu ein herrlich romantischer, emotionaler und bildhafter Schreibstil, der Fans des Genres einfach verzaubern muss. Ich kann mich gar nicht genug freuen, dass ich auch die „Green Valley Love“-Reihe noch vor mir habe.

Bewertung vom 14.08.2022
Das U-Boot
Leister, Hans

Das U-Boot


gut

Während einer Patrouillenfahrt wird die israelische Marinesoldatin Leah und mit ihr die vorrangig weibliche Besatzung eines U-Bootes von einer Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes überrascht. An Land scheint niemand überlebt zu haben und nur zu einem weiteren U-Boot und einem Bunker in der Schweiz kann Funkkontakt hergestellt werden. Der Kampf um nicht weniger als das Überleben der gesamten Menschheit beginnt.

Meine Meinung:

Eines vorab, die Gestaltung des Buches, vor allem der Buchschnitt, macht wirklich was her. Ich bin ein Fan von Büchern über Weltuntergangsszenarien, weshalb mich der Klappentext von „Das U-Boot“ direkt angesprochen hat. Nicht notwendig, aber vielleicht ganz interessant, wäre es gewesen, mit dem Debütroman von Hans Leister zu beginnen, nämlich „Der Tunnel“, der eine Art Parallelhandlung darstellt. Zumal ich erst in diesem Jahr selbst mit dem Zug durch den Gotthard-Tunnel gefahren bin.

Für meinen Geschmack ist die Handlung für einen Thriller in der 1. Hälfte des Buches, denn erst dann geschieht die Katastrophe, etwas zu gemächlich. Der Autor nimmt sich für die Einführung seiner Hauptfiguren viel Zeit, wobei einige Abschweifungen auch nicht notwendig gewesen wären. Wer sich für Technik und Ablauf in einem U-Boot interessiert, wird hier sicher bei den verschiedenen Manövern auf seine Kosten kommen. Auch zu den politischen Verhältnissen im Gaza-Streifen bekommt der Leser Einblicke. Mir war das alles etwas zu zäh, technisch und emotionslos. So richtig nah ist mir keine der Figuren gekommen.

Mit der Katastrophe nimmt das „U-Boot“ dann im doppelten Wortsinn Fahrt auf. Es ist schon ein beklemmendes Szenario, mit nur ganz wenigen Menschen auf einem U-Boot quasi eingesperrt zu sein, während um einen herum die Welt untergeht. Den Verlust aller zu begreifen und dennoch nicht den Mut zu verlieren und einen Weg für das Weiterbestehen der Menschheit zu finden, das hat der Autor ganz gut rübergebracht und diesen Teil habe ich gern gelesen. Einzig, dass man die wirkliche Ursache nicht erfährt, hat mir nicht gefallen, wobei natürlich davon auszugehen ist, dass sie menschengemacht ist.

Was Hans Leister mit Teil 3, der nach 10000den Jahren spielt und eine Art Umkehr der Kolonialgeschichte verdeutlicht, aussagen wollte, hat sich mir nicht ganz erschlossen, offenbar war ihm das aber sehr wichtig. Es regt auf jeden Fall zum Nachdenken an und ist leider, wie das gesamte Buch überhaupt, nicht so realitätsfremd, wie man sich wünschen würde. Und es zeigt, dass der Mensch als Individuum es offenbar auch in einer fernen Zukunft nicht schafft, ein friedvolles Miteinander Wirklichkeit werden zu lassen.

Fans dystopischer Romane mit Interesse an Details zu U-Boot-Technik kann ich das Buch empfehlen, mir persönlich war es ein wenig zu langatmig und den moralischen Zeigefinger zum Schluss hätte es für mich nicht gebraucht.

Bewertung vom 28.07.2022
Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2


sehr gut

Rechtsanwalt Rocco Eberhardt, gefeierter Verteidiger oftmals zwielichtiger Mandanten, findet sich plötzlich auf der anderen Seite des Rechts wieder. Ein hochrangiger Politiker, im besten Falle zukünftiger Oberbürgermeister von Berlin, soll in einen Skandal von höchster Brisanz verwickelt sein und um diesen zu vertuschen, auch vor Mord nicht zurückschrecken. Über lange Jahre wurden Pflegekinder von Berliner Jugendämtern im Rahmen eines Experimentes bewusst an pädophile Männer vermittelt. Dies klagen die Opfer Jörg Grünwald und Timo Krampe an. Kurz darauf wird Jörg tot aufgefunden und auch Timos Leben scheint in Gefahr. Wird Rocco unter Mithilfe von Rechtsmediziner Justus Jarmer die Wahrheit aufdecken?

Meine Meinung:

Nachdem mir schon der Auftaktband der Krimi-Reihe von Schwiecker und Tsokos sehr gut gefallen hat, wollte ich natürlich unbedingt wissen, was die beiden noch so auf Lager haben. Dass der Aufhänger des Romans, hier als Granther-Experiment bezeichnet, einen wahren Hintergrund hat, ist mehr als erschreckend. Wie viel Leid wurde hier bewusst provoziert bzw. billigend in Kauf genommen.

Das Buch lässt sich gewohnt gut lesen und die kurzen Kapitel und Perspektivwechsel kommen meinem bevorzugten Lesestil sehr entgegen, da ich oft nicht viel Zeit finde, mich länger am Stück mit dem Text zu befassen.

Anwalt und Rechtsmediziner bilden einmal mehr ein eingespieltes Team, wobei mir Justus Jarmer zunehmend sympathischer wird. Die ganz großen Spannungsmomente fehlten allerdings für mich, die Geschichte plätschert eher so dahin und bietet erst am Schluss durch eine unvorhergesehene Wendung einen Überraschungseffekt. Auf die Auffrischung der Jugendliebe von Verteidiger und Staatsanwältin hätte auch gut verzichtet werden können.

Im Großen und Ganzen bietet das Buch aber abwechslungsreiche Unterhaltung und schafft mit der Thematisierung dieses Skandals hoffentlich auch weitere Möglichkeiten der Aufarbeitung und damit Entschädigung der Opfer. Das ganz große Ding war die Story bzw. deren Umsetzung für mich noch nicht, aber ich werde die Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen.

Bewertung vom 03.07.2022
Schreib oder stirb
Fitzek, Sebastian;Beisenherz, Micky

Schreib oder stirb


sehr gut

Ein Patient der Psychiatrie gibt an, die kleine Pia entführt zu haben. Sein Wissen will er nur preisgeben, wenn ihm Literaturagent David Dolla ein lukratives Angebot für eine True-Crime-Story verschafft. Was dieser zunächst für einen Scherz hält, nimmt ernste Ausmaße an, als seine Verlobte verletzt und auch der Rest seiner Familie bedroht wird.

Meine Meinung:

Vorab, ich bin ein großer Fan von Sebastian Fitzek. Für diesen Roman hat sich der Autor Unterstützung in Person von Micky Beisenherz geholt. Mir selbst bisher unbekannt, sollte dieser für eine ordentliche Portion Humor in einem Thriller sorgen. Ein gewagtes Experiment, das vermutlich nicht jedermanns Geschmack trifft.

Es ist ohne Frage das Besondere an diesem Buch, für mich jedoch auch sein größtes Manko. Ich habe nichts gegen einen guten Witz, konnte mit den meisten Anspielungen auf die Medienwelt etwas anfangen und auch das eine oder andere Mal herzhaft lachen oder zumindest amüsiert schmunzeln. Einige „Vergleiche“ haben mich jedoch auch die Augen rollen lassen in Anbetracht ihrer Flachheit. Punktum – es ist einfach zu viel des Guten. Besonders am Anfang der Geschichte nimmt es so überhand, dass man der Story kaum folgen kann. Es wird mit der Zeit weniger (oder man gewöhnt sich schlicht daran) und dann nimmt auch die Spannung ihren Lauf. Schlussendlich bereue ich es nicht, bis zum Ende durchgehalten zu haben.

Nimmt man den Humor mal beiseite, bekommt der Leser einen echten Fitzek geboten. Spannung, ein wenig Brutalität, viele überraschende Wendungen und immer wieder Aha-Momente. In der Hinsicht bleibt kein Wunsch offen. Es klärt sich alles zufriedenstellend und wirkt im Ergebnis genial ausgeklügelt. Auch die Nebenfiguren – überwiegend Freunde des Agenten – sind in ihrer Skurrilität erfrischend.

Wer nicht einen typischen Fitzek erwartet und Sinn für manchmal auch ein wenig flachen Humor hat, sollte dem Buch ruhig mal eine Chance geben.

Bewertung vom 28.06.2022
Trigger - Das Böse kehrt zurück / Trigger Bd.2
Dorn, Wulf

Trigger - Das Böse kehrt zurück / Trigger Bd.2


ausgezeichnet

Nach der Ermordung seiner Partnerin ist das Leben des Ex-Psychiaters Mark Behrendt aus den Fugen geraten. Einzige Stütze ist seine Freundin Doreen. Als sich der Mörder erneut bei ihm meldet, Doreen entführt und für ihre Freilassung eine schreckliche Tat von Mark verlangt, beginnt für ihn ein Wettlauf mit der Zeit.

Meine Meinung:

Da seit Band 1 der „Trigger“-Reihe von Wulf Dorn mittlerweile mehr als 10 Jahre vergangen sind, hatte ich den Auftakt kürzlich noch mal gelesen, was sich als vorteilhaft herausstellte. Man war sofort wieder drin in der Geschichte um Ellen Roth und Mark Behrendt, auch wenn im Verlauf des Buches einiges erklärt wird.

Während bei mir bei Teil 1 noch einige Fragen offen blieben, konnte mich die Fortsetzung des Romans direkt von der ersten Seite an fesseln. Mark bekommt es mit einem wirklich wahnhaften Täter zu tun, der vor nichts zurückschreckt. Seine Identität wird recht früh klar, was der Spannung jedoch keinen Abbruch tut. Die Protagonisten liefern sich ein atemberaubendes Katz-und-Maus-Spiel und der Autor weiß immer wieder mit überraschenden Wendungen zu punkten. Ich habe jedenfalls keine Minute Langeweile verspürt.

Mit dem Einblick in die menschliche Psyche ist der Autor nach 20 Jahren Tätigkeit in der Psychiatrie bestens vertraut und das merkt man seinen Beschreibungen auch an. Es ist immer wieder faszinierend, zu welchen Auswüchsen der menschliche Verstand in der Lage ist, und genau deshalb finde ich Psychothriller so herausfordernd und interessant.

Wulf Dorn hat mit dieser Fortsetzung alles richtig gemacht und wird garantiert die meisten Fans von Psychothrillern mitnehmen, wobei es das Lesevergnügen steigert, wenn man zuerst Band 1 liest.

Bewertung vom 15.06.2022
The Moment I Lost You / Lost Moments Bd.1
Weiler, Rebekka

The Moment I Lost You / Lost Moments Bd.1


ausgezeichnet

Die Welt ist für Mia nicht mehr, wie sie war, als ihr bester Freund Brant auf einer Party niedergestochen wird. Noch vier Jahre danach kämpft sie täglich mit ihrer Trauer, sucht Hilfe bei einer Therapeutin und in einer Trauergruppe. Als eines Tages plötzlich sein Mörder, Nathan Dawson, vor ihr steht, kommt alles wieder hoch, und ihre Wut und der Hass brechen sich Bahn. Das Schicksal will, dass sie sich häufiger begegnen, und Mia beginnt, über den Tellerrand zu schauen und sich für die Wahrheit zu interessieren. Dabei entwickelt sie Gefühle für Nate, die sie nie für möglich gehalten hätte.

Meine Meinung:

Wow, ein Roman, der ein wahres Gefühlsbeben in mir ausgelöst hat. Das zart gestaltete Cover, aber vor allem auch die Thematik haben mich sofort für die Geschichte eingenommen. Wie schwer muss es sein, plötzlich dem Mörder seines besten Freundes gegenüberzustehen?

Die Autorin nimmt sich viel Zeit, das langsame Näherkommen ihrer Hauptfiguren zu beschreiben. Stück für Stück dringt sie in ihre Gefühlswelten ein und erzählt auf wunderbare Art, wie aus tiefstem Hass zarte Gefühle bis hin zu Liebe entstehen können. Mia habe ich für ihren Mut bewundert, nie aufzugeben, alles zu hinterfragen und die Standhaftigkeit, zu ihren Gefühlen zu stehen, auch gegen alle äußeren Widerstände. Nathan in seiner Verletzlichkeit, sich mit der Opferrolle abfindend, hat mir oft beinahe das Herz gebrochen. Wie er langsam wieder Hoffnung schöpft und eine lohnenswerte Zukunft für sich erkennt, ist einfach herzzerreißend. Spätestens beim Epilog aus seiner Sicht gab es für meine Tränen kein Halten mehr.

Der Roman enthält enorm viele wunderbare Sätze, die man sich am liebsten in ein Buch der besonderen Zitate übertragen möchte, so schön sind sie. Es steckt so viel Wahrheit in allem, gerade auch was die Art zu trauern, die für jeden anders ist, betrifft. Dass die Autorin hier eigene Erfahrungen einbringt und ihr ganzes Herzblut in die Story gesteckt hat, dringt aus jeder Zeile.

Aber auch die Nebenschauplätze und –figuren tragen zur Vollkommenheit der Geschichte bei. Da ist das Dilemma von Mias Bruder, die zauberhafte Grandma von Nathan oder auch Luna, die knuffigste und verständnisvollste Hündin überhaupt. Ich hätte auch mit einem Einzelband und dem jetzigen Abschluss gut leben können, bin aber dennoch gespannt, was sich Rebekka Weiler noch an Herausforderungen und Dramen für ihre Protagonisten im zweiten Teil der Dilogie ausgedacht hat.

Auf jeden Fall aber kann ich Lesern tiefgründiger, das Herz im Innersten berührender Geschichten diesen gefühlvollen Roman unumwunden empfehlen.

Bewertung vom 01.06.2022
Die sieben Schalen des Zorns
Thiele, Markus

Die sieben Schalen des Zorns


ausgezeichnet

Maria Linz leidet an Alzheimerdemenz im Endstadium. Bereits Jahre zuvor hat sie sich für ein selbstbestimmtes Sterben ausgesprochen und dies auch schriftlich festgehalten. Sollte der Zeitpunkt gekommen sein, soll ihr Neffe, Dr. Max Keller, ihr die entsprechende Unterstützung dabei zukommen lassen. Obwohl er als Arzt dem Schutz des Lebens verpflichtet ist, kommt Max dem sehnlichsten Wunsch seiner Tante nach und erlöst sie von einem würdelosen Leben. Das bringt ihn jedoch in den Fokus der Polizei und er wird schlussendlich sogar wegen Mordes angeklagt. Er hofft auf die Hilfe seines Jugendfreundes Jonas, der inzwischen als Staatsanwalt agiert. Doch kann es dieser mit seinem Gewissen vereinbaren und wird er damit seine eigene Karriere aufs Spiel setzen?

Meine Meinung:

In seinem dritten Roman befasst sich Markus Thiele mit einem Thema, was mich persönlich sehr stark berührt. Meine Mama befindet sich mittlerweile mit derselben Krankheit im Pflegeheim und es vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht den Wunsch zu gehen äußert. Der richtige Zeitpunkt, diesen Wunsch schriftlich niederzulegen, wurde verpasst und so können wir nur hilflos das Voranschreiten der Krankheit begleiten und was sie aus ihr macht.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, der eine fiktive Geschichte beschreibt, die so jedoch tagaus, tagein stattfinden könnte und wohl auch wird. Gerichtliche Entscheidungen zum Thema wurden bereits gefallen, das Gesetz steht hier vor einem Umbruch.

Es werden mehrere Sichtweisen beleuchtet, durch Nebenfiguren Input gegeben, auch die Kirche kommt ausführlich zu Wort. Fakt ist, dass die Gesetzeslage zwar eindeutig ist, aber trotzdem eine Menge Auslegungsspielraum bietet. Warum in einem Fall so, im anderen anders entscheiden? Wie selbstbestimmt darf der Mensch sein, wenn es um seinen Tod geht? Auf jeden Fall eine juristische Grauzone und ein Thema, das wahrlich zum Nachdenken anregt.

In Rückblenden wird die Vergangenheit von Max und Jonas und auch deren Umfeld beleuchtet. An manchen Stellen für meinen Geschmack ein wenig zu ausführlich, was die Spannung in der Mitte des Buches etwas abflachen lässt. Dennoch ergibt schlussendlich alles einen Sinn und verdeutlicht so manche Verhaltensweise.

Vor allem den Gerichtsprozess zum Ende hin fand ich extrem spannend und die Herangehensweise von Jonas. Einfach nur clever und ich gehe mit seiner Meinung völlig d‘accord. Aber lest selbst, es lohnt sich. Bleibt zu hoffen, dass durch die Politik in den kommenden Jahren Bewegung in die Rechtsprechung zu diesem Thema kommt. Denn schließlich steht schon im Grundgesetz: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Also sollte das auch für ein würdevolles Sterben gelten.