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Benutzername: 
gagamaus
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 494 Bewertungen
Bewertung vom 30.07.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


ausgezeichnet

Mir war gar nicht bewusst, dass Perlenbach keine Fortsetzung sondern das Prequel von Ginsterhöhe ist. Wer also das erste Buch nicht kennt kann wunderbar mit diesem hier anfangen.

Mich fasziniert das Ende des 19. Jahrhunderts schon immer und die Autorin erzählt sehr klar und realistisch von der vergangenen Zeit. Die Tuchmacher in Monschau stehen im Mittelpunkt und hier drei junge Menschen, die ihre Freundschaft durch so manche Untiefen des Lebens bringen wird. Man kommt den Darstellern sehr schnell näher und ihr Leben und ihre Träume nehmen einen gefangen. Von der ersten Seite an habe ich mich sehr wohlgefühlt in diesem Buch. Der Bogen, den die Autorin spannt ist wunderbar und birgt viele spannende Infos und ein harmonisches Finale.

Der tolle Erzählstil, der insteressante Plot und das wunderbare Cover machen das Buch zu einer kleinen Leseperle.

Bewertung vom 30.07.2023
Sekunden der Gnade
Lehane, Dennis

Sekunden der Gnade


ausgezeichnet

Dennis Lehane gehört für mich zu den ganz großen amerikanischen Autoren. Seine Thriller gestatten immer einen unglaublich intensiven und genauen Blick auf die amerikanische Gesellschaft. Auf die sozialen Missstände, auf Gewalt und Korruption. Aber noch wichtiger sind ihm die Akteure, ihre Schicksale, ihre Sehnsüchte und Ängste. Sie sind es, die den Geschichten Leben einhauchen.

Sekunden der Gnade ist ganz große Erzählkunst. Lehane findet einen Erzählstil, um seine Hauptdarstellerin Mary Pat Fennessy, eine irischstämmige Frau, die in einem der weißen Stadtviertel Bostons in den 1970 lebt. Eine Altenpflegerin, deren Ältester vor wenigen Jahren an Drogenkonsum gestorben ist. Als ihre einzige Tochter Jules nachts nicht nach hause kommt, ahnt sie das Schlimmste und macht sich auf eine verzweifelte Suche. War das Mädchen in ein Verbrechen verwickelt? Wurde sie umgebracht oder hält sie sich versteckt? Was hat sie mit dem Tod eine jungen Farbigen zu tun? Und wie sind die lokalen Drogenbosse in ihr Verschwinden verwickelt? Mary Pat weiß, wenn sie Jules verloren hat, dann hat sie nichts mehr auf der Welt, was ihr lieb und wichtig ist. Deshalb fürchtet sie weder das im Viertel herrschende Syndikat noch die Polizei, die beide wollen, dass sie sich still verhält. Aber dass will Mary Pat nicht mehr. Sie will die Wahrheit herausfinden, koste es was es wolle. Und am Ende will sie Rache nehmen.

Ein furioser Roman. Kraftvoll und realistisch erzählt. Mitten hinein in Rassenunru

Bewertung vom 24.07.2023
Bergleuchten
Seemayer, Karin

Bergleuchten


ausgezeichnet

1872. Die Schweizer und die Italiener beschließen aus zwei Richtungen den ersten Gotthard-Eisenbahntunnel zu bauen. Ein Großprojekt, angelegt auf 7 Jahre Bauzeit. Auf der schweizerischen Seite wird Göschen zum Hauptquartier der Baufirma um Louis Favre. Zeitweise bis zu 1600 Menschen mussten in dem kleinen Bergdorf Quartier finden. Kein Wunder, dass sich für die Bewohner alles änderte. Und nicht jeder davon begeistert war. Während Unterkünfte, ein Krankenhaus und eine Schule gebaut wurden, formierte sich vor allem unter den dort ansässigen Fuhrunternehmern Widerstand gegen den Tunnel, der ihnen mutmaßlich in der Zukunft die Existenzgrundlage nehmen würde, wenn alles auf den Schienen in kurzer Zeit durch den Berg transportiert werden würde. Aber auch die Tunnelarbeiter waren unzufrieden. Louis Favre, der wegen unterschriebener Knebelverträge unter großem Zeit- und Erfolgsdruck stand, stellte die Arbeitssicherheit hinter der Schnelligkeit der Bauarbeiten zurück und sowohl der Umgang mit Sprengstoff, als auch mangelnde Hygiene und schlechte Luftversorgung in dem stetig länger werdenden Tunnel waren mehr als einmal lebensbedrohlich für die Arbeiter.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht neben dem realen Tunnelbau die Liebesgeschichte des Italieners Piero und der Schweizer Fuhrhändlerstochter Helene.

Wer Karin Seemayers Bücher kennt weiß, dass er neben gut recherchierten historischen Fakten auch eine unterhaltsame fiktive Rahmenhandlung bekommt. Über den Bau des Gotthard-Tunnels wusste ich wenig und umso interessanter war es mehr darüber zu erfahren. Dass Helene und Piero einem schnell ans Herz wachsen macht die Geschichte noch schöner und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Für mich war es ein Schmöker, wie ich ihn gerne habe. Dicke Leseempfehlung.

Bewertung vom 12.07.2023
Was bisher verloren war / Vergissmeinnicht Bd.2
Gier, Kerstin

Was bisher verloren war / Vergissmeinnicht Bd.2


ausgezeichnet

Der erste "Vergissmeinnicht-Band" war ein nettes Jugend-Fantasy-Buch. Der zweite Band hat mich jetzt richtig gepackt. Ich war positiv überrascht, dass Kerstin Gier hier wirklich zu Höchstform aufgelaufen ist. Der Wechsel zwischen den beiden Hauptdarstellern funktioniert hervorragend. Sie sind liebenswert und wirklich ein Liebespärchen, dass mich total begeistert. Ich habe mich emotional sehr an Gwendolyn und Gideon erinnert gefühlt.. Matilda und Quinn, die beiden gehören zusammen, auch wenn Quinn sich ein wenig ziert. Die Fantasyelemente sind funkensprühend, kreativ und machen gute Laune. Schön auch, dass die Bedrohung und der Gegner nun viel stärker herausgearbeitet werden und sich mir so einige erschließt, was ich im ersten Band zu oberflächlich fand.

Das Buch muss ich definitiv jetzt als Hardcover haben. Und ich fiebere dem dritten Teil entgegen.

Bewertung vom 12.07.2023
Das dritte Licht
Keegan, Claire

Das dritte Licht


sehr gut

Auf wenigen Seiten wird hier das berührende Schicksal eines kleinen Mädchens erzählt. Es sind die 1980er in Irland. Da der Vater die unablässig wachsende Kinderschar nicht mehr ernähren kann, bringt er eine seiner Töchter bei kinderlosen Verwandten unter. Aus der Sicht des Mädchens erfahren wir, wie die unglaublichen Veränderungen und die Trennung von ihrer Familie ihr bisheriges Leben auf den Kopf stellen. Eigentlich geht es ihr zum ersten Mal gut. Sie hat zu Essen, Erwachsene kümmern sich um sie und ihr Wohlergehen. Sie hat Zeit Kind zu sein. Alles Dinge, die ihr fremd sind und die sie lernen muss bzw. erst mal hinterfragt, ob sie das Recht dazu hat. Ob sie glücklich sein darf. Ob die Sehnsucht nach Hause gut für sie ist.

Ein intensives Leseerlebnis. Jeder Satz hat eine ungeheure Schlagkraft.

Bewertung vom 12.07.2023
Die Porzellanpuppe
Loesch, Kristen

Die Porzellanpuppe


sehr gut

Das Buch erzählt in zwei Zeitebenen aus der russischen Zarenzeit des 20.ten Jahrhunderts in St. Petersburg und Moskau in den 1990gern. Zwei Frauen, zwei Schicksale.
Gefallen hat mir der historische Strang mehr. Dieses Problem habe ich leider sehr oft, wenn ein Roman in zwei sehr unterschiedlichen Zeiten spielt. Meist ist der Gegenwartsstrang nicht ganz so spannend. Das trübte auch hier ein wenig mein Leseerlebnis. Die Versuchung, drüber zu lesen, war groß und ich musste ich etwas disziplinieren.
Schön war der Erzählstil an sich. Man kommt den Darstellern nahe und das Fremde der russischen Kultur war spürbar. Ein solider Erstling.

Bewertung vom 12.07.2023
Steinigung
Papathanasiou, Peter

Steinigung


ausgezeichnet

Hard boiled crime trifft auf australian feeling. Ich finde es Klasse, dass der Polar-Verlag solche Autoren herausbringt. Außerhalb des Mainstreams und doch so wichtige und hochinteresannte Stimmen. Wie immer habe ich hier einen Roman gefunden, der viel mehr ist, als ein einfacher Who-dunit-Krimi. Vielmehr ist es ein Blick ins rabenschwarze Innere der australischen Gesellschaft. Man blickt auf Rassenhass, Fremdenfeindlichkeit, sterbende Kleinstädte, Alkoholismus, Vorurteil jeder Colleur. Es ist eine düstere, sehr destruktiv daherkommende Story. In lakonischen Ton wird von einer Steinigung erzählt. Der Ermittler, dessen Wurzeln in der Kleinstadt liegen, versucht mit desillusionierten Polizisten den Tätern auf die Spur zu kommen und muss ganz nebenbei eigene Vergangenheitsbewältigung betreiben.

Ein intensiver, wilder Ritt durch Australien. Ich mochte die Mischung und hatte das 'Gefühl, ein kleines Fitzelchen von Down Under zu erhaschen. Ein Autor, den ich mir merken werde.

Bewertung vom 12.07.2023
Last Stormdancer / Der Lotuskrieg Bd.0
Kristoff, Jay

Last Stormdancer / Der Lotuskrieg Bd.0


ausgezeichnet

Dieses schmale Büchlein ist eigentlich eine Ergänzung. Ein Zuckerl zu den Lotuskrieg-Büchern. Oder eigentlich zwei Zuckerl, denn es sind zwei Kurzgeschichten. Also Vorsicht. Kein Roman drin. Ich für meinen Geschmack, fand es gut, dass ich diese Stories, die zeitlich vor den Lotuskriegen liegen, erst nach den Romanen gelesen habe. Sie sind eine Erklärung der Hintergründe aber als Vorgeschichte sind sie nicht nötig um die anderen Bücher zu verstehen. Und mancher könnte denken, dass wären unbefriedigende Happen. Ich hab es dagegen genossen, nochmal zurückkehren zu dürfen und ein paar Interna zu erfahren.

Als unbändiger Jay-Kristoff-Fan kann ich nur 5 Sterne vergeben.

Bewertung vom 12.07.2023
Das Summen (Die Ereignisse Am Sequoia Crescent)

Das Summen (Die Ereignisse Am Sequoia Crescent)


sehr gut

Mich hat an diesem Hörbuch interessiert, wo die Reise mit Claire hingeht, denn von Anfang an war für mich das Summen eigentlich eine Metapher. Also wie das "Gebrumme" in den Sozialen Netzwerken zu manchen Themen. Oder das "Summen" im eigenen Kopf, wenn einen etwas immer mehr und mehr beschäftigt und man deshalb nach und nach alles verändert, weil man selbst sich verändert.

Unter diesem Aspekt passte die Entwicklung gut, die Claire durchmacht. Wie sie sich wegen eines Summens, dass sie plötzlich als einzige in ihrer Umgebung hört, Stück für Stück von ihrer Familie entfernt und als sie andere "Hörende" trifft, sich mit diesem zusammenschließt.

Die Vorleserin hat eine angenehme Art, Claires Erlebnisse zu erzählen. Hier macht tatsächlich der Ton die Musik. Ein Hauch von Ironie und auch Fassungslosigkeit schwebt um die Hauptdarstellerin. Wer sich einlässt auf die Handlung und offen ist, der bekommt eine interessante Geschichte, die sich für mich alles in allem wie eine Parabel auf die reale Welt liest. So was mag ich.

Bewertung vom 02.07.2023
Sommersonnenwende
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Sommersonnenwende


ausgezeichnet

Eigentlich habe ich es mir ja weitgehend abgewöhnt, aber hier bin ich tatsächlich von der Optik wahnsinnig coolen optischen Gestaltung des Buches eingefangen worden. Nachdem ich recherchiert hatte, dass es der erste Band einer neuen Reihe ist, habe ich mich rangetraut. So mittendrin in eine Serie einsteigen mag ich nämlich gar nicht.

Da es sich um den Auftakt handelt, wird den beiden Hauptdarstellern, Thomas Wolf und Vera Berg, und ihrem desaströsen Privatleben sehr viel Raum gegeben. Wolf leidet an den Erlebnissen bei einem UN-Einsatz, Berg an einem Ex, der Alkoholiker und gefährlich ist. Für meinen Geschmack hätte man diese Dosis ein wenig verhaltener einsetzen sollen, denn gerade weil es ja Folgebände gibt, hätte man nicht alles so ausgiebig durchkauen müssen. Dennoch bleibt das Autorenduo am Kriminalfall dran und dass der skandinavientypisch ziemlich hart und blutig daherkommt, das hatte ich schon so erwartet.

Es war mir nicht ganz klar, dass das Buch vor 20 Jahren spielt. Die damalige Fußball-WM als Rahmen, das fand ich unterhaltsam. Außerdem war es ein heißer Sommer und auch das passte hervorragend, wenn ich mich abends mit dem Buch auf dem heißen Balkon amüsierte. Sommersonnenwende machte Lust auf mehr.