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skiaddict7
Wohnort: 
Zürich

Bewertungen

Insgesamt 105 Bewertungen
Bewertung vom 09.09.2019
Der Sprung
Lappert, Simone

Der Sprung


ausgezeichnet

Ein Sprung ins Leben

„(...) also wenn du mich fragst, so gesamthaft gesehen, ist das Nichtverrücktsein die eigentliche Anomalie.“

Es ist ein ruhiger Dienstagmorgen in Thalbach bei Freiburg. Manu steht auf einem Dach, sie schimpft und tobt, wirft Dachziegel und Gärtnereibedarf auf den Platz vor dem Haus hinunter. Was hat sie dazu gebracht, aufs Dach zu steigen? Wird sie springen? Unten versammeln sich die Stadtbewohner. «Spring doch! », schreit da einer. Andere fragen sich, wie es soweit kommen konnte und wer die Frau am Dach ist. Die Geschichte nimmt ihren Lauf…

Simone Lappert erzählt abwechselnd aus der Sicht verschiedener Kleinstadtbewohner diesen einen Tag und die paar Tage zuvor. Wir lernen Felix, Maren, Egon, Finn, Henry, Theres, Winnie, Edna und Astrid kennen. Einzig Manu kommt nicht zu Wort. Die verschiedenen Erzähler verbindet eines: sie leben in Thalbach und gehen regelmässig zu Roswitha ins Cafe. Nach und nach erfahren wir mehr über diese ruhige Kleinstadt, wo doch so viel vor sich geht. Was ist die Tage vorher passiert? Wer kennt Manu? Was hat sie dazu getrieben, aufs Dach zu steigen? Unglaublich poetisch aber doch nüchtern webt Lappert die Geschichten dieser unterschiedlichen Menschen zusammen und schafft es, den Leser völlig in ihren Bann zu ziehen. Das Ganze wird gekrönt von einem überraschendem Ende. Ein wunderbares Buch und eine sehr talentierte Autorin, von der wir hoffentlich noch viel lesen werden!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2019
Sal
Kitson, Mick

Sal


sehr gut

Vom Überleben

Sal ist dreizehn und bereitet sich seit Monaten darauf vor: bald wird ihre kleine Schwester Peppa zehn, das Alter in dem bei Sal die Übergriffe des Stiefvaters anfingen. Eines hat sie sich immer geschworen: sie wird es nicht zulassen, dass er Peppa verletzt. Daher plant sie die Flucht in die schottische Wildnis, gewappnet mit Wissen über das Überleben, das sie sich aus Büchern, Websites und Youtube videos angeeignet hat. Eines Tages ist es soweit, und die zwei Schwestern machen sich auf den Weg...

Mick Kitson ist mit seinem Debüt eine interessante Mischung aus coming of age und Abenteuer Roman gelungen. Sal erzählt ihre Geschichte in der ersten Person. Mit einer noch kindlichen jedoch auch klugen und sachlichen Stimme, teils voll Sarkasmus und trockenem Humor, erzählt Sal von ihrer Flucht. Ich habe das Buch an einem Tag durchgelesen, musste es danach erst mal etwas sitzen lassen um zu Überlegen, was ich eigentlich davon halte. Das Überleben in der Wildnis fand ich gut und treffend beschrieben. Auch das Treffen und die Freundschaft mit Ingrid fand ich schön. Das Ende hat mich ziemlich überrascht, passt aber insgesamt zur Geschichte. Wirklich ein sehr besonderes Buch, welches ich vor allem für Naturliebhaber empfehle, weil die Beschreibung über das Überleben in der Natur doch einen Großteil des Buches ausmachen und dies für manche Menschen vielleicht nur bedingt interessant ist.

Bewertung vom 14.07.2019
Brot backen mit Christina
Bauer, Christina

Brot backen mit Christina


ausgezeichnet

So macht Brot backen Spaß!

Das Buch ist wunderschön gestaltet. Ein edler gebundener Einband und viele kreative Fotos machen Lust, gleich loszubacken. Für unerfahrene Brotbäcker wie mich gibt’s auf den ersten Seiten ein „Back-ABC“. Hier konnte ich viele Grundlagen lernen, die fürs Gelingen essenziell sind. Christina erklärt, worauf es beim Backen ankommt, die verschiedenen Getreide und Gewürze, benötigte Utensilien, sowie die Grundteige. Danach teilt das Buch sich ein in klassische Brote, Vollkornbrote, Sauerteigbrote, Brote mit wenig Hefe und viel Zeit, Brote ohne Kneten, Brote für Partys etc., und süße Brote. Die Rezepte sind einfach zu verstehen und umzusetzen. Die die ich bis jetzt probiert habe sind bis auf eines gut gelungen und waren ein voller Erfolg! An die Sauerteigbrote habe ich mich bisher noch nicht herangetraut, da möchte ich vorher noch ein bisschen mehr Backerfahrung sammeln. Insgesamt ein wirklich besonderes, liebevoll gestaltetes Buch. Von mir gibt’s fünf Sterne.

Bewertung vom 13.07.2019
Die Familien-Campingküche
Stötzel, Sonja

Die Familien-Campingküche


sehr gut

Liebevoll gestaltetes Kochbuch mit vielen Rezeptideen fürs Campen

Ich finde die Idee toll, beim Campen nicht nur immer dieselben drei Dinge oder Fertig-Essen zu kochen. In letzter Zeit gibt es zunehmend mehr Camping Kochbücher, dieses ist jedoch mein erstes. Das Buch ist liebevoll gestaltet, mit vielen Bildern von schön angerichteten Mahlzeiten und der Familie der Autorin im Freien. Das Buch teilt sich in folgende Themenbereiche: Frühstück, Salate, Gegrilltes, Topf und Pfanne, auf die Hand sowie Süsses. Leider enthalten die meisten Grill-Rezepte überwiegend Fleisch oder Fisch, weshalb ich diese weniger ausprobiert habe. Bisher habe ich die Rezepte nur zu Hause ausprobiert. Die meisten sind einfach vorzubereiten, jedoch frage ich mich, ob es beim Camping wirklich praktikabel ist, so viele Zutaten und zum Teil zwei Töpfe und eine Pfanne für eine Mahlzeit zu verwenden! Für mich und meinen persönlichen Camping Stil sind nur ein Teil der Rezepte beim Campen auch realistisch umzusetzen. Trotzdem ein schönes Buch mit vielen Ideen für den Camping-Urlaub.

Bewertung vom 08.07.2019
Bell und Harry
Gardam, Jane

Bell und Harry


ausgezeichnet

Freundschaft fürs Leben im "Hollow Land"

Harry ist noch ein kleiner Junge, als seine Eltern beschließen, das geschäftige Treiben in London für den Sommer zu verlassen und nach Yorkshire zu fahren. Dort gibt es nur Moor, Hügel und ein paar Farmen mit Schafen und einzelnen Kühen. Die Hügel sind von ehemaligen Minen durchlöchert, weshalb der Ort auch hollow land genannt wird. Schnell entwickelt sich zwischen Harry und Bell, dem jüngsten Sohn der Vermieter, eine enge Freundschaft, die das ganze Leben anhalten wird. Sommer für Sommer treffen sich die Familien in Yorkshire und erleben so einige Abenteuer.

Gardam schreibt wunderschön ruhig und poetisch. Das Buch ist überwiegend aus der Sicht von Bell geschrieben, in einer eher kindlichen Sprache aber auch mit einem gewissen Witz und Zynismus, so dass ich häufig über Bells Gedankengänge schmunzeln musste. Jedes Kapitel scheint in einem anderen Sommer zu spielen, und die Jungs erleben so einiges. Gardam schreibt über bedingungslose Freundschaft und Liebe, über das Leben am Land, und über Beziehungen. Ein Wohlfühlroman den ich gerne weiterempfehle!

Bewertung vom 08.07.2019
Eine eigene Zukunft
Dueñas, María

Eine eigene Zukunft


sehr gut

Drei Schwestern in einer neuen Welt

"Sie wollte nicht, dass er merkte, wie laut ihr unter den Blumen ihres Kleides das Herz schlug."

Die drei Schwestern Mona, Luz und Victoria wachsen in Malaga auf. Der Vater ist praktisch nie da, ständig auf See oder in fernen Ländern, wo er eine Reihe von Jobs annimmt und sich so über Wasser hält. Als die Familie eines Tages in Spanien eine neue Bleibe benötigt, beschließt der Vater kurzerhand, die Familie nach New York zu holen, wo er den Traum hat, gemeinsam mit ihnen ein Restaurant zu führen. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihnen: nur wenige Wochen nach der Familienzusammenführung kommt der Vater auf tragische Weise ums Leben. Die drei Schwestern müssen nun selbst zusehen, wie sie in der neuen Welt überleben.

Anfangs bin ich schwer in die Erzählung hinein gekommen. Zu viele Charaktere, und es dauert, bis alle richtig in New York ankommen und der eigentliche Teil beginnt. Nach dem Tod des Vaters nimmt die Geschichte jedoch Fahrt auf. Die drei Schwestern sind sehr verschiedene, bodenständige, starke Frauen, mit denen ich mich gut identifizieren konnte. Der Autorin gelingt es, die Stimmung im bunten New York der 1930er einzufangen. Besonders die spanischen Viertel sind so beschrieben, dass man sich wie mittendrin fühlt. Der schreibstil ist teils sehr ausgeschmückt, was es manchmal schwierig macht zu lesen, andere Male gibt es wunderschöne Zitate. Fazit: Ein gelungener Roman über starke Frauen!

Bewertung vom 08.07.2019
Die Nickel Boys
Whitehead, Colson

Die Nickel Boys


ausgezeichnet

Erschütterndes Zeugnis

«Werft uns ins Gefängnis, und wir lieben euch trotzdem (. . .) Aber seid gewiss, dass wir euch durch unsere Leidensfähigkeit zermürben und eines Tages unsere Freiheit erlangen werden.» (Martin Luther King Jr.)

Elwood Curtis, ein schwarzer Jugendlicher, wächst relativ behütet im Florida der 1960er Jahre auf. Wissbegierig, fleißig, verlässlich und seriös arbeitet Elwood an seiner Zukunft. Heimlich ist er begeistert von den Reden Martin Luther Kings und träumt vom Ende der Rassentrennung. Durch harte Arbeit erhält er schließlich mit nur 16 Jahren ein Stipendium für Kurse am nahe gelegenen College. Er macht sich per Anhalter auf den Weg zum College, und da passiert es: er wird festgenommen, da er in ein gestohlenes Auto eingestiegen ist. Die Behörden machen mit Elwood kurzen Prozess: er landet in der "Nickel Academy", einer Besserunganstalt für Jungen in Florida, wo die Jungen missbraucht und ausgenutzt werden. Vor allem die schwarzen Jungen scheinen besonders zu leiden. Im "weissen Haus" werden die, die aus der Reihe tanzen, gezüchtigt - ein Ledergürtel saust wieder und wieder auf sie nieder, sie werden geschlagen oder sexuell missbraucht, teilweise bis zum Tod.

Basierend auf einer wahren Begebenheit, dem Missbrauch hunderter Jungen (vor allem Afroamerikaner) in der
Arthur G. Dozier School for Boys,
hat Whitehead es mal wieder geschafft, mich völlig in seinen Bann zu ziehen. Whitehead beschreibt nüchtern und unaufgeregt die furchtbaren Ereignisse, die sich so ähnlich tatsächlich bis vor wenigen Jahren zugetragen haben. Elwood ist ein wirklich sympathischer Protagonist, mit dem man bis zum Schluss hofft und von einer besseren Zukunft träumt - bis Whitehead den Leser am Ende mit einer überraschenden und berührenden Wende schockiert. Ein sehr wichtiges und berührendes Buch, das jeder lesen sollte.

Bewertung vom 06.06.2019
All das zu verlieren
Slimani, Leïla

All das zu verlieren


weniger gut

Die ständige Suche

„Unzufriedene Menschen zerstören alles um sich herum.“ (S. 205)

Adele Robinson ist eine Journalistin, welche mit ihrem erfolgreichen Ehemann und ihrem dreijährigen Sohn in einem teuren Pariser Viertel lebt. Sie scheint alles zu haben, was man sich wünschen könnte – Schönheit, Reichtum, Liebe, Familie – wieso ist sie nicht glücklich? Wie kann man unzufrieden sein, wenn man scheinbar alles hat? Adele lebt ein geheimes (Zweit-)Leben, denn unter anderem scheint sie ein unstillbares Verlangen nach Sex mit verschiedenen, vorwiegend fremden Männern zu haben. Sei es mit ihrem Chef, fremden Männern bei einer Dinner Party, in einer Galerie, etc. Sie ist bereit, alles für ihre Lust aufs Spiel zu setzen…

Ich mag französische Autoren, und ich hatte schon sehr viel über Leila Slimani gehört. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, das Buch war angenehm zu lesen. Slimani hat sich einem interessanten Thema angenommen, der Sexsucht bei Frauen. Ich fand ihre Herangehensweise interessant, aber leider hat die Geschichte insgesamt keine klare Aussage. Was genau will die Autorin mit der Handlung rüberbringen? Was will sie dem Leser mitgeben? Teils gibt es Aussagen und Passagen, welche zum Nachdenken anregen, doch das ganze wird von vielen, teils grotesken Sexszenen überschattet und endet in einem Cliffhanger, der für den Leser jedes Ende offen lässt. Insgesamt enttäuschend.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.04.2019
Bella Ciao
Romagnolo, Raffaella

Bella Ciao


sehr gut

Gelungener historischer Roman über Italien und USA im 20. Jahrhundert

Romagnolo ist mit diesem Buch ein beeindruckender historischer Roman gelungen. Der italienische Titel, "Destino" (Schicksal) passt deutlich besser als das nichtssagende "Bella Ciao", dessen Relevanz zur Geschichte sich mir nicht erschließt. Wir schreiben das Jahr 1900 im kleinen Städtchen Borgo di Dentro, als Ms. Giulia Masca Zeugin davon wird, wie ihre beste Freundin sie hintergeht. Sie flüchtet daraufhin nach Genua und gibt ihre gesamten Ersparnisse für ein Ticket nach New York aus. Dort baut sie sich ein neues Leben auf. Fast fünfzig Jahre und zwei Weltkriege später kommt sie zurück - auf der Suche nach Anita, ihrer besten Freundin von damals.

Romagnolo beschreibt ruhig und genau die Geschehnisse zwischen Giulias Flucht nach Amerika in 1900 und ihrer Rückkehr in 1946. Über Erinnerungen baut sie die ganze Geschichte auf, Generationen von Arbeitern in Italien und ebenso in New York, bis zur Wiedervereinigung der Freundinnen. Und was für eine Geschichte: obwohl es sich um einen Roman handelt, sind doch viele historische Gegebenheiten eingearbeitet. Es gibt sehr viele Protagonisten, wobei die Geschichten nicht alle chronologisch erzählt werden, sodass es hilft, ab und zu einen Blick auf die Stammbäume zu Beginn der Kapitel zu werfen. Ich fand das Buch sehr spannend zu lesen und, obwohl traurig, zeigt sich doch wieder einmal, dass die Zeit alle Wunden heilt und dass Familie über alles gestellt werden sollte. Lohnenswert, aber keine leichte Lektüre.

Bewertung vom 22.04.2019
Worauf wir hoffen
Mirza, Fatima Farheen

Worauf wir hoffen


ausgezeichnet

Ein außerordentliches Debüt

Hadia, Huda und Amar wachsen als Kinder indischer Einwanderer in Südkalifornien auf. Das Buch beginnt mit Hadias Hochzeit. Sie heiratet einen Mann, den sie sich selbst ausgesucht hat. Hier treffen wir Amar, der die Familie vor drei Jahren verlassen hat. Was ist vorgefallen? Zahlreiche Rückblicke aus den Blickwinkeln sowohl der Geschwister als auch der Eltern lassen die Geschichte langsam komplett werden.

Fatima Farheen Mirza beschreibt ruhig und außerordentlich genau das Leben muslimischer Immigranten in den USA: der innere Kampf der Kinder, die Religion so zu akzeptieren, wie die Eltern es vor leben; der stete Versuch, bloß nicht als Gefahr wahrgenommen zu werden; der Versuch, die Eltern stolz zu machen und deren Erwartungen zu erfüllen; die Eifersucht unter Geschwistern und der Umgang der Eltern mit den eigenen Kindern. Behutsam, genau, wunderschön und mit einer traurigen Note beschreibt die Autorin diese mir so fremde Welt. Ein Buch über Familie, die Liebe zwischen Geschwistern und die Liebe der Eltern zu ihren Kindern. Obwohl mir die Welt der Muslime zu wenig vertraut ist, sind die Prinzipien doch universell. Ich habe dieses Buch geliebt und war traurig, als es zu Ende war. Ein großartiges Debüt, das auf viele weitere Romane der Autorin hoffen lässt.