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Tintenwelten

Bewertungen

Insgesamt 407 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2023
Schwarzsehen für Anfänger
Klang, Cecilia

Schwarzsehen für Anfänger


gut

Die letzten 30 Jahre lief doch eigentlich alles ganz gut. Dachte Tommy zumindest. Ja okay, der Traum mit seiner Band ganz groß rauszukommen ist letztendlich am Leben gescheitert: Hochzeit, Kinder, Eigenheim, festes Einkommen. Dabei war der Plattenvertrag damals sogar bereits zum Greifen nah. Blöd, dass er jetzt kurz vor der Scheidung steht, seine Kinder bei seiner Ex leben und sein Job am seidenen Faden hängt. Auch die Musik hat er vor langer Zeit aufgegeben. Da kann schon mal ein bisschen Selbstmitleid aufkommen. Schön, dass Tommy so tolle Freunde hat. Sie organisieren Gesangsstunden für ihn, damit er in seine alte, glorreiche Form zurück findet. Äußerst widerwillig lässt er sich darauf ein und so landet er bei Gunnel, einer schon etwas abgehalfterten Opernsängerin.

Wir erleben das ganze Elend aus Tommys Sicht. Elend, weil dieser sich zunächst ziemlich im Scherbenhaufen seines Lebens suhlt. Klar, das ist auch verständlich, schließlich dachte er bis zuletzt alles wäre bestens. Das dem wohl nicht so ist, dämmert ihm erst langsam. Natürlich sucht man da gerne erstmal einen Schuldigen und wird auch von der ein oder anderen Verzweiflungstat oder einem kleinen Wutausbruch nicht verschont. Ziemlich deprimierend das Ganze, könnte man denken. Doch wie gesagt: Tommy hat Freunde, die ihm beistehen: Charbel, Anna, Jorma und letztendlich vielleicht auch Gunnel. Diese alte Dame ist mir besonders aufgefallen. Sie ist ein echtes Original und einigermaßen exzentrisch. Wir erhalten kurze Rückblicke in ihre Vergangenheit, was interessant war. Grade im Umgang mit ihr oder seinen Kindern merkt man meist, dass Tommy ein guter Mensch ist. Und dennoch mochte ich die ständigen Sticheleien zwischendurch ihm und seiner Ex Martina so gar nicht.

So ist dieses Buch zwar ab und zu recht humorvoll, aber oft eben eher bedrückend, womit es definitiv zum Nachdenken anregt. Es geht um Familie, Trennung und Verlust, zweite Chancen, Neuanfänge und Selbstfindung. Es zeigt sich: hat man die richtigen Menschen an seiner Seite, sind die guten Zeiten noch lange nicht vorbei!

Bewertung vom 15.11.2023
Die Diebe von Alderport
Aschwanden, Evelyne

Die Diebe von Alderport


sehr gut

Nachts machen Ombra Jagd auf die Menschen - blutrünstige Bestien, hervorgerufen von einem Fluch, der die Stadt Alderport seit Jahrzehnten heimsucht. In den Schatten agiert auch Meisterdieb Aiden Grel, der ebenso berüchtigt wie gefürchtet ist. Niemand weiß, wer der sogenannte maskierte Gentleman wirklich ist. Als er den Auftrag erhält ein sehr wertvolles Artefakt zu stehlen wagt er mit einem ausgewählten Team den scheinbar unmöglichen Einbruch.

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„Die Diebe von Alderport - Schatten und Gerechtigkeit" ist der Auftakt einer Dilogie. Die Handlung spielt in einer fiktiven Fantasywelt, die dem England zur Zeit von Königin Viktoria angelehnt ist. Es wird temporeich, aufregend und geheimnisvoll. Das Mysterium rund um die Ombra hat mir sehr gut gefallen, zumal man auch nach der Lektüre immer noch nicht wirklich darüber Bescheid weiß, was überhaupt los ist. Eine Liebesgeschichte spielt übrigens nur als Hauch einer Nebenhandlung eine Rolle.

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Ich mochte alle Charaktere, aus deren jeweiligen Perspektiven die Ereignisse geschildert werden: Aiden, Violet, Erma, Caleb und Moe. Alle sind etwas besonderes und jede Hintergrund-Geschichte ist sehr interessant. Teilweise erhalten wir auch einen Einblick in deren Vergangenheit, was ziemlich dramatisch war. Ich bin gespannt, was wir über jede:n im nächsten Band erfahren. Da erwartet uns sicherlich noch die ein oder andere Überraschung. Ein sehr gelungener Auftakt, der Lust auf mehr macht!

Bewertung vom 10.11.2023
Monsteranwalt / Monsteranwalt Daniel Becker Bd.2
Buckingham, Royce

Monsteranwalt / Monsteranwalt Daniel Becker Bd.2


sehr gut

Daniel Becker ist der Anwalt, dem die Monster vertrauen! Seit dem er seinen ersten übernatürlichen Mandanten erfolgreich vertreten hat, rennen ihm die seltsamsten Gestalten die Tür ein, um sich von ihm helfen zu lassen. Dabei gerät er an allerlei interessante und skurrile Fälle. Leider bringen diese nicht immer viel Geld ein und so hofft er auf den großen Durchbruch als die Bürgermeisterin selbst ihn engagiert. Doch schnell befinden Daniel und sein Team sich in den Fängen eines Falles, der so viel größer ist als zunächst angenommen.

Wie erleben die Ereignisse aus Daniels Sicht. Man könnte meinen, dass er sich vielleicht ein bisschen zu viel Arbeit aufbürdet oder er sich so schnell von allem möglichen ablenken lässt. Aber da die Kanzlei finanziell nicht besonders gut aufgestellt ist, ist er gezwungen jeden Auftrag anzunehmen. Und da kommt einiges auf ihn und uns zu. Jeder Fall für sich ist sehr spannend und es macht Spaß aufzudecken, was überall dahinter steckt.

Zur Seite stehen ihm weiterhin Ermittlerin Martina, Praktikant Phil und seit neuestem auch Dennis als Sekretär. Ich liebe all diese Charaktere. Sie sind liebenswert, amüsant und nie um einen flotten Spruch verlegen. Doch bei allem Humor wird es auch hier wieder blutig, brutal und ein bisschen creepy, sogar noch mehr als im Vorgänger.

Auch die Kreaturen, welche hier eine Rolle spielen, fand ich toll. Über manche davon habe ich noch nie oder sehr selten etwas gelesen, das war also auf jeden Fall was neues für mich. Es hat mir auch sehr gefallen mehr über Hexen, Rituale und Magie zu erfahren.

In der „Monsteranwalt“-Reihe trifft schwarzer Humor auf Urban Fantasy, Mystery und Krimi-Elemente. Ich habe mich wirklich monstermäßig gut unterhalten gefühlt.

Übrigens taucht in diesem Buch auch ein nicht unwichtiger Charakter aus anderen Büchern des Autoren auf, was ich mega gelungen fand und mir direkt Lust gemacht hat auch diese Trilogie zu lesen!

Bewertung vom 08.11.2023
Die Butterbrotbriefe (MP3-Download)
Henn, Carsten

Die Butterbrotbriefe (MP3-Download)


sehr gut

Wer schreibt heute noch richtige Briefe - handgeschrieben und auf Papier? Kati will mit ihren fast 40 Jahren ein neues Leben beginnen, denn so richtig zufrieden ist sie nicht damit, wie es bisher gelaufen ist. Doch vorher will sie Lebewohl sagen und so verfasst sie Abschiedsbriefe an alle, die sie geprägt haben – egal ob auf welche Art und Weise. Die Besonderheit: sie stellt diese Botschaften eigenhändig zu und trägt sie den Empfängern vor.

Dies führt natürlich zu einigen emotionalen Momenten. Einen solchen Brief zu erhalten kann sowohl Fluch als auch Segen sein. Und so wird sie nicht selten gebeten, den Brief nicht zu verlesen. Doch Kati hält an ihrem Vorhaben fest. Einerseits eine schöne Idee und für sie selber bestimmt eine gute Methode Geschehenes zu verarbeiten. Anderseits aber auch ziemlich egoistisch, schließlich ist der Inhalt nicht immer positiv.

Im Verlauf werden Dinge über Katis Familie und Vergangenheit aufgedeckt, die erschüttern, die einem unheimlich leid tun und die so definitiv nicht passieren sollten. Da kann man wirklich verstehen, dass sie erschüttert ist und erstmal über alles hinwegkommen muss.

Es gibt auch eine zarte Liebesgeschichte und somit eine zweite Perspektive: Kati lernt Severin kennen, einen Klavierstimmer, der aufgrund eines Unglücks sein altes Leben hinter sich gelassen hat. Er hält ihre Begegnung für Schicksal, doch davon will sie nichts wissen.

In die Butterbrotbriefe kommt somit die Frage auf, ob wir selbst über unser Leben entscheiden, andere es tun oder gar das Schicksal oder sogar der Zufall das Zepter führen. Letztendlich zeigt sich, dass das Schicksal vielleicht bestimmt, wer in unser Leben tritt, aber das Herz, wer darin bleibt. Es geht um Heimat, Familie, Liebe und Freiheit, um Unabhängigkeit und dem Wunsch nach Zugehörigkeit. Dabei ist es humorvoll, ebenso herzerwärmend wie herzzerreißend und regt damit zum Nachdenken an.

Mir haben die Protagonisten und vor allem auch die Nebencharaktere richtig gut gefallen: Katis Onkel steckt all sein Herzblut in sein Arktis-Museum, sein einziger Angestellter ist ein hochbegabter und neunmalkluger Junge (dieser erinnert ein wenig an Sheldon von „Young Sheldon“ oder später „The Big Bang Theory“). Katis großes Vorbild ist die Besitzerin des hiesigen Friseursalons. Toll fand ich auch, dass sogar Charaktere aus den anderen Büchern des Autoren einen kleinen Gastauftritt hatten. Insgesamt also sehr gelungen!

Bewertung vom 06.11.2023
Im Zweifel für das Monster / Monsteranwalt Daniel Becker Bd.1
Buckingham, Royce

Im Zweifel für das Monster / Monsteranwalt Daniel Becker Bd.1


sehr gut

Daniel Becker ist ein erfolgreicher Anwalt und hat sogar das Potential Partner in seiner Kanzlei zu werden. Doch dann bringt ihn ein Monster dazu, es vor einem übernatürlichen Gericht zu verteidigen. Von da an tauchen allerlei seltsame Gestalten in seinem Büro auf und bitten ihn um Hilfe. Damit nicht genug: der monströse Richter seines ersten Klienten verlangt, dass er einen Mord aufklärt. Und Widerstand oder gar Versagen wird definitiv nicht gut aufgenommen werden.

Wie erleben die Ereignisse aus Daniels Sicht. Er ist zwar ziemlich von sich selbst überzeugt, arrogant und ein bisschen großkotzig, dennoch hat er das Herz am rechten Fleck. Er führt das Leben eines Workaholics, steht kurz vor der Scheidung und sieht seine Tochter nur selten. Dafür, dass er zu Beginn eigentlich ziemlich rational wirkt, akzeptiert er die Monstersache unerwartet schnell und lässt sich nahezu sofort von allem anderen ablenken. Aber was bleibt ihm auch anderes übrig? Insgesamt war es ziemlich unterhaltsam den Irrungen und Wirrungen seiner neu entdeckten Karriere-Nische zu folgen.

Ich mochte auch fast alle Nebencharaktere: besonders Tochter Lucy, Praktikant Phil und sämtliche übernatürlichen Wesen, denen er begegnet. Sie sind alle so herrlich skurril und sorgen für einige Schmunzler. Doch auch wenn das Ganze ziemlich amüsant ist, wird es doch grade zum Ende hin noch etwas blutig, creepy und gruselig.

In der „Monsteranwalt“-Reihe trifft schwarzer Humor auf Urban Fantasy, Mystery sowie Krimi- und Thriller-Elemente. Wirklich monstermäßig gut!

Bewertung vom 06.11.2023
Red River Lane: Slate (eBook, ePUB)
Ebbinghaus, Jennifer; Sawatzki, Anika; Döling, Marie; Pust, Justine; Nolte, Steve; Mueller, Nicolas; Jans, Kate; Koch, Sarah; Baier, Jessica; Greene, C.

Red River Lane: Slate (eBook, ePUB)


sehr gut

In den letzten Jahren haben die Feierlichkeiten rund um Halloween auf der Red River Lane sage und schreibe 78 Tote gefordert. 2023 soll alles anders werden. Doch dann versinkt die Straße plötzlich in Dunkelheit. Niemand kennt den Grund für den plötzlichen Stromausfall. Fest steht nur, dass auf dem Gedenkstein für die Opfer ein Name verewigt wurde, der dort niemals hätte auftauchen sollen…

Dieser zweite Teil der Horror-Anthologie stammt aus den Federn von elf Autoren und Autorinnen. Aus unterschiedlichen Perspektiven erhalten wir einen Einblick auf die Ereignisse dieser schrecklichen Halloween-Nacht. Wir begleiten bereits bekannte Charaktere, lernen aber auch neue Protagonisten kennen. Es geschehen wieder einige schaurige und unerklärliche Dinge. Es wird blutig, brutal und böse. Dementsprechend ist die Atmosphäre natürlich düster und bedrohlich. Genau das Richtige also, um sich ein wenig zu fürchten.

Die verschiedenen Geschichten bauen aufeinander auf und ergeben nur in der entsprechenden Reihenfolge Sinn. Noch mehr Spaß macht die Lektüre sicherlich, wenn man auch den ersten Teil kennt. Letztendlich fragt man sich, ob die finale Erklärung aus eben diesem besagten Vorgänger tatsächlich der einzige Grund für die aktuellen Tragödien sein kann oder was dort wirklich los ist.

Besonders toll ist auch, dass sämtliche Einnahmen dieses Projekts an die DKMS gespendet werden und damit bei der Bekämpfung gegen Blutkrebs helfen 👍🏻

Bewertung vom 29.10.2023
Gleanings - Storys aus dem Scythe-Universum / Scythe Bd.4
Shusterman, Neal

Gleanings - Storys aus dem Scythe-Universum / Scythe Bd.4


sehr gut

Im Oktober habe ich fast die komplette Scythe-Trilogie gelesen. Da durfte natürlich auch „Gleanings“ nicht fehlen: 15 Kurzgeschichten, die uns in das »Scythe«-Universum entführen. Es ist eine Reise zu den verborgenen Geheimnissen der mächtigsten Scythe und beinhaltet die bisher unerzählten Geschichten der Hüter des Todes. Darin geht es nicht nur um bereits bekannte Charaktere, sondern auch neue Scythe betreten die Bühne. Mir persönlich haben allerdings jene am besten gefallen, in denen Charaktere aus der Hauptreihe auftauchen. Dort lernen wir den ein oder anderen nochmal von einer anderen Seite kennen, wir erfahren deren Vorgeschichte oder andere interessante Details.

Normalerweise bin ich keine übermäßig begeisterte Leserin von Kurzgeschichten. Diese haben für mich aber genau die richtige Länge gehabt. Jede hat irgendeinen Mehrwert für das große Ganze gehabt: sie haben vermeintlichen Wahrheiten Risse zugefügt, Einblick in die Vergangenheit, die Gedankenwelt oder das Leben der Scythe gewährt. Auch wenn diese mysteriös, erhaben und furchteinflößend wirken (und es teilweise auch sind), letztendlich sind sie eben auch nur Menschen. Außerdem hat mich fasziniert, dass Neal Shusterman es jedes Mal auf relativ wenigen Seiten schafft Spannung aufzubauen und auch noch einen Twist einzubauen! So endet jede Kurzgeschichte tatsächlich irgendwie anders als zu Beginn gedacht.

Meiner Meinung nach ist dieses Buch ein Muss für alle Fans. Es rundet die Geschichte ab und ist die perfekte Ergänzung. Ich würde aber auf jeden Fall empfehlen es erst nach Beendigung der Trilogie lesen! So versteht man am meisten und wird auch nicht in Nebensätzen massiv gespoilert.

Bewertung vom 29.10.2023
Die Farbe der Rache / Tintenwelt Bd.4
Funke, Cornelia

Die Farbe der Rache / Tintenwelt Bd.4


sehr gut

Fünf Jahre sind seit den Geschehnissen der „Tintenwelt-Trilogie“ vergangen. Fünf glückliche Jahre. Aber dann ist plötzlich Orpheus zurück, der erbitterte Feind von Meggie, Mo und Staubfinger. Er plant Rache an allen, die ihn zu Fall gebracht haben, doch vor allem an Staubfinger, der ihn so schändlich verraten hat. Dafür nutzt er einen furchtbaren Zauber. Und es stellt sich die Frage : sind Bilder mächtiger als Worte?

Leider spielt Staubfinger eine relativ geringe Rolle, dafür dass es seine Geschichte sein soll. Wahre Protagonisten und Helden sind doch eher der Schwarze Prinz und jemand neues. Die bereits bekannten und geliebten Charaktere aus der Trilogie treten in den Hintergrund, was einerseits sehr schade ist, aber andererseits eben auch nichts kaputt macht. Und dennoch hat mir der Anfang mit am besten gefallen, weil wir dort nämlich erfahren, wie es unseren Lieblingen in den letzten Jahren ergangen ist.

Wir erleben die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven: Staubfinger, der Schwarze Prinz, Antagonist Orpheus und seine Schergen - alle kommen sie zu Wort. Ich mag diese Erzählweise immer sehr. Insgesamt liebe ich den Schreibstil und die bildliche Sprache der Autorin. Die Atmosphäre ist dieses Mal eher düster, es wird brutaler und blutiger. Verrat und Freundschaft, Rache und Liebe, Machtgier und Zusammenhalt werden groß geschrieben. Es kommt zu einigen erwarteten Wendungen und trotzdem werden Widrigkeiten und Feinde doch etwas zu einfach überwunden.

Am Ende des Buches gibt es eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse aus den Vorgängern. Diese wurde allerdings von Orpheus höchstselbst verfasst, ist dementsprechend also mit Vorsicht zu genießen. Dennoch hat sie mir gereicht, um mir alles wieder grob ins Gedächtnis zu rufen.

Es war schön wieder in die Tintenwelt einzutauchen und dennoch ganz anders als erwartet. Es ist eine lesenswerte Ergänzung zu den ersten drei Teilen, die für Fans definitiv ein Muss ist.

Bewertung vom 18.10.2023
Das Vermächtnis der Ältesten / Scythe Bd.3
Shusterman, Neal

Das Vermächtnis der Ältesten / Scythe Bd.3


sehr gut

In der letzten Zeit habe ich die Scythe-Trilogie nahezu inhaliert. Die ersten beiden Teile waren absolute Highlights für mich und natürlich war ich unfassbar gespannt auf das Finale. Dieses konnte mich auch weiterhin überzeugen, ich liebe das Setting, die Charaktere, den Schreibstil, den sehr hohen Spannungsbogen und die unerwarteten Wendungen. Es ist ein würdiges und atemraubendes Finale. Und dennoch war ich minimal weniger begeistert als bei den Vorgängern. Warum ist das so?

Es gibt einige ungekennzeichnete Zeitsprünge, bei denen ich zunächst immer gerätselt habe wann genau sie spielen. Auch die Ausschnitte des „Testament des Tolls“ mit Interpretationen von einem ziemlich fanatischen Gläubigen einerseits und einer Art Religionsforscher andererseits waren eher verwirrend.

Gut gefallen hat mir hingegen, dass wir weiterhin aus bekannten Perspektiven lesen können. Dazu kommt noch zusätzlich die ein oder andere bemerkenswerte Sichtweise. Besonders interessant fand ich die Teile, welche die Gedankenwelt des Thunderhead zeigt. Dies ist die künstlerische Intelligenz, welche die Weltherrschaft übernommen hat. Auch die religiöse Gruppierung der sogenannten Tonisten spielt eine bedeutendere Rolle und wir erkennen, was sie zur Rettung der Menschheit beitragen können.

Für mich ein krönender Abschluss, der mich wieder in seinen Bann ziehen konnte. Insgesamt hat mich die Reihe sehr begeistert, weil sie auch einige philosophisch angehauchte Fragen aufwirft, generell zum Nachdenken anregt und einfach absolut spannend und aufregend ist. Und wie krass und gut gelöst ist denn das Ende bitte (auch wenn theoretisch noch ein paar Fragen offen bleiben)?!

Bewertung vom 11.10.2023
Der Handel deines Lebens
Backman, Fredrik

Der Handel deines Lebens


sehr gut

Ein erfolgreicher, aber einsamer Mann trifft in einem Krankenhaus auf ein mutiges kleines Mädchen. Beide sind krank. Beide fühlen sich dem Tod zu nahe. Beide haben Angst. Da erhält er die Gelegenheit das Schicksal des Mädchens zu verändern - allerdings zu einem sehr hohen Preis. Ist er bereit alles zu opfern?

Dieser Roman ist in Briefform geschrieben, welchen der Mann an seinen Sohn schreibt. Für diesen war er nie ein guter Vater, weil ihm seine Arbeit, Geld, Erfolg und Ruhm wichtiger waren. Auf den ersten Blick scheint er auch kein besonders guter Mensch zu sein, er wirkt arrogant, überheblich, egoistisch und unfreundlich. Und dennoch berührt das kleine Mädchen etwas in ihm. Dieses weiß, dass es krank ist und vermutlich sterben wird. Und dennoch tut es alles, um seine Mutter aufzumuntern und glücklich zu machen und ihr auf keinen Fall zu zeigen, dass es Angst hat.

Und so erkennt der Mann, dass Geld und Erfolg allein nicht glücklich machen. Er erkennt, was er alles verpasst hat und dass der Wert von Zuneigung, Familie und einem Zuhause unbezahlbar ist. Zwischen Bedauern angesichts der Vergangenheit und den Hoffnungen für die Zukunft, muss er sich entscheiden, ob dieser Handel seines Lebens überhaupt einen Sinn hat.

Trotz dieser offensichtlich ziemlich ernsten Thematik, ist das Buch stellenweise auch ziemlich humorvoll, besonders was eine gewisse Dame im grauen Wollpullover mit Aktenordner angeht. Das hat mir ebenso gut gefallen wie die Metapher an sich. Aufgelockert wird das Buch zusätzlich durch 18 farbige Abbildungen, die teilweise ziemlich atmosphärisch sind.

Auch die Botschaft ist bemerkenswert: Es ist nie zu spät, um sich zu ändern und etwas gutes oder sogar wirklich selbstloses zu tun.