Benutzer
Benutzername: 
Jasika

Bewertungen

Insgesamt 722 Bewertungen
Bewertung vom 04.06.2025
Messenger, Shannon

Das Tor / Keeper of the Lost Cities Bd.5


sehr gut

Nach den turbulenten Ereignissen des vierten Bandes beginnt "Das Tor" ohne große Umschweife. Die Gefahr durch die Neverseen wächst, und der Vertrauensbruch von Keefe erschüttert Sophie und ihre Freunde zutiefst. Dass ausgerechnet er sich der feindlichen Organisation angeschlossen haben soll, trifft vor allem Sophie hart. Doch bald wird klar: Keefe spielt ein doppeltes Spiel – und seine Informationen könnten für Black Swan entscheidend sein.

Der fünfte Band der Keeper of the Lost Cities-Reihe setzt nahtlos an die vorherige Handlung an, weshalb ein Lesen in chronologischer Reihenfolge absolut empfehlenswert ist. Im Mittelpunkt stehen diesmal nicht spektakuläre Kämpfe, sondern die Dynamik zwischen den Figuren. Vieles spielt sich auf der emotionalen Ebene ab – Freundschaft, Unsicherheit, Verantwortung und das Reifen in einer komplexer werdenden Welt prägen Sophies Alltag mehr denn je.

Sophie ist mittlerweile 14, und die beginnende Pubertät zeigt sich auch in ihren Beziehungen. Besonders ihre Verbindung zu Fitz sorgt für innere Konflikte, die sie tief beschäftigen. Während Dex ein verlässlicher Freund bleibt und Keefe zwischen den Fronten agiert, ist es vor allem die Spannung zwischen Nähe und Distanz zu Fitz, die Sophie herausfordert – zumal sie ein wichtiges Geheimnis für sich behält.

Starke Themen, leise Zwischentöne
Inhaltlich rückt Shannon Messenger dieses Mal zentrale Werte wie Vertrauen, Verantwortung und Entscheidungsfreiheit in den Vordergrund. Die Action bleibt bis zum Ende eher zurückhaltend, was den Band etwas ruhiger macht als seine Vorgänger. Dennoch gelingt es der Autorin, durch kluge Dialoge, emotionale Entwicklungen und ein intensives Finale mit überraschendem Ausgang die Spannung hochzuhalten.

Der dramatische Schluss inklusive Cliffhanger sorgt dafür, dass man den nächsten Band kaum erwarten kann – auch wenn "Das Tor" insgesamt etwas weniger fesselnd wirkt als manche der früheren Teile. Die Stärke liegt hier in der Tiefe der Figuren und ihren inneren Konflikten, weniger in äußeren Auseinandersetzungen.


Fazit:

"Das Tor" ist ein Übergangsband – ruhiger, nachdenklicher, aber keineswegs langweilig. Wer die Reihe liebt, wird auch diesen Teil verschlingen, denn Shannon Messenger versteht es weiterhin meisterhaft, ihre Leser in eine magische Welt voller Geheimnisse, Gefühl und Freundschaft zu entführen. Trotz kleiner Schwächen bleibt die Reihe ein echtes Highlight für Fantasy-Fans ab 12 Jahren.

Bewertung vom 04.06.2025
Rode, Tibor

Lupus


sehr gut

„In Deutschland hat noch niemals ein Wolf einen Menschen angegriffen. Bis jetzt?“ – Mit dieser Frage wirft Tibor Rode seine Leser mitten hinein in einen ebenso spannenden wie verstörenden Wissenschaftsthriller, der aktueller kaum sein könnte
Inhalt:
Jäger verschwinden spurlos in deutschen Wäldern – unter ihnen auch der Vater der Tierärztin Jenny Rausch. Gleichzeitig häufen sich Angriffe durch Wölfe, die wie von Sinnen handeln. Eine KI-überwachte Schutzanlage liefert merkwürdige Daten, die den Staatsanwalt Frederik Bach alarmieren. Ist es reine Natur – oder steckt mehr dahinter? Inmitten der Ermittlungen stoßen Jenny und Frederik auf ein komplexes Geflecht aus familiären Geheimnissen, finsteren Kapiteln deutscher Geschichte und einer Technologie, die außer Kontrolle zu geraten droht. Die Spur führt sie bis auf eine berüchtigte Insel – und tief in Jennys eigene Vergangenheit.

Meinung:
Mit sicherem Gespür für Timing und thematische Tiefe zieht Tibor Rode seine Leser in ein dichtes Netz aus Spannung, Wissenschaft und historischen Rückblenden. Die Sprache ist klar, prägnant und dennoch atmosphärisch genug, um das Bedrohliche der Szenerie spürbar zu machen.

Besonders gelungen ist die dramaturgische Struktur: Mehrere Handlungsstränge – Gegenwart, Vergangenheit, Wissenschaft – verlaufen zunächst nebeneinander, verzahnen sich jedoch zunehmend zu einem stimmigen Gesamtbild.

Ein kleiner Wermutstropfen ist die Vielzahl an Rückblenden und historischen Einschüben. Zwar liefern sie Kontext und Hintergrundwissen, doch nicht alle Szenen tragen gleichermaßen zur Spannung bei. An manchen Stellen wirken sie eher bremsend als vertiefend und hätten kompakter erzählt werden können, um den Lesefluss nicht zu stören.

Der Thriller greift ein brisantes Thema auf: die Rückkehr des Wolfs nach Deutschland. Rode reflektiert eindrucksvoll die gesellschaftliche Polarisierung zwischen Faszination und Furcht sowie die existenzielle Bedrohung etwa für Schäfer und ihre Herden. Gleichzeitig verknüpft er diese Debatte mit Fragen zu künstlicher Intelligenz, menschlicher Manipulation und historischen Traumata – ein ungewöhnlicher, letztlich aber schlüssiger Mix, der die Geschichte auf mehreren Ebenen lesenswert macht.

Besonders eindrücklich: Viele der dargestellten Elemente basieren auf realen Begebenheiten, auf die der Autor in seinem Nachwort eingeht. So wird etwa seit Jahren tatsächlich an einem KI-gesteuerten Wolfsschutzzaun geforscht, der einzelne Tiere erkennt und individuell vertreiben kann. Auch das düstere Kapitel der nationalsozialistischen Rückzüchtungsprojekte ist dokumentiert. Diese Faktenfundierung verleiht dem Thriller eine zusätzliche, beunruhigende Tiefe – Realität und Fiktion liegen hier bedrohlich nah beieinander.

Mich hat beeindruckt, wie Rode es schafft, aktuelle Themen mit gesellschaftlicher Relevanz in eine packende Handlung zu kleiden, ohne in Schwarz-Weiß-Muster zu verfallen. Die Figuren sind vielschichtig, ihre Motive nachvollziehbar. Jenny Rausch wirkt glaubwürdig und nahbar, Frederik Bach gibt dem Geschehen die nötige analytische Schärfe. Die KI-Komponente bringt zusätzliche Dynamik, ohne sich selbst zu sehr in den Vordergrund zu drängen.

Etwas mehr Zurückhaltung bei den Rückblenden hätte dem Erzähltempo jedoch gutgetan. Gerade im Mittelteil droht die Spannung zeitweise zu versanden, bevor der Plot gegen Ende wieder deutlich an Fahrt gewinnt.

Gerade das starke Nachwort verleiht der Geschichte eine zusätzliche Gänsehaut – denn was wie düstere Fiktion erscheint, fußt vielfach auf realen Ereignissen.

Fazit:
Ein vielschichtiger Thriller mit realem Hintergrund, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt.
4 von 5 Sternen – für alle, die klug konstruierte Spannung mit Substanz zu schätzen wissen.

Bewertung vom 02.06.2025
Frey, Sita Maria

Tage wie Salzwasser


sehr gut

„Die große Herausforderung besteht darin, überhaupt aufzubrechen, vermeintliche Sicherheiten hinter sich zu lassen und stattdessen der Ungewissheit des Weges zu begegnen. Der Weg entsteht dann wie von selbst.“


"Tage wie Salzwasser" – Tränen sind salzig, ebenso wie das Meer. Und diese fließen in diesem Debüt reichlich. Es ist ein Roman über Verlust, Abschied und zarte Hoffnung. Atlanta und Enza, zwei junge Frauen, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten, brechen gemeinsam zu einer Reise durch Europa auf. Doch was als spontaner Roadtrip beginnt, entwickelt sich zu einer emotional dichten Suche nach Antworten und sich selbst.

Atlanta ist schwanger – von Malte, der sich das Leben genommen hat. Die Frage nach dem Warum beschäftigt sie unaufhörlich, er hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen. Aufgewachsen bei einer esoterisch-künstlerischen Mutter, die lieber ausschweifende Partys unter Drogeneinfluss feierte, als sich um ihre Tochter zu kümmern, hat sie wenig Halt erfahren. Der Tod Maltes wirft sie endgültig aus der Bahn, lässt sie zweifeln, hadern, nachdenken über einen Schwangerschaftsabbruch, über Adoption – über sich selbst.

Enza ist pflichtbewusst, bodenständig, und trägt ihren ganz eigenen Rucksack: Ihr Vater wurde aus rassistischen Motiven zu Tode geprügelt, ihre Mutter ist schwer krank. Auch Enza steht an einem Punkt im Leben, an dem sie einen Schritt in die Ungewissheit wagen muss.

Die Reise der beiden ist voller Gespräche, Konflikte, Erinnerungen – und trotz der Schwere auch von Momenten zarter Annäherung. Mit jeder Etappe lassen sie etwas von ihrem Ballast zurück. Stück für Stück wachsen sie aneinander – und an sich selbst.

Besonders gelungen: Die glaubwürdig erzählte Entwicklung ihrer Beziehung, das vorsichtige Öffnen, das stille Verstehen, das leise Vertrauen. Auch die Kapiteleinleitungen mit Zitaten wie „Im Gehen entsteht der Weg“ geben dem Buch Struktur und Tiefe.

Was mir jedoch fehlte, waren mehr landschaftliche Beschreibungen, mehr Atmosphäre entlang der Route – ein wenig mehr Weite, ein Hauch von Sommer und Aufbruch, welche Urlaubssehnsucht bei mir weckt. Die Themenfülle hingegen empfand ich als zu überladen: schwieriges Elternhaus (Atlanta), Suizid, Schwangerschaftskonflikte, schwere Krankheit, Rassismus, Adoptionsgedanken, Mobbing in der Schule – all das wäre in reduzierter Form wirkungsvoller gewesen.


Fazit:

Ein intensiver Debütroman mit feinem Gespür für emotionale Zwischentöne und glaubhaften Figuren, der jedoch etwas unter der Fülle an schweren Themen leidet. Wer leise Bücher über innere Wandlungsprozesse mag und sich nicht vor Schmerz und Tränen scheut, wird hier fündig.

3,5 Sterne mit Tendenz nach oben für die gelungene Charakterentwicklung und die zentrale Botschaft: Manchmal beginnt ein neuer Weg genau dort, wo man sich verloren glaubt!

Bewertung vom 26.05.2025
Suchanek, Andreas

Dragons in Secret - Jadeblut


sehr gut

"Wenn Jade und Asche sich vereinen, wird das Portal sich öffnen. Und die Zeit des Friedens enden.“


Eine düstere Prophezeiung markiert den Beginn einer Urban-Fantasy-Reihe, in der alte Drachenclans, Magie und moderne Welt aufeinandertreffen. Andreas Suchanek legt mit Jadeblut den Auftakt zu einer temporeichen Geschichte vor, die fesselt und neugierig macht.


Kaum hat Ashley Evans an ihrem 21. Geburtstag ein mysteriöses Kästchen erhalten, überschlagen sich die Ereignisse. Aufgewachsen erst im Waisenhaus, dann bei einer Pflegefamilie, weiß sie kaum etwas über ihre wahre Herkunft – bis sie erfährt, dass sie ein Drache ist. Plötzlich steht sie im Zentrum eines gefährlichen Machtkampfs, umgeben von uralten Regeln, Jägern und rätselhaften Verbündeten. Der Einstieg ist rasant und anfangs etwas verwirrend, da viele Dinge gleichzeitig passieren und kaum Erklärungen gegeben werden. Doch mit der Zeit ordnen sich die Ereignisse, und man findet immer besser in die komplexe Welt hinein.


Warum Caleb keine Erweckungsschuppe wie die anderen trägt, bleibt zunächst offen – möglicherweise umgibt ihn ein besonderes Geheimnis? Solche Andeutungen sorgen für Spannung und lassen Raum für eigene Theorien.


Ashley ist eine überzeugende Protagonistin. Ihre Kampfsporterfahrung kommt ihr in brenzligen Situationen zugute, sie agiert entschlossen und mutig. Gleichzeitig zeigt sie emotionale Tiefe – besonders in Momenten der Unsicherheit. Ihre schnelle Vertrauensbereitschaft könnte sich jedoch noch als Schwäche erweisen.



Die Idee eines verborgenen Londons, in dem Drachenclans nach uralten Regeln leben, ist atmosphärisch und faszinierend umgesetzt. Die unterschiedlichen Clans haben individuelle Merkmale, die Jäger wirken bedrohlich und machen den Konflikt greifbar. Besonders gelungen ist auch der leicht ironische Ton in vielen Dialogen, der trotz der ernsten Handlung für Leichtigkeit sorgt.



Das Buch endet mit einem großen Knall, der mich zweiten Band mit Spannung und Vorfreude herbeisehnen lässt!



Ein besonderes Lob verdient die Gestaltung des Buches: Farbschnitt, Charakterkarten und das strukturierte Cover mit fühlbaren Drachenschuppe sind hochwertig und detailverliebt. Der dunkle, kraftvolle Drache mit den grünen Augen macht das Buch auch optisch zu einem Highlight und verleiht der Reihe hohen Wiedererkennungswert.



Fazit:

"Dragons in Secret – Jadeblut" ist ein spannungsgeladener Reihenauftakt mit originellem Weltenbau, einer starken Heldin und einer geheimnisvollen Drachenwelt. Wer temporeiche Urban Fantasy mit Action, Magie und düsteren Intrigen liebt, kommt hier auf seine Kosten. Der Einstieg erfordert Aufmerksamkeit, doch wer sich darauf einlässt, wird mit einem dramatischen Finale belohnt.

Empfohlen ab 14 Jahren.

Bewertung vom 23.05.2025
George, Nina

Die geheime Sehnsucht der Bücher


ausgezeichnet

"Ist nicht jedes Buch auch eine Aspirin für die Seele?"



„Mut und Trost und sich verzeihen: Jean fand immer das richtige Buch für die Wunden und Kratzer der Seele, für die es sonst keine Pillen, Chirurgen oder Reklamationsstellen gab.“



Mit „Die geheime Sehnsucht der Bücher“ kehrt Nina George zurück auf das literarische Bücherschiff von Jean Perdu – und lässt ein weiteres Mal die heilende Kraft der Literatur spürbar werden. Dieser Roman ist mehr als eine Geschichte – er ist ein Ort. Ein Ort aus Papier, Tinte und Gefühl, an dem Trost auf Poesie trifft und Bücher wie Heilmittel wirken.

Jean Perdu hat seine „Literarische Apotheke“ einst gegründet, um Antworten auf die leisen, unbeantworteten Fragen des Lebens zu finden – für sich und andere. Auf seinem Bücherschiff lagern mittlerweile 9837 ausgewählte Werke, fein säuberlich sortiert nach seelischen Leiden wie „helfen beim Weinen“, „Vatersehnsucht“ oder „uneingestandene Vorurteile“. Perdu versteht sich als Vermittler zwischen Mensch und Geschichte, als jemand, der nicht verkauft, sondern verschreibt. Die Bücher stehen nie zufällig im Regal – sie sind Diagnosen mit Wirkung.

Im Mittelpunkt des Romans steht jedoch nicht nur der melancholisch-weise Buchhändler, sondern auch Pauline, seine junge Mitstreiterin mit einem feinen Gespür für Herzenswunden, und vor allem die zwölfjährige Françoise. Sie bringt ihre eigenen, schwer wiegenden Geheimnisse mit an Bord. Ihre Figur berührt tief: ein Mädchen, das viel zu früh Verantwortung übernimmt, das die Launen ihrer Mutter auffangen muss und kaum weiß, wie es sich anfühlt, einfach Kind zu sein. Sie flüchtet sich in Bücher – nicht aus Abenteuerlust, sondern aus Verzweiflung.


Die Sprache dieses Romans ist bildgewaltig, poetisch und von einer Tiefe, die nachwirkt. Manche Sätze hallen lange nach – wie etwa der Einwand der Mutter in der Schreinerei, als ihr beiläufig Beileid ausgesprochen wird: „Beileidsrhetorik ist die wahre Beleidigung des Schmerzes.“ Eine kluge, unangenehm ehrliche Beobachtung, die mitten ins Herz trifft. Viele solcher Sätze lassen innehalten, machen nachdenklich, fast andächtig – es ist kein Buch zum schnellen Verschlingen, sondern eines, das man langsam genießt und immer wieder aufschlägt.

Dabei ist es auch eine Hommage an das Lesen selbst. Eine Ode an jene, die sich in Büchern verlieren, um sich selbst zu finden. An Leser, für die das Leben ohne Geschichten undenkbar ist. Das Motto des Romans steht diesem Gedanken sinnbildlich voran:

„Wo endet das Buch, wo beginnt das Leben? Oder ist es ganz anders, und wir bewahren dich in uns auf, damit du weitergehen kannst?“



Nina George gelingt es erneut, ein tief empfundenes Plädoyer für die Macht der Literatur zu formulieren. Ihr Stil ist philosophisch anspruchsvoll, voller Herzenswärme, Melancholie und Hoffnung. Zwischen den Zeilen entfalten sich Weisheiten, Trost und eine stille Schönheit – ganz leise, aber mit großer Kraft.


Fazit:

„Die geheime Sehnsucht der Bücher“ ist ein Lieblingsbuch. Es ist klug, tröstlich, zärtlich. Für alle, die das Lesen lieben – und wissen, dass zwischen zwei Buchdeckeln manchmal mehr Heilung liegt als in einem ganzen Apothekenschrank.
Ein literarisches Geschenk für Herz, Verstand und Seele.

Bewertung vom 20.05.2025

Das neue Universum


ausgezeichnet

Wissenschaft, Technik, Gesellschaft und Abenteuer – "Das neue Universum 121" bietet genau das, was der Titel verspricht: eine abwechslungsreiche und hochaktuelle Reise durch die spannendsten Themen unserer Zeit. Dieses traditionsreiche Sachbuch überzeugt auch in seiner neuesten Ausgabe mit einer Fülle an fundierten Reportagen, brillanten Fotografien und anschaulich aufbereiteten Beiträgen.

Schon das Inhaltsverzeichnis macht deutlich, wie umfassend das Spektrum ist:

Vor- und Nachspann
Expeditionen, Völker, Gesellschaft
Naturwissenschaften und Medizin
Natur- und Klimaschutz
Technik
Weltall und Zubehör
Arbeitsfelder
Kunst, Kultur, Geschichte
Sport und Freizeit.

Ergänzt wird dies durch das integrierte „Urania Universum“ – eine Art „Buch im Buch“, das in der Ausgabe Nr. 38 unter den Rubriken Missionen, Visionen, Klima und Genial Universal besondere Themenblöcke aufgreift. In dieser Mitte des Bandes bündelt sich die Idee Alexander von Humboldts: grenzüberschreitendes Denken, vernetzte Erkenntnis, kulturübergreifende Perspektiven.

Was dieses Buch besonders auszeichnet, ist die Vielfalt an Themen, von denen man viele im Internet gar nicht erst suchen würde – schlichtweg, weil man sie nicht kennt. So erfährt man etwa von der futuristischen Megastadt "The Line" in Saudi-Arabien, einem ambitionierten Projekt, das neun Millionen Menschen auf engstem Raum mitten in der Wüste beherbergen soll – nachhaltig, schnurgerade, hochmodern. Oder man liest über den König Francis von Bandenkopf in Kamerun, der mit seinem eigenen Kalendersystem und einer achttägigen Woche kulturelle Identität bewahren will.

Weitere Highlights sind u.a. die Forschung an einem möglichen Antiserum gegen sämtliche Schlangenbisse, ein spektakuläres Saatgutlager auf Spitzbergen oder die Entzifferung antiker Schriften, die seit dem Vesuvausbruch vor 2.000 Jahren verborgen lagen. Auch die Hirnforschung und der Stand der Weltraumtechnologie kommen nicht zu kurz.

QR-Codes zu vielen Beiträgen führen direkt zu weiterführenden Informationen und Videos – eine moderne Ergänzung, die das Leseerlebnis erweitert und vertieft.

Fazit:

"Das neue Universum 121" ist ein beeindruckendes Kaleidoskop aus Wissenschaft, Technik, Kultur und Zukunftsvisionen. Es ist nicht nur spannend und informativ, sondern macht große Lust darauf, sich mit den Fragen unserer Zeit zu beschäftigen. Anspruchsvoll, aber gut verständlich geschrieben, eignet sich das Buch für alle neugierigen Leser ab 16 Jahren – und ist damit auch ein ideales Geschenk für wissbegierige Jugendliche.

Bewertung vom 19.05.2025
Höflich, Sarah

Maikäferjahre (eBook, ePUB)


sehr gut

"Maikäferjahre" ist ein atmosphärischer, feinfühlig erzählter Roman über das Ende des Zweiten Weltkriegs – und über Menschen, die versuchen, in den Trümmern dieser Zeit einen neuen Halt zu finden. Sarah Höflich verwebt persönliche Schicksale mit historischen Ereignissen zu einem bewegenden Gesamtbild zwischen Zerstörung und Hoffnung.

Im Zentrum stehen die Zwillingsgeschwister Anni und Tristan, deren Wege sich während des Krieges trennen: Anni flieht mit ihrer kleinen Tochter und dem jüdischen Musiker Adam aus dem zerstörten Dresden, während Tristan als junger Luftwaffenpilot in englische Kriegsgefangenschaft gerät. Was beide verbindet, ist der feste Glaube daran, dass der andere noch lebt – und die Briefe, die sie einander schreiben, ohne zu wissen, ob sie je ankommen.

Der Roman spielt in Deutschland, Österreich und Großbritannien und zeigt, dass der Krieg mit der Kapitulation nicht vorbei ist. Adam wird in einem Tiroler Dorf offen abgelehnt – als Halbjude, als Fremder, als Störfaktor. Selbst Annis Bleiben wird an Bedingungen geknüpft. Auch Tristan erlebt in England Ablehnung und Hass, und nur wenige Menschen begegnen ihm mit Mitgefühl – nicht ohne Konsequenzen.

Besonders gelungen fand ich die Einbettung in den historischen Kontext: Kurze Einschübe mit Zeitangaben und Fakten vor jedem Kapitel verankern das Geschehen in der Realität und bilden einen starken Kontrast zur emotionalen Handlung.

Höflichs Schreibstil ist eindringlich und bildhaft, dabei nie überladen. Beim Lesen liegt stets eine gewisse Anspannung in der Luft – und doch gibt es auch Hoffnungsschimmer. Was mich nicht ganz überzeugt hat, war die manchmal etwas idealisierte Darstellung, besonders in Tristans englischer Episode. Auch Anni und Tristan hätten an manchen Stellen mehr Ecken und Kanten vertragen können.

Fazit:

Ein berührender Roman über Schuld, Vergebung und die Frage, wo man nach einem solchen Krieg überhaupt noch dazugehören darf.
Vor allem Annis und Adams Geschichte wirkt noch nicht auserzählt – ich würde mich sehr über eine Fortsetzung freuen.

Bewertung vom 17.05.2025
Cors, Benjamin

Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Ein Serienmörder, der seine Opfer scheinbar nach dem Tod noch einmal auftreten lässt, Krähen als Boten des Schreckens – und zwei Ermittler, die nicht nur mit dem Täter, sondern auch mit ihren eigenen Schatten kämpfen: Krähentage bietet von Beginn an einen nervenaufreibenden Plot mit mysteriösen Wendungen und düsterer Atmosphäre.

Schon die erste gemeinsame Ermittlung von Mila Weiss und Jakob Krogh konfrontiert das ungleiche Duo mit einem Fall, der alles andere als gewöhnlich ist. Zwei Morde, zwei Opfer, die nachweislich nach ihrem Tod gesehen wurden, und an beiden Tatorten finden sich ausgehungerte Krähen mit unheilvollen Botschaften. Der Täter inszeniert seine Taten mit perfider Präzision – und bleibt gleichzeitig gesichtslos. Jeder könnte es sein. Dieses beklemmende Moment der Unsicherheit zieht sich durch den ganzen Roman und macht einen großen Reiz der Geschichte aus.

Benjamin Cors erzählt in klarer, packender Sprache, spart nicht an Tempo oder Dramatik. Immer wieder wechselt er die Perspektive, gewährt auch Einblicke in die Gedankenwelt des Mörders – das sorgt für zusätzliche Spannung, aber auch für eine gewisse Brutalität, die nichts beschönigt. Die Gewalt wird teilweise sehr detailliert beschrieben, was den Thriller streckenweise reißerisch wirken lässt.

Die Ermittler selbst bleiben trotz angedeuteter persönlicher Konflikte eher blass. Jakob, der scheinbar ausgeglichene Familienvater, und Mila, die kompromisslose Einzelgängerin, wirken oft wie Typen, nicht wie Menschen mit echten Ecken, Kanten oder Entwicklungen. Ihre Zusammenarbeit funktioniert – emotional mitgehen konnte ich mit ihnen aber kaum.

Anfangs fiel mir der Einstieg in den Roman schwer. Die Handlung beginnt zwar ungewöhnlich, doch die emotionale Distanz zu den Figuren und der Fokus auf die Schockmomente packten mich nicht. Erst zur Mitte hin nahm das Geschehen deutlich Fahrt auf, Spannung und Tempo zogen an, und das düstere Setting entfaltete seinen Reiz. Das Finale ist rasant, stellenweise atemlos – wenn auch nicht ganz schlüssig. Besonders Jakobs geheimes Innenleben bleibt in meinen Augen unausgereift.


Fazit:

"Krähentage" ist ein Thriller mit hoher Schlagzahl, düsterer Bildsprache und einem ungewöhnlichen Mordfall, der für Nervenkitzel sorgt. Wer psychologische Tiefe sucht, wird hier eher enttäuscht, doch Freunde von actionreichen, harten Thrillern kommen voll auf ihre Kosten. Für mich persönlich zu drastisch und zu wenig vielschichtig – aber zweifellos spannend inszeniert.

Bewertung vom 17.05.2025
Lynn, Nora

Rebellin der Hohen Schule


gut

Mit viel Flair und einem ungewöhnlichen Schauplatz lockt Rebellin der Hohen Schule in das Wien des späten 19. Jahrhunderts. Im Zentrum steht Margarete, die als Frau in einer von Männern dominierten Welt bestehen will – ihr Ziel: Bereiterin an der Spanischen Hofreitschule zu werden. An ihrer Seite (oder besser: gegen sie) steht August, ein arroganter, attraktiver Gegenspieler, der schnell zum klassischen Enemies-to-Lovers-Kandidaten avanciert.


Zu Beginn entfaltet der Roman eine eindrucksvolle Kulisse: Reitkunst, höfische Intrigen und der Glanz der kaiserlichen Metropole verschmelzen zu einem fesselnden Setting. Margarete wirkt zunächst mutig, leidenschaftlich und glaubwürdig rebellisch. Die wechselnden Perspektiven – neben ihr auch August und Wenzel – bereichern die Handlung und sorgen für emotionale Tiefe. Die Chemie zwischen den Figuren ist spürbar, die Spannung in ihrer Dynamik überzeugend aufgebaut.


Doch nach rund zwei Dritteln bricht die Erzählung merklich ein. Figuren, die zuvor differenziert gezeichnet waren, handeln plötzlich irrational und unlogisch. Margaretes Charakter verliert an Kontur, August wird zum Abziehbild eines typischen "Love Interests", und die vorher aufgebaute Tiefe zerfällt in klischeehafte Entwicklungen. Die Dialoge kippen ins Plakative, und Wendungen wirken überzogen und unausgereift.


Gerade weil der Einstieg so gelungen ist, schmerzt der abrupte Qualitätsverlust umso mehr. Die letzte Phase des Romans wirkt gehetzt, unausgewogen und lässt kaum Raum für eine glaubwürdige Auflösung. Man merkt, dass hier mehr möglich gewesen wäre – und dass die Idee hinter der Geschichte deutlich mehr verdient hätte.


Fazit:

Ein Roman mit großartigem Setting, mutiger Heldin und starkem Beginn – der jedoch leider an der eigenen Ambition scheitert. Wer über die Schwächen der zweiten Hälfte hinwegsehen kann, wird dennoch gut unterhalten. Allen anderen bleibt der bittere Nachgeschmack einer Geschichte, die vielversprechend startete, aber ihr Ziel verfehlte.

Bewertung vom 17.05.2025
Johannson, Lena

Coco und die Revolution der Mode


sehr gut

Lena Johannson gelingt mit ihrem Roman ein einfühlsames Porträt einer Frau, die gegen viele Widerstände ihren eigenen Weg geht – und dabei die Modewelt für immer verändert. Im Mittelpunkt steht nicht die Ikone Coco Chanel, wie sie später berühmt wurde, sondern die junge Gabrielle, deren unerschütterlicher Wille und klare Vision bereits früh sichtbar werden.

Gabrielles Kindheit ist geprägt von Entbehrungen, doch sie lässt sich nicht unterkriegen. Schritt für Schritt tastet sie sich an ihren Traum heran, probiert sich aus, fällt zurück, steht wieder auf. Erst durch die Begegnung mit Boy Capel – einem Mann, der sie erkennt und fördert – bekommt ihr Weg Richtung und Tempo. Ihre zarte Liebesgeschichte verleiht dem Roman zusätzliche Tiefe, ohne je kitschig zu wirken.

Besonders überzeugend ist, wie greifbar Lena Johannson die Figur Chanel zeichnet: als stolze, kluge, manchmal auch verletzliche Frau, die sich vom engen Korsett der gesellschaftlichen Erwartungen befreit – und genau darin ihren unverwechselbaren Stil findet. Der Ton des Romans ist angenehm flüssig, historisch gut eingebettet und atmosphärisch dicht.

Ein fesselnder Roman über Mut, Liebe und Selbstverwirklichung, der Einblicke in die Anfänge eines Weltimperiums gibt – und die Geschichte einer Frau erzählt, deren Name bis heute für Eleganz steht.

Fazit: Inspirierend und stilsicher erzählt – eine klare Empfehlung für alle, die sich für starke Frauenfiguren und Modegeschichte interessieren.
4 von 5 Sternen.