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Jasika

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Insgesamt 689 Bewertungen
Bewertung vom 01.07.2025
Pierre, Marie

Der Weg der Frauen / Das Pensionat an der Mosel Bd.3


sehr gut

"Wie viel mehr konnte man doch erreichen, wenn man sich zusammentat, als Frauen in dieser von Männern beherrschten Welt. Wie sehr konnte man die Gesellschaft verbessern, solange man gemein-sam an einem Strang zog."


1912: Das Mädchenpensionat in Diedenhofen (Thionville) steht unter Druck. Nach der Verhaftung der Schülerin Sophie bei einer Frauenrechtskundgebung in Metz geraten Pauline Martin und ihre Schule in Misskredit. Nach kurzer Zeit bei ihren Eltern kehrt Sophie ins Internat zurück – verändert, verschlossen, traumatisiert. Pauline erkennt schnell, dass hinter diesem Wandel mehr steckt, und stößt bei ihren Nachforschungen auf beunruhigende Umstände im Elternhaus.


Gleichzeitig kehrt Paulines ehemaliger Verlobter Roland in die Stadt zurück und wirbt um sie. Eine Begegnung, die nicht folgenlos bleibt – zumal Erich von Pliesnitz, der Pauline inzwischen sehr zugetan ist, sich zurückzieht. Zwischen Loyalität, Verantwortung und persönlichem Glück steht Pauline vor einer Entscheidung, die alles verändern könnte.

Marie Pierre gelingt es, die gesellschaftlichen Umbrüche der Zeit eindringlich einzufangen. Der Roman bewegt sich zwischen politischen Spannungen, dem Ringen um Frauenrechte und den persönlichen Herausforderungen seiner Figuren. Im Mittelpunkt steht dabei Pauline – eine Frau, die für Bildung, Haltung und Menschlichkeit einsteht und sich selbst dabei nicht schont.

Die jungen Frauen des Pensionats entwickeln sich spürbar weiter. Besonders berührend ist zu sehen, wie sie beginnen, Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen – geprägt von Paulines Engagement und Fürsorge. Ihre Arbeit ist mehr als Unterricht: ein Versuch, die Mädchen stark zu machen für eine Welt, die ihnen noch wenig zutraut.

Auch dieser Band spart ernste Themen nicht aus: psychische Belastung, familiäre Gewalt, gesellschaftliche Ablehnung. All das fließt in die Handlung ein, glaubwürdig und ohne Pathos. Dabei bleibt die Erzählweise ruhig, dicht und atmosphärisch. Unterstützt wird der Text durch ein aufwendig gestaltetes Nachwort, Glossare, eine historische Karte sowie Reisetipps zum Schauplatz.

Fazit:

Ein überzeugender Abschluss der Trilogie, vielschichtig und inhaltlich kraftvoll. Pauline Martins Einsatz für ihre Schülerinnen, ihr Ringen um Integrität und ihr persönlicher Weg machen diesen Roman zu einer eindrucksvollen Lektüre über Bildung, Mut und weibliche Selbstbestimmung.

Bewertung vom 25.06.2025
Weinert, Steffen

Eisfeld - Dunkle Enthüllungen / Mara Eisfeld ermittelt Bd.2


sehr gut

Ein brutaler Mord erschüttert Berlin: Der Investigativjournalist Peter Hester wird mitten in der Stadt getötet. Schnell richtet sich der Verdacht auf die berüchtigte Tiznit-Bande, denn Hester war maßgeblich an der Verurteilung ihres Anführers beteiligt. Doch bei ihren Ermittlungen stößt Kriminalhauptkommissarin Mara Eisfeld auf eine bislang unveröffentlichte Recherche des Journalisten – eine Enthüllung, die so brisant ist, dass jemand bereit war, dafür zu töten. Und vielleicht nicht nur einmal.

"Eisfeld - Dunkle Enthüllungen" ist bereits der zweite Fall für Mara Eisfeld, lässt sich aber auch unabhängig vom Vorgängerband lesen. Der Autor Steffen Weinert, bekannt als Drehbuchautor und Regisseur, versteht es, Spannung aufzubauen: Der Krimi ist dynamisch erzählt, die Kapitel sind kurz und prägnant, und durch den Perspektivwechsel erhält auch der Täter eine Stimme.

Die Ermittlungsarbeit ist realitätsnah, authentisch und angenehm unaufgeregt geschildert – ohne übertriebene Action, aber mit klarem Fokus auf Teamarbeit, Befragungen und kriminalistisches Gespür. Dabei überzeugt die Hauptfigur: Mara Eisfeld ist keine makellose Heldin, sondern eine Frau mit Ecken, Kanten und einem vollen Leben. Sie steckt mitten in der Trennung von ihrem Mann, versucht, für ihren kleinen Sohn Sami da zu sein, und wird zugleich beruflich extrem gefordert. Dieser Spagat zwischen Verantwortung und Belastungsgrenze wird glaubwürdig dargestellt – ein Aspekt, der der Figur Tiefe verleiht.

Trotz der düsteren Grundstimmung gelingt es Weinert, mit einem trockenen, feinen Humor punktuell aufzuhellen, ohne die Ernsthaftigkeit der Geschichte zu untergraben.

Der Roman lebt nicht nur vom Fall selbst, sondern auch von der stimmigen Verbindung zwischen privatem Druck und beruflichem Einsatz. Mara Eisfeld ist eine Ermittlerin, der man gerne folgt – menschlich, klug und mit innerer Stärke. Dass sie im Laufe der Handlung selbst ins Visier gerät, erhöht die Spannung zusätzlich, ohne ins Übertriebene zu kippen.

Fazit:

"Eisfeld - Dunkle Enthüllungen" ist ein gelungener Krimi für Leserinnen und Leser, die temporeiche, realitätsnahe Spannung mit glaubwürdigen Figuren und einem durchdachten Plot suchen.

Bewertung vom 22.06.2025
Lane, Soraya

Die verschwundene Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.5


sehr gut

Mit dem fünften Teil ihrer internationalen Familiensaga nimmt Soraya Lane ihre Leserinnen und Leser diesmal mit nach Paris – in die glanzvolle, aber unsichere Zeit des Jahres 1939. Zwischen Haute Couture und dem aufziehenden Schatten des Krieges entfaltet sich eine Geschichte über Verlust, Hoffnung und die Kraft der Liebe – über Generationen hinweg.


Blake lebt im heutigen London und erhält von einer Kanzlei ein seltsames Erbstück - ein Kästchen, darin ein Stück silbrig glänzender Samt und eine alte Modeskizze. Der Name ihrer Großmutter ist daran befestigt – doch was hat es damit auf sich? Blakes Neugier ist geweckt. Ihre Spurensuche führt sie nach Paris, wo sie nicht nur in die Welt der Modegeschichte eintaucht, sondern auch dem charmanten Henri begegnet – einem Kurator mit einer Vorliebe für alte Stoffe und verborgene Geschichten.

Gleichzeitig wird in Rückblenden das Schicksal von Evelina erzählt, Blakes Urgroßmutter, die 1939 in Paris als angehende Modedesignerin lebte – eine starke junge Frau, die sich trotz schwieriger Umstände nicht verbiegen ließ. Ihre Liebe war echt, ihre Entscheidungen mutig – und doch hatte ihr Leben Wendungen, die bis in die Gegenwart nachwirken.


Wie in den Vorgängerbänden wechselt Soraya Lane auch hier geschickt zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Übergänge sind fließend, die Kapitel gut aufeinander abgestimmt. Besonders hervorzuheben ist der atmosphärische Schreibstil: Paris in den späten Dreißigern wird mit Leben gefüllt – Cafés, Salons, Mode. Diese Welt lebt durch Evelina, deren Abschnitte mich persönlich stärker berührt haben als die von Blake.


Was diesen Roman besonders macht, ist nicht nur das reizvolle Setting in Paris, sondern auch die Verbindung von Mode, Geschichte und emotionalen Geheimnissen. Die Geschichte lädt dazu ein, den Fäden der Vergangenheit nachzuspüren, und stellt zugleich die Frage: Was bedeutet es, mutig zu sein – damals wie heute?

Dass die Kapitel aus der Vergangenheit etwas mehr Tiefe und emotionale Wucht haben, war für mich kein Manko, sondern ein gelungener Kontrast. Soraya Lane gelingt es, die Brücke zwischen den Zeiten glaubhaft zu schlagen. Am Ende fügt sich alles zusammen – nicht kitschig, sondern bittersüß und genau richtig.


Fazit:

Ein gefühlvoller Roman über die Suche nach Wurzeln, über mutige Entscheidungen in schwierigen Zeiten – und darüber, wie sich Vergangenheit und Gegenwart auf unerwartete Weise berühren. Für Leserinnen, die historische Familiensagas mit einer Prise Romantik und einer starken Atmosphäre lieben, ist "Die verschwundene Tochter" ein schöner, berührender Lesegenuss.

Bewertung vom 13.06.2025
Sten, Viveca

Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2


sehr gut

Im schwedischen Skiort Åre herrscht Hochbetrieb, als in einem abgelegenen Waldstück die grausam zugerichtete Leiche eines prominenten Skifahrers entdeckt wird. Johan Andersson, bekannt und beliebt, scheint auf den ersten Blick keine Feinde gehabt zu haben. Während die Polizei noch im Dunkeln tappt, verschwindet in einem benachbarten Dorf eine junge schwangere Frau: Rebecka Nordhammar, Ehefrau des örtlichen Pastors. Zwei rätselhafte Fälle, ein eiskalter Winter und Ermittler unter Druck – Viveca Sten spannt in ihrem zweiten Band um Hanna Ahlander und Daniel Lindskog einen fein gewebten, spannenden Plot, der Leserinnen und Leser nicht loslässt.

Besonders gelungen ist der Aufbau des Romans: Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, vor allem aus der Sicht der beiden Hauptkommissare Hanna Ahlander und Daniel Lindskog, aber auch aus Rebeckas Sicht. Dadurch entsteht eine vielschichtige Erzählstruktur, die nicht nur Spannung aufbaut, sondern auch eine emotionale Nähe zu den Figuren ermöglicht. Die dunkle, frostige Kulisse von Åre wird dabei ebenso plastisch geschildert wie das innere Gefüge der Figuren: die Kälte, das Zwielicht, die Einsamkeit – sie ziehen sich wie ein feiner Schleier durch den ganzen Roman und schaffen eine Atmosphäre, die unter die Haut geht.


Die Reihe um Hanna Ahlander lebt nicht nur von klug konstruierten Kriminalfällen, sondern auch vom Zusammenspiel der Ermittler. Hanna und Daniel bilden ein eingespieltes Team, das sich auf Augenhöhe begegnet – kompetent, empathisch und glaubwürdig. Besonders Daniel steht in diesem Band im Spannungsfeld zwischen Job und Familie: Die Belastung durch das Kleinkind, der Frust seiner Partnerin, sein schlechtes Gewissen – all das wirkt sehr lebensnah und nachvollziehbar. Auch Hanna zeigt erneut, dass sie mehr ist als nur eine Ermittlerin: verletzlich, intuitiv, zielstrebig.


So spannend und atmosphärisch dicht der Weg bis zur Auflösung auch ist – das Finale selbst konnte mich nicht ganz überzeugen. Zu früh deutete sich an, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln würde, und die letzten Kapitel verloren dadurch etwas an Wucht. Dennoch bleibt der Eindruck insgesamt positiv, denn Viveca Sten versteht es, Kriminalgeschichten nicht nur spannend, sondern auch menschlich zu erzählen.

Fazit:

"Tief im Schatten" ist ein durch und durch solider, atmosphärisch starker Krimi mit nordischer Seele. Die Mischung aus mitreißender Handlung, überzeugenden Figuren und einem winterlich-bedrückenden Setting macht die Åre-Krimis zu einer lohnenswerten Reihe für Fans skandinavischer Spannung. Auch wenn das Ende vorhersehbar war – der Weg dorthin war spannend genug, um Lust auf den nächsten Fall zu machen!

Bewertung vom 10.06.2025
Morel, Susanne

Unter der Sommerlinde von Gourdon


sehr gut

"Unter der Sommerlinde von Gourdon" entführt in das Südfrankreich der 1930er-Jahre – in eine Zeit des Umbruchs, in der persönliche Freiheit und gesellschaftliche Erwartung zunehmend miteinander konkurrieren. Im Mittelpunkt stehen zwei ungleiche Schwestern, deren Lebenswege sich im Schatten des aufziehenden Krieges auf unterschiedliche Weise entfalten.

Manon ist eine engagierte, mutige Krankenschwester, die nicht davor zurückschreckt, ihren moralischen Überzeugungen zu folgen – auch wenn sie dadurch ihre berufliche Existenz aufs Spiel setzt. Als sie einem jüdischen Jungen entgegen aller Vorschriften hilft, verliert sie ihre Anstellung. Doch es ist auch ein Wendepunkt, der ihr neue Wege eröffnet – beruflich wie privat, denn in Léandre, dem zurückhaltenden Besitzer einer Kräuterfarm, findet sie eine leise, tiefe Zuneigung.

Ihre Schwester Estelle hingegen steht auf einem gänzlich anderen Fundament: Schönheit, gesellschaftlicher Aufstieg und das Streben nach Ansehen bestimmen ihr Leben – jedenfalls dem äußeren Anschein nach. Denn innerlich tobt ein Konflikt. Ihr Herz gehört einem anderen Mann als dem, der ihr eine standesgemäße Zukunft verspricht. Estelle wirkt dabei oft zerrissen, schwankend, ja bisweilen unentschlossen – und ihr Verhältnis zu Manon ist von stiller Rivalität und unausgesprochenem Neid geprägt.

Der Roman lebt von seinem Wechsel der Perspektiven und der feinfühligen Beschreibung zweier Frauen, die ganz unterschiedlich geprägt sind – und doch auf ihre Weise nach Freiheit, Liebe und Sinn suchen. Die Provence mit ihren typischen Düften und Farben bilden dabei eine stimmungsvolle Kulisse.

Susanne Morels Sprache ist klar, zugänglich und angenehm zu lesen. Die Handlung bleibt durchweg spannend, auch wenn sie eher leise Töne anschlägt. Die politischen Entwicklungen jener Zeit werden angerissen, stehen jedoch nicht im Vordergrund – vielmehr geht es um persönliche Entscheidungen inmitten gesellschaftlicher Enge.


Fazit:

Ein fein gearbeiteter, stimmungsvoller Roman über zwei Frauen zwischen Pflichtgefühl und Sehnsucht. Die Geschichte liest sich flüssig, ist unterhaltsam, aber nicht seicht – ein historischer Roman mit Tiefe und Gefühl.
4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 07.06.2025
Toon, Paige

Ich in deinen Augen


gut

Als Hannah dem selbstbewussten Sonny begegnet, spürt sie sofort, dass dieser Mann sie nicht kaltlässt. Auch er fühlt sich zu ihr hingezogen – und obwohl beide keine feste Beziehung suchen, wächst zwischen ihnen eine stille Vertrautheit. Nach und nach wagen sie es, einander Einblick in ihre verletzte Vergangenheit zu gewähren.

Paige Toon gelingt es durchaus, die leisen Zwischentöne und das zaghafte Knistern zwischen den beiden glaubhaft und gefühlvoll einzufangen. Diese Momente zählen zu den stärksten im Buch. Doch insgesamt verliert sich die Geschichte zu oft in Nebensächlichkeiten. Viele Szenen wirken unnötig ausgedehnt, es kommt zu Wiederholungen, und die Handlung zieht sich stellenweise so sehr, dass ich ganze Passagen nur noch quer gelesen habe.

Auch wenn dramatische Elemente eingeführt werden, schaffen sie es nicht, die nötige emotionale Tiefe zu erzeugen. Statt mitzureißen, bleiben die Figuren seltsam distanziert. So bleibt das Potenzial der Geschichte – zwei Menschen mit dunkler Vergangenheit, die sich zaghaft öffnen – letztlich ungenutzt.


Fazit:

Die Chemie zwischen Hannah und Sonny ist spürbar und schön beschrieben. Doch die Erzählung wirkt überladen, streckenweise langatmig und in ihrer Gesamtheit wenig überzeugend. Eine Liebesgeschichte mit Ansatz und Gefühl – aber ohne den letzten Funken.

Bewertung vom 04.06.2025
Laban, Barbara

Wishkeeper: Die Reise Nach Silversands


sehr gut

Mit dem zweiten Teil der Wishkeeper-Reihe entführt Barbara Laban erneut in die fantastische Welt von Everwish – jenen geheimnisvollen Ort, an dem unerfüllte Kinderwünsche weiterexistieren, verwandelt in liebenswerte, teils freche Wesen. Lexi, Milo und Talon sollen die knuffigen Crimsons in ihre Heimat Flavia zurückbringen. Doch als einer von ihnen, der kleine Hope, in die Gewalt des düsteren Tremoris gerät, beginnt eine gefährliche Reise in die frostige Eiswelt Eterna.

Früh wird klar: Die Bedrohung ist größer, die Atmosphäre düsterer als im Vorgänger. Everwish gerät ins Wanken, und nicht nur Mut, sondern auch Vertrauen wird auf die Probe gestellt. Besonders gelungen ist, wie Barbara Laban die persönlichen Konflikte der Kinder – von Eifersucht bis zu verletzten Gefühlen – in den Handlungsbogen einwebt, ohne die Dynamik zu bremsen. Das macht die Figuren nahbar und die Geschichte emotional greifbar.

Altbekannte Wesen wie Hope, Sirabelle und Baxter sorgen für vertraute Momente und heitere Zwischentöne – und gerade die Vorstellung, dass verlorene Wünsche in Everwish eine neue Gestalt annehmen, verleiht dem Ganzen eine poetische Tiefe.

Barbara Laban erzählt bildreich, warmherzig und mit Sinn für Spannung. Ihre Welt wechselt zwischen glitzerndem Zauber und dunkler Bedrohung – ein Kontrast, der junges wie älteres Publikum fesselt.

Julia Nachtmann als Sprecherin ist erneut ein Glücksgriff: Jede Figur erhält eine eigene Färbung, jede Szene das passende Gefühl. Ihr Vortrag wirkt lebendig und vielschichtig – ein echter Hörgenuss!


Fazit:

Ein magisches Abenteuer mit Tiefgang, fesselnd erzählt und meisterhaft gesprochen – "Wishkeeper. Die Reise nach Silversands" verzaubert und macht Lust auf weitere Teile dieser Reihe!

Bewertung vom 04.06.2025
Messenger, Shannon

Das Tor / Keeper of the Lost Cities Bd.5


sehr gut

Nach den turbulenten Ereignissen des vierten Bandes beginnt "Das Tor" ohne große Umschweife. Die Gefahr durch die Neverseen wächst, und der Vertrauensbruch von Keefe erschüttert Sophie und ihre Freunde zutiefst. Dass ausgerechnet er sich der feindlichen Organisation angeschlossen haben soll, trifft vor allem Sophie hart. Doch bald wird klar: Keefe spielt ein doppeltes Spiel – und seine Informationen könnten für Black Swan entscheidend sein.

Der fünfte Band der Keeper of the Lost Cities-Reihe setzt nahtlos an die vorherige Handlung an, weshalb ein Lesen in chronologischer Reihenfolge absolut empfehlenswert ist. Im Mittelpunkt stehen diesmal nicht spektakuläre Kämpfe, sondern die Dynamik zwischen den Figuren. Vieles spielt sich auf der emotionalen Ebene ab – Freundschaft, Unsicherheit, Verantwortung und das Reifen in einer komplexer werdenden Welt prägen Sophies Alltag mehr denn je.

Sophie ist mittlerweile 14, und die beginnende Pubertät zeigt sich auch in ihren Beziehungen. Besonders ihre Verbindung zu Fitz sorgt für innere Konflikte, die sie tief beschäftigen. Während Dex ein verlässlicher Freund bleibt und Keefe zwischen den Fronten agiert, ist es vor allem die Spannung zwischen Nähe und Distanz zu Fitz, die Sophie herausfordert – zumal sie ein wichtiges Geheimnis für sich behält.

Starke Themen, leise Zwischentöne
Inhaltlich rückt Shannon Messenger dieses Mal zentrale Werte wie Vertrauen, Verantwortung und Entscheidungsfreiheit in den Vordergrund. Die Action bleibt bis zum Ende eher zurückhaltend, was den Band etwas ruhiger macht als seine Vorgänger. Dennoch gelingt es der Autorin, durch kluge Dialoge, emotionale Entwicklungen und ein intensives Finale mit überraschendem Ausgang die Spannung hochzuhalten.

Der dramatische Schluss inklusive Cliffhanger sorgt dafür, dass man den nächsten Band kaum erwarten kann – auch wenn "Das Tor" insgesamt etwas weniger fesselnd wirkt als manche der früheren Teile. Die Stärke liegt hier in der Tiefe der Figuren und ihren inneren Konflikten, weniger in äußeren Auseinandersetzungen.


Fazit:

"Das Tor" ist ein Übergangsband – ruhiger, nachdenklicher, aber keineswegs langweilig. Wer die Reihe liebt, wird auch diesen Teil verschlingen, denn Shannon Messenger versteht es weiterhin meisterhaft, ihre Leser in eine magische Welt voller Geheimnisse, Gefühl und Freundschaft zu entführen. Trotz kleiner Schwächen bleibt die Reihe ein echtes Highlight für Fantasy-Fans ab 12 Jahren.

Bewertung vom 04.06.2025
Rode, Tibor

Lupus


sehr gut

„In Deutschland hat noch niemals ein Wolf einen Menschen angegriffen. Bis jetzt?“ – Mit dieser Frage wirft Tibor Rode seine Leser mitten hinein in einen ebenso spannenden wie verstörenden Wissenschaftsthriller, der aktueller kaum sein könnte
Inhalt:
Jäger verschwinden spurlos in deutschen Wäldern – unter ihnen auch der Vater der Tierärztin Jenny Rausch. Gleichzeitig häufen sich Angriffe durch Wölfe, die wie von Sinnen handeln. Eine KI-überwachte Schutzanlage liefert merkwürdige Daten, die den Staatsanwalt Frederik Bach alarmieren. Ist es reine Natur – oder steckt mehr dahinter? Inmitten der Ermittlungen stoßen Jenny und Frederik auf ein komplexes Geflecht aus familiären Geheimnissen, finsteren Kapiteln deutscher Geschichte und einer Technologie, die außer Kontrolle zu geraten droht. Die Spur führt sie bis auf eine berüchtigte Insel – und tief in Jennys eigene Vergangenheit.

Meinung:
Mit sicherem Gespür für Timing und thematische Tiefe zieht Tibor Rode seine Leser in ein dichtes Netz aus Spannung, Wissenschaft und historischen Rückblenden. Die Sprache ist klar, prägnant und dennoch atmosphärisch genug, um das Bedrohliche der Szenerie spürbar zu machen.

Besonders gelungen ist die dramaturgische Struktur: Mehrere Handlungsstränge – Gegenwart, Vergangenheit, Wissenschaft – verlaufen zunächst nebeneinander, verzahnen sich jedoch zunehmend zu einem stimmigen Gesamtbild.

Ein kleiner Wermutstropfen ist die Vielzahl an Rückblenden und historischen Einschüben. Zwar liefern sie Kontext und Hintergrundwissen, doch nicht alle Szenen tragen gleichermaßen zur Spannung bei. An manchen Stellen wirken sie eher bremsend als vertiefend und hätten kompakter erzählt werden können, um den Lesefluss nicht zu stören.

Der Thriller greift ein brisantes Thema auf: die Rückkehr des Wolfs nach Deutschland. Rode reflektiert eindrucksvoll die gesellschaftliche Polarisierung zwischen Faszination und Furcht sowie die existenzielle Bedrohung etwa für Schäfer und ihre Herden. Gleichzeitig verknüpft er diese Debatte mit Fragen zu künstlicher Intelligenz, menschlicher Manipulation und historischen Traumata – ein ungewöhnlicher, letztlich aber schlüssiger Mix, der die Geschichte auf mehreren Ebenen lesenswert macht.

Besonders eindrücklich: Viele der dargestellten Elemente basieren auf realen Begebenheiten, auf die der Autor in seinem Nachwort eingeht. So wird etwa seit Jahren tatsächlich an einem KI-gesteuerten Wolfsschutzzaun geforscht, der einzelne Tiere erkennt und individuell vertreiben kann. Auch das düstere Kapitel der nationalsozialistischen Rückzüchtungsprojekte ist dokumentiert. Diese Faktenfundierung verleiht dem Thriller eine zusätzliche, beunruhigende Tiefe – Realität und Fiktion liegen hier bedrohlich nah beieinander.

Mich hat beeindruckt, wie Rode es schafft, aktuelle Themen mit gesellschaftlicher Relevanz in eine packende Handlung zu kleiden, ohne in Schwarz-Weiß-Muster zu verfallen. Die Figuren sind vielschichtig, ihre Motive nachvollziehbar. Jenny Rausch wirkt glaubwürdig und nahbar, Frederik Bach gibt dem Geschehen die nötige analytische Schärfe. Die KI-Komponente bringt zusätzliche Dynamik, ohne sich selbst zu sehr in den Vordergrund zu drängen.

Etwas mehr Zurückhaltung bei den Rückblenden hätte dem Erzähltempo jedoch gutgetan. Gerade im Mittelteil droht die Spannung zeitweise zu versanden, bevor der Plot gegen Ende wieder deutlich an Fahrt gewinnt.

Gerade das starke Nachwort verleiht der Geschichte eine zusätzliche Gänsehaut – denn was wie düstere Fiktion erscheint, fußt vielfach auf realen Ereignissen.

Fazit:
Ein vielschichtiger Thriller mit realem Hintergrund, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt.
4 von 5 Sternen – für alle, die klug konstruierte Spannung mit Substanz zu schätzen wissen.

Bewertung vom 02.06.2025
Frey, Sita Maria

Tage wie Salzwasser


sehr gut

„Die große Herausforderung besteht darin, überhaupt aufzubrechen, vermeintliche Sicherheiten hinter sich zu lassen und stattdessen der Ungewissheit des Weges zu begegnen. Der Weg entsteht dann wie von selbst.“


"Tage wie Salzwasser" – Tränen sind salzig, ebenso wie das Meer. Und diese fließen in diesem Debüt reichlich. Es ist ein Roman über Verlust, Abschied und zarte Hoffnung. Atlanta und Enza, zwei junge Frauen, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten, brechen gemeinsam zu einer Reise durch Europa auf. Doch was als spontaner Roadtrip beginnt, entwickelt sich zu einer emotional dichten Suche nach Antworten und sich selbst.

Atlanta ist schwanger – von Malte, der sich das Leben genommen hat. Die Frage nach dem Warum beschäftigt sie unaufhörlich, er hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen. Aufgewachsen bei einer esoterisch-künstlerischen Mutter, die lieber ausschweifende Partys unter Drogeneinfluss feierte, als sich um ihre Tochter zu kümmern, hat sie wenig Halt erfahren. Der Tod Maltes wirft sie endgültig aus der Bahn, lässt sie zweifeln, hadern, nachdenken über einen Schwangerschaftsabbruch, über Adoption – über sich selbst.

Enza ist pflichtbewusst, bodenständig, und trägt ihren ganz eigenen Rucksack: Ihr Vater wurde aus rassistischen Motiven zu Tode geprügelt, ihre Mutter ist schwer krank. Auch Enza steht an einem Punkt im Leben, an dem sie einen Schritt in die Ungewissheit wagen muss.

Die Reise der beiden ist voller Gespräche, Konflikte, Erinnerungen – und trotz der Schwere auch von Momenten zarter Annäherung. Mit jeder Etappe lassen sie etwas von ihrem Ballast zurück. Stück für Stück wachsen sie aneinander – und an sich selbst.

Besonders gelungen: Die glaubwürdig erzählte Entwicklung ihrer Beziehung, das vorsichtige Öffnen, das stille Verstehen, das leise Vertrauen. Auch die Kapiteleinleitungen mit Zitaten wie „Im Gehen entsteht der Weg“ geben dem Buch Struktur und Tiefe.

Was mir jedoch fehlte, waren mehr landschaftliche Beschreibungen, mehr Atmosphäre entlang der Route – ein wenig mehr Weite, ein Hauch von Sommer und Aufbruch, welche Urlaubssehnsucht bei mir weckt. Die Themenfülle hingegen empfand ich als zu überladen: schwieriges Elternhaus (Atlanta), Suizid, Schwangerschaftskonflikte, schwere Krankheit, Rassismus, Adoptionsgedanken, Mobbing in der Schule – all das wäre in reduzierter Form wirkungsvoller gewesen.


Fazit:

Ein intensiver Debütroman mit feinem Gespür für emotionale Zwischentöne und glaubhaften Figuren, der jedoch etwas unter der Fülle an schweren Themen leidet. Wer leise Bücher über innere Wandlungsprozesse mag und sich nicht vor Schmerz und Tränen scheut, wird hier fündig.

3,5 Sterne mit Tendenz nach oben für die gelungene Charakterentwicklung und die zentrale Botschaft: Manchmal beginnt ein neuer Weg genau dort, wo man sich verloren glaubt!