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Benutzername: 
pajo47
Wohnort: 
Sundern

Bewertungen

Insgesamt 202 Bewertungen
Bewertung vom 17.08.2023
Die Akte Madrid / Lennard Lomberg Bd.2
Storm, Andreas

Die Akte Madrid / Lennard Lomberg Bd.2


gut

Zuviel

Lennard Lomberg soll wieder ein gestohlenes Bild aufspüren, das im Sommer 2016 in Granada aus einem Gebäude auf dem Gelände der Alhambra gestohlen wurde. Der deutsche Verteidigungsminister Franziskus Ritter möchte ihn dazu engagieren. Das Gebäude, in dem das Bild gehangen hatte, gehörte früher Ritters Vater. Ritter will für einen führenden Posten bei der EU kandidieren. Jetzt wird er erpresst, denn das Bild, das er von seinem Vater geerbt hatte, gehört zur Beutekunst in Zusammenhang mit der Franco Diktatur und war seit vielen Jahren angeblich verschwunden. Wenn das öffentlich wird, kann Ritter den Posten bei der EU vergessen.

Der erste Band um Lomberg war besser. Auch in diesem Roman geht es wieder um dasselbe Thema. Vorgänge in der Gegenwart haben ihren Ursprung in der Vergangenheit. Insofern spielt auch dieser Roman wieder in mehreren Zeitebenen. Diese sind zwar säuberlich voneinander getrennt. Aber die Vielzahl der Vorgänge und auch die Menge an handelnden Personen macht das Buch doch etwas übersichtlich. Den Fehler, den man bei vielen Erstlingen findet, nämlich möglichst viel in den Roman zu packen, hatte Storm beim Vorgängerband vermieden. Bei diesem Roman leider nicht.

Bewertung vom 17.08.2023
Sylter Welle
Leßmann, Max Richard

Sylter Welle


sehr gut

Schonungslos

Der Roman handelt eigentlich nur von etwa drei Tagen. Der Ich-Erzähler Max besucht seine Großeltern für drei Tage in deren Urlaubsdomizil auf Sylt. Es ist ein Besuch voller Erinnerungen an viele Sommer, die Max mit seinen Großeltern auf Sylt verbracht hat. Jetzt wird es wohl der letzte Urlaub sein, den die Großeltern dort verleben. Sie sind nicht mehr so gut drauf.

Max Richard Leßmann schreibt über seine eigenen Erinnerungen und Erlebnisse. In den Bericht über die drei Tage, die der Besuch auf Sylt dauert, sind viele Erinnerungen von frühester Kindheit an eingebettet. Dabei geht Leßmann schonungslos vor. Das gesamte Familienleben, an das sich Max erinnert, wird ausgebreitet. Da wird über die Schwächen und Macken der einzelnen Verwandten ohne Rücksicht berichtet. Auch seine eigenen Macken spart Max nicht aus. Die traurigen Ereignisse werden uns mitgeteilt wie auch die fröhlichen Erlebnisse. Das Ganze ist natürlich subjektiv durch den Blick von Max gefärbt.

Ein intensiver Blick auf eine Familie, schonungslos aber liebevoll. Gut zu lesen und anrührend.

Bewertung vom 06.08.2023
Bei euch ist es immer so unheimlich still
Schröder, Alena

Bei euch ist es immer so unheimlich still


sehr gut

Wiederholungen

"Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" war der Erstling von Alena Schröder. In dem jetzt vorliegenden Roman greift Schröder zurück und berichtet uns von Hannahs Mutter Silvia Borowski. In zwei Zeitebenen und zwar einmal die 50er Jahre in Ildingen und das Jahr des Mauerfalls 1989 in Berlin. Silvia macht sich 1989 Hals über Kopf mit ihrer kleinen Tochter Hannah von Berlin aus auf durch die Zone nach Ildingen zu ihrer Mutter Evelyn. Der Vater ist bereits verstorben und Evelyn sitzt allein in ihrem großen Haus und hat mit dem Leben abgeschlossen.

Silvia und Evelyn nähern sich nach etlichen Jahren der Entfremdung nach und nach wieder an. Die frühere Zeitebene der 50er Jahre wird immer wieder eingeschoben und wir erfahren von Evelyn, die eine Ärztin ist, den Arzt Karl Borowski heiratet, nach einiger Zeit ihre Tochter Silvia bekommt und danach Ihren geliebten Beruf aufgibt.

Das kennt man. Die eigenen negative Erfahrungen als Kind will man als Eltern nicht wiederholen. Und doch gibt es immer wieder eine Duplizität der Verhaltensmuster. so auch hier.

Eine lesenswerte "Fortsetzung" des Erstlings, der uns mit den früheren Ereignissen bekannt macht.

Bewertung vom 26.07.2023
Die letzte Nacht / Georgia Bd.11
Slaughter, Karin

Die letzte Nacht / Georgia Bd.11


ausgezeichnet

Gewohnte Qualität

Will Trent und Sarah Linton sind zurück. Während ihres Dienstes in der Notaufnahme versucht Sarah Linton eine junge Frau zu retten. Linton stellt fest, dass die junge Frau vergewaltigt und dabei lebensgefährlich verletzt wurde. Die Frau bittet sie, dafür zu sorgen, dass "er" bestraft wird, damit es nicht weitere Opfer gibt.

In der Verhandlung gegen den jungen Mann, der wegen der Vergewaltigung angeklagt wird, kann sich die Staatsanwaltschaft allein auf die Aussage von Linton stützen. Linton wird schmerzlich an ihre eigene Vergangenheit erinnert. Auch sie wurde vor 15 Jahren vergewaltigt und fürchtet jetzt, dass die damaligen Vorgänge im Prozess wieder an die Öffentlichkeit gezerrt werden.

Karin Slaughter versteht ihr "Handwerk". Sie schafft es, auf etwas über 550 Seiten die Spannung zu halten. Nach und nach erfahren wir, dass es etliche vergewaltigte Frauen gibt, wer hinter diesen Taten steht und wie es vor 15 Jahren zu Saras Vergewaltigung kam.

Dabei nehmen die persönlichen Gefühle und Verhältnisse der handelnden Personen einen großen Raum ein. Ein Thriller in gewohnter Slaughter-Qualität.

Bewertung vom 24.07.2023
Vom Ende der Nacht
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht


sehr gut

Eine lesenswerte Liebesgeschichte

Obwohl Liebesromane eigentlich nicht zu meinen Lieblingsgenres zählen, wagte ich mich doch an dieses Buch und wurde sehr positiv überrascht.

Will ist ein echter Draufgänger, Er wächst bei seinen Großeltern auf, baut viel Mist in deinem jungen Leben und hat einen zweifelhaften Ruf. Rosie dagegen ist das genaue Gegenteil, brave Tochter aus einer wohlhabenden Familie, fleißig, angepasst und immer fügsam. Ihre einzigen Fluchten sind die Musik und das Schreiben von Gedichten.

Die beiden jungen Menschen begegnen sich bei einer Party an einem Lagerfeuer und sind gleich voneinander fasziniert. Da Will Rosies Zwillingsbruder Josh Nachhilfeunterricht gibt, begegnen sie sich immer wieder, aber sie halten trotzdem Distanz. Als Josh bei einem Unfall stirbt, wird die (Nicht-)Beziehung auf eine schwere Probe gestellt.

Wir folgen den beiden Protagonisten in diesem Buch über viele Jahre, hoffen, dass sie sich endlich zueinander bekennen, aber dann passiert wieder etwas und sie entfernen sich wieder voneinander. Dieses Spiel von Anziehung und Abstoßung beschreibt Claire Daverly meisterhaft und vollkommen kitschfrei.

Deshalb hat mich das Buch begeistert und mich fast atemlos lesen lassen. Es ist wunderbar geschrieben, sanft und melancholisch, aber auch aufregend und manchmal dramatisch. Die Zeichnung der Figuren ist meisterhaft, man sieht sie vor sich: die sorgenvolle Großmutter, die von Ehrgeiz zerfressene Mutter im strengen Kostüm, besonders aber Will in seiner ganzen Widersprüchlichkeit und Rosie, die sich vom Leben hin und her schubsen lässt und dann doch ihren Weg unbeirrt geht.

Das Buch schreit nach einer Verfilmung!

Bewertung vom 18.07.2023
Nincshof
Sebauer, Johanna

Nincshof


ausgezeichnet

Hervorragend

Nincshof, ein Dorf in Österreich, genauer im Burgenland an der ungarischen Grenze, soll verschwinden. So wünschen es sich die sogenannten Oblivisten, eine Gruppe von drei Männern, die sich die alte Zeit zurücksehnen, als Nincshof der Legenden nach im Schilf versteckt vor der übrigen Welt lag und die Bewohner in Frieden lebten. Die Oblivisten versuchen alles, um diesen Zustand wieder zu erreichen. Da werden in den Büchern der in der Nähe liegenden Bibliothek alle Seiten, die sich mit Nincshof beschäftigen, entfernt. Radfahrer werden mit Hilfe von Gülle abgeschreckt. Hinweisschilder werden abmontiert.

Aber da gibt es Schwierigkeiten mit den neu hinzugezogenen Bewohnern. Sie ist eine Dokumentarfilmerin und er, ein unternehmungslustiger Italiener, hält sich eine Herde seltener "Irrziegen" aus Südamerika. Damit könnte er Touristen anlocken. Das wäre für die Pläne der Oblivisten natürlich kontraproduktiv.

Ein herrlicher Roman, der voller äußerst lustiger absurder Situationen steckt. Einfach amüsant. Dabei steckt hinter der lustigen Oberfläche auch ein ernsthafter Hintergrund. Ist es denn so abwegig, was die Oblivisten sich wünschen? Einfach nur in Ruhe abseits vom Getöse der großen Welt in Frieden leben zu wollen?

Einfach großartig, was sich Johanna Sebauer da ausgedacht hat. Toll geschrieben. Ich war sehr überrascht, als ich nach Beendigung der Lektüre feststellte, dass es ihr Erstling ist. Da kann man sich jetzt schon auf den nächsten Roman freuen. Unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 18.07.2023
Leichenblass im Fass / Die Friesenbrauerin ermittelt Bd.2
Jensen, Joost

Leichenblass im Fass / Die Friesenbrauerin ermittelt Bd.2


sehr gut

Überzogen

Gesine Felber ist in Sünnum eine Institution. Stellt sie doch in ihrer kleinen Brauerei das sogenannte Tüdelbräu her. In einem norddeutschen Brauwettbewerb gewinnt sie mit ihrem Bier gegen das sogenannte Dünenhopfen Bier und macht sich damit Neunaber, den Brauer des Dünenhopfens, zum Feind. Eine Leiche im Bierfass macht dann den Nordseeroman zum Nordseekrimi. Die Aufklärung ist eine gemeinsame Anstrengung von Polizei und Sünnumer Einwohnern.

"Überzogen" habe ich den Roman in der Überschrift bezeichnet. Überzogen sind die einzelnen Charaktere gezeichnet, überzogen aber auch oft die Situationen und die Vorgänge im Dorf. Touristen kommen praktisch nur als versoffene Horde von Chaoten vor, die sich volllaufen lassen und dann die Blumenbeete zertrampeln.

Die Spannung verläuft mäßig. Aber ich habe den Verdacht, dass knisternde Spannung auch gar nicht beabsichtigt war, da es vor allem um die lustigen Situationen geht.

Die Macht der sozialen Medien von ihrer negativen Seite nimmt einen weiten Raum ein.

Ein lustiger Küstenkrimi, der zum Beispiel gut für einen erholsamen Urlaub geeignet ist.

Bewertung vom 13.07.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


sehr gut

Aus den Leben gegriffen

Man ist sofort mittendrin im Leben der Familie, die aus den Schwestern Sanne, Petra und Gitti und Ihren Eltern besteht. Die Eltern werden alt. Sanne, die sich immer um alles kümmert, organisiert den Umzug aus dem schmalen Haus, das die Eltern gebaut haben, in eine seniorengerechte Wohnung. Die beiden anderen Schwestern werden bei dieser Entscheidung nicht mit eingebunden. Und die Eltern nicken einfach zu dem, was Sanne für das Beste für sie hält. Vor allem Petra ist bei den Entscheidungen außen vor. Sie hatte auch vorher schon wenig Kontakt zu den Eltern und Schwestern. Nur zu Weihnachten erfolgte ein kurzer Pflichtbesuch.

Anders als gedacht, wird Sanne nach dem Umzug der Eltern nicht entlastet sondern fühlt sich immer unzufriedener. Ihr Mann verlässt sie, sie beginnt zu trinken, vernachlässigt ihre Pflichten und auch sich selbst. Sie verhält sich komisch. Petra, die sich lange unfähig für feste Bindungen hielt, erfährt hier jedoch eine positive Wendung.

Das Buch lässt sich flüssig lesen. Man kann sich die Situationen in der Straße beim schmalen Haus wunderbar vorstellen. Zum Schluss scheint mir die Situation allerdings etwas überzogen zu sein. Auch die endgültige Entwicklung der Beziehung der Schwestern zueinander bleibt etwas offen.

Bewertung vom 06.07.2023
Die Spur der Aale / Ein Fall für Greta Vogelsang Bd.1 (eBook, ePUB)
Wacker, Florian

Die Spur der Aale / Ein Fall für Greta Vogelsang Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Urlaubskrimi

Um Staatsanwältin Greta Vogelsang dreht sich dieser Roman. Es ist der erste Band einer Romanreihe. Vogelsang ist beim Dezernat für Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte in Frankfurt. Darum geht es auch in diesem Buch. Genauer um Glasaale. Das sind junge noch durchsichtige Aale. Sie stehen unter strengem Schutz. Offensichtlich ist es lukrativ, diese Aale zu schmuggeln.

Ganz ohne Leiche geht es hier auch nicht. Ein Kollege vom Zoll, der sich kurz vorher an Vogelsang gewandt hat, wird tot aufgefunden. Ist er ermordet worden? Greta macht sich Vorwürfe, weil sie nicht auf die Mail des Kollegen reagiert hat, und versucht herauszufinden, was er entdeckt hatte.

Ein interessantes Thema. Ein Zwei-Tage-Buch ist daraus geworden. Das heißt, ich brauchte nur knapp zwei Tage, um das Buch zu lesen. Also flüssig geschrieben und gut zu lesen. Am Anfang braucht es etwas lange, um in die Gänge zu kommen. Ich nehme an, da sollen Leserin und Leser erstmal mit den Personen und dem Umfeld vertraut gemacht werden. Ist legitim, dient aber nicht dem Spannungsaufbau. Und am Ende ein kleiner Cliffhanger, um auf den nächsten Band neugierig zu machen? Ein Krimi passend für den Sommerurlaub.

Bewertung vom 29.06.2023
Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1


sehr gut

Erschreckender Realismus

Kriminalkommissar Tomas Wolf ist einer der Protaginsten in diesem Roman. Die andere ist die Journalistin Vera Berg. Beide durchleben einige private Turbulenzen. Wolf war im Bosnienkrieg und trägt noch einige Traumata davon mit sich herum, die auch seine Ehe gefährden. Vera Berg trennt sich gerade von ihrem Freund Jonny, der auf die schiefe Bahn gekommen und drogensüchtig ist. Vera nimmt seinen Sohn mit, weil sie ihn bei Jonny in Gefahr sieht.

Ein Täter, der Frauen aus Asylheimen ermordet, wird gesucht. Nicht nur Wolf auch Vera ist an dem Fall dran, weil sie ihre Stelle bei der Zeitung verloren hat und hofft, durch einen exklusiven Bericht über die Ergreifung des Täters ihre Stelle zurück zu bekommen.

Engmann und Selåker schreiben sehr authentisch über die Situation, in der sich die Asylsuchenden während des Bosnienkrieges befinden. Sehr realistisch bekommen wir die menschenverachtende Haltung und die entsprechenden Taten der Neonazis in Schweden geschildert.

Der Roman ist ungemein spannend und wartet mit immer neuen Erkenntnissen auf. Besonders gegen Ende spitzt sich die Handlung zu. Was mir nicht besonders gefällt, ist der gleich mehrfache Cliffhanger im Epilog.