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pajo47
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Sundern

Bewertungen

Insgesamt 197 Bewertungen
Bewertung vom 23.07.2024
Cascadia
Phillips, Julia

Cascadia


gut

Ratlos

Von pajo47

Das ist mir ganz selten passiert, dass ich nach der Lektüre eines Romans nur einfach ratlos war, was ich davon halten sollte. Diesmal war es so.

Aber zunächst mal zum Inhalt. Zwei Schwestern und ihre kranke Mutter leben in ihrem Haus auf einer Insel im Nordwesten der USA. Die Schwestern kümmern sich um ihre Mutter, deren Krankheit horrende Kosten verursacht, so dass die Verdienste der Schwestern dafür völlig aufgezehrt werden. Da tritt eine weitere wichtige Figur auf. Ein Bär. Er bringt das Verhältnis der Schwestern völlig durcheinander.

Die Personen im Roman verhalten sich meiner Meinung nach einfach nur merkwürdig. Die beiden Schwestern haben scheinbar ein inniges Verhältnis, das sich aber als instabil erweist. Eigentlich erweisen sie sich als beziehungsunfähig sowohl zueinander als auch zu anderen Menschen. Wie gesagt, ich war am Ende der Lektüre recht ratlos. Das Verhalten und die Gedankengänge der Protagonisten waren recht seltsam. Ich wurde damit nicht warm.

Bewertung vom 23.07.2024
Signum / Stormland Bd.2
Lindqvist, John Ajvide

Signum / Stormland Bd.2


sehr gut

Täter und Opfer

Dies ist der zweite Band einer Reihe. Ich habe den ersten Band nicht gelesen. Aber es war kein Problem mit den Personen und Gegebenheiten in diesem Buch zurecht zu kommen. Es wurde immer mal wieder darauf hingewiesen, was im ersten Band geschah, so dass man alle Zusammenhänge gut verstehen konnte.

Martin Rudbeck wird von Kim Ribbing gekidnappt. Rudbeck hatte Kim als Jugendlichen mit Schocktherapien "behandelt". Die Situation ist etwas verworren, da Kim Rudbeck nicht umbringen will, sondern irgendwie etwas über sich selbst herausfinden will. Doch dann kommt es doch zum Tode von Rudbeck. Astrid Helander und die ehemalige Polizistin Julia Malmros wollen Kim helfen, die Tat zu vertuschen und die Leiche verschwinden zu lassen.

Linqvist geht sehr behutsam mit seinen Figuren um. Es ist gar nicht so ganz klar, wer jetzt Opfer oder Täter ist. Dabei legt er sehr viel Wert darauf alle Facetten der einzelnen Personen zu beschreiben. Sehr interessant ist dabei Kommissar Jonny Munther, der sehr unsicher und behutsam eine neue Beziehung beginnt, wobei ihn das ganze Kommissariat mit vielen Ratschlägen unterstützt. Eine zweite sehr interessante Person ist Astrid. Sie ist sehr geschickt darin andere zu ihrem Vorteil zu manipulieren.

Linqvist lässt die Grenzen zwischen gut uns böse, zwischen Täter und Opfer, schuldig und unschuldig ziemlich verschwimmen. Erst am Schluss beim überraschenden Ende bekommt man eine Ahnung, wen Linqvist für Täter und wen er für Opfer hält.

Ein Hinweis noch für Leserinnen und Leser, die es nicht so gern brutal haben. Solche Stellen finden sich im Roman sehr häufig.

Bewertung vom 13.07.2024
Solito
Zamora, Javier

Solito


ausgezeichnet

La USA

Das ist das Ziel: La USA. Javier lebt bei seinen Großeltern in El Salvador. Seine Eltern sind vor Jahren schon vor dem Bürgerkrieg in die USA geflohen. Jetzt ist Javier 9 Jahre alt und seine Eltern haben genug Geld gespart, um Schlepper zu bezahlen, auch Javier in die USA zu bringen.

Javier Zamora erzählt seine eigene Geschichte, die Geschichte seiner Flucht. Er berichtet mit einfachen Worten in der Rolle als Neunjähriger über die 7 Wochen, die seine Flucht dauerte. Der Vorspann in El Salvador, bevor die Flucht losgeht, ist etwas langatmig geworden. Andererseits wird man mit der Lebensweise und der Mentalität der Menschen dort ausführlich bekannt gemacht.

Die Flucht ist dann etwas, was einen mit spüren und mit fiebern lässt. Wir erleben, wie Javier immer wieder neue Leute kennen lernt und merkt, dass er auch von fremden Menschen Hilfe und Unterstützung bekommen kann und sich bei ihnen wohl und geborgen fühlen kann.

Was mich etwas irritiert hat, sind die vielen spanischen Redewendungen und ganzen Sätze, die zum Ende gefühlsmäßig immer mehr werden. Man findet am Ende des Romans eine Übersicht mit den Übersetzungen. Aber ich habe es irgendwann aufgegeben, immer wieder nach hinten zu blättern. Die spanischen Teile haben ihren Stellenwert, da verschiedene Sprachen im Roman eine Rolle spielen, aber ich hätte mir die Übersetzungen als Fußnoten gewünscht.

Ein lesenswertes Buch. Unbedingte Lese Empfehlung.

Bewertung vom 03.07.2024
Dunkler Abgrund
Lillegraven, Ruth

Dunkler Abgrund


sehr gut

Überraschend

Clara Lofthus wird kurz nach dem Tod ihres Mannes die neue Justizministerin Norwegens. Sie ist gleichzeitig alleinerziehende Mutter mit zwei Söhnen. Diese Söhne spielen eine wichtige Rolle im Roman. Sehr schnell wird deutlich, dass es bei Clara Lofthus ein paar dunkle Kapitel in der Vergangenheit gibt.

Der Roman ist auf eine raffinierte Weise strukturiert, an die ich mich erst gewöhnen musste. Er ist aufgeteilt in eine Vielzahl oft sehr kurzer Kapitel, in denen der Fortgang jeweils aus der Sicht einer anderen Person in der Ich-Form erzählt wird. Das bedeutet, man muss sich immer wieder auf eine andere Sichtweise einstellen. Das wird nach einer Eingewöhnungszeit recht interessant.

Was mir auch am Anfang etwas Schwierigkeiten bereitete, war die Vielzahl der handelnden Personen, die nur schwer auseinanderzuhalten waren. Das mag aber auch daran liegen, dass ich den Vorgängerband nicht gelesen habe. Jedenfalls brauchte es einige Kapitel, um den Durchblick zu bekommen.

Das Ende ist jedenfalls sehr überraschend und offen, was Appetit auf den nächsten Band macht.

Bewertung vom 26.05.2024
Krähentage
Cors, Benjamin

Krähentage


sehr gut

Ungewöhnlich

Benjamin Cors startet eine neue Reihe. Jakob Kroh und Mila Weiss sind seine Hauptakteure auf Seiten Polizei. Sie sind die Leitung eines neuen Teams, genannt Gruppe 4, weil sie im vierten Stock untergebracht sind. Die Gruppe 4 hat keine Zeit sich aneinander zu gewöhnen oder einzuarbeiten, denn sie werden sofort mit mysteriösen Fällen konfrontiert. Es gibt zwei Leichen, Aber die Ermordeten hat man noch nach ihrem Tod gesehen und gesprochen.

Wie das meist so ist beim ersten Band einer neuen Reihe, müssen die handelnden Personen eingeführt werden. Aber Cors gelingt es dabei, die Besetzung einigermaßen überschaubar zu halten. Gleich von Anfang an wird klar, dass Kroh und Weiss beide ein privates Problem mit sich herumschleppen. Das ist bei Krimis zur Zeit wohl in.

Als Warnung für Leserinnen und Leser sollte ich noch erwähnen, dass die Handlung teilweise recht gruselig ist. Der überraschende Schluss beinhaltet einen kleinen Cliffhanger, was ich eigentlich nicht gerne habe, der aber in diesem Fall akzeptabel ist.

Bewertung vom 19.05.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


sehr gut

Unwahrscheinliches Märchen

Zunächst einmal. Es ist kein Krimi, den Romy Fölck uns hier vorlegt. Aber was ist es dann? Zunächst mal ist sehr unwahrscheinlich, was im Roman so vor sich geht. Da treffen sich drei Menschen auf einem hochverschuldeten Hof. Benno, dem der Hof gehört, Thea, eine Rückkehrerin aus Portugal und Juli, die eigentlich zu Fuß nach Amsterdam gehen will, aber wegen eines Unfalls erstmal auf dem Hof bleibt.

Das Unwahrscheinliche daran? Alle drei haben oder hatten Probleme mit Eltern, Partnern und/oder Kindern. Unwahrscheinlich auch, dass Juli nach ihrem Unfall im Wald gefunden wird, weil Thea ein Lagerfeuer haben will und Benno, das nötige Holz dazu ausgerechnet da sucht, wo Juli ihren Unfall im Wald hatte.

Ich habe mir dann gedacht, wenn solche und weitere Zufälle in der Häufung in der Wirklichkeit eher unwahrscheinlich sind, dann erkläre ich das Ganze einfach zu einem modernen Märchen. Da ist das unproblematisch. Zumal auch ein Wolf eine Rolle im Roman erhalten hat. Und Happy End wie im Märchen? Nein, das verrate ich nicht.

Das Buch ist gut zu lesen. Aber ehrlich: Ich fand die Krimis besser. Das kann aber auch daran liegen, dass ich allgemein Krimis lieber lese.

Bewertung vom 10.05.2024
Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1
Koppelstätter, Lenz

Was der See birgt / Ermittlungen am Gardasee Bd.1


gut

Wirrwarr

Der erste Bad einer neuen Serie. Die Hauptpersonen Gianna Pitti, Polizeireporterin der Lokalzeitung, ihr Onkel Francesco und ihre Chefredakteurin Elvira. Wie es so ist, wenn eine Reporterin die Hauptrolle spielt, ist die Polizei erstmal recht hilflos, was die Aufklärung des Mordes an einem jungen Mann angeht, der tot im Hafen gefunden wurde. Pitti ist dabei auch emotionell betroffen, da sie noch am Abend, bevor der Mord geschah, mit dem späteren Opfer ein Date hatte.

Es geht mysteriös weiter, mit einer geheimnisvollen Villa, einer geheimnisvollen Vereinigung und Schlüsselanhängern in Form von Fischen.

Der Beginn des Buches, jedenfalls so weit, wie die Leseprobe reichte, hat mir recht gut gefallen. Doch im weiteren Verlauf wurde es immer verworrener. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass Lenz Koppelstätter schon mehrere Romane verfasst hat, hätte ich diesen Roman für ein Erstlingswerk gehalten. Es ist klar, dass im ersten Band einer neuen Reihe erstmal die neuen Personen eingeführt werden müssen. Aber müssen das derart viele sein. Jedenfalls habe ich einfach die Übersicht verloren. Oft findet man in Erstlingswerken so viele Dinge, weil der Autor alles, einfach alles, was ihm eingefallen ist, hineinschreibt. Die Kunst dabei ist die Kunst der Beschränkung. Das sollte Koppelstätter eigentlich wissen.

Bewertung vom 16.04.2024
Physio @Home
Lämmle, Vanessa

Physio @Home


ausgezeichnet

Bewegung

Bewegung ist alles. Man kennt den Spruch "Wer rastet, der rostet". In diesem Buch legt auch Vanessa Lämmle Wert auf Bewegung und zwar unter dem Grundsatz: "Auch kleine Bewegungen sind besser als keine Bewegungen".

Das Buch ist in einzelne Themenbereiche gegliedert wie Füße, Knie, Rücken usw. Man muss das Buch nicht von vorn bis hinten durcharbeiten sondern kann sich den Bereich, der einen persönlich interessiert, heraussuchen. Jeder weiß selbst, welche Muskeln bei seinem Körper ein Bewegungsdefizit haben, z. B. wegen langer sitzender Tätigkeit.

Man sollte jedoch auf jeden Fall die grundsätzlichen Erläuterungen ansehen, die am Anfang des Buches und zu Beginn jedes Kapitels stehen. Die einzelnen Übungen sind sehr verständlich beschrieben. Die zahlreichen Abbildungen bieten eine weitere gute Orientierung.

Sehr positiv fand ich die Hinweise, wie man zum Beispiel bei körperlichen Einschränkungen die einzelnen Übungen variieren kann.

Nur die Seitenangaben im Inhaltverzeichnis, sollten bei den letzten Kapiteln dem Buch angepasst werden. Der 30-Tage-Plan befindet sich zum Beispiel erst 17 Seiten weiter hinten als angegeben.

Bewertung vom 22.03.2024
Der Lärm des Lebens
Hartmann, Jörg

Der Lärm des Lebens


ausgezeichnet

3 Tage

"Das Buch gefällt dir", sagte meine Frau. Sie machte es daran fest, dass ich es in drei Tagen durchgelesen hatte. Sie hat recht. Wenn mir ein Buch gefällt, habe ich es (leider) ganz schnell durch.

Jörg Hartmann erzählt von sich, seinen Großeltern, seinen Eltern, seiner Familie, wie er zum Schauspielern kam. Sein Wunsch-Theater war die Schaubühne in Berlin. Es ist spannend zu lesen, welche Klimmzüge er macht, nur um als Schauspielschüler an der Schaubühne vorsprechen zu können.

Hartmann gibt uns einen tiefen persönlichen Einblick in die Gefühlswelt als Schauspieler. Er sieht das Team des Theaters als große Familie. Dabei macht es ihm immer wieder Kummer, die eigene Familie wegen eines Engagements in einem anderen Ort einige Zeit verlassen zu müssen.

Jörg Hartmann war mir vor der Lektüre dieses Buches ein Begriff als Kommissar Faber im Dortmund-Tatort. Faber, das ist die Figur im Film. Die Person dahinter ist anders. Sie kann man im Buch entdecken.

Bewertung vom 20.03.2024
Lichtjahre im Dunkel
Ani, Friedrich

Lichtjahre im Dunkel


sehr gut

Kaum Süden!

Privatdetektiv Tabor Süden und Oberkommissarin Fariza Nasri treten wieder auf. Der Inhaber eines Schreibwarenladens wird vermisst und Tage später tot im Kofferraum eines Autos entdeckt. Ermordet mit einem Messer. Da könnte sich jetzt ein Krimi entwickeln. Doch einen klassischen Krimi wollte Ani wohl nicht abliefern. Passend ist auf dem Cover auch nur "Roman" vermerkt.

Ich hatte mir von Friedrich Ani mehr oder etwas anderes erhofft. Der Roman fängt toll an. Da merkt man den Könner. Ani schafft es, mit wenigen Worten eine so dichte und passende Atmosphäre zu schaffen, dass man sich mitten im Geschehen fühlt. Da sind vor allem zwei Situationen hervorzuheben, das erste Gespräch Südens mit der Frau des Ermordeten und der erste Besuch Südens im Blauen Eck, der Stammkneipe des Ermordeten. Doch dann verliert Ani sich in der recht konfusen und meist sehr alkoholgeschwängerten Gedankenwelt einiger Personen. Das kann interessant sein. Ich fand es jedoch zu konfus und zu lang.

Nach dem angenehmen Beginn taucht Süden erst ganz am Ende wieder auf. zwischendurch soll er angeblich laut Klappentext im Hintergrund die Fäden ziehen. Ein solches Ziehen von Fäden habe ich allerdings nicht gefunden.