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Rotwein17

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Insgesamt 71 Bewertungen
Bewertung vom 17.11.2019
Tell, Anna

Nächte des Zorns / Amanda Lund Bd.2 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Gelungene Fortsetzung der Krimi-Reihe – auch als Hörbuch empfehlenswert

Mit „Nächte des Zorns“ wird nun - nach dem letztjährigen Auftakt (Vier Tage in Kabul) - die Reihe um die schwedische Unterhändlerin Amanda Lund fortgesetzt. Der neue Fall spielt sowohl im Kosovo als auch in Schweden, ist dabei aber komplett eigenständig. Dennoch empfiehlt es sich, die Reihenfolge einzuhalten, da es auch im Privatleben der Ermittler einige durchaus relevante Entwicklungen gibt.

Die Handlung weist einige Parallelen zum vorherigen Fall auf. Wieder geht es um das Verschwinden, diesmal eines schwedischen Polizisten, im fernen Ausland. Amanda reist für ihre Ermittlungen zunächst mit ihrem Kollegen nach Pristina, während die Stockholmer Beamten das private Umfeld des mutmaßlichen Entführungsopfers näher beleuchten. Im Weiteren wird dann ein zweiter Handlungsstrang um eine ehemalige schwedische Polizistin eingeführt, die gerade für eine dubiose Sicherheitsfirma einen Auftrag ausführt, der sie – ebenso wie Amanda – von Stockholm nach Pristina (und wieder zurück) führt. Diese beiden Handlungsstränge werden von der Autorin dann recht elegant miteinander verknüpft und es kommt schließlich zu einem spannenden gemeinsamen Showdown in Schweden, bei dem vor allem Amanda mit ihrer Verhandlungskompetenz gefordert ist.

Mir hat diese Mischung aus Krimi, Thriller sowie einigen politischen und psychologischen Aspekten, wie auch schon der erste Teil, wirklich gut gefallen. Da erneut Svenja Pages das Hörbuch eingelesen hat, habe ich mich wiederum für die Hörvariante entschieden. Svenja Pages bringt diese permanente subtile Spannung wirklich gut rüber und macht aus den „Nächten des Zorns“ ein durchweg unterhaltsames Hörerlebnis. Ich hoffe jedenfalls, dass die Reihe zeitnah fortgesetzt wird.

Das Hörbuch habe ich von CD (mp3) gehört. Die CD-Ausgabe ist gegenüber der Download-Variante um lediglich 12 Minuten gekürzt, was bei einer Gesamtspieldauer von etwas über 9 Stunden zum Glück kaum ins Gewicht fällt.

Insgesamt gute 4 bis 5 Sterne.

Bewertung vom 10.11.2019
Turton, Stuart

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle


ausgezeichnet

Auch als Hörbuch eine glatte Empfehlung!

Stuart Turtons „Die 7 Tode der Evelyn Hardcastle“ einem passenden Genre zuzuordnen, fällt nicht leicht. Die Erzählung hat in erster Linie Elemente eines Mystery-Krimis bzw. Detektivromans, liest sich aber zuweilen auch wie ein düsterer Fantasy-Gruselthriller. Einem Filmfan könnte man sie beschreiben als eine Mischung aus „Eine Leiche zum Dessert“ und einem ernsten „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Ich-Erzähler Aiden Bishop erwacht mitten im Wald, kann sich an nichts erinnern. Als nächstes sieht er, wie eine Frau von einem Unbekannten verfolgt wird. Schließlich gelangt er völlig erschöpft zum Landsitz der Familie Hardcastle, einem teils schon verfallenen Herrenhaus, wo er über das Geschehene berichtet und schließlich auch aufgenommen wird. Weder weiß er anfangs etwas über seine eigene Identität noch über die der zahlreichen Gäste, die alle offenbar einer geheimnisvollen Einladung auf das Anwesen gefolgt sind.

Ähnlich wie in einem Point&Click-Adventure auf dem PC sammelt Aiden nun Information um Information, indem er einfach nur beobachtet, Gegenstände und Räume untersucht und insbesondere mit den Familienmitgliedern und den Gästen in Kontakt tritt. Nach und nach werden ihm erste Zusammenhänge klar, doch zunächst bleibt vieles mysteriös. Keine Person ist das, was sie zu sein scheint und jeder Gast verfolgt ganz offensichtlich vorrangig seine eigenen speziellen Interessen. Es dauert auch einige Zeit, bis Aiden (und dem Leser) klar wird, dass er die im Wesentlichen immer gleichen Abläufe ein und desselben Tages (der stets mit dem Mord an Evelyn Hardcastle endet) immer wieder aufs Neue erlebt – nur eben im Körper und aus der Perspektive verschiedener Personen bzw. Gäste. Aiden‘s Aufgabe: Er muss diesen Mord aufklären und den Mörder benennen. Doch dafür kann er sich nicht ewig Zeit lassen, denn er hat einen (oder mehrere?) Gegenspieler, die die Zahl der ihm zur Verfügung stehenden „Wirtskörper“ reduzieren und damit seine Handlungsmöglichkeiten immer weiter einengen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …

Ich habe diese Erzählung als Hörbuch gehört. Erfreulicherweise wurde die Ausgabe auf 2 mp3-CDs vom Verlag nicht in der Länge beschnitten. Es handelt sich somit um eine ungekürzte Lesung mit einer Spieldauer von satten 17 1/2 Stunden. Dass diese Zeit dennoch recht zügig vergeht, ist neben Autor Stuart Turton vor allem dem hervorragenden Sprecher Frank Stieren zu verdanken, dessen lebendige und atmosphärisch dichte Erzählweise wesentlichen Anteil daran hat, dass die Spannung bis zum – wie ich fand durchaus überraschenden – Ende hoch gehalten wird.

Tipp: Die Erzählung sollte man ohne größere Pausen lesen bzw. hören, zumal häufig auf Geschehnisse und Gespräche der vorherigen Tage Bezug genommen wird und man ansonsten Gefahr läuft, den Anschluss zu verlieren (vor allem, wenn man selbst mitraten möchte).

Bewertung vom 06.11.2019
Voskuil, J. J.

Das Büro 07


ausgezeichnet

Mit „Der Tod des Maarten Koning“ findet die „Büro“-Reihe nun ihren würdigen Abschluss. Verglichen mit den vorherigen Folgen ist dieser Band mit „nur“ rund 250 Seiten eher knapp bemessen. Maarten fremdelt noch sehr mit seiner ungewohnten Ruhestandssituation, die Alltags- und Arbeitsroutine fehlt ihm. So handelt auch ein Großteil dieses Bandes von seinen Versuchen, die neu gewonnene freie Zeit mit mehr oder weniger sinnvollen Aktivitäten, ausgedehnten Spaziergängen und langen Radtouren zu füllen. Dabei ist schön zu sehen, wie Maarten seine Umgebung mit anderen Augen wahrnimmt und ihm nun Details im Stadt- und Landschaftsbild auffallen, die ihm all die Jahre vorher verborgen geblieben waren.

Zum Glück für den Leser (sonst würde es auf Dauer doch etwas eintönig werden) reißt der Kontakt zum Büro und den früheren Arbeitskollegen nicht ganz ab, da Maarten vor Ort noch einige Restarbeiten abschließen möchte. Doch vieles von dem, was sein Nachfolger und auch einige Kollegen nun anders machen, läuft aus Maartens Sicht in eine völlig falsche Richtung und entwertet seine über die Jahrzehnte geprägten Vorstellungen von wissenschaftlicher Arbeit. Maartens schon fast verzweifelten Versuche, hier noch korrigierend einzugreifen, sind ebenso berührend wie vieles, was Maarten im Nachhinein – direkt oder hintenherum – über seine früheren Mitarbeiter erfährt. Manche Beziehungen erscheinen Maarten rückblickend nun in einem völlig anderen Licht und bergen für ihn auch leider noch die eine oder andere herbe Enttäuschung.

All das sind Entwicklungen, die mitten aus dem Leben gegriffen sind und die Menschen in ähnlicher Situation durchaus bekannt vorkommen dürften. Und das ist ohne Zweifel eine Stärke der Romanreihe, nämlich bei all der Nüchternheit und Klarheit der Sprache dennoch so viel emotionale Nähe und Authentizität zu erzeugen.

Mir hat „Das Büro“ ausgesprochen gut gefallen. Daher finde ich es schade, dass die Reihe in Deutschland (noch) vergleichsweise wenig bekannt ist. Ich kann mir gut vorstellen, es – mit ein paar Jahren Abstand – nochmal von vorne zu lesen, denn es war wirklich ein großes Lesevergnügen!

Bewertung vom 27.09.2019
Bleier, Bianka

Bis hierher und dann weiter


ausgezeichnet

Zeiten des Umbruchs

„Bis hierher und dann weiter“ ist der 5. Band der Tagebücher der auch als „Fromme Hausfrau“ bekannten Autorin Bianka Bleier. Er umfasst die Zeit von August 2004 bis Dezember 2008 und schließt damit unmittelbar an den vorherigen Band „Gezeitenwechsel“ an. Im Mittelpunkt stehen diesmal die beiden großen Mädchen, Anna und Lena, die dabei sind, das heimische Nest zu verlassen. Für Vater Werner, Mutter Bianka und auch Bruder Jan bedeutet dies ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Einerseits das Wissen um die Notwendigkeit des Loslassens und der Veränderung, andererseits der Abschied von 20 Jahren gemeinsamer Zeit unter einem Dach, die in dieser Form definitiv nicht mehr zurückkommen wird. Während Werner versucht, mit der Situation rational umzugehen und den bevorstehenden Umbruch daher auch als Chance sieht, neue Prioritäten in seinem Leben zu setzen, tut sich Bianka eher schwer. Ein häuslicher Unfall schließlich und die anschließende langwierige Zeit der Genesung werden zunehmend zur Belastungsprobe, für Bianka, für ihre Ehe, für die Familie.

Wer die früheren Bücher der Autorin gelesen hat, für den ist der vorliegende Band ohnehin Pflichtlektüre. Aber selbst wer die Vorgeschichte(n) nicht kennt, kann hier problemlos einsteigen und ggf. später „nachlesen“. Das Besondere an Bianka Bleiers Tagebüchern sind vor allem die Offenheit und Authentizität, mit der sie den Lesern einen ungewöhnlich nahen, ungeschminkten Einblick in ihr Familienleben gewährt, mit allen Auf und Ab‘s, fröhlichen und schwachen Momenten sowie ihrem Vertrauen auf (und manchmal auch Hadern mit) Gott. Ich denke, dass dieses Buch auch anderen Familien in einer ähnlichen Lebenssituation eine wertvolle Hilfe sein kann.

„Bis hierher und dann weiter“ hatte ich nach drei Tagen ausgelesen. Denn im Gegensatz zu manch anderen Autoren in unserer Blog-gesättigten Zeit fühlt sich Bianka Bleier nicht nur zum Schreiben berufen, sondern sie kann es auch. Ein klarer, schnörkelloser Stil, der dennoch viel an Emotion zwischen den Zeilen transportiert, eben einfach authentisch, echt und dabei sehr angenehm zu lesen.

Eindeutige Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.09.2019
Voskuil, J.J.

Das Büro 06


ausgezeichnet

Das Büro - Band 6 - 1982 bis 1987

Der vorletzte Band der Reihe „Das Büro“ des niederländischen Autors J. J. Voskuil behandelt – wie der Titel „Abgang“ schon vermuten lässt – die letzten Jahre im Berufsleben von Maarten Koning. Es sind intensive Jahre, geprägt vom Wandel und einer wissenschaftlichen Neuausrichtung seines Fachs. Nicht alles davon kann Maarten mit seinen eigenen Vorstellungen und Überzeugungen vereinbaren und so beschließt er schließlich, vorzeitig in Rente zu gehen, ohne aber noch konkrete Pläne für die Zeit seines Ruhestandes zu haben. Darauf angesprochen, was er mit seiner freien Zeit anfangen wird, antwortet er meistens mit Fahrrad fahren und Spazieren gehen. Einige Monate vorher aber verabschiedet sich erst noch Balk, dem sich Maarten gegen Ende zuweilen verbundener fühlt als während der langen gemeinsamen Zeit vorher. Es wird etliche Monate dauern, bis das Büro einen neuen Direktor bekommen wird. Auch das eine Zeit des Übergangs, während der Maarten die kommissarische Leitung des Büros übernehmen wird. Zeitgleich bringen sich gleich mehrere frühere Weggefährten als Kandidaten für die vakante Position in Stellung. Der sechste Band endet schließlich für Maarten (vermeintlich) harmonisch und versöhnlich, als sich seine Abteilung - jeder einzelne auf eine sehr individuelle Weise - von ihm verabschiedet.

Abgang und Abschied – die zentralen Themen des sechsten Bandes. Maartens berufliche und private Lebenskurve ist zudem gekennzeichnet von Krankheit, Trennungen und mehreren Abschieden für immer. Die durch die baldige Aufgabe seiner beruflichen Tätigkeit gewonnene Aussicht auf persönliche Freiheit geht bei ihm daher immer auch einher mit einer zunehmenden Verunsicherung. Was werden Nicolien und ihm die kommenden Jahre noch bringen? Was werden seine Aufgaben, wo sein künftiger Platz in der sich rapide verändernden Gesellschaft sein?

Ohne hier spoilern zu wollen – es lohnt sich, nicht nur diesen sechsten, sondern auch den (vergleichsweise kurzen) 7. Band noch zu lesen. Denn rückblickend ist bzw. war nicht immer alles so, wie es Maarten erschien. Und manche Verbindungen und Beziehungen zu den früheren Kollegen erscheinen letztendlich in einem neuen Licht.

Bewertung vom 22.08.2019
Galbraith, Robert

Die Ernte des Bösen / Cormoran Strike Bd.3 (3 MP3-CDs)


weniger gut

Ein Tiefpunkt der Reihe

Der durchaus vielversprechende Auftakt der Reihe um Detektiv Cormoran Strike und seine Assistentin Robin erlebt mit dem dritten Band „Die Ernte des Bösen“ aus meiner Sicht leider einen Tiefpunkt. Mangelnde Spannung wird versucht, mit einer Extraportion Gewalt und Ekel wettzumachen, was aber nicht gelingt. Der Fall zieht und zieht sich und endet schließlich mit einer eher willkürlich anmutenden Auflösung, die mich am Ende allerdings kaum mehr interessiert hat. Dafür wirkte der Fall mit mehreren verdächtigen Serienmördern, die allesamt einen Bezug zu Strikes Vergangenheit haben, viel zu konstruiert. Auch die privaten Veränderungen mit der geplanten Hochzeit von Robin und Matthew halten sich in engen Grenzen und bleiben dabei leider ziemlich vorhersehbar.

Ich habe die Episode als Hörbuch gehört - und das ist auch das einzig Positive, was es zu berichten gibt. Denn wie auch schon bei den vorhergehenden Fällen liefert Dietmar Wunder hier erstklassige Arbeit ab. Daher in der Fassung als Hörbuch von mir insgesamt akzeptable 2 Sterne. Die reine Erzählung an sich kann ich jedoch nicht weiterempfehlen.

Bewertung vom 22.08.2019
Voskuil, J. J.

Das Büro 05


ausgezeichnet

Das Büro - Band 5 - 1979 bis 1982

„Und auch Wehmütigkeit“ ist der 5. Teil der 7-bändigen Reihe „Das Büro“ des niederländischen Autors J. J. Voskuil. Ähnlich wie der Erzählzyklus mit diesem 1200-seitigen Werk vom Umfang her seinen Höhepunkt erreicht, so strebt auch Protagonist Maarten Koning dem Zenit seiner Karriere entgegen. Als ausgewiesener Experte in seinem Fach ist er mittlerweile national wie international gefragt, vor allem als Redner bei Tagungen und Kongressen. Und auch im Institut zu Hause nimmt die Arbeit immer mehr zu. Auf seinem chronisch überladenen Schreibtisch schiebt Maarten die Stapel an Mappen, Briefen und Veröffentlichungen ständig nur noch hin und her, ohne jemals Land zu sehen. Immer stärker fordern Maarten auch die ungeliebten Aufgaben als Führungskraft, für die ihn nach seiner eigenen Einschätzung aber jegliche Eignung fehlt. Manche internen Intrigen sowie die Abgebrühtheit einiger „Kollegen“ lassen ihn dabei ein ums andere Mal verzweifeln.

Die hohe berufliche Belastung macht sich bei Maarten auch zunehmend in gesundheitlichen Problemen bemerkbar. Und auch in seinem privaten Umfeld nehmen die Schwierigkeiten eher zu. Frans verwahrlost zusehends, Beerta fristet weiter ein einsames Dasein im Pflegeheim und auch die Demenz seiner Schwiegermutter belastet Nicolien und ihn.

Die immer konkreter werdenden Einsparungszwänge im Institut sowie die langfristig drohende Schließung einzelner Abteilungen erscheinen da für Maarten weniger bedrohlich als für die anderen Mitarbeiter, bieten sie ihm mit der nahenden Berentung doch vielleicht sogar einen eleganten Ausweg aus seinem von Verpflichtungen und Zwängen gekennzeichneten Alltag …

„Das Büro“ trifft vielleicht nicht jedermanns Geschmack, doch mir persönlich gefällt diese Reihe nach wie vor sehr gut. Vor allem die einfache, klare Sprache, die dennoch zwischen den Zeilen viel an Stimmung, Emotionen und Lebensgefühl transportiert, hat es mir angetan. Ich werde „Das Büro“ auf jeden Fall zu Ende lesen.