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Rotwein17

Bewertungen

Insgesamt 68 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2020
Eine Weihnachtsgeschichte
Dickens, Charles

Eine Weihnachtsgeschichte


ausgezeichnet

Sehr schönes Hörbuch!

Vor Jahren hatte ich im TV schon eine der zahlreichen Verfilmungen angesehen, nun wollte ich mir nochmal die Literaturvorlage gönnen. Als Hörbuchfan habe ich mich für die Lesung mit David Nathan als Sprecher entschieden. Zum einen, weil es sich bei der hier angebotenen mp3-CD um eine ungekürzte Fassung handelt (Spieldauer 3h 19 min), zum anderen weil ich David Nathan bereits als wunderbaren Sprecher vieler anderer Hörbücher, u.a. meines Lieblingsautors Haruki Murakami, kennen- und schätzen gelernt hatte.

Auch in der Weihnachtsgeschichte macht Nathan seine Sache wieder hervorragend. Er liest diesen Klassiker von Charles Dickens so lebendig und ausdrucksstark, dass die Zeit beim Hören wie im Flug vergeht. Man merkt ihm an, dass dieser Stoff für ihn wohl eher eine Herzensangelegenheit als „nur“ eine bloße Auftragsarbeit gewesen sein dürfte. Gerade die Euphorie und der Optimismus zum Ende hin (nach dem Erscheinen der drei Geister und Scrooge‘s Sinneswandel) ist wirklich beeindruckend.

Wer also eine wunderschöne Hörbuchfassung des Klassikers sucht, kann hier bedenkenlos zugreifen.

Bewertung vom 16.09.2020
Sterben im Sommer
Bánk, Zsuzsa

Sterben im Sommer


ausgezeichnet

Authentisch, berührend, hilfreich - (Hörbuch: Sterben im Sommer)

Es ist ein sehr persönliches Buch geworden. In „Sterben im Sommer“ schreibt Zsuzsa Bánk über die letzten Monate im Leben ihres Vaters. Die Erzählung setzt ein, als László Bánks zurückgedrängt geglaubte Krebserkrankung unvermittelt zurückkehrt. Die bis vor kurzem noch unbeschwert verlebten Jahre werden nun abgelöst von Sorgen, Ängsten, Schmerzen, Krankenhausaufenthalten und schweren Entscheidungen. Wer selbst schon seine Eltern oder andere nahestehende Menschen auf ihrem letzten Lebensweg begleitet hat, wird sich unweigerlich in vielen der geschilderten Situationen wiederfinden.

Die Autorin schildert alles sehr detailliert, die Gespräche mit Ärzten und Freunden, die Reaktionen innerhalb der Familie und im Umfeld, den Tag der Todesnachricht, die Vorbereitungen zur Beerdigung, den Ablauf der Trauerfeier und des Begräbnisses, die mühsamen Versuche wieder in einen geregelten Alltag zu finden, das Auf- und Ausräumen des Nachlasses und den schwierigen Umgang mit den vielen täglichen Erinnerungen. Im weiteren Verlauf des Buchs geht es dann, neben den zahlreichen Erinnerungen an die in der ungarischen Heimat des Vaters gemeinsam mit der Familie verbrachten Sommeraufenthalte, insbesondere um die nach der Beerdigung nun einsetzende Zeit der Trauer, welche die Autorin in vielen Momenten immer wieder unvermittelt einholt.

„Sterben im Sommer“ ist nicht nur ein literarisches Aufarbeiten des erlittenen Verlusts und der Geschehnisse, sondern vor allem auch ein liebevoller Rückblick auf den Vater, den früheren Mittelpunkt der Familie. Die Autorin lässt den Leser dabei ganz nah an sich und die Familie Bánk heran, sie verklärt nichts, sie lässt den Leser ganz selbstverständlich teilhaben und in zahlreichen Rückblenden eintauchen in eine ganz besondere deutsch-ungarische Familiengeschichte.

Ich habe die Erzählung als Hörbuch auf 5 Audio-CDs gehört, mit Lisa Wagner als Sprecherin, die ich bisher nur aus diversen TV-Produktionen (u.a. Tatort) kannte. Im ersten Moment bedeutete das für mich schon eine Umstellung, denn ihr letztes Werk „Weihnachtshaus“ hatte die Autorin noch selbst auf eine sehr einfühlsame Art eingelesen. Doch Lisa Wagner macht ihre Sache, wie ich finde, hervorragend. Sie liest ein wenig anders als Zsuzsa Bánk, nüchterner, klarer, aber dennoch mit einem guten Gespür für den für die Autorin typischen Schreibstil mit seinen immer möglichst präzisen Beschreibungen, Annäherungen und Konkretisierungen. Vor allem aber lässt sie sich ausreichend Zeit und liest mit der richtigen Geschwindigkeit. Würde sie zügiger lesen, würde viel von der Bildhaftigkeit der Sprache und der durch sie transportierten Emotionen verloren gehen. So aber ist es genau richtig für das Verständnis und sehr angenehm zum Hören.

Fazit: Ein schwieriges, oft tabuisiertes Thema wird hier aufrichtig, authentisch und auf eine sehr persönliche Art behandelt. Hörempfehlung!

Bewertung vom 26.08.2020
Acht Fälle für Lord Peter
Sayers, Dorothy L.

Acht Fälle für Lord Peter


sehr gut

Charmante kleine Retro-Krimi-Episoden

Diese 8 Fälle hab ich allesamt im MDR-Krimisommer gehört. Und auch wenn sie mit dem Abstand von fast 100 Jahren natürlich ein wenig aus der Zeit gefallen scheinen, so haben sie doch alle ihren Reiz bzw. Charme. Und manche auch so einen kleinen Kniff bei der Auflösung oder Begründung des jeweiligen Rätsels. Die Fälle selbst sind nur jeweils ca. 45 bis 60 Minuten lang, also von angenehmer Länge zum Zwischendurchhören. Gute Sprecher im Übrigen!

Bewertung vom 13.05.2020
Spiegel und Licht / Tudor-Trilogie Bd.3 (4 MP3-CDs)
Mantel, Hilary

Spiegel und Licht / Tudor-Trilogie Bd.3 (4 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Hörempfehlung!

Mit „Spiegel und Licht“ endet die Trilogie um Thomas Cromwell und Henry Tudor (Heinrich VIII.). Geschildert werden die letzten vier Lebensjahre Cromwells von 1536 bis 1540, sein steiler Aufstieg zum Master Secretary und Lordsiegelbewahrer bis hin zur Ernennung zum Earl of Essex kurz vor seinem gewaltsamen Tod im Juli 1540.

Die Geschehnisse überschlagen sich in dieser Zeit förmlich und hätten locker für 2 Bände gereicht. So verwundert es nicht, dass „Spiegel und Licht“ mit rund 1200 Druckseiten bzw. als Hörbuch mit einer Spieldauer von rund 37 Stunden (CD-Ausgabe mit 4 mp3-CDs) der umfangreichste Teil der Trilogie geworden ist. Ich habe pro Tag im Schnitt etwa eine halbe bis eine Stunde angehört, so dass mich Thomas Cromwell nun fast 6 Wochen „begleitet“ hat. Es ist schon irgendwie ein komisches Gefühl, dass diese Reihe, die mit „Wölfe“ und „Falken“ fulminant begonnen hat, nun ihr definitives Ende gefunden haben soll.

Inhaltlich erfolgt in Teil 3 eine weitere Fokussierung auf die Person Cromwell, auch mit etlichen Rückblenden in seine Kindheit, Jugend sowie seine Zeit in Italien. Gerade im Mittelteil führt das zu einigen Längen. Diese Ausführlichkeit hätte ich mir dafür eher zum Ende hin wieder mehr gewünscht. Denn als Henrys Unzufriedenheit mit Anna von Kleve immer offensichtlicher wird und Cromwells Feinde zunehmend gegen ihn intrigieren, spitzt sich die Lage rasch zu. Warum er als routinierter Strippenzieher deren Bedrohlichkeit aber nicht eher erkennt und nach Auswegen sucht um sich zu retten, hat sich mir nicht ganz erschlossen.

Wurden Teil 1 und 2 noch von Frank Stöckle eingelesen, fungiert im letzten Teil nun Frank Stieren als Sprecher. Dem Hörerlebnis tut dies keinen Abbruch – im Gegenteil. Stieren erzählt lebendig und differenziert die einzelnen Charaktere gekonnt, ohne dabei zu übertreiben. Der einzigartige Erzählfluss der Autorin und die unmittelbare Greifbarkeit der Handlung (Hilary Mantel schreibt erneut durchweg im Präsens und von Th. Cromwell stets in der dritten Person - „er“) bleiben dabei erhalten. Besonders hat mir gefallen, wie er den König spricht, ein Mix aus affektiert und überheblich, zuweilen auch etwas unsicher und unentschlossen – einfach genial. Gleiches gilt für den französischen Botschafter Chapuys. Nicht nur dessen Akzent, sondern auch die von gegenseitiger Wertschätzung geprägte Freundschaft zwischen ihm und Cromwell werden in diesem Hörbuch wunderbar transportiert.

Fazit: Ein würdiger Abschluss einer Reihe, die für mich persönlich eines der literarischen Highlights der letzten Jahre darstellt. Erlebbarer kann man Geschichte nicht machen. Insgesamt sehr gute 4 bis 5 Sterne.

Bewertung vom 18.02.2020
Pegasus 55118G - Istanbul, Das Würfelspiel, Brettspiel, Familienspiel

Pegasus 55118G - Istanbul, Das Würfelspiel, Brettspiel, Familienspiel


ausgezeichnet

Eine der besten Umsetzungen eines Brettspiels als (einfacheres) Würfelspiel!

Obwohl wir schon das „normale“ Istanbul-Brettspiel besitzen, haben wir uns jetzt auch noch das Würfelspiel dazu gekauft. Das Schöne daran ist: Es ist neuen Spielern schnell erklärt, ruckzuck aufgebaut und hat mit ca. 30 Minuten eine angenehm kurze Spieldauer. Einige Elemente und Motive sind dem Brettspiel entlehnt, auf manches (wie z. B. Gehilfen) wurde verzichtet. Dennoch bieten sich hier so viele taktische und zum Teil auch neue Möglichkeiten, dass man eigentlich nichts vermisst. Vor allem ist „Istanbul – Das Würfelspiel“ ein sehr unterhaltsames, abwechslungsreiches und in sich stimmiges, rundes Spiel – und das für sehr wenig Geld.

Wie auch im Brettspiel geht es darum, als Erster eine vorgegebene Anzahl an Rubinen zu sammeln. Rubine bekommt man im Tausch für Geld und Waren, welche man wiederum über die geworfenen Würfel erhält. Es gibt Moscheeplättchen für dauerhafte Vorteile und Erleichterungen sowie Basarkarten für einmalige Aktionen und Erträge. Genialerweise bringen die Basarkarten auch den Mitspielern (abgeschwächte) Vorteile, so dass auch die gerade eigentlich nicht aktiven Spieler trotzdem ins Spiel mit eingebunden sind.

„Istanbul – Das Würfelspiel“ eignet sich auch hervorragend als Spiel zu zweit.

Das Wichtigste in Kürze:

✅ sehr gut verständliche, kurze Spielanleitung -> geringe Einstiegshürde
✅ schön gestaltetes + sprachneutrales Spielmaterial (keine Texte, nur Symbole)
✅ angenehm kurze Spieldauer (im Durchschnitt ca. 30 Minuten)
✅ ideal auch für Wenig- und Gelegenheitsspieler
✅ gute Balance aus Taktik und Glück (Würfel)
✅ Interaktion über Basarkarten + die stetig steigenden Preise für die Rubine
✅ alle Spieler nehmen am Spielgeschehen teil, keine Wartezeiten
✅ hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis, auch gut als Geschenk geeignet
✅ hoher Wiederspielreiz

Ich vermute mal, dass es für diese etwas vereinfachte Würfelversion von Istanbul keine Erweiterungen o.ä. geben wird. Denn das Spiel ist in sich abgeschlossen und wie ich finde ein Musterbeispiel dafür, wie aus wenigen und einfachen Spielmechanismen ein absolut rundes und gelungenes Spiel entstehen kann. Kompliment an Autor Rüdiger Dorn!

Bewertung vom 17.11.2019
Nächte des Zorns / Amanda Lund Bd.2 (1 MP3-CD)
Tell, Anna

Nächte des Zorns / Amanda Lund Bd.2 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Gelungene Fortsetzung der Krimi-Reihe – auch als Hörbuch empfehlenswert

Mit „Nächte des Zorns“ wird nun - nach dem letztjährigen Auftakt (Vier Tage in Kabul) - die Reihe um die schwedische Unterhändlerin Amanda Lund fortgesetzt. Der neue Fall spielt sowohl im Kosovo als auch in Schweden, ist dabei aber komplett eigenständig. Dennoch empfiehlt es sich, die Reihenfolge einzuhalten, da es auch im Privatleben der Ermittler einige durchaus relevante Entwicklungen gibt.

Die Handlung weist einige Parallelen zum vorherigen Fall auf. Wieder geht es um das Verschwinden, diesmal eines schwedischen Polizisten, im fernen Ausland. Amanda reist für ihre Ermittlungen zunächst mit ihrem Kollegen nach Pristina, während die Stockholmer Beamten das private Umfeld des mutmaßlichen Entführungsopfers näher beleuchten. Im Weiteren wird dann ein zweiter Handlungsstrang um eine ehemalige schwedische Polizistin eingeführt, die gerade für eine dubiose Sicherheitsfirma einen Auftrag ausführt, der sie – ebenso wie Amanda – von Stockholm nach Pristina (und wieder zurück) führt. Diese beiden Handlungsstränge werden von der Autorin dann recht elegant miteinander verknüpft und es kommt schließlich zu einem spannenden gemeinsamen Showdown in Schweden, bei dem vor allem Amanda mit ihrer Verhandlungskompetenz gefordert ist.

Mir hat diese Mischung aus Krimi, Thriller sowie einigen politischen und psychologischen Aspekten, wie auch schon der erste Teil, wirklich gut gefallen. Da erneut Svenja Pages das Hörbuch eingelesen hat, habe ich mich wiederum für die Hörvariante entschieden. Svenja Pages bringt diese permanente subtile Spannung wirklich gut rüber und macht aus den „Nächten des Zorns“ ein durchweg unterhaltsames Hörerlebnis. Ich hoffe jedenfalls, dass die Reihe zeitnah fortgesetzt wird.

Das Hörbuch habe ich von CD (mp3) gehört. Die CD-Ausgabe ist gegenüber der Download-Variante um lediglich 12 Minuten gekürzt, was bei einer Gesamtspieldauer von etwas über 9 Stunden zum Glück kaum ins Gewicht fällt.

Insgesamt gute 4 bis 5 Sterne.

Bewertung vom 10.11.2019
Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
Turton, Stuart

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle


ausgezeichnet

Auch als Hörbuch eine glatte Empfehlung!

Stuart Turtons „Die 7 Tode der Evelyn Hardcastle“ einem passenden Genre zuzuordnen, fällt nicht leicht. Die Erzählung hat in erster Linie Elemente eines Mystery-Krimis bzw. Detektivromans, liest sich aber zuweilen auch wie ein düsterer Fantasy-Gruselthriller. Einem Filmfan könnte man sie beschreiben als eine Mischung aus „Eine Leiche zum Dessert“ und einem ernsten „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Ich-Erzähler Aiden Bishop erwacht mitten im Wald, kann sich an nichts erinnern. Als nächstes sieht er, wie eine Frau von einem Unbekannten verfolgt wird. Schließlich gelangt er völlig erschöpft zum Landsitz der Familie Hardcastle, einem teils schon verfallenen Herrenhaus, wo er über das Geschehene berichtet und schließlich auch aufgenommen wird. Weder weiß er anfangs etwas über seine eigene Identität noch über die der zahlreichen Gäste, die alle offenbar einer geheimnisvollen Einladung auf das Anwesen gefolgt sind.

Ähnlich wie in einem Point&Click-Adventure auf dem PC sammelt Aiden nun Information um Information, indem er einfach nur beobachtet, Gegenstände und Räume untersucht und insbesondere mit den Familienmitgliedern und den Gästen in Kontakt tritt. Nach und nach werden ihm erste Zusammenhänge klar, doch zunächst bleibt vieles mysteriös. Keine Person ist das, was sie zu sein scheint und jeder Gast verfolgt ganz offensichtlich vorrangig seine eigenen speziellen Interessen. Es dauert auch einige Zeit, bis Aiden (und dem Leser) klar wird, dass er die im Wesentlichen immer gleichen Abläufe ein und desselben Tages (der stets mit dem Mord an Evelyn Hardcastle endet) immer wieder aufs Neue erlebt – nur eben im Körper und aus der Perspektive verschiedener Personen bzw. Gäste. Aiden‘s Aufgabe: Er muss diesen Mord aufklären und den Mörder benennen. Doch dafür kann er sich nicht ewig Zeit lassen, denn er hat einen (oder mehrere?) Gegenspieler, die die Zahl der ihm zur Verfügung stehenden „Wirtskörper“ reduzieren und damit seine Handlungsmöglichkeiten immer weiter einengen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …

Ich habe diese Erzählung als Hörbuch gehört. Erfreulicherweise wurde die Ausgabe auf 2 mp3-CDs vom Verlag nicht in der Länge beschnitten. Es handelt sich somit um eine ungekürzte Lesung mit einer Spieldauer von satten 17 1/2 Stunden. Dass diese Zeit dennoch recht zügig vergeht, ist neben Autor Stuart Turton vor allem dem hervorragenden Sprecher Frank Stieren zu verdanken, dessen lebendige und atmosphärisch dichte Erzählweise wesentlichen Anteil daran hat, dass die Spannung bis zum – wie ich fand durchaus überraschenden – Ende hoch gehalten wird.

Tipp: Die Erzählung sollte man ohne größere Pausen lesen bzw. hören, zumal häufig auf Geschehnisse und Gespräche der vorherigen Tage Bezug genommen wird und man ansonsten Gefahr läuft, den Anschluss zu verlieren (vor allem, wenn man selbst mitraten möchte).