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Rotwein17

Bewertungen

Insgesamt 68 Bewertungen
Bewertung vom 08.11.2021
Der Kartograph & Die Kartographin: Unbekannte Lande (Erweiterung)

Der Kartograph & Die Kartographin: Unbekannte Lande (Erweiterung)


ausgezeichnet

Mehr Abwechslung, mehr Spielspaß

„Der Kartograph: Unbekannte Lande“ ist kein eigenständiges Spiel, sondern eine Erweiterung. Man braucht dazu eines der beiden Grundspiele, „Der Kartograph“ oder „Die Kartographin“. Es gibt 3 dicke neue Spielplan-Blöcke mit den Landschaften Nebblis (Vulkan), Affril (Inseln) und Unterstadt (mit dem Verbindungstor als Ausgangspunkt). Auf den Rückseiten ist jeweils ein leicht modifizierter Plan abgebildet (ähnlich wie in den Grundspielen).

Der Vulkan z.B. zerstört umliegende Felder, wenn eine entsprechende Karte aufgedeckt wird. Inseln müssen erst miteinander verbunden werden, damit auf ihnen Formen eingezeichnet werden können. Und bei der Unterstadt breitet man sich ober- und unterirdisch aus, ausgehend von einem Tor, welches die beiden Bereiche miteinander verbindet.

Das Schöne an dieser Erweiterung ist, dass sie relativ viel Abwechslung bringt, ohne aber das Spiel unnötig zu verkomplizieren. Jede der 3 Landschaften spielt sich anders. Dabei gibt es nur je 1 oder 2 zusätzliche Regeln und ein paar neue bzw. auszutauschende Wertungs- oder Erkundungskarten. Die Leichtigkeit und der Charme des Grundspiels bleiben in Kombination mit dem Kartograph auf jeden Fall erhalten. Zusammen mit der „Kartographin“ wird‘s allerdings schon recht knifflig und fordernd. Mir persönlich hat es zusammen mit dem „Kartographen“ besser gefallen, da es dann auch mit Neulingen problemlos spielbar ist.

Bewertung vom 04.10.2021
Die Kartographin

Die Kartographin


ausgezeichnet

Komplexer und fordernder als „Der Kartograph“

„Die Kartographin“ ist ein eigenständiges Spiel. Man braucht den Kartograph nicht dazu, auch wenn es sich in gewisser Weise um eine Erweiterung, nämlich um Helden und aggressivere Monster, handelt.

Vieles im Spielablauf ist gleich geblieben. Die Größe und Anzahl der Felder, die 4 Jahreszeiten, das sukzessive Aufdecken der Karten, das Einzeichnen der Gebiete und die Wertungskarten (wenn auch mit anderen Bezeichnungen). Nur die Ruinenfelder aus dem „Grundspiel“ sind leider nicht mehr dabei. Neu sind die sog. Helden, die einfach mit dazugemischt werden. Sie bekämpfen Monster und können Felder auch quasi prophylaktisch vor ihnen schützen. Überhaupt die Monster: Während sie im Kartograph nur ein paar Minuspunkte einbrachten, sind sie in der Kartographin deutlich effektiver, z.B. können sie sich im Spielverlauf auf dem Spielplan ausbreiten und andere Felder zerstören. Der Ärgerfaktor ist dadurch höher als früher. Neu ist auch, dass sich mit ihnen bereits errungene Ziele aus den Wertungskarten letztlich wieder zerstören lassen (z.B. eine bestimmte benötigte Anordnung an Feldern). Dadurch wird das Spiel deutlich konfrontativer als der eher bravere Kartograph. Dies muss man also abkönnen.

Durch das Mehr an Möglichkeiten muss man schon ein wenig länger überlegen als früher, wie man vorgeht und vor allem eben wie man Monster und Helden am besten einsetzt. Auch das Einzeichnen ist etwas fordernder, weil man Felder nun auch mit Kreuzen (zerstört) und Sternen (Wirkung des Helden) kennzeichnen muss. Auf jeden Fall sollte man verschiedenfarbige Buntstifte verwenden, das gibt nicht nur am Ende ein schöneres Gesamtbild, sondern erleichtert auch die Übersicht.

Wer die Kartograph-Spiele noch gar nicht kennt, sollte nicht unbedingt gleich mit der Kartographin beginnen. Für den ersten Einstieg ist der Kartograph meines Erachtens die bessere Wahl. Sucht man danach neue Herausforderungen, bieten sich sowohl die Kartographin als auch die Erweiterung „Unbekannte Lande“ (=drei neue Blöcke) an, welche sowohl mit dem Kartograph als auch mit der Kartographin spielbar ist.

Fazit: Die Kartographin ist ein guter „nächster Schritt“ für Fans des Kartographen. Von mir gute 4 bis 5 Sterne.

Bewertung vom 25.05.2021
Feuerland - Viticulture: Besuch aus dem Rheingau (Erweiterung)

Feuerland - Viticulture: Besuch aus dem Rheingau (Erweiterung)


ausgezeichnet

Weinherstellung wieder mehr im Fokus

„Besuch aus dem Rheingau“ ist eine Austausch-Erweiterung zu Viticulture und nur zusammen mit dem Grundspiel spielbar. Enthalten ist ein kompletter Satz an neuen Sommer- und Winterbesucherkarten (2x40=80 Karten). Diese werden _an Stelle_ der bisherigen Besucherkarten verwendet, d.h. die ursprünglichen Karten werden aus dem Spiel genommen und durch die Karten der Erweiterung ersetzt.

Das Spiel erhält auf diese Weise eine neue Balance. Die neuen Karten sind hinsichtlich der Effekte, Siegpunkte etc. nicht ganz so stark wie manche der ursprünglichen Besucherkarten. Früher gut funktionierende Strategien, die in erster Linie auf mächtige Sommer- und Winterbesucher (und oft gar nicht auf Weinherstellung) bauten, werden dadurch weniger attraktiv. Die Effekte der neuen Karten bringen im Schnitt weniger SP und belohnen verstärkt Aktionen, die direkt mit der Weinproduktion zu tun haben. Das eigentliche Spielthema rückt so wieder mehr in den Blick, was ich persönlich sehr angenehm finde.

Bewertung vom 13.05.2021
Punktesalat (Spiel)

Punktesalat (Spiel)


ausgezeichnet

Perfektes kleines Spiel für zwischendurch!

Punktesalat ist ein Kartenoptimierungsspiel für 2-6 Spieler ab 8 Jahren. Es ist ein einfaches und klar strukturiertes Spiel – einfach zu lernen (kurze und gute Anleitung), einfach zu verstehen (ist in 1 Minute erklärt) und einfach zu spielen (nur ganz wenige Regeln).

Das Spielmaterial besteht aus 108 Karten. Auf der Vorderseite zeigen diese 1 von 6 verschiedenen Gemüsesorten, auf der Rückseite 1 von 108 (!) unterschiedlichen Aufgaben, sprich Wertungskombinationen. Jeder Spieler stellt sich durch geschicktes Nachziehen aus dem gemeinsamen Markt nun nach und nach seine eigene Kartenauslage zusammen. Dabei wird man sich mal für 2 Gemüsekarten oder mal für 1 Wertungskarte entscheiden, aber nur wenn diese gut zum eigenen Gemüse passt. Manche Wertungskarten geben z.B. Pluspunkte für bestimmte Sets oder Kombinationen von Gemüsesorten, aber auch Minuspunkte für einzelne Gemüsearten können dabei sein.

Jeder Spieler versucht nun, seine eigene Kartenauslage im Laufe des Spiels immer weiter zu optimieren. Je besser Anzahl und Art der Gemüse zu den ja selbst gewählten Wertungen passen, desto mehr Punkte erhält man am Ende. Wer dann die meisten Punkte hat, gewinnt. Man muss während des Spiels nicht ständig alles exakt hochrechnen. Es reicht, wenn man grob abschätzt, wie sich das gezogene Gemüse auf die eigenen Wertungskarten auswirken wird. So können sich auch Kinder problemlos am Punkte- bzw. Gemüsesalat beteiligen. Die Kunst besteht letztlich darin, die richtige Balance im Zusammenspiel von Gemüse- und Wertungskarten zu finden. Denn viel Gemüse bei nur wenigen Wertungen hilft am Ende genauso wenig wie zahlreiche Wertungskarten ohne die entsprechende Menge an passendem Gemüse.

Fazit: Ein wirklich schönes Spiel für zwischendurch, ideal auch als Mitbringspiel. Uns hat es zu zweit und zu dritt am besten gefallen. Spielen mehr mit, sollte man darauf achten, keinen Grübler in der Runde zu haben, sonst kann die Wartezeit zwischen den Zügen etwas lang werden.

Bewertung vom 21.04.2021
Die Erfindung der Sprache
Baumheier, Anja

Die Erfindung der Sprache


sehr gut

Von sandpapierrauen Händen und zimtfarbenen Katzen

Anja Baumheiers neuen Roman „Die Erfindung der Sprache“ einzuordnen, fällt mir nicht leicht. Vielmehr ist es in mehrfacher Hinsicht eine eher ambivalente Angelegenheit. Die Erzählung gliedert sich in zwei Erzählebenen. In der Gegenwart begibt sich die autistisch angehauchte Hauptfigur Adam Riese auf die Suche nach seinem vor vielen Jahren verschwundenen Vater. Dazwischen wird in Rückblenden berichtet, wie sein Vater seinerzeit auf die (fiktive) ostfriesische Insel Platteoog gelangte, wie sich die Eltern kennenlernten und wie Adam seine Kindheit verbrachte.

Die Vater-Suche führt Adam quer durch Europa. Manche der Menschen, auf die er dabei trifft, unterstützen ihn, andere sind ihm weniger wohlgesonnen. Das Ganze ist eine rein fiktionale Erzählung, zwar eingebettet in eine reale Umgebung, dafür aber mit Wendungen in der Handlung (z.B. durch das rein zufällige Zusammentreffen mit Personen, die Adams Vater bzw. dessen Familie von früher kannten), die einfach fern jeder Realität sind. Dadurch haftet der Story insgesamt etwas Symbolhaftes und Fiktives an. Diesen Eindruck unterstreicht auch die sehr überschaubare Zahl der im Roman vorkommenden Personen. Auf Platteoog sind das z.B. neben Adams Familie vor allem der Arzt, der Pfarrer, die Polizistin … alle mit gewissen, teils auch recht klischeehaften, Eigenheiten.

Dabei spielt die Autorin die ganze Zeit über mit der Sprache an sich, angefangen vom Buchtitel über Adams Namen und Beruf (Sprachwissenschaftler) bis hin zu vielen kleinen Anspielungen bei Namen und Bezeichnungen. Sie verwendet durchweg eine sehr bildhafte, teils poetische Sprache, was ihr nach meinem Empfinden allerdings mal mehr, mal weniger gut gelingt. Gegen sandpapierraue Hände, zimtfarbene Katzen usw. ist nichts einzuwenden. Liest man das aber – und nicht nur gefühlt – zum fünften, sechsten Mal hintereinander, so verlieren auch die schönsten Metaphern ihren Glanz. In dieser Hinsicht übertreibt es die Autorin zuweilen einfach.

Ich habe „Die Erfindung der Sprache“ als Hörbuch gehört (1 mp3-CD, Spieldauer rund 12,5 Stunden). Warum und wie stark die Lesung gekürzt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Angemerkt hat man es der Erzählung jedenfalls nicht. Dennoch schade darum, denn es war mein erstes Hörbuch mit Wolfgang Berger als Sprecher. Und er macht seine Sache wirklich hervorragend, er liest einfühlsam, eingängig und auch in einer sehr angenehmen Tonlage und Geschwindigkeit.

Fazit: Eine wie gesagt etwas eigene, schräge Erzählung, die aber dennoch ihren Reiz hat und sicher ihre Fans etwas abseits des Mainstream finden wird. Von mir insgesamt ordentliche 3 bis 4 Sterne.

Bewertung vom 24.01.2021
Pegasus 51977G - My Farm Shop, Bauernhof-Würfelspiel

Pegasus 51977G - My Farm Shop, Bauernhof-Würfelspiel


ausgezeichnet

Mein kleiner Hofladen

Von dem putzigen Cover sollte man sich nicht täuschen lassen. Auch wenn es wie das Titelbild einer simplen Casual-Game-App wirkt, richtet sich „My Farm Shop“ gleichermaßen an Erwachsene und Kinder ab ca. 8 bis 10 Jahren (je nach Spiele-Erfahrung). Der Einstieg ist dank einer übersichtlichen Anleitung und wegen der einfachen, wenigen Regeln sehr leicht.

Jeder Spieler hat ein eigenes Tableau mit Feldern für die Augenzahlen 2 bis 12. Jedes Feld wiederum hat schon zu Spielbeginn eine bestimmte Grundfunktion. Auf ihnen produziert man entweder Waren (Honig, Ei, Wolle, Milch) oder man bekommt Geld für deren Verkauf. Über einen gemeinsamen Markt in der Mitte (mit Auslagen für die Augenzahlen 1 bis 6) kann man seine eigenen Funktionsfelder mit der Zeit immer weiter verbessern. Ziel ist es, mit Produktion und Verkauf der Waren möglichst viel Geld zu erwirtschaften. Wer am Ende die meiste Kohle hat, ist der Sieger.

Der Clou des Spiels ist der Würfelmechanismus. Man würfelt immer mit 3 Würfeln. Mit 1 der Würfel darf man sich ein Kartenupgrade aus dem Markt (vom Feld mit der entsprechenden Nummer) holen und die Karte dann auf ein beliebiges Feld des eigenen Bauernhofs legen. Die Summe der anderen 2 Würfel gilt jetzt – und deswegen entstehen erfreulicherweise kaum Pausen – für ALLE Spieler. Jetzt kann jeder Spieler die betreffende Feldfunktion seines Bauernhofs ausführen (aktivieren).

Ferner gibt es 2 weitere interessante Möglichkeiten: Mit Sonnenblumen lassen sich die Wirkungen mancher Felder noch verstärken, man erhält dann einen Bonus. Und sog. Kräuterbeutel sind dazu gedacht, das Würfelergebnis nach oben oder unten zu korrigieren. Durch diesen Kniff ist der Glücksanteil bei My Farm Shop letztlich relativ gering. Viel wichtiger ist es, beim Aufbau seines eigenen Tableaus darauf zu achten, eine gute Balance zwischen Produktion und Verkauf zu erreichen. Konzentriere ich mich zu sehr nur auf einen der beiden Bereiche, wird mein Hofladen auf Dauer nicht rund laufen. Ich muss bei meinem Bauernhof auch immer wieder nachsteuern. Wird z.B. das Lager zu voll, muss ich mich auf bessere bzw. mehr Verkaufskarten fokussieren.

Das Schöne an dem Spiel ist, dass man sich zwar ständig neu entscheiden, über der Entscheidung aber nicht ewig grübeln muss. Irgendwas geht immer. Oft helfen einem mehrere der ausliegenden Karten gleich gut weiter. Gerade Kinder können auf diese Wiese problemlos mitspielen und laufen nicht Gefahr, nach ein oder zwei nicht so optimalen Zügen gleich hoffnungslos ins Hintertreffen zu geraten.

Im Spiel enthalten sind noch die 3 Mini-Erweiterungsmodule „Starthilfe“, „Bauer“ und „Ziele“. Hiervon gefällt uns die Starthilfe am besten, da sie durch unterschiedliche Ausgangsbedingungen der Spieler für Abwechslung sorgt, ohne die sonstigen Regeln zu verändern oder das Spiel unnötig zu verkomplizieren.

„My Farm Shop“ erinnert vom Spielprinzip her an das bekannte Machi Koro, ist aber wegen der freien Auswahl der Würfel und der Möglichkeit zur nachträglichen Beeinflussung des Würfelergebnisses mittels der Kräuterbeutel deutlich weniger glückslastig.

Fazit: Ein wirklich schönes „rundes“ Familienspiel! Wenige Regeln, sehr einfacher Einstieg, dennoch im Spiel mit vielen Möglichkeiten und einer gewissen taktischen Tiefe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.12.2020
Wolfssommer / Hanna Wester Bd.1 (2 MP3-CDs)
Rosenfeldt, Hans

Wolfssommer / Hanna Wester Bd.1 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Auch als Hörbuch eine Empfehlung - Aber: Deutliche Unterschiede zu „Sebastian Bergman“!

„Wolfssommer“ ist der Auftakt einer neuen Kriminalthriller-Reihe des schwedischen Erfolgsautors Hans Rosenfeldt. Angesiedelt ist die Geschichte in der kleinen schwedischen Grenzstadt Haparanda, nahe der finnischen Grenze. Da wurden bei mir Erinnerungen wach an die TV-Serie „Bordertown“, die im nicht weit entfernten finnisch-russischen Grenzgebiet spielte. Auch in Wolfssommer ergeben sich, nach dem Fund eines toten Wolfs, Hinweise auf diverse Verbrechen, die eng mit Geschehnissen in Finnland und Russland zusammenhängen.

Natürlich vergleicht man im Hinterkopf das neue Setting unweigerlich mit der phänomenal guten Vorgängerreihe von Hjorth und Rosenfeldt um Profiler Sebastian Bergman und das Ermittlerteam um Torkel Höglund. So gibt es auch in Wolfssommer ein Team an Ermittlern, im Mittelpunkt steht jetzt die erfahrene, nicht mehr ganz junge Polizistin Hannah Wester. Damit enden aber schon die Gemeinsamkeiten. Wer also eine Art Fortsetzung der Sebastian Bergman-Reihe mit anderen Protagonisten erwartet hat, wird vermutlich enttäuscht sein. Die Handlung entwickelt sich hier schneller, die Szenen und Erzählperspektiven wechseln häufig, mehr Schnitte, mehr Action, weniger privater Hintergrund, weniger Emotionen. Standen bei Bergman die Ermittler, deren privates Umfeld und ihre persönliche Entwicklung über die Fälle hinweg im Vordergrund, so liegt der Fokus in der neuen Serie – zumindest im ersten Teil – auf der Story und auf der Spannung. Diese zu erreichen, belässt es Rosenfeldt nicht bei einem einzigen Toten. Weitere Menschen müssen im Verlauf des Wolfssommers ausgerechnet in dem Nest Haparanda ihr Leben lassen, u.a. wegen einer russischen Auftragskillerin, die noch dazu eine persönliche Verbindung zu Hannah Wester zu haben scheint.

Das mag sich ein wenig dick aufgetragen und konstruiert anhören – und so empfand ich es beim Hören stellenweise auch. Gewöhnungsbedürftig fand ich zudem, dass nahezu bei allen Figuren – Kriminaler und Kriminelle – deren privater Background beleuchtet wird, aber eben, anders als bei Bergman, nicht kontinuierlich und ausführlich – sondern eher oberflächlich und teils auch recht klischeehaft. Klar kann man in einen Auftaktfall nicht beliebig viel hineinpacken, aber vielleicht hätte das Rosenfeldt auch gar nicht erst versuchen sollen. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, etwas weniger Action und etwas mehr Tiefgang und Ruhe beim Erzählen wäre mehr gewesen. Natürlich bin ich gespannt, wie es im nächsten Fall weitergeht, ob es eine reine Thriller-Reihe wird oder ob den Figuren noch ausreichend Raum zur persönlichen Entfaltung gegeben wird und sie dadurch an Tiefe gewinnen.

Sprecherin des Hörbuchs ist Vera Teltz, die schon unzählige Thriller(-reihen) eingelesen hat. Sie macht das so routiniert und überzeugend, dass ich ihre Stimme eigentlich gar nicht mehr bewusst wahrnahm, sondern entspannt den Film genießen konnte, der vor meinem inneren Auge ablief. Kompliment! Die Fassung der mp3-CD ist übrigens eine, warum auch immer, leicht um 17 min gekürzte Lesung – bei einer Gesamtspieldauer von über 11 Stunden verschmerzbar.

Fazit: Der Auftakt der neuen Reihe ist insgesamt gesehen durchaus gelungen, es war spannend und unterhaltsam, aber – es ist noch Luft nach oben. Gute 4 Sterne!

Bewertung vom 02.12.2020
Es hätte alles so schön sein können
Evers, Horst

Es hätte alles so schön sein können


gut

Das Hörbuch hätte so schön sein können ...

Ich bin seit vielen Jahren Horst Evers-Fan, aber diese Geschichte hat mir nicht wirklich gefallen. Habe das Hörbuch geschenkt bekommen. Positiv: Der Autor liest selbst (wer die Lesungen oder Bühnenprogramme von Horst Evers kennt, weiß um den Mehrwert) + es handelt sich um eine ungekürzte Lesung mit rund 7 Stunden Spieldauer. Die Story ist natürlich sehr an den Haaren herbeigezogen, was aber bei Horst Evers normalerweise nicht schadet. Denn er versteht sich ja normalerweise gut darauf, die Handlung immer konsequent weiterzuentwickeln, auch wenn es irgendwann völlig absurd wird. Das macht bei ihm ja einen guten Teil der Komik aus.

Leider hatte ich den Eindruck, dass sein bewährtes Rezept diesmal nicht so gut funktioniert. Die Erzählung plätschert irgendwie einfach so dahin, sie ist weder besonders spannend noch lustig, eigentlich dreht sich die ganze Handlung von Anfang bis Ende nur um die Entsorgung einer Leiche. Da hatte ich einfach deutlich mehr erwartet, vor allem mehr Abwechslung. Wirklich empfehlen kann ich „Es hätte alles so schön sein können“ daher nicht. Ich fand es ok, aber nicht mehr.

Wem dagegen Horst Evers‘ Sprachwitz und Wortgewandtheit als Kaufargument genügen, der kann hier getrost zugreifen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.