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Gina1627

Bewertungen

Insgesamt 229 Bewertungen
Bewertung vom 01.03.2022
Lilienopfer. Dein Tod gehört mir (eBook, ePUB)
Born, Leo

Lilienopfer. Dein Tod gehört mir (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Leseempfehlung! Toller Auftakt einer neuen Thriller-Reihe! Bitte mehr davon!
Leo Borns Auftaktroman „ Lilienopfer“ zu seiner neuen Thriller-Reihe um den eigenwilligen, hitzköpfigen und provokanten Ermittler Jack Diehl war ganz nach meinem Geschmack! Mit seiner spannenden und fesselnden Erzählweise begeistert mich der Autor schon seit dem ersten Band seiner Mara-Billinsky-Reihe und dies ist ihm auch hier vortrefflich gelungen. Die Mischung zwischen der Vielschichtigkeit seiner faszinierenden Charaktere und seiner Lesesucht erzeugenden Schreibweise matcht mich einfach. Im ersten Band gilt es einen Täter zu überführen, der Frauen auf bestialische Weise ermordet, ihre Leichen mit Lilien umgibt, Botschaften hinterlässt und sie einem Bildnis gleich an Lost Places in Szene setzt. Bei dieser Vorgehensweise kommen beim Team direkt Erinnerungen an den Serienmörder Curt Weinert hoch, der seine Strafe gerade im Knast absitzt. Dank seiner Überführung konnte Jack vor 5 Jahren seine Karriere vorantreiben. Ist hier wohlmöglich ein Nachahmungstäter am Werk?

Der Aufbau des Thrillers war ein überaus spannender Mix aus dem Kennenlernen der tollen Charaktere, der dramatischen Entwicklung durch die sich stetig steigernde Anzahl an Opfern, deren Geschichte mit Strophen aus Liliengedichten übertitelt wurden und den unter die Haut gehenden Gedanken eines bemitleidenswerten Menschen, dessen „Erinnerungen an das Lilienhaus“ mich unheimlich bedrückt und berührt haben. Leo Born hat mir während der Aufklärungsarbeit des Teams viel Stoff zum Rätseln gegeben, für Herzschlagmomente bei sich überschlagenden Ereignissen gesorgt und Entsetzen ausgelöst, als es zum finalen Showdown kommt.

Als Kommissar beim LKA Hessen ist Jack ein Schräubchen von einem sehr reizvoll zusammengestellten Team, das sich durch ihre unterschiedlichen Stärken hervorragend gegenseitig ergänzt. Ihn umgibt das Flair einer jüngeren Schimansky Ausgabe, der über eine tolle Kombinationsgabe verfügt, das richtige Bauchgefühl hat und als Hitzkopf auch mal nicht ganz so gesetzmäßig zupackt, wenn die Situation es erfordert. Es hat schon was, wenn er mit einer Armyjacke und Cowboystiefeln bekleidet in seinem gelben Porsche 911 zum Einsatzort fährt. Ich freue mich schon darauf mehr über ihn und seine Vergangenheit zu erfahren, vor allem über seine Vater-Sohn Beziehung, die nicht so ganz ohne zu sein scheint. Auch Jacks Ex, die bildhübsche Profilerin Viola Hendrick, hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen. Sie hat so einen herben Charme, weiß was sie will, ist fokussiert, bissig und unerschrocken. Als sehr guten Gegenpol zu ihr fand ich die Figur der rothaarigen und lässigen Tatortfotografin Berenice Silva Benevides, die erst ganz frisch in das Team reingerutscht ist. Ich mag ihre unkomplizierte und offene Art, der auch Jack nicht widerstehen kann. Ich bin gespannt darauf, wie sich die Dreierkombi Jack, Viola und Berenice weiterentwickelt und für welchen Zündstoff sie noch sorgen werden. Als gute Abrundung zum Ermittlerteam hat mir Robert Kornfeld, der Leiter des Kommissariats gefallen, der ein freundschaftliches Verhältnis zu Jack hat.

Mein Fazit:

Für mich war „Lilienopfer“ sehr gute Thrillerunterhaltung, die riesengroße Lust auf mehr macht! Ich freue mich schon auf den nächsten Band und die Vertiefung der Bindung an die Charaktere. Von mir erhält der Auftaktroman hochverdiente 4,5 Stern und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.02.2022
Tage der Entscheidung / Palais Heiligendamm Bd.3
Grünig, Michaela

Tage der Entscheidung / Palais Heiligendamm Bd.3


ausgezeichnet

Ein brillanter 3. Band der Heiligendamm-Saga! Absolute Leseempfehlung!
Mit dem 3. Band der Heiligendamm-Saga hat Michaela Grünig für mich ihren bisher besten Roman der Reihe abgeliefert! Eine sehr emotionsvolle Geschichte, die voller spannungs- und ereignisreicher Geschehnisse und herzerwärmenden Momenten steckt.

Mit großer Freude bin ich zum dritten Mal wieder Gast im Palais Heiligendamm gewesen und durfte miterleben, welche Auswirkungen die zunehmend gefährlicher werdende politische Entwicklung in Deutschland in den Jahren 1933-1939 auf das mondäne Hotel und die mir liebgewonnenen Charaktere hatte. Geschichtliche Ereignisse und Begebenheiten hat die Autorin hierbei sehr gut mit eingeflochten. Der braune Sumpf wird immer schlimmer und die Spaltung und Gesinnung der Gesellschaft ist auch in der Hoteliersfamilie deutlich zu erkennen. Besonders authentisch und atmosphärisch bindet die Autorin Themen wie die Ausgrenzung und Verfolgung von Juden und Menschen, die sich in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung befinden, aber auch das Verschwinden von unerwünschten Personen, die sich gegen die Regierung stellen, mit in die Geschichte hinein. Sehr feinfühlig werden dabei die spürbaren Ängste, die Sorgen um die eigene Existenz, die Machtlosigkeit, das blanke Entsetzen, die bedrohliche aber auch euphorische Stimmung in ihrem Umfeld und die Macht der Liebe durch die facettenreichen Charaktere zum Leser transportiert. Die fesselnde und dramatische Entwicklung der Geschehnisse hat eine unglaubliche Sogkraft bei mir ausgelöst und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Die herausragenden Protagonisten waren für mich dieses Mal Paul Kuhlmann und Julia Falkenhayn, die Tochter von Julius und Elisabeth. Pauls Entwicklung hat mich am meisten überrascht und er konnte durch sein mutiges und selbstloses Handeln ganz viele Sympathiepunkte bei mir sammeln. Sein Charakter wird durch seine schwerwiegenden Gewissenkonflikte brillant dargestellt und er hat bei mir großes Mitgefühl und Hochachtung für seinen Einsatz ausgelöst. Wie ein Sonnenschein habe ich Julia in dieser Geschichte empfunden. Ebenso wie ihre Mutter Elisabeth in jungen Jahren, weiß sie genau was sie will und steigt mit Leib und Seele in die Geschäftsführung des Hotels mit ein. Sie hat das Herz auf dem rechten Fleck und bringt sich durch ihre offene, resolute und spontane Art auch schonmal in Bedrängnis. Mit Hugo Lessing und Fabian von Schlenzdorf stellt die Autorin ihr zwei neue, sehr interessante und liebenswerte Charaktere an die Seite, die mir am Anfang Rätsel aufgegeben haben. Beide haben einen großen Einfluss auf Julias weiteres Leben und ich war die ganze Zeit gespannt darauf, ob und wenn ja, wem sie ihr Herz schenken wird. Hugo, der sein attraktives Äußeres und seinen Charme einzusetzen weiß oder dem Dauerstudenten Fabian, der sich einer großen Aufgabe verschrieben hat, für die er viel opfert? Sehr gut gefallen hat mir auch das Auftauchen von Willy Darboven, der Luise Kuhlmanns Leben auf den Kopf stellt. Mit großer Sorge habe ich auch die ganze Zeit auf die Entwicklung der Geschehnisse um Julius, Elisabeth und ihren Sohn Oskar geblickt, über denen gefühlt ein Damokleschwert kreist.

Zum Ende der Geschichte hin konnte ich zum Glück aufatmen, doch wie wird es mit allen Charakteren weitergehen, wo der Krieg kurz bevorsteht? Ich hoffe, dass ich darauf noch eine Antwort in einem Fortsetzungsband bekommen werde!

Fazit:

„Palais Heiligendamm - Tage der Entscheidung“ hat mich unheimlich begeistert und ich zähle dieses Buch mit zu meinen Lesehighlights 2022. Ich kann jedem Fan historischer Bücher diese Familiensaga nur ans Herz legen, rate aber dazu die Reihenfolge aufgrund der Entwicklung der Charaktere einzuhalten. Von mir bekommt dieser Roman eine absolute Leseempfehlung und hochverdiente 5 Sterne!

Bewertung vom 17.02.2022
Schicksalszeit / Die Chronik der Familie Laverne Bd.1
Maybach, Katja

Schicksalszeit / Die Chronik der Familie Laverne Bd.1


ausgezeichnet

Lesehighlight! Sehr emotional und hervorragend erzählt!
Große Lesesucht und eine Achterbahnfahrt der Gefühle hat mir Katja Maybach‘s Roman „Schicksalszeit“, der 1. Band ihrer dreiteiligen Chronik der Familie Laverne, beschert. Ich liebe ihre bildhafte und hochemotionale Erzählweise, mit der sie mich auch dieses Mal wieder begeistert hat. Das Besondere an diesem Roman ist, dass in ihm ein Stückchen Familiengeschichte steckt und sie ihn ihrem Großonkel Franz Leiling gewidmet hat. Mit seiner Erfindung hat er im ersten Weltkrieg vielen Menschen das Leben gerettet und sein Bauwerk wurde später zum Kulturerbe ernannt. Franz verkörpert in dieser Geschichte den ältesten Sohn der Hoteliersfamilie Laverne, der in Berlin wohnt, das Militär liebt und eine Ausbildung als Offizier gemacht hat. Er ist ein Charmeur, Idealist und Weltverbesserer mit einem großen Verantwortungsgefühl, den ich auf Anhieb sympathisch fand. Bis auf seine Wehrmachtsaktivitäten sind die restlichen Handlungen der unglaublich fesselnden und aufwühlenden Geschichte jedoch frei erfunden.

„Schicksalszeit“ umfasst das Familienleben der Lavernes vom Sommer 1914 bis zum Kriegsende im November 1918. Zeitsprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit bringen Spannung in die Geschichte hinein, da der Wechsel immer in aufregenden und emotionalen Momenten erfolgt, die mich auf das weitere Geschehen haben hin fiebern lassen. Hauptsächlich spielen sich die Begebenheiten in dem mondänen Kurort Bad Lichtenberg ab, der an der deutsch-französischen Grenze liegt, wo die Familie ein gutgehendes Kurhotel unterhält. Sehr bewegend und bedrückend erzählt sind die Abstecher nach Berlin und an den Kriegsschauplatz südlich von Beaumont in Frankreich, wo Franz und Claras Schicksal seinen Lauf nimmt. Katja Maybach hat es hervorragend verstanden, die sehr atmosphärischen und wirklichkeitsnahen Geschehnisse vor und während des 1. Weltkrieges mit ihren feinfühlig und vielfältig erschaffenen Charakteren zu vereinen. Mit Ausnahme von Gerda, die der perfekte Reizfaktor in der Geschichte ist, waren mir alle anderen Protagonisten sympathisch. Sie hat bei mir aufgrund ihres zwanghaften Verhaltens für Entsetzen, Unverständnis und Mitleid gesorgt. Johannes, der als Patriarch und Oberhaupt der Familie am Anfang herrschsüchtig und kaltherzig rüber kam hat mich mit seinem gefühlsmäßigen Wandel überrascht, genauso wie seine Frau Irene, deren Lebensfreude im weiteren Verlauf verloren ging. Ob sie aus ihrem selbstgewählten Loch wieder herausfinden wird? Ein sehr einnehmendes Wesen hatten für mich ihre beiden Töchter. Victoria, die Jüngste von ihnen, ist ein Hingucker mit ihrer roten Lockenpracht und ihren Sommersprossen. Sie ist der Wildfang und Gefühlsmensch in der Familie. Ich bin sehr gespannt darauf, wie sie sich im nächsten Band weiterentwickelt, nachdem sie zum Ende der Geschichte hin ihre Bestimmung im Leben gefunden hat. Aber auch Luise hat mir sehr gut gefallen. Das Schicksal und eine unerfüllte Liebe hat sie wieder von Frankreich zurück nach Bad Lichtenberg geführt, wo sie ihre Berufung in der Hotelführung findet und sie sich emotionalen und spannenden Herausforderungen stellen muss. Ein sehr faszinierender Charakter war für mich auch Clara, die Franz Herz im Sturm erobert hat und Höhen und Tiefen in diesem Roman erlebt. Mit ihr habe ich am meisten mitgefiebert, da ihre Schicksalsschläge mir sehr ans Herz gegangen sind und ich unendlich neugierig darauf bin, wie ihre weitere Zukunft aussehen wird.

Nach dem krassen Showdown am Ende der Geschichte stehen alle Charaktere vor einem existentiellen Neuanfang. Viele offene Fragen lassen mich dem Folgeband entgegenfiebern!

Mein Fazit:

Katja Maybach hat mir mit „Schicksalszeit“ allerbeste Unterhaltung und emotionsvolle Lesestunden geschenkt, bei denen auch ein paar Tränchen geflossen sind. Für dieses Herzensbuch kann ich nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen und hochverdiente 5 Sterne vergeben!

Bewertung vom 13.02.2022
Unser kostbares Leben
Fuchs, Katharina

Unser kostbares Leben


sehr gut

Ein Roman, der sehr authentisch Erinnerungen an die siebziger und achtziger Jahre hochkommen lässt!
Wer Lust auf einen unterhaltsamen Roman hat, der das gesellschaftliche Leben der 70er- und 80er- Jahre authentisch und eindringlich widerspiegelt, ist mit „Unser kostbares Leben“ von Katharina Fuchs sehr gut bedient. Eine Zeit, in der aus Profitgier sorglos Umweltsünden begangen wurden, Wirtschaftsunternehmen sich wenig um das Wohl der Menschen und der Natur kümmerten, ein langsames Umdenken Richtung Umweltschutz in der jüngeren Generation begann, die „Grünen“ erstmals durch ihren Aktivismus in das Bewusstsein der Menschen gekommen sind und politisch mitmischen wollten, Demonstrationen gegen Atomkraft stattfanden und noch so vieles mehr. All diese Themen fließen mit in die fiktiven Lebensgeschichten der drei Hauptcharaktere und Freundinnen Caro, Minka und Claire mit ein, die man von ihrem 10. bis 21. Lebensjahr beim Erwachsenwerden begleitet.

Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch durch das wunderschöne Cover und den ansprechenden Klappentext, der direkt in mir den Wunsch erzeugte, diesen Roman lesen zu wollen. Katharina Fuchs ruhige, flüssige, sehr detailreiche und vereinzelt auch langatmige Erzählweise hat jedoch den Funken nicht hundertprozentig bei mir überspringen lassen. Mir fehlte teilweise die Nähe zu den Charakteren, durch die ich deren Emotionen fühlen kann. Die Überlegung, dass die Autorin vielleicht bewusst diese sporadische Distanz geschaffen hat, kam bei mir während des Lesens auf Seite 528 auf, als Caros Gedanken um ihr lang vergessenes Projekt kreisten. Die Geschichte der drei Freundinnen spielt im hessischen Städtchen Mainheim, in dessen Nähe sich die Standorte der Schokoladenfabrik Cassada und dem Chemieunternehmen Ruberus AG befinden, die einen großen Einfluss auf die dort lebenden Menschen haben. Minka und Caro sind Töchter aus wohlhabenden Familien und kennen sich schon von Kindesbeinen an. Es war interessant mitzuverfolgen, wie Minka sich immer intensiver für den Umweltschutz einsetzte und es Caro mehr in Richtung Medien trieb. Abwechselnd wird das Geschehen aus ihrer Sicht, der ihrer Eltern und von Claire und Dr. Lavalette erzählt. Hierbei gefielen mir die Szenen mit den letzten beiden am besten, da sie großes Mitleid, Unverständnis, Schockmomente und Verachtung bei mir ausgelöst haben. Als Waisenkind aus dem Mekong hat Claire, mit einer Zwischenstation im Mainheimer Kinderheim, bei Caros Familie ein neues Zuhause gefunden. Lange Zeit habe ich gehofft, dass sie aus ihrem Hamsterrad, in dem sie steckt, herausfindet und ein glückliches und erfülltes Leben führen kann. Einen großen Reizfaktor im Buch hat für mich Dr. Karin Lavalette ausgemacht, die hier in der Geschichte eine krankhaft ehrgeizige Wissenschaftlerin spielt, die skrupellos und berechnend daherkommt.

Mein Fazit:

„Unser kostbares Leben“ war für mich eine Rückkehr in meine eigene Kindheit und Jugend. Viele Erinnerungen wurden dabei aufgefrischt oder sind wieder hochgekommen. Da mich der Roman aufgrund einiger Längen und teilweiser Distanz zu den Charakteren nicht ganz so fesseln konnte, vergebe ich aber dennoch sehr gerne 3,5 Sterne.

Bewertung vom 31.01.2022
Never - Die letzte Entscheidung
Follett, Ken

Never - Die letzte Entscheidung


ausgezeichnet

Leseempfehlung! Ein Armageddon, das einen sehr nachdenklich macht!
Lebe jeden Tag so als wenn es dein letzter wäre! Dieses Sprichwort bekommt nach dem Lesen von Ken Folletts 876-seitengewaltigen Romans „Never-Die letzte Entscheidung“ für mich noch wieder eine stärkere Bedeutung. Ja, es ist eine fiktive Geschichte, aber sie könnte von einer Sekunde auf die andere auch zur Realität werden. Was für ein äußerst spannender, fesselnder und Angst machender Politthriller!

Als Fan von Ken Folletts Romanen war meine Neugierde auf sein neuestes Werk sehr groß und ich wurde vom Meister der Erzählkunst nicht enttäuscht. Es war eine tolle Mischung aus Agententhriller, erschreckender politischer Machtspiele und ein bisschen was fürs Herz. Ein Rädchen greift ins andere und es gilt zwei aufkeimende Brandherde in Afrika und Korea unter Kontrolle zu bringen. Menschen in Amerika und China müssen schwerwiegende Entscheidungen treffen um die Ordnung auf der Welt wieder herzustellen. Nur wird es ihnen gelingen? Mit seinen drei sich abwechselnden Handlungssträngen, erzeugt der Autor eine sehr atmosphärische, bedrückende und temporeiche Geschichte, die ich mit jeder sich steigernden Alarmstufe für militärische Eingriffe nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Geschehnisse werden aus Sicht der amerikanischen Präsidentin Pauline Green, den CIA Agenten Tamara Levit und Abdul und Kiah, einer jungen Frau aus dem Tschad sowie dem chinesischen Vizeminister für Informationen und Auslandsressorts Chang Kai erzählt. Wie ein stiller Beobachter habe ich gefühlt neben den Hauptcharakteren gestanden, die alle sehr lebendig und nahbar waren, da sie einen an ihrem Privatleben teilnehmen lassen und dem Leser Einblicke in ihre Gefühlswelt mit all ihren Sorgen, Ängsten, Wünschen und Hoffnungen geben.

Am Anfang hat mich der Erzählstrang im Tschad am meisten fasziniert, da er einen gewissen Touch eines James Bond Filmes hatte und Themen wie Menschen- und Waffenhandel, Terrorismus, Ausbeutung von Land und Leuten, den gefährlichen Einsatz von Agenten und atemberaubende Rettungsaktionen beinhaltet. Einen großen Anteil daran hatten die brillant dargestellten Charaktere. Tamaras und Abduls schnelle Auffassungsgabe, ihr Wagemut, ihre Risikobereitschaft und ihr körperlicher Einsatz haben mich genauso wie die junge Mutter Kiah beeindruckt, die scharfsinnig, stolz und kämpferisch daherkommt. Doch ab der Mitte des Buches habe ich mehr den weiteren Geschehnissen in Asien entgegengefiebert. Die Eskalation in dem Nachbarland Korea geht voran und die Machthaber in China müssen sich entscheiden, was besser für sie ist. Stillhalten, eingreifen oder lieber die Reaktion von Amerika abwarten. Meinungsverschiedenheiten zwischen den Hardlinern und der jungen gemäßigten Generation in der Regierung erschweren die ganze Sache. Bei den vielen Personen und fremdländischen Namen ist am Anfang ein konzentriertes Lesen erforderlich. Der Hauptakteur Chang Kai ist für mich in diesem Handlungsstrang der geborene Diplomat gewesen. Seine Besonnenheit, seine Weitsicht, sein wohlüberlegtes Handeln und die tiefe Liebe zu seiner Frau Tao Ting haben mich sehr für ihn eingenommen. Der dritte Erzählpart in Amerika rund um die Präsidentin Pauline Green ist immer zwischendurch allgegenwertig, nimmt aber erst kurz vor der Defcon Alarmstufe 3, die auch während 9/11 ausgesprochen wurde, so richtig die Fahrt auf. Pauline war mir von Beginn an sympathisch. Mit ihrem ruhigen, überlegten, strengen und durchgreifenden Handeln kommt sie als ein würdiges und authentisches Oberhaupt der amerikanischen Regierung rüber. Ihr Job fordert sie rund um die Uhr, worunter auch ihre Ehe und ihre Tochter Pippa, die gerade in einer schwierigen Teenagerphase steckt, leidet. Der ständige Druck, den ihre politischen Widersacher und die gefährliche Entwicklung auf der Welt erzeugen, liegt wie eine spürbare Last auf ihren Schultern.

Der Showdown zum Schluss der Geschichte hin hat mich überrascht und sprachlos gemacht.

Fazit

Bewertung vom 26.01.2022
Der süße Himmel der Schwestern Lindholm
Russo, Andrea

Der süße Himmel der Schwestern Lindholm


sehr gut

Was für eine schöne und warmherzige Familiengeschichte!
Schweden 1936
Seit Generationen führt die Familie Lindholm eine gutgehende Bäckerei in dem idyllisch am Meer gelegenen Örtchen Arild, die sehr bekannt ist für ihre Gebäckspezialitäten. Doch die Auswirkungen der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Schweden macht auch vor ihnen keinen Halt. Durch einen Denkanstoß ihre Onkels kommen die 5 Lindholm Schwestern auf die Idee im angrenzenden Garten ein Café zu eröffnen und die Besucher mit ihren süßen Köstlichkeiten zu verwöhnen. Ihr „Söta Himle“ wird ein voller Erfolg, doch durch unvorhersehbare familiäre Ereignisse und Probleme werden sie immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt.

Wer das Herz und die Seele baumeln lassen möchte, ist mit dieser warmherzigen Geschichte über die Familie und die 5 Schwestern der Lindholms sehr gut bedient. Wunderschöne landschaftliche Beschreibungen kommen durch die sehr bildliche Erzählweise der Autorin genauso gut rüber, wie auch die Aromen und die Atmosphäre in der Backstube, in der gefüllte Vanilleherzen und andere landestypische Köstlichkeiten kreiert werden. Werte wie Liebe und Zusammenhalt in der Familie, ein offener und ehrlicher Umgang miteinander, das Teilen von Sorgen und Problemen, streiten und verzeihen, Nachbarschaftshilfe und Dankbarkeit, werden in diesem Wohlfühlroman großgeschrieben. Politische und wirtschaftliche Begebenheiten fließen dabei gekonnt nebenbei mit in die Geschichte ein. Der Start ins Buch beginnt im Jahr 2020, in dem ein Brief der Auslöser für den Rückblick auf das Leben der Lindholms von 1936-1940 ist. Nach einer ruhigen und unaufgeregten Anfangsphase steigerte sich der Spannungsbogen, als ich alle Charaktere mit ihren liebenswerten und besonderen Eigenheiten näher kennengelernt hatte und mit ihnen Glück und Unglück und Freud und Leid teilen durfte. Ich fühlte mich mit in der Familie aufgenommen und konnte das Buch dann auch nicht mehr aus der Hand legen.

Alle habe ich dabei in mein Herz geschlossen, die Großmutter, die das Regiment in der Backstube führt, den brummigen Großvater, der immer etwas zu kritisieren hat und gegen die nationalsozialistische Bewegung im fernen Deutschland schimpft, die Mutter der 5 Lindholm Schwestern, die mehr an das Glück ihrer Töchter als an sich selber denkt, den Vater, der fern von seiner Familie in Lappland das Geld verdienen muss und letztendlich auch die fünf vom Wesen her so unterschiedlichen jungen Frauen. Das Backtalent Hannah ist mit ihren 23 Jahren die älteste und verantwortungsbewusste von den Geschwistern, die sich Hals über Kopf in Karl aus Deutschland verliebt und dadurch in Gewissenskonflikte gerät. Es folgt Ingrid, die gefühlt immer im Schatten ihrer großen Schwester steht und erst das Selbstbewusstsein entwickeln muss um ihr Glück zu finden. Matilda ist mit ihrer verwegenen und auch schonmal berechnenden Art diejenige, die davon träumt die Welt zu entdecken und mehr aus ihrem Leben machen zu können. Schließlich gibt es noch die 14-jährigen Zwillinge Ebba und Ulla, die voller Neugierde stecken, aber mehr im Hintergrund der Geschichte bleiben.

Fazit:

Hinter der wunderschönen Buchgestaltung von „Der süße Himmel der Schwestern Lindholm“ steckt eine spannende Familiengeschichte, die mich gefesselt und alles um mich herum vergessen lassen hat. Besonders hervorzuheben ist auch noch die tolle Rezeptsammlung im Anhang! Noch offene Erzählstränge lassen mich darauf hoffen, dass es eine Fortsetzung geben wird. Von mir erhält der Roman sehr verdiente 4 Sterne.

Bewertung vom 12.01.2022
Perfect Day
Hausmann, Romy

Perfect Day


ausgezeichnet

Was für ein Pageturner und Lesehighlight!
Für die Germanistikstudentin Ann Lesniak bricht eine Welt zusammen, als ihr geliebter Vater, ein angesehener Anthropologe und Philosophieprofessor, aufgrund schwerwiegender Indizien verhaftet wird. Ihm wird vorgeworfen, der seit Jahren gesuchte Serienmörder von 10 jungen Mädchen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren zu sein. Das Markenzeichen des Täters sind rote Schleifenbänder, die er als Wegweiser zu den Fundorten der Leichen platzierte. Für die Medien ist dieser Fall ein gefundenes Fressen und für die Polizei so gut wie aufgeklärt, sodass sie keinen weiteren Ermittlungsbedarf mehr sehen. Ann will und kann es nicht glauben, dass ihr Vater zu solchen Taten fähig ist und begibt sich selber auf die Suche nach Entlastungsmaterial und dem wahren Mörder.

Nach „Liebeskind“ und „Marta schläft“ war ich unheimlich gespannt auf Romy Hausmanns neuen Psychothriller, der für mich in Anlehnung an den Titel zu einem perfekten Leseerlebnis wurde. Von der ersten Seite an hat mich die Autorin mit ihrer gut durchdachten Geschichte, ihren herausragend dargestellten Charakteren, die alle Ecken und Kanten hatten und ihrem überaus fesselnden und atmosphärischen Erzählstil in den Bann gezogen. Die ganze Zeit spielt sie mit der Erwartungshaltung der Leser, führt sie auf Abwege, manipuliert ihre Denkweise und offenbart dabei menschliche Abgründe, die einen schocken und betroffen machen. Durch die sich abwechselnden Erzählstränge steigert sich die spannende Dynamik der Geschehnisse fortwährend und löste Empfindungen wie Trauer und Mitleid, Wut und Entsetzen und Angst und Sorge bei mir aus. Ann ist der Dreh- und Angelpunkt in der Geschichte und war mir von Anfang an sympathisch. Ich habe sie für ihren Mut und ihre Hartnäckigkeit bewundert, fand ihre Selbstanalysen sehr treffend und konnte voll nachempfinden, wenn sie eigennützig auch mal zu Notlügen gegriffen hat. Ihre gesammelten Kindernotizen über die vielfältigen Emotionen, die die Gefühlswelt eines Menschen ausmachen, wurden sehr effektvoll im Roman gesetzt und passten wie die Faust aufs Auge zu der Stimmung und den Handlungen der darauffolgenden Kapitel. Das Hauptgeschehen im Roman findet nach der Festnahme von Walter Lesniak im Jahr 2017 statt und wird in der Ich-Form von Ann erzählt, durch die eine intensive Nähe zum Leser aufbaut wird. Wie in einem Sog begleitet man sie dabei auf ihrer verzweifelten und hoffnungsvollen Suche nach der Wahrheit und erfährt durch Rückblicke auf ihre behütete Kindheit und aufregende Jugendzeit noch mehr über sie und ihre Vater-Tochter Beziehung. Richtig unter die Haut gegangen sind mir die mit „Wir“ überschriebenen Abschnitte, in denen der Mörder seine Gedanken und nur ansatzweise seine Taten preisgibt. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt war ich mir nie sicher, wer derjenige ist und habe gegrübelt und gegrübelt. Nachdenklich hat mich auch der Erzählpart von 2021 gemacht, in dem der Mörder sich nach so langer Zeit einer Befragung stellt. Er spielt mit den Erwartungen seines Gegenübers, lockt ihn aus der Reserve, stellt ihn vor Herausforderungen und gibt ihm letztendlich das, auf das er lange gewartet hat.

Bis zum Schluss der Geschichte hin steckte der Roman noch voller Überraschungen und Wendungen. Ann´s Briefe gingen mir dabei sehr nahe und das bewegende Ende hat mich sogar mal kurz schlucken lassen.

Fazit:

„Perfect Day“ kann ich jetzt schon zu meinen Lesehighlights 2022 zählen und uneingeschränkt weiterempfehlen. Eine 5 Sterbewertung hat sich Romy Hausmann hier mehr als verdient!

Bewertung vom 06.01.2022
Sterbende Seelen / Mara Billinsky Bd.6
Born, Leo

Sterbende Seelen / Mara Billinsky Bd.6


ausgezeichnet

Lesehighlight! Was für eine geniale Thrillerkost!
Frankfurts härteste Ermittlerin Mara Billinsky ist einer neuen nigerianischen Verbrecherorganisation auf der Spur und reist ausgerechnet für Recherchezwecke zu ihrem italienischen Kollegen Commissario Domenico Manzoni nach Sizilien, als eine brutale Mordserie die Mainmetropole erschüttert. Sie vertraut auf die Kompetenz ihrer Kollegen, doch deren Arbeitseinstellung läuft auf Sparflamme, da sie neidvoll und missgünstig Maras Ernennung zur Interimsvertreterin für ihren kranken Chef Klimmt hinnehmen müssen. Einzig ihr enger Mitarbeiter Jan Rosen freut sich für sie, fühlt sich jedoch ohne ihre mentale und tatkräftige Hilfe unter Druck gesetzt und überfordert. Mara hingegen kommt der Organisation auf Sizilien dank der Unterstützung von Manzoni immer näher. Sie entdecken ein Netz aus Zwangsprostitution und Drogenhandel, das bis nach Frankfurt reicht. Als die Lage auf der Insel eskaliert wird Mara aus dem Land gewiesen. Zurück in der Heimat unterstützt sie wieder das Team bei der Aufklärung der Morde und erhofft sich mit Hilfe der Prostituierten Joy, die vor ihren Peinigern fliehen konnte, endlich die nigerianischen Verbrecher zur Strecke bringen zu können. Joy schenkt ihr Vertrauen, doch kann Mara sie vor ihren Verfolgern schützen?

Wow, was hat Leo Born mit seinem 6. Band der Mara Billinsky Reihe da wieder für einen Hammerthriller abgeliefert! Von vorne bis hinten erste Sahne und ein Pageturner par excellence! Mit seiner äußerst spannenden und fesselnden Erzählweise und dem raffinierten Aufbau des Thrillers, hat er mich wieder total begeistert. Lesesucht pur und eine düstere und beklemmende Atmosphäre wird durch die Geschehnisse an den drei Handlungsorten Sizilien, Frankfurt und Afrika erzeugt. Den ständigen Wechsel habe ich als unerträglich spannend empfunden, da sie in gekonnt gesetzten Schlüsselmomenten erfolgten. Ich liebe es, wenn Mara bei ihrer Ermittlungsarbeit zur Hochform aufläuft, sich mit ihren Kollegen und dem Staatsanwalt Christian von Lingert anlegt, abgebrüht und fokussiert ist und ihre Ungeduld ihr dabei öfters schon einmal im Weg steht. Mit hat sehr gut gefallen, dass sie durch ihren Trip nach Sizilien auch einmal in einer anderen Kulisse agierte und feststellen musste, dass Manzoni genauso ein eigenwilliges Original ist wie sie selber. Mir war er am Anfang etwas undurchsichtig, konnte aber bei mir im Laufe des Geschehens Sympathiepunkte sammeln. Aufreibend empfand ich die fehlende Akzeptanz einiger Kollegen gegenüber Mara, die wegen ihrer Kompetenz nicht umsonst von Klimmt zur Stellvertreterin ernannt wurde. Auch das gespaltene Verhältnis von ihr und Christian von Lingert hatte seine reizvollen Momente. Richtig schwer erwischt hat es Rosen. Ich mag ihn und ich konnte seine innerliche Zerrissenheit und seine Grenzen der Belastbarkeit voll spüren. Ich hoffe, dass er sich wieder fangen und an Maras Seite bleiben wird.

Richtig unter die Haut gegangen sind mir die Abschnitte mit der eher harmlos klingenden Überschrift „Mädchen, die auf Reisen gehen“. Gefühlt realitätsnah geht Leo Born hier auf die Machenschaften von Menschenhändlern ein, die sich obskuren Ritualen bedienen und unschuldige Wesen, die sich einfach nur für sich und ihre Familien ein besseres Leben wünschen, durch ihren Aberglauben an sich binden und sie in ein fremdes Land verfrachten. Man spürt wie ihre Seelen zerbrechen und sie nur noch in einem immerwährenden Alptraum stecken.

Auf unendlich fesselnde Weise hat Leo Born alle diese Handlungsstränge hervorragend miteinander verwoben und für ein fulminanten, aufreibenden und emotionalen Showdown gesorgt. Ich fiebere jetzt schon der nächsten „Krähe“ entgegen, da ich unbedingt wissen möchte was mit Rosen, Mara und Klimmt passiert!

Fazit:

Für „Sterbende Seelen“ sowie für die ganze Mara Billinsky Reihe kann ich nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen und hochverdiente 5 Sterne vergeben!

Bewertung vom 26.11.2021
Das Haus der Düfte
Lambert, Pauline

Das Haus der Düfte


ausgezeichnet

Leseempfehlung! Ein Roman, der die eigenen Sinne anregt und einen zu fesseln weiß!
Die 14-jährige Anouk Romilly zieht es mit ihrer Mutter Isabelle nach Paris, um die Apotheke, die sie von ihrer Großtante Georgette geerbt haben, zu übernehmen. Bei ihrer Ankunft umweht Anouk ein betörender Duft auf dem Bahnsteig, der sie fasziniert und sich sofort in ihr Gedächtnis einbrennt. Schon als Kind hat sie davon geträumt einmal Parfümeurin zu werden. Wie der Zufall es will, begegnet sie sechs Jahre später in ihrer Apotheke Stéphane Girard, der sofort die Gabe ihrer Spürnase entdeckt. Er lädt sie nach Grasse zu seiner Familie ein, die dort ein renommiertes Unternehmen führen, dass sich der Herstellung von Düften verschrieben hat. Isabelle kann ihre Tochter nicht halten und sie reist einige Monate später nach Grasse, wo sie von Stéphanes Verwandten erst kritisch beäugt wird. Das Familienoberhaupt Horace Girard schließt sie schnell in sein Herz ein, da sie ihn an seine verstorbene Frau Florence erinnert, die genauso wie Anouk das Talent hatte, Gefühle in unwiderstehliche Duftkomponenten umzuwandeln. Ein Traum wird für sie wahr, als ihr ein Studium an der angesehenen Parfümschule der Firma Roure ermöglicht wird und sie auch noch ihr Herz an Jean-Paul Bonnet verliert. Doch das ist den Girards gar nicht so recht, da sie sich schon seit Jahrzehnten in einem eskalierten Streit mit den Bonnets befinden.

Coverliebe und eine Geschichte, in der es um ein Familiengeheimnis und um die Welt der Düfte geht, die ich auch sehr liebe, haben in mir den Wunsch geweckt diesen Roman unbedingt lesen zu wollen. Schon auf den ersten Seiten haben mich die Geschehnisse und der bildhafte, fesselnde und die Sinne anregende Erzählstil der Autorin in den Bann gezogen. Durch die anschaulichen Beschreibungen der Landschaften und Kulissen wurde bei mir ein unglaubliches Kopfkino ausgelöst und ich hatte das Gefühl alles durch Anouks Augen zu sehen und genauso wie sie dem Flair von Südfrankreich zu erliegen. Ein Zauber der Wohlgerüche liegt in der Luft, wenn Pauline Lambert so poesievoll Duftkompositionen beschreibt oder der Leser mit ihren Charakteren durch die Lavendelfelder oder Blumen- und Kräutergärten streift. Der Roman spielt in der Nachkriegszeit von 1946-1953, in der die Menschen einen großen Nachholbedarf an schönen Dingen hatten und ist in 7 Teile aufgegliedert, in denen die Geschichte aus dem Blickwinkel von verschiedenen Charakteren in der Gegenwart und Vergangenheit erzählt wird. Kleine Puzzleteilchen werden dabei langsam zusammengefügt und das Familiengeheimnis spannend entschlüsselt. Einen wichtigen und reizvollen Part im Roman nimmt auch die Feindschaft zwischen den Girards und den Bonnets ein, die für Schockmomente, Entsetzen und Mitgefühl gesorgt hat. Alle diese Empfindungen konnte die Autorin bei mir durch ihre feinfühlig erschaffenen Charaktere auslösen. Anouks Begeisterungsfähigkeit und ihre Lebenslust waren ansteckend, Jean-Pauls Verschlossenheit und Zurückhaltung herausfordernd, Stéphanes Charme unwiderstehlich und sein und Horace Geschäftssinn bewundernswert. Polarisiert hat mich Vivienne, Stéphanes Schwester, die in Anouk eine große Konkurrenz sieht und ihre Krallen ausfährt und unfaire Mittel anwendet, um sie aus dem Unternehmen zu kicken. Unverständnis und großes Mitleid haben Raymond und Lucas Bonnet mit ihrer unbeherrschten und gewalttätigen Art bei mir ausgelöst. Die lieblose Kindheit von Letzterem hat mich dabei richtig betroffen gemacht. Doch noch viele weitere Charaktere haben den Reiz in der Geschichte ausgemacht.

Es war schön mitzuerleben, wie beide Häuser schließlich durch die Liebe von Anouk und Jean-Paul wieder aufeinander zugehen und Frieden schließen können.

Fazit:

„Das Haus der Düfte“ ist eine fesselnde Familiengeschichte, die mir wunderschöne und entspannende Lesestunden beschert hat. Von mir gibt es eine Leseempfehlung und verdiente 4,5 Sterne!

Bewertung vom 25.11.2021
Die Übersetzerin
Lecoat, Jenny

Die Übersetzerin


ausgezeichnet

Leseempfehlung! Ein schicksalhafter Roman, der mir ein intensives Leseerlebnis beschert hat!
Kanalinsel Jersey, 1940
Die junge Hedy Bercu hat es aus Angst vor den Machenschaften der Nationalsozialisten von Wien aus auf die Kanalinsel Jersey getrieben, wo sie sich in Sicherheit glaubt. Doch der Krieg lauert überall und sie muss mit ansehen, wie die Deutschen die Insel in Beschlag nehmen und zur Besatzungszone erklären. Trotz ihrer Registrierung als Jüdin, wagt Hedy es sich um den Job als Übersetzerin im Lager Hühnlein zu bewerben, da der Hunger und die Entbehrungen der letzten 3 Monate stärker als ihre Ängste sind. Sie wird eingestellt und kann ihre Herkunft vor allen geheim halten. Durch eine schicksalhafte Fügung lernt sie im Lager Leutnant Kurt Neumann kennen und aus ihrer gegenseitigen Anziehungskraft entwickelt sich eine große Zuneigung. Als er durch Zufall von ihrer Abstammung erfährt ist seine Enttäuschung über ihren Vertrauensbruch groß, doch ihre Liebe ist stärker und beide wissen, dass sie sich dadurch angreifbar machen und in eine Gefahr begeben, die sie das Leben kosten könnte. Dank der Hilfe einer guten Freundin finden sie für Hedy ein Versteck, als ihre Tarnung auffliegt und sie müssen zittern, ob ihr ausgeklügelter Plan den gewünschten Erfolg hat.

Auf Jenny Lecoats Debütroman „Die Übersetzerin“ bin ich durch das sehr reizvolle Cover, den vielversprechenden Klappentext und der Tatsache, dass der Roman auf einer wahren Geschichte basiert, aufmerksam geworden. Für mich war es ein sehr fesselndes Buch, dass meine Erwartungen voll erfüllt hat. Außerordentlich authentisch, bildhaft und empathisch erzählt die Autorin einen Ausschnitt aus Hedy Bercus bewegender Lebensgeschichte, die sie mit glaubhaften Fiktionen ergänzt hat. Durch diesen Roman habe ich zum ersten Mal davon erfahren, dass die Kanalinseln in die Hände der Deutschen gefallen sind und die Bevölkerung sehr unter dieser Belagerung leiden musste. Anhand bedrückender Szenen kommt ihr Hass, ihre Wut und ihre Machtlosigkeit eindringlich rüber. Der Start ins Buch ist beklemmend und verhalten, doch durch das nähere Kennenlernen der Charaktere, Hedys Rückblicke und die Sorge um ihre Familie und die sich dramatisch entwickelnden Geschehnisse bin ich immer mehr in den Bann des Romans gezogen worden. Mit Hedy und Kurt, die mir sehr sympathisch waren, habe ich die ganze Zeit mitgefiebert. Ihre Liebe wurde sehr feinfühlig dargestellt und ahnungsvoll wartet man förmlich darauf, dass ihre Beziehung entdeckt wird. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Dorothea, die Ehefrau von Hedys gutem Freund Anton, mal so eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen wird. Aus oberflächlichem Interesse füreinander entwickelt sich durch die gemeinsamen Erlebnisse, Entbehrungen und Gefahren eine tiefe Freundschaft. Der selbstlose Einsatz von Menschen füreinander ist immer wieder beeindruckend und bewegend. Dorothea und Kurt kann ich dafür nur bewundern!

Unendlich froh bin ich darüber, dass die drei Hauptcharaktere nach dem Kriegsende auf eine hoffnungsvolle Zukunft blicken können.

Mein Fazit:

Mit „Die Übersetzerin“ hat die Autorin unterstrichen, wie wichtig es gerade auch heute noch ist, dass die Geschehnisse der damaligen Zeit nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Für Jenny Lecoat war es ein persönliches Anliegen von Hedy Bercus Schicksal zu erzählen, da sie selber 15 Jahre nach dem Krieg auf Jersey geboren wurde und lange dort gelebt hat. Für mich war der Roman ein sehr intensives Leseerlebnis und ich kann für ihn nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen und verdiente 4,5 Sterne vergeben.