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DrAmaya

Bewertungen

Insgesamt 102 Bewertungen
Bewertung vom 29.05.2021
Der Schneeleopard
Tesson, Sylvain

Der Schneeleopard


sehr gut

Suche mit viel Ruhe und Philosophie
In “Der Schneeleopard” begibt man sich als Lesender gemeinsam mit dem Autor Sylvain Tesson, dem Fotografen Vincent Munier und zwei weiteren Begleitern auf eine Suche nach einem der seltensten Tiere der Erde – dem Schneeleoparden. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um einen Reisebericht im klassischen Sinne. Stattdessen tritt die Reise und Suche nach dem Schneeleoparden in Tibet eher in den Hintergrund. Die Suche erfordert viel Geduld, Ruhe und gute Beobachtungsgabe. Und so wirkt die ruhige und unaufgeregte Erzählweise des Buches fast schon wie eine meditative Reise zu sich selbst. Während des Wartens reflektiert der Autor nicht nur über sein Leben, sondern auch über die Schönheit der Natur und kreidet gleichzeitig die stark gehetzte westliche zerstörerische Lebensweise an, die hier natürlich in einem krassen Gegensatz zu der Ruhe und der fast schon ursprünglichen Wildheit der Natur steht.
Ich mag die Gedanken und philosophischen Ausführungen des Autors sehr, auch wenn sie manchmal fast schon spirituelle und dichterische Anwandlungen haben und ich am Ende des Buches mit einer fast schon hoffnungslosen Stimmung zurückgelassen wurde. Also zu Bewegen vermag der Autor auch mit Ruhe und Geduld ;) Manche Formulierungen fand ich allerdings etwas übertrieben und zu kitschig, aber ich denke, dass hier einiges auf Kosten der Übersetzung geht.
Obwohl man sich mit der Gruppe auf einer Fotoreise befindet, findet man als Lesender in dem Buch nur ein Foto. Und dieses wurde nicht einmal während dieser Reise geschossen. Das fand ich persönlich etwas schade, wobei es natürlich die eigene Kreativität nur noch mehr anregt. Die Beschreibungen des Autors sind auch wirklich großartig und bildhaft gelungen. Nur die Kälte habe ich beim Lesen nicht so ganz spüren können. Was mich beim Lesen zudem etwas gewundert hatte war, dass der Autor eigentlich nicht der Philosoph in der Reisegruppe ist und er sich zu Anfang eigentlich als Zuständiger für die Kalauer in der Truppe bezeichnete. Von dem Philosophen erfährt man allerdings nur sehr wenig.
Mir hat das Buch wirklich sehr gefallen. Es ist kein Buch, dass man mal nebenher in die Hand nimmt – oder in einem Rutsch durchliest. Stattdessen habe ich es immer wieder sehr gern zur Hand genommen und habe das Lauern, die Geduld, die Ruhe und Natur sowie den erhobenen Zeigefinger des Autors auf mich wirken lassen.

Bewertung vom 17.05.2021
Dancing with Bees
Strawbridge Howard, Brigit

Dancing with Bees


sehr gut

So viel mehr als nur Bienen
Das Buch “Dancing with Bees – Meine Reise zurück zur Natur” von Birgit Strawbidge Howard ist ein Sachbuch, in dem ich viel über Bienen, Hummeln, Pflanzen und die Natur im Allgemeinen gelernt habe – und doch ist es das irgendwie auch nicht. Das Buch kommt nicht als klassisches Sachbuch daher, sondern zeichnet sich dadurch aus, dass die Autorin auf liebevolle, mitreißende und auch sehr bildhafte Art und Weise von ihrer persönlichen Reise zurück in die Natur berichtet. Sie schafft es dabei auf sehr eindrucksvolle Art und Weise fachliche Informationen leicht verständlich zu beschreiben und den Lesenden zudem noch neugierig zurückzulassen. Bereits ab den ersten Seiten konnte ich auch bei mir beobachten, dass ich viel mehr auf die vielen Insekten auf meiner Terrasse geachtet habe und mich immer wieder freute, wenn ich etwas neues entdeckte.
Dabei geht es in dem Buch allerdings nicht nur um Bienen. Am Anfang habe ich mir kurzzeitig noch etwas Sorgen gemacht, da sehr viele Informationen über die unterschiedlichsten Bienenarten beschrieben wurden (es war aber stets absolut großartig zu lesen!). Doch schon bald vergrößerte sich der Fokus so dass man regelrecht miterlebt hat, wie man durch die Bienen auch mehr Aufmerksamkeit für die Pflanzen und die Umwelt selbst entwickelt.
Ich persönlich habe sehr viel gelernt. Nicht nur von den unterschiedlichen Bienenarten, sondern auch allgemeines über die Taxonomie und wie wilde Bienenvölker unterstützen kann, aber dass es auch hier einiges zu beachten gibt und man schnell das lokale Ökosystem stören kann, auch wenn man eigentlich glaubt etwas gutes zu tun. Außerdem habe ich mir einige weitere Literaturtipps notiert und sogar konkrete Empfehlungen für Pflanzen erhalten, die ich definitiv irgendwann auch mal pflanzen möchte :)
Ab und zu waren mir die Beschreibungen etwas zu langatmig oder der Fokus etwas zu weit, z.B. als der Lebensabend der Mutter der Autorin beschrieben wurde. Das lenkte mich leider etwas vom Kernthema des Buches ab, auch wenn es tolle Tipps gab, wie auch hier die Natur helfen kann.
Alles in allem ein absolut tolles Buch, das ich gern wieder in die Hand nehme und auch jedem empfehle, der sich gern in der Natur aufhält oder den Blick dafür verloren hat/wiederentdecken möchte. Insbesondere die Illustrationen haben es mir wirklich angetan. Allerdings wären entweder ein paar mehr davon, oder ein paar zusätzliche Fotos echt toll gewesen, um gleich zu wissen, wie genau die vielen unterschiedlichen beschriebenen Bienenarten denn jetzt tatsächlich aussehen. Trotzdem: unbedingt mal reinlesen :)

Bewertung vom 16.04.2021
Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
Suiter Clarke, Amy

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden


gut

Ungewöhnliches und tolles Konzept, aber inhaltlich zu vorhersehbar
Bei “Der Countdown-Killer" von Amy Suiter Clarke handelt es sich um einen Kombination aus Cold-Case-Thriller und True-Crime-Podcast. In Form eines True-Crime-Podcasts arbeitet Elle für ihre Höhrer*innen die in der Vergangenheit liegenden Morde des Countdown-Killers auf und beginnt parallel zu ermitteln. Der Countdown-Killer entführte immer drei junge Frauen im Abstand von drei Tagen, wobei das Alter der Frauen eine Rolle spielte und einen Countdown bildete. Als sein zehntes Opfer entkam, stoppte die Mordserie. Doch mit Beginn des Podcasts, traten neue Morde auf, die auf das Konto des Countdown-Killers gehen könnten.
Insbesondere die Einarbeitung der Podcast-Elemente in den Thriller fand ich sehr gelungen und abwechslungsreich. Ich konnte mir die Stimmung richtig gut vorstellen. Insbesondere ist das für mich eine sehr gelungene Art, unterschiedliche Zeitlinien zu beleuchten. Auch der Schreibstil der Autorin ist mir da sehr positiv aufgefallen und ließ sich sehr gut und schnell lesen.
Allerdings fehlte mir bei diesem Thriller zunächst erst einmal die Spannung. Dass viele der Details bereits sehr frühzeitig vorhersehbar waren, haben der Spannung leider auch nicht geholfen. Zudem fand ich die Einmischung von Elle in die Ermittlungen der Polizei etwas unglaubwürdig, aber vielleicht gibt es hier einfach auch ein paar kulturelle Unterschiede.
Als Debütroman finde ich das Buch sehr gelungen. Die Autorin hätte aber noch sehr viel mehr aus dieser Story rausholen können. Aber ingesamt ist es eine gute und leichte Unterhaltung, die mal etwas Abwechslung mit sich bringt.

Bewertung vom 16.04.2021
Fühlen lernen
Welding, Carlotta

Fühlen lernen


gut

Interessant und lehrreich, aber kein praktischer Helfer
In dem Buch “Fühlen lernen – Warum wir so oft unsere Emotionen nicht verstehen und wie wir das ändern können” führt uns die Autorin Dr. Carlotta Welding nicht nur die Relevanz von Gefühlen und Emotionen vor Augen, sondern argumentiert auch, dass wir gerade in den aktuellen Zeiten besonders Rücksicht darauf nehmen sollten, da wir oftmals die Signale unseres Körpers kaum noch wahrnehmen können, sondern vielfach nur noch Gefühle durch Emojis auf sozialen Plattformen ausdrücken. Ohne echte Gefühle ist aber keine richtige Bindung zu anderen Menschen mehr möglich.
Den Schreibstil des Buches empfinde ich als sehr angenehm und für meinen Geschmack trifft sie auch genau die richtige Mischung aus persönlichen Anekdoten und wissenschaftlich fundierten Grundlagen. Das Buch hat auf vielen Seiten einen Denkprozess bei mir in Gang gesetzt, da ich mich im Umgang mit meinen Gefühlen oft wiederfinden konnte. Aber das war auch einer der Gründe, dieses Buch zur Hand zu nehmen. Insbesondere der Titel “Fühlen lernen” hat bei mir dementsprechend hohe Erwartungen erfüllt.
Die Erwartungen, die mit dem Titel bei mir geschaffen wurden, wurden allerdings leider nicht erfüllt. Erst das letzte Drittel des Buches beschäftigt sich mit praktischen Tipps und Möglichkeiten, wie man an gewisse Probleme herangehen könnte. Diese bleiben allerdings sehr abstrakt und bietet mir damit kein Tool, dass ich im täglichen Leben einsetzen könnte. Bezüglich des Titels muss ich also sagen, dass das Thema leicht verfehlt ist. Allerdings habe ich viele sinnvolle Informationen erhalten – auch wenn diese zum Teil eher unerwartet kamen. Zum Beispiel erzählt die Autorin sehr viel darüber, wie in der Kindheit überhaupt die Fähigkeit zur Erkennung und Verarbeitung (oder auch Verdrängung) von Gefühlen entstehen. Ich weiß durch dieses Buch auch sehr viel von Alexithymie – Gefühlsblindheit. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass gefühlsblinde Menschen mit Hilfe des Buches wieder lernen könnten, auf ihre Gefühle zu hören. Aber sie bekommen zumindest den Tipp, sich an einen Psychologen zu wenden.
Zusammenfassend ein sehr interessantes Buch, dass ich sehr gern gelesen habe und vermutlich auch noch öfters zur Hand nehmen werde. Allerdings ist es kein Handbuch, um fühlen zu lernen, unterstützt aber den Lesenden ein tieferes Verständnis zu gewinnen und vielleicht auch die Reaktionen mancher Mitmenschen besser einordnen zu können. Also durchaus eine sehr interessante Lektüre!

Bewertung vom 14.04.2021
Du hast dein Leben in der Hand
Bex, Rebella

Du hast dein Leben in der Hand


weniger gut

Für mich als Wissenschaftlerin zu esoterisch
In “Du hast dein Leben in der Hand” stellt die Autorin Rebella Bex die von ihr erfundene SNAP! (Sofort – Neutral – Aktiv – Präsent) Technik vor. Mit der SNAP! Technik will sie sofortigen Zugang zur inneren Weisheit schaffen und auf die Art unbewusste Handlungen in bewusste Handlungen umwandlen, aber auch Negativität in Positivität, Verwirrung in Klarheit oder Angst in Liebe.
Auch wenn der Klappentext dafür wirbt, dass das Konzept nicht nur für Frauen, sondern auch Männer gedacht ist, beginnt die Autorin bereits im Vorwort mit der Anrede "Liebe Schwester”. Auch das rosa-goldene Cover spricht nicht unbedingt für eine männliche Zielgruppe – ich konnte meinen Freund zumindest nicht davon überzeugen, sich das Buch etwas genauer anzuschauen ;)
Die direkte Anrede der Autorin hat mir auf den ersten Blick sehr gut gefallen, auch ihre Art zu schreiben wirkt zumindest im ersten Teil des Buches sehr positiv auf mich. Im späteren Verlauf werden mir die Inhalte leider aber etwas zu esoterisch. Auch der häufige Bezug zu Gott (auch wenn sie sagt, dass man sich als Lesender gern auch etwas anderes als Gott vorstellen darf, an das man glaubt) hat mich leicht verschreckt. Das wäre für mich aber noch ok gewesen. Sehr viel schwerer fiel es mir inhaltlich zu folgen. Ein logischer Fluss ist für mich kapitelübergreifend nicht wirklich erkennbar. Auch die SNAP! Methode selbst wird eigentlich nur sehr kurz erwähnt und erklärt, alles andere drumherum erzählt z.B. von den Schwingungen, aus denen wir bestehen (ja, Quantenheilung lässt fast schon grüßen), unserer Seele, unserem Bewusstsein oder von unserem Ego. Gut finde ich hier, dass sie gute Impulse gibt und viele Beispiele bringt, in denen man sich gern mal von seinem Ego leiten lässt und so zum Reflektieren anregt.
Die Yoga-Übungen am Ende des Buches finde ich gut. Allerdings fehlt mir auch hier wieder die Klammer, wie genau das jetzt mit der SNAP! Methode einhergeht – außer, dass es sich dabei um sogenannte SNAP!-Yogahaltungen handelt.
Was mich unabhängig vom Inhalt des Buches leider etwas stört, ist der Schriftsatz. Das komplette Buch ist in einem serifenlosen Schriftsatz und einer sehr dünnen Schriftlinie gedruckt. Insbesondere auch die leicht glänzenden Seiten machen es daher enorm schwer, das Buch überhaupt zu lesen. Für mich war es jedenfalls sehr anstrengend und ich musste das Buch häufig aus der Hand legen, weil ich einfach nicht mehr lesen konnte (und nein, so alt bin ich auch noch nicht). Auch Verweise im Buch sind entweder einfach vergessen und mit “…” markiert, oder verweisen den Lesenden auf eine falsche Stelle im Buch. Ärgerlich.
Für mich als Wissenschaftlerin muss ich jetzt leider sagen, dass mich das Buch nicht wirklich überzeugt. Mir fehlen hier einfach auch ein paar Fakten. Aber die Autorin hat ja bereits im Buch vorgesorgt und erwähnt, dass es Menschen gibt, die für diese Methode nicht empfänglich sind – vermutlich gehöre ich da einfach dazu. Das sollte vermutlich jeder für sich selbst entscheiden.

Bewertung vom 13.04.2021
Höllenkind / Clara Vidalis Bd.8
Etzold, Veit

Höllenkind / Clara Vidalis Bd.8


gut

Schwacher Spannungsbogen und zu vorhersehbar
Der Thriller “Höllenkind" von Veit Etzold ist der 8. Fall der Thriller-Reihe um die ermittelnde Patho-Psychologin Clara Vidalis. In diesem Teil ermittelt Clara Vidalis in Rom: Bei einer prunkvollen Hochzeit in der sixtinischen Kapelle bricht die Braut unter großen Schmerzen und blutüberströmt tot zusammen.
Vor allem der Klappentext aber auch die beiden Hauptcharaktere der Serie Clara Vidalis und ihr Mann McDeath versprachen gute Unterhaltung. Der Schreibstil des Autors ist flüssig und einfach zu lesen. Dementsprechend ist mir auch der Einstieg in das Buch gut gelungen, obwohl der Autor sehr viele Referenzen zum vorhergehenden Teil aufwirft, den ich bisher nicht gelesen habe. Allerdings führt er auch im weiteren Verlauf des Buches Referenzen auf andere Teile der Serie an und kennzeichnet diese sogar mit Fußnoten. Das hat meinen Lesefluss doch etwas gestört. Auch die ständigen etwas belehrend wirkenden Zusatzinformationen zu den unterschiedlichsten Themen wie dem Vatikan, Florenz, Kunst und Religion wirkten etwas ablenkend und ausschweifend. Erst als Clara ihren Urlaub in Florenz antritt wirken die Infos etwas glaubwürdiger, da es in Form touristischer Informationen verpackt sind.
Der Spannungsbogen ist leider etwas Thriller untypisch. Für mich persönlich kommt kaum Spannung auf und mit ca. der Hälfte des Buches wusste ich bereits, wie alles zusammenhängt und wie das Buch ausgehen wird. Es kam dann auch so, aber trotzdem ist das Ende immernoch offen und lässt mich als Leser etwas unbefriedigt zurück.
Zusammenfassend ist es eine leichte Lektüre, die streckenweise auch mal ziemlich brutal ist. Weiterempfehlen würde ich das Buch jetzt nicht unbedingt, es sei denn, man ist ein absoluter Fan der Serie. Ich hoffe einfach, dass die nächsten Teile wieder besser werden, denn die beiden Hauptcharaktere haben wirklich Potential!

Bewertung vom 13.04.2021
Der Klang der Wälder
Miyashita, Natsu

Der Klang der Wälder


sehr gut

Ruhig, sensibel und bildgewaltig
In “Der Klang der Wälder" von Natsu Miyashita entdeckt der junge Tomura durch Zufall den Beruf des Klavierstimmers, als er dem Klavierstimmer Itadori lauscht. Die Klänge, die Itadori dem Klavier entlockt, lassen vor Tomuras innerem Auge die hohen, rauschenden Wälder seiner Kindheit entstehen und er entschließt sich, dieses Handwerk zu erlernen.
Bereits die ersten Seiten des Romans haben mich tief beeindruckt. Die sensible und ruhige Schreibweise der Autorin ist unaufdringlich und doch bewusst und bildgewaltig. Sie schafft es mit wenigen Worten Bilder und auch Gerüche zu vermitteln und den Lesenden so zum Träumen einzuladen. Dabei ist die Handlung selbst sehr ruhig. Die Entwicklung des Hauptcharakters Tomura zum Klavierstimmer steht im Vordergrund – es gibt kaum weitere Nebenschauplätze. Stattdessen geht es um den Prozess, in dem er lernt, dass Fleiß und Hingabe nicht alles sind, aber auch die Bewältigung von Selbstzweifeln. Das spannendste ist vermutlich das Treffen mit den beiden Zwillingsschwestern Kazune und Yuni, die in ihrem Klavierspiel nicht unterschiedlicher sein könnten.
Ansonsten begleitet man Tomura zu unterschiedlichen Terminen mit Kunden, bei denen Tomura auf der Suche nach dem perfekten Klang nicht nur lernt, wie unterschiedlich Klänge wahrgenommen und beschrieben werden. Sehr gern habe ich in diesem Rahmen die fast schon philosophischen Dialoge von Tomura und seinen Kollegen gelesen. Auch wenn es Vordergründig natürlich um den Beruf des Klavierstimmers geht, stehen insbesondere die Bodenständigkeit von Tomura und die Naturversiertheit immer wieder im Vordergrund.
Insgesamt lernt man aber nicht nur viele interessante Details über Klaviere und den Beruf des Klavierstimmers, sondern auch das Klavierspiel mit anderen Augen zu sehen, die Schönheit der Natur zu genießen und den Sinn des Lebens zu reflektieren.
Ich für meinen Teil bin weder Klavierspielerin noch sonderlich versiert, was Musik betrifft. Trotzdem habe ich die fast schon poetische Sprache und die Ruhe des Romans sehr genossen. Die Bilder- und Klanglandschaften, die die Autorin gezeichnet hat, bleiben mir vermutlich noch eine Weile in Gedanken. Ich kann dieses Buch also sehr empfehlen für Leute, die auch gern mal etwas ruhigeres lesen.

Bewertung vom 11.04.2021
Wildes Paradies
Praxmayer, Claudia

Wildes Paradies


sehr gut

Lädt zum Träumen ein und motiviert zum Chaos im eigenen Garten
Claudia Praxmayer beschreibt in “Wildes Paradies”, wie sie gemeinsam mit ihrem Mann auf ihrem Grundstück im Chiemgau, Lebensräume für Pflanzen und Tiere schafft und wiederentdeckt. Ihr lebhafter Schreibstil und viele tolle Fotos haben mich als Leserin nicht nur sehr unterhalten, sondern auch zu unterschiedlichen Projekten inspiriert. Auch wenn ihre Beschreibungen sich auf ein großes und weitläufiges Grundstück beziehen, sind einige ihrer Projekte und Anregungen auch im Kleinen anwendbar, z.B. auch auf einer Terrasse. Sie schreibt unter anderem von dem Anlegen von Totholzhecken, Gemüsebeeten oder auch Seen. Außerdem schreibt sie von ihren Beobachtungen der Tier- und Insektenwelt in ihren neu geschaffenen Lebensräumen und ihre Begeisterung ist wirklich ansteckend.
Das Buch selbst ist mehr eine Art Erfahrungsbericht, als ein Ratgeber. Zwar bekommt man als Lesender ein paar nützliche Hinweise z.B. in Form von Infoboxen, aber praktische Anleitungen oder umfassende Erklärungen findet man hier nicht. Das Buch ist in meinen Augen insbesondere eine Bestätigung, die Natur einfach mal machen zu lassen und die Ergebnisse hinterher zu genießen.
Für mich war es wirklich eine tolle Lektüre und ich hoffe, dass dieses Buch viele dazu inspiriert, einfach mal innezuhalten und die Natur auf sich wirken zu lassen – aber auch die Natur einfach mal machen zu lassen. Für Interessierte am ökologischen Gärtnern ist dieses Buch eine tolle Empfehlung. Damit kann man wirklich toll abschalten, sich inspirieren lassen und einfach ein bisschen träumen.

Bewertung vom 21.03.2021
Fürchtet uns, wir sind die Zukunft
Oppermann, Lea-Lina

Fürchtet uns, wir sind die Zukunft


gut

Leider zu viel verschenktes Potential
In “Fürchtet uns, wir sind die Zukunft” von Lea-Lina Oppermann trifft der frisch gebackene Klavierstudent Theo auf die Mitstudentin Aida, die ihn sofort fasziniert. Zunächst ist es ihre Erscheinung selbst, doch sehr schnell merkt er, dass Aida mit der ZUKUNFT gegen die Machtstrukturen der Akademie kämpft und die dortigen Missstände anprangert. Ihre feurigen Reden rütteln nicht nur wach, sondern motivieren auch zu waghalsigen Aktionen.
Das Buch beginnt wirklich großartig mit einer Klavierstunde bei Herrn Goldstein. Diese Stunde und auch alle weiteren bei Goldstein waren für mich das ganz große Highlight (neben den Szenen mit Panzer :)) des Buches. Das Setting des Buches ist also wirklich gut gewählt. Man bekommt beispielsweise einen sehr gut einen Eindruck von den alltäglichen Problemen von Theo, dem Konkurrenzdruck an der Akademie, etc. Doch leider sind diese Szenen eher der Nebenschauplatz. Das eigentliche Thema sind die Missstände in der Akademie und, dass man sich unabhängig von der Manipulation der Medien und dem Einfluss anderer Menschen machen solle. Diese Themen finde ich sehr gut gewählt und äußerst relevant, aber bei mir bleibt nach dem Lesen leider der Eindruck zurück, dass die Autorin das volle Potential des Themas leider nicht ausgeschöpft hat.
Die Aktionen der Gruppe ZUKUNFT werden meist durch die Reden von Aida motiviert. Allerdings finde ich die Reden nicht sonderlich feurig. Klar, es werden wichtige Themen angesprochen, denen ich auch durchweg zustimme, aber es gibt im Buch sehr viel bessere Stellen, die erahnen lassen, dass die Autorin hier noch viel mehr draus hätte machen können. Die Aktionen selbst wirken leider zudem etwas unreflektiert. Als Leser bekommt man keinen weiteren Eindruck, welche Auswirkungen die Aktionen überhaupt haben, ob die Gruppe etwas erreicht hat, etc.
Das meiste geht mir auch irgendwie viel zu schnell. Ich habe das Gefühl, dass Theo von Tag zu Tag gehetzt wird und ich als Leserin hatte echt das Problem den Überblick zu behalten, wieviele Tage überhaupt vergangen sind. Über die Aktionen der ZUKUNFT leiden leider auch die Klavierstunden… Theo scheint einfach zu fasziniert von Aida. Ob sich das allerdings auch auf ihre Überzeugungen bezieht, bleibt manchmal etwas unklar. Er scheint eher in einer rosaroten Wolke und daher leidet manchmal auch die Rationalität seiner Entscheidungen etwas.
Trotz der negativen Punkte hat mich das Buch wirklich angesprochen. Es war schnell zu lesen und hat mich gefesselt. Mein erster Eindruck als ich es dann beiseite gelegt hatte war, dass es sehr “intensiv” war – im Positiven. Wirklich schade, dass hier nicht das volle Potential ausgenutzt wurde, sonst wäre es wirklich ein großartiges Highlight.

Bewertung vom 03.03.2021
Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1


weniger gut

Tolles Konzept, konnte aber nicht überzeugen
Der Justiz-Krimi "Die siebte Zeugin” von Florian Schwiecker und Michael Tsokos ist im Knaur Taschenbuch Verlag erschienen und umfasst 320 Seiten. Das Buch erzählt von dem Familienvater Nikolas Nölting, der unerwartet in einer Bäckerei um sich schießt und mit dieser Tat einen Menschen tötet und zwei weitere verletzt. Er stellt sich freiwillig und schweigt und wirft somit viele Fragen auf, denen sich der Strafverteidiger Rocco Eberhardt annimmt. Im Zuge seiner Ermittlungen stößt er auf Clan-Kriminalität in Berlin und sieht seine Theorie in den Erkenntnissen des Rechtsmediziners Dr. Justus Jarner bestätigt. Das Buch bildet den Auftakt einer neuen Reihe, in der der Strafverteidiger Rocco Eberhardt und der Rechtsmediziner Dr. Justus Jarner Einblicke in ihre Arbeit ermöglichen.
Zunächst einmal hat mich das Setting des Buches sehr interessiert. Die Kombination auch Rechtsmedizin und Strafverfolgung ist wirklich passend und hätte mich persönlich sehr gut unterhalten. Der Aufbau des Buches war mir allerdings viel zu vorhersehbar. Z.B. die im Klappentext angekündigte überraschende Entdeckung des Rechtsmediziners war nicht überraschend und war so im Buch leider auch nicht wirklich zu finden. Was mich allerdings persönlich sehr stört, ist, dass man eigentlich bei einem Krimi in der Lage sein sollte, mitzurätseln. Hier hat man als Lesender allerdings zu jeder Zeit mehr gewusst, als die eigentlichen Ermittler, da beim Aufbau der Story immer wieder auch Hintergrundinformationen zur Clan-Kriminalität und den Zusammenhängen eingestreut wurden, so dass man sehr schnell wusste, worauf das alles hinauslaufen wird.
Der Stil des Buches ist eher kurzweilig, das äußert sich beispielsweise in sehr, sehr kurzen Kapiteln. Dadurch fehlte mir leider etwas der Rhythmus, aber Geschwindigkeit kam so auf jeden Fall auf. Die Charaktere finde ich in diesem Teil leider noch nicht allzu gut ausgearbeitet. Insbesondere Dr. Justus Jarner kommt hier viel zu kurz. Aber die Charakterbeschreibung der beiden in der Klapp-Brochure gefällt mir ziemlich gut. Daher war ich dann vermutlich auch etwas enttäuscht, dass die beiden Hauptcharaktere doch eher blass blieben.
Auch den Titel des Buches finde ich im Nachhinein etwas irreführend. Ich hätte mit einer überraschenden Zeugin gerechnet. Aber vielleicht ist gerade das die Überraschung ;) Ansonsten waren die Szenen im Gericht ganz gut, obwohl es manchmal doch sehr repetitiv war.
Insgesamt hat mich der Justiz-Krimi nicht wirklich überzeugt. Es war ein schöner Zeitvertreib zwischendurch, aber nochmals lesen würde ich es nicht. Trotzdem denke ich, dass man der Reihe noch eine Chance geben sollte, denn die Grundidee finde ich auch immernoch interessant. Also ich bin trotzidem irgendwie gespannt auf den zweiten Teil.