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Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2022
Canaria Mortal
Verano, Daniel

Canaria Mortal


sehr gut

Ein Krimi in lässigem Style
Dieses Buch, mit einem doch scharfzüngigen Titel, lässt sich dafür so mit Leichtigkeit lesen, wie ein entspannter Tag am Strand. Wunderbar beschriebene Szenen vermitteln dem Leser eine sommerliche Zeit auf der Ferieninsel Gran Canaria. Die Art, wie Daniel Verano schreibt, ist so erfrischend authentisch, dass ich mich beim Dauerlächeln während des Lesens erwischt habe, bis es in Richtung Krimi geht; aber auch hier bleibt es bei einem lässigen Schreibstil.
Felix Faber aus Kassel, der ein Angebot der ortsansässigen Zeitung auf Gran Canaria LA VIDA erhält, wagt die Reise in seine neue Wahlheimat. Die Trennung von seiner Freundin Luisa liegt bereits ein halbes Jahr zurück; Fabers Eltern wollen ihn so oft es geht besuchen und seine beiden besten Freunde Darian und Dennis gönnen ihm sein Glück.
Bei der Anreise ist Felix Faber negativ überrascht von der Kargheit der Insel, aber dafür höchst angetan von seinem traumhaften Bungalow in einer Ferienanlage auf den Klippen von Play del Aguila, im Süden der Insel, mit Traumausblick in alle Richtungen.
Candela, seine Mentorin des neuen Arbeitgebers, das Ebenbild einer quirligen Spanierin, führt ihn ohne große Umschweife an das neue Leben heran. Das angenehme Leben der Canarios irritiert Faber anfangs, aber er fügt sich gern der spanischen Dolce Vita. Nicht nur das süße Leben begegnet ihm auf der Insel; er betritt neue und auch gefährliche Wege.
Die 17jährige Sara, Tochter einer Drogenabhängigen, wird selbstverschuldet in unheilvolle Geschäfte verwickelt. Die Geschichte nimmt ab da ihren Lauf in Richtung Kriminalroman und Felix Faber ist in jeder Hinsicht darin eingebunden. Mit guten Spannungsbögen begegnen dem Leser verschiedene Themen, die das Buch so spannend gestalten, dass ich das Buch an einem Wochenende durchgelesen habe. Und das Beste: die Geschichte ist in sich geschlossen, aber doch endet sie mit einem geschickten cliffhanger… eine Fortsetzung folgt hoffentlich bald.

Bewertung vom 15.08.2022
Liebe machen
Fröhlich, Susanne;Kleis, Constanze

Liebe machen


sehr gut

Gewohnte Heiterkeit der beiden Autorinnen
Warum nicht ein Erklärungs-Klassiker für den Titel: „Liebe machen“. Das klingt harmloser als alles andere und so soll es ja auch sein.
Mit wohl bekannter bester Laune startet das Buch von Susanne Fröhlich und Constanze Kleis. Fragen um das Thema Liebe werden humorvoll beantwortet. Gleich zu Anfang musste ich schon schmunzeln. Zitat: „…etwa ein entschiedenes »Ja« auf die Frage: »Werde ich irgendwann einmal wenigstens für ein paar Tage die Finger von ihm lassen können?« Ich fühle mich ein bisschen ertappt, da ich natürlich mit über Fünfzig das „Ja“ bestätigen kann.
Leider wird mir mit diesem Buch die Hoffnung auf meinen perfekten Traumprinzen genommen. Immerhin gibt es tröstende Worte, dass nicht der Erträumte der Richtige sei, sondern es käme so wie es kommt, da die Liebe sich nicht vorbestimmen lässt. Es ist halt Biochemie!
Dass es auch verletzte Seelen gibt, wird in diesem Buch, trotz des vorrangigen Humors, liebevoll und verständnisvoll gewürdigt. Also diese Seelen sind übervorsichtig und wollen lieber KEINEN, wenn es nicht der Prinz ist. Diesen könne man aber durchaus – ein dickes Fell vorausgesetzt – eventuell in Online-Dating-Portalen finden. Dieser Möglichkeit wird als Empfehlung – neben anderen Möglichkeiten – auch Raum gegeben.
Eigene Erfahrungen der beiden Autorinnen und anderer Frauen sind Grundlage dieses Buches.
Wenn man Susanne Fröhlich und Constanze Kleis aus den Medien kennt, ist einem der Schreibstil bereits vertraut und man bekommt wie immer neben guter Laune auch gute Tipps für das Leben.

Bewertung vom 15.08.2022
Dünenträume (eBook, ePUB)
Kribbeler, Natascha

Dünenträume (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Buch, welches zu einer Reihe gehört, aber auch separat zu lesen ist, ohne dass etwas fehlt. Eine Geschichte, die zwar für die Figuren streckenweise schwer ist. Wenn man eine ähnliche Erfahrung gemacht hat, taucht man tief in das Thema mit ein, braucht sich aber nicht zu quälen, da die Kulisse so leicht beschrieben ist, dass es sogar ein wenig tröstet. Lüneburg und Coppum sind die Schauplätze und alles wird gut. Die Figuren sind für mich so beschrieben, dass ich sie mir gut vorstellen kann. Der Schreibstil ist leicht zu lesen. Es war eine Freude für mich dieses Buch in meinem Garten lesen zu dürfen. Dankeschön.

Bewertung vom 14.08.2022
Zwischen zwei Welten
Jardin, Izabelle

Zwischen zwei Welten


sehr gut

Eine Geschichte "Zwischen zwei Welten", wo es für den Leser möglich ist, diese Welten der zwei Schichten kennenzulernen: die Arbeiter und die Herrschaft. Eine Lesereise ab Sommer 1844, die von Schlesien nach England führt, deren Protagonistin eine für die damalige Zeit sehr emanzipierte junge Frau ist. Eine Frau mit Sinn nach Gerechtigkeit und dem Bestreben auch den Arbeitern ein besseres Leben zu ermöglichen. Die Liebe begegnet Elise auf so manche Weise, was die Geschichte so wunderbar romantisch macht.

Ich habe selten eine Geschichte aus dieser Zeit gelesen, die mich so unterhalten hat. Ich habe tatsächlich an manchen Stellen fiebernd schneller gelesen, da es von Izabelle Jardin so raffiniert spannend geschrieben war, dass ich danach erst einmal richtig Luft holen musste, weil ich so "weg" war. Und das ist genau das, was ich von einem Buch erwarte. Ich möchte in die Geschichte eintauchen und gebannt die Seiten so überfliegen, dass ich das Umblättern schon fast hektisch mache. Es gab hier und da Seiten in der Geschichte, da war ich nicht so gebannt, aber ich konnte mich etwas erholen. Ein rundum gelungenes Buch mit sehr gutem Schreibstil.

Bewertung vom 10.08.2022
Die Köchinnen von Fenley
Ryan, Jennifer

Die Köchinnen von Fenley


sehr gut

Ein von mir liebgewonnenes Buch, genau richtig in dieser Zeit
Juni 1942
Das Buch startet mit einer optisch auf „alt geprägten Liste“: Wöchentliche Essensrationen in Kriegszeiten – für einen Erwachsenen. Eine für mich persönlich richtig interessante Information.
Audrey, Witwe eines gefallenen (oder verschollenen…) Fliegers verdient sich ein paar Schillinge mit Backen und Kochen dazu. Mit ihren drei Söhnen wohnt sie in einer baufälligen überschuldeten Villa und kommt kaum über die Runden. Ein großer Garten mit Schweinen, Hühnern, Obst und Gemüse helfen zu überleben. Die wenigen zugeteilten Essensrationen gem. o. g. Liste sind nie genug.
Weitere Figuren werden vorgestellt, die ihre Künste des Kochens miteinbringen. Dieser Teil der Geschichte ist etwas langatmig. Aber diese Personen sind wichtig für den weiteren Verlauf der hoffnungsmachenden Geschichte.
Aber ansonsten ist das Buch entzückend geschrieben und mit Rezepten (auch wieder optisch auf alt geprägt), die ich tatsächlich nachkoche, weil sie so einfach sind und wenig brauchen.
Für mich passt dieses Buch gerade richtig in diese Zeiten, wo wir dringend sparen müssen und mit dem auskommen sollten, was wir haben. Noch geht es uns gut, aber man weiß ja nie.

Bewertung vom 25.07.2022
Matrix
Groff, Lauren

Matrix


weniger gut

Eigenwillige Erzählweise
Die Geschichte spielt von Marie im Jahre 1158; eine düstere unbequeme Zeit, nicht nur von jetzt aus betrachtet. An den Königshäusern daneben gab es damals sicherlich ein angenehmes Leben, dennoch nicht vergleichbar mit den heutigen Königshäusern. Die Menschen damals mussten sich dem Willen der Monarchie beugen, wie auch Marie, die in ein abgelegenes Kloster als Priorin „hochgelobt“ wird, um ihre uneheliche königliche Abstammung abzumildern.
Die ersten Seiten des Buches gefielen mir sehr gut, ich war begeistert von den Schilderungen der Natur und der Beschreibung von Maries Trübsal. Es schien ein Prolog, der eine weitere interessante Geschichte in Folge versprach. Es ist durchaus eine denkwürdige Geschichte, die Mut macht. Aber mir erschien der Schreibstil so, als würde der Prolog nie enden. Es gibt keine Dialoge, nur indirekte Rede. Dadurch wirkt das düstere Leben im Kloster noch düsterer. Ein nachdenklich stimmendes Buch ist es sicherlich.

Bewertung vom 15.07.2022
Eine Feder auf dem Atem Gottes
Nunez, Sigrid

Eine Feder auf dem Atem Gottes


sehr gut

Collage des Lebens von Sigrid Nunez

Ein Buch – ein Leben – geschildert wie eine Collage. Irgendwo fängt man an ein Stück aufzukleben, klebt hier und da neue Erlebnisse und Menschen hinzu, überklebt vielleicht dieses oder jenes. Ein Leben kann man kaum der Reihe nach, erzählen. Ein Leben geht voran, aber das Erlebte, das Eigene, das der Eltern, der Großeltern, der Nachbarn etc. ist darin verflochten. Die Vergangenheit und die Gegenwart der anderen gehört dazu. Welches ist das Eigene?
Sigrid Nunez erinnert sich an ihre Kindheit voller emotionaler Gewalt und sieht sich rückblickend „als Kind von beschränkter Neugier“.
Sie teilt das Buch/ihr Leben in vier Teile auf:
Der erste Teil mit 37 Seiten ist dem chinesischen (auch Panama ist involviert) Vater Chang gewidmet. Ein leiser, fleißiger Mann, der sich in seine kleine Welt verkriecht und nicht wirklich Teil der Familie ist.
Der zweite Teil erstreckt sich über 76 Seiten und beschreibt die deutsche Mutter Christa. Eine Hausfrau durch und durch. Vorrangig bedient sie den perfekten Haushalt oder wendet sich der Pflege von Tieren eher zu als der Familie. Sie äußert sich den Amerikanern gegenüber herablassend, wobei sie ihre eigenen Kinder natürlich auch zu den Amerikanern zählt. Sigrid Nunez beendet das Kapitel mit „oh Mutter“.
Im dritten Teil wird der Titel des Buches verdeutlicht. Hier schildert Sigrid Nunez, wie sie durch das Ballett das Eigene endlich spüren kann. Zitat: „Ich war vollständig anwesend, was ich außerhalb des Unterrichts nur selten war.“
Der letzte Teil des Buches ist Vadim gewidmet. Ein Stück Liebe?
Ich hatte anfangs Schwierigkeiten die ganzen verwandtschaftlichen Verhältnisse von Vater und Mutter zu sortieren. Dieser Teil war mehr aufgezählt, als erzählt. Insgesamt habe ich das Buch als nüchtern geschrieben empfunden, was für mich den Schmerz der Autorin noch deutlicher machte. Der Frust der Eltern; diese merkwürdige Familie, hat mich ein wenig traurig gestimmt. Sigrid Nunez wurde als Kind mit allem gut versorgt; dafür machten sich ihre Eltern krumm und unglücklich. Doch an dem Wichtigsten fehlte es…

Bewertung vom 07.06.2022
Der Zoom-Killer / Tom-Bachmann-Serie Bd.2
Meyer, Chris

Der Zoom-Killer / Tom-Bachmann-Serie Bd.2


schlecht

Es ist sicherlich eine hohe Kunst einen Leser so in die Geschehnisse mit einzubinden, dass der Leser mitfühlt, mitleidet und sich auch quält. Ich habe schon viele Thriller gelesen, die dem Namen alle Ehre machen. Aber mit dieser Geschichte komme ich nicht gut zurecht. Wegen des ausgezeichneten spannungsbeladenen Schreibstils saß ich ebenfalls am PC und habe die Zoom-Konferenz miterlebt. Es kann eine Frage des Geschmacks sein; Thriller-Fans, die diese Art mögen (Richtung Kannibalismus, schwere Perversion etc.) kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten.
Ich habe die Beschreibung des Covers und die Leseprobe nicht richtig eingeschätzt. Es kommt genauso schlimm. Vielleicht ist es eine Frage des Alters, dass man diese Geschichte mit in den Tag nimmt und sie nicht mit dem Buch auf dem Beistelltisch bei der Teetasse und dem Gebäck liegen lassen kann.

Bewertung vom 15.05.2022
Ein französischer Sommer
Reece, Francesca

Ein französischer Sommer


gut

Das Cover ließ mich leichte Kost für die Lesestunde am Abend vermuten. Gemütlich in den Sessel gekuschelt, mein Hund schlafend neben mir, strich ich erst über das Cover und blätterte gespannt das frisch gedruckte Buch auf. Ich freute mich auf eine leichte seichte Geschichte in Frankreich. Aber mir fiel gleich auf, dass der Schreibstil schon recht anspruchsvoll ist. Dennoch begab ich mich mit den ersten Zeilen mit in die Geschichte nach Paris, direkt in die Cafés im Künstlermilieu mithinein. Das Flair der Stadt kenne ich nur aus Filmen oder Büchern; hier wurde ich wieder neugierig gemacht. Man sollte schon bei der Sache sein, wenn man das Buch liest. Die Hauptfiguren sind für mich gut gewählt. Sie sind sehr unterschiedlich mit ihren Charakteren. Vielleicht ist der Titel doch irritierend und ich habe etwas anderes erwartet? Ich habe das Buch über einen langen Zeitraum lesen müssen, in einem Rutsch war es für mich nichts.

Bewertung vom 14.03.2022
Ein völlig anderes Leben
Quentin, Lisa

Ein völlig anderes Leben


ausgezeichnet

Ambivalenz des „Wissen-wollens“ und „Besser-nicht-wissen“

In Lisa Quentins Roman 'Ein völlig anderes Leben' wird die 32jährige Hauptfigur Jule dabei begleitet, wie sie sich nach dem Tod ihrer Mutter umorientieren muss.

“Vorsicht Spoiler!”: Der Leser beobachtet Jule, wie sie verzweifelt nach ihrer wahren Identität sucht: wie sie sich gehen lässt, wie sie mit der Ambivalenz des „Wissen-wollens“ und „Besser-nicht-wissen“ kämpft.

Lisa Quentins Schreibstil ermöglicht verschiedene Stimmungen deutlich zu machen: Auf der einen Seite werden Häuser raffiniert - fast vermenschlicht - beschrieben oder Naturerscheinungen mit wunderbaren Worten bedacht; auf der anderen Seite wird unschön Erlebtes mit einer Nüchternheit belegt, dass ich das Gefühl hatte, nur mit abgehacktem Tempo lesen zu können. Vielleicht wurde das von der Autorin genauso gewünscht…

“Vorsicht Spoiler!”: Der Leser muss sich auf den Wechsel von Jules Erleben und den Monologen ihrer Mutter einstellen. Ich muss gestehen, dass mir das ein wenig schwergefallen ist, da für mich erst nicht zu erkennen war, von wem hier die Rede ist.

Den Anfang las ich mit einem Rutsch, da dieser gefällig geschrieben war. Als es mehr in die Tiefe ging, musste ich öfter innehalten, um die Menge an Informationen zu sortieren. Es gab für mich zwei besonders spannende Momente (ab Seite 143 und dann wieder ab Seite 167), die ich mir ausführlicher beschrieben gewünscht hätte. Ja, da hätte ich gerne mehr von gehabt.

“Vorsicht Spoiler!”: Ansonsten werden viele Themen angesprochen: wie die Flucht im 2. Weltkrieg, das Leben der Nachkriegskinder, das Leben in der ehemaligen DDR mit seinen Folgen und das Hauptthema Adoption, daneben noch Zerrissenheit und Parentifizierung. Vielleicht hätte das Nachkriegsgeschehen weniger Raum gebraucht. Mir waren das zu viele Themen in einem Buch; eventuell wäre diese Vielzahl in zwei Bänden besser untergebracht.

Scheinbar bin ich als Nachkriegskind nicht objektiv genug und habe zu viel über die Schrecken der Flucht gehört oder gelesen. Emotionslose und auf Fakten bezogene Berichte, wie auch in 'Ein völlig anderes Leben' erwähnt und so transportiert. Der Schrecken lässt sich vermutlich auch gar nicht in Worte fassen. Das wurde mir wieder einmal deutlich gemacht.