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Benutzername: 
wampy
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Issum

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Insgesamt 483 Bewertungen
Bewertung vom 09.10.2023
Ablage Mord (eBook, ePUB)
Wasner, Simon

Ablage Mord (eBook, ePUB)


gut

Gut erzählt, aber auch voller Gewalt, die nicht mehr lustig ist

Buchmeinung zu Simon Wasner – Ablage Mord

Ablage Mord ist ein Kriminalroman von Simon Wasner, der 2023 bei Piper Spannungsvoll erschienen ist.

Zum Autor:
Simon Wasner wurde 1987 in Karlsruhe geboren und studierte Lehramt in Freiburg im Breisgau, Basel und Rennes. Er unterrichtet Deutsch, Geschichte, Religion und Psychologie. Im Januar 2018 erschien sein Debütroman »Mein Leben und andere Reinfälle«.

Zum Inhalt:
Theo, antriebsloser Mittdreißiger, verbringt seine Zeit mit Spielen im Netz und träumt von einer Profikarriere als Gamer. Als ihm die Enterbung und der Verlust des WLAN-Zugangs droht, muss er für einige Monate einen Job annehmen, ohne gekündigt zu werden. Er beginnt bei einer großen Firma in einem Callcenter.

Meine Meinung:
Die Geschichte wird aus der Sicht Theos erzählt, der zu Beginn recht sympathisch wirkt. Mit der Zeit erweist er sich als Opportunist und verliert Sympathiepunkte. Da er aber in lebensbedrohliche Probleme gerät, habe ich weiter mit ihm gefiebert. Fast alles an dieser Geschichte ist überzogen dargestellt und auf Humor getrimmt. An manchen Stellen habe ich kräftig gelacht, aber manchmal ist mir das Lachen im Halse stecken geblieben. Dem Autor gelingt es, eine zusammenhängende Handlung mit einer gewissen Logik zu basteln. Natürlich sind nahezu alle Figuren total überzogen gezeichnet, wenn es denn komisch wirken könnte. Der Autor hat einen angenehmen Schreibstil, der den Leser durch die Seiten fliegen lässt. Es gibt auch Stellen, die mich nachdenklich gestimmt haben. Leider gab es aber auch etliche Stellen, bei denen unangemessene Gewaltdarstellungen in angeblich lustige Passagen verpackt waren. Auch wenn die Übertreibung deutlich spürbar war, steht sie für einen Humor, der nicht mehr meiner war.

Fazit:
Bei diesem Buch gab es sehr unterhaltsame Passagen, aber auch Darstellungen unangemessener Gewalt, die nichts mehr mit Humor zu tun haben. Ich habe dennoch auf eine Abwertung verzichtet, weil es auch nachdenklich stimmende Elemente gegeben hat. Deshalb bewerte ich das Werk mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

Bewertung vom 27.09.2023
Die Liebe des Pilgers / Pilger Bd.3
Schier, Petra

Die Liebe des Pilgers / Pilger Bd.3


ausgezeichnet

Ein würdiger Abschluss der Pilger-Reihe

Buchmeinung zu Petra Schier – Die Liebe des Pilgers

„Die Liebe des Pilgers“ ist ein Historischer Roman von Petra Schier, der 2023 bei Harper Collins erschienen ist. Diis ist der abschließende Band der Pilger-Trilogie.

Zum Autor:
Petra Schier, Jahrgang 1978, lebt mit Mann und Hund in einer kleinen Gemeinde in der Eifel. Sie studierte Geschichte und Literatur an der Fernuniversität Hagen, und seit 2003 arbeitet sie als freie Autorin.

Zum Inhalt:
Koblenz 1379: Palmiros Liebe hat ihn verlassen und so stürzt sich Palmiro in den riskanten Ausbau seiner Handelsfirma. Weiterhin droht Palmiro und seiner Umgebung Gefahr durch den Inquisitor Erasmus. Auch im Umfeld der Hauptfiguren ist noch einiges zu tun, sowohl geschäftlich als auch im privaten Bereich.

Meine Meinung:
Auch in diesem Buch ist die Handlung vielschichtig und viele Figuren sind komplex gestaltet. Der Leser erhält einen tiefen Einblick in das Leben der Händler und der Adligen. Neben dem Hauptthema gleichgeschlechtliche Liebe stehen die psychischen Probleme von Conlins Bruder und Benedikts Aufarbeitung seiner Familiengeschichte im Zentrum der Betrachtungen. Auch Inquisitor Erasmus gibt ein Gastspiel. So ist für reichlich Aufregung und Bewegung gesorgt. Vieles entwickelt sich anders, als ich es am Anfang erwartet habe. Das Beziehungsgeflecht um die Koblenzer Manthen-Sippe bleibt komplex, steht aber auch für einen sehr starken Zusammenhalt. Manche mögen ihre Ecken und Kanten haben, aber der positive Grundton ist allen gemein. Die negativen Emotionen kommen von außen, bringen aber Unruhe mit sich. Viele kleine Geschichten, die sich durch mehrere Bände entwickelt haben, werden zu einem Abschluss gebracht. Dabei erfährt der Leser viel über die Gedanken der Beteiligten und die gesellschaftlichen Gepflogenheiten jener Zeit. Etliche historische Details waren neu für mich und haben mich zum Nachdenken gebracht. Am Ende der Geschichte gibt es einen Showdown und ein fast schon überzogenes Happyend.
Durch viele Perspektivwechsel bleibt das Tempo hoch und der Leser kann mit mehr als einer Figur durch die Handlung schlendern.
Es ist Platz für romantische Gefühle und auch für humorvolle Einschübe. Der Schreibstil ist empathisch und die historischen Gegebenheiten sind vorzüglich recherchiert. So gewinnen die Figuren an Leben und laden zum Mitfiebern ein. Die Figuren selbst sind mit vielen Grautönen durchsetzt. Die Handlung ist überaus komplex, doch der rote Faden bleibt erkennbar.

Fazit:
Ein historischer Roman der Spitzenklasse, der mit interessanten Figuren, einer komplexen Handlung und einem ungewohnten Hauptthema punktet. Mich hat dieser Titel bestens unterhalten und deshalb bewerte ich ihn mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung für die Freunde lebendiger Geschichten aus.

Bewertung vom 25.09.2023
Wasserschlag für Greetsiel
Trost, Dirk

Wasserschlag für Greetsiel


gut

Spannend, aber wenig Tiefgang

Buchmeinung zu Dirk Trost – Wasserschlag für Greetsiel

Wasserschlag für Greetsiel ist ein Kriminalroman von Dirk Trost, der 2023 bei Edition M erschienen ist. Dies ist der zehnte Fall für den Anwalt Jan de Fries.

Zum Autor:
Schon als kleiner Junge verbrachte Dirk Trost seine Sommerferien regelmäßig in Ostfriesland. Er schmökerte den Sommer über in den Abenteuergeschichten von Enid Blyton und Erich Kästner und an langen Winterabenden in den »verbotenen« Krimis seines Großvaters, die ganz hinten im Kleiderschrank versteckt waren. Was lag da näher, als selbst Kriminalromane zu schreiben? Es sollte 50 Jahre dauern, bis sich dieser Kindheitstraum erfüllte.

Zum Inhalt:
Jan de Fries und seine Freunde kehren nach erfolgreicher Krabbenfangfahrt in Gretas Rettungsschuppen ein und werden dort Zeugen einer Kneipenschlägerei. Noch in derselben Nacht stößt Jan auf die Leiche eines der Beteiligten im Greetsieler Hafenbecken und der andere Beteiligte der Schlägerei steht blutbefleckt in unmittelbarer Nähe. Von der Frau des Verdächtigen erhält Jan de Fries den Auftrag, ihren Partner zu verteidigen.

Meine Meinung:
Der zehnte Band dieser Serie um den Anwalt Jan de Fries und seine Freunde ist der erste Band, den ich lese. Er ist kurzweilig und spannend geschrieben, hat mich aber auch nicht vom Hocker gehauen. Jan ist fast immer mit seinem Hund Motte unterwegs und erlebt seine Abenteuer an der ostfriesischen Küste. Die Charaktere sind einfach mit nur wenigen Grautönen gezeichnet, passen aber zur Handlung, die allerdings wenig glaubwürdig erscheint. Jan ist der weiße Ritter, der sich allen Gefahren zum Trotz gegen die schlimmen Bösewichte wendet. Zusammen mit seinem Hund wirkt er meist sympathisch. Unschön ist daher, dass er tagelang nicht nach seinem Freund sucht, der für ihn auf Spurensuche ist. Am Ende steht ein nachvollziehbar gelöster Fall und die Beschreibungen der Landschaft laden zum Urlaub ein.

Fazit:
Ein spannender Krimi mit viel Action und Spannung, der aber meist an der Oberfläche bleibt. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).

Bewertung vom 21.09.2023
Fataler Wahn (eBook, ePUB)
Zeh, Stefan

Fataler Wahn (eBook, ePUB)


weniger gut

Das geduldete Mobbing trübte mein Lesevergnügen erheblich

Buchmeinung zu Stefan Zeh – Fataler Wahn

Fataler Wahn ist ein Kriminalroman von Stefan Zeh, der 2023 im dp Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Stefan Zeh wurde 1991 in Stuttgart geboren und verfasste bereits als Kind Tagebücher und Kurzgeschichten. Seine ersten Werke waren Stuttgart-Krimis, die in seiner Heimatstadt spielen und neben präziser Ermittlungsarbeit immer ein schwieriges, gesellschaftliches Thema behandeln. Neben seiner Tätigkeit als Autor ist er leidenschaftlicher Gassigeher, liebt Spieleabende und verreist gerne in exotische Länder.

Zum Inhalt:
Eine junge Frau wird in ihrer Stuttgarter Wohnung ermordet aufgefunden. Wurde sie Opfer eins Stalkers? Der Fall fordert das Team um KHK Martin Keller, der zudem erhebliche Probleme mit seiner neuen Kollegin Julia Beck hat.

Meine Meinung:
Bei diesem Buch hat mich die reißerische Sprache von Anfang an gestört. Auch der Gegensatz zwischen dem erfahrenen Kommissar Martin Keller und seiner jungen Kollegin Julia Beck wirkte auf mich aufgesetzt. Keller mobbt alle seine Kollegen und erst die von der Polizeischule kommende Julia Beck setzt sich zaghaft zur Wehr. Kommissar Keller gehört schlicht beurlaubt. Das Mobbingmotiv begleitet den Leser dann auch bis zum Ende. Zudem stellt das Ermittlerteam bald fest, dass das Opfer massiv gestalkt wurde. Die Schwere dieses Vergehens wird durch Passagen aus der Sicht des Opfers und anderen aus der Sicht des Stalkers überaus deutlich.
Das Ermittlerteam wirkt kompetent und handelt zielorientiert. Dabei sammelt auch Kommissar Keller einige Pluspunkte.
Der Stuttgarter Lokalkolorit wird durch einige schwäbische Sprachteile unterstützt, zu denen es am Ende ein Glossar gibt. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, die ein hohes Tempo erzeugen. Zudem werden bruchstückhafte Episoden aus dem Leben des Täters eingestreut. Auch gibt es einen soliden Showdown und der Täter wird nachvollziehbar überführt. Die Kommissare Keller und Beck kommen einander näher und zeigen eine Art von Akzeptanz.
Es gibt also viele positive Aspekte und doch hat mir das Buch wegen seiner zu reißerischen Sprache und des geduldeten Mobbings nicht gefallen.

Fazit:
Das Buch zeigt in weiten Teilen das Potential des Autors, aber für mich war die Sprache oft zu reißerisch und vor allem das geduldete Mobbing nicht akzeptabel. So empfand ich nur wenig Freude an der Lektüre und bewerte das Werk deshalb mit zwei von fünf Sternen (50 von 100 Punkten).

Bewertung vom 20.09.2023
Mord in Verona - Todesengel (eBook, ePUB)
Brüning, Máire

Mord in Verona - Todesengel (eBook, ePUB)


sehr gut

Erneut ein spannender historischer Kriminalroman mit Yon und Ada

Buchmeinung zu Máire Brüning – Mord in Verona - Todesengel

Mord in Verona - Todesengel ist ein historischer Kriminalroman von Máire Brüning, der 2023 in Eigenregie erschienen ist.

Zum Autor:
Máire Brüning lebt auf einem alten Weinberg am Fuße des Vogelsberges, umgeben von Burgen und steinernen Zeitzeugen aus dem Mittelalter. Dadurch begeisterte sie sich schon als Kind für alte Ruinen, Sagen und Ritterrüstungen; ihre Leidenschaft für Geschichte und das Mittelalter führte sie schließlich zum historischen Roman.

Zum Inhalt:
Im Winter 1267 ermittelt der ehemalige Söldner Yon Moreno in Verona in einem grausamen Mordfall. Zudem werden Details aus seiner Vergangenheit publik, die ihn in große Schwierigkeiten bringen und Distanz zur jungen Ärztin Ada schaffen. Er braucht ihre Hilfe und Unterstützung aber dringender wie jemals zuvor.

Meine Meinung:
Yon Moreno ist eine faszinierende Figur mit einer dunklen Vergangenheit, deren Auswirkungen einen Hauptstrang der Erzählung bilden. Seine Taten in der Vergangenheit können ihn an den Galgen bringen und Yon muss feststellen, dass mehr Leute davon wissen als ihm gefällt. Die junge Ärztin Ada ist lange auf Reisen und erst nach ihrer Rückkehr kommt Schwung in die Mordermittlungen. Das Verhältnis zwischen Ada und Yon bleibt lange Zeit gespannt, obwohl beide starke Gefühle füreinander haben. Neben bekannten Figuren wie Claudia oder Adas Leibwächter betreten neue Protagonisten die Bühne und sorgen für reichlich Aufregung. Vertrauen, Liebe, Hass, Vergebung und Rache sind die Motivation für das manchmal überraschende Handeln der Figuren. Während die selbstbewusste Ada eine rundherum sympathische Figur ist, sind es bei Yon seine dunklen Flecken und sein Überlebenswille, die mich angezogen haben.
Der Schreibstil ist vorwiegend sachlich und leicht verdaulich, aber bei Bedarf auch gefühlsbetont. Viele Perspektivwechsel sorgen für ein hohes Erzähltempo und der Plot ist komplex. Die Handlungen der Figuren sind nachvollziehbar und glaubwürdig. Das historische Umfeld ist gelungen in die Geschichte integriert und die Figuren agieren ihrer Zeit entsprechend. Ich habe mit Ada und Yon mitgefiebert und mitgelitten und mich dabei sehr gut unterhalten.

Fazit:
Auch der zweite Band um Yon und Ada hat mich überzeugt und sehr gut unterhalten. Deshalb bewerte ich das Buch mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und freue mich auf die Fortsetzung. Für die Freunde komplexer historischer Romane spreche ich eine klare Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 17.09.2023
Der Häftling aus Moabit / Felix Blom Bd.1 (eBook, ePUB)
Beer, Alex

Der Häftling aus Moabit / Felix Blom Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Felix Blom - (fast) allein gegen Alle

Buchmeinung zu Alex Beer – Felix Blom. Der Häftling aus Moabit

Felix Blom. Der Häftling aus Moabit ist ein Kriminalroman von Alex Beer, der 2022 im Limes Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Alex Beer, geboren in Bregenz, hat Archäologie studiert und lebt in Wien. Für ihre Kriminalromane wurde sie mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter der Leo-Perutz-Preis für Kriminalliteratur 2017 und 2019, der Krimi-Publikumspreis des Deutschen Buchhandels MIMI 2020, der Österreichische Krimipreis 2019 sowie der Fine Crime Award 2021.

Zum Inhalt:
Berlin, 1878: Als der Gauner Felix Blom nach drei Jahren Haft entlassen wird steht er vor dem Nichts. Wenn er nicht schnell Wohnung und Arbeit nachweisen kann, droht ihm erneut das Gefängnis. In seiner Nachbarschaft hat die ehemalige Prostituierte Mathilde ein Detektivbüro eröffnet und schon wird Felix Blom ein angestellter Detektiv in einem der ärmsten Viertel Berlins.

Meine Meinung:
Nach seiner Entlassung muss Felix Blom zurück in den Krögel, dem Sinnbild für Armut und Elend in Berlin. Dort lernt er die Ex-Prostituierte Mathilde kennen, die dort ein Detektivbüro betreibt. Er wird ihr Mitarbeiter und gemeinsam suchen sie nach Fällen und nach Lösungen. Der Krögel ist ein Mikrokosmos mit eigenen Regeln und einem überraschenden Zusammenhalt.
Gaunerboss Lugowski, Kommissar Cronenberg, die ehemalige Prostituierte Mathilde und Felix Blom bilden ein Figurenensemble der Spitzenklasse. Sie haben helle, aber auch dunklen Seiten, die für manche überraschende Wendung sorgen. In die aktuelle Geschichte werden immer wieder Episoden eingestreut, die sich in der Nacht des mysteriösen Einbruchs ereignet haben, für den Felix Blom verurteilt wurde. Sie haben scheinbar eine Verbindung zu aktuellen Todesfällen, um deren Klärung sich das Team um Kommissar Cronenberg bemüht.
Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt und erweist sich als überaus komplex. Mehrere Parteien sind unabhängig voneinander auf der Suche nach Lösungen und erst am Ende wird das Gesamtbild deutlich. Die Auflösung ist wie das Verhalten der einzelnen Figuren nachvollziehbar. Eine besondere Stärke der Autorin ist der atmosphärische Schreibstil, der mich überzeugt und gefesselt hat.
Nach ruhigem Beginn nimmt die Spannung sukzessive zu und entlädt sich in einem gelungenen Showdown.

Fazit:
Ein historischer Kriminalroman, der mit Atmosphäre, komplexer Handlung, Spannung und authentischen Figuren punktet und mich begeistert hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 09.09.2023
Fatale Begegnung in St. Peter-Ording
Schreiber, Stefanie

Fatale Begegnung in St. Peter-Ording


gut

Nicht herausragend, aber mit Atmosphäre und sympathischen Ermittlern

Buchmeinung zu Stefanie Schreiber – Fatale Begegnung in St. Peter-Ording

Fatale Begegnung in St. Peter-Ording ist ein Kriminalroman von Stefanie Schreiber, der 2023 im Servitus Verlag erschienen ist. Dies ist der zehnte Fall für Torge Trulsen und Charlotte Wiesinger.

Zum Autor:
Stefanie Schreiber ist Dipl.-Kauffrau, Fachjournalistin und Krimiautorin aus Leidenschaft.

Zum Inhalt:
Erst erscheint Heike Niemeyer nicht zur Arbeit und Tage später wird ihr Leichnam aufgefunden, skurril zur Schau gestellt. Als die nächste Frau verschwindet herrscht Aufregung bei der Polizei und ihren Unterstützern.

Meine Meinung:
Die Hauptfiguren Charlotte Wiesinger, Knud Petersen und Torge Trulsen wirken sympathisch und meist die beiden Polizisten meistens auch kompetent. Torge Trulsen ist eher ein Chaot und hat seine eigenen Ansichten und Ideen, die oft mit seinen Wahrnehmungen als Hausmeister zu tun haben. Die Ermittlungen kommen nicht recht voran und Charlotte Wiesinger startet einen Undercover-Einsatz, der sie in große Gefahr bringt.
Die Figuren sind mit geringer Tiefe gezeichnet, haben aber dennoch hohen Wiedererkennungswert. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Emotionen werden direkt an den Leser gebracht. Für Inselflair und Atmosphäre sorgen ausführliche Beschreibungen diverser Sehenswürdigkeiten und eingestreute norddeutsche Sprechfefzrn, zu denen das Buch ein Glossar enthält. Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt. Trotzdem kommt es zu Perspektivwechseln, weil immer wieder eine andere Person im Mittelpunkt steht. Die Spannung nimmt zum Ende hin zu, startet aber erst spät. Das Beziehungsgeflecht zwischen den Figuren spielt eine nicht unbedeutende Rolle.
Am Ende steht ein vollständig gelöster Fall, der doch einige Überraschungen zu bieten hatte.

Fazit:
Dieser Krimi wird durch die Aktionen der drei Hauptfiguren geprägt, die nicht immer logisch und nachvollziehbar erscheinen. Der angenehme Schreibstil und die spürbare Küstenatmosphäre sorgen für Lesevergnügen. Am Ende glaube ich, einen eher durchschnittlichen Krimi gelesen zu haben, den ich mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten) bewerte.

Bewertung vom 09.09.2023
Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller (MP3-Download)
Ludwig, Stephan

Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller (MP3-Download)


sehr gut

Die kriminellen Energien des Herrn Heinlein

Buchmeinung zu Stephan Ludwig – Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller

Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller ist ein Kriminalroman von Stephan Ludwig, der 2023 bei Fischer erschienen ist. Das ungekürzte Hörbuch wird von David Nathan gesprochen und ist 2023 bei Argon erschienen.

Zum Autor:
Eigentlich sollte Stephan Ludwig Musiker werden. Als Kind lernte er Violine, als Jugendlicher Kontrabass. Er spielte in Orchestern, später in einer Punkband, arbeitete als Theatertechniker und Rundfunkproduzent. 2012 erschien der erste Thriller um die Kommissare Zorn und Schröder.

Zum Sprecher:
David Nathan, geboren 1971, ist ein deutscher Synchronsprecher und Hörspielsprecher, Hörbuchsprecher sowie Rezitator. Gelegentlich ist er auch als Dialogbuchautor und Dialogregisseur tätig.

Zum Inhalt:
Norbert Heinlein, Delikatessenhändler in dritter Generation, legt größten Wert auf Qualität und Tradition. Seine Geschäfte laufen nicht mehr gut und dann stirbt ein neuer Stammkunde im Laden nach einem Missgeschick Heinleins.

Meine Meinung:
Norbert Heinlein ist ein unscheinbarer Delikatessenhändler mit einem jungen autistischen Mitarbeiter. Sein Laden läuft nicht mehr gut, aber Heinlein kann nicht aufgeben. Als ihn auch noch seine Sensorik verlässt, und deswegen ein Stammgast zu Tode kommt, steht er vor dem Aus. Er lagert die Leiche des Gastes im Kühlhaus, aber dies führt zu neuen Problemen.
Heinlein ist ein sympathischer Mensch, der auch das Wohl seiner Umgebung im Auge hat. Seine Briefe an sein afrikanisches Patenkind zeigen seine Grundhaltung und sein empathisches Wesen. In aller Ruhe und mit viel vorwiegend schwarzem Humor erzählt der Autor den Fortgang der Geschichte, die zwar unglaubwürdig, aber auch spannend und unterhaltsam ist. Heinlein und sein junger Mitarbeiter Marvin zeigen immer wieder neue Seiten und offenbaren ein ungeahntes Maß an krimineller Energie. Da die Glaubwürdigkeit eh gestört ist, setzt der Autor zu einem furiosen Finale an, das den Figuren womöglich eine Zukunft gibt.
Mich hat die Geschichte sehr gut unterhalten, weil vieles anders ist, als es auf den ersten Blick scheint. Zudem bringt der Ideenreichtum des Autors jede Menge Überraschungen und unerwartete Wendungen ins Spiel. Mit David Nathan ist ein sehr gut passender Sprecher engagiert worden, an dessen Vortrag ich nichts zu bemängeln hatte.

Fazit:
Eine ideenreiche und fantasievolle Krimikomödie mit einem ausgezeichneten Sprecher, die zwar wenig glaubwürdig aber sehr unterhaltsam ist. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Lese- bzw. Hörempfehlung aus. Es ist ein Erlebnis.

Bewertung vom 07.09.2023
Das Dorf (eBook, ePUB)
Hesse, Thomas; Wirth, Renate

Das Dorf (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein mehr als erbaulicher Niederrheinkrimi

Buchmeinung zu Thomas Hesse & Renate Wirth – Das Dorf

Das Dorf ist ein Kriminalroman von Thomas Hesse & Renate Wirth, der 2021 bei emons erschienen ist.

Zum Autor:
Thomas Hesse, Jahrgang 1953, lebt in Wesel, ist gelernter Germanist, Kommunikationswissenschaftler und Journalist. Er war bis Ende 2014 in leitender Position bei der »Rheinischen Post« am Niederrhein tätig. Heute ist er freier Autor, Journalist und Publizist.
Renate Wirth, Jahrgang 1957, ist Gestalttherapeutin, Künstlerin und Autorin.

Zum Inhalt:
Die Weseler Kommissarin Karin Kraft wird zu einer Leiche in Bislich-Büschken gerufen.Hier ist sie aufgewachsen, doch sie trifft auf eine Mauer des Schweigens.

Meine Meinung:
Der Schreibstil dieses Buches gefällt durch seine ruhige Art, die mit feinem Humor durchsetzt ist. Jederzeit ist die Liebe der Autoren zur Region und den Figuren zu spüren, auch wenn fast alle mehr oder weniger Dreck am Stecken haben. Thematisch stehen häusliche Gewalt und Schatzraub im Blickpunkt. Der Fall ist intelligent konstruiert und bietet einige Überraschungen. Regionale Sehenswürdigkeiten wie der Archäologische Park Xanten sind sinnvoll in die Handlung integriert. Auch für eine Romanze der allein erziehenden Kommissarin findet sich Raum und Zeit. Das Tempoist zu Beginn sehr gemächlich, zieht aber zunehmend an. Die Kommissarin als Hauptfigur wirkt kompetent und sympathisch. Immer wieder bewertet sie die vorliegenden Fakten neu. Unterstützt wird die Kommissarin von ihren Kollegen vom K1. Der neue Kollege Burmeester zeigt besonderen Einsatz, weil er sich beweisen will, da er sich noch nicht voll akzeptiert fühlt.
Es sind die kleinen Schwächen der Figuren und der jederzeit spürbare Lokalkolorit, die das Buch hervorheben. Am Ende steht ein überzeugend geklärter Mordfall. Eine letzte Wendung, basierend auf einem unglaublichen Zufall, hätte es wirklich nicht gebraucht.

Fazit:
Ein überaus angenehm zu lesender Kriminalroman mit viel Lokalkolorit, einem intelligenten Plot und einer taffen und sympathischen Kommissarin hat mich ausgezeichnet unterhalten. Die aus einem Zufall geborene Schlusswendung gefiel mir überhaupt nicht. Insgesamt bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde eher ruhiger und atmosphärischer Krimis aus.

Bewertung vom 05.09.2023
Sturm über Elba / Der Commissario und die Dottoressa Bd.1 (eBook, ePUB)
de Luca, Matteo

Sturm über Elba / Der Commissario und die Dottoressa Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Mehr Atmosphäre als Spannung

Buchmeinung zu Matteo De Luca – Der Commissario und die Dottoressa – Sturm über Elba

Der Commissario und die Dottoressa – Sturm über Elba ist ein Kriminalroman von Matteo De Luca, der 2022 bei Piper erschienen ist.

Zum Autor:
Matteo De Luca ist das gemeinsame Pseudonym des erfolgreichen deutschen Autorenpaars Hilde Artmeier und Wolfgang Burger. Die beiden sind nicht nur ein Ehepaar, sondern arbeiten auch seit vielen Jahren beim Bücherschreiben eng zusammen. Das Autorenpaar lebt und schreibt in Regensburg und Karlsruhe.

Zum Inhalt:

Klappentext:
Ex-Kommissar Hagen Berensen ist zu Geld gekommen, hat seinen Job gekündigt und hat sich in einer Villa mit Traumblick an Elbas Küste niedergelassen. Seine neue Haushaltshilfe Fiorina Luccarelli hat in Frankfurt Psychologie studiert und spricht fließend Deutsch. Nach dem rätselhaften Tod eines Bekannten gerät ihr Bruder in Gefahr und das ungleiche Ermittlerpaar beginnt zu ermitteln.

Meine Meinung:
Die beiden Hauptfiguren wirken zu Beginn deutlich überzeichnet und agieren wie Hund und Katze. Im weiteren Verlauf werden ihre Handlungen nachvollziehbarer und beide finden einen Weg miteinander umzugehen, um gemeinsam ermitteln zu können. Hagen scheint im Privatleben ein hilfloser und pflegmatischer Chaot zu sein, der in einer maroden Villa lebt und kaum ein Wort Italienisch spricht. Er wirkt sympathisch und zeigt sich im Verlauf als kompetenter Ermittler. Auch Fiorina gefällt mit ihrer lebhaften Art. Ihre Zusammenarbeit wird von einem Hauch Romantik begleitet. Der Fall ist komplexer als es auf den ersten Blick erscheint und wird am Ende vollständig und nachvollziehbar gelöst. Etliche Klischees werden in der Geschichte bedient und das Inselflair und die mediterrane Lebensweise sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, erschien mir aber manchmal als zu gefühlsbetont. Oft steht die langsam erfolgende Annäherung der beiden Hauptfiguren im Fokus. Dadurch verliert die Erzählung aber deutlich an Spannung. Trotzdem war es schön zu lesen, dass Hagen seinen inneren Schweinehund überwindet und Freunde auf Elba findet.

Fazit:
Ein Kriminalroman mit Inselflair und einem sympathischen Ermittlerpaar, dem allerdings meist die Spannung fehlt. Deshalb bewerte ich das Werk mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). Ich kann den Roman als Urlaubslektüre empfehlen.