Benutzer
Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 534 Bewertungen
Bewertung vom 21.10.2021
Moram, Warda

Blut und Feuer / Liber bellorum Bd.1


weniger gut

Die Brüder Kyle und Raven sind schon seit vielen Jahren alleine unterwegs. Es ist ihnen nicht möglich, sich irgendwo häuslich niederzulassen, da immer wieder Dinge passieren, die sie zwingen weiterzuziehen – bis sie sich wegen eines Streites trennen und auf der anderen Seite des Gebirges landen – dem Verbotenen Land.

Im ersten Band einer Trilogie lernt man üblicherweise die Charaktere und die Welt, in der die Geschichte spielt, kennen. Das ist auch hier der Fall – allerdings scheint mir bereits das leider nicht gelungen. Für mich fehlt es hier in beider Hinsicht sehr an Tiefe. Die Protagonisten – neben den Brüdern gibt es später noch eine angehende Magierin – bleiben für mich sehr oberflächlich gezeichnet, und handeln zudem oft nicht nachvollziehbar. Sehr erstaunt war ich, als ich erfuhr, dass die beiden Brüder bereits erwachsen sind, vorher hielt ich sie wegen ihres Benehmens allenfalls für jugendlich.

Es gibt andere Charaktere, die ich interessant finde, wie etwa die Waldhexe Saphira, aber auch ihr Handeln konnte ich nicht immer verstehen, so ist sie einerseits eine Legende, die sehr zurückgezogen lebt, andererseits scheint sie keinerlei Misstrauen gegenüber anderen zu haben, die sie munter in ihr eigentlich verstecktes Haus lässt.

Ähnlich mit der Welt: Ich will gar nicht so viel über die Geschichte erzählen, die ein paar mehr oder weniger überraschende Wendungen bietet. Leider funktionierte bei mir auch das Kopfkino nicht, die Welt bleibt für mich blass, ich kann sie mir nicht wirklich vorstellen, Hintergründe werden nicht thematisiert. Immer wieder werden Andeutungen gemacht, manch einer scheint etwas zu wissen, aber dabei bleibt es auch, in diesem Band wird wenig aufgelöst, dabei bleibt aber auch die Welt für mich wenig fassbar, oberflächlich und mir fremd.

Interessant ist das Magiesystem, in dem es zehn Elemente gibt (nicht nur Wasser, Erde, Luft und Feuer, sondern auch z. B. Licht und Wald). Die Magiebegabten sind jeweils einem Element zuzuordnen und haben dann auch entsprechende Fähigkeiten und Charakterzüge. Im Anhang wird das genauer beschrieben, wenigstens hier erfährt man mehr. Magie wird unterrichtet, es gibt Schulen und eine Akademie für die besonders Begabten, aber auch hier bleibt viel vage.

Die Geschichte lässt sich zügig lesen, mir fiel das Lesen allerdings immer schwerer, da es in meinen Augen zu viele Ungereimtheiten gibt, und es zunehmend an Hintergrundinformationen fehlt. Zuwenig wird aufgelöst, und leider bekam ich keine Lust, die beiden Folgebände zu lesen.

Ich lese viel Fantasy, und in der Regel verliere ich mich in den Welten, die erschaffen wurden, baue emotionale Verbindungen zu den Charakteren auf und lese voller Spannung, oft sogar fast atemlos die Geschichten – all das fehlt mir hier: Ich kam nicht richtig in die Story, konnte keinen Bezug zu den Charakteren aufbauen, und auch die Welt blieb mir fremd. So leid es mir tut, kann ich nur knappe 2 Sterne vergeben.

Bewertung vom 20.10.2021
Gwynne, John

Nordnacht / Die Blutgeschworenen Bd.1


ausgezeichnet

Eine Jägerin, der Schlimmes wiederfährt, ein Sklave, der seine Schwester rächen will, und eine Kriegerin, die sich beweisen möchte – die Welt in der sie leben ist spannend und gefährlich, und nicht alles ist so, wie es zunächst scheint.

Wow, selten hat mich ein Roman von Anfang an so sehr gepackt, jedes Mal, wenn ich endlich weiterlesen konnte, tat ich das schier atemlos, und jetzt, wo der Roman ausgelesen ist, fehlt er mir schon – bis der nächste Band der Trilogie erscheint, heißt es nun warten.

Beworben wird der Roman mit „The Witcher meets Vikings“ – und ja, da ist für mich wirktlich etwas dran, atmosphärisch auf jeden Fall, die Geschichte selbst ist natürlich kein Abklatsch, sondern eigenständig, sie basiert zwar auf der nordischen Mythologie, erzählt aber eine ganz eigene Geschichte.

Die drei Protagonisten sind sehr gelungene Charaktere, ambivalent mit viel Tiefe, und auch wenn sie nicht unbedingt zu den sympathischsten gehören, mochte ich sie sofort, und habe mit ihnen mitgefühlt. Aber auch ihre Weggefährten gefallen mir gut, und sind alle ebenso einzigartig. Die Antagonisten bleiben noch ein wenig blass, aber sie spielen, obwohl wichtig, (noch?) eine eher untergeordnete Rolle. Manch ein Charakter hat die eine oder andere Überraschung auf Lager, und auch gelungene Entwicklungen gibt es, wenn ich z. B. an Orkas Begleiter denke. Sehr gut gefällt mir auch der Gigantenkopf Hrung, der mich als Dr.-Who-Fan direkt an das Gesicht von Boe erinnert hat.

Die Welt ist sehr atmosphärisch, erinnert an die nordeuropäischen Länder, vor allem, aber nicht nur durch die Mythologie, zeitlich an das Mittelalter – insgesamt passt das mit den Wikingern gut. Magie, Götter, diverse Wesen spielen eine Rolle und sind perfekt in die Geschichte integriert. Der Autor erzählt sehr bildhaft, ich hatte ständig das Gefühl mittendrin zu sein, zumal er sehr detailliert erzählt, z. B. welche Kleidung und Rüstung angelegt wird, welche Waffen verwendet werden usw. Gekämpft wird viel, die Kämpfe sind gelungen komponiert und immer nachvollziehbar, aber auch sehr blutig.

Für mich ist dieser Trilogieauftakt eines meiner Jahreshighlights. Ich wurde von Anfang an gefesselt, lernte interessante Charaktere kennen, mit denen ich mitfühlen konnte, dazu gibt es eine stimmig aufgebaute und atmosphärische Welt und eine sehr spannende und komplexe Geschichte. Natürlich gibt es dafür volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für Genrefans (unbedingt lesen!)

Bewertung vom 19.10.2021
Knobelsdorf, Ralph

Des Kummers Nacht / Von der Heyden Bd.1


ausgezeichnet

Berlin, 1855: Wilhelm von der Heyden und sein Freund Johann Schmidt werden zufällig Zeuge einer Explosion, bei der eine Frau stirbt. Kriminaldirektor von Herford weiß als alter Freund von Wilhelms Vater von Wilhelms Fähigkeiten und stellt ihn und den Mediziner Johann vorübergehend in den Polizeidienst ein, damit sie an dem Fall mitarbeiten können. Die Kriminalpolizei ist im Aufbau, moderne Methoden und Einstellungen sind gefragt, sowie fähige Männer, die beiden wären passende Anwärter dafür.

Besonders gut gefallen mir die Charaktere, allen voran der Protagonist, aus adeligen Verhältnisse, aber bescheiden, intelligent und loyal, mit einem Kindheitstrauma, dessen genauere Hintergründe es noch zu klären gilt, auch für ihn selbst. Johann, sein bester Freund, ist vor allem das, ein guter Freund, auf den Wilhelm sich verlassen kann. Besonders gut gefällt mir Wilhelms Zimmerwirtin, die einmal nicht alle Klischees erfüllt, sondern gut kocht, liebenswürdig ist, und sich um ihren Untermieter kümmert. Das Klischee verdient sich allerdings Johanns Wirtin, die aber keine große Rolle spielt. Sehr gut gefällt mir auch Kriminalinspektor Vorweg, dessen Vorname unbekannt bleibt, und dessen Nachname mich beim Lesen immer mal wieder verwirrt hat. Wilhelm wird ihm als Partner zur Seite gestellt, und Vorweg ist darüber als altgedienter Polizist zuerst nicht glücklich. Auch die anderen handelnden Charaktere sind gelungen gezeichnet und haben Tiefe. Natürlich treten auch einige historische Persönlichkeiten auf, für mich immer ein Genuss, vor allem wenn gut recherchiert wurde.

Und das wurde es hier allemal. Ralph Knobelsdorf bringt uns das Berlin der 1850er Jahre sehr nahe, man erfährt viel über die Politik, den Zeitgeist, die Gesellschaft – auch Gesellschaftskritisches – das Zusammenleben, und vor allem auch die Arbeit der Polizei. Im lesenswerten ausführlichen Nachwort kann man am Ende über Fakten und Fiktion lesen.

Das Verweben von Fall und Privatleben ist ebenfalls gut gelungen, schon dass Wilhelm bei der Polizei landet, hat persönliche Gründe, z. B., dass er Zeuge der Explosion wurde, aber auch, dass sein Vorgesetzter Herford ein Freund seines Vaters ist, und Wilhelm daher bereits kennt und zu schätzen weiß, ja, ihn sogar unbedingt für seine Truppe möchte. Das Private ist hier nicht vollkommen losgelöst und wirkt daher auch nicht aufgesetzt. Gleiches gilt für den historischen Hintergrund, der sehr gut integriert ist, und auch seine Rolle spielt. Vielleicht ist es dem einen oder anderen zu viel Historie und zu wenig Krimi, tatsächlich gibt es eher wenig Action und auch keine enorme Spannung, der Roman punktet tatsächlich eher mit den zwischenmenschlichen Tönen, den historischen Gegebenheiten und den Charakteren. Wer also vor allem Spannung möchte, könnte enttäuscht werden.

Vielversprechend ist der Hinweis auf dem Cover, dass es sich um Wilhelm von der Heydens erstem Fall handelt, ich hoffe und freue mich auf weitere Romane, und zwar sowohl auf die Fälle als auch auf neue Entwicklungen im Privatleben.

Für mich ist dieser Roman perfekt, er hat interessante und zum Teil liebenswerte Charaktere zu bieten, viel historischen Hintergrund und einen komplexen Fall. Sehr gerne vergebe ich volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für Fans historischer (Kriminal)Romane.

Bewertung vom 12.10.2021
Colfer, Chris

Eine dunkle Verschwörung / Tale of Magic Bd.2


ausgezeichnet

Seit Brystal Evergreen die Gute Fee ist, hat sie nicht nur für Frieden gesorgt, sondern zusammen mit dem Rat der Feen auch viel zu tun. Doch dann stellt sich die Bruderschaft der Gerechten gegen sie, sie lernt einen Thronfolger und eine Hexe kennen, und wird von Selbstzweifeln geplagt.

War ich bei Band 1 der Reihe noch etwas verhalten, hat mir Band 2 sehr gut gefallen. Überhaupt mag ich die Geschichten, die Chris Colfer erzählt, und ich mag es auch sehr, dass man manche der Charaktere, die man aus den Land-of-Stories-Bänden kennt, hier in ihrer Jugend kennen lernt.

War mir Brystal in Band 1 noch etwas zu perfekt, relativiert sich das hier, alleine schon durch ihre Selbstzweifel, meine Sympathie hat sie mittlerweile gewonnen. Neben dem bereits bekannten Rat der Feen, lernt man nun auch die dunklere Seite der Magie kennen, Madame Mara hat eine Konkurrenzakademie gegründet, in der sie Hexen ausbildet, und es gelingt ihr sogar, Brystals Akademie Schülerinnen abzuwerben, und bei einer davon wundert es mich nur zum Teil – man kann sich aber auch auf ein paar Überraschungen gefasst machen.

Ein weiterer neuer Charakter ist Seven, Siebter in der Thronfolge des Südlichen Königreiches. Brystal und er lernen sich näher kennen – mehr will ich aber gar nicht verraten. Schön ist auch, dass man Brystals Familie wiedertrifft, die so manche Veränderung durchlaufen hat.

Die neue Bedrohung, die Bruderschaft der Gerechten, will die früheren Verhältnisse wieder herstellen, Magie ist ihr zuwider, und sie wird zur großen Gefahr. Brystal muss schließlich einen gefährlichen Pakt eingehen.

Erzählt wird, wie von Chris Colfer gewohnt, sehr bildhaft und mit Humor, aber auch dem einen oder anderen, über das man nachdenken kann. Spannend ist es allemal. Das Ende ist relativ offen, man darf sich auf Band 3 freuen.

Auch optisch ist das Buch wieder ein Genuss, das schöne Cover, die Karte und die passenden Illustrationen vor jedem neuen Kapitel lassen einen den Roman noch ein bisschen mehr genießen.

Mir hat der zweite Band der Reihe sehr gut gefallen, die Geschichte kommt jetzt so richtig in Fahrt, und ich bin gespannt, was sich der Autor in den weiteren Bänden noch wird einfallen lassen. Für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die Freude am Genre haben, kann ich nicht nur diesen Roman, sondern alle Romane sehr empfehlen und vergebe gerne volle Punktzahl.

Bewertung vom 10.10.2021
Schwarz, Gunnar

Das Flüstern der Puppen (Thriller)


sehr gut

Eine junge Frau wird lebendig in einem Ofen verbrannt, am Tatort finden die Ermittler eine merkwürdige Puppe. Kurz danach gibt es einen weiteren Mord, ebenfalls mit einer Puppe am Tatort. Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern? Was könnte das Motiv sein? Und was bedeuten die Puppen?

Lena Freyenberg ist neu in der Stadt und wird Henning Gerlach als Partnerin zugeordnet. Vor kurzem hat sie ihren Partner unter schrecklichen Umständen verloren und ein Trauma davon getragen. Sie hat zudem mit privaten Problemen zu kämpfen, und muss sich auch am neuen Wohnort klimatisieren, und die Eigenarten der neuen Kolleg:innen kennenlernen. Mir gefällt, dass auch Privates thematisiert wird, allerdings bin ich den beiden Protagonisten unterschiedlich nahe gekommen. Während ich Henning schnell mochte, habe ich mit Lena noch Probleme. Dennoch könnte ich mir gut vorstellen, weitere Fälle mit den beiden zu lesen, und Lena auf diese Weise näher zu kommen.

Der Roman lässt sich zügig lesen, die Aufteilung in die einzelnen Ermittlungstage finde ich gut. Der Fall ist interessant, und die Suche nach dem/der Täter:in spannend, zumal diese:r sich immer mal wieder zu Wort meldet. Nach und nach kristallisiert sich ein mögliches Motiv heraus, aber auch mehrere Verdächtige. Als Leser:in kann man gut miträtseln. Die Auflösung ist nachvollziehbar.

Ich bin ja im Krimi-Thriller-Bereich mittlerweile eher skeptisch, zu viel Einheitsbrei, „Das Flüstern der Puppen“ wirkte auf mich aber recht originell. Sogar das „Am-Ende-in Gefahrkommen“ passt hier gut in die Story. Einzig, dass ich manchmal ein leichtes Gefühl von Unlogik hatte, gerade auch bei o. g. hat mich etwas gestört.

Insgesamt hat mich der Roman gut unterhalten und mir spannende Lesestunden bereitet. Ein paar kleine Kritikpunkte gibt es, mal sehen, wie mir der nächste Fall mit Lena und Henning gefallen wird, so es ihn geben wird. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Genrefans.

Bewertung vom 09.10.2021
Stadler, Juliane

Krone des Himmels


ausgezeichnet

1189: Etienne hält es zu Hause nicht mehr aus, seine körperliche Beeinträchtigung, mit der er auf die Welt kam, wird ihm selbst zur Last gelegt. Weit kommt er allerdings nicht, bevor sein Leben ernsthaft in Gefahr gerät. Nur gut, dass der Wundarzt Caspar ihn findet und mitnimmt, und schließlich landet Etienne sogar mitten im dritten Kreuzzug.

Aveline ist ebenfalls auf der Flucht, und auch sie hat Glück, eine Pilgergruppe auf dem Weg ins Heilige Land nimmt sie auf, und auch ihr Weg führt mitten in den 3. Kreuzzug.

Karakush ist der Stadthalter Akkons, das vom christlichen Heer belagert wird.

Aus drei Perspektiven wird Juliane Stadlers Debütroman erzählt, wobei die Karakushs den kleinsten Teil einnimmt, dafür aber einen interessanten Blick auf die muslimische Seite wirft.

Ich habe bereits einige Romane gelesen, die den dritten Kreuzzug zum Thema hatten, alle waren für sich sehr interessant. Auch dieser Roman gefällt mir gut, vor allem die drei Protagonisten, die, vor allem die beiden christlichen, für sich besonders sind. Etienne mit seinem verdrehten Fuß, der dadurch schlecht laufen kann, und bisher deswegen viel Ungemach erfahren musste, erhält die Gelegenheit, sich als Wundarzt zu beweisen, eine Tätigkeit, die gerade im Umfeld von Schlachten höchste Bedeutung hat. Aveline, die eine Schuld auf sich geladen hat, die sie durch den Pilgergang sühnen möchte, und auf Grund verschiedener Umstände zum Bogenschützen Avery wird, hat es ebenfalls nicht leicht als Frau in Männerkleidung, die immer das Damoklesschwert der Enttarnung über sich schweben hat, und die eine schlimme Strafe erwarten würde, fiele dieses Schwert. Karakush ist der einzige Protagonist, der wirklich gelebt hat, und aus seiner Sicht das Schicksal der Bewohner Akkons zu erleben, macht einen nachdenklich.

Zwei Charaktere sind mir persönlich etwas zu aufgesetzt und klischeehaft. Da ist zunächst der Mönch Gilbert, der Aveline in der Pilgergruppe das Leben schwer macht, und wirklich das reinste Klischee ist. Später trifft sie auf Coltaire de Greville, der ihr nicht ganz unbekannt ist. Dieser ist ein regelrechtes Monster, das nur sein Pferd liebt, für Menschen aber nur Verachtung übrig hat, und nicht nur Aveline das Leben sehr schwer macht. Meiner Meinung nach hätte es diesen Charakter nicht gebraucht, das Geschehen ist doch sowieso spannend genug, sein Auftreten hat mich mehr und mehr genervt, und macht manches eher vorhersehbar als spannend.

Der historischen Hintergrund wird nicht einfach berichtet, sondern ist gut in die Geschichte integriert. Aveline ist z. B. mit dem Heer Barbarossas unterwegs. Etienne und Caspar gehören zunächst der französischen Vorhut an, und erleben alle Heerführer aus der Nähe. Karakush hat Kontakt zu Saladin, und alle erleben die Verhältnisse vor Ort mit.

Der Erzählstil der Autorin lässt mich mittendrin sein, ich sehe alles regelrecht vor mir, und habe sogar das Gefühl zu hören und zu riechen. Die Schlachten sind interessant und lebhaft erzählt. Besonders eindringlich ist die Erzählung der unschönen Dinge, die Kriege mit sich bringen, die Verletzungen, die Zeit im Winter, wenn alle hungern und sich Krankheiten breit machen. Aber auch die zwischenmenschlichen Töne kommen gut heraus. So ist man als Leser ständig auch emotional gefordert.

Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, gibt es auch ein paar Boni, Karten, ein Personenverzeichnis, ein Glossar und ein interessantes Nachwort. Die Autorin ist „vom Fach“, das merkt man auch. Ihren Buchtipp werden ich mir auf jeden Fall näher ansehen.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, er ist unterhaltsam, spannend, gut recherchiert und interessant – so mag ich meine historischen Romane. Ich bin sehr gespannt auf weitere Romane der Autorin. Wegen der erwähnten, in meinen Augen zu aufgesetzt wirkenden Charaktere, vergebe ich „nur“ 4,5 Sterne, die ich aber, wo nötig, aufrunde, auf jeden Fall aber eine Leseempfehlung für alle, die gut recherchierte historische Romane mögen

Bewertung vom 04.10.2021
El-Bahay, Akram

Die Schattenarmee / Ministry of Souls Bd.2


sehr gut

London 1850: Der Soulman Jack Smith wurde vom Fluch des Ifriten getroffen, der ihn immer wieder schwächt, und letztlich wahrscheinlich töten wird. Oz und Prinzessin Naima versuchen ihr möglichstes, ihm zu helfen, aber auch Naima muss weiter geschützt werden. Man reist in Naimas Heimat, um eine Möglichkeit zu finden, den Ifriten zu besiegen, doch auch dort braut sich Übles zusammen.

Der Abschlussband der Dilogie setzt unmittelbar an Band 1 an und führt die Geschichte nahtlos weiter, wobei die Geschehnisse aus Band 1 knapp, aber gut, und nicht aufdringlich rekapituliert werden, schnell kommt die Erinnerung wieder. Man trifft (fast) alle bekannten Charaktere wieder, später kommen noch weitere hinzu, wie Naimas Bruder Amir, der, als ihre Familie ermordet wurde, bereits in die Heimat zurückgereist war, und jetzt das von Briten besetzte Land regiert.

Im Vorgängerband empfand ich vor allem die beiden Protagonisten Jack und Naima als zu blass, das hat sich in diesem Band etwas geändert, vor allem Jack ist mir näher gekommen, was wahrscheinlich daran liegt, dass er trotz des Fluches immer wieder versucht, über sich hinauszuwachsen. Mit Naima habe ich immer noch mehr Schwierigkeiten, ich kann sie nur schlecht fassen, allerdings ist es auch bei ihr etwas besser geworden. Die Stars der Geschichte sind aber auch dieses Mal wieder andere, allen voran Oz, der wieder für Humor sorgt, und kein Nebencharakter mehr ist. Ohne ihn wären die anderen ganz schön aufgeschmissen, auch wenn sie ihn nicht immer entsprechend behandeln – alleine, dass es eine gute Möglichkeit ist, Geister abzuschrecken, wenn man den Kater wirft – sagt schon alles … Auch Agathe und der Archivar Terry sind wieder mit von der Party, wenn auch nur in kleinen Rollen.

Naimas Bruder Amir hat mich enttäuscht, ihm fehlt eindeutig die Stärke seiner Schwester. Gut, er ist noch jung, aber immerhin der Thronfolger und nun Herrscher, da hätte ich schon ein bisschen mehr Contenance erwartet.

Gut gelungen ist der historische Hintergrund, auch wenn diese Welt natürlich nicht ganz unsere ist, sondern eben einen phantastischen Anteil hat, baut sie doch auf der unseren auf. Dieses Mal spielt die Geschichte vorwiegend in Naimas Heimat, aber auch London und die Zwischenwelt werden besucht. Die jeweilige Setting wird atmosphärisch gut integriert.

Band 2 empfinde ich spannender als Band 1, aber auch er hat seine Längen. Es gibt aber auch überraschende Wendungen, vor allem mit einer habe ich gar nicht gerechnet, und diese stellt manches auf den Kopf und macht die Lage noch schwieriger, da sie viele Emotionen ins Spiel bringt.

Ich habe mich lange gefragt, wie man den Ifriten am Ende besiegen will – die Auflösung hat mir gut gefallen, und ich finde es auch schön, dass man noch erfährt, wie es danach weitergeht. So hat die Dilogie einen guten Abschluss erhalten, auch wenn mir der Weg dahin nicht immer gemundet hat. Insgesamt hat mich dieser Zweiteiler, wenn ich ihn mit anderen Werken des Autors vergleiche, leider eher enttäuscht.

Die Dilogie ist okay, wenn man aber den Autor kennt, weiß man, dass er deutlich bessere Romane geschrieben hat, z. B. die Flammenwüste- oder die Bücherstadt-Trilogie. Ich finde vor allem seine Romane, die überwiegend phantastisch sind, wo er seine Phantasie austoben und ganz besondere Wesen erschaffen kann richtig gut. Für diesen zweiten Band der Dilogie vergebe ich 3,5 Sterne (aufgerundete wo nötig), weil ich ihn spannender als den ersten finde, und mir Naima und Jack etwas näher kamen.

Bewertung vom 02.10.2021
Villard, Sophie

Madame Exupéry und die Sterne des Himmels


ausgezeichnet

1930 reist die frisch verwitwete Consuelo Carrillo nach Argentinien, um sich ihre Witwenrente zu sichern. Ein Freund macht sie mit Antoine de Saint Exupéry, Flieger und Autor, bekannt, der sich in sie verliebt und sie mit seiner Art überwältigt – die Beziehung der beiden wird intensiv, aber nicht immer gut sein.

Wer kennt nicht „Der kleine Prinz“? Aber, wer kennt den Mann hinter diesem Buch? Sophie Villard erzählt hier zwar die Geschichte der beiden Protagonisten aus Consuelos Sicht, aber natürlich lernt man Antoine auch sehr gut kennen, allerdings eben aus Sicht Consuelos, seine Motivationen, seine Erlebnisse, wenn die beiden nicht zusammen sind, seine Gedanken und Emotionen erfahren wir, wenn überhaupt, subjektiv gefiltert. Consuelo selbst hat ein Buch über diese Beziehung herausgebracht, das als Basis diente.

Das mag jetzt einschränkend klingen, aber dennoch hatte ich das Gefühl in diesem Roman Antoine näher zu kommen, so beinhaltet bereits der Prolog Antoines letzten Brief an er an Consuelo schrieb, kurz bevor er verschollen ist. Und auch zwischendurch gibt es Ausschnitte aus Briefen oder andere Zitate. Und, man erlebt hautnah die Entstehung seines berühmtesten Buches „Der kleine Prinz“ mit, das auch gewisse autobiographische Züge hat.

Sophie Villards Erzählung lässt sich wunderbar und wie im Flug lesen, man hat das Gefühl dabei zu sein, und die Protagonisten gut kennenzulernen. Neben diesen beiden trifft man allerhand bekannte Künstler dieser Zeit, wie z. B. Marc Chagall oder André Derain. Die Örtlichkeiten sind unterschiedlich, nicht nur Buenos Aires, auch u. a. Paris, Casablanca, New York, Marseille und die Kaffeeplantage der Familie Consuelos dienen als Setting und tragen, wie auch das Lebensgefühl jener Jahre atmosphärisch zur Geschichte bei, ebenso wie die plötzliche Änderung durch den zweiten Weltkrieg.

Ja, ich hatte mir Antoine de Saint Exupéry anders vorgestellt, tatsächlich wirkt er oft wie ein Traumtänzer, ein großes Kind, das sich schnell ablenken lässt, und sich nimmt, was es will, ohne auf andere zu achten. Immer wieder habe ich auch das Gefühl, dass er eher Flieger als Autor ist und auch sein will. Er ist schwierig, Consuelo hat mir beim Lesen oft leid getan, manchmal hätte ich sie auch gerne geschüttelt. Aber, tatsächlich haben wir ja nur eine Seite der Geschichte gelesen. Ich glaube zwar nicht, dass Antoines Seite meinen Eindruck wesentlich geändert hätte, aber vielleicht hätte man etwas mehr Verständnis für ihn entwickelt. Wie dem auch sein, er ist ein interessanter Charakter, und man hätte sich gewünscht, dass er sein Leben nach dem Krieg hätte fortsetzen können.

Lesenswert ist auch der Anhang, das Nachwort der Autorin, ihre Ausführungen zu Fiktion und Fakten, und über den Verbleib der handelnden Personen, sowie die Literaturliste.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, er hat für mich zwar Antoine de Saint Exupery etwas entmystifiziert, aber damit kann ich gut leben. Ich habe zwei interessante Persönlichkeiten kennengelernt, deren Beziehung alles andere als einfach war, war mittendrin in der Geschichte, haben mitleiden und mithoffen können, erlebt wie ein wunderbares Buch entstanden ist, und auch ein bisschen Neues erfahren (z. B. den Künstlerort Oppède kennengelernt). Ich empfehle diesen Roman uneingeschränkt weiter und vergebe sehr gerne volle Punktzahl.

Bewertung vom 25.09.2021
Ferri, Jean-Yves;Conrad, Didier

Die Tochter des Vercingetorix / Asterix Bd.38


ausgezeichnet

Vercingetorix sorgte dafür, dass seine Tochter Adrenaline nach seiner Niederlage bei den Avernern in Sicherheit ist und nicht den Römern in die Hände fällt. Doch nun scheint das ein Spion herausgefunden zu haben, und Adrenaline wird in das kleine gallische Dorf gebracht.

Adrenaline ist ein richtiger Teenager, das drückt sich in Optik und Benehmen aus, und wird von Didier Conrad gut ins Bild gesetzt. Natürlich trifft es Asterix und Obelix, die auf sie aufpassen müssen, und Obelix entdeckt dabei den Jugendlichen in sich. Die Gallier wurden schon vorab gewarnt, dass Adrenaline gerne ausbüxt, man kann sich also schon denken, was passieren wird.

Schön finde ich, dass man, dem Thema entsprechend, mal die gallische Jugend zu Gesicht bekommt, Adrenaline findet schnell Freunde, man hängt zusammen ab, man hilft sich aber auch.

Ansonsten hat das übliche Personal der Reihe seinen Auftritt, Römer, Piraten und natürlich die Dorfgemeinschaft. Ich habe sehr viel geschmunzelt, besonders die Szenen mit den Piraten haben mir gut gefallen.

Ich mag es, wie Ferri und Conrad die Reihe weitererzählen, und habe mich auch hier wieder sehr gut unterhalten und viel schmunzeln müssen.

Bewertung vom 24.09.2021
Heitz, Markus

Die Rückkehr der Zwerge 1 / Die Zwerge Bd.6


ausgezeichnet

Tausend Zyklen sind vergangen und im Geborgenen Land ist viel passiert. Als Goïmron, Vierter und nicht sehr erfolgloser Gemmenschneider ein Buch findet, beginnt ein episches Abenteuer, das vieles auf den Kopf stellen wird.

Ich musste mich tatsächlich erst einmal einlesen, bis ich den Roman umfassend genießen konnte. Vieles kam mir bekannt vor, vieles aber auch nicht, und das verwirrte mich zunächst etwas. Doch irgendwann war der Knoten gelöst, und je weiter ich im Roman fortgedrungen bin, umso mehr fühlte ich wieder mittendrin und konnte das Lesen genießen. Schließlich war ich komplett eingefangen und hätte am liebsten immer weiter gelesen, auch, weil so vieles am Ende in der Luft und die Spannung hoch hängt.

Wie von Markus Heitz gewohnt, sind die Charaktere sehr gut gelungen. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, nicht nur aus Sicht der Zwerge verschiedener Stämme, sondern auch aus Sicht verschiedener anderer, zum Teil von Antagonisten, wobei das hin und wieder auch nicht ganz eindeutig ist bzw. kann sich hier noch vieles entwickeln.

Goïmron erinnert in vielem an Tungdil, und hat am Ende dieses Romans schon eine interessante Entwicklung hinter sich, ich bin sehr gespannt, wie er sich weiterentwickeln wird. Sehr gut gefallen mir eine Reihe anderer Charaktere aus verschiedenen Lagern, wie z. B. Sonuk, ein Srgãláh, ein Volk, das neu ist, und mich durch sein Äußeres immer an den ägyptischen Gott Anubis erinnert hat.

Auch des Autors Erzählstil gefällt mir wieder gut, bildhaft, packend, und mit vielen Überraschungen. Für mich ist deshalb noch sehr viel offen, man kann sehr gespannt sein, in welche Richtung sich manches im zweiten Band entwickeln wird, für anderes drücke ich stark die Daumen.

Wer die Wege der Charaktere nachvollziehen möchte, findet eine Karte im Buch, wer von der Vielzahl der Handelnden überwältigt ist, kann im Personenverzeichnis nachlesen, wer wer ist, und wer sich in den Begrifflichkeiten unsicher ist, kann in einem Glossar nachschlagen.

Ja, man kann den Roman bestimmt auch ohne Vorkenntnisse genießen, bekommt aber wahrscheinlich große Lust darauf, die Vorgängerbände noch zu lesen, immerhin wird, wenn auch nur dezent, auf die Ereignisse dort angespielt, was sich auch gar nicht vermeiden ließe, es ist immerhin die Vergangenheit der jetzigen Bewohner dieser Welt, und ihr jetziges Leben baut auf diesen Ereignissen auf. Schöner ist natürlich schon, alle vorhergehenden Bände zu kennen.

Nach leichten Startschwierigkeiten hat mich der Roman schnell gepackt, und ich konnte wieder komplett in die Welt der Zwerge (und anderer Wesen) eintauchen. Die Geschichte ist packend und voller Überraschungen. Den Protagonisten Goïmron, aber auch weitere Charaktere habe ich schnell ins Herz geschlossen – ich kann es kaum erwarten, Band 2 in den Händen zu halten. Von mir gibt es verdiente volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für Fantasyfans.