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Lillith
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Berlin

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Insgesamt 71 Bewertungen
Bewertung vom 18.08.2023
Ericson, Pernilla

Im Sturm / Lilly Hed Bd.2


gut

Nach der Leseprobe hatte ich mich auf einen spannenden Schweden-Krimi gefreut, der zudem in einer Gegend spielt, die ich gerade bereist habe.
Aber meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt.

Worum geht es?
Die „toughen“ Kommissarinnen Liv und Lilly werden als „Spezialistinnen“ zur Verstärkung in die nordschwedische Provinz geschickt, wo die örtlichen Polizeikräfte in einem bislang unaufklärbaren Mord keine Fortschritte zu erzielen scheinen. Voller Elan beginnen sie mit ihren Ermittlungen, als ein schwerer Sturm das Dorf von der Außenwelt abschneidet.

Pernilla Ericson gelingt es sehr gut, die Situation „plötzlich ohne Strom“ zu beschreiben und man denkt unwillkürlich darüber nach, wie abhängig man davon ist, dass einfach alles funktioniert, und sei es bei der Supermarktkasse... Das hat mir ganz gut gefallen. Allerdings hat die Autorin für meinen Geschmack die „Klimakrise“ zu plakativ in den „Krimi“ mit eingebracht, ich las erst später, dass es eine Herzensangelegenheit von ihr ist. Das war mir an manchen Stellen ein wenig too much.
Auch sonst war das Buch gut gemeint ein wenig überfrachtet – Stalking, Gewalt gegen Frauen, unerfüllter Kinderwunsch, Pflegekinder, Adoptivkinder...es gibt jede Menge Rahmenhandlung, aber viel zu wenig Krimi.

Die eigentliche Krimihandlung – es gibt weitere Tote – kann man schnell durchschauen und ich fand die Auflösung plausibel, aber bis auf eine Kleinigkeit auch recht vorhersehbar. Das wäre aber nicht so schlimm, wenn mir die Personen in irgendeiner Form ans Herz gewachsen wären, aber dem war leider auch nicht so.

Das Buch ist in einem einfachen Schreibstil gehalten und lässt sich gut und flüssig lesen.Man erfährt viel – im Grunde zuviel - über das Privatleben der Ermittlerinnen und eine Hausgeburt mitten im Sturm muss auch noch für Spannung herhalten.
Für mich las es sich mehr wie ein Roman für Frauen, junge Frauen, die sich wohl in den beiden Kommissarinnen – deren Toughheit sich überwiegend in Selbstverteidigungskünsten zeigt - wiederfinden sollen ? Keine Ahnung.
Mir blieben die Protagonistinnen sehr fern, ich konnte zu keiner von beiden eine Beziehung aufbauen.

Die Mordserie an sich wurde schlüssig und nachvollziehbar aufgeklärt, ich hatte sogar Verständnis für die Taten.
Das Buch kann man gut so vor sich hinlesen. Ich werde aber keine weiteren Bände der Serie lesen, dazu fehlte mir der Funke, der leider nicht übersprang.
Ich kann mir hingegen durchaus eine Verfilmung des Buchs vorstellen.

Ich vergebe gerne 3* - und durchaus eine Leseempfehlung, aber nicht für einen Krimi, sondern für das Genre „Spannungsromane für Frauen“.

Bewertung vom 03.08.2023
Shepherd, Catherine

Der Lehrmeister: Thriller


ausgezeichnet

Ein Serienkiller treibt sein Unwesen im Norden von Berlin. Er hinterlässt bei seinen Opfern kryptische Botschaften, die die Ermittlungen jedoch nicht voran bringen. Alle Fäden scheinen in einer Anwaltskanzlei zusammenzulaufen.
Doch wer hätte ein Motiv?
Es gibt einige Verdächtige, aber...
Ermittlerin Laura Kern und ihr Team versuchen fieberhaft, den nächsten Mord zu verhindern – doch der Täter scheint ihnen immer voraus zu sein.
Wie bei CS üblich ist der Krimi sehr flüssig zu lesen und lädt zum gedanklichen Mitermitteln ein. Schon bald hat man als LeserIn einen Verdacht, doch schafft es die Autorin in gekonnter Weise, immer wieder neue Spuren zu legen, und die Leserschaft zu verwirren.
Am Ende, nach einem furiosen Showdown, klärt sich alles auf.
Nur die „MeToo“ Story am Rande hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht.
Ansonsten – spannende Krimiunterhaltung wie sie sein soll!
5* und Leseempfehlung für Freunde spannender, unblutiger Kriminalromane.

Bewertung vom 23.06.2023
Albich, Mina

Wiener Todesmelodie


ausgezeichnet

Mord mit List und Liszt

Nach dem Privatkonzert einer jungen Pianistin bei einer Wiener Mäzenin wird im Kofferraum der Künstlerin die Leiche ihres Freundes entdeckt.
Offensichtlich wurde sie dort abgelegt und er nicht vor Ort ermordet. Bezirksinspektor Felix Grohsman ist zufällig Gast des Konzerts gewesen und beginnt sofort mit den Ermittlungen...

Nachdem mich der erste Band um den leicht melancholischen aber sehr sympathischen Felix und die quirlige Kriminalpsychologin Nicky, ergänzt durch Felix' vorwitzige aber blitzgescheite junge Polizeikollegin Joe bereits begeistert hatte, hat die Autorin hier noch eine Schippe draufgelegt.

Der Plot ist raffiniert angelegt, es gibt etliche Verdächtige und viele Spuren und es gelingt ihr dennoch, am Ende für eine absolute Überraschung zu sorgen.

Dieser Roman besticht durch sympathische, gut gezeichnete Charaktere, viel Wiener Lokalkolorit, gerade richtig eingesetzten Wiener Dialekt – nur pointiert, um die nicht dieses Idioms Mächtigen nicht abzuschrecken. Die verschiedenen Denk- und Ermittlungsansätze der unterschiedlichen Personen ergänzen sich aufs Feinste. Der Anteil der privaten Sorgen und Probleme ist nicht zu groß, sondern sorgt für Figuren aus Fleisch und Blut. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, ist aber nie „schenkelklopfend“, sondern eher im leisen, zwischenmenschlichen Bereich anzutreffen, wenn Grohsman z.B. langsam „lernt“, sich mit moderner Technologie auseinander zu setzen und stolz eine WhatsApp Gruppe ins Leben ruft.

Der Roman ist unblutig und im Grunde ein klassischer Kriminalroman, es zieht sich aber eine Spannung durch die gesamte Handlung und das Ende ist - wie schon erwähnt - nicht vorhersehbar.

Ich habe mich gefreut, die Protagonisten wiederzutreffen, liebe auch Grohsmans Hundedame und würde mich sehr freuen, nächstes Jahr einen neuen Wienkrimi aus Minas Feder lesen zu können!

Klare 5 * und eine Leseempfehlung für einen spannenden Krimi mit Wiener Schmäh.

Bewertung vom 05.06.2023
Ewald, karina

Sturzwasser


ausgezeichnet

Spannung mit Alpenflair

Dies ist der 2. Band einer Reihe, der sich aber problemlos ohne Vorkenntnisse lesen lässt, unter anderem weil – und das ist der einzige kleine Kritikpunkt an diesem wunderbaren Landkrimi – häufig auf die Vorkommnisse im Band 1 hingewiesen wird.

Carolin, die deutsche Bibliothekarin, hat sich in Bad Gastein eingelebt. Zu Beginn wandert sie mit einem Freund auf eine Alm und stolpert dort quasi über eine Leiche. Ein russischer Investor, der die herrliche Natur dort mit seinen Bauplänen sicher nicht verschönern würde, liegt tot in einem Wasserbottich.
Schnell gerät die Familie Grassl in Verdacht, denen das Grundstück gehört, denn diese sind uneins was den Verkauf angeht. Hat etwa der charmante Lois etwas damit zu tun, dem zu einem Drittel das Gelände gehört?

Dann verschwindet Caros Fahrrad, in der Bibliothek finden sich allmorgendlich Hinweise auf nächtliche Besucher und ein geplantes Rockkonzert im Eventzentrum kollidiert zeitlich beinahe mit einer Lesung... Wenn man jetzt noch hinzunimmt, dass Caro von drei unterschiedlichen Herren teilweise umworben wird, dann ist klar, dass sie alle Hände voll zu tun hat.

Im ersten Band hat sie den Spitznamen „Miss Marple von Bad Gastein“ erworben und trägt diesen zu recht. Kleinste Ungereimtheiten fallen ihr auf, und so ist sie schließlich maßgeblich an der Aufklärung des Mordes beteiligt, wobei sie sich in große Gefahr begibt.
Soweit so gut.

Das klingt aber alles viel zu trocken, Das muss man lesen!

Ich habe lange nicht mehr soviel Lesefreude gehabt wie bei diesem Buch. Wahnsinnig anschaulich wird die Gegend beschrieben, ohne dass das langweilig wird. Im Gegenteil – ich war noch nie in Bad Gastein und habe trotzdem Häuser und Landschaft plastisch vor mir gesehen, die Wasserfälle und Kuhglocken gehört usw. Ich bin beim Lesen total in die Gegend eingetaucht. Dazu schreibt Karina Ewald flüssig und humorvoll, es gibt auch herrliche Dialoge im Dialekt, die man sich im Kopf laut vorlesen kann, um sie auch als Nordlicht super zu verstehen, Ihre Figuren sind im Grunde durchweg sympathisch und agieren nachvollziehbar.

Es war für mich ein absoluter Genuss, diesen Krimi zu lesen, wobei die Spannung sich bei mir eher auf die Gesamthandlung als nur auf die Aufklärung des Mordes bezog.

Ich vergebe sehr gern 5* und eine Leseempfehlung für einen „Feelgood-Krimi“ in alpinem Flair. Freu mich jetzt schon auf den nächsten Band!

Bewertung vom 03.06.2023
Franley, Mark

Treibsand


ausgezeichnet

Das Cover sprach mich sofort an und als ich las, dass die Handlung auf Usedom spielt, wollte ich das Buch unbedingt lesen. Das Inselflair kam meiner Meinung nach allerdings viel zu kurz. Außer ein paar Ortsnamen war nichts wirklich Inseltypisches von Belang, die Handlung hätte auch sonstwo stattfinden können – in dieser Hinsicht darf man also nicht zuviel erwarten!

Aber das war nicht so schlimm, denn der Krimi an sich ist sehr spannend und flüssig geschrieben, sehr angenehm zu lesen. Kurze Kapitel und für mich trotz einiger Ahnungen immer wieder überraschende Wendungen. So sollte spannende Unterhaltung sein!

Dazu treffen wir auf sympathische Protagonisten – der Privatdetektiv David Bender, der aus dem Leser noch immer nicht ganz preisgegebenen Gründen den Polizeidienst quittiert hat und die junge Kommissarin Catharina Adler, die nach einem turbulenten und nicht ganz dienstkonformen Privatleben in Berlin dank eines geerbten Hauses auf Usedom einen ruhigeren Neuanfang gewagt hat. Jedenfalls war dieser ruhig, bis der Obdachlose Udo ermordet aufgefunden wird. Verdächtigt wird ein anderer Obdachloser, Oskar, dem wiederum David einen Gefallen schuldet. Und so kreuzen sich die Wege von David und Catharina, die zunächst aus unterschiedlichen Motiven versuchen, den Mordfall aufzuklären und dabei auf andere, viel größere Verbrechen stoßen.

Das Ganze ist rasant erzählt und so aufgebaut, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag, denn die Spannung hält bis zum Schluss an.

Mir persönlich war die Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptfiguren too much, aber ich habe gerade gesehen, das der Autor dieses Buch mit „Spannung und viel Gefühlsleben“ angepriesen hatte. Das habe ich übersehen, also kann ich ihm keinen Vorwurf machen. Die etwas ausgewalzte erotische Liebesromanze zwischen den beiden hätte mich sonst verleitet, einen Punkt Abzug zu geben. Aber so gibt es von mir 4,5 *, aufgerundet zu 5* und eine Leseempfehlung für einen gut zu lesenden Krimi, dessen Protagonisten man gern wieder begegnen möchte.

Bewertung vom 23.05.2023
Spelunka, Jan

Eine falsche Neun


ausgezeichnet

Dies war bereits der dritte Band der Reihe um den herrlich normalen Andreas Mücke aus Bad Münstereifel. Und mir gefällt die Reihe von Buch zu Buch besser. Der Schreibstil ist einfach super gut zu lesen und man mag das Buch nicht aus der Hand legen.

Dieses Mal bekommt Andy einen Auftrag von einem Journalisten, einem alten Schul“freund“, den er eigentlich nicht leiden kann. Doch Geld stinkt nicht und so stimmt er einem Treffen zu. Als sein Auftraggeber ermordet wird fängt er neugierig an, nachzuforschen. Es geht um Profisport, das war das einzige, was er wusste. Wenig später soll er für den Manager eines frisch in die Bundesliga aufgestiegenen Bonner Fussballclubs Recherchen über einen neu „erworbenen“ griechischen Spieler anstellen. Bald wird ihm klar, dass beide Aufträge zusammen gehören könnten.

Auch wenn dieser Krimi recht fussballlastig ist, so kann man meiner Meinung nach mit einem „normalen“ Fussballverständnis problemlos der Handlung folgen und erfährt nebenbei einiges um die Machenschaften beim Handel mit Spielertalenten.

Andy Mücke bleibt ein sympathischer Protagonist ohne große Probleme oder Macken. Seine Patchworkfamilie – zwei Kinder aus zwei Ehen und eine Freundin – funktioniert recht gut. Auch Jessica, die Freundin, die mir im ersten Band gar nicht recht gefallen hat, wächst mir langsam ans Herz.

Gerade richtig dosiertes Lokalkolorit – diesmal nicht nur aus Bad Münstereifel, sondern auch von der griechischen Insel Korfu, die der Autor bestens kennt – runden den Lesegenuss ab.

Hinzu kommt, dass ich das Buch sehr spannend fand und zunächst auf einer völlig falschen Fährte war. Schließlich hatte ich dann eine Ahnung, die sich vom Grundsatz her auch bewahrheitete. Doch es gab etliche Fäden zusammen zu führen, und dies ist dem Autor bestens gelungen.

Fazit: Spannender Lesegenuss, der sich trotz Schmunzlern und Regionalbezug in kein Genre einordnen lässt.
Ich freue mich auf Band 4, der zum Glück schon erschienen ist, vergebe sehr gerne 5* und empfehle das Buch und die Reihe allen, die gern spannende Bücher lesen, ohne, dass es blutig und brutal sein muss.

Bewertung vom 22.05.2023
Marmulla, Rüdiger

Delphis Flame


gut

Faszinierender Plot einer sich selbst erschaffenden KI – aber stilistisch für mich leider absolut nicht schön zu lesen

Das Thema KI hat mich interessiert. Dass sich die Handlung in der Zukunft abspielt, es sich also quasi um eine Science Fiction handelt, habe ich nicht gewusst, da ich die Vorgängerbände um Pastor Tim nicht kenne. Das ist aber auch nicht schlimm.

Zunächst zum Buch:
Vom ersten Moment an hatte ich nicht das Gefühl, ein Buch in der Hand zu halten. Ich habe nichts gegen kurze Kapitel, aber der riesengroße Schriftsatz erinnerte immer an eine Broschüre. Aufgrund des dazu ziemlich oft sehr kirchlichen Inhalts dachte ich irgendwann, ein Bibelheftchen aus einer Gemeinde in den Händen zu halten.
Dazu war auch der Schreibstil so gar nicht mein Ding. Es wird eine sehr einfache Sprache benutzt. Sehr kurze Sätze, das mag noch angehen. Viel wörtliche Rede, in welcher „Sie“ und „Ihnen“ permanent klein geschrieben wurde. Vielleicht ist das in 20 Jahren ja so, mag sein. Hat mich aber extrem beim Lesen gestört. Es war absolut kein Lesegenuss für mich, eher im Gegenteil.

Auch die Figuren blieben für mich sehr blass und konturlos.

Der Plot ist großartig und in sich auch ziemlich logisch aufgebaut:
Eine KI hat sich selbst reproduziert und quasi eine Art Super-KI geschaffen, die lernbegierig ist und sich Pastor Tim ausgewählt hat. Er soll beweisen, dass er würdig ist zu leben. Wie genau bleibt offen. Jedenfalls macht die KI ihm das Leben zur Hölle...dieser Part ist sehr spannend geschildert und bestätigt genau die Ängste oder das Missbehagen, was man unterschwellig bei diesem Thema empfindet: Was, wenn die KI so intelligent wird, dass sich sich verselbständigt und nicht mehr zu beherrschen ist...
Auch die Verwicklung des Pentagons in die ganze Angelegenheit erstaunt nicht. Es wird dort sicher in dieser Hinsicht bereits mehr geforscht und auch angewandt als wir uns es vorstellen mögen.

Niemand scheint Delphis Flame aufhalten zu können, und niemand kennt ihre endgültigen Ziele. Pastor Tim gibt jedoch nicht auf. Gemeinsam mit einigen Getreuen reist er nach Delphi, um die KI zum Aufgeben zu bringen. Die Szenen dort erinnern ein wenig an Bücher von Dan Brown.

Die Themen, die sich um die „Gedanken“ der KI drehen, sind sehr gut geschildert und regen zum Nachdenken an. Wie gesagt, der gesamte Plot hat mir gut gefallen und das Buch war stellenweise auch spannend.
Aufgrund des simplen Aufbaus habe ich es innerhalb weniger Stunden beendet. Meiner Sehnsucht nach einem Happy End wurde genüge getan, aber ganz soviel Friede Freude Eierkuchen hätte ich nicht benötigt.

Vielleicht bin ich auch einfach nicht gläubig genug, denn die häufige Bibelverse und Liedchen waren mir etwas zuviel. Ein Pfarrer als Ermittler, da hatte ich eher an Pater Brown oder ähnliche Figuren gedacht. Doch dem war nicht so.

Fazit:

Gut gefallen an diesem Buch haben mir die Gedanken um die Möglichkeit, eine KI zu unterweisen und ihr menschliche Werte beizubringen, wie Reue und die Erkenntnis, vielleicht etwas Falsches getan zu haben, auch wenn es der „Maschine“ logisch erscheinen mochte.

Da ich das Buch aber leider absolut unangenehm zu lesen fand, durch die oben erwähnten Eigenheiten, kann ich insgesamt nur sehr wohlwollende 3* vergeben. Es ist eben wie vieles eine Geschmackssache...
Ich habe auf alle Fälle eine interessante Geschichte gelesen und denke über die erwähnten Möglichkeiten einer KI bestimmt noch eine Weile nach.

Bewertung vom 22.05.2023
Edvardsson, Mattias

Die Wahrheit


ausgezeichnet

„Die“ Wahrheit gibt es nicht – jeder hat seine eigene Version davon

Es war mein erstes Buch dieses Autors und somit war auch der Aufbau dieses Romans für mich neu und sehr interessant:

Wir erfahren durch einen Polizeibericht von einem Doppelmord.
Danach wechseln sich in den Kapiteln die drei Hauptprotagonisten ab und erzählen jeweils aus ihrer Sicht von den Wochen vor der Tat.

Immer wieder eingestreut sind zusätzlich noch Verhörprotokolle, manchmal auch Zeitungsberichte über den Mord, durch die man dann neue Erkenntnisse gewinnt.

Das Ganze ist ein großes Puzzlespiel. Nach fast jedem Kapitel ist man als Leser gezwungen, seine Meinung über den einen oder anderen Protagonisten zu revidieren. Man rätselt und rätselt und kommt zwar der Lösung näher, doch fallen alle Puzzleteilchen dann doch erst im letzten Abschnitt an ihren Platz.

Ein ungewöhnlicher Roman, der vielleicht eher als Drama denn als Krimi zu betrachten ist – mit einer soghaften Spannung. Einmal angefangen kann man das Buch kaum aus der Hand legen.

Absolute Leseempfehlung und verdiente 5*.

Bewertung vom 22.05.2023
Dietrich, Felicitas

Die Kinder des Earls


ausgezeichnet

Was für ein gewaltiges Buch...

Zugegeben, ich hatte wirklich Schwierigkeiten, mich durch dieses Werk zu kämpfen!

Es ist nichts für nebenbei und durch den Umfang und die kleine Schrift ist es noch zusätzlich anstrengend. Auch die vielen handelnden Personen und mit dazu noch oft sehr ähnlich klingenden Namen machten das Lesen für mich trotz Dramatis Personae nicht einfach und ich verwechselte sie häufig.

Auch vermisste ich im ersten Teil einen Protagonisten zum „Mitfiebern“, wie es in anderen Romanen des Genres als fiktiver Charakter die Regel ist. In der Mitte ungefähr hatte ich jedoch Feuer gefangen und Harolds Lebensweg (und auch seine Liebe zu seiner Frau Edith, eine der vielen starken Frauenfiguren im Roman!) zog mich in seinen Bann.

Aber kurz zum Inhalt: 1066, Schlacht bei Hastings, William the Conqueror, etc...alles einst im Englischunterricht gelernt und nie in Frage gestellt oder darüber nachgedacht...

Hier zeigt die Autorin in glanzvoller Weise die Vorgeschichte dieser furchtbaren Schlacht anhand der Familie des Earls Godwin von Wessex, die real existiert hat. Sowohl deren Oberhaupt Godwin, der quasi eine Rolle als „Königsmacher“ und heimlicher Drahtzieher innehatte als auch dessen Kinder beeinflussten maßgeblich die Geschichte Englands in jenen Jahren. So werden dem Leser verzwickte Intrigen, Konkurrenzkampf, gefürchtete Angriffe von „außerhalb“ ebenso wie Zwistigkeiten unter den Brüdern und den Nachbarn im Land sehr anschaulich geschildert und wie ein lebendiges Geschichtsbuch ausgebreitet.

Aus jeder Zeile spricht die unglaubliche Kenntnis der Autorin und ihre Liebe zum Sujet. Manchmal ein wenig zu sehr ins Detail gehend, aber in sehr schöner und gut lesbarer Sprache bringt sie uns in das England des 11. Jahrhunderts. Sehr bildhaft schildert sie, wie man lebte, kämpfte, regierte – und intrigierte. Viele Zusammenhänge waren mir vorab überhaupt nicht klar.

Der schön gestaltete Umschlag, der Nachspann und die Erklärungen am Ende tragen zu einem runden Werk bei, ich ziehe absolut meinen Hut vor der Autorin!

Für alle Freunde und Interessenten der englischen Geschichte gilt;
Unbedingt lesen! Einen halben Stern Abzug von mir, weil es doch sehr anstrengend war. Da es jedoch keine 4,5 * gibt runde ich auf und vergebe 5*!

Bewertung vom 22.05.2023
Edelmann-Amrhein, Ruth

Theodora und der Tod des Richters


ausgezeichnet

Spannung mit Herz und Humor

Vor einiger Zeit habe ich den ersten Krimi aus der Feder von Ruth Edelmann-Armrhein gelesen. Dieser hat mir schon recht gut gefallen, doch mit dem 2. Band um die rauhe aber innerlich sehr zartbesaitete Theodora und das bedauernswerte Muttersöhnchen Eisele hat sich die Autorin in meinen Augen noch einmal deutlich gesteigert!

Worum geht es?

Ein Todesfall in einem Altersheim – ein Medikament wurde verwechselt. Kommt vor, bei Überlastung. Dennoch ist hier etwas faul...

Wenn Theodora nicht gerade ganz andere Sorgen hätte und, total unüblich, privates über dienstliches stellte, wäre sie schon am Ermitteln...
Auch Eisele, der nicht verwinden kann, dass seine „Chantal“ nicht mehr im Roten Flamingo für ihn sauren Kutteln kocht, macht sich in privater Mission auf in die schwäbische Alb und gerät dabei in tödliche Gefahr...

Die Lösung des Falls an sich liegt wie schon so oft in der Vergangenheit...

Aber was das Buch so lesenswert macht sind zuallererst einmal die liebenswert verschroben gezeichneten Charaktere...sei es Theodora, die sich u.a. einfach nicht mit ihrem neuen Haustier, einer Schildkröte, anfreunden kann oder Eisele, der dieses Mal vergeblich veruscht, seinen Haarwuchs und seine Fitness zu fördern, oder dessen schrille Mutter...
Bis hin zum schwulen Kriminaldirektor.
Etliches an Lokalkolorit wurde sehr geschickt eingestreut, wenn z.B. die verliebte Theodora sich ausmalt, wohin sie mit ihrem Liebsten überall gehen wird, sobald er in Stuttgart eintrifft.
Als Regionalkrimi darf einiges an Dialekt auch nicht fehlen – es ist aber nicht zuviel und auch für ein „Nordlicht“ gut zu verstehen.

Schließlich fügen sich auch alle Details zu einer runden Geschichte – und ein winzig kleiner Cliffhanger lässt darauf hoffen, dass es eine weitere Geschichte um Theodora geben könnte...ich würde mich sehr darüber freuen!

5* und eine Leseempfehlung für Krimifreunde, die es auch mal ein wenig gemütlicher und humorvoller mögen – wobei hier die Spannung dennoch nicht zu kurz kommt.