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Lillith
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 60 Bewertungen
Bewertung vom 12.09.2024
Nachsaison (eBook, ePUB)
Goyke, Frank

Nachsaison (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Fontane in Nöten in Napoli
Dieser Krimi spiel nicht in der gewohnten Umgebung unseres bekannten Dichters Theodor Fontane, nämlich der Mark Brandenburg, sondern in Neapel, wohin sich Theodor und seine Frau Emilie Ende des 19. Jahrhunderts tatsächlich begeben haben.

Ziemlich zu Beginn gerät Herr Fontane in große Bedrängnis, wird ihm doch zunächst das Portefeuille gestohlen und wenig später der Dieb desselben tot aus dem Hafenbecken gefischt. Ein Zimmermädchen findet im Zimmer Fontanes die Tatwaffe und Theodor wird verhaftet.

So muss dieses Mal Emilie ermitteln, was mir sehr gut gefallen hat, denn die Gattin Fontanes, charmant und intelligent, blieb bislang in den anderen Bänden viel zu sehr im Hintergrund. Es trifft sich jedoch gut, dass Aschinger, Kriminalkommissar aus Berlin, mit dem Fontanes freundschaftlich verkehren, just zur gleichen Zeit ebenfalls in Neapel weilt. Denn so ganz allein wäre es für Emilie sicher recht gefährlich und degoutant, sich in die Niederungen der neapolitanischen Unterschicht zu begeben, um nach dem wahren Täter und den Zusammenhängen zu forschen.

Einmal mehr hat mich Herr Goyke mit einer wunderbar erdachten Geschichte begeistert. Er bedient sich einer Sprache, die unbedingt das Flair des ausgehenden 19. Jahrhunderts widerspiegelt, jedoch nicht sperrig ist. Einige antiquierte Bezeichnungen fließen wie selbstverständlich ein und in diesem Buch ebenfalls viele italienische und neapolitanische Begriffe. Auf der Suche nach dem Mörder folgen wir Emilie und Aschinger durch Neapel. Dies wird sehr anschaulich beschrieben, auch die Wohnverhältnisse der Unterschicht, die einen herben Unterschied zu den Unterkünften der "Herrschaften" in Hotels mit durchaus hohem Standard darstellen.

Der gesamte Roman ist, wie bei Frank Goyke und dieser Reihe üblich, von feinem Humor durchzogen, und es gelingt ihm ebenfalls, an den entscheidenden Stellen Spannung aufzubauen. Ein wenig mühsam ist es, den italienischen Namen jeweils die richtigen Personen zuzuordnen, hier wäre ein Personenregister nützlich gewesen.

Zu guter Letzt wird alles aufgeklärt, im Hintergrund tut sich eine veritable Verschwörung auf - und auch eine Art "Pate" der Camorra wird auf überzeugende Art und Weise "eingearbeitet".

Für mich war es der vierte und somit leider, leider letzte Band dieser charmanten Fontane-Krimi-Reihe, die zu meinem Kummer nicht fortgesetzt wurde. Es lohnt sich allemal, hier das Genre historische Krimis auszuprobieren.
Von mir darum überzeugte 5 * und natürlich eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.08.2024
Theodora und die Macht des Bösen
Edelmann-Amrhein, Ruth

Theodora und die Macht des Bösen


ausgezeichnet

Theodora und Eisele - der dritte Band aus dem Schwabenland
Saure Kutteln oder Tarotkarten – unter Stress braucht halt jeder was anderes

Was habe ich mich auf den dritten Band dieser Reihe aus der Feder von Ruth Edelmann-Armrhein gefreut, und ich wurde absolut nicht enttäuscht.
Der Schreibstil der Autorin hat mir von Anfang an gefallen, aber diesen dritten Band fand ich besonders schön zu lesen. Personen und Umfeld werden sehr anschaulich beschrieben, so das man quasi bei ihnen und vor Ort ist. Die eingeschobenen Dialoge im Dialekt lassen uns nie vergessen, wo die Reihe spielt, sind aber nicht zuviel, um sie auch als Nordlicht problemlos zu verstehen.

Worum geht es dieses Mal?

Ein junges Mädchen wird tot im Wald gefunden.

Theodora und Eisele sowie ihr Vorgesetzter Hummel bekommen ordentlich Druck vom neuen Staatsanwalt Preuß, welcher aalglatt und sehr unsympathisch ist. Nicht nur darum setzen sie alles daran, den Mord schnellstmöglich aufzuklären. Rasch findet sich auch eine Spur und ein Verdächtiger – aber ist es wirklich so einfach?

Unsere so unterschiedlichen Ermittler haben beide ihre Zweifel und unabhängig voneinander kommen sie etwas Ungeheurem auf die Spur...

Obwohl man bald erahnen kann, wohin die Geschichte führt, bleibt der Krimi durchweg spannend und ist sehr vergnüglich zu lesen. Neben dem zu lösenden Mordfall sind es vor allem die Charaktere, die mit ihren persönlichen Problemen und Schicksalsschlägen das Geschehen prägen. Die beiden Protagonisten haben sich seit dem ersten Band glaubhaft weiterentwickelt. Theodora ist zugänglicher und weicher geworden, obwohl sie oft noch sehr entschieden handelt. Doch nun gibt es in ihrem Leben vermehrt Anlass zur Freude...

Eisele hingegen krankt immer noch an seiner verkorksten Mutterbeziehung, kann dieses Mal nicht mal zu seiner „Chantal“ in den roten Kakadu ausweichen, um dort seine geliebten sauren Kutteln zu essen, weil diese dabei ist, andere Pläne zu verwirklichen.

Besonders die Szenen mit Mutter Eisele, die sich dieses Mal in den Kopf gesetzt hat eine Alten-WG zu gründen, sind oftmals urkomisch. Sie verursachen bei mir ständig Kopfkino, weil ich mir alles so gut vorstellen kann und wie einen Film vor Augen habe. Eisele hat dieses Mal durchaus einige starke Momente, wo er selbst über sein Durchsetzungsvermögen erstaunt ist.
Ich denke, das ist noch ausbaufähig, und irgendwann...

Hunmmel bleibt dieses Mal ziemlich im Hintergrund, Aylin und Murat spielen wieder mit – es ist wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten.
Mir hat das Buch sowohl vergnügliche als auch spannende Lesemomente beschert. Ich vergebe von Herzen gern 5* und eine Leseempfehlung für diesen Regionalkrimi, der sich in keine Schublade stecken lässt. Ein bisschen cosy, ein bisschen schräg, oft ziemlich spannend, manchmal tragikomisch. Das alles zusammen in einer sehr gelungenen Mischung!

Ich würde mich sehr über ein Wiedersehen ähh Wiederlesen mit Theodora und Eisele freuen!

Bewertung vom 17.08.2024
Rübentod
Rosenbauer, Dagmar

Rübentod


ausgezeichnet

Perfekter Regionalkrimi – tolles Romandebüt

Detailreiche Beschreibungen und gut ausgearbeitete Charaktere machen das Buch aus

Dieser Roman von Dagmar Rosenbauer hat mich interessiert, weil ich die Prignitz recht gut kenne – fast alle genannten Orte habe ich bereits einmal besucht. Umso mehr habe ich die detailreichen Schilderungen genossen, man springt wirklich in die Gegend hinein beim Lesen! Ebenso ging es mir mit den beiden Protagonisten Marley und Richard Said. Im Laufe des Buches erfuhr man immer mehr aus ihrem Leben, so dass man schließlich meinte, zu wissen, wie sie ticken, wie sie jetzt handeln würden.
Worum geht es?
Beim Abräumen einer Rübenmiete in einem kleinen brandenburgischen Dorf wird der teilweise verweste Leichnam einer jungen Frau gefunden.
Marley Leonhardt, neue Polizeichefin in Neuruppin, muss sich Respekt und Anerkennung erst erarbeiten, denn sie ist von außerhalb dorthin gekommen, hatte vorher eher einen „Schreibtischjob“ und wird zunächst einmal kritisch beäugt. Ihr Selbstbewusstsein ist zudem durch einige Kilos zu viel nicht das allerbeste und so möchte sie den Mordfall „Rübenmiete“ unbedingt lösen. Doch mit Ermittlungsarbeit hat sie bisher nicht viel zu tun gehabt...
Da trifft es sich gut, dass ihr am Tatort Richard Said Wagner, beurlaubter Polizeibeamter mit iranischen Wurzeln, über den Weg läuft. Dieser war Polizeisprecher bei der Berliner Polizei, ist aber aus mysteriösen, öffentlich nicht bekannten, Gründen abgetaucht – in die Prignitz, wo sich Clara, eine wohlhabende Investorin, die dabei ist, ein Schloss zu renovieren nicht nur um seine verwundete Seele kümmert. Das Verhältnis dieser beiden Personen (Clara und Richard) zueinander ist mir ein wenig suspekt.

Richard kennt alle Dorfbewohner, was Fluch und Segen zugleich bedeutet. Marley schlägt vor, gemeinsam den Fall zu lösen – aber Richard, der noch immer stark traumatisiert ist, fühlt sich eigentlich noch nicht bereit dazu. Seine direkte Vorgesetzte Verena, die auch eine Freundin von Marley ist, und Marley selbst schaffen es jedoch, ihn zu überreden, es zu wagen.
Marley und Richard sind zwar sehr verschieden, aber beide gelten als „Außenseiter“. Richard begegnet oft Skepsis aufgrund seines Aussehens und seiner Herkunft. Das Zusammenspiel der beiden ist interessant mitzuerleben.
Die Ermittlungsarbeit ist minutiös und realitätsgetreu dargestellt, dabei jedoch keineswegs langweilig; es werden Vermutungen und Spuren verfolgt, und dennoch enthüllt sich das wahre Motiv des Mordfalls erst spät. Obwohl ich einige Zusammenhänge vorab erkennen konnte, sind es die zahlreichen fein ausgearbeiteten Details, die schlussendlich die Aufklärung ermöglichen.
Dazwischen gibt es auch sehr private Momente der beiden Ermittler, wobei Marley bei mir im letzten Drittel einige Sympathiepunkte einbüßte. Aber beide Protagonisten sind „aus Fleisch und Blut“, sehr nahbar und menschlich!
Das Buch hat mir von Anfang bis Ende gut gefallen. Gut lesbar, trotz der teilweise langen Kapitel und des etwas dichten Textes mit zu wenigen Absätzen. Es erforderte eine gewisse Eingewöhnung, da es hauptsächlich beschreibend war, abwechselnd aus der Perspektive von Marley und Richard sowie anderen Charakteren, mit relativ wenigen Dialogen. Dies beeinträchtigte gelegentlich die Dynamik und ließ es manchmal eher wie einen Bericht erscheinen
So habe ich auch das Buch weniger als spannenden Pageturner denn als unterhaltsame Geschichte um einen tragischen Todesfall in der Prignitz empfunden. Es war so realitätsnah, dass es mich manchmal eher an eine TrueCrime Dokumentation erinnert hat.
Da mir die Ermittler sehr ans Herz gewachsen sind und das Ende des Buchs auch vermuten lässt, dass es weitergeht, hoffe ich sehr auf einen weiteren Fall in der Prignitz!
Ich vergebe 4,5 Sterne (ein kleiner Abzug wegen mangelnder Spannung), runde jedoch gerne auf 5 Sterne auf und empfehle das Buch allen, die Regionalkrimis mögen, die nicht brutal sind oder zum „Schmunzelkrimi“ oder Cosy Crime zählen, sondern einen Kriminalfall logisch und nachvollziehbar darstellen und lösen.

Bewertung vom 22.07.2024
Der Betrachter: Thriller
Shepherd, Catherine

Der Betrachter: Thriller


ausgezeichnet

Spannende Fortsetzung der Reihe um Laura Kern – ein Fall, der sie persönlich sehr berührt

Ist es notwendig, eine Rezension für einen Thriller von Catherine Shepherd zu verfassen? Schließlich bürgt allein der Name der Autorin bereits für ein Buch, das sich flüssig lesen lässt, spannende Stunden verspricht und zum Mitfiebern anregt.

Dieses Buch, der neunte Teil einer Serie, kann auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände gelesen werden. Wichtige Hintergrundinformationen über die Ermittler, die für das Verständnis erforderlich sind, werden geschickt in die Handlung integriert.

Bereits der Epilog lässt uns erahnen, welche Qualen die junge Frau erleiden musste, die kurz darauf in eine Holzkiste gepfercht tot aufgefunden wird.

Laura und ihr Team stehen vor einem Rätsel, alles Spuren führen ins Nichts.

Da erhalten sie einen Anruf aus einer psychiatrischen Klinik. Eine Krankenschwester hat eine beunruhigende Entdeckung gemacht: Lilly, eine traumatisierte junge Patientin, die seit Jahren stumm ist und nur Blumen zeichnet, hat genau die Szene mit der Frau in der Kiste dargestellt. Bedauerlicherweise ist es nicht bei dieser einen Zeichnung geblieben... und die nächste weibliche Leiche wird bald gefunden.

Durch Lilly kommen ganz neue Verdächtige auf den Plan. Aber vor allem bleibt die drängende Frage: Woher hat sie Kenntnis von den Morden, die sie immer im voraus malt?

In diesem Krimi hat mich nicht so sehr die Frage nach dem Täter beschäftigt – diesen hatte ich tatsächlich relativ bald „identifiziert“ - als vielmehr die Frage nach dem Motiv der Morde und vor allem nach Lillys Rolle im Geschehen. Konnte ihr jemand die Morde so detailliert beschrieben haben?? Wer? Und vor allem - bei welcher Gelegenheit? Da hatte ich sehr wilde Theorien, wäre aber nicht auf die Lösung gekommen! Das Motiv des Täters sowie der Ursprung von Lillys Zeichnungen werden logisch und nachvollziehbar erklärt – obwohl ich einen Aspekt etwas unglaubwürdig finde, möchte ich nicht zu viel verraten. Dies hat jedoch die Spannung in keiner Weise gemindert.

Ich wundere mich, wie man immer wieder auf solch originelle Plots kommt. Ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen und vergebe, wie üblich bei CS, gerne fünf Sterne und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 14.07.2024
Vergebens / Ermittlungen im Spreewald Bd.4
Dieckerhoff, Christiane

Vergebens / Ermittlungen im Spreewald Bd.4


sehr gut

Regionalkrimi aus dem Spreewald, sehr bildhaft erzählt

Zum zweiten Mal durfte ich mit der sympathischen Klaudia Wagner bei ihren Ermittlungen im Spreewald unterwegs sein. Wenn mich auch der vorhergehende Band („Verlassen“) emotional mehr „abgeholt“ hat, was am Thema lag, so hat mir auch dieses Buch wieder sehr gut gefallen.

Der Autorin gelingt es wunderbar, die besondere Atmosphäre des Spreewalds einzufangen; man riecht förmlich das Wasser, sieht die grünen Kanäle...kurz: es entstehen Bilder beim Lesen und das mag ich sehr! Eigentlich sollte der Fremdenverkehrsverband vom Spreewald diese Romanreihe bewerben, wenn er das nicht schon tut...

Gleich zu Anfang erleben wir eine panische Person, die im Traum in großer Angst zu einer Axt greift...wenig später findet eine ältere Frau mit ihrem Hund eine brutal zugerichtete Leiche.

Verdächtige Personen gibt es im Leben des Ermordeten so einige, aber zu keiner scheint die ungeheure Wut zu passen, mit der das Opfer ermordet wurde.

Klaudias Ermittlungen werden teilweise durch Personaldiskussionen und -entscheidungen überschattet. Wird Klaudia die Nachfolge ihres in den Ruhestand gehenden Chefs antreten? Hat sie überhaupt Chancen? Und will sie diesen Schreibtischjob? Diese Fragen sind im Buch sehr präsent, werden aber glaubhaft und nachvollziehbar geschildert.

Während trotz einer zweiten Leiche die Spannung im Mittelteil etwas nachlässt kommt es gegen Ende zu einem wahrhaft packenden Showdown und nicht nur Klaudia gerät in Lebensgefahr...

Am Ende werden die Todesfälle recht unerwartet, aber schlüssig und glaubhaft aufgeklärt – und Klaudia wird hoffentlich für weitere Bände dieser atmosphärischen Regionalkrimireihe zur Verfügung stehen!

Anmerkung: Auch wenn es sich um Band 8 einer Reihe handelt kann man diesen ohne Vorkenntnisse problemlos lesen. Um die zahlreichen Kollegen im Polizeirevier auseinander halten zu können (mir sind das ein paar zuviel) gibt es zum Glück ein Personenregister.

Fazit: Sehr schön geschriebener Krimi mit sympathischer Protagonistin und szenischem Setting. Ich werde der Reihe auf jeden Fall treu bleiben und es gibt von mir gute 4* und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 20.04.2024
Gärten, Gift und große Liebe
Blasl, Klaudia

Gärten, Gift und große Liebe


ausgezeichnet

Der zweite Fall für die Golden Girls aus Oberdistelbrunn!
Vorab:

Es handelt sich um den zweiten Band einer Serie, den man auch ohne Vorkenntnisse genießen kann, doch verpasst man viel Vergnügen, wenn man den ersten Band nicht gelesen hat.

Worum geht's?

Es hätte wunderbar sein können – Pauline und ihre vier enger oder weniger eng verbundenen Freundinnen, planten, eine Woche im Wellnessresort Unterdistelbrunn zu verbringen, um sich gemeinsam dem Basenfasten zu widmen, getreu dem Motto: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Pauline hatte sicherlich nur das Beste im Sinn, als sie dieses gesunde Programm für ihre teils etwas fülligeren Freundinnen ins Leben rief – doch der Hunger macht die Damen reiz- und unberechenbar, und plötzlich gibt es auch schon die erste Leiche.

Ein epileptischer Anfall im Speisesaal? Wer kann das schon sagen... Kurz darauf stolpert Pauline im Garten über eine weitere Leiche. Ihr feines Näschen und ihre Intuition sagen ihr – hier wurde Gift verwendet. Aber eine obskure Ärztin fährt ihr heftig in die Parade...

Dennoch wird nach zwei Todesfällen nun ermittelt. Doch der über-ehrgeizige und gleichzeitig unter-belichtete Kommissar Hartmann kann trotz schwerem Geschütz wie einem SEK-Einsatz weitere Giftgaben nicht verhindern. Und so bricht dann nicht nur das Chaos (aus), sondern auch so mancher der Kurgäste, denn das eh bereits gewöhnungsbedürftige Essen wird mit dieser Zulage nun vollends zum K...

Die Kur wird abgebrochen, die Neugier der Damen jedoch bleibt ungebrochen.

Die Ermittlungen gehen weiter, Verdächtige gibt es zuhauf, aber der Kommissar verbeißt sich (wieder einmal) neben seinen Bleistiften in einen einzigen Hauptverdächtigen – Vincent, Paulines Neffen. Dass dieser schwul und vegan lebt hat Pauline ja längst akzeptiert, doch sein neuestes Projekt bringt sie an ihre Toleranzgrenzen. Doch wenn Vincent in Verdacht gerät wird Tante Pauline zum Tier.

Apropos Tier – auch diese spielen eine wichtige Rolle, sei es Dino, die Bulldogge oder ein tapferer Goldfisch und nicht zu vergessen das Pferd auf Freds Tarotkarte!

Pauline begibt sich jedenfalls trotz Warnungen ihres Couchpotato-Ehemanns Fred wieder einmal in große Gefahr. Erschwerend kommt für sie hinzu, dass ihre Vertraute und Busenfreundin Berta gerade den dritten Frühling erlebt und selbst die sonst so fromme Elsbeth wundersam von Hormonen geplagt scheint.

Wenn Euch das alles etwas verwirrend klingt, so habt Ihr ganz recht.

Da hilft nur eines – lest das Buch selbst!

Von der ersten Seite an zieht uns Klaudia Blasl erneut in den Zauber ihres turbulenten Mikrokosmos von Oberdistelbrunn. Mit ihrem unnachahmlichen Schreibstil und ihrem ausgezeichneten Sinn für Sprachwitz lässt sie uns kichernd und bisweilen lauthals lachend durch die Handlung taumeln. Sympathische wie unsympathische Figuren entstehen plastisch vor unseren Augen, detailliert beschrieben durch Pauline, aus deren Perspektive alles in der ICH-Form geschildert wird. Die ehemalige Lehrerin bringt ihre Beobachtungen und Meinungen nicht immer höflich, sondern oft unverblümt, drastisch und mit treffender Schärfe zum Ausdruck.

Gegen Ende wird es richtig spannend, es gibt einige Überraschungen, vieles scheint zunächst vorhersehbar - und dann doch wieder nicht...
Man rätselt mit bis zuletzt und gelangt dennoch zu keinem Ergebnis, bis sich zum Schluss alles logisch und nachvollziehbar aufklärt!

In diesem Gartenkrimi erfahren wir zudem noch ganz beiläufig vieles über Gartenpflanzen und ihre tödlichen Gifte – man weiß ja nie, wozu man solche Kenntnisse gebrauchen kann...

Ich habe das Buch atemlos und ständig lachend verschlungen, gebe absolut überzeugt 5 * für diesen Krimi der besonderen Art, wohlwissend, dass diese Art von Humor vielleicht nicht jedem gefällt. Man muss schon ein Faible für schwarzhumorige und leicht groteske Geschichten haben, aber dann gilt:
absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.03.2024
Enna Andersen und das weite Land
Johannsen, Anna

Enna Andersen und das weite Land


sehr gut

Ruhig erzählter Krimi um einen Cold Case Fall, und einen aktuellen Mord. Kein Thrill aber akribische Ermittlungsarbeit und nettes Team

Dies ist mein zweiter Krimi dieser Autorin und wie ich mit Erstaunen gesehen habe bereits der 6. dieser Reihe. Ich hatte bisher nur ein Buch einer anderen Reihe von Anna Johannsen gelesen, welches mir zusagte.
Vorkenntnisse waren hier auch nicht unbedingt nötig, vielleicht für das Verständnis der Protagonistin, aber diese erzählt am Ende des Buches in einem Gespräch ihre ganz persönliche Lebensgeschichte, so bleibt keine offene Frage.

Enna Andersen, eine Expertin für ungelöste Kriminalfälle mit einer hohen Erfolgsquote, ermittelt auf Bitten ihres "Mentors" in der Nähe von Butjadingen. Vor zwanzig Jahren verschwanden Tjark und Eefke Feddersen spurlos von ihrem Bauernhof und ließen ihren verstörten 14-jährigen Sohn zurück, der mittlerweile den Hof leitet.

Die skelettierten Überreste der Familie Feddersen wurden nun zufällig entdeckt, was zur Wiederaufnahme der Ermittlungen führte. Sowohl damals als auch heute gilt Hinnerk, der Bruder von Tjark, als verdächtig. Aber auch Jan, der Sohn, rückt ins Zentrum der Verdächtigungen. Enna erkennt Parallelen zu ihrer eigenen Vergangenheit, da sie in ihrer frühen Jugend ebenfalls ihre Eltern durch ein Gewaltverbrechen verlor, und findet sich schwer mit diesem Gedanken ab.

Als plötzlich Hinnerk ermordet wird scheinen die Schatten der Vergangenheit bis in die Gegenwart zu reichen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Ennas Team und dem Team, das den aktuellen Mord aufklären soll, wäre erforderlich und sinnvoll, doch der ehrgeizige Leiter der anderen SoKo stellt sich des öfteren quer und erschwert die Ermittlungen.

Tjark Feddersen war jemand, der sich einige Feinde gemacht zu haben schien. Inwieweit könnten Motive bei seinen Tätigkeiten in Politik und Wirtschaft gelegen haben? Oder gab es doch einen persönlichen Grund und Täter und Motiv sind in der Familie zu suchen?

Verdächtige gibt es genug und Enna und ihr Team arbeiten sich mühsam voran...Der Leser weiß nie mehr als die Ermittler und die Spannung wird somit durch das Mitermitteln erzeugt. Mir persönlich war diese Art des Erzählens sehr angenehm.

Das Zusammenspiel zwischen Enna und ihren Kollegen wird sehr kollegial und sympathisch beschrieben. Gelegentlich erhält man auch Einblicke in das Privatleben der Ermittlerinnen Enna und Pia. Bei Enna fand ich die Szenen mit ihrem Kind und Lebensgefährten oft etwas zu kitschig und aufgesetzt. Bei Pia war es nun auch – wie es in letzter Zeit in vielen Büchern der Fall ist – eine gleichgeschlechtliche Beziehung mit Kinderwunsch. Solche Nebenhandlungen sind für mich in einem Krimi nicht zwingend notwendig.

Der Tod des Ehepaars Feddersen findet letztlich eine teilweise vorhersehbare Aufklärung. Ebenso wird der aktuelle Mordfall gelöst. Obwohl alles logisch erklärt wird, erschien mir der Abschluss des Buches etwas überstürzt, als ob schnell auf den letzten Seiten alle Erklärungen geliefert und zahlreiche Handlungsstränge zu einem harmonischen Ende gebracht werden müssten. Es war mir etwas zu sehr Friede, Freude, Eierkuchen.

Da ich das Buch jedoch gern gelesen habe und auch eine gewisse Spannung aufrecht erhalten wurde vergebe ich 3,5 – aufgerundet auf 4 - Sterne und eine Lese-Empfehlung für Freunde eines ruhigen, unblutigen Krimis mit viel Augenmerk auf den Ermittlungen.

Bewertung vom 27.03.2024
Prost, auf die Künstler
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Künstler


sehr gut

Leichter Provinzkrimi, der weniger durch Spannung als mit detailreichen Charakteren und viel Wortwitz punktet.

Schon oft wurde mir diese Reihe empfohlen, so dass ich sehr gespannt war. Ich freute mich sehr darauf, endlich in den Kosmos von Brunngries einzutauchen und mit Kommissar Tischler, seinem Kollegen Felix Fink und der resoluten Dackeldame Resi einen Fall aufzuklären.

Vorweg - es ist der 9.Band einer Reihe und obwohl man ihn schon für sich stehend lesen kann, bringt man sich vermutlich um viele schöne Aha-Effekte, wenn man die Reihe nicht von Anfang an verfolgt hat. Etliche Anspielungen waren für mich so nur schwer zu verstehen.

Worum geht es? Bauer und Stammtischler Hinterleitner wird tot neben seinem sehr wertvollen „Oldtimer-Traktor“ aufgefunden, dessen Motor lief. Selbstmord? Doch wer hat dann den Türspalt von außen verdichtet? Nein, es stellt sich heraus, das war Mord!

Ein rätselhafter Fall, denn wie es scheint hatte der Herr Hinterleitner neben dem wertvollen Traktor noch andere Schätze im Haus...und war selbst künstlerisch tätig, was niemand in seinem Umfeld bekannt war.

Die Spuren führen unsere Ermittler kreuz und quer durch die Kunstszene, in Museen, auf Auktionen und bis ins Darknet.

Natürlich wird der Fall am Ende auch aufgeklärt, aber das ist in meinem Augen hier fast nebensächlich, denn dieser Schmunzelkrimi punktet mehr mit seinen detaillierten Beschreibungen der Menschen, der Umgebung und vor allem mit den Dialogen, die einem beim Lesen permanent ein Lächeln, nein eher schon ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern. Dabei wird der Autor nie zu platt, wie man es beim Titel „Provinzkrimi“ (und gar noch aus Bayern...) hätte befürchten können, sondern seine Wortspiele sind oft subtil und vor allem die Situationskomik kommt sehr gut rüber. Ich hatte beim Lesen andauernd Kopfkino, sah – und vor allem hörte – die handelnden Personen allesamt vor meinen Augen, Herr Kalpenstein kann Protagonisten wirklich Fleisch und Blut einhauchen.

Zusammengefasst: Als Kriminalroman eher nur 3 Sterne, aber Charaktere, Ambiente und Wortwitz sind allemal einen Extrastern wert.
Von mir gibt es also 4* und eine Leseempfehlung für Freunde des leichten, humorigen Genres. Obwohl ich beim Lesen bestens unterhalten wurde hat mich dieses Buch nicht komplett abgeholt, so dass Brunngries für mich wohl ein einmaliges Erlebnis bleiben wird.

Bewertung vom 09.12.2023
Faule Äpfel
Helmut, Jäger

Faule Äpfel


sehr gut

Rasanter Krimi mit etwas zu vielen Handlungsfäden und Personen

Carl Sopran ahnt, dass etwas faul ist...und das sind keinesfalls die guten Äpfel der Region, die hier auf verschiedene Hofläden geliefert werden...

Aber von vorn:

Privatdetektiv Carl Sopran, der sich eigentlich von seinem letzten großen Fall in Italien noch nicht richtig erholt hat, versucht, wieder einmal mehr in Richtung seines ursprünglichen Berufs zu arbeiten, also journalistisch.

Ein Freund aus Litauen bittet ihn, sich in der Maklerszene Süddeutschlands umzuhören, weil dort evtl. Geld gewaschen wird. Da passt es gut, dass Julia, die Sopran im letzten Band kennengelernt hat, gerade eine Immobilie verkaufen will.

So harmlos es anfängt, so heftig geht es weiter:

Carls gute Freundin Francesca wird zur Polizei gebeten, weil ein an sie adressiertes Paket aufgerissen vorgefunden wurde und der Fahrer des Lieferfahrzeugs spurlos verschwunden ist. Sopran begleitet sie, und als er in dem Päckchen etwas findet, was dort nicht hineingehört, beginnt er wieder Blut zu lecken...

Es handelt sich um den dritten Band einer Reihe, man kann jedoch ohne Vorkenntnisse in die Handlung einsteigen. Für das Verständnis des Verhältnisses von Sopran zu den beiden Protagonistinnen Julia und Francesca könnte die Kenntnis des Vorgängerbandes jedoch von Vorteil sein.

Hier lässt er sich Hals über Kopf ohne Auftrag auf eine Ermittlung ein, die Recherchen in der Maklerszene werden - erst einmal - vertagt, dafür treten andere Figuren in Erscheinung...und mit der Verfolgung der Herkunft des kleinen Päckchens aus Francescas Sendung hat Sopran offenbar in ein Wespennest gestochen, und die Geschichte entwickelt sich zu etwas immer Größeren.

Alle Fäden führen zunächst auf einen Hofladen und zu einem obskuren Serben...doch sind der Hofladenbesitzer und der Serbe tatsächlich die, die die Fäden in der Hand halten?

Helmut Jäger nimmt den Leser mit auf gefährliche Ermittlungen, er schont seinen Protagonisten nicht. Dieser folgt immer seinem Instinkt und handelt sehr impulsiv, auch wenn sein Verstand ihm manchmal etwas anderes rät... Francesca und Julia sind dies Mal eher Randfiguren, kopfschüttelnd helfen sie Carl bei den Recherchen und versuchen damit, ihn vor unvorsichtigen Alleingängen zu bewahren. Doch wer Carl kennt weiß, dass dies vergebene Liebesmüh ist...

Das Buch liest sich angenehm und flüssig, Carl bliebt der liebenswerte Chaot und der Fall ist brisant und spannend, obwohl mir das eigentliche Thema allzu phantasievoll aufbereitet ist. Das Tempo der Handlung steigert sich ständig, so dass man am Ende beinahe so atemlos wie Carl ist, wenn man die Seiten umblättert...

Leider haben sich am Ende für mich nicht alle Rätsel aufgeklärt, ich blieb bei einigen Handlungssträngen etwas ratlos zurück. So habe ich zwar viele unterhaltsame Lesestunden genossen, bin aber nicht völlig mit dem Ende zufrieden. Auch zwischendurch fand ich es mehr als anstrengend zu versuchen, den handelnden Personen und ihrem Beziehungsgeflecht untereinander zu folgen.

Dennoch liegt mir die Schreibweise des Autors und ich bin auf weitere „Eskapaden“ von Carl Sopran gespannt.

Da mir der Vorgängerband um einiges besser gefiel vergebe ich dieses Mal
leider nur 3,5 *, aufgerundet auf 4* und eine Leseempfehlung für einen gut geschriebenen Regionalkrimi.