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zeilen_drama

Bewertungen

Insgesamt 34 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2023
Solange wir leben
Safier, David

Solange wir leben


ausgezeichnet

Endlich! Endlich wieder dürfen wir dem ernsthaften Autor begegnen, den ich seit seinem grandiosen Werk "28 Tage lang" vermisst habe.
Die Vielfältigkeit seiner Bücher ist unglaublich. Mit Leichtigkeit (Miss Merkel), Tiefsinn (Mieses Karma) oder Poesie (Die Ballade von Max und Amelie) ist er einer meiner Lieblingsautoren.
Das Cover knüpft nicht an die orangefarbenen Ausgaben an, sondern ist durch die persönlichen Fotos seiner Eltern auf dem Umschlag und den Innenseiten des Buchdeckels eine Offenbarung.
Safier ist es gelungen, die Geschichte seiner Eltern zu einem Roman zu machen. Die Eltern sind Romanfiguren, die er nicht besser hätte erfinden können. Zugleich aber mit einer Distanz, die mich zunächst etwas irritiert hat.
Obwohl er selbst als Kind und später als Erwachsener im Roman mitwirkt, bleibt er in seiner Erzähler-Rolle. In zwei Geschichtsstränge beschreibt er das Leben seines Vaters und seiner Mutter (ab 1937) wie sie ein Paar werden, das Leben als Familie, bis hin zu dem Tod beider (bis 2005).
Unterschiedliche Schriftformen erleichtern die Sprünge zu den Personen.
Safier lässt uns teilhaben an den Verbrechen der Nazis an Juden. Dieses Unrecht hat auch die Geschichte seiner Familie verändert und reicht weit in die folgende Generation hinein.
Ein sehr persönliches Meisterwerk, das unbedingt geschrieben werden musste!

Bewertung vom 06.03.2023
Lotta entdeckt die Welt: Im Frühling
Grimm, Sandra

Lotta entdeckt die Welt: Im Frühling


ausgezeichnet

Ein herrlich, erfrischendes Frühlingsbuch für kleine Bilderbuchstarter!
Auf acht Hartpappe-Seiten dürfen wir mit Lotta den Frühling entdecken.
Wunderschöne Illustrationen mit fotografischem Hintergrund. Dadurch wirken die Bilder sehr realistisch. Auch die Darstellung von Lotta (mit Helm/Roller) und junggebliebener Oma sind glaubwürdig.
Das Schriftbild regt zum Lesen und Betonung an. Tierlaute werden optisch hervorgehoben oder das Wort „Regentropfen“ wird versetzt, so das es wie fallende Tropfen aussieht.
Der Text ist in leichter Sprache gehalten.
Die Gefühle werden gut transportiert und man kann förmlich den Umgang von Lotta mit den Tiere/Natur nachspüren. Wenn Lotta zum Schaf flüstert: „Du bist niedlich“ oder auf der Pfefferminze kaut und feststellt, daß sie Pfefferminze mag, möchte man direkt in Buch hüpfen!

Bewertung vom 06.03.2023
Großvaters Walnuss
Paquette, Ammi-Joan

Großvaters Walnuss


ausgezeichnet

Welch ein wunderschönes Buch, das aus dem Englischen übersetzt wurde! ES bedient nicht nur die Themen Tod und Trauer sondern auch Migration und macht den Kreislauf des Lebens sichtbar. Zudem ist es durch herrschende Kriege, Flucht, Vertreibung aktueller als man denkt. Wie schnell kann es passieren, das einem nichts bleibt als eine Nuss in der Hosentasche, mit der man seine Heimat verlassen musst. So ergeht es dem Großvater in der Geschichte. Er erzählt seiner Enkelin, wie er von einem anderen Kontinent über einen riesigen Ozean, nur mit einem kleinen Koffer und einer Walnuss, ein neues Zuhause fand.
Die Illustrationen von Felicitas Sala sind weich mit hohem Gefühlsausdruck gezeichnet und begleiten die Geschichte erklärend, teilweise über die Doppelseiten gemalt aber auch in kleinen Bildgeschichten.
Mit 40 Seiten scheint das Buch für das Lesealter ab 4 Jahren dick aber ist mehr den wunderschönen Illustrationen als dem Text geschuldet.
Ammi-Joan Paquette gelingt ein Trostbuch für Kinder, die mit dem Tod eines geliebten Menschen zurecht kommen müssen und erleben, wie ein Teil von ihnen bleibt, selbst wenn sie nicht mehr da sind. Ein durchaus hoffnungsvolles Buch. Es zeigt, wie jede Generation der nächsten etwas mit auf den Weg gibt und so der Kreislauf des Lebens weitergeführt wird.
Zur Buchbegleitung ab 4 Jahren bietet das Buch eine gute Vorlage. Es zeigt, wie man eine Nuss zu einer Pflanze im Topf bis hin zu einem Baum pflanzt.

Bewertung vom 04.03.2023
Wolfskinder
Buck, Vera

Wolfskinder


sehr gut

Dieser Debüt-Thriller von Vera Buck hat mich mit seinem düster gehaltenen Cover sofort angesprochen. Auf den Innenseiten des Buchbandes ist ein Berg und eine Siedlung aus Holzhütten zu sehen, als Ort der Handlung. Von den Hauptprotagonisten ist jeweils eine Aussage als Einstimmung in einen abgeschiedenen Ort, der seine eigenen Regeln hat, zu lesen.
Statt Kapiteln ist die Geschichte unterteilt in Personen, die aus ihrer Perspektive erzählen. Das finde ich sehr gelungen, da der Leser so direkt in die Handlung und Gefühlswelt der Figur eintaucht und mit ihr alle Ängste durchlebt.
Am Anfang verschwindet eine junge Frau mysteriös. Die Suche ihrer Freundin nach ihr über Jahre hinweg, zieht sich durch die Geschichte. Sie wird aber schnell zum Nebenschauplatz bei allen anderen Handlungen und Offenbarungen.
Am besten hat mir das Mädchen Edith gefallen. Schon als Kleinstkind am Fleischhaken aufgehängt, musste sie "nur" zwei Regeln lernen: stumm zu bleiben und unsichtbar. Und doch hat sie ein zartes Gefühl für Natur, Wölfe und Jesse. Sie bereichert die Geschichte fast poetisch mit Aussagen wie diesen:" Wenn man sich etwas nehmen muss, dann kitzelt es im Bauch. Aber wenn man etwas geschenkt bekommt, dann kitzelt es einen am Herzen."
Alles in allem ein gelungener Thriller der anfangs fast Roman-launig beginnt aber durch die Vielzahl der Personen an Fahrt aufnimmt und viele Wendungen beinhaltet. Ein Thriller-Empfehlung auch alle Natur,- und Wolfsfreunde!