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zeilen_drama

Bewertungen

Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2024
Die Zeit der Kinder
Riess, Lena

Die Zeit der Kinder


sehr gut

Ein harmonisches Foto, das Buch mit dem Titel "Die Zeit der Kinder" deutet dem Leser an, das es sich um einen historischen Roman handelt. Ein Farbfoto, das drei lächelnde Kinder, in einem altem Bollerwagen sitzend, zeigt.
Ein kleines Detail auf dem Cover weist auf den frühen Pädagogen hin, um den es sich hier dreht.
Wem ist nicht schon in der Adventszeit ein Fröbelstern begegnet oder man hat sogar selbst diese Falttechnik erlernt?
Der Prolog beginnt im Jahre 1788. In 76 Kapiteln führt uns die Autorin Lena Riess bis ins Jahr 1869. Das Personenregister im Anschluss gibt Aufschluss über fiktive und wahre Personen im Roman und liefert kurze Informationen zu den Personen.
Die wichtigsten, aufgeführten Quellen weisen auf eine intensive Recherche hin und könnten auch einem, über dies Buch hinaus, interessierten Leser die Fröbelpädagogik näher bringen.
Die Personen in der Geschichte sind interessant und lebensnah dargestellt, besonders Friedrich Fröbel, seine spätere Ehefrau Luise Levin und die fiktive Person Marieke Hansen, eine Freundin von Luise.
Die unterschiedlichen Handlungsstränge sowie die Zeitsprünge zu den jeweiligen Personen von oft 5o Jahren, empfand ich allerdings irritierend. Gerne hätte ich der gleichen Person weiter gefolgt.
Trotzdem ein empfehlenswerter Roman, der dem Leser den Pionier der freien Kindererziehung, den Anfängen der Kindergärten und die Abkehr von Strafen, Schlägen und das unsichtbare Kind als solches, sichtbar macht!

Bewertung vom 01.04.2024
Die Vermesserin der Worte
Seck, Katharina

Die Vermesserin der Worte


sehr gut

Das Cover wirkt mit seinen zarten Farben und dem Bild wie eine Einladung zum Nachmittagskaffee bei einer Literatin. Unterhaltsam und kurzweilig, ähnlich wie man den Roman beschreiben könnte.
Auf rund 250 Seiten erzählt uns Katharina Seck in mit einem leichten Schreibstil die Geschichte ihrer Protagonistin Ida, die als junge Autorin ihre Worte verloren hat und daher nichts aufs Papier bringt. Aus finanzieller Not nimmt sie einen Job als Haushaltshälterin an. In einem heruntergekommenen Herrenhaus einer alten, vom Dorf ausgegrenzten Dame, wohnt und putzt sie nun.
Durch Unmengen von tief verstaubten Büchern, Briefe und Erinnerungen, versucht Ida sich der Dame zu nähern und zugleich ihre eigenen Worte und Inspirationen wieder zu finden.
Die Geschichte plätschert leise vor sich hin und man möchte direkt eingreifen, um die Strömung zu beschleunigen oder ein paar Spannungsbögen zu integrieren.
Der Leser erfährt wie es Ida gelingt, die Vita aus der alten Dame herauszukitzeln und ein wenig bei Dorfbewohnern und im Haus spioniert um Erklärungen zu bekommen. Nebenbei wird die beginnende Demenz thematisiert.
Eine schöne, sentimentale Geschichte, tatsächlich wie das Cover schon verspricht, für einen netten Nachmittagskaffee.

Bewertung vom 24.03.2024
Die sieben Türen
Draschoff, Adrian

Die sieben Türen


ausgezeichnet

Dies ist kein Bilderbuch für Erwachsene und schon gar nicht für Kinder. Es ist ein richtig fest gebundenes, dickes Buch. Das Cover wirkt in seiner schlichten Art geheimnisvoll und zeigt, was der Leser zu erwarten hat. Ein kleines Leuchten in der Dunkelheit und eine niedliche Raupe. Der Titel "Die sieben Türen" lassen auf etwas Verborgenes schließen, dazu noch die magische Zahl 7.
Die Geschichte gliedert sich in sieben Türen, die von dem kleinen Leuchten zu öffnen sind. Zunächst aber begreift sich das Leuchten als kleines Glimmen im Nichts, in Dunkelheit und Stille aber mit einer tiefen Sehnsucht in sich.
Plötzlich ist da eine kleine Raupe, mit der es sich unterhalten kann. Dem Leuchten Fragen beantwortet und es zu den sieben Türen führt.
Der Text und die Illustrationen sind perfekt aufeinander abgestimmt. Das Schriftbild fügt sich oft in die Bilder ein oder glänzt auf einer eigenen Seite mit Absätzen und hervorgehobenen Wörtern in einer geschwungenen Schriftform.
Das kleine Leuchten erzählt in Ich-Form, mit viel wörtlicher Rede, seine Geschichte.
Hinter jeder Tür warten zwei Polaritäten. Diese erklären sich und beantworten die Fragen des Leuchtens. Mut - Angst, Alles - Nichts, Glück - Trauer,...
Bei der siebten Tür steht das Leuchten vor seiner Entscheidung. Wird es über die Schwelle in sein Leben treten, ohne Erinnerung an alle Türen?
Ein so wundervoll poetisches Buch, das ich jedem nur empfehlen kann. So berührend wie "Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd" und voller Weisheit wie "Der kleine Prinz".
Wenn jeder das Wissen dieses Buches bei Geburt in sich tragen würde, hätte man schon eine "Anleitung fürs Leben".
Oder wie beschreibt Adrian Draschoff:
"Das Leben selbst hat keinen Sinn. DU musst ihn erschaffen. Lebe DEIN Leben! Nicht das eines anderen!"

Bewertung vom 18.03.2024
Eine Fingerkuppe Freiheit
Zwerina, Thomas

Eine Fingerkuppe Freiheit


sehr gut

Das Cover besticht durch seine zeitgenössische Darstellung eines kleinen Jungen am Feldrand. Er schützt seine Augen mit einer Hand vor dem Sonnenlicht und schaut nach vorne, vielleicht der Freiheit entgegen!?
Der Titel des Buches, sowie der Name des Autors, sind erhoben gedruckt, so das ein
sehbeeinträchtigter Mensch die Buchstaben ertasten kann.
Leider finden sich weder im Umschlag oder Buch die vielzitierte 6-Punkte-Schrift, bzw. Blindenschrift oder genauer Braille-Schrift, nicht wieder.
Für Leser, die bislang noch keinen Zugang zu dieser Schrift hatten, wäre eine kleine Darstellung sicher hilfreich gewesen.
Aber vielleicht war es für den selbst erblindeten Autor Thomas Zwerina eine Selbstverständlichkeit, diese Schrift bereits vor dem Buch zu kennen.
Thomas Zwerina gelingt es in seinem historischen Debütroman, das Leben des Louis Braille darzustellen. Es umfasst seine Kindheit als armer Sattlersohn, dem Umstand seiner Erblindung und wie ihn das Schicksal zur angesehenen Blindenschule nach Paris führte. Über die spannenden Jahre als Schüler, Lehrer und Entwickler der sogenannten Nachtschrift bis hin zu seinem Tod.
Der Schreibstil ist der Historie angepasst, wirkt oft etwas reserviert betrachtend aber doch detailverliebt und fängt gut die Wahrnehmungen Blinder ein.
Hätte Zwerina den Roman in Ich-Form als Louis Braille geschrieben, wäre er sicher noch authentischer gelungen.
Dem Menschen Louis Braille, mit all seinen Emotionen, Verletzungen und Ausgrenzungen hätte man über die 190 Seiten hinaus etwas mehr Beachtung zukommen lassen können.
Es ist trotzdem ein bereicherndes Buch, welches die Wichtigkeit der heutigen Braille-Schrift wiederspiegelt und zum Verständnis der Welt von Blinden und Sehbeeinträchtigten beiträgt.

Bewertung vom 03.03.2024
Ein falsches Wort
Hjorth, Vigdis

Ein falsches Wort


sehr gut

Das Cover, so erfrischend farbig, wie der Ausschnitt eines Ölgemäldes, dass einen Familienausflug an den Hütten darstellt.
Nachdem ich "Die Wahrheiten meiner Mutter" gelesen habe, findet sich in diesem Buch der Schreibstil von Vigdis Hjorth, genauso wieder.
Eine Familientragödie, ein Trauma, jahrzehntelang verdrängt und unvergessen.
Dieses Mal einfordernd, der Gerechtigkeit und dem Minimalismus an Wiedergutmachung, geschuldet.
Eine Tochter, die jahrzehntelang mit ihrer Familie gebrochen hat, sich jetzt wieder ihrem Bruder annähert und sowohl Eltern, wie den "braven Schwestern" nicht verzeihen kann, was damals geschah und sie immer noch mit sich trägt.
In wiederholenden Textpassagen und Gedankengängen, Absätzen die eine ganze Seite ausfüllen und dem eigentlichen Thema, welches erst zur zweiten Buchhälfte angesprochen wird, bleibt die Autorin ihrem Schreibstil treu.

Bewertung vom 17.02.2024
Mutter ohne Kind
Lindner, Eva

Mutter ohne Kind


ausgezeichnet

Mutter ohne Kind - ein Sachbuch, welches emotionaler nicht sein könnte!

Schon das Cover zeigt mit seinen Farben und gewähltem Zeichenstil ein zeitgemäßes Thema auf. Nichts altbackenes, nichts verstaubtes und doch ein Tabuthema der Gesellschaft, an dem aller moderner Fortschritt in den letzten Jahrzehntes nichts geändert hat.

Zunächst lässt uns die Autorin in der Einleitung sehr authentisch an ihrer eigenen Fehlgeburt teilhaben. In Ich-Form gehalten, packt sie uns emotional schon auf den ersten Seiten und rüttelt wach indem sie beschreibt, was sie und 30% aller Schwangeren durchstehen müssen; eine Fehlgeburt!
Der leichte, sehr persönlich gehaltene Schreibstil findet sich gerade dann wieder, wenn sie in den einzelnen Kapiteln Frauen vorstellt und ihre Geschichte.

Allerdings, wie man von ein Sachbuch erwartet, ist es mit vielen Fakten, Statistiken und Analysen gefüllt. Es prangert den fehlenden Mutterschutz, den unsensibelen Umgang von Ärzten und Personal, die fehlende Trauerzeit und das große gesellschaftliche Schweigen auf. Es zeigt, unter welchen Stigmatisierungen und Tabuisierungen die Frauen leiden, welche politischen und gesellschaftlichen Forderungen notwendig sind.

In den abschließenden Anmerkungen ist zu jedem Kapitel eine ausführliche Quellenangabe angegeben. Anhand dessen, sowie an den vielen geführten Gesprächen ist die mühevolle Recherche einer hochkarätigen Journalistin auch für den Laien erkennbar.

Ein wichtiges Buch welches Einzug bei Gynäkologen, Hebammen, Krankenhäusern, Palliativversorger, Gesetzesgebern,... finden sollte und hoffentlich breit gestreut in der Gesellschaft das Thema Fehlgeburt enttabuisiert!

Bewertung vom 11.02.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

Ein wunderschönes Cover, eine Trophäe selbst, im Bücherregal! Nur der Kopf eines Nashorns im Profil auf goldgelbem Untergrund.
„Wie tickt so ein Großwildjäger?“, war die Frage, auf die ich mich anfangs einließ. Aber die ist gar nicht so leicht zu beantworten, wie ich dachte.
Der Roman nimmt uns mit, auf eine Großwildjagd eines Profis. Nicht auf irgendeine Jagd eines Safaritouristen, denn Antilopen oder Löwen sind ihm nicht würdig genug. Mister White Hunter will mehr!
Die Beschreibungen von Natur und Wild, den Ritualen der Stämme und den präzisen Einzelheiten der afrikanischen Großwildjagd, lassen mich eine flämische Autorin vergessen. Ich werde konfrontiert mit männlichen, westlichen Wertverständnissen und den nackten, überlebensnötigen Ritualen, afrikanischer Stämme. Ich habe nie Beute und Opfer, aus diesen unterschiedlichen Perspektiven, kennengelernt.
Das es nicht bei eine tierischen Jagd bleibt, wäre gespoilert. Aber dieser Roman nimmt einen anderen Ausgang als erwartet!

Bewertung vom 26.01.2024
Wir sitzen im Dickicht und weinen
Prokopetz, Felicitas

Wir sitzen im Dickicht und weinen


sehr gut

Dieser Debüt-Roman von Felicitas Prokopetz hat mich sofort angesprochen.
Die Thematik schwieriger Mutter-Tochter-Beziehungen, welche über Generationen wirken und der Wunsch danach, sie aufzubrechen.
Das Cover, ein farbiges, in sich verschlungenes Etwas, mit Schnittstellen und neu entstandenen Mischfarben stellt evtl. abstarkt diese verworrene Beziehung dar.
Die Geschichte beschreibt sehr authentisch Mutter Christina und Tochter Vali, welche selbst schon Mutter des 16-Jährigen Tobi ist.
Nachdem es Vali lange Zeit geschafft hat, ihre Mutter auf Distanz zu halten, fühlt sie sich nach deren Krebsdiagnose nun verpflichtet, sich intensiv um sie zu kümmern. Dies stellt beide vor neue Herausforderungen.
Auch Tobi zerrt an Valis Nerven mit seinem Wunsch, ein Auslandsjahr zu absolvieren.
Sehr sprunghaft wird der Leser in die unterschiedliche Handlungsstränge auf verschiedenen Zeitebenen und Personen geführt.
Vali versucht eigene Prägungen durch ihre Mutter auszublenden und Zugeständnisse ihr gegenüber zu machen, da sie doch auch um deren Kindheit und den Einfluss der Großmutter weiß.
Die narzisstisches Züge ihrer Mutter waren und sind schwer auszuhalten, auch wenn der Wunsch auf ein versönliches Abschiednehmen besteht.
Eine durchaus realistische Geschichte, die am Ende den Leser mit dem Blick auf seine eigene Familiengeschichte und ihre Prägungen zurücklässt.

Bewertung vom 27.12.2023
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


ausgezeichnet

Welch ein berührendes Buch hat Judith Pinnow ihrer Leserschaft hier geschenkt?!
Schon das Cover versetzt den Leser gefühlvoll in die Geschichte eines alten Mannes und kleinen Jungen, die Hand in Hand ihren Weg gehen und dem Betrachter die Rücken zudrehen.

In 32 Kapiteln wird aus der Sicht der jeweiligen Protagonisten erzählt, wie sich eine kleine Gemeinschaft rund um das kleine, örtliche Cafè Blue Hour bildet. Jeder bringt sich mit seiner eigenen Geschichte ein. Nebenbei muss noch ein neuer Investor für das Cafe gefunden werden.

Im Zentrum der Geschichte steht die alleinerziehende Malu mit ihrem Sohn Janne, der durch seine autistischen Züge die Lehrer an ihre Grenzen bringt. Aber durch seine klare, schlaue und charmante Art findet er gleich Zugang zu den Herzen von Schacherzähler Oldman, Malus Arbeitskollegen und weiteren Personen.

Der Roman besticht durch seinen ruhigen Erzählstil, gespickt vielen Lebensweisheiten und wirklich liebenswerten Personen, deren Geheimnisse nach und nach aufgedeckt werden und eine befreiende Wirkung entfalten.
Besonders beeindruckt hat mich, wie Oldman und Janne eine innige Beziehung zueinander aufbauen, indem sie sich so annehmen, wie sie sind.
Auch wieviel Raum Oldmanś verstorbene Frau einnimmt, ist erstaunlich.

Ich möchte nicht spoilern aber die Entwicklung der einzelnen Protagonisten und das Zusammenwachsen von Einzelpersonen zu einer verschworenen Gemeinschaft, ist wirklich berührend zu lesen.
Ein empfehlenswertes Buch, welches mit viel Gefühl und Empathie gefüllt ist und der Gesellschaft aufzeigt, das es sich lohnt, auf Mitmenschen zu zugehen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.12.2023
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


sehr gut

Es ist schon mutig, als Autorin seine Leser*innen nach 25 Jahren wieder einfangen zu wollen. Aber wenn es einer gelingt, dann Ildiko von Kürthy! Denn so begeistert früher alle vom „Mondscheintarif“ waren, werden diese Leser sicher auch „Eine halbe Ewigkeit“ verschlingen. Obwohl ich schon einige Bücher von Frau Kürthy gelesen habe, ist der Mondscheintarif ungelesen an mir vorbei gezogen. Aber so kann ich bestätigen, daß man „Eine halbe Ewigkeit“ auch ohne Vorkenntnisse der Protagonistin Cora Hübsch, gut lesen kann.
Der leichte, humorvolle Schreibstil gelingt auch hier wieder wie gewohnt. Der Roman ist unterteilt in Tage und Uhrzeiten und umfasst eigentlich nur Donnerstag, 17.00Uhr - Sonntag (Sylvester), 0.45Uhr. Aber wieviel Emotionen, Rückblenden, verlorene Hoffnungen und Neuausrichtung passen wohl in vier Tage?!
Und wenn die Geschichte ausgelesen ist, empfehle ich das Buch mit dem sichtbaren Cover dekorativ aufstellen denn es wirkt wie ein belebendes farbintensives Gemälde!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.