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zeilen_drama

Bewertungen

Insgesamt 34 Bewertungen
Bewertung vom 07.12.2023
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


sehr gut

Es ist schon mutig, als Autorin seine Leser*innen nach 25 Jahren wieder einfangen zu wollen. Aber wenn es einer gelingt, dann Ildiko von Kürthy! Denn so begeistert früher alle vom „Mondscheintarif“ waren, werden diese Leser sicher auch „Eine halbe Ewigkeit“ verschlingen. Obwohl ich schon einige Bücher von Frau Kürthy gelesen habe, ist der Mondscheintarif ungelesen an mir vorbei gezogen. Aber so kann ich bestätigen, daß man „Eine halbe Ewigkeit“ auch ohne Vorkenntnisse der Protagonistin Cora Hübsch, gut lesen kann.
Der leichte, humorvolle Schreibstil gelingt auch hier wieder wie gewohnt. Der Roman ist unterteilt in Tage und Uhrzeiten und umfasst eigentlich nur Donnerstag, 17.00Uhr - Sonntag (Sylvester), 0.45Uhr. Aber wieviel Emotionen, Rückblenden, verlorene Hoffnungen und Neuausrichtung passen wohl in vier Tage?!
Und wenn die Geschichte ausgelesen ist, empfehle ich das Buch mit dem sichtbaren Cover dekorativ aufstellen denn es wirkt wie ein belebendes farbintensives Gemälde!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2023
Kein guter Mann
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


ausgezeichnet

Ach, was eine schöne Geschichte! Berührend, herzerwärmend, leicht, humorvoll,...
Da wird dem Leser zunächst der griesgrämige Postbote Walter vorgestellt, über den sich immer wieder Kunden beschweren obwohl er (über-)akkurat seinen Dienst ausübt.
Doch schon hier flammt Mitgefühl mit ihm auf. Ist die Strafversetzung in ein Weihnachtspostamt wirklich fair? Tragen nicht auch provozierende Kunden ihre Schuld daran?
Walter stimmt der Versetzung zähneknirschend zu und ist verdammt an einem Schreibtisch in Akkordarbeit die Weihnachtspost von Kindern zu bearbeiten.
Die Geschichte nimmt erst einen anderen Verlauf, als er auf einen Brief des zehnjährigen Ben stößt, welcher an Gott adressiert ist.
Bei Walter kommt eine tief begrabene weiche, mitfühlende und helfende Seite zum Vorschein.
In Zeitsprüngen zeichnet Andreas Izquierdo Walters Leben als Kind, Jugendlicher und junger Erwachsener nach. Immer wieder erstaunlich, wie Mitmenschen und Begebenheiten einen Menschen formen und verändern können!
Walter versucht, alte Schuld auszugleichen und sich mit seinen Kindern und Familie auszusöhnen. Die Beziehung zu dem kleinen Ben gibt seinem Leben neuen Sinn. Noch einmal bekommt er die Chance in seinem Leben etwas gut und richtig zu machen. Wird es ihm gelingen?
Das Ende ist tragisch und extrem berührend!
Leser die den leichten, humoristischen Schreibstil mit viel Herzenswärme von Mitch Albom kennen, werden dieses Buch lieben!

Bewertung vom 30.10.2023
Dieses schöne Leben
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben


ausgezeichnet

Ein ganz wundervolles Buch, welches das Sterben ins normale Leben holt. Nicht in Form eines Krimis oder Thriller, es gibt kein Blut und keine Leiche und doch bestimmt der Tod jede Seite des Buches.
Das Leben der Protagonistin Clover wird nachzeichnet, mit allen Tiefen, Verletzungen und Einsamkeiten, Kindheitstrauma und daraus entstandenen Eigenarten. Der Leser darf sie bei ihrer Arbeit als Sterbe-Doula begleiten, welche sich in dieser Form zwar noch nicht in Deutschland noch nicht durchgesetzt hat, aber mit einer Sterbebegleiterin zu vergleichen ist.
Clover ist ein so sympatisches Wesen, welches mir gleich ans Herz gewachsenen ist und mir sehr vertraut vorkam.
Der Schreibstil ist so leicht, trotz des teilweise schweren Inhalts, wirkt durchweg authentisch und auf keiner Seite langweilig.
Mich hat das Buch interessiert, da ich selbst Sterbebegleiterin in einem Hospizverein bin. Ich bin dankbar für die neuen Impulse, die ich aus diesem Buch mitnehmen konnte.
Es müsste viel mehr leichte Literatur geben, die das Sterben wieder dahin rückt, wo es hingehört - ins Leben!

Bewertung vom 15.10.2023
Memoria
Beck, Zoë

Memoria


ausgezeichnet

Memoria ist das erste Buch indem ich Zoe Beck als Autorin kennen lernen durfte.
Sie hat mich überzeugt! Ein Zukunft-Thriller der ich fragen lässt, ob es sich nicht schon um eine Dystrophie handelt.
Das Cover, ein farbintensives Feuer, das sich über eine Landschaft ausbreitet und den gesamten Umschlag einnimmt. Es gibt ein Szenario wieder, in das die Protagonistin Harriet "zufällig" gerät und von dem ihre Erinnerungen getriggert werden.
Auf 281 Seiten begleitet der Leser Harriet, die versucht Bruchstücke ihrer Erinnerungen zu einem Puzzle zusammen zu setzen. Wie lässt sich ihre Vergangenheit mit den Fakten der Realität verbinden? Ist die Erinnerung an diese Vergangenheit wahr, spielt ihr das eigene Gedächnis einen bösen Streich oder was und wer steckt wirklich dahinter?
Nach und nach findet Harriet heraus, was in ihrer Jugendzeit wirklich geschah.
Dieser Thriller baut sich gut auf und hält die Spannung bis zum Schluss.
Er ist utopisch und gleichzeitig zum Greifen real. Könnte so unsere Zukunft aussehen? Hat sie, durch die Möglichkeiten der KI nicht schon begonnen?
Ein wirklich empfehlenswerter Thriller, der mich verstört mit vielen Fragen zurücklässt.

Bewertung vom 12.10.2023
Das Mosaik meines Lebens
Wiebusch, Michaela

Das Mosaik meines Lebens


sehr gut

Das wunderschöne Cover hat mich sofort hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Weitere Bilder in den Umschlagseiten und in der Geschichte, alle in Blautönen gehalten, geben Archetypen ein Gesicht oder spiegeln die Situation wieder.

232 Seiten geben eine Erzählung von Michaela Wiebusch wieder, die sich an den zwölf Archetypen orientiert. Diese wurden bereits in den 30er Jahren dokumentiert und in eine wundervolle Geschichte eingebettet.
Der Schreibstil ist leicht und kurzweilig. In 19 Kapitel unterteilt erfährt der Leser von der Protagonistin Lisa, wie unglücklich sie mit ihrem Leben ist und aus alten Pfaden ausbrechen möchte.
In Griechenland findet sie am Urlaubsort ihrer Kindheit, nicht nur die alt Vertraute "Tante Ju" wieder, sondern auch eine Kapelle mit dem Mosaik des Lebens.
Von Tante Ju wird sie darin eingeführt und entdeckt ihre Archetypen.
Sie erkennt, wie sie diese für ihr eigenes Glück und Veränderung nutzen kann.
Die Erzählung endet damit, dass Lisa neue Verhaltensmuster in ihrer Ehe ausprobiert und sich selbst und ihr Leben besser steuern kann.
Im Anschluss werden alle zwölf Archetypen noch einmal stichwortartig vorgestellt.
Eine wirklich wundervoll berührende Geschichte, in der ich mich selbst entdecken durfte.
Mit der Darstellung der weiblichen Archetypen richtet sich das Buch wohl direkt an Frauen (es sei denn, Männer möchten ihre Frauen besser verstehen).
Leider fehlt für mich der Hinweis auf männliche Archetypen sowie Quellen (von der Datierung) ursprünglicher Archetypen.
Aber vielleicht wird es ja einen zweiten Band geben, der für Männer geschrieben ist!?

Bewertung vom 11.10.2023
Die Wahrheiten meiner Mutter
Hjorth, Vigdis

Die Wahrheiten meiner Mutter


ausgezeichnet

Ein farbintensives Cover, welches schon Fragen aufwirft. Eine fensterlose Hauswand im Licht. Die Umgebung in Blautönen gehalten. Vielleicht die blaue Stunde? Ist es in Wahrheit fensterlos oder nur von der einen Seite? Liegt die Wahrheit nicht immer in der Perspektive?
Meine Gedanken gleiten schon ab. Vielleicht, weil mich Vigdis Hjorth mit ihrem Schreibstil so gepackt hat. Sie schickt ihre Protagonistin Johanna fast ohne Requisiten, mit wenig wechselnden Bilder alleine auf die Bühne und der Leser, fast schon Zuschauer, darf teilhaben an Johanna's Gedanken und Gefühlen, der Aufarbeitung ihrer Kindheit und ihrem Werdegang und immer, immer wieder zu dem Moment, als sie Familie (einschließlich Ehemann und Eltern) ohne Abschied spontan verließ.
Ihre Zerrissenheit, Wut, Ohnmacht, Schuldfragen, Ängste, all das macht sie mit sich alleine aus. Sie wiederholt Fragen in nur einem Absatz. Andere Seiten sind nur mit 1-3 Sätzen gefüllt um bewusst das Zeit,-oder Denkkarussell zu unterbrechen.
Erstaunlich, wie es Vigdis Hjorth gelingt, allein die Absicht von Johanna ihre Mutter anzurufen, auf rund 20 Seiten beschreiben kann, ohne langatmig zu wirken.
Diese intensive und teilweise auch drastische Darstellung einer erwachsenen Frau und Mutter, die aber mit ihren Sehnsüchten, Ängsten, Schuldzuweisungen noch tief mit ihrer Kindheit steckt, zieht sich konsequent durch die Geschichte.
Allein in ihrer Hütte im Wald findet sie einen (seelischen) Ruhepol.
Ihr Sohn, ihre Schwester und selbst die Mutter (um die sich doch all ihr Denken und Sehnen dreht) bleiben, bis auf kurze Sequenzen, unnahbar. Nur der Leser kann sie durch Mitgefühl oder Verständnis auch ihre Perspektive einnehmen.
Für mich ein absolutes Lese-Highlight! Zurecht nominiert für den International Booker Prize 2023!

Bewertung vom 02.10.2023
Die graue Stadt
Kuhlmann, Torben

Die graue Stadt


ausgezeichnet

Torben Kuhlmann hat mit diesem Kinderbuch ein erstaunlich gesellschaftskritisches Werk geschaffen!
Die Illustrationen führen den Leser in eine graue Stadt. Hier ist tatsächlich alles grau. Jedes Gegenständliche, selbst der Himmel und vor allem die Gesinnung. Und die gibt es in allen Facetten, dargestellt durch unterschiedlichste Farbnuancen an Grautönen in Farbtuben.
Grau steht für Anpassung, Disziplin, Unterordnung. Ein kleines Mädchen, das neu zugezogen ist, rebelliert in gelber Regenjacke, findet Gleichgesinnte und Verbündete und deckt den Trugschluss dieses Systems auf.
Am Ende gelingt es ihr, zusammen mit ihrem Freund, die Stadt in neue Farben zu tauchen. Gleichzeitig wird es auch ein Befreiungsschlag gegen das graue Regime sein. Eine bunte Gesellschaft gelingt nur dann, wenn jeder Einzelne sich frei entscheiden kann, in welchen Farben er sich ausdrücken und leben möchte. Je bunter diese Mischung ist, um so vielfältiger und bereichernder für das Miteinander!
Ein wichtiges Buch in der heutigen Zeit! Angegeben ist das Lesesalter ab 8 Jahren, empfehlenswert aber sicher auch für alle Erwachsenen.
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Bewertung vom 29.09.2023
Tränen, Liebe, Lebensgier
Hagen, Kimberly

Tränen, Liebe, Lebensgier


sehr gut

Ein Trauertagebuch! Geschrieben von Kimberly Hagen, wohl der Münchner Prominenz angehörend, welches sie mit dem Leser teilt. Weder K. Hagen, noch Rainer Maria Schießler, waren mir bekannt aber in die Trauer eint uns alle als Schicksalsverbündete.
So einzigartig wie Trauer ist, ist auch dieses Buch eine ganz persönliche Geschichte und inwieweit sich dort ein Leser wiederfindet, ist wohl seiner eigenen Trauer, seinem Umfeld oder auch seinem Lebensstandard geschuldet.
Der Schreibstil ist leicht, teilweise mit einem erfrischend jugendlichen
Sprachjargon.
Am Anfang lässt sich der überwältigende Schmerz, den K. Hagen, nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes durch eine Routine-OP erfährt, gut mitfühlen.
Der weitere Verlauf und der Umgang mit ihrer Trauer ist ihrer ganz persönliche Geschichte und kaum übertragbar auf andere Trauernde. Aber vielleicht hilft es anderen, ihren eigenen Weg zu finden und neue Lebensmut zu gewinnen!

Bewertung vom 19.09.2023
Schneekinder
Langer, Andreas

Schneekinder


sehr gut

Ein Cover, welches eine so verlockende Schneelandschaft in zarten Grautönen darstellt und doch so trügerisch. Denn hier sind Kinder auf der Flucht!
Was als Fantasy-Abenteuer ab 11 Jahren deklariert wird ist viel mehr als das. Es ist eine berührende Geschichte von Kindern aus verschiedenen Dörfern, die alle ohne ihre Familien ihren Alltag meistern müssen, nachdem die Erwachsenen und Jugendlichen in den Krieg oder zu Hilfsdiensten eingezogen wurden.
Hier werden viele Ängste und Emotionen freigesetzt. Überforderungen, Hunger, Kälte, neue Hierarchien, selbstbestimmten Tod, Überlebensstrategien aber auch Vorurteile, Missgunst, Freundschaft, Vertrauen, Hoffnung, Gruppendynamik, Heimatgefühl,…
Besonders hat mir gefallen, das hier Mädchen/Frau die Führungsrolle übernehmen und oft die leisen, zurückhaltenden Stimmen die hilfreichen sind.
Die Kindergruppe, in der sich ein älterer Mann als Guru aufführt und die Mehrheit keine Kraft findet aufzubegehren, finde ich für dieses Lesealter fragwürdig. Auch die Steinwesen, vor denen die Kinder zunächst flüchten, könnten verstörend wirken.
Dieses Fantasy-Abenteuer ist wirklich spannend bis zum Ende. In den Details sehr realistisch beschrieben (wie ein Schlitten beladen wird, Brotbacken in Töpfen usw.) Allerdings würde ich das Lesealter später ansetzen.
Den Kindern hätte ich ein größeres Happyend gewünscht. Sie haben überlebt mit vielen Opfern, die aktuelle Bedrohung ist vorbei, nicht aber Krieg und fehlende Eltern und ein Zuhause.

Bewertung vom 12.09.2023
Eine glückliche Familie
Kabler, Jackie

Eine glückliche Familie


gut

Das Cover im Stil eines Jackie Kabler Buches, neutral gehalten und nicht der Geschichte geschuldet. Als Psychothriller muss ich ihn leider der seichteren Kategorie zuordnen.
Die Protagonistin Beth ist in ihrer schweren Kindheit, ihrer Entwicklung und Überforderung nach gescheiterte Ehe mit Job und zwei Kindern gut nachvollziehbar. Allerdings scheint sie mir oft zu naiv und trotz immer weiter zunehmender Probleme zu gelähmt in ihrer Wahrnehmung.
Als Leser zeichnen sich schnell die Verstrickungen der Hauptfiguren ab. Für einen taktisch gut durchdachten Psychothriller fehlt mir die Tiefe. Es fällt mir schwer mit Beth Panik, Todesangst oder Horror mitfühlen.
Von der eigentlichen Idee ist die Geschichte trotzdem gut aufgebaut. Sicher gibt es viele Menschen, mit ähnlicher Kindheitsprägung. Diese entstandenen Traumata verfolgen sie ihr Leben lang und beeinflussen ihr Tun und Denken, wie im Falle von Beth.