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sofie

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Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 01.12.2014

Die Stadt, in der ich lebe


ausgezeichnet

14 Auslandskorrespondenten des ORF berichten über die Stadt, in der sie leben. Von Berlin bis Peking wird hier eine bunte Auswahl an großen Städten vorgestellt, wobei der Schwerpunkt aber auf Europa liegt. Das Buch ist kein Reiseführer und will das auch nicht sein, stattdessen werden die einzelnen Städte und Länder aus der Perspektive eines Expats, der dort lebt, geschildert. So bekommt man als Leser zum einen Insider-Tipps für einen Besuch (am Ende jedes Kapitels werden diese nochmal extra mit Adresse und Beschreibung aufgelistet), aber auch Schilderungen der aktuellen politischen und sozialen Situation und einen Einblick in die Arbeit eines Auslandskorrespondenten.
Das bringt ein bisschen die Gefahr mit sich, dass das Buch sehr schnell veraltet. Der Bericht aus Moskau ist wirklich hochaktuell, der Beitrag zu Tel Aviv hingegen schon fast wieder überholt. Aber das macht auch einen gewissen Reiz des Buches aus. Manche Themen ziehen sich dabei durch mehrere Beiträge – hohe Mietpreise, Gentrifizierung und das Abreißen von alter Bausubstanz sind Probleme, die sich in vielen Großstädten zeigen. In Städten wie Kairo, Moskau oder Peking ist es auch sehr interessant zu sehen, welche Möglichkeiten die Journalisten haben.
Die Gestaltung des Buchs ist hochwertig und die Berichte werden durch viele Fotos ergänzt.
Insgesamt kann ich dieses spannende und informative Buch wirklich weiterempfehlen. Wer allerdings einen Reiseführer erwartet, sollte sich vielleicht doch eher an Marco Polo wenden. 5 von 5 Sternen gibt es dafür von mir.

Bewertung vom 31.10.2014
Neuhaus, Nele

Die Lebenden und die Toten / Oliver von Bodenstein Bd.7 (Restauflage)


gut

Man soll ja bekanntlich aufhören wenn es am schönsten ist. Und ich befürchte, die Krimireihe um Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein hat so langsam ihren Zenit überschritten. Wieder haben die beiden mehrere Morde aufzuklären, ein Sniper macht den Taunus unsicher und die Bevölkerung verfällt schnell in Panik. Die Kommissare kommen allerdings bald dahinter, dass der Täter seine Opfer keineswegs wahllos aussucht.
Die Geschichte war durchaus spannend und nach alt bewährtem Rezept geschrieben. Allerdings erschien mir diesmal doch so einiges unglaubwürdig. Zum einen ist mir diesmal extrem aufgefallen, dass die Personen oft doch sehr gekünstelt sprechen. Niemand würde im wahren Leben solche Dialoge führen. Das war sicher auch schon bei den Vorgängerbüchern der Fall, aber hier ist es mir ganz besonders aufgefallen. Außerdem scheinen die Kommissare überhaupt kein Privatleben mehr zu haben. Pia lässt für den Fall sogar ihre Hochzeitsreise platzen. Bei Bodenstein wird am Anfang ein Konflikt im Privatleben angedeutet und zum Schluss dann auch aufgelöst. Doch zwischendrin passiert einfach gar nichts in dieser Sache und man fragt sich, wie denn dann die Lösung zum Schluss gekommen ist.
Dem Team wird außerdem ein Profiler zur Seite gestellt, der natürlich für Unruhe im Team sorgt (ansonsten wäre es mittlerweile auch zu harmonisch). Wirklich neu ist diese Idee natürlich nicht und auch hier wird der Wichtigtuer schnell entlarvt.
Das heißt jetzt nicht, dass mir das Buch überhaupt nicht gefallen hat. Es ist schon immer noch eine nette Unterhaltung für zwischendurch, spannend und zum Mitraten. Aber vielleicht sollte diese Reihe so langsam an ihr Ende kommen und Platz machen für neue Charaktere mit neuen, frischen Fällen.

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2014
Sonnenberg, Brittani

Heimflug


sehr gut

"Anders gesagt, wird die selige Selbstvergessenheit der guten Jahre bald seziert, memoriert, fossiliert und fein säuberlich in ein Konservenglas mit dem Etikett "Heimat" gegeben werden." (S. 144)
Was bedeutet Heimat, wenn man irgendwie überall zu Hause ist. Ist es der Ort, an dem man geboren wurde? Wo man aufgewachsen ist? Wohin es einen zieht? Oder sind es die Menschen, die das Heimatgefühl ausmachen? Und wenn dem so ist, was passiert, wen man einen dieser Menschen verliert?
All diesen Fragen geht Brittani Sonnenberg in ihrem Roman „Heimflug“ nach. Es geht um die Familie Kriegstein, vor allem um die Eltern Chris und Elise und ihre Töchter Leah und Sophie. Chris zieht es immer wieder beruflich ins Ausland, nach Deutschland, Großbritannien, China, Russland. Und seine Familie folgt ihm meistens. Im Sommer fahren die Kriegstein-Frauen dann in den „Heimaturlaub“ in die USA. Ein Ereignis in Shanghai lässt die Familie jedoch fast zerbrechen.
Mit geschickten Perpektiv- und Zeitwechseln erzählt die Autorin die Geschichte der Familie. Im Mittelpunkt steht dabei die „Kernfamilie“, es kommen aber auch die Vorfahren zu Wort und im allerersten Kapitel sogar das Haus, in dem Elise aufgewachsen ist. So bekommt man als Leser wirklich einen Rundumblick und vor allem einen Einblick in die Heimatgefühle von Expat-Kindern. Mir haben diese Zeitsprünge und vielen Wechsel der Perspektiven sehr gut gefallen, an manchen Stellen hätten die interessanten Ansätze aber auch noch etwas weiter geführt werden können.
Wenn man sich den Lebenslauf der Autorin anschaut, sind hier sicher auch sehr viele autobiografische Elemente verarbeitet worden. Ich kann diesen Debütroman auf jeden Fall weiterempfehlen und bin sehr gespannt, was man in Zukunft noch von Brittani Sonnenberg lesen kann. Ein bisschen Luft nach oben ist auf jeden Fall noch. 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 23.08.2014
Kutscher, Volker

Goldstein / Kommissar Gereon Rath Bd.3


sehr gut

Im dritten Buch der Krimireihe um den Ermittler Gereon Rath befinden wir uns mittlerweile im Jahr 1931. Rath soll den amerikanischen Gangster Abraham Goldstein, Namensgeber dieses Buchs, observieren, um sicherzustellen, dass er bei seinem Aufenthalt keinen Mord begeht. Doch wie immer reicht das Rath natürlich nicht und er ermittelt noch in einigen anderen Fällen mit.
„Goldstein“ hat mir wie auch die beiden Vorgängerbücher sehr gut gefallen. Ein Krimi, der sich einerseits schnell weglesen lässt, andererseits aber alles andere als seicht ist. Die besondere Atmosphäre Berlins Anfang der 30er Jahre wird wieder gut eingefangen und die historischen Umstände sind, soweit ich das beurteilen kann, gut recherchiert. Der Fall bzw. die Fälle sind sehr spannend, auch wenn ich ein bisschen vor Herrn Rath bereits eine Idee hatte, wer der Täter sein könnte.
Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass sich der Protagonist so langsam doch ein wenig weiterentwickelt, denn das Schema seiner Ermittlungen ist mittlerweile bekannt. Wieder ist er der einsame Wolf, der lieber allein und gerne auch mal ohne Auftrag ermittelt. Wieder bringt er damit sich selbst und andere in Gefahr. Wieder ist das alles nicht so ganz legal. Auch das ewige hin und her zwischen ihm und Charly könnte so langsam mal ein Ende haben. Stattdessen hätte ich mir gewünscht, vielleicht etwas mehr über seine Kollegen zu erfahren. Reinhold Gräf zum Beispiel, den wir jetzt auch schon drei Bücher kennen, der aber immer noch etwas blass bleibt.
Ein Unterschied zu den Vorgängerbänden scheint für mich aber die Steigerung der Brutalität zu sein. Besonders eine Vergewaltigungsszene fand ich doch sehr plastisch geschildert.
Das Buch endet in einem großen Showdown, der mir gut gefallen hat. Leider bleiben einige Erzählstränge ungelöst und einige Charaktere verschwinden eher sang- und klanglos von der Bildfläche.
Insgesamt wurde ich trotzdem wieder sehr gut unterhalten, würde mir aber für den nächsten Band doch eine kleine Variation des bekannten Schemas wünschen. 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 01.06.2014
Greer, Andrew Sean

Ein unmögliches Leben


weniger gut

Die Grundidee von „Ein unmögliches Leben“ hat mir wirklich gefallen. Es geht um Greta Wells aus dem Jahr 1985 in New York, die ihren homosexuellen Bruder durch AIDS verliert. Dieser Verlust stürzt sie in eine Depression und ihr Arzt schlägt ihr deshalb eine Elektroschocktherapie vor. Die Therapie hat bei ihr aber ungeahnte Nebenwirkungen, denn nach der ersten Behandlung findet sie sich im Jahr 1918 wieder, nach der zweiten im Jahr 1941 und nach der dritten wiederrum in ihrem eigenen Leben. Und so weiter.
Klingt spannend? Dachte ich auch. Die Daten sind natürlich nicht zufällig gewählt – 1918 das Ende des Ersten Weltkriegs, 1941 der Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg. Leider macht der Autor aus dieser wirklich guten Prämisse nichts. Die vergangenen Zeiten bleiben eine bloße Kulisse, die beiden Kriege nur Gründe dafür, warum Gretas Mann Nathan nicht da ist oder gehen muss. Viele Dinge werden angedeutet, aber nichts in die Geschichte wirklich verwoben.
So ist Gretas Vater zum Beispiel Deutscher. Es ist wäre spannend gewesen, was das in den Jahren 1918/41 bedeutet. Nur erfährt man darüber leider nichts. Fühlt sich die Protagonistin als Deutsche oder als Amerikanerin? Was bedeutet es für sie, dass diese beiden Länder Krieg führen? Von Greta erfährt man nichts dazu, sie reflektiert es überhaupt nicht. Einige Dinge werden angedeutet – ihr Bruder Felix wird zum Beispiel verhaftet – aber alles bleibt oberflächlich. Gretas Meinung lässt sich in „Krieg ist schlimm“ zusammenfassen.
Statt auf die jeweiligen Besonderheiten der Zeiten einzugehen, geht es um die Beziehung von Greta zu ihrem Mann Nathan – in der einen Welt getrennt, in den anderen nicht – und zu ihrem Bruder. Ihr Mann hat eine Geliebte, sie hat einen Geliebten, ihr Bruder ist verheiratet und hat einen Geliebten und das ganze dann in drei Welten.
Der Schreibstil konnte mich leider auch nicht überzeugen. Ausschweifende Beschreibungen der Umgebung, aber die Charaktere – ganz besonders Greta – bleiben blass und oberflächlich. Mir fehlte einfach der Tiefgang. Hier und da holpert dazu auch die Übersetzung.
Insgesamt kann ich hier nur zwei Sterne für die wirklich sehr gute Grundidee vergeben. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass sich hier irgendwo tief drinnen ein gutes Buch versteckt, das der Autor aber nicht rauslassen wollte.

Bewertung vom 25.05.2014
Stanisic, Sasa

Vor dem Fest


ausgezeichnet

„Fremde kommen selten zu uns. Selten bleiben sie.
Selten bleiben uns Fremde, die länger bei uns bleiben, fremd.
Selten freunden wir uns mit den Fremden an, auch wenn sie länger bei uns bleiben.“ (S. 253)
Fürstenfelde, ein Dorf in der Uckermark, in der Nacht vor dem großen Dorffest, dem Annenfest. Ein fiktives Dorf, das aber genau so irgendwo in der Uckermark existieren könnte.
Auf etwa dreihundert Seiten begleitet der Leser einen Wir-Erzähler durch das Dorf und durch die Nacht und lernt dabei einige Charaktere kennen, die irgendwie zu jedem Dorf gehören und hier ganz liebevoll dargestellt werden. Dazu gehört zum Beispiel Frau Schwermuth, die Dorfchronistin, die all die alten Geschichten kennt und die Hüterin des Archivariums und gleichzeitig Vorsitzende des Hauses der Heimat ist. Ihr Sohn Johann passt so gar nicht in das Klischee eines ostdeutschen Jugendlichen, er ist mir beim Lesen ganz besonders ans Herz gewachsen. Dann gibt es noch Herrn Schramm, „ehemaliger Oberstleutnant der NVA, dann Förster, jetzt Rentner, und, weil es nicht reicht, schwarz bei Von Blankenburg Landmaschinen“. Dietmar Dietze, genannt Dietzsche, zu DDR-Zeiten Postbote, nun ein Einzelgänger, dem der Vorwurf des Spitzelns anhaftet. Und noch einige mehr.
Der Wir-Erzähler wirkte auf mich manchmal wie eine Art Dorf-Kollektiv aus allen Zeiten zusammengesetzt. Überhaupt hat mir gefallen, wie das Dorf in den verschiedenen Zeiten dargestellt wurde. Besonders der Rückblick in die DDR ist dabei interessant, da er zeigt, dass die Menschen eigentlich dieselben sind, aber die Zeiten haben sich geändert.
Stanišićs Sprache ist brillant, jedes Wort sitzt gefühlt am richtigen Fleck, oft musste ich schmunzeln und einige Zeilen noch mal lesen, weil sie einfach so schön waren. Auch die Textgestaltung hat mir in „Vor dem Fest“ sehr gut gefallen. Dazu noch ein tolles, edles Cover auf dem schon einer der Hauptcharaktere abgebildet ist.
Insgesamt für mich also ein rundum gelungener Roman, bei dem mir vieles so bekannt und vertraut vorkam, dass ich zum Schluss ein wenig traurig war, dass es schon vorbei ist.

9 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.05.2014
Aciman, André

Mein Sommer mit Kalaschnikow


sehr gut

"Alles an uns war provisorisch und vorläufig, als würde das Schicksal noch mit uns herumexperimentieren und könnte sich nicht entschließen, was als Nächstes passieren sollte." S. 83
Der Ich-Erzähler dieses Romans, dessen Namen man nie erfährt, ist ein junger Ägypter aus Alexandria und Doktorand in Harvard in seinem letzten Jahr. Seinen letzten Sommer verbringt er damit, durch die Cafés der Stadt zu ziehen und Bücher zu lesen, die er für die letzten Prüfungen benötigt. Dabei begegnet er in seinem Stammcafé „Café Algiers“ Kalasch und zwischen den beiden entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft.
Kalasch wird von allen so genannt, weil er wie eine Kalaschnikow Worte abfeuert und dabei alles in seiner Umgebung umnietet. Er ist nicht unbedingt ein sympathischer Charakter, er ist ungerecht, weinerlich und versinkt gern im Selbstmitleid, er ist auch ein wenig tyrannisch und zeigt doch einige Charakterschwächen. Aber es macht Spaß über ihn zu lesen, denn er rechnet mit allem und jedem schonungslos ab, auch mit sich selbst und seinen Freunden.
Die beiden Protagonisten verbindet vor allem das Gefühl des nicht dazu Gehörens und ihre Liebe zu Frankreich und Französisch. Gewissermaßen trennt sie diese Gemeinsamkeit aber auch, denn während Kalasch um seine Greencard und damit die Aufenthaltsgenehmigung bangen muss, hat der Ich-Erzähler diese Sorgen nicht.
Acimans Beschreibungen der Atmosphäre in der Stadt sind sehr eindrucksvoll, man fühlt sich praktisch mit anwesend im Café Algiers, spürt die Hitze und riecht den Kaffee. Manchmal waren mir die Ausführungen aber doch ein wenig zu ausschweifend und das Ende hätte etwas gestrafft werden können.
Aber „Mein Sommer mit Kalaschnikow“ ist auf jeden Fall ein besonderer Roman, sowohl von der Sprache als auch von den Charakteren her. Von mir gibt es dafür 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 10.05.2014
Mathis, Ayana

Zwölf Leben


ausgezeichnet

Bei „Zwölf Leben“ (original: „The twelve tribes of Hattie“) handelt es sich um den ersten Roman der Autorin Ayana Mathis, die wie ihre Hauptfigur aus Germantown, einem Arbeiterviertel in Philadelphia, kommt.
In dem Roman geht es um Hattie und ihre elf Kinder sowie um eines ihrer Enkelkinder. Hattie kommt ursprünglich aus dem Süden und ist als junges Mädchen mit ihren Schwestern und ihrer Mutter nach Philadelphia gezogen. Dort lernt sie August kennen und wird mit 17 Jahren schwanger. Hier setzt die Handlung des Romans ein, es geht los mit den ersten Kindern der beiden, Philadelphia und Jubilee, im Jahr 1925 und geht bis 1980 und ihrer Enkeltochter Sala. In jedem Kapitel steht ein anderes Kind im Vordergrund, jeweils zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten in ihrem Leben. Das Hauptthema ist meiner Meinung nach das Verhältnis zwischen Mutter und Kind und wie sich dieses auf das gesamte Leben eines Kindes auswirken kann. Dabei ist mir besonders ein Zitat im Gedächtnis geblieben: „Wie viele Kinder konnte eine Frau wirklich lieben? […] Es waren zu viele Kinder. Ruthie ist eins von Hatties vielen Kindern, dachte er. Zu was für einem Mädchen würde sie unter den Geschwistern heranwachsen?“ (Seite 142)
Es geht aber auch um das Verhältnis zwischen Schwarzen und Weißen in Amerika, besonders die Ungleichbehandlung bis in die 60er Jahre wird sehr deutlich beschrieben. Daneben geht es auch noch um Religion und die Beziehung der Menschen zu Gott.
Die Autorin erzählt den Roman episodenhaft. Es wird immer ein kleiner Ausschnitt aus dem Leben von Hattie dargestellt und immer erhält man als Leser eine neue Perspektive und damit eine neue Sichtweise auf Hattie. Man lernt sie als Mutter, Geliebte, Ehefrau, Großmutter und Schwester kennen. Hattie ist eine stolze Frau, die immer mit sich und ihren Kindern ringt, die versucht, immer das Beste zu tun. Dabei hat sie jedoch nicht immer Erfolg.
An manchen Stellen erschien mir die Übersetzung etwas holprig und auch vom Lektorat erwarte ich beim dtv doch etwas mehr, aber insgesamt hat mir „12 Leben“ sehr gut gefallen und ich kann es auf jeden Fall weiterempfehlen. Ein sehr anspruchsvoller Roman, der einen mit einigen Denkanstößen zurücklässt.

Bewertung vom 08.04.2014
Löhnig, Inge

Deiner Seele Grab / Kommissar Dühnfort Bd.6


ausgezeichnet

Ein neuer Fall für Kommissar Dühnfort in München: eine alte Dame wird tot in ihrer Wohnung gefunden. Der Mord wäre vermutlich gar nicht als solcher erkannt worden, doch der Mörder hat die Leiche in einer besonderen Weise inszeniert. Neben der Ermittlungen in diesem Fall muss sich Dühnfort auch noch mit einer internen Ermittlung gegen ihn selbst herumschlagen.
„Deiner Seele Grab“ ist der sechste Band der Reihe um Dühnfort, für mich war es der zweite Band. Nach „Verflucht seist du“ hat mir auch dieser Krimi wieder sehr gut gefallen. Inge Löhnig greift auch diesmal wieder ein Thema auf, das sich durch das gesamte Buch zieht. In diesem Fall ist es der Umgang unserer Gesellschaft mit alten Menschen. Das Thema wird geschickt in den Krimi eingebaut ohne zu aufdringlich zu sein.
Genauso ist es mit dem Privatleben der Ermittler. Das Leben von Dühnfort wird immer wieder angesprochen, überlagert aber nie die Mordermittlungen. Und während im letzten Roman auch das Leben von seinem Kollegen Alois eine Rolle spielt, bleibt dieser hier eher im Hintergrund und dafür erfährt der Leser mehr über Kirsten. Die Balance zwischen Privatleben und Ermittlungen war meiner Meinung nach perfekt.
Sehr gut gefallen hat mir auch die Figur Clara Lenz, eine freiberufliche Lektorin, die sich um ihren alzheimerkranken Vater kümmert. Überhaupt ist die Figurenzeichnung toll, Löhnig versteht es vor allem auch die menschlichen Abgründe darzustellen. Einige der Charaktere haben mich beim Lesen regelrecht wütend gemacht.
Der Krimi spielt in München und hat, wenn man die Stadt kennt, auch ein wenig Lokalflair. Aber auch das wird nicht übertrieben und mit dem Holzhammer betrieben.
Insgesamt ist also auch „Deiner Seele Grab“ wieder ein richtig toller Krimi mit einem spannenden Thema und einem spannenden Fall. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den nächsten Roman mit Dühnfort!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.