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Bellis-Perennis
Wohnort: 
Wien

Bewertungen

Insgesamt 1012 Bewertungen
Bewertung vom 31.03.2025
Höllische Küste / Liv Lammers Bd.9
Weiß, Sabine

Höllische Küste / Liv Lammers Bd.9


ausgezeichnet

In ihrem neunten Fall wird Kommissarin Liv Lammers, obwohl sie im Urlaub auf Sylt ist, zu einem tödlichen Tandemsprung gerufen. Der Tandemmaster hat schwer verletzt überlebt, seine Kundin, die bekannte Hochzeitsplanerin Jaline nicht. Recht schnell ist klar, dass die Leinen des Fallschirms durchgeschnitten worden sind. Nur von wem?

Nahezu gleichzeitig ereignen sich mysteriöse Anschläge auf der Insel. So werden Packungen eines Biomehls mit Glassplittern versetzt und Blumenbeete mit Unkrautvernichtungsmittel besprüht. Soll damit dem überbordenden Tourismus geschadet werden? Schluss mit lustig ist, als die Bremsschläuche von eBikes angeschnitten werden, eine Ärztin mehrere Tag tot in ihrem Appartement liegt und der rappende Hauskeeper-Boy ein für ihn bereit gestelltes, aber vergiftetes Törtchen gerade noch überlebt.

Daher muss Liv, deren Tochter Sanna auf dem Sprung nach Japan ist, ihren Urlaub abbrechen und in die komplexen Ermittlungen einsteigen. Es gibt zahlreiche Verdächtige, wie den eifersüchtigen Ex-Freund von Jaline, der jeden ihrer Schritte überwacht hat? Oder ein Konkurrent der Fallschirmspringer? Oder doch der kauzige Naturschützer?

Viele Spuren werden gelegt, einige versanden sprichwörtlich. Jedenfalls haben Liv Lammers und ihre Kollegen mehr als genug zu tun. Daneben gibt es noch Missstimmung an der Dienststelle, weil sich sowohl Momke als auch Rabia um die freie Stelle der Dienststellenleitung beworben haben und das Thema Hochzeit zieht sich wie ein roter Faden durch den Krimi.

Meine Meinung:

Auch der neunte Fall beschert uns Lesern eine komplexe Handlung, die zum Miträtseln anregt. Wie wir es von Sabine Weiß gewöhnt sind, darf auch das Privatleben der Ermittler nicht fehlen. Dabei steht natürlich jenes von Liv Lammers im Fokus. So fokussiert und straight sie in ihrem Beruf ist, so zaghaft und unsicher ist sie in ihrem Privatleben. Das ist auf Grund der Ereignisse in der Vergangenheit keine Überraschung. Nun hat sie mit Sebastian einen passenden Partner gefunden, der auch von Tochter Sanna akzeptiert wird. Doch das Brimborium um eine Hochzeit scheint ihr unangemessen. Sie lässt sich überreden, während einer Zeugenbefragung Brautkleider probieren, was ist nicht gar so gut finde. Gut gefällt mir das Happy End für ihre Großmutter. Dass ausgerechnet bei dieser Hochzeitsfeier ihre Schwester Annika und Neffe Jan unheilvoll hereinplatzen, ist eine Garantie, dass das letzte Wort im Privatkrieg der Schwestern, den der verstorbene Vater angezettelt hat, seine Fortsetzung findet.

Durch die vielschichtig angelegten Charakter ist dieser Krimi niemals langatmig. Die eigenartigen Zwischenfälle sowie die tote Fallschirmspringerin halten Momke, Rabia und Liv ordentlich auf Trab. Das Match um den vakanten Chefsessel löst die Autorin nach dem Motto „wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte“. Auch da sind Konflikte vorgezeichnet.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Krimi, in dem Autorin Sabine Weiß alle Register zieht, 5 Sterne.

Bewertung vom 28.03.2025
Die Mündung
Pieper, Tim

Die Mündung


ausgezeichnet

Nach einem Prolog, der neugierig macht, schwenken wir unsere Aufmerksamkeit auf Lena Funke, die auf einer kleinen unbewohnten Insel mit einer Vogelbeobachtungsstation eine Auszeit nimmt. Funke ist Kriminalkommissarin und muss den Tod ihrer Schwester Jette, die einem Serienmörder, den man Gezeitenmörder nennt, zum Opfer gefallen ist, verarbeiten. Als nach einer stürmischen Nacht die Leiche eines brutal ermordeten Mannes angespült wird, ist sich Lena sicher, dass es sich hier um den Gezeitenmörder handelt. In der Jackentasche des Toten findet sie Schmuckstücke der ermordeten Frauen. Sie bricht ihre Auszeit ab und stürzt sich in die Arbeit.

Soweit so gut - ein üblicher Kriminalroman, oder?

Nun beginnt ein Thriller, bei dem weder Lena Funke noch der Leser weiß, wem er trauen kann. In der Dienststelle muss sie entdecken, dass es die Leiche, der sie die Schmuckstücke abgenommen haben will, gar nicht existiert. Sie selbst gerät unter Verdacht und es scheint, als hätte sich die ganze Welt gegen Lena und ihre Bemühungen Licht ins Dunkel der Verbrechen zu bringen, verschworen. Sie fühlt sich verfolgt und entwickelt eine Paranoia, die es ihr kaum möglich macht, auch sich selbst und ihrem Gedächtnis zu trauen. Zudem hat Lena kognitive Aussetzer, die sie in die forensische Psychiatrie bringen. Die behandelnde Ärztin dort scheint ebenfalls Teil eines möglichen Komplotts zu sein und wirkt sehr eigenartig. In zahlreichen Sitzungen hebt sich für wenige Momente der Schleier des traumatisierten Geistes, als sich Lena bewusst wird, für mehrere Wochen in der Gewalt des Gezeitenmörders gewesen zu sein.

Wird es Lena Funke gelingen, die Verbrechen aufzuklären?

Meine Meinung:

Dieser Thriller fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Autor Tim Pieper verwendet dafür extra kurze Kapitel, die gemeinsam mit dem hohen Erzähltempo uns kaum Zeit lassen, Atem zu holen.

Wir Leser werden mit zahlreichen unerwarteten Wendungen konfrontiert und Tim Pieper macht es uns nicht leicht, die Ereignisse einzuordnen. Dazu kommt eine Reihe von undurchsichtigen Figuren, wie der Vater von Lena und Jette, dem ich am liebsten den Hals umgedreht hätte. Jette ist nämlich ein hochbegabtes Kind mit Symptomen von Autismus, das der Familie so ziemlich alles abverlangt, weshalb man die ältere Schwester Lena, links liegen lässt und kaum beachtet. Zudem macht der Vater Lena für Jettes Verschwinden verantwortlich. Ein echtes Herzerl also. Auch die Kollegen bei der Polizei sowie ihr Vorgesetzter Bruns agieren stellenweise sehr eigenartig.

Eine höchst dubiose Figur ist die Ärztin, bei der man sich fragen muss, hat sie eine Approbation oder ist sie ein Mitglied eines Geheimdienstes. Ich hatte sofort Oberst Rosa Klebb aus dem James-Bond-Film „Liebesgrüße aus Moskau“ vor Augen.

Tim Pieper legt zahlreiche Spuren, die immer wieder in Sackgassen enden, bis der Thriller in einem fulminanten Showdown endet, den man so nicht erwartet hätte. Außer, man kennt den Autor aus früheren Büchern, dann kann man ahnen, was sich hinter der Geschichte möglicherweise verbirgt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Thriller 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.03.2025
Das große Promi-Sterben
Thiel, Sebastian

Das große Promi-Sterben


ausgezeichnet

„Lewwer duad üs Slaav“

In diesem dritten Band dieser Reihe bekommt es Oberkommissarin Lene Cornelsen nicht nur mit ihrem Ex-Mann Hendrik, der nun eine Folge der aktuellen Staffel der Reality-Show „Trash Island - Das große Promi-Sterben“ auf der Insel Sylt managt, sondern auch mit den unheimlichen Gongern, den Sagengestalten aus dem 17. Jahrhundert, zu tun.

Statt leichter Sommerkost und Zickenkrieg im TV wird eine Kandidatin, Shirin Engler, trotz lückenloser Überwachungskameras und Waffen tragenden Security-Mitarbeitern vor laufender Kamera direkt vom Set entführt. Um die Frau zu retten, muss sich ausgerechnet Lene auf ein perfides Ratespiel einlassen, bei dem nun ganz Deutschland vor den Bildschirmen sitzt und zusieht. Der Wettlauf um Shirins Leben gerät im Kompetenzgerangel nicht nur einmal beinahe ins Stocken.

Lange ist nicht klar, welches Spiel Lenes Ex-Mann und Ex-Polizist Hendrik, hier verfolgt, zumal er mit Hauptkommissar Helge „Android“ Mathissen, dem ziemlich humorlosen Chef von Lene, gut bekannt zu sein scheint.

Wird Lene das Rätsel um die Gonger lösen können? Unterstützung erhält sie wieder von ihrem Vater, dem Münchener Journalisten Michi und Victor, dem dänischen Archäologen, der im ersten Fall ihr Hauptverdächtiger war.

Meine Meinung:

Gleich vorweg, diese Art von Fernsehprogramm ist so gar nicht meines. Allerdings habe ich die Mechanismen, die hinter dieser Sendung stecken, recht bald durchschaut.

Gut gefallen haben die Ausflüge in das historische Sild (Sylt) des 17. Jahrhunderts, in dem Teile von Norddeutschland unter dänischer Herrschaft und Willkür standen. Die wohl bekannteste Sage ist jene von Pidder Lüng, die auch hier geschildert wird.

Schmunzeln musste ich wieder über Helge „Android“ Mathissen, der allerdings situationsbedingt den einen oder anderen menschliche Zug zeigt.

Das verheißt für kommende Fälle noch reichlich Spannung.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser gelungenen Fortsetzung 5 Sterne.

Bewertung vom 23.03.2025
Die letzten Tage (eBook, ePUB)
Prinz, Martin

Die letzten Tage (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Es war eine Zeit, in der Niedertracht und Bosheit keine Befehle mehr brauchten, um aus Mitbürgern und Kollegen Täter zu machen.“

Dieses Buch, das nach einem Tatsachenbericht verfasst ist, führt uns in das Frühjahr von 1945: Während die nationalsozialistische Propaganda den „Endsieg“ und den Einsatz von Wunderwaffen propagiert sowie Durchhalteparolen verkündet, ahnen viele Österreicherinnen und Österreicher, dass der Zweite Weltkrieg und die nationalsozialistische Gewaltherrschaft bald zu Ende sein würde. Doch für ein Tal am Fuße von Rax und Schneeberg bäumt sich die Schreckensherrschaft noch einmal auf.

Kreisleiter Johann Braun, ehemaliger Bäckergehilfe und fanatischer Nazi der ersten Stunde errichtet gemeinsam mit Johann Wallner und Josef Weninger ein Terrorregime innerhalb eines Unrechtsstaates, das in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges Jagd auf Menschen macht. In den Tagen des April 1945 hat dieses „Standgericht von eigenen Gnaden“ scheinbar willkürlich 24 Personen, darunter zahlreiche Frauen, verhaftet, abgeurteilt und hingerichtet. Es stellt sich im Nachhinein heraus, dass Braun mit einigen der Ermordeten eine persönliche Rechnung offen zu haben schien.

Anschließend setzen sich die drei Männer ab, werden aber in Radstadt aufgespürt. 1947 macht man ihnen de Prozess. Keiner von ihnen zeigt auch nur den Ansatz von Reue. Dafür verlangen sie alle jene juristischen Kunstkniffe bis zum erhofften Freispruch, die sie jenen Personen verweigert haben, die sie selbst verurteilt und ermordet haben.

So verweisen die Anwälte darauf, dass der Tag der Hinrichtung, der Pfingstmontag, ein katholischer Feiertag, sei, an dem aus religiösen Gründen kein Urteil vollstreckt werden dürfe. Auch die seelischen Qualen der Verurteilten, den sie erleiden müssen, weil die Hinrichtung durch ein von ihnen gestelltes Wiederaufnahmeverfahren, zunächst ausgesetzt worden ist, führen sie ins Treffen. So viel Chuzpe muss man erst einmal haben! Wer von ihnen hat sich um die seelischen und körperlichen Qualen der von dem Trio Ermordeten gekümmert?

Die Urteile werden am frühen Morgen des 15. Mai 1948 vollstreckt.

Meine Meinung:

Es ist dem dem pensionierten Juristen Dr. Alois Kermer (1913-2006) zu verdanken, dass dieses Buch entstehen konnte. Er hat als Zeitzeuge diese Tage des Terrors miterlebt. Ab 1993 hat er begonnen, diese Verbrechen für die Schwarzataler Chronik zu beforschen. Denn der Name einer Frau fehlt auf allen Listen und Gedenktafeln: Marie Landskorn. Kermer wird mit deren Tochter, Leopoldine Landskorn, Ende der 1990er Jahre sprechen. Die sterblichen Überreste einer Frau, die 1952 gefunden werden, können nicht eindeutig Maria Landskorn zugeordnet werden. Mögliche Zeugen sind bereits verstorben, andere können oder wollen sich nicht mehr erinnern.

Das Typoskript der Ereignisse landet 2014 bei Autor Martin Prinz. Der Leiter des Standesamtes von Reichenau an der Rax, Hermann Scherzer, hat es seinerzeit von Dr. Kermer erhalten. Neun Jahre später beginnt Martin Prinz mit seinen Nachforschungen ...

Das Buch listet Zahlen, Daten und Fakten penibel auf. Die Selbstgefälligkeit mit der Braun & Co. ihre Taten vor Gericht schildern, ist den Verhandlungsschriften und Gerichtsprotokollen zu entnehmen, die Martin Prinz hier ausgiebig zitiert und ist nur schwer auszuhalten. Man habe ja nur Befehle befolgt - dieser Satz wird nach wie vor als Rechtfertigung von ehemaligen und neuen Anhängern des NS-Regimes verwendet.

Das Buch ist nicht leicht zu lesen, denn Martin Prinz verzichtet zur Gänze auf die direkte Rede. Der Autor erzählt das Ungeheuerliche, das Monströse nüchtern und den Tatsachen verpflichtet.

Einige Namen, der von diesem selbst ernannten Standgericht ermordeten Personen, wie die Schwestern Olga (1918-1945) und Elisabeth Waissnix (1917-1945) oder dem Gendarmen Oskar Wammerl (1907-1945) sind mir aus anderen Büchern bekannt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem aufwühlenden und wütend machenden Zeitdokument, das nicht einfach zu lesen ist, 5 Sterne.

Bewertung vom 22.03.2025
Das Schweigen der Kegelrobben / Thies Detlefsen Bd.13
Koch, Krischan

Das Schweigen der Kegelrobben / Thies Detlefsen Bd.13


ausgezeichnet

Auf Amrum findet ein Treffen jener Gruppe von Allergikern, die 1998 als Jugendliche zur Erholung auf die Insel geschickt worden sind, statt. KHK Nicole Stappenbeck ist eine davon. Die früheren Treffen hat sie ausgelassen und reist auch zu diesem mit mehr als gemischten Gefühlen an. Ihre Intuition trügt nicht, den gleich zu Beginn wird Oliver, ein Investmentbanker, der fast alle der Gruppe um viel Geld gebracht hat, vermisst. Dennoch geben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Erinnerungen hin, die nicht in allen Fällen gute sind. Als dann Alex, der selbstverliebte Beau, tot über der Klomuschel hängt, rücken Thies Dethlefsen und die Praktikantin vom BKA Judith Foerster an, um den Todesfall zu untersuchen. Schnell ist klar, dass hier jemand nachgeholfen hat. Blöderweise ist Nicole die vermutlich Letzte, die Alex lebend gesehen hat.

Und Alex wird nicht der einzige Tote bleiben ...

Meine Meinung:

Wie wir es von Krischan Koch gewöhnt sind, legt er zahlreiche Spuren, von denen einige diesmal sprichwörtlich versanden. Mit der Praktikantin Judith Foerster bringt der Krimiautor mit dem Faible für Kinofilme und Hardrock eine neue Figur ins Spiel. Wird Judith bleiben? Es scheint, dass sich zwischen ihr und Nicole ein kleiner Zickenkrieg anbahnt. Auch Thies ist von Judiths Ermittlungsansätzen nicht ganz erbaut. Judith selbst hat eine Abneigung gegen Inseln, das Meer und vor allem gegen Kegelrobben. Warum, stellt sich im Laufe der Ermittlungen heraus.

Neben Judith ist auch Kuddel, der Sohn von Hündin Susi neu hier. Der Welpe ist ein würdiger Nachfolger seiner Schokolade liebenden Mutter, die vor kurzem das Zeitliche gesegnet hat.

Natürlich mischen die liebgewonnenen, skurrilen Gestalten wie der Schimmelreiter oder Antje aus Fredenbüll wieder mit. Obwohl Krischan Koch seinen Humor spielen lässt, widmet er sich einem ernsten Thema: Welche Traumata unüberlegte Aktionen und dumme Streiche von 15-jährigen in manchen Menschen hinterlassen. Die Rückblenden in das Jahr 1998 zeigen genau dieses. Hier wird nicht nur die mollige Melanie gemobbt - mit fatalen Folgen.

Gut gefallen haben mir wieder die aus diversen Filmen „geborgten“ Namen und Szenen. Auf Amrum schweigen nicht die Lämmer (obwohl es hier auch Schafe gibt), sondern die Kegelrobben.

Im Anhang findet sich die übliche Playlist sowie einige Rezepte.

Fazit:

Diese turbulente Fortsetzung habe ich gerne gelesen und gebe ihr 5 Sterne.

Bewertung vom 20.03.2025
Stumme Zypressen / Commissario Luca Bd.4 (eBook, ePUB)
Riva, Paolo

Stumme Zypressen / Commissario Luca Bd.4 (eBook, ePUB)


sehr gut

Der vierte Fall für Commissario Luca hat einen Hauch von einem Spaghetti-Western. Wieso?

Ein schwarz gekleideter Mann trifft mitten in der Nacht mit Auto und Anhänger in Montegiardino ein und mietet ein Zimmer bei der betagten Signora Carlotta. Schweigsam wie weiland Charles Bronson, aber ohne Mundharmonika, dreht er auf dem Dorfplatz seine Runden. Sofort machen die wildesten Gerüchte die Runde.

Die Dorfgemeinschaft ist in heller Aufregung als wenig später zwei Gänse tot im Garten liegen und ein deutscher Wanderer, der eine Ähnlichkeit mit dem Fremden hat, die über die schwarze Funktionskleidung hinaus geht, wird angeschossen.

Selbstverständlich macht man den schweigsamen Fremden dafür verantwortlich. Sogar eine Bürgerwehr wird aufgestellt. Als Luca gemeinsam mit seiner alten Freundin Aurora, der Vice-Questorin, den Namen des Mannes durch den Polizeicomputer jagt, entdecken sie, dass auch die Vice-Questorin keinen Zugriff erhält auf seine Akte erhält.

Ist er ein Mitarbeiter des Geheimdienstes oder eine Person in einem Zeugenschutzprogramm?

Meine Meinung:

Dieser 4- Fall für Commissario Luca beginnt eher gemächlich, mit dem täglichen Kleinkram eines Dorfpolizisten wie dem Abstrafen von Schnellfahrern oder den Streitigkeiten zwischen Nachbarn über zu lautes Krähen eines Hahnes mit dem Namen Gaius Iulius Caesar, um sich zu einem veritablen Kriminalfall auswächst.

Wir begegnen zahlreichen Personen, die das Leben in der schönen Toskana schon in den vorherigen Krimis, bereichert haben. Nicht zu vergessen die „Nachrichtendienste“ Maria und Fabio.

Sehr gut ist wieder das Dolce far niente des Dorfes herausgearbeitet, wenn es nicht gerade durch lärmende Hähne, tote Gänse und unheimliche Fremde gestört wird. Auch die kulinarischen Genüsse dürfen nicht fehlen.

Fazit:

Ein eher ruhiger Krimi in einer schönen Ecke Italiens, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Bewertung vom 20.03.2025
Der Schmuckpalast - Camille und der Glanz von Gold (eBook, ePUB)
Bast, Eva-Maria

Der Schmuckpalast - Camille und der Glanz von Gold (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieser zweite Teil der Familien-Saga rund um die Schmuckdynastie Cartier beschäftigt sich mit den Jahren 1873 - 1893. Das Unternehmen zählt zwar nicht zu den ersten Häusern am Platz, hat aber durch das umsichtige Wirtschaften von Louis-François Cartier einen guten Stand unter den Juwelieren von Paris. Dies ist vor allem dem diskreten Umgang mit den Kundinnen und Kunden, die zum großen Teil aus verarmten Adeligen sind, die ihre Juwelen verkaufen müssen, geschuldet.

1873 übernimmt nun Sohn Alfred Cartier die Firma, nicht gratis, sondern zu einem Ratenkauf. Alfreds Schwester Camille liefert zahlreiche Entwürfe, die von den hauseigenen Goldschmieden zu erstklassigen Schmuckstücken verarbeitet werden. Camilles Ehemann Prosper Lecomte arbeitet als Buchhalter im Familienunternehmen, während Alfreds Ehefrau Alice mit ihrer Rolle als Mutter kämpft.

Meine Meinung:

Auch dieser zweite Teil der Reihe ist ein gelungener historischer Roman, der Fakten und Fiktion sehr gut miteinander verbindet. Hier hat unter anderem Francesca Cartier Bricknells Aufarbeitung der Familiengeschichte wertvolle Hinweise gegeben.

Wie es sich für einen Roman gehört, werden zahlreiche Ereignisse geschildert, die sich so oder so ähnlich zugetragen haben- Glück und Leid liegen immer wieder eng beieinander. So wirft der frühe Tod von Jeanne, dem Kind von Camillie und Prosper dunkle Schatten auf die Familie sowie wirtschaftliche Schwierigkeiten, die nicht ausschließlich durch äußere Umstände verursacht werden.

Ein wichtiger Bestandteil des Erfolges dieser Familie ist dem Umstand geschuldet, dass die Frauen der Dynastie ihre eigenen Ideen und Kreativität einbringen dürfen. Zwar werden die Töchter in der Erbfolge nicht berücksichtigt, da es Söhne gibt, trotzdem ist die Familie Cartier ihrer Zeit weit voraus.

Geschickt flicht Eva Maria Bast neben den gesellschaftlichen Ereignissen auch den Ideenreichtum der weiblichen Familienmitglieder ein, der unter anderem zu einer Kooperation mit dem Couturier Charles Frederick Worth führen wird. Eine andere Zusammenarbeit, nämlich jene mit dem Uhrmacher Baudet wird für Cartier ein neues, Erfolg versprechendes Standbein sein. Dazu dann mehr im dritten Teil der Familien-Saga.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 16.03.2025
Tödliches Gebet / Ein Fall für Commissaire Campanard Bd.2
Anour, René

Tödliches Gebet / Ein Fall für Commissaire Campanard Bd.2


ausgezeichnet

Für seinen zweiten Fall vertauscht der für seine unorthodoxen Methoden bekannte, um nicht zu sagen berüchtigte, Commissaire Louis Campanard sein farbenfrohes Outfit mit dem schwarzweißen Habit eines Zisterziensermönches, um im Kloster von Sénanque undercover zu ermitteln.

Was ist passiert?

Frére Bernard, einer der Mönche, hat Campanard vor einigen Jahren aus einer Lebenskrise geholfen, und als nun verstörende Nachrichten von einem Teufel aus Bernards Kloster an Campanards Ohr dringen, ein Mönch spurlos verschwindet und Bernard auf der Fahrt zu Campanard tödlich verunglückt, ist es für den Commissaire nur allzu selbstverständlich, diesen Vorgängen auf den Grund zu gehen. Dafür opfert er seine geliebten Hawaiihemden und die Schlafanzüge mit Mohnblumen - zumindest für einige Zeit - und geht als Visitator ins Kloster.

Gemeinsam mit Linda Delacours und Pierre Olivier verlegt Campanard sein neues Hauptquartier nach Cordes, also in die Nähe des Klosters. Dass das Trio mit seinen besonderen Fähigkeiten von der dortigen Polizeichefin Capitaine Dubac mit Argwohn beäugt wird, ergibt sich zwangsläufig.

Die Situation eskaliert und Louis, Linda und Pierre müssen jeweils auf sich alleine gestellt Nachforschungen betreiben, die zahlreiche Abgründe der menschlichen Seele offenbaren.

Meine Meinung:

René Anour ist mit diesem Krimi eine hinreißende Fortsetzung gelungen, bei der sehr wenig so ist, wie es scheint. So entpuppt sich ein Mönch als Fan von Faustschlägen, ein Abt als Verwandter eines Unterweltsbosses und einige Mönche feiern gemeinsam mit Personen aus der Umgebung ein Bacchanal, ohne Bekleidung aber mit vielen Umarmungen.

Wie wir es vom Autor gewöhnt sind, verbindet er kulinarische Genüsse mit der Beschreibung der Umgebung. So gelingt es mühelos, den Mönchen bei der Ernte der Lavendelblüten zuzusehen und den Duft des Lavendels wahrzunehmen.

Zahlreiche überraschende Wendungen lassen niemals Langeweile aufkommen. Der eine oder andere Charakter verspielt ziemlich schnell die Sympathien, die ihm entgegengebracht werden.

Der Krimi ist flüssig zu lesen und spart nicht mit spannenden Szenen. Die Auflösung ist so spannend wie ungewöhnlich. Ich hatte eine ungefähre Ahnung, die sich letztlich nur zur Hälfte bewahrheitet hat.

Schmunzeln musste ich über Georges, den Gedichte schreibenden Gastwirt, bei dem das Trio abgestiegen ist. Den hat Campanard ganz schön an der Nase herumgeführt.

Ich hoffe, das Geheimnis um Louis Campanards Lebenskrise wird in einem der nächsten Fälle doch noch gelüftet.
Es schadet nicht, den ersten Fall (Tödlicher Duft) zu lesen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Krimi, der bis zu letzten Seite fesselt 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 16.03.2025
Die Tote aus der Emscher
Kersken, Peter

Die Tote aus der Emscher


ausgezeichnet

Peter Kersken, Autor und Chronist des Ruhrgebiets, nimmt uns in diesem düsteren historischen Roman in den September des Jahres 1816 mit. Napoleon ist endgültig besiegt und in der Verbannung auf St. Helena. Die ehemals französischen Eroberungen wie das Herzogtum Berg stehen (wieder) unter preußischer Verwaltung. Seit Monaten wird Europa von Dauerregen und Kälte heimgesucht. Die Bauern können ihre Felder kaum bestellen und das wenige, was angebaut worden ist, kann wegen der fehlenden Sonnenwärme nicht reifen und verfault auf den Feldern. Niemand kann sich an eine so nasse Periode erinnern bzw. findet eine plausible Erklärung für die Unwetter. Daher machen sich alte Urängste in der Bevölkerung breit und der schon längst vergessen geglaubte Glaube an Hexen feiert Wiederauferstehung.

Als Anna, eine kräuterkundige Kleinhäuslerin, tot aus der Emscher gezogen wird, ermittelt der preußische Untersuchungsrichter Anton Demuth vor Ort. Er bezieht Quartier in der Poststation und beginnt mit seinen Befragungen. Dabei stößt er auf einige Frauen, die Anna als Hexe bezeichnen und machen sie für Krankheit und Elend sowie den Tod mehrerer Personen verantwortlich. Leider sind diese Frauen keinem vernünftigen Argument zugänglich und verweigern, den Tatsachen in die Augen zu sehen. Selbst der Gemeindepfarrer kann gegen deren Hass nichts ausrichten.

Demuth geht mit Sorgfalt und Akribie seiner Arbeit nach. So werden zahlreiche Personen befragt, unter anderem eine gastierende Schaustellertruppe und ein Bayer, der sich ebenfalls in der Poststation einquartiert hat und sich eigenartig verhält. Fremde sind zwar auf einer Poststation nicht selten, doch die Verweildauer eher kurz, weshalb der Bayer doch recht auffällt. Seine Geschichte, die Demuth zu Tage fördert ist so skurril, dass er sie schon für bare Münze nimmt.

Die Untersuchungen nehmen ihren Lauf und langsam gehen Demuth die Verdächtigen aus, bis ihn ein Zeitungsartikel auf die richtige Spur bringt ...

Meine Meinung:

Dieser historische Roman beruht auf historischen Tatsachen. Das Jahr 1816 geht als „Jahr ohne Sommer“ in die Annalen ein. Rund 100 Jahre später wird man den Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im April 1815 als Ursache erkennen.

Wir dürfen dem Untersuchungsrichter Anton Demuth bei seinen Ermittlungen über die Schulter schauen. Ich finde es immer recht spannend, wie die damaligen Ermittler ohne die zahlreichen Helferleins, die heutigen Polizisten zur Verfügung stehen, Verbrechen aufklären. Natürlich sind das eine oder andere unentdeckt und daher ungesühnt geblieben. Interessant finde ich die Anmerkung, dass zwischen erwachsenen und minderjährigen Tätern unterschieden worden ist. War das wirklich so? Ich bin zwar Österreicherin und keine Juristin, aber ich glaube gelesen zu haben, dass man das erst ab 1871 zumindest auf dem Papier so gehalten hat. Aber, vielleicht ist das ein Relikt aus dem französischen Code Civil, der ja um 1816 in den einigen ehemaligen französischen Eroberungen noch gegolten hat.

Autor Peter Kersken gelingt es vortrefflich die düstere Stimmung einzufangen. Da sind zum einem die wetterbedingte Angst vor einer Hungersnot und zum anderen sowohl der generelle Argwohn Fremden gegenüber als auch der Neid auf jene Menschen wie Anna, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen, um das Beste daraus zu machen.

Schrecklich sind diese verbohrten und missgünstigen Weiber, die, auch wenn sie nicht persönlich Hand an der Toten angelegt haben, dennoch für deren Tod verantwortlich sind. Ein Großteil des Hasses auf Anna speist aus der Tatsache, dass sie ohne Ehemann gelebt hat.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman aus dem Ruhrgebiet um 1816 eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 16.03.2025
Wettlauf in Triest (eBook, ePUB)
Neuwirth, Günter

Wettlauf in Triest (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Während ganz Triest dem großen Derby im Ippodromo di Montebello entgegenfiebert, bekommt es Inspector Bruno Zabini mit einer übel zugerichteten weiblichen Leiche zu tun, die in der Nähe der Pferderennbahn gefunden wird.
Die Ermittlungen gestalten sich als zäh, denn die Tote ist zunächst unbekannt, wird aber dann als Prostituierte identifiziert.

Recht bald kann Zabini einen Verdächtigen festnehmen, den er aber bald wieder frei lassen muss, weil während seiner Haft eine weitere Frau nach derselben Methode ermordet worden ist. Im Kotter zu sitzen ist wohl das beste Alibi.

Zahlreiche Spuren, denen Bruno Zabini mit seinem Tatortkoffer nachgeht, deuten auf das Umfeld der Trabrennbahn hin. Nun muss sich Zabini mit Fabrizio Renzullo, einem ziemlich erfolglosen, aber verliebten Buchmacher, dem mürrischen Magazineur Gino Foda und seinem Hund sowie skrupellosen Zuhältern und Menschenhändlern herumschlagen.

Bei den Ermittlungen wird auffällig oft eine Personenbeschreibung geliefert, die an einen von Brunos Kollegen denken lässt. Kann es sein, dass ein Polizist Strippenzieher dieser Machenschaften ist? Der Verdacht liegt nahe, denn die Indizien verdichten sich, weshalb Polizeidirektor Dr. Rathkolb, einige Akten anfordert und durchackern lässt, was wiederum den Geheimdienst seiner Majestät nicht untätig sein lässt.

Damit beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn all diese Aktionen sind nicht unbemerkt geblieben und der Verdächtige bereitet seinen Abgang vor.

Meine Meinung:

Günter Neuwirth ist wieder eine tolle Fortsetzung der Reihe rund um Bruno Zabini gelungen. Diesmal lesen wir nichts über Dampfschiffe oder Eisenbahnen, sondern dürfen Zabini in seinem Labor, das er in der Dienststelle eingerichtet hat, über die Schulter schauen.

Während wir Leser den verliebten Buchmacher begleiten und das schwarze Schaf in der Polizei ausmachen, benützt Bruno Zabini, die ihm zur Verfügung technische Ausrüstung. So arbeiten Bruno und seine Mannschaft nach dem von Professor Dr. Hans Gross (1847-1915) 1893 herausgegebenen „Handbuch für Untersuchungsrichter als System der Kriminalistik.“. Es wird also das Mikroskop zur Spurenanalyse herbeigezogen und ein Treffer führt die Ermittler wieder ins Ippodromo.

Auch sonst ist der Fortschritt langsam aber sicher in der Triestiner Polizeidirektion eingezogen: Bis auf Inspector Emilio Pittoni, der alles, was Zabini für gut hält, ablehnt, schreibt man nun mit Schreibmaschinen statt mit der Hand. Demnächst sollen sogar Telefone und Fernschreiber angeschafft werden.

Daneben erhalten wir wieder Einblick in Brunos Privatleben.

Fazit:

Eine gelungen Fortsetzung dieser historischen Krimi-Reihe, die uns wieder nach Triest als es noch österreichisch war, führt. Gerne gebe ich wieder 5 Sterne.