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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1027 Bewertungen
Bewertung vom 19.12.2024
Die Verknöpften
Behnke, Andrea

Die Verknöpften


ausgezeichnet

Die Verknöpften sind Liselotte, Minna, Leon und Hilli. Liselotte hat für die Mädchen Freundschaftsbänder genäht, die mit einem Knopf verschlossen werden und ihre Freundschaft für immer besiegeln sollen.

„Jede macht bei einer von uns den Knopf zu. So sind wir für immer verknöpft.“ (S.27)

Leider hält der Zauber der Freundschaftsbänder nicht lange, denn die Geschichte spielt kurz vor Beginn des 2. Weltkriegs in Bochum.

Eingerahmt wird die Geschichte der vier Kinder von zwei Sequenzen aus dem Ghetto in Riga, wo sich ihre frühere Lehrerin um Kinder und Kranke kümmert, solange ihr dies möglich ist.
In Bochum im Herbst 1938 spürt man gleich zu Beginn der Geschichte den kalten Hauch der nationalsozialistischen Regierung. Denn für Personen, die für die Regierung nichts wert oder unerwünscht sind, fängt die Verfolgung und der Krieg schon sehr viel früher an.

Leon kommt mit Verletzungen in die Schule und wird kurze Zeit später zum Schutz tagtäglich von seiner Lehrerin nach Hause begleitet, damit er nicht weiterhin von anderen Kindern verprügelt wird.
Wenn Liselotte und Minna Hilli besuchen wollen, müssen sie aufpassen, dass keiner sie dabei beobachtet, aber viel zu schnell sind die Treffen unter den drei Freundinnen nicht mehr durchführbar.
Die berufliche Existenz von Liselottes Eltern wird in einer Novembernacht innerhalb weniger Stunden zerstört.
Andrea Behnke macht das jüdische Leben in dieser grausamen Zeit jedoch nicht nur greifbar durch die Schrecken, sondern auch durch das Teilen jüdischer Traditionen, Feste und Speisen.

Durch die Augen eines Kindes mit jüdischem Glauben erfahren Leser*innen hautnah von zerbrechenden Freundschaften, erleben den Schrecken der Nacht des 9. November – der Reichspogromnacht – und spüren die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die manch einen angesichts dieser Schrecken ereilt, aber auch die Hoffnung auf ein neues Leben in einem neuen Land.
Leider ist diese Geschichte kein Märchen, sondern ein sehr dunkles, wenn nicht das dunkelste Kapitel überhaupt der deutschen Geschichte, und so wird der Ring der vier Freunde in der Tat in alle Himmelsrichtungen zersprengt.

Wieder hört Ilse Hirschberg das Lied, das Lied vom festgebundenen Kälbchen.
Und am Himmel fliegt ein Vogel davon. (S.132)

Ich habe schon viele Bücher aus der Zeit des 3. Weltkriegs gelesen, was der Geschichte den Schrecken jedoch nicht nimmt.

Die Autorin lässt die Erzählung um die vier Verknöpften nicht alleine im Raum stehen.
Im Anhang finden sich im Nachwort die Geschichte von Else Hirsch aus Bochum. Die Geschichte der Lehrerin Ilse Hirschberg im Buch ist die wahre Geschichte von Else Hirsch.
Außerdem befindet sich ein Glossar am Ende des Buches, mit einigen Wörtern und Begriffen aus der Geschichte, sowie ein Bildnachweis.
Die Ausgabe im Verlag Monika Fuchs ist eine überarbeitete Neuauflage der Geschichte, die ursprünglich 2021 im Ariella Verlag erschienen ist.

Aufgrund der Erzählperspektive und des kompakten Umfangs wünsche ich mir, dass diese Geschichte sehr lange lieferbar bleibt und vielleicht den Weg als Lektüre in das eine oder andere Klassenzimmer als Schullektüre findet.
Die Sprache ist einfach genug, damit Kinder die Geschichte alleine lesen und verstehen können und dennoch inhaltlich so anspruchsvoll, dass sie ebenso geeignet für Erwachsene ist.

Bewertung vom 19.12.2024
So schmeckt mein Weihnachten
Lindgren, Astrid;Eriksson, Fredrik

So schmeckt mein Weihnachten


ausgezeichnet

Die Veröffentlichung „So schmeckt mein Weihnachten“ ist eine wundervolle Schatzkiste mit Erinnerungen Astrid Lindgrens an frühere Weihnachten, aber auch Auszügen aus den Weihnachtsfesten ihrer Buchfiguren. So erlebt man unter anderem Michel aus Lönneberga, die Kinder aus Bullerbü und Pippi Langstrumpf dabei, wie sie ihr Weihnachten begehen.

Astrid Lindgrens Weihnachten und das Weihnachten ihrer literarischen Helden ähneln einander, auch was das Weihnachtsessen betrifft. Dies verwundert nicht, hat Lindgren ihren Figuren doch viele Erinnerungen aus ihrer Kindheit mitgegeben.
Dieses Buch als Kochbuch zu bezeichnen mag zwar nicht falsch sein, wird ihm aber nicht ansatzweise gerecht.
Die Rezepte machen tatsächlich nur einen Bruchteil des gesamten Buches aus. Neben den bereits erwähnten Buchauszügen, befinden sich im Buch auch wunderschöne und stimmungsvolle Fotos, appetitanregende Foodfotografie, sowie Illustrationen verschiedener Künstler aus ihren Werken.
Ergänzt wird das Ganze noch durch Notizen Astrid Lindgrens, Erinnerungen ihrer Familienmitglieder und Fotos von ihr und ihrer Familie.

Das Buch wurde nach Anlässen untergliedert in:
Erster Advent
Lucia
Adventssonntage
Der Tag vor Heiligabend
Heiligabend
Der erste Weihnachtstag
Der zweite Weihnachtstag
Silvester
Heilige drei Könige
Sankt-Knuts-Tag

Von den Rezepten haben mich die Gerichte mit Fleisch und Fisch nur wenig angesprochen. Zumal hier auch recht spezielle Zutaten zum Einsatz kommen, wie beispielsweise Rentierfleisch. Gerade die süßen Rezepte eignen sich aber durchaus zum Nacharbeiten, wie Apfeltorte, Pfefferkuchen oder weiße Weihnachtsgrütze (Milchreis).

Die Auszüge aus Lindgrens Werken laden dazu ein, sie an den Advents- und Weihnachtstagen zu lesen oder vorzulesen, und wecken die Lust darauf die entsprechenden Werke – erneut – zu lesen oder sich die dazugehörigen Verfilmungen anzusehen.

Im Anhang des Buches finden sich ein Rezeptregister, sowie ein Bildverzeichnis und ein Quellenverzeichnis.

Es ist ganz schön albern, so viel über Weihnachten zu schreiben, als wäre das Fest von welthistorischer Bedeutung.
Ich weiß nicht, warum ich es tue, es ist einfach so passiert.

aus Astrids Notizen, 1962

Dieses Werk bietet sehr unterschiedlichen, aber durchweg wunderschönen weihnachtlichen Inhalt, und wird auch sicherlich nach Jahren nicht langweilig werden es zu lesen, vorzulesen, anzuschauen oder das eine oder andere Rezept aus Astrid Lindgrens schwedischen Weihnachten daraus nachzukochen oder nachzubacken!

Bewertung vom 19.12.2024
Der Weihnachtsmannmord
Marschall, Anja;Srugies, Carolyn

Der Weihnachtsmannmord


ausgezeichnet

Im Traditionskaufhaus Härtling geht es in der Vorweihnachtszeit alles andere als besinnlich zu. Dies erfährt der Leser bereits auf den ersten Seiten, als kommuniziert wird, dass das Kaufhaus Anfang des nächsten Jahres von einer Schweizer Investorengruppe übernommen werden soll. Die Geschäftsführerin Corinna Rudloff bekommt bei dieser Meldung kalte Füße, denn sie verfolgt eigene Ziele und gerät mit dieser kurzfristigen Meldung unter zeitlichen Druck.
Als kurze Zeit später der Kaufhausweihnachtsmann Eddi bei seiner Show von der Brüstung stürzt und dabei stirbt, hat man als Leser schnell die Geschäftsführerin unter Verdacht. Zumal Eddi nur kurz zuvor Wind von ihren Machenschaften bekommen hat.
Aber würde Corinna Rudloff wirklich bis zum Äußersten gehen und sich einen Mord anlasten? Oder könnte es doch ein Unfall gewesen sein? Die Polizei zumindest konzentriert sich lieber auf einen Juwelenraub in der gleichen Straße, statt im Todesfall zu ermitteln.
Doch Kaufhausdetektiv Kurt, der früher selbst bei der Polizei gearbeitet hat, ist sich sicher, dass hinter dem Tod von Eddi mehr steckt, als es zunächst den Anschein hat. Deswegen ermittelt er auf eigene Faust, nicht zuletzt, weil ihn mit Eddi eine Freundschaft verbunden hat. So lernt der Leser auch andere Angestellte des Kaufhauses näher kennen, und nach und nach kommt heraus, dass es vielerlei Gründe für einen Mord an Eddi gegeben hätte …

„Der Weihnachtsmannmord“ lebt von seinen Figuren, die dank der Päckchen, die jede von ihnen zu tragen hat, so nahbar und lesenswert sind. Die Charakterzeichnungen sind allesamt sehr gut gelungen, im positiven wie auch im negativen Sinn. Die Darstellungen besitzen viel Tiefe, sowie Ecken und Kanten.
Das Personal des Buches lebt beziehungsweise arbeitet nicht nur nebeneinander her. Die Einzelschicksale sind durch die Vergangenheit einzelner Personen miteinander verknüpft. Und auch in der Gegenwart verbinden sich die Schicksale einiger Akteure.
Nicht immer bezüglich der Mördersuche, sondern auch im romantischen oder freundschaftlichen Sinn. Immerhin ist die Geschichte trotz Mord eine Weihnachtsgeschichte und so bietet sie neben Spannung auch besinnliche sowie zwischenmenschliche Momente.

Ich fand den Roman so fesselnd und unterhaltend, dass ich ihn in einem Rutsch durchgelesen habe. Immer wieder gibt es frische Impulse durch weitere Nebendarsteller, Wendungen in den Ermittlungen und neue Erkenntnisse, die die Ermittlungen ausweiten.
Allen voran trägt Kaufhausdetektiv Kurt durch die Geschichte, der von Anfang an Sympathieträger ist. Umso mehr freut man sich als Leser für ihn über den Verlauf der Story, die man sich am besten mit weihnachtlichem Gebäck und einem heißen Getränk zu Gemüte führt!

Bewertung vom 14.12.2024
Ein Stern in der Fremde
Desnitskaya, Anna

Ein Stern in der Fremde


ausgezeichnet

Noch heute nimmt meine Tochter ihr Lieblingskuscheltier mit in den Urlaub. Häschen ist ein Stück Zuhause. Nach ein paar Tagen kehren wir wieder zurück.
Daneben gibt es Menschen, die verlassen ihr Zuhause nicht aus freien Stücken über einen festgelegten Zeitraum. Sie müssen in einem fremden Land Zuflucht suchen, weil Krieg ausgebrochen ist und kehren vielleicht niemals in ihre Heimat zurück. Und oft müssen sie dort alles zurücklassen.
Anna Desnitskaya erzählt in „Ein Stern in der Fremde“ eine dieser Geschichten, die auch ihre ist, denn bis 2022 hat Anna ihr Leben in Moskau verbracht.
Aus einem Urlaub in Zypern kehren Anna und ihre Familie nicht nach Hause zurück, nachdem sie in den Nachrichten sehen, dass Russland in die Ukraine einmarschiert ist.
Ihre Geschichte erzählt sie im Nachwort des Buches.

Ein Mädchen erzählt von ihrem früheren Leben in einer Großstadt. In der Wohnung, in der sie dort gemeinsam mit ihrer Mutter gelebt hat, stand im Küchenfenster eine sternförmige Papierlampe. Diese konnte das Mädchen schon von Weitem sehen, wenn sie abends von der Musikschule nach Hause kam.
Dann begann der Krieg und das Mädchen ging gemeinsam mit ihrer Mutter in ein anderes Land.

Anna Desnitskaya erzählt die Geschichte in kurzen Sätzen, alles andere übernehmen ihre aussagekräftigen und formatfüllenden Illustrationen.
Zu Beginn ist in dem neuen Land alles fremd, dunkel und verregnet. Man versteht nicht, was die Menschen reden, die Reklameschilder an den Geschäften lassen sich nicht entziffern.
Die Wohnung ist fremd, kalt und unpersönlich, das Essen nicht wie früher Zuhause.
Irgendwann ist die Mutter anders und die Tochter auch, sie werden sich selbst fremd.
Bis die Mutter eines Tages mit einer Tüte vom Einkaufen zurückkehrt, in der sich alles befindet, was notwendig ist, um einen Stern zu basteln.

Dank des Sterns ist bald alles etwas weniger fremd und fängt an sich wie ein neues Zuhause anzufühlen.
Wo vorher alles dunkel und unverständlich war, zieht mit dem Licht des Sterns nun auch mehr und mehr Farbe in den folgenden Illustrationen ein.
Plötzlich versteht man die Menschen, die auf den Straßen unterwegs sind und kann die Schilder an den Geschäften lesen.
Ein einfaches und so beeindruckendes Stilmittel, um darzustellen, wie anders und fremd sich in einem neuen Land zu Beginn alles anfühlt und wie wichtig es ist, ein Stück alte Heimat in der Fremde zu haben oder wiederzufinden.

„Ein Stern in der Fremde“ ist sowohl bedrückend als auch beeindruckend als auch hoffnungsspendend.
Bedrückt hat mich sowohl Annas eigene Geschichte als auch die Passage im Buch, als Tochter und Mutter sich selbst gegenüber fremd wurden.
Beeindruckt hat mich der Einsatz der verwendeten Mittel, mit denen die Autorin fast ohne Worte darstellt, wie sich Fremde anfühlt und was passiert, wenn aus Fremde nach und nach eine neue Heimat wird.
Hoffnung spendet Annas Geschichte, denn ihre Familie und sie leben heute in Montenegro, wo es Anna möglich war, ihre und die Geschichte so vieler anderer vorm Krieg geflüchteten Menschen zu erzählen.

Bewertung vom 14.12.2024
Mord und Hochzeitsspitzen
Marcks, Helga-Maria

Mord und Hochzeitsspitzen


sehr gut

Kennt noch jemand den Film „Arsen und Spitzenhäubchen“ aus dem Jahr 1944? Ein bisschen erinnerte mich die Beschreibung zu „Mord und Hochzeitsspitzen“ an diesen Film.
Nach dem Lesen sehe ich immer noch Inspiration aus dieser Richtung. „Mord und Hochzeitsspitzen“ erzählt jedoch eine eigenständige und neue Geschichte. Aber als Tipp von mir, falls jemand den Film kennt und etwas in dieser Richtung in Romanform sucht: hier ist etwas ;)

Judy und Titty sind ältere Schwestern, die gemeinsam in der Toskana in einer alten Villa wohnen. Nach außen hin La Dolce Vita unter der Sonne Italiens, verbirgt sich hinter der Fassade ein dunkles Geheimnis.
Für die Leser des Romans macht Helga-Maria Marcks allerdings gar kein Geheimnis aus den Machenschaften des Schwesternduos. Aber obwohl sie die vermeintlich Bösen sind, insofern man keine Hintergründe hinzuzieht, schlägt sich der Leser von Anfang an auf die Seite der Schwestern.
Im Gegensatz zur Leserschaft tappt das restliche Personal des Romans jedoch im Dunkeln oder kommt den Taten der Geschwister erst nach und nach auf die Spur.
Schwarzer Humor und etwas Slapstick sind das Herz der Geschichte und machen ein bitteres Thema leichter verdaulich als es bei einem Krimi mit ernster Note der Fall wäre.
Dem Schauplatz Toskana ist es zu verdanken, dass die Geschichte mit italienischen Gerichten, Redewendungen und Äußerungen gespickt ist, als dies gibt dem Ganzen eine weitere Leichtigkeit mit auf den Weg.
Die ganzen skurrilen Dinge, die in der Geschichte passieren oder den Protagonisten als Eigenschaften mit auf den Weg gegeben wurden, die muss man gelesen haben, ich wüsste sonst gar nicht, wo anfangen und wo aufhören.

Gegen Ende, wenn es von Mord in Richtung Hochzeit geht, um es mit dem Titel zu sagen, überschlagen sich die Ereignisse nahezu, aber unter Zuhilfenahme mehrerer Epiloge löst sich das Ganze zum Schuss sauber auf.

Ernstes Grundthema, welches einem Psychothriller zugrunde liegen könnte, als Krimikomödie verpackt? Ja, das funktioniert, und zwar sehr gut!
Schräge Figuren und italienisches Lebensgefühl, ein sehr unterhaltsamer Roman, der sich leicht wegschmökern lässt.

Bewertung vom 11.12.2024
Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch - Das Hörspiel
Ende, Michael

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch - Das Hörspiel


ausgezeichnet

„Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ ist erschienen, als ich im Teenageralter war. Tatsächlich weiß ich nicht mehr, ob ich ihn damals als Jugendliche oder erst im jungen Erwachsenenalter gelesen habe. Tatsache ist jedoch, dass ich diese Geschichte inzwischen nicht nur mehrfach gelesen, sondern auch als Hörbuch gehört, sowie als Theaterinszenierung gesehen habe. Die Geschichte hat bis heute nichts von ihrer Magie für mich verloren. Meine Begeisterung ist ungebrochen. Natürlich musste ich deshalb auch der neuen Hörspielfassung lauschen.

Dieses Kinderbuch ist wohl die lustigste Geschichte, die Michael Ende jemals verfasst hat, obwohl sie ein ernstes Thema behandelt.
Die beiden Tiere Maurizio di Mauro, ein Kater, und Jakob Krakel, ein Rabe, wurden vom Hohen Rat der Tiere eingesetzt, um die Schwarzmagier Beelzebub Irrwitzer und Tyrannja Vamperl daran zu hindern die Welt zu zerstören.
Die Geschichte spielt komplett am letzten Tag des Jahres, an Silvester. Der Magier Beelzebub Irrwitzer wird von einem Beamten der Hölle aufgesucht, der ihm androht ihn zu pfänden, insofern er nicht bis Mitternacht sein Soll an bösen Taten erfüllt hat.
Zu seinem Glück kennt Beelzebub das Rezept für einen satanarchäolügenialkohöllischen Punsch, der ihm helfen könnte, sein Soll bis Mitternacht zu erfüllen. Zu seinem Pech besitzt er nur eine Hälfte des Punschrezepts, die andere gehört seiner Tante Tyrannja Vamperl.
Widerwillig tun sich die beiden zusammen, da auch Tyrannja Besuch aus der Höhle und die Androhung einer Pfändung erreicht hat.
Während die beiden im Labor Irrwitzers den Punsch brauen, begeben sich Maurizio und Jakob auf die scheinbar aussichtslose Mission den Untergang der Welt auf den letzten Glockenschlag der Silvesternacht zu verhindern.

Die neue Hörspielfassung steht dem von mir so geliebten Buch und der vom Autor gelesen Hörbuchfassung in keinster Weise nach.
Die Sprecher*innen leisten einen hervorragenden Job, sodass ich die Figuren vor meinem inneren Auge agieren sehen konnte und mich um Jahrzehnte in der Zeit zurückgesetzt fühlte, als ich früher dem Hörbuch gelauscht habe.
Sehr gut kommt der zu Beginn so naive Charakter des Katers zum Tragen, wie auch der Wahnsinn der beiden Schwarzmagier, der bekanntermaßen dem Genie so nahe liegt. Sehr lustig wird es, wenn die Geschichte weiter voranschreitet, und Irrwitzer und Tyrannja merklich zu tief ins Glas beziehungsweise den Punschkessel geguckt haben ;)

„Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ hat leider!!! nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Umweltzerstörung ist ein Thema, das eher noch schwerer wiegt als Ende der 80er, als Michael Endes Buch veröffentlicht wurde. Umso wichtiger, dass es immer noch gelesen und vom Verlag der jetzigen Generation durch eine Überarbeitung näher gebracht wird.
Dabei muss ich sagen, dass dies behutsam geschehen ist, der Wunschpunsch ist immer noch der Wunschpunsch, wie man ihn von früher kennt, aber mit einer genialen neuen Covergestaltung. Ich bin begeistert von dem Doppelsinn in dieser Illustration, bei der der ausgekippte Punschkessel gleichzeitig die Silhouetten der beiden Magiergesichter ergibt.

Das Hörspiel dauert nur etwas mehr als zwei Stunden. Damit ist es auch für Kinder geeignet, die vielleicht noch keinen langen Atem für längere Geschichten haben. Es ist sehr kurzweilig und witzig gesprochen, sodass die Zeit wie im Fluge vergeht.
Zudem besitzt Michael Endes Erzählung die Magie, dass sie sowohl kleine als auch große Menschen verzaubern kann!

Bewertung vom 11.12.2024
Kühe im Gleis (MP3-Download)
Rohn, Reinhard

Kühe im Gleis (MP3-Download)


sehr gut

Jahrelang war Reinhard Rohn zwischen Köln und Berlin mit der Bahncard 100 unterwegs. Er hat in dieser Zeit wohl so ziemlich alles in seinen Erfahrungsschatz aufgenommen, was bei der Bahn schiefgehen, passieren oder auch ausfallen kann.

Ebenfalls zeit meines Lebens Bahnfahrerin, sowohl auf Kurzstrecken im täglichen Pendelverkehr als auch mit Fernzügen im Urlaub, habe ich viele seiner Erfahrungen selbst schon gemacht. Ich kann daher bezeugen, egal wie unglaublich einige seiner Geschichten klingen mögen, sie beruhen auf Tatsachen!
Die Episoden sind immer nur wenige Minuten lang und beim Zuhören weitaus lustiger, als wenn man die Situationen am eigenen Leib erfahren muss. Denn auch mich hat es nicht nur einmal getroffen, dass ich nicht wusste, ob ich es auf Grund unvorhergesehener Zwischenfälle rechtzeitig zu Terminen schaffe. Tatsächlich planen wir auf Urlaubsreisen immer einen großzügigen Puffer für Umstiege ein, sodass wir oftmals länger unterwegs sind, als es notwendig wäre, könnte man sich auf die Fahrpläne der Bahn verlassen.
So gibt Reinhard Rohn am Ende der Geschichtensammlung seinen Hörern oder Lesern die wichtigsten Regeln für Bahnfahrer mit auf den Weg, sowie die Erkenntnis „Wir lieben die Bahn, doch sie liebt uns leider nicht.“
Und ja … Trotz aller Widrigkeiten weiß ich, genau wie Reinhard Rohn, die Vorzüge des Bahnfahrens immer noch zu schätzen. Und sei es nur, dass man in Ruhe ein Buch lesen beziehungsweise ein Hörbuch hören kann, sollte man mal wieder einen Anschluss verpassen;)

Die Geschichten sind ein kurzweiliges Hörvergnügen. Sie vermögen zwar nicht sonderlich zu fesseln oder lange im Gedächtnis zu verbleiben, aber sie bieten gute Unterhaltung. Nicht zuletzt dank zahlreicher Aha-Momente eigener Erfahrungen.

Bewertung vom 11.12.2024
O du schreckliche

O du schreckliche


gut

Dass Weihnachten nicht immer das Fest der Liebe ist, zeigt dieses kleine Buch, welches folgende Autoren und Geschichten in sich vereint:

David Selaris: Weihnachten heißt schenken
Axel Hacke: Zeit der Rituale
John Updike: Die zwölf Schrecken der Weihnacht
Saki: Berties Heiligabend
T.C. Boyle: Beat
Daniel Glattauer: Die beliebtesten Weihnachtskrisen und die besten Anlässe für Streit
Joachim Ringelnatz: Einsiedlers Heiliger Abend
Robert Benchley: Richtiges Weihnachten nach altem Brauch
Karl Valentin: Das Weihnachtsgeschenk
Salomo Friedländer: Das Weihnachtsfest des alten Schauspielers Nesselgrün
Jan Weiler: Der Nikolaus war da!
Hans Fallada: Der gestohlene Weihnachtsbaum
Martin Suter: Weihnachten ignorieren
Lucia Berlin: Noel. Texas. 1956
Joachim Ringelnatz: Die Weihnachtsfeier des Seemanns Kuttel Daddeldu
Ludwig Thoma: Eine Weihnachtsgeschichte
Robert Benchley: Ein Weihnachtsnachmittag
Saki: Reginalds weihnachtliche Lustbarkeit
Marcel Huwyler: Ihr Kinderlein kokset
Joachim Ringelnatz: Silvester

Als „schrecklich“ und „garstig“ betitelt, war mir von vorneherein klar, dass diese Kurzgeschichtensammlung nicht die üblichen Weihnachtsgeschichten beinhaltet.
Leider hat der spezielle, teils schwarze, Humor meinen Nerv nur bedingt getroffen, sodass mir in Summe nur ein Teil der Geschichten gefallen haben. Tatsächlich waren es in meinem Fall vorrangig die Klassiker und deutschsprachigen Autoren, die mir zugesagt haben. Mit den Geschichten der englischsprachigen Autoren hingegen konnte ich kaum etwas anfangen.
Eine Kurzgeschichtensammlung, zumal aus der Feder verschiedenster Autoren, ist immer eine gemischte Tüte mit einem gewissen Glücksfaktor. Manchmal enthält sie mehr von der Sorte Bonbons, die man gerne mag, ein anderes Mal die, die man aussortiert. In diesem Fall habe ich zu einer gemischten Tüte gegriffen, die nur wenig von meinen Lieblingssüßigkeiten enthalten hat.
So kann ich zu dem Buch weder zuraten noch davon abraten. Deshalb die Auflistung des Inhaltsverzeichnisses, an dem man sich orientieren kann, ob einem die enthaltenen Geschichten zusagen.

Die Ausführung des kompakten Büchleins finde ich hingegen sehr gelungen. Das Covermotiv von David Sernau folgt ebenso wie der Inhalt nicht den üblichen Weihnachtsklischees. Dunkles Grün und sattes Pink erinnern an die klassische weihnachtliche Farbkombination grün-rot. Die Vorsatzseiten sind glänzend Gold gehalten.

Bewertung vom 11.12.2024
Tiao Tiao
Ziebe, Joachim

Tiao Tiao


ausgezeichnet

„Tiao Tiao – Das chinesische Gespenst“ existiert bereits seit einigen Jahren als inzwischen dreiteilige Hörspielreihe. Diese entstand wie auch das Buch auf Initiative und in Kooperation mit dem Konfuzius-Institut Frankfurt am Main.
Wenig verwunderlich also, dass Autor Joachim Ziebe das chinesische Gespenst im Frankfurter Senckenberg Museum spuken lässt.
Nun ist das erste Abenteuer von Tiao Tiao als von Ingo Römling illustrierte zweisprachige Ausgabe erschienen, sodass man es auch nachlesen kann. Und nicht nur das, die chinesische Übersetzung eignet sich für Lernende der chinesischen Sprache ab Niveau HSK 5 und bietet einen zusätzlichen Vokabelteil.
Zum Lesen der chinesischen Übersetzung sollte man also schon Chinesisch können, zum Chinesisch Lesen Lernen ist das Buch nicht geeignet. Allerdings bietet der Vokabelteil durchaus einen Mehrwert für Anfänger.
Natürlich kommt man bei der Buchausgabe nicht in den Genuss der tollen Sprecher*innen der Hörspielausgabe, dafür umso mehr in den der farbenfrohen und witzigen Illustrationen Römlings.

Tiao Tiao ist Enkel und Lehrling eines echten chinesischen Vampirs. Dank eines taoistischen Geisterjägers ist er seit vielen Jahre in einer Urne eingesperrt.
Diese gelangt mit weiteren Exponaten aus China für eine Sonderausstellung nach Frankfurt. Die chinesischen Geisterjäger sind Tiao Tiao allerdings bereits auf der Spur.
In Frankfurt sorgt Museumsgespenst Oswald derweil für die Befreiung Tiao Tiaos. Dies geschieht jedoch nicht frei von Hintergedanken. Oswald spukt bereits seit über 100 Jahren im Museum und möchte gerne die Welt außerhalb dessen Mauern erkunden. Das Museum kann er jedoch nur verlassen, wenn er einen Nachfolger findet.
Ob Tiao Tiao wohl zurück in seine Urne verbannt wird oder bleibt er in Freiheit und tauscht mit Oswald dessen Platz?

Neben der abenteuerlichen Geschichte erfährt man ganz nebenbei einiges über unsere westliche sowie die chinesische Kultur und lernt einige chinesische Wörter, die in der Geschichte vorkommen.
Darüber hinaus weckt die Geschichte große Lust auf einen Besuch im Frankfurter Senckenberg Museum, alternativ in einem anderen naturkundlichen, wenn man nicht in der Nähe wohnt. Denn auch die Ausstellungsstücke, allen voran die großen Dinosaurierskelette, spielen in Tiao Tiaos Geschichte eine Rolle.

„Tiao Tiao“ ist ein witziges und leicht zu lesendes Abenteuer, welches nicht nur Leseanfänger lesen können. Zum Vorlesen eignet es sich bereits für Kinder im Vorschulalter.

Bewertung vom 11.12.2024
Himbeereis am Fluss
Parr, Maria

Himbeereis am Fluss


ausgezeichnet

Endlich Nachschub von Maria Parr! Ihre Geschichten erzählen aus dem Alltag von Kindern und vermitteln ein so heimeliges Gefühl, wie ich es früher als Kind aus den Geschichten von Astrid Lindgren kannte. Maria Parrs Geschichten sind zwar etwas zeitgemäßer und moderner, aber nicht minder gemütlich beziehungsweise „hygge“.

In ihrem aktuellen Buch „Himbeereis am Fluss“ geht es um die beiden Geschwister Ida und Oskar und deren Familie. Die Geschichten werden aus der Ich-Perspektive der siebenjährigen Ida erzählt, die zusammen mit ihrem fünfjährigen Bruder Oskar und ihren Eltern in einem kleinen Haus in der Nähe eines Flusses wohnt.
Weitere Charaktere sind ihr schwerkranker Onkel Øyvind und dessen Partner Bulle, sowie Freunde und Freundinnen der beiden Kinder.
In Idas Familie kümmern sich sowohl die Mutter als auch der Vater um die Kinder, hier scheint der Mental Load gerecht aufgeteilt. Mit Onkel Øyvind und Partner Bulle finden sich queere Charaktere in dem Buch. Maria Parr schafft dies alles ganz alltäglich und normal in die Erzählungen einfließen zu lassen.
Obwohl die Geschichten von Ida erzählt werden, findet man sich doch auch als Mutter beziehungsweise Eltern sehr gut darin repräsentiert. Besonders nahbar ist die Mutter im Umgang mit ihrem älteren Bruder Øyvind, bei dem sie immer noch die kleine Schwester ist und dessen schwere Krankheit und späteres Schicksal sie schwer mitnimmt. In Maria Parrs Buch dürfen auch Erwachsene weinen, krank sein oder überfordert.

Neben gewisser Ernsthaftigkeit und auch Traurigkeit sind die Geschichten oft sehr witzig und zum Lachen.
Als zunächst Oskar mit einer Magendarmerkrankung ans Bett gefesselt ist und sich kurze Zeit später sowohl Ida als auch die Eltern bei ihm anstecken, ist es Oskar, der als Erster und zunächst einziger wieder auf den Beinen ist.
Was tun, wenn kein Essen mehr im Haus ist und die Erwachsenen nicht in der Lage sind selbst einkaufen zu gehen? Man muss den fünfjährigen Sohn schicken. Zumal das Lebensmittelgeschäft fast in Sichtweite liegt und Oskar sich bloß drei Sachen merken muss.

Das Buch ist mit zahlreichen farbigen Illustrationen von Åshild Irgens ausgestattet.
Die Kapitel haben jeweils einen kurzen Namen plus einem erklärenden Zusatz, was auf den folgenden Seiten passiert. Das ist etwas, was ich persönlich sehr gerne mag. Zum Beispiel: „Der Kleiderschrank Oder: Wenn man mit der Erdkugel eins auf den Kopf kriegt“, „Der Einkauf Oder: Wenn ein Fünfjähriger mit viel Haargel als Einziger gesund ist.“

Über Krankheit und Tod sollte man als Erwachsener mit empfindsamen Kindern vor der Lektüre sprechen und zum Kapitel „Die Stube“ gibt die Autorin selbst den Hinweis „Achtung: Wenn der Weihnachtsmann immer noch zu euch kommt, dann überspringt doch einfach dieses Kapitel oder hebt es euch für die nächsten Weihnachten auf.“

Mit „Himbeereis am Fluss“ ist Maria Parr wieder einmal ein Buch gelungen, welches einen warm ums Herz werden lässt und trotz darin enthaltener trauriger Episoden einen nach dem Lesen ganz glücklich entlässt.
Ein Buch für die ganze Familie, zum Vorlesen, gemeinsam lesen oder Selbstlesen.