Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Archer

Bewertungen

Insgesamt 478 Bewertungen
Bewertung vom 02.01.2024
Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen (eBook, ePUB)
Henry, Emily

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen (eBook, ePUB)


sehr gut

Nora Stephens ist Anfang dreißig, ein weiß(blond)er Hai auf dem Literaturmarkt. Als Agentin handelt sie knallhart im Auftrag ihrer AutorInnen. Bei einem Arbeitsessen mit dem Lektor Charlie Lastra geht von vornherein alles schief und die beiden trennen sich nicht gerade im Guten. Zwei Jahre später überredet Noras schwangere Schwester Libby sie, in Sunshine Falls, einer Kleinstadt, die eine gewisse Berühmtheit durch eine von Noras Autorinnen erlangt hat, Urlaub zu machen. Dort trifft sie ausgerechnet Charlie wieder, der nicht nur von da stammt, sondern auch versucht, neben seinem Job als Lektor den kleinen Buchladen seiner Mutter zu retten. Und plötzlich ist der unsympathische Lektor gar nicht mehr so unsympathisch ...

Ich kannte die Autorin nicht und bin auch eher zufällig über das Buch gestolpert, weil mich die Charaktere aus der Buchbranche interessiert haben. Es ist eine kurzweilige Lektüre, bei der die Autorin am meisten mit ihren spritzigen Dialogen zwischen den beiden Hauptpersonen punkten kann und auch zwischendrin mit ihrem Humor zum Schmunzeln bringt. Was mir so gar nicht gefallen hat, war die mangelnde Kommunikation zwischen den Schwestern, die doch angeblich so eng miteinander sind, und was so gar keinen Sinn ergab: dass Libby irgendwie überhaupt nicht mit ihrem Mann geredet hat. Natürlich war das dazu gedacht, Nora und die LeserInnen auf eine falsche Fährte zu führen, aber logisch ist es nicht. So ist das Buch ein bisschen anstrengend, ein bisschen kitschig, ein bisschen übertrieben, aber dennoch nicht unerheblich unterhaltsam. 3.5/5 Punkten.

Bewertung vom 29.12.2023
Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
Fletcher, Susan

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe


sehr gut

Florence Butterfield, genannt Florrie, ist siebenundachtzig, moppelig, einbeinig und besitzt einen scharfen Verstand. Sie neigt dazu, immer das Beste in Menschen und Situationen zu sehen und ist rundherum ein unfassbar liebenswerter Mensch. Obwohl sie sich in ihrer neuen Seniorenresidenz meist für sich hält, entgeht ihr doch trotzdem wenig. Und so stutzt sie, als kurz hintereinander zuerst ein freundlicher, älterer Herr an einem Sturz stirbt und die distanzierte, aber sympathische Heimleiterin Renata aus dem Fenster fällt. Suizidversuch, heißt es. Doch Florrie hat sich kurz zuvor mit der Frau unterhalten, und die war frisch verliebt. Das war nicht selbstverschuldet, davon ist Florrie überzeugt. Und gemeinsam mit ihrem neuen, sympathischen Bekannten Stanhope Jones beginnt Florrie zu ermitteln.

Tatsächlich ist Florrie jetzt keine uralte Miss Marple, auch wenn sie, was Lebenserfahrung angeht, aus dem Vollem schöpfen kann. Wir haben hier weniger einen Kriminalfall vorliegen, als eine rundum liebenswerte Geschichte um eine genauso liebenswürdige Person. Florrie verteilt Liebe, völlig unvoreingenommen, und dadurch nimmt sie die LeserInnen für sich ein. Sie hat eine so sympathische Sicht auf die Welt, dass man diese alte Dame einfach nur in den Arm nehmen möchte. Zum einen, um sich von ihr eine Portion Mut zu holen, zum anderen, um auch sie manchmal zu trösten. In Rückblenden und nicht zwingend einer linearen Historie folgend erzählt sie aus ihrem Leben, das ungeheuer reich an Eindrücken ist. Das Buch hatte zwar dadurch manchmal eine gewisse Länge, wirkte aber gleichzeitig auch wunderbar entschleunigend. Und auch, wenn ich Florries Entscheidung, auf die Liebe zu verzichten, wegen ... weil ... nicht wirklich nachvollziehen konnte, so ist es vielleicht ihrem Alter, ihrer Generation geschuldet. Außerdem ist es für die Liebe ja scheinbar nie zu spät, danke, Florrie. Danke, dass du so bist, wie du bist, das Leben all derer um dich herum bereicherst und ganz en passant einen oder zwei Mordfälle löst!

Bewertung vom 26.12.2023
Schneesturm (eBook, ePUB)
Walsh, Tríona

Schneesturm (eBook, ePUB)


sehr gut

Sie sind noch ganz schön abergläubisch auf der schönen Insel Inishmore, und sie glauben, in der Silvesternacht eine Rothaarige zu treffen, bringe Unglück. Cara, die rothaarige Garda auf der Insel, ist deshalb nicht überrascht, dass die Leute einen Bogen um sie machen, zumal sie eine Zugezogene ist. Jetzt zieht auch noch ein Schneesturm auf und schneidet Inishmore vom Festland ab. Trotzdem freut sich Cara, da sie nach zehn Jahren endlich ihre Jugendfreunde wieder alle treffen wird. Doch noch bevor sie alle miteinander Weihnachten und Silvester feiern können, wird eine von ihnen - Caras beste Freundin Maura - ermordet. Und da niemand die Insel verlassen konnte, bedeutet das: Einer von ihnen ist ein Mörder ... oder?

Ich hatte anfangs ein bisschen Probleme, in die Geschichte zu kommen, weil ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, den zweiten Teil einer Reihe vor mir zu haben. Zu vertraut wurde über Leute geredet, die ich nicht kannte, so, als ob die schon mal irgendwo vorgestellt worden wären. Dann gewöhnt man sich dran und es lässt sich gut lesen, die Atmosphäre auf der Insel samt dem schlimmen Schneesturm wird gut rübergebracht. Die Ermittlungen selbst waren nicht durchgehend spannend und eine Sache - der ruhende Mann - schien mir von vornherein so eindeutig zu sein, dass ich mich die ganze Zeit gefragt habe, wann denn Cara endlich mal die Augen aufmacht und an der richtigen Stelle sucht. Am Ende entwickelte es sich fast zu einem klassischen Whodunnit mit anderthalb Twists und alles in allem habe ich es nicht ungern gelesen. 3.5/5 Punkten.

Bewertung vom 23.12.2023
Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4


ausgezeichnet

Wenn man fast achtzig Jahre alt ist und in einer Luxusseniorenresidenz lebt, freut man sich auf Weihnachten mit seinen Freunden, so auch Elizabeth, Joyce, Ibrahim und Ron. Es erschüttert die vier daher sehr, als sie wenige Tage später erfahren müssen, dass ein Freund von ihnen, Kuldesh Shamar, erschossen wurde. Und natürlich ist auch klar, dass der Donnerstagsmordclub das nicht auf sich beruhen lässt. Sie steigen gleich voll in die Ermittlungen ein und schon bald haben sie es mit Drogendealern jeglicher Couleur, Antiquitätenjägern, Sonderkommissionen der Polizei und dem einen oder anderen Betrüger zu tun. Doch unsere vier alten und altgedienten Privatermittler wären nicht sie selbst, würden sie nicht herausfinden, was dahinter steckt.

Man sollte meinen, dass bei unseren Senioren eine gewisse Mordmüdigkeit auftritt, aber weit gefehlt. Sie sind aktiver denn je, denn es geht dieses Mal wieder um etwas Persönliches. Und sehr persönlich wird es auch für Elizabeth und Stephen, dessen Demenz immer weiter voranschreitet. Natürlich dürfen skurrile Kriminelle wieder nicht fehlen. Natürlich sind diese weitab jeglicher Realität, aber die kann man sich gern in diversen Thrillern holen. Hier wird mit Witz, Schalk und Augenzwinkern das Beste aus der Verbrecherwelt herausgeholt, was herauszuholen ist. Und so schwankt man beim Lesen zwischen all den liebgewonnenen Charakteren manchmal innerhalb weniger Seiten zwischen Lachen und Weinen und zumindest ich wünsche mir noch viele weitere Abenteuer des Donnerstagsmordclubs.

Bewertung vom 10.12.2023
Der Spurenfinder
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Der Spurenfinder


sehr gut

Einst war Elos von Bergen der beste Spurenfinder (denn suchen kann ja jeder) des Reiches, bis ein von ihm auf die Spur gekommener Magier Rache an ihm übte und sein Haus abbrannte. Elos und seine beiden Kinder, die Zwillinge Ada und Naru, sind in das verschlafenste, ruhigste, abgelegenste Nest gezogen, das er finden konnte: Friedhofen. Doch wie es so schön heißt: No peace for the wicked, auch nicht in Friedhofen. Ein Mord geschieht und wer, wenn nicht Elos, könnte den Mörder finden? Wenn er sich nur nicht so viele Gedanken um seine Kinder machen müsste, die sich beinahe begeistert und manchmal recht kopflos in den Fall stürzen.

Ausnahmsweise hat der Herr Kleinkünstler mal nicht das Känguru als Partner gehabt, sondern seine beiden Töchter. Vielleicht ist deshalb auch ausnahmsweise kein sozialkritischer, zynischer, Gegenwarts/nahe-Zukunftsroman dabei herausgekommen, sondern ein netter, kurzweiliger und unterhaltsamer Genremix. Ich habe abwechselnd das Buch gelesen und das Hörbuch gehört, das vom Autor selbst gesprochen wird. Kein großartiges Highlight, aber doch ein Buch, das gern Nachfolger erhalten darf.

Bewertung vom 06.12.2023
Da bin ick nicht zuständig, Mausi (eBook, ePUB)
Conny from the block

Da bin ick nicht zuständig, Mausi (eBook, ePUB)


sehr gut

Conny ist eine von sechs Frauen einer Gruppe Beamtinnen in einer Berliner Behörde, zuständig für was auch immer Behörden, die für/gegen Menschen arbeiten, eben so zuständig sind. Aktenschubsen, Prokrastination, und ja keine Veränderungen sind Alltag. Manchmal auch Face-to-Face-Sprechtag mit BürgerInnen. Sie nimmt uns mit in den täglichen Wahnsinn aus Freundschaft, Stress und Raucherpausen und wenn es ganz schlimm kommt: is da niemand zuständig, Mausi, Kussi! Es ist keine durchgehende Erzählung oder Biographie, sondern besteht aus überspitzten und unterhaltsamen Episoden. Nicht durchgängig im Amt, Conny nimmt uns auch in ihr Privatleben als Singlefrau Anfang 40 mit.

Gelesen wird das Ganze von der Autorin selbst und das macht sie echt gut. Auch wie die anderen Kolleginnen dargestellt werden, hat mir gefallen. Ein bisschen ungünstig fand ich, dass auch Männer in Frauenstimmen - und dann meistens auch noch sehr hoch - gesprochen wurden. Falls jemand erwartet, dass die gängigen Büroklischees gebrochen werden: no way. Im Gegenteil, sie werden noch hundertfach verstärkt. Es gab gerade anfangs ein paar sehr starke Szenen, die mich echt zum Lachen gebracht haben. Später hat sich vieles dann doch wiederholt, sodass es nur noch zu einem Schmunzeln reichte. Man muss Klischees mögen, die werden alle bedient. Ob es jetzt um Singlefrauen eines bestimmten Alters geht, ob Klatsch und Tratsch und Prokrastination in einer Behörde, um türkische Mitbewohner. Die größten Klischees werden regelrecht ausgeschlachtet. Das muss nicht jedem gefallen. Mir zum Beispiel hat überhaupt nicht gefallen, wie scheinbar alle jüngeren Beamtinnen der Gruppe sofort in Ohnmacht fallen, sobald ein hübscher Typ auftaucht. Echt jetzt? Aber okay. Wie gesagt, alles ein wenig überspitzt. 3.5/5 Punkten.

Bewertung vom 27.11.2023
Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1
Niemeitz, Merit

Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1


gut

Mabel hat in ihrem Leben schon viel durchgemacht mit ihren 20 Jahren und sich durch Intelligenz und Ehrgeiz ein Stipendium für Cambridge erarbeitet. Hier hat sie ihre beste Freundin Zoe kennengelernt, die aus reichem Hause stammt und das Studium auch genießen möchte. Deshalb begleitet sie Zoe immer mal wieder zu Partys, auch wenn das nicht ihr Ding ist. Doch die letzte Party ist äußerst merkwürdig. Die Jungs sind arrogant und behandelt sie wie Eigentum und die sonst so forsche Zoe ist seltsam abwesend. Mabel flieht in ein Zimmer, wo sie auf einen mysteriösen jungen Mann trifft. Bald findet sie heraus, dass diese Studenten einer geheimen Verbindung angehören - und dass in ihrem Umkreis jede Menge Todesfälle passieren. Schon allein, um ihre Freundin zu schützen, beschäftigt sich Mabel bald mehr mit der Verbindung, als sicher für sie ist: sowohl für ihr Herz als auch ihr Leben.

Gleich vorneweg: Für eine so junge Autorin ist der Schreibstil wirklich hervorragend. Sie weiß mit Worten umzugehen und kann schöne Bilder zeichnen. Auch mag ich ihre Protagonistin Mabel, die nicht gleich den Verstand und ihren Mut verliert, sobald ein hübscher Typ auf sie abfährt. Und eigentlich wäre das auch eine richtig gute Geschichte gewesen, denn Niemeitz versteht es auch, uns auf den Campus und ins Uni-Leben mitzunehmen. Das Problem ist leider, dass sie kein Ende findet und so zieht sich die Geschichte spätestens ab der Mitte wie ein Kaugummi, der unter einer Schulbank klebt. Diese ewigen Andeutungen, um was es sich bei den Staren handelt, waren irgendwann auch nicht mehr spannend, sondern einfach nur noch nervig.

Und als dann die Auflösung kam, war zumindest ich irgendwie ... enttäuscht ist der falsche Ausdruck. Eher irritiert. Ich bin davon ausgegangen, es mit einem normalen NA zu tun zu haben, aber plötzlich kommt ein winziger Fantasyanteil. Ich lese gern Fantasy, auch NA-Fantasy, aber hier fühlte es sich so unpassend an. Für ein Fantasybuch war es zu wenig Fantasy, für ein NA eindeutig zu viel, zu spät, zu ... hm. Tatsächlich würde mich sogar interessieren, wie es im zweiten Band weitergeht, allerdings habe ich da das Problem, dass ich keinen Bock auf den Protagonisten habe. Ich sag's mal so: Würde der brennend vor mir liegen und ich stünde mit 50 Eimern Wasser daneben, dann würde ich einfach zuschauen, wie er brennt. Ja, so gut gefallen hat er mir in diesem Buch.

Die Autorin selbst werde ich wohl im Auge behalten: Ich mag ihre Ideen und ihren Schreibstil. Allerdings finde ich, dass das Lektorat die überbordende Masse ihres Geschriebenen verknappen sollte. Manchmal ist weniger mehr und hat dann einen deutlich höheren Impact.

Bewertung vom 16.11.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


sehr gut

Richard ist vierzehn und neu in Ballantyne. Seine Eltern sind tot und er wurde von einem netten Ehepaar aufgenommen. Richtig Fuß fasst er nicht, weder in der Schule noch außerschulisch. Lediglich Tom, der immer mal stottert, hängt mit ihm ab. Als Tom plötzlich verschwindet, ist allen sofort klar, dass Richard dahinter stecken muss. Hat er seinen neuen Freund in den Fluss gestoßen? Niemand glaubt ihm, dass Tom von dem Telefonhörer in der Telefonzelle gefressen wurde. Noch schlimmer: Nur wenig später verschwindet auch ein zweiter Junge, der zuletzt mit Richard gesehen wurde. Richard wiederholt immer wieder, dass sie Jack in ein Insekt verwandelt hat, doch wieder glaubt ihm niemand und er wird sogar in eine Jugendheilanstalt gesteckt. Doch der wahre Horror erwartet ihn erst bei seiner Rückkehr nach Ballantyne ...

Die letzten Bücher des Autors mit Harry Hole haben mich maßlos enttäuscht, aber mich hatte der Klappentext und die Leseprobe neugierig gemacht. Und so kam ich in den Genuss eines überraschend kurzweiligen Horrors, wie es auch Stephen King hätte schreiben können, wäre er nicht immer so langatmig und nervtötend. Hier geraten Kinder in Schwierigkeiten und Gefahren, die so groß sind, dass sie eigentlich Hilfe bräuchten, doch niemand glaubt ihnen. Zum Glück gibt's keinen Clown, aber es ist auch so unheimlich genug. Und obwohl ich das normalerweise nicht mag, hat mich amüsiert, dass sich Richard in drei verschiedenen Darstellungen des Ganzen als unzuverlässiger Erzähler entpuppt. Von mir aus darf Nesbo in Zukunft seinen abgehalfterten Ermittler Hole dahin schieben, was der Name im Englischen bedeutet, und weiterhin solche schnellen Horrorstories raushauen.

Bewertung vom 13.11.2023
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam (eBook, ePUB)
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam (eBook, ePUB)


gut

Mrs Potts und ihre beiden Freundinnen Suzie und Becks sind richtig kleine Berühmtheiten in dem kleinen, englischen Ort, in dem sie leben, seit sie im letzten Jahr den Mord an Mrs Potts Nachbar geklärt haben. Deshalb ist es vielleicht nicht gar so überraschend, dass Marlows reichster Mann Sir Peter Bailey bei ihr anruft und sie zu seiner Hochzeit einlädt. Sie hat das Gefühl, dass er Todesangst hat, aber bevor sie der Sache auf den Grund gehen kann, stirbt der Mann während der Feier einen Tag vor der Hochzeit. Ein schwerer Schrank hat ihn erschlagen, ausgerechnet in seinem eigenen Zimmer, das er mit dem einzigen Schlüssel verschlossen hat, der dazu existiert. Dennoch, Mrs Potts ist davon überzeugt, dass es Mord war! Und was ist eigentlich mit Becks los? Und wer verschlüsselt Nachrichten in Kreuzworträtseln?

Vorneweg: Ich fand den Fall geringfügig besser als den ersten. Das macht das Buch immer noch nicht wirklich gut. Man merkt, dass der Autor eigentlich Drehbuchschreiber ist und daher keine wirkliche Ahnung vom Autorenhandwerk hat. Er wechselt fröhlich zwischendrin die Perspektive, wie es ihm gefällt. Davon abgesehen kommen die Offenbarungen der Mrs Potts immer recht plötzlich und es werden irgendwann am Ende Dinge genannt, die auch den aufmerksamen Leser schon eher auf die Lösung hätten bringen können. Ganz gut gefallen haben mir die beiden Nebenstränge mit den Kreuzworträtseln und Becks, aber allgemein gesehen ist es immer noch kein Vergleich mit Agatha Christie oder dem Donnerstagmordclub - es fehlen Charme und Raffinesse.

Bewertung vom 02.11.2023
Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1
Stevenson, Benjamin

Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1


gut

Ernie Cunninghams Familie ist ziemlich schräg. Sein Vater war ein Kleinkrimineller, der von der Polizei erschossen wurde, seine Mutter, eine Bankangestellte, schoss auf einen Bankräuber und sein Bruder wurde wegen Mordes verurteilt. Schuld daran war Ernie, der Michael angezeigt hat. Jetzt also soll er zu einem Familientreffen mit allen Verwandten und angeheirateten Verwandten in den verschneiten australischen Alpen. Das wäre trotz des kühlen Verhaltens seiner Mutter und der Tatsache, dass Michael an diesem Wochenende entlassen wird, ganz nett - zumindest, bis die erste Leiche auftaucht. Oder auftaut? Abtaucht? So oder so: Ernie wird noch gewaltig ins Schwitzen kommen, bis hier alles gelöst ist.

Ich habe mich einfangen lassen von der Werbung: Eine Mischung aus Donnerstagsmordclub und Knives out sollte es sein. Und ja, ganz falsch ist das wohl auch nicht. Aber andererseits fehlt diesem Buch alles, was der Donnerstagsmordclub und zum großen Teil auch Knives out im Überfluss haben: Charme und Humor. Zumindest ich komme mit dem Humor hier nicht klar, er erscheint mir arg forciert und unlustig. Ein Problem habe ich auch mit den Charakteren. Mit dezenten Abstrichen sind mir hier alle furchtbar unsympathisch, sodass ich nicht mal mitfiebern konnte. Der Schluss war dann ganz nett, aber ich fand die Geschichte furchtbar zäh und habe lange gebraucht, um sie zu beenden.