Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Archer

Bewertungen

Insgesamt 477 Bewertungen
Bewertung vom 11.02.2024
The Fort
Korman, Gordon

The Fort


ausgezeichnet

Der dreizehnjährige Evan ist nicht begeistert, als seine Großmutter ihm nach einem Sturm dein einen Jahr jüngeren Ricky aufs Auge drückt. Er soll sich heute um ihn kümmern, weil ein Baum in seinem Zimmer gelandet ist. Als wäre das nicht schlimm genug, stellen Evan und seine Freunde Jason, C.J. und Mitchell fest, dass ihr selbstgebautes Fort im Wald ebenfalls zerstört ist. Doch ausgerechnet der hochbegabte Ricky findet einen Bunker, den ein exzentrischer Millionär vor Jahrzehnten in der Nähe vergraben hat. Und plötzlich haben sie ein Geheimnis: Dieses Fort müssen sie um jeden Preis schützen. Doch je mehr sie versuchen, dieses Geheimnis für sich zu behalten, desto mehr kommt ans Licht - ganz besonders auch im privaten Bereich.

Das ist eine klassische Geschichte von Kids, die sich auf der Schwelle von Kindern/Jugendlichen befinden, mit all den Problemen, die man zu Beginn der Pubertät oder mitten drin ohnehin hat. Vier der Jungs kennen sich seit Jahren und sind eng befreundet. Dass unvermittelt ein fünfter, dazu jüngerer und hochintelligenter Bursche hinzukommt, bringt Probleme, aber auch Möglichkeiten. Die Jungs stammen aus einer relativ armen Stadt, doch es sind nicht nur Geldsorgen, die sie und ihre Eltern quälen. Einer wird schwer misshandelt, einer hat Zwangsstörungen, einer von seinen sich scheidenden Eltern als Druckmittel verwendet, einer lebt wegen seiner drogensüchtigen Eltern bei den Großeltern. Es geht um Scham, um Anderssein, um alltäglichen und nicht alltäglichen Stress, den man in diesem Alter ausgesetzt ist. Dass kriminelle Jugendliche eine Rolle spielen, ist neben dem prügelnden Stiefvater manchmal beinahe unerträglich zu lesen. Dennoch gefällt mir die Freundschaft der Jungs, ihr Zusammenhalt und ich verstehe auch das Schweigen des einen in einer unerträglichen Situation. Vielleicht sind sie für ihr Alter manchmal ein bisschen zu reflektiert, aber ich mochte diese Geschichte. 4.5/5 Punkten.

Bewertung vom 10.02.2024
Stars In Your Eyes
Callender, Kacen

Stars In Your Eyes


sehr gut

Es sind die News in Hollywood: Der junge, aufstrebende Sunnyboy Matthew Cole wird zusammen mit dem ehemaligen Kinderstar und jetzigem Badboy Logan Grey einen Film drehen. Und nicht nur, dass es sich bei beiden um PoC handelt, werden sie auch ein schwules Paar darstellen. Doch bevor es noch richtig losgegangen ist, behauptet Grey gegenüber Journalisten, dass Mattie Cole ein mieser Schauspieler ist. Der Skandal droht dem Film Verluste einzufahren, also beschließen die Produzenten, dass Cole und Grey auch abseits vom Set ein Paar darstellen müssen - das beliebte Enemies-to-Lovers-Trope. Doch aus dem Fake wird für Mattie bald viel mehr - doch Logan ist und bleibt beziehungsunwillig ... Oder?

Es ist bis etwa ein Drittel der Geschichte recht süß, eine nette, kleine Liebesgeschichte, die das oben erwähnte Trope bedient und sich eigentlich nur von anderen abhebt, weil es sich bei den Protagonisten um People of Color handelt. Doch auch da wird schon unterschwellig auf Missbrauch hingedeutet und das, was es mit den jüngsten Schauspielern anstellt, in Hollywood ein Star zu sein. Ein bisschen störend sind dabei, dass viele Dinge immer wiederholt werden. Andererseits sind das wirklich wichtige Messages: Jeder Mensch ist es wert, geliebt oder wenigstens respektiert zu werden, sich selbst nicht zu verlieren und für andere da zu sein. Spätestens ab dem letzten Drittel wird es sehr dramatisch und konnte mich mit den ernsthaften und gut dargestellten Problemen und Themen richtig packen. Aus der süßlichen Lovestory wird eine Geschichte über Respekt, Freundschaft, Liebe, Consent und Selbstachtung und das mochte ich sehr. Es gibt ein paar Trigger, die in einer Warnung am Ende des Buches enthalten sind und die man ernstnehmen sollte. Richtig gut fand ich, dass eben nach Drehschluss die Helden nicht zusammen in den Sonnenuntergang reiten, sondern an sich und ihren Problemen arbeiten müssen.

Bewertung vom 07.02.2024
Murder in the Family
Hunter, Cara

Murder in the Family


sehr gut

Infamous ist eine berühmte True-Crime-Serie in England, in der vor laufender Kamera Cold Cases wieder neu aufgenommen und unter besten Umständen gelöst werden. Diese Show verspricht noch einen Extraknaller. Der Regisseur Guy Howard möchte den Fall seines ermordeten Stiefvaters aufnehmen. Dafür werden sechs Experten aus der Strafverfolgung bzw. Journalismus eingeladen. Ein Ex-Cop aus New York, ein ehemaliger Londoner Kriminalbeamter, ein Staranwalt, ein Journalist, eine Psychologin und ein Forensiker machen sich daran, den Fall zu lösen, während eine ganze Nation zuschaut und in Foren aufgeregt darüber diskutiert. Doch immer mehr verdichtet sich die Vermutung, dass ihnen der Mörder näher ist als erwartet ...

Tatsächlich haben wir hier ein sehr cooles Konzept vorliegen. Es gibt Zeitungsausschnitte, Fotos, Mitschnitte von Anrufen, Scriptanweisungen zu den Drehtagen, Forenbeiträge und die Unterhaltungen lesen sich, als würde man wirklich als Zuschauer dabei sein. Die unterschiedlichen Arten von Experten lassen sich sehr gut auseinanderhalten. Allerdings das herausfordernde "Können Sie den Fall vor den Experten lösen", das im Klappentext provoziert, ist meiner Meinung nach nicht haltbar, weil einige der Experten einiges aus ihrem privaten Umfeld zurückhalten. Vermutungen sind einfach, selbst in die richtige Richtung, aber beweisbar ist für die Lesenden nichts. Womit auch weder die Autorin noch das Lektorat immer unbedingt klargekommen sind, sind gewisse Jahreszahlen oder das Alter. Anfangs dachte ich noch, das gehöre zum Spiel, weil einige vielleicht lügen, aber dem ist nicht so. Der Journalist, der gerade mal 40 oder 41 ist, veröffentlicht schon seit über 30 Jahren in verschiedenen Zeitschriften, eine Verdächtige, die 1983 geboren ist, ist 1984 Kindermädchen. Okay? Manche sind halt einfach schneller als andere ... oder jemand kommt gern mit Zahlen durcheinander.

Das verpasst der Lesefreude keinen Dämpfer und wer nicht wirklich selbst mitraten möchte, hat sicher Spaß beim Lesen. Was mich im Endeffekt mehr gestört hat, war die Tatsache, dass der Produzent und das Team scheinbar ohnehin von Anfang schon den Fall geklärt hatten, weil sie immer wieder mit neuen plötzlich herausgefundenen Details herausrückten, und der Schluss. Die letzten beiden Seiten waren wirklich, wirklich ein bisschen arg dick aufgetragen.

Bewertung vom 03.02.2024
Der flüsternde Abgrund
Lando, Veronica

Der flüsternde Abgrund


sehr gut

Seit 30 Jahren war Callum nicht mehr in seiner Heimatstadt Granite Creek, einer kleinen Ortschaft im Norden Australiens. Bei einem Unfall verlor er sein linkes Bein und braucht seitdem eine Prothese. Denkbar schlechte Voraussetzungen also, um ausgerechnet in der Regenzeit zurückzukehren, um bei der Suche nach einem Vermissten zu helfen. Doch es handelt sich um den Sohn seiner ersten großen Liebe - und Callum vermutet, es könnte sein Sohn sein. Als der Vermisste schließlich ausgerechnet tot zwischen den Felsen gefunden wird, die einer regionalen Legende nach Kinder anziehen, damit sie in den Tod stürzen, versucht Callum herauszufinden, was ihm passiert ist. Dabei findet er nicht nur die Todesumstände heraus, sondern deckt auch ein oder zwei Geheimnisse aus den letzten dreißig Jahren auf.

Ich habe das Buch nicht ungern gelesen. Es ist gut geschrieben und natürlich hat es durch Australien einen gewissen Exotikfaktor. Das, was Callum herausfindet, ist auch interessant. Was mich jedoch gestört hat, waren zum einen, dass Callum immer wieder Sachverhalte den Lesenden vorenthielt - und das geht einfach nicht, wenn es aus seiner Sicht geschrieben ist. Lesende wissen bei personellen Erzählern immer genauso viel wie der Protagonist. Zum anderen die Sichtweise: Wenn es in die Vergangenheit ging, wurde immer in die Ich-Erzählung gewechselt. Zum Schluss gab es auch absolut keine logische Erklärung für das geheimnisvolle Flüstern des Abgrunds, dem scheinbar nur Kinder erliegen. Irgendwie enttäuscht mich so was. Trotzdem, wie schon erwähnt: Ich habe Callums struggle nicht ungern verfolgt. 3.5/5 Punkten.

Bewertung vom 01.02.2024
Stunde um Stunde
Fox, Candice

Stunde um Stunde


ausgezeichnet

Tilly Delaney ist ein kleines Kind, das vor zwei Jahren spurlos verschwand. Ihre Eltern sind wütend, weil sie glauben, dass bei der Untersuchung geschlampt wurde. Aus diesem Grund besetzen sie das kriminaltechnische Labor von Los Angeles, nehmen Geiseln und stellen ein Ultimatum: Innerhalb von 24 Stunden soll ihr Kind gefunden werden. Solange nichts passiert, werden sie alle zwei Stunden eine der dort lagernden One Shots vernichten: Beweismaterial in Fällen, in denen es nur diese eine mikroskopisch kleine Spur gibt.

Charlie Hoskins hat fünf Jahre undercover bei den Death Machines, einer tödlich-brutalen Bikergang gearbeitet, bis er aufflog und beinahe starb. Seine Spuren sind ebenfalls One Shots und er wird alles tun, um zu verhindern, dass diese in Rauch aufgehen. Lynette Lamb flog ebenfalls - an ihrem ersten Tag als Polizistin. Nur gemeinsam können sie den Fall lösen und die Beweise retten ...

Abgesehen von der Hades-Trilogie finde ich alle Bücher von Fox einfach mega. Die Frau hat immer richtig krasse Ideen, einen Schreibstil, der durch die Seiten fliegen lässt, unerwartete Handlungen und skurriles Personal. Auch hier beweist sie das immer wieder. Jedes Mal, wenn man denkt, man hat den Plot durchschaut, gibt es eine Wendung, die alles auf den Kopf stellt. Trotz aller Ernsthaftigkeit blitzt auch genügend Humor durch, um die Sache aufzulockern. Und auch, wenn manche Sachen - besonders Verletzungen - total übertrieben sind, macht es einfach nur Spaß, Hoskins und Lambs bei der Spurensuche zu folgen. Ich hoffe, die beiden bekommen noch mindestens zwei weitere Bücher spendiert. Sie sind würdige Nachfolger von Concaffey und Pharrell. 4.5/5 Punkten.

Bewertung vom 29.01.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


gut

Maxim Ascher ist nicht glücklich. Er betreibt kleine Escape Rooms und ausgerechnet er wurde von Milliardär Nevio eingeladen, dessen buchstäblich millionenschweres Projekt zu begutachten. Dabei handelt es sich um die modernste Art von Escape Rooms, die man für Geld kaufen kann: eine sanierte, mittelalterliche Burg, in der KIs sämtliche Szenarien, die angegeben werden, steuert. Zusammen mit anderen, ihm unbekannten Personen soll Ascher also seine professionelle Meinung zum Gelingen abgeben. Doch bei ihrem Testlauf in den unterirdischen Gängen der Burg geht alles schief und plötzlich müssen sie sich Gefahren stellen, die ihr Leben bedrohen - oder sogar nehmen.

Der KI-Thriller »Die Burg« von Bestseller-Autorin Ursula Poznanski kombiniert Mittelalter-Atmosphäre mit einem top-aktuellen KI-Szenario - so wird das Buch angepriesen und das stimmt auch. Dabei hatte ich oft das Empfinden, dass es sich die Autorin recht leicht gemacht hat, indem sie einfach zwei ihrer Bücher (Saeculum und Erebos) kombiniert und mit anderen bzw. erwachsenen Personen kombiniert hat. Das mag auf den ersten Blick recht aktuell und neuartig wirken, ist es aber nicht. Für die Lesenden spielt es im Endeffekt keine Rolle, ob die Gefahren menschen- oder KIgemacht sind, das Hirn unterscheidet in potenziellen Gefahrensituationen auch nicht zwischen wahr oder unwahr. Sobald also die ersten Schock- oder Schreckelemente hinter den Burgtestern und damit LeserInnen liegt, ist es weniger spannend als erwartet. Durch die routinierte Schreibweise kommt jetzt auch nicht gerade Langeweile auf, aber beängstigend war es auch nicht mehr. Dazu kommt, dass man bei gewissen Sachen die Stirn runzelt. Besonders was Höhen angeht, hat die Autorin nur wenig Ahnung, WIE hoch tatsächlich 10 oder 12 Meter sind, besonders wenn man zum Beispiel auf Knochen fällt. Dass dabei "nur" der Arm gebrochen wurde und es jemand überlebt, dem ein Knochen durch den Oberschenkel ragt, in dem es von lebenswichtigen Blutgefäßen nur so wimmelt ... sagen wir so: der Bodycount hätte auf jeden Fall höher sein müssen, als er dann tatsächlich war.

Äußerst schwachbrüstig, weil generisch und klischeehaft, fand ich auch die Personenzeichnung sämtlicher Beteiligten. Das ging so weit, dass mir alle dermaßen egal waren, dass ich nicht mal mehr mitgefiebert hätte, wäre es tatsächlich zu echtem Horror in dem Buch gekommen. Ich denke, das ist ein Buch, das mir nicht lange in Erinnerung bleiben wird.

Bewertung vom 26.01.2024
Thieves' Gambit
Lewis, Kayvion

Thieves' Gambit


ausgezeichnet

Rosalyn Quest, genannt Ross, kennt zwei Leben: das von Luxus und das von Diebstahl. Sie entstammt einer legendären Diebesfamilie und wurde von frühester Kindheit darauf trainiert, Dinge zu entwenden. Deshalb wird sie auch zum Thieves' Gambit eingeladen, einem gefährlichen Spiel der besten Diebe der Welt, das dem Gewinner alles verspricht, was er möchte. Ross, die endlich auch ein drittes Leben kennenlernen möchte, nämlich ein selbstbestimmtes, hat keine Lust teilzunehmen. Doch dann wird ihre Mutter entführt und Ross hat keine andere Wahl, als sich auf das Gambit einzulassen. Und bei so vielen talentierten Dieben muss sie nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf ihr Herz aufpassen, das gestohlen werden könnte ...

Zum Glück nimmt die Liebesgeschichte hier keinen großartig schnulzigen Teil ein. Ross ist eine sehr coole Protagonistin, die sich auch von charmanten Herzensbrechern nicht (lange) von ihrem eigenen Ziel abbringen lässt. Und obwohl die anderen Charaktere recht stereotyp sind, macht das Zusammenspiel der Jungs und Mädchen großen Spaß, ebenso wie die gestellten Aufgaben und die actionreichen Szenen. Dabei wird auch nicht mit Übertreibung gegeizt, aber das ist eines der wenigen Bücher, wo mich so was nicht groß stört, denn dieses Buch ist einfach rasant, fesselnd und so unterhaltsam konzipiert, dass ich da drüber hinweg sehe. Allerdings ist die Werbung für das Buch etwas irreführend. Mit Battle Royal hat das nichts zu tun. Es wird niemand (absichtlich) getötet, auch wenn die Aufgaben immer gefährlicher werden und sich die Jugendlichen unglaubliche Schlagabtausche liefern. Dieses Buch lässt sich mega lesen und ich hätte jetzt gern Teil 2, bitte, danke. 4.5/5 Punkten.

Bewertung vom 18.01.2024
Star Bringer
Wolff, Tracy;Croft, Nina

Star Bringer


weniger gut

Kalinda ist die Prinzessin der neun Planeten und immer behütet in ihrem Schloss in ihrer Heimat aufgewachsen. Doch endlich darf sie eine eigene Mission haben und ihre Mutter, die Kaiserin, bei einem Besuch einer Raumstation vertreten. Pech für sie, denn die Station wird angegriffen und zerstört und nur in letzter Sekunde gelingt es ihr, zusammen mit sechs anderen zu fliehen. Wie es der Zufall will, entpuppt sich hier Fluchtfahrzeug als die Hinterlassenschaft der Altvorderen, eines Alienvolks, das vor vielen Jahren hier gelebt hat, und es hat ein eigenes Bewusstsein. Dann stellt sich heraus, dass Steckbriefe auf sie ausgestellt wurden und die ganze Galaxie hinter ihnen her ist. Aber es könnte schlimmer kommen: Der psychopathische Ian, der sich als Captain des Schiffes aufspielt, könnte einen weniger geilen Arsch haben.

Wer nicht völlig in einer anderen Galaxie gelebt hat in den letzten Monaten, hat mitbekommen, dass Tracy Wolff mit ihrer Katmere-Academy des Plagiats angezeigt wurde. Nun möchte ich nicht behaupten, dass wir hier ein Plagiat vorliegen haben, auch wenn sich sehr freizügig an Aurora erwacht, Star Wars, Star Trek und weiteren bekannten Büchern/Fernsehshows bedient wurde. Und dass sich Kalinda und Ian anfühlen, als würden hier Grace und Jaxon im Weltall rumschweben. Ian ist genauso ein Psychopath wie Jaxon. Ach so gefährlich, zwingt jedem seinen Willen auf, aber wen stört's? Er findet sich geil. Und Kalinda auch. Also ist das schon in Ordnung.

Nicht in Ordnung sind die Logiklöcher, die sich allerorten auftun. Wenn es hier um die Entfernungen geht, die mal eben von einem Ende der bekannten Galaxie zur nächsten zurückgelegt werden, so hat man das Gefühl, dass die Leute hier ständig in den Flixbus steigen und mal eben von Haltestelle zu Haltestelle fahren. Das könnte man noch gern mit dem Alienschiff erklären, aber nicht mit dem Konzernschiff, mit dem Kalinda im letzten Drittel unterwegs ist. Dann kann unser Alienschiff einmal auf den Meter genau aus dem Orbit irgendwelche Leute flambieren, aber später, bei Kalinda (wieder im letzten Drittel) geht das nicht, obwohl der Rettungstrupp fünf Minuten später vor der Damsel in Distress steht.

Und jetzt haben zwar einige Leute hier ihren Point of View darstellen dürfen, aber hätten da nicht Namen über den Kapiteln gestanden, hätte man zwischen Beckett und Ian nichts auseinanderhalten können. Höchstens vielleicht, wem das sexuelle Interesse gilt. Allgemein war es schwer, die Leute von ihrer Art zu reden und zu handeln auseinanderzuhalten. Sollte man da bei zwei verschiedenen Autorinnen nicht wirklich im Reden der Leute einen Unterschied merken? Aber wozu. Es gab kein anständiges Worldbuilding - es sei denn, man steht auf so Star Wars Logik, wo die meisten Leuten im 18. Jahrhundert leben, aber einige wenige mit Raumschiffen durch die Gegend schwirren. Dann gab es nicht mal annähernd irgendeine Art von Überwachung oder Sicherheitssystemen, die es bei uns schon in den 50igern des letzten Jahrhundert gab.

Wenn es wirklich mal kompliziert wurde, hat man schnell den POV gewechselt und es war dann einfach erledigt. Wie einfach kann man sich Worldbuilding und Zukunftstechnik machen? Wolff: Jaaaaaaaaaaaaaaaa!

Dass die Autorinnen auch keine Ahnung von Waffen hatten, wurde schnell sichtbar, als die Helden immer mal wieder Kugeln oder Laserstrahlen auswichen. Wohlgemerkt, die sind alle keine Jedis mit Superkräften, sondern "normale" Leute. Kampfszenen wurden wahrscheinlich durch Computerspiele recherchiert, anders ist nicht zu erklären, wie ein militärisch ausgebildeter Priester und ein Söldner ihre Streitigkeiten auf dem Schiff austrugen.

Muss ich noch erwähnen, dass die Sexszenen - egal ob zwischen Rain und ihrem Loveinterest und Kalinda und ihrem Loveinterest - völlig gleich abliefen? Wozu muss das überhaupt in einer Weltraumgeschichte Platz haben? Und wenn es schon vorkommt, kann es nicht mal unterhaltend und abwechslungsreich sein? Wolff: Äääääähm ... nö.

Alles in allem haben wir hier ein aufgeblasenes Werk mit vielen Versatzstücken vorliegen, in dem nur wenig origineller Eigenanteil zu erkennen ist. 1.5/5 Punkten.

Bewertung vom 10.01.2024
Die Perlenjägerin
Beck, Miya T.

Die Perlenjägerin


sehr gut

Kai und Kishi sind Perlentaucherinnen, die mit ihren Eltern an der Süßen See leben. Sie sind Zwillinge und machen fast alles gemeinsam. Eines Tages wird Kishi beim Tauchen vom Geisterwal entführt. Um sie zu retten, begibt sich Kai mit Hilfe des Drachengottes in die Unterwelt, um für das Leben ihrer Schwester zu bitten. Doch das ist nicht einfach. Nur wenn sie der Fuchsgöttin die Perle stiehlt, soll ihre Bitte gewährt werden. So macht sie sich auf die Suche, wird von Räubern gefangen genommen, lernt einen machthungrigen General kennen und auch einen Jungen, der ihr hilft und bald wichtiger ist, als sie es sich selbst eingestehen möchte.

Anfangs hatte ich ein bisschen Probleme, in die sehr märchenhafte Geschichte einzutauchen (Wortspiel ist beabsichtigt), aber nach einer Weile konnte mich die Geschichte, die sich stark an japanischen Märchen und Legenden orientiert, gut mitnehmen. Kai ist eine sympathische, starke Protagonistin, die nicht nur Mut beweisen muss, sondern auch Vertrauen, Freundschaft, erste zarte Liebe und Intrigen und Verrat kennenlernt. Dazu kommt auch Verlust, der die Geschichte bei aller Fantastik zwischendurch sehr traurig macht, aber auch Kindern und Jugendlichen zeigt, dass der Tod zum Leben dazugehört. Alles in allem eine schöne, fesselnde Geschichte, die ich gern gelesen habe.

Bewertung vom 02.01.2024
Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen (eBook, ePUB)
Henry, Emily

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen (eBook, ePUB)


sehr gut

Nora Stephens ist Anfang dreißig, ein weiß(blond)er Hai auf dem Literaturmarkt. Als Agentin handelt sie knallhart im Auftrag ihrer AutorInnen. Bei einem Arbeitsessen mit dem Lektor Charlie Lastra geht von vornherein alles schief und die beiden trennen sich nicht gerade im Guten. Zwei Jahre später überredet Noras schwangere Schwester Libby sie, in Sunshine Falls, einer Kleinstadt, die eine gewisse Berühmtheit durch eine von Noras Autorinnen erlangt hat, Urlaub zu machen. Dort trifft sie ausgerechnet Charlie wieder, der nicht nur von da stammt, sondern auch versucht, neben seinem Job als Lektor den kleinen Buchladen seiner Mutter zu retten. Und plötzlich ist der unsympathische Lektor gar nicht mehr so unsympathisch ...

Ich kannte die Autorin nicht und bin auch eher zufällig über das Buch gestolpert, weil mich die Charaktere aus der Buchbranche interessiert haben. Es ist eine kurzweilige Lektüre, bei der die Autorin am meisten mit ihren spritzigen Dialogen zwischen den beiden Hauptpersonen punkten kann und auch zwischendrin mit ihrem Humor zum Schmunzeln bringt. Was mir so gar nicht gefallen hat, war die mangelnde Kommunikation zwischen den Schwestern, die doch angeblich so eng miteinander sind, und was so gar keinen Sinn ergab: dass Libby irgendwie überhaupt nicht mit ihrem Mann geredet hat. Natürlich war das dazu gedacht, Nora und die LeserInnen auf eine falsche Fährte zu führen, aber logisch ist es nicht. So ist das Buch ein bisschen anstrengend, ein bisschen kitschig, ein bisschen übertrieben, aber dennoch nicht unerheblich unterhaltsam. 3.5/5 Punkten.